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Sch des WWWs an MsWm. Berlin, 5. Januar. Reichskanzler Brüning hat dem Vertreter der „Oberschlesischen Volksstimme" im Hin blick auf seinen bevorstehenden Besuch in Oberschlesien folgenden Gruß an die Oberschlesier übergeben: Unsere ganze deutsche Vergangenheit lehrt uns, daß u n s e r e n a t i o n a l e K r a f t i n d e r E i n i g k e i t liegt. Nur in starkem Zusammenhalten können wir aller der Gefahren Herr werden, die uns von außen und innen drohen. Für-einander-Stehen ist deshalb auch der Leit gedanke, von dem aus die Reichsregierung sich entschlos sen hat, mit erhöhten Kräften für den gefährdeten Osten einzutreten. Ein starker wirtschaftlicher und kulturell gesicherter Osten ist zugleich ein sicheres Bollwerk für das übrige Deutschland. Die Grundlage hierfür ist in dem Qsthilfegesetz gelegt worden. Die dort gegebenen Mög lichkeiten zu prüfen und auf ihnen weiter aufzubauen, ist der Zweck der jetzigen Reise nach dem Osten Deutsch lands. Sie soll mit allen Bevölkerungskreisen zusammen führen, um in engster Fühlungnahme mit diesen und den berufenen Vertretern die Mittel und Wege durchzu- beraten, die geeignet sind, den Osten zu stärken und zu fördern' und seinen Einwohnern eine friedliche und ge sicherte Zukunft zu bereiten. Der Besuch des Ostens führt mich zu einem Zeit punkt nach Oberschlesien, der zugleich als zehnjährige Wiederkehr des Abstimmungstages ein Denkmal ist für treue deutsche Gesinnung und ihre Stärke und Wider standskraft gerade in schwerster Zeit. Die zehn Jahre, die seit der Volksabstimmung verstrichen sind, haben in der allgemeinen, auf Deutschland liegenden Not, auch für Oberschlesien keine Erleichterung, sondern sogar noch wei tere Belastung gebracht. Mit Stolz blickt deshalb das deutsche Volk auf diesen Landesteil, der sich trotz seiner Zerstückelung und seiner wirtschaftlichen Bedrängnisse den ungebeugten Lebenswillen bewahrt hat. Mit dazu beizuträgen. diesen Lebenswillen zu stärken und ihn ver trauensvoll in die Zukunft zu richten, gilt mir als be sonders wichtige Aufgabe. Ns WAW MlW M LMM MM. Paris, 5. Januar. An der französisch-italienischen Alpengrenze in der Gegend von Brianeon wurden sechs französische Touristen von einer Kamine verschüt tet. Die Hilfsmännschaften, darunter hundert Soldaten, sind an der Unglücksstelle angekommen und haben fest gestellt, daß d i e Tou r i ft e n u n tereinermi n- bestens zehn Meter dicken Schneeschicht begraben lie g e n. Die Gefahr weiterer Lawinen stürze macht die Bergungsarbeiten so gut wie unmög lich. Man hat bereits die Hoffnung aufgegeben, die Verschütteten lebend zu bergen. Im Departement Savoie in der Gegend von Peisey, nordöstlich von Moutier vermißt man vier Pariser Touristen, die am Sonnabend zur Bestei gung des Kammes aufgebrochen waren und bis Sonn tagabend nicht zurückgekehrt sind. Ausgesandte Hilfs kolonnen haben keine Spur von den Touristen finden können, da in den letzten 24 Stünden g roße Sch n e e- I a w i n e n niedergegangen sind. Man befürchtet da her, daß auch sie das Opfer einer Lawine geworden sind. Außerdem wurden noch zwei Pariser Stu denten in den Alpen von einer Lawine verschüt - let. Einer von ihnen konnte lebend geborgen werden, während der Leichnam des anderen noch nicht gefunden wurde. Die Streiklage in der englischen Web industrie. London, 5. Januar. Der Streik in der Webindu strie beschränkt sich zunächst auf die Webereien in Burn ¬ ley, die das neue W e b st u h l s y st e m einführen wollen, bei dem ein Weber etwa acht bis zehn Web stühle statt bisher nur vier zu beaufsichtigen hat. Hier streiken zunächst 5000 Mann. Die Vereinigung der Fabrikanten in Burnley hat jedoch beschlossen, die Ar beiter in allen Betrieben auszusperren, sofern bis Ende der Woche die Gewerkschaften nicht nachgegeben haben. Diese Maßnahme würde sich auf 12 OOO Mann erstrecken. Nus Mer Wett. * Ein vierjähriger Knabe springt aus deu» vierten Stick. Aus Berlin wird gemeldet: Minuten fieberhafter Spannung erlebten am Sonntag abend die Fußgänger in der Neuen Königstratze unweit des Meranderplatzes. Dort war ein vierjähriger Knabe, den seine Eltern ins Bett gelegt hatten, nachdem diese ausgegangen waren, aus seinem Bett gestiegen und hatte die Fensterscheibe eingedrückt. Vom Fensterbrett aus war er dann, ohne sich zu verletzen, auf das Blumenbrett geklettert. Die Fußgänger, die das Klirren der Scheibe gehört hatten, sahen zu ihrem Entsetzen das Kind, das vor dem Fenster im 4. Stock herumkroch. Sie riefen die Feuerwehr, die nach ein paar Minuten erschien. Mit einem schnell aus gebreiteten Sprungtuch fing sie den Knaben, der herunter sprang, auf. Der Knabe war unverletzt. * Große Getreidevorräte durch Feuer vernichtet. In dem an der Alsensr Kreisbahn gelegenen Atzerballig brach am Sonnabend abend ein Großfeuer aus, durch das ein großes Getreidelager völlig vernichtet wurde. Es sollen etwa 20 000 Zentner Getreide und für über 75 000 RM Futterstoffe verbrannt sein. Der Eefamt- schaden wird vorläufig auf rund 250 000 RM geschätzt. Infolge der gewaltigen Hitze waren dis Löscharbeiten der Feuerwehr äußerst erschwert. Als der Brand feinen Höhepunkt erreicht hatte, war es sogar dem fahrplan mäßigen Zuge unmöglich, die Brandstelle zu passieren, lieber die Entstehungsursache des Brandes ist noch nichts bekannt. * Frecher Raubübsrfall in Glewitz. Aus Gleiwitz wird gemeldet: Am Sonntag morgen gegen 6 Uhr dran gen auf der Bahnhofstraße drei maskierte Räuber in die Wohnung des Mühlenbesitzers Unger. Sie hatten Einlaß begehrt unter dem Vorwande, sie seien Krimi nalbeamte. Als ihnen geöffnet wurde, forderten sie den Wohnungsinhaber mit vorgehaltenen Pistolen aus, ihnen den Schlüssel zum Geldschrank auszuhändigen. Unger mußte diesem Verlangen nachkommen. Einer der Ban diten hielt inzwischen die Ehefrau in Schach. Aus dem Geldschrank raubten sie 1200 RM und zwei Geldbörsen mit kleineren Beträgen. Dann verschwanden sie. * Lawinen un glück im Riesengebirge. In der Seiffengrube bei Krummhübel ging am Sonn abendnachmittag eine Schneelawine nieder, durch die ei» Kutscher vom Schlesierhaus mit zwei Pferden und seinem Hörnerschlitten verschüttet wurde. Feuerwehr und Sanitätskolonnen aus Krummhübel rückten zur Unsaüstelle aus. Der Weg, der durch die Lawine ver schüttet wurde, ist seit zwei Jahren wegen Lawinenge fahr gesperrt, er wird jedoch von den örtlichen Kutschern wegen Zeitersparnis benutzt. In den späten Nachmit tagsstunden konnte der Verunglückte vom Personal der Schlesierbaude geborgen werden. Er hatte schwere Knochenbrüche erlitten und war bereits gestorben. Auch ein Pferd war tot. Der Schlitten wies schwere Beschädigungen auf. An derselben Stelle verunglückte vor zwei Jahren ebenfalls durch eine Lawine ein Hör nerschlitten mit seinen Insassen, die dabei ums Leben kamen. * Drei Todesopfer des Skisports. Wie aus Glarus (Alpen) gemeldet wird, ereignete sich im dortigen Gebiet der Glarner Alpen ein schweres Skiunglück, bei dem drei Berliner Touristen den Tod fanden. Zur Zeit befinden sich in Elm etwa 90 Berliner Touristen zum Wintersport, von denen sich 15 Personen am Freitag nachmittag zum Die große Liebe. Roman von Emmi Lewald. 34z (Nachdruck verboten.) Nachts ging er mit schweren Schritten oft vtertel- stundenlang in der Galerie und den leeren Sälen auf und ab Er wußte ganz genau, daß all die schwierigen Verhältnisse jo gar nicht daher kamen, daß an höchster Stelle etwas falsch gemacht war. Daß sie eben nur Zeit erscheinungen waren. Und wenn er in den anonym er scheinenden Flugschriften immer wieder die Idee prokla mieren hörte, daß das Volk nichl wegen der Fürsten, son dern, dje Fürsten wegen des Volkes da seien, so schüttelte er seufzend den Kops Er mit seinen strengen sittlichen Idealen hatte ja längst diesem Standpunkt nachgelebi, es war gar nicht nötig, daß immer wieder ein Untertan da unten in der lichllosen Dächermenge der Residenz, die so traumhaft von blitzenden Wintersternen überflammt war, sich bemüßigt fühlte, ihm diesen Anspruch des sogenannten Volkes er zieherisch vorzuhalten Niemand von den Richtregierenden begriff jo auch, daß im Gewissen des Regenten noch etwas anderes, sehr Starkes und sehr Berechtigtes war, das von den Ahnherren Ererbte nur so weil preiszugeben, als es unumgänglich die Gegenwart verlangte; die Pflicht, seinem Nachfolger eine Autorität zu hinterlassen, die auf der Grenze zweier Zeiten nicht leich, zu behaupten war. Er fühle sich müde und graute sich oft vor dem näch sten Tage, und als der alte Baron mit einer so umfang reichen Mappe antrai, sah der verzog seinem treuen Ver trauten seufzend entgegen „Ihre Mappe ist mir oft ganz unheimlich, lieber Baron! Ich weiß schon, was heute darin ist: die neue Broschüre mit dem ewigen Refrain: „Rechte des Volkes, Pflichten des Fürsten " Nun gut, mögen sie drucken lassen, was sie für richtig halten. Was mich an diesem Fall aber verletzt, ist der Name, der hinter dem Pseudonym steht. Sie wissen schon, jemand aus meinem Kabinett, den ich seiner schriftstellerischen Fähigkeiten wegen sehr protegierte. Und nun wendet sich die spitze Feder direkt gegen mich. Er verdiente, daß man ihn maßregelte oder in den Ruhe stand versetzte. Gewiß will man die Denkfreiheit nicht unterbinden. Die aber, die fest im persönlichen Dienst stehen und zur Dankbarkeit allen Grund hätten, sollten Wenigstens, was sie denken nicht gerade drucken lassen. Trotzdem ist eine Pensionierung bedenklich Er hat eine kranke Frau und fünf Kinder. Man würde einen Mär tyrer der Idee aus ihm machen. Und überhaupt ist ja an einem Zeitpunkt wie dem jetzigen, wo wir uns in einer Art Ruhe vor dem Sturm — der Himmel weiß, welchem Sturm! — befinden, Nachsicht weiser als jede andere Kon sequenz, die man zu ziehen zwar durchaus berechtigt wäre."' Der Herzog trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Der alte Vertraute schob seine goldene Brille unruhig hin und her. „Ehe ich in den wetteren Vortrag eiutrete, muß ich noch eine andere Angelegenheit zur Sprache bringen." ,IAun, Sie machen ein finsteres Gesicht, so, als käme nun etwas besonders Peinliches und Unerwünschtes." „Ja, Hoheit, es ist leider der Fall. Es handelt sich um ein sehr sonderbares Gerücht, das seit ein paar Stunden durch die Stadt geht, lauffeuerartig möchte ich sagen, wie das dann ja in unseren engen Verhältnissen sich abzuspielen pflegt. Dies gewiß ganz unsinnige Ge rücht betrifft den Kammerherrn von Gristede." Der Herzog strich sich plötzlich unruhig über die Brauen und lehnte sich mit verschränkten Armen in den hohen Lehnstuhl zurück. „Ein aufgegriffener Vagabund, der beim Pferdedieb stahl ertappt war, wurde heute früh im Rathaus ein geliefert, gerade in dem Augenblick, als die Herren von der Besichtigung der Museumsfresken die Freitreppe her- untertamen. Herr von Gristede, der Bürgermeister, der Intendant und derKammerherrvonLeeven. Besagter Vaga bund hat Herrn von Gristede in grotesker Weise mit der Behauptung attackiert, daß er nicht ein Herr von Gristede sei, sondern ein Maurergeselle dort unten aus Kärnten, mit dem der Pferdedieb lange Jahre hindurch auf Wander schaft und in Arbeit gewesen sein will; eine so absurde Behauptung von feiten dieses fremden Strolches, daß ja au sich jeder Hörer der Szene sofort zur Tagesordnung hätte übergehen müssen, wäre nicht —" Der Minister zögerte. „Run, wäre nicht?" drängte der Herzog, dem eine tiefe Falte zwischen den Brauen stand. „Wäre nicht," fuhr der Minister fort, „Herrn von Gristedes Verhalten dabei gewissermaßen ein etwas eigen tümliches gewesen. Statt empört sich solche Insulte zu verbitten, soll er sie wortlos hingenommen haben, als wären sie volle Wahrheit." Skisport begaben. Als sie auf einer Schneebrücke einen Bach überschreiten wollten, brach diese ein, und die ganze Gesellschaft stürzte in das Bachbett. 12 Personen konnten sich wieder herausarbeiten, wahrend zwei Damen und ein Arzt von den Schneemassen im Bachbett begraben wurden. Die gegen Abend ausgebrochene Rettungskolonne konnte die drei Leichen bergen. * Der Expreßzug Edinburg — London entgleist — etwa 508 Personen verun glückt. Der Expreßzug Edinburg—London ist am Sonnabend nördlich von Carlisle verunglückt, indem ex beim Ueberfahren einer Weiche aus dem Gleis sprang. Die Lokomotive und mehrere Wagen stürzten den Abhang am Eisenbahndamm hinunter und gruben sich tief in das Erdreich ein. Sie wurden dabei fast gänzlich zertrümmert. Die nachfolgenden Wagen stell ten sich quer über den viergleisigen Bahnkörper, während dis zwei hinter der Lokomotive laufenden Wagen auf der anderen Seite des Dammes hinunterstürzten. Ob wohl die genaue Anzahl der Menschenopfer noch nicht fcststeht, nimmt man an, daß im ganzen fünfzig Per sonen verunglückt sind. Bisher konnten drei Leichen aus den Trümmern gezogen werden. Zwölf Schwerver letzte mußten Krankenhäusern zugeführt werden. * Vom O-Zug überfahren. Auf dem Potsdamer Fernbahnhof in Berlin sprang am Sonntag abend der diensttuende Zugschaffner Robert Brümmer aus Hal- stadt so unglücklich von einem fahrenden O-Zug ab, daß er überfahren wurde. Er wurde in schwerverletztem Zu stande nach dem Elisabeth-Krankenhaus gebracht, wo er etwa eine Stunde später verstarb. * Noch ein Opfer des Lübecker Säugkingssterbens. Im Dezember ist noch eines der Kinder, die mit dem Calmettepräparat gefüttert worden waren, gestorbem Die Zahl der Opfer ist damit aus 74 gestiegen, zwei Kinder werden noch.als schwerkrank angesehen. * Hochwasser im Moselgebiet. Der Wasserstand der Mosel, der bei Trier in der Nacht zum Sonnabend auf unter 4 Meter zurückgegangen war, stieg im Laufe des Sonntags bis 18 Uhr aus 4,19 Meter. Um 17 Uhr zeigte der Pegel noch einen Wasserstand von 4,12 Meter an. Damit steigt die Mosel stündlich um 7 Zentimeter. Da auch Saarbrücken um 12 Uhr einen Wasser stand von 3,50 Meter bei stündlichem Steigen 1>er Saarum 12 Zentimeter meldete, ist mit einem weiteren Anwachsen des Hochwassers zu rechnen. Die Schiffahrt wird bei einem Wasserstand von 4,25 Meter eingestellt. Die Fährbetriebe an Mosel und Saar ruhen. Der Rheinwasserstand am Koblenzer Pegel beharrt seit Sonnabend vormittag 10 Uhr bei 4,45 Meter. Da Saar und Mosel fortdauernd steigen, ist auch hier mit einer Steigung des Wassers zu rechnen. ' Demoustratioueu gegen dm Remarque-Film in Wicm In der Nacht zum Sonntag wurde im Apollo- Kino der Filin „Im Westen nichts Neues" vor ge ladenen Gästen vorgeführt. Während der Vorführung des Films kam es vor und im Apollo-Kino zu Demon strationen von Nationalsozialisten, die am Sonnabend abend vier große Protestversammlungen gegen die Vor führung des Films veranstaltet hatten, und Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung. Während der Demonstra tionen, die bis gegen 2 Uhr morgens dauerten, ging die Polizei wiederholt mit dem Gummiknüppel, gegen einen großen Trupp von Demonstranten auch mit blanker Waffe vor. Auf beiden Seiten gab es mehrere Verletzte. Während der Demonstrationen wurde im Kino auch Sachschaden durch Einschlagen von Fenstern und Zer schlitzen von Polstersitzen angerichtet. Von den Demon stranten wurden Straßenbahnwagen angehalten und Wagenfenster sowie Schaufenster eingeschlagen. Im Ver lauf der Demonstrationen, an denen sich rund 2000 Personen beteiligten, wurden 30 Personen verhaftet, von denen 5 wegen öffentlicher Gewalttätigkeit und Sachbeschädigung dem Landesgericht eingeliefsrt wurden. „Wer har sein Verhalten als eigentümlich charakte risiert? Vermutlich Leeven, der immer ein scharfer Gegner Gristedes war." „Auch der Intendant, dem ich aus meinem Wege zum Schloß begegnete und der mich auf das Gerücht hin an sprach, das gerade vorher schon in mein Haus getragen und als barer Unsinn verlacht worden war, sagte mir, daß er sich eines sonderbaren Untergefühls nicht habe erwehr u können, als Gristede einen Augenblick nur zü dem Vaga bunden hingesehen und dann ohne Wimperzucken mit eisiger Miene seinen Weg fortgesetzt hätte, als ob nicht? geschehen sei." „Das alles sind doch allzu schwache Unterlagen für einen so schwerwiegenden Vorwurs!" sagte der Herzog. „Ich selbst habe nach mannigfachen Berührungen im Laufe eines vollen Jahrzehnts Gristedes PersöntichleO stets so loyal und unantastbar gefunden, daß ich nicht im stände bin, dies Gerücht irgendwie ernst zu nehmen. Mi< scheint es Pflicht zu sein, Gristede vor diesem Geruch! zu schützen, das draußen im Vorzimmer vom Kammer herrn von Leeven mit einer Ausführlichkeit verhandelt und breitgetrelen wird, wie das bei einigen unserer Hofherren ja bei allem, was an Skandal grenzt, leider eine unlieb same Sitte ist. Leeven fühlt sich gewissermaßen als Ex ponent dieser Gerüchte, als Herr über dies ganze plötzliche Geschehnis, da er sofort, nachdem die anderen Herren außer Sicht waren, der Quelle nachgegangen ist und den Kerl einer Ari persönlichen Verhörs unterworfen hat." „Aber das ist doch gar nicht möglich. Er hatte doch keine Befugnisse," warf der Herzog ein. „Herr von Leeven gehört zu den Menschen, die ihre Neugier zu einer Art Laster ausbilden. Er hat unter dem Vorwand, Unehrlichkeit einer Köchin polizeilich melden zu wollen, sich in die Polizeistube begeben und in leisem Ge spräch mit dem Vagabunden angeblich festgcstellt, daß dieser vorgebliche Gristede mit ihm als stellenloser Wander geselle nach Triest gekommen sei, um Arbeit zu suchen, dort aber von einem bayerischen Herrn, der seinen Diener ver loren hatte, engagiert und mit ihm auf ein Schiff ge nommen wäre, das ausgerechnet nach Griechenland fuhr. Die Verquickung der Beschuldigung mit einem Herrn aus Bayern und einem Schiff nach Griechenland ist das, was — wenn Herrn von Leeven seine Phantasie keinen Streich gespielt hat — ja allerdings etwas seltsam zu finden man nicht umhin kann." (Fortsetzung folgt.)