Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 13.12.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193312131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19331213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19331213
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-12
- Tag 1933-12-13
-
Monat
1933-12
-
Jahr
1933
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.12.1933
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
z mit der ; fran- our ge- au offen- urde. Es glich ver- rstrn Ja- gemacht, los Mobil- !«st ine Rolle lärungen es scheint und den >litik auch emokratie htsovposi- r Werkes abhängig ltnisse in rden, die Verteidi- nen. bulgari- in Bel- schon an , auch in Bahnhof tuschanoff itzt. Nach- leschritten m grotzen vischen vischen Endigung mommen, rn werde, ospäre n. Hjn- ndlungeä tenfragen richt aus- : berei - rch Nord- nnung > mehrere gelangt. )pposition ourde am Donegal ident der Sonnrag durch die rrde, fuhr mftwagen nr Hinter- e Absicht, e sah, und >e fuhren en Krast- i sie meh- hen Feld- f die An- nd wurde rm Sonn- JtachdeM nicht el- ordirland diesmal öar auf einzige nuteten, üt. lln- c Blicke Fassung gingen meiner zetader! sichmuck, wurde ' wieder fchi ver- alsch sie t. Und ^enn der ste, um ! Gesicht irgnette, rordent- le, diese man in daß die ch dieses te, nach- e> hatte, ie Stirn ori und d ste in tzte mit. chließlich gehabt, köpf mit ste sagte ; schnell z wieder Die Einweisung des Landesbischofs Friedrich Coch. Dresden, 10. Dezember. Die Landeshauptstadt stand i am zweiten Adventssonntag vollständig unter dem Zeichen der Einweisung des neuen Landesbischofs Coch, mit der die Feier des 450. Geburtstages Martin Luthers in Sachsen : verbunden war. Die öffentlichen Gebäude und viele Privat häuser hatten Flaggenschmuck angelegt. Der Tag wurde ein geleitet mit Festgottesdiensten in sämtlichen Kir- - chen der Stadt zum Gedächtnis des deutschen Reformators. ; Kurz nach 11 Uhr wurde der neue Landesbischof in feier- i sichern Zuge vom Loselpalais her zum Gottesdienst in der Frauenkirche eingeholt. Unter dem Geläut der Kirch n- I glücken, Orgel- und Posaunenklang schritt er durch ein von Hitlerjugend gebildetes Spalier zum Altarplatz. Dieser war i mir Blumen und Tannengewinden, brennenden Kerzen und Adventspyramiden festlich geschmückt. Abordnungen der SA. und der Studentenschaft waren aufmarschiert. Eine Deputation protestantischer Wendinnen aus der sächsischen ! Lausitz war in ihren malerischen Trachten erschienen. Außer der gesamten sächsischen Kirchenregierung und der Mehrzahl der sächsischen Superintendenten wohnten der Einweisungs feier u. a. bei Ministerialdirektor Dr. Jaeger, Berlin, Reichskirchenrat Hoff als Vertreter für den schwererkrank ten Reichsbischof, Reichskirchenminister Dr. Werne r. Von der sächsischen Staatsregierung waren die Minister Lenk, Dr. Hartnacke und Dr. Thierack erschienen, ferner Oberbürgermeister Zörner, Landeskomandant General Boltze, Stadtkommandant O b e r st Seifert, der Rek tor der Technischen Hochschule und ein Vertreter der Theolo gischen Fakultät der Universität Leipzig. Als Vertreter des katholischen Bischofs Legge, Bautzen, wohnte Bischof Dr. Marx, Herrnhut der Feier bei. Vertreten waren ferner die Landeskirchen Hannover, Hessen, Vaden, Nassau, Frank furt und Reutz. Hierauf nahmen Landesbischof Baye, Braunschweig, und Oberlandeskirchenrat Müller die feierliche Einseg nung des neuen sächsischen Landesbischofs vor. Reichskirchen- rat Hoff überreichte diesem im Anschluß an den feierlichen Akt folgendes Handschreiben des Reichsbischofs Müller' Lieber Bruder Coch! Unser Herr und Heiland spricht: „Nicht Ihr habt mich gewählt, sondern Ich nabe Euch er wählt, dah Ihr hingeht und Frucht bringet, und Eure Frucht bleibe!" Mit der herrlichen Wahrheit dieses Wortes grütze ich Dich, lieber Bruder und Landesbischof, zu Deiner Ein weisung in Dein hochwürdiges Amt. Ich bsdaure es auf das Lebhafteste, datz ich Dir, lieber Bruder, nicht persönlich Meine Segenswünsche mit auf den Weg geben kann; Kronk- geit verhindert mich, selbst zu kommen. So soll denn dieses Handschreiben meinen Reichsbischöflichen Segenswunsch Dir darbieten. Aber nicht nur als Träger Deines hochwürdigen Amtes grütze ich Dich, auch als alten Kämpfer für die Er- j Neuerung unseres Volkes und Vaterlandes gedenke ich Deiner in treuer Kameradschaft. Gott der Herr segne Dich und behüte Dich. Er sei Dein Schutz und Schirm, Sein j Segen komme über Dich, Dein Amt, Uber Sachsens Nebe und getreue Landeskirche. Mit herzlichen Grützen und Wünschen verbleibe ich Dein ! getreuer Bruder in Christo und Dein Dir vertrauender Reichsbischof." In seiner darauf folgenden Festansprache wies der Landesbischof darauf hin, datz dem heutigen Tage eine dreifache Bedeutung zukomme, eimal als Lulhertag, seitens als Tag seiner nunmebr erfolgten Einweisung, endlich als zweiter Adventssonntag in einem Jahre der i Erneuerung unseres Staates und Volkes. Als am 10. No vember die Feier des Geburtstages des Reformators wegen «es grotzen Tages der Nation am 12. November verschoben werden mutzte, habe man sich entschlossen, die Lutherfeier Ms den heutigen Tag anzusetzen zur Erinnerung an den Tag, da Luther am 10. Dezember 1520 in Wittenberg die päpstliche Bannbulle verbrannte und damit entschlossen »nd verantwortungsbewutzt den Weg der Reformation be trat. Aber nicht nur „zurück zu Luther" dürfe cs heißen, Indern im Geiste Luthers weiter vorwärts! Alles Un- deutsche und Wesensfremde müsse auch in er Theologie Überwunden werden. Mit abermaligem Eemeindegesang „Das Wort sie sollen wssen stahn" mit Orgel- und Posaunenbegleitung und der «chlußliturgie endete die eindrucksvolle Einweisungsfeier. WerlMBiW liiis iW RemM. Dresden, 10. Dezember. Im Anschluh an den Ein weisungsgottesdienst in der Frauenkirche fand auf dem Neu markt vor dem mit Taunengrün reich geschmückten Luther denkmal eine öffentliche Kundgebung zum Ge denken an den grotzen deutschen Reformator statt. Auf dem Platze hatten sich autzer einer riesigen Menschenmenge eine Ehrenabordnung vom CVJM. Chemnitz, ein Ehrensturm der SA., eine Studentenabordnung sowie Vertreterinnen des Wendenvereins Czorneboh eingefunden. Auf einer vor der Frauenkirche errichteten mit den Farben und Symbolen der nationalen Erhebung ausgeschmückten Tribüne hatten zahlreiche Ehrengäste Platz genommen. Nach dem gemein samen Gesang „Ein feste Burg ist unser Gott" überbrachte Reichskirchenrat Hoff die Grütze und Wünsche des Reichs bischofs Müller und wies in einer kurzen Ansprache auf die hohe Bedeutung des heutigen Tages für die sächsische ev.- luth. Landeskirche hin. Landesbischof Coch richtete den Appell an alle Volks genossen, unter der Führung Adolf Hitlers weiter zu kämp fen zum Segen und zum Heil des deutschen Volkes. Die Feierstunde, die von musikalischen Darbietungen einer Reichswehrkapelle umrahmt war, schloß mit dem ge meinsamen Gesang des Deutschland- und Horst-Wessel- Liedes. Am Sonntag nachmittag wurde in der Frauenkirche eine Lutherfeststunde abgehaiten, in der Oberkirchenrat Dr. Polster und Pfarrer Bodenstein über das Thema „Evan gelische Jugend als Kampfschar" sprachen. Mit dem Schluß wort des Oberlandeskirchenrats Adolf Müller zum Liede „Nun jauchzet all ihr Frommen" fand die Lutherfeier ihr Ende. Grutzwort des Landesbischofs an die Gemeinden. Dresden, 10. Dezember. Aus Anlaß seiner heutigen Einweisung hat Landesbischof Coch an die sächsi schen Kirchgemeinden ein bvn allen Kanzeln des Landes verlesenes Grußwort gerichtet, in dem er die Bitte nus spricht, seiner vor Gottes Angesicht zu gedenken um der großen heiligen Sache und uni der Kirche willen, die fest auf dem Bekenntnis zu Jesus Christus gegründet bleiben solle, ebenso fest aber auch in das Dritte Reich eingebaut werden müsse. Groß und schwer sei die gestellte' Auf gabe. Sie sei nur zu lösen bei einmütigem Zusammenstehen. Niemand könne unser Volkstnm und den angestammten Glauben rauben. Darum gehörten Luther und Hitler zu sammen wie Christen nnd Nationalsozialisten. Es kommt heute wie in Zukunft, so heißt es zum Schluß, nicht so so sehr auf meine Person als vielmehr darauf an, daß der 10. Dezember 1933 in unserem Sachsenlande, dem Mutterlande der Reformation, ein neuer Anfang ist: Das alte Evangelium soll unserem Volke endlich wieder so gepredigt werden, wie es seiner Art, seinem Gemüt, seiner Aufnahmefähigkeit nnd seiner Ausdrncksweise entspricht. Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern nicht nur in der tapferen Abwehr innerer und äußerer Gefahren, nicht nur im Kamps gegen soviele Feinde im eigenen Lande und im Ausland, sondern wir wollen einig werden, sein und bleiben auch im Glauben. Mit Luther und Hitler für Glauben und Volkstum! Unruhiger Sonntag in Wien. Wien, 10. Dezember. Wien hat einen sehr unruhigen Sonntag verlebt. Abgesehen von mehreren Papierböller explosionen, kam es in der Nähe des Westbahnhofes und im Arbeiterbezirk Favoriten zu größeren Kundgebungen und Zusammenstößen mit der Wache, bei denen angeblich eine Person schwer verletzt wurde. Die öffentlichen Gebäude stan den unter besonderem Schutz. Die Universität war von einer Schwadron berittener Wache umgeben, da die Stu denten dort angeblich anläßlich der Freilassung von Kom militonen aus dem Konzentrationslager Wöllersdorf eine Kundgebung planten. Auch die Ringstraße wurde zeit weise von berittener Wache abgeriegelt. Wien, 10. Dezember. Nachdem am Sonnabendabend eine Fernsprechzelle durch Lie Explosion eines Papierböllers zerstört war, sind in der Nacht zum Sonntag zwei Fern sprecherstellen «»gezündet und durch den Brand beschädigt worden. In einem anderen Wiener Eemeindebezirk explo dierte ein Sprengkörper, wodurch zwei Werkhütten be schädigt wurden. Prinz Bernhard von Sachsen-Meiningen nach Italien geflüchtet. Wien, 10. Dezember. Prinz und Prinzessin Bernhard von Sachsen-Meiningen sind von Schloß Pitzelstetten bei Klagenfurt nach Italien geflüchtet. Prinz Bernhard war wegen nationalsozialistischer Betätigung Zu einer Arresi- strafe von sechs Wochen verurteilt worden, die er abgebüßt hat. Nach Abbüßung der Strafe sollte er ins Konzentra tionslager Wöllersdorf überführt werden, wurde aber zu nächst auf sein Schloß, das unter Bewachung stand, entlas sen. Auf Einwirken der deutschen Gesandtschaft hin wurde ihm zweimal, wie halbamtlich mitgeteilt wird, zur Ordnung seiner Privatangelegenheiten ein Aufschub der lleberführung zugebilligt. MWWszHM übel Wz Wien. Niederkämpfung des Linksputsches. Madrid, 10. Dezember. Wenn auch im allgemeinen die anarchosyndikalistische Aufstandsbewegung als nieder geschlagen betrachtet werden kann, so hat sich die Regie rung doch gezwungen gesehen, den bereits seit einigen Tagen verhängte» Alarmzustand zum Belagungszustand zu verschärfe». Die Regierung ließ erklären, daß sie an gesichts der unruhigen Lage mehr denn je entschlossen sei, auf ihrem Posten zu bleiben. Man erwartet jedoch, daß sie bereits am nächsten Dienstag zurücktreten wird, um rasch einer neuen Regierung, die den neuen Mehrheits verhältnissen in den Cortes entspricht, Platz zu machen. Aus aller Welt. * Reichsminister Röhm an Grippe erkrankt. Die Oberste SA.-Führung teilt mit: Der hef des Stabes der SA., Ernst Röhm, ist an Grippe erkrankt und hat sich in häusliche Pflege begeben. Infolge dieser Erkrankung ist er außer stande, in der nächsten Zeit dienstlichen und privaten Einla dungen, auch solchen, die er bereits angenommen hat, Folge zu leisten. * Vier SS.-Leutc bei einem Autounglück schwer ver letzt. Aus Lübeck wird gemeldet: Am Sonntag vormittag fuhr ein Auto, das mit fünf der SS. angshörenden Land wirten besetzt war, kurz vor Eckhorst im Nebel in ein Last auto hinein. Vier Insassen mußten schwerverletzi dem Krankenhaus zugefllhrt werden. Der fünfte Insasse kam mit leichteren Verletzungen davon. Das Auto ist vollständig zertrümmert. * Verunglückte Fußballmannschaft. Am Sonntagnach- mitags wurde ein Lastkraftwagen mit Fußballspielern des Weinheimer Fußballvereins 1909 in Heidelberg bei der Rückfahrt von einem Spiel in Sandhausen van einem Zug der Oberrheinischen Eisenbahn erfaßt. Die auf dem An hänger sitzenden Sportler wurden auf die Straße geschleu dert. Acht Personen mutzten einem Krankenhaus in Heidelberg zugeführt werden. Die übrigen Verunglückten hatten mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitten, doch besteht bei keinem von ihnen Lebensgefahr. * Verschärfung der Eisverhältnisse im Rhein- und Moselgebiet. Die Eisverhültnisse auf den mittelrheinischen Flüssen haben sich infolge der langen Kälteperiode wesent lich verschärft. Die Temperaturen in den rheinischen Rebenbergen bewegen sich zwischen 12 und 14 Grad unter ! Null. Im vorderen Taunus und in vereinzelten Wester- ' waldegebieten sind 16 und mehr Grad an der Tagesordnung. Das Eistreiben dauert unvermindert an. Der Frost hat nunmehr auch große Teile der Nahe und der Lahn xuge- deckt. Das Moseltal hat sich bei Trier durch den starken Zutrieb von Saar und Sauer häufig versetzt Am Sonn tagabend rissen Eisberge unter gewaltigem Krachen die feste Eisdecke auf, um dann aber stromauf auf stärkere Hindernisse zu stoßen. Auf dem Rhein bedeckt das Schollen eis den größten Teil des Wasserspiegels. In Koblenz er wägt man bei Fortdauer der Kälte das Einfahren der Schiffsbrücke in den Sicherheitshafen. Die Rheinschiffahrt wird bei anhaltendem Treibeis eingestellt werden müssen. * Das Ehepaar Lindbergh in Manaos gelandet. Das Ehepaar Lindbergh ist nach schwierigem Flug um 20.30 Uhr (MEZ.) in Manaos glatt gelandet. Infolge des Regens war Lindbergh ein Kursirrtum unterlaufen, so datz sich seine Ankunft um zwei Stunden verzögerte. Roman von E. Marquardsen-Kamphövener. 5s «Nachdruck verboten.) Nach einer Weile sagte Marieliese: „Du, Krullchen, ich gehe nachher in die Stadt Sage der Herzogin, man hätte mich von der Universität aus rufen lassen. Sie ver steht ja nichts davon und wird es glauben. Mir ist ein gefallen, ich will den Pagen Albert, von dem ich dir schon erzählte, weißt du, anrufen, daß er mich um fünf Uhr nach Schluß trifft. Der ist so schlau, der weiß vielleicht eine Stelle, die für mich gut wäre. Und dann will ich die Blumen zur Bahn bringen, für die Gärtnersleute. Die Nehme ich dann gleich mit. Du weißt, ich will's für Aloidli besorgen Also wenn's später werden sollte, sorge dich nicht. Und für die Herzogin finde eine Ausrede, ste glaubt dir doch alles, weil's ihr im Grunde gleich ist, wo ich bin. Ich zieh' dann das dunkle Reisekleid an mit dem schwarzen Hut, da falle ich nicht so auf am Bahnhof. Könnte man nicht die Blumen in meinen kleinen, flachen Neisekoffer tun? Ich hab's nicht gerade gern, mit einem Karton zu gehen." „Schande genug", begann Krullchen. Aber Liesa lachte leise, um niemanden zu stören und sagte: „Ach, Krullchen, schimpf' doch nicht immer! Du weiß, doch, es macht mir Spaß. Also es bleibt dabei. Ich geh' dann jetzt, mich ein bißchen hinter ein Buch setzen im Garten, und du siehst nach, ob mein dunkles Kleid in Ord- Nun ist, ja, geliebtes Krullchen? Servus." Schnell war ste davon, gefolgt von dem liebenden Blick zweier Augen. Dann hatte Marieliese eine Stunde der Beschaulichkeit unter einem Baume, der eben gerade ein Wenig Sonne vurchlietz. Diese ruhige Stunde sollte ihr noch lange im Gedächtnis bleiben, denn es war für lange Zei, ihre letzte Gegen fünf Uhr brachte sie ihren Koffer zur Gärtnerei, um die Blumen darin verstauen zu lassen, was mit größter Sorgfalt geschah, dann folgte noch eine ärztliche Visite bei der Verletzten. Nachdem ste die verschiedenen Papiere Sum Einlaß in den Bahnhof an sich genommen hatte, kleidete ste sich um und verwandelte sich in eine sehr ernste, schicke, besonders schlanke, junge Dame, deren Goldhelm testlos unter schwarzem, weichem Filz verschwand Schlanke Beine, dunkelgrau bekleidet, eilten daun hastig den Gartenweg hinunter. Noch ein Umwenden nach Krullchen hin, dann stand ste auf der Straße mit ihrem Blumenkoffer, darin wohlverwahrt ein kleines Hand täschchen, das geschwollen war von vielen AuZweis- papicren, nebst einem Paß, lautend auf „Menstem", den sie sich in einer plötzlichen Eingebung der größten Sicher heit halber noch eingesteckt hatte. Drittes Kapitel. ' Die Straßenbahn brachte Marieliese schnell nach dem Stadtinnern, wo sie sich in einem kleinen Cafo niederließ, um dem Pagen Albert zu telephonieren. Es dauerte eine Weile, bis man den jungen Grünrock ans Telephon kommen ließ, und dann hörte Marieliese eine Stimme. „Hallo, hier Albert Senger. Eine Schlvester habe ich nicht. Wer ruft?" „Hier Stein, ich mußte doch etwas sagen, Albert, da mit man Sie überhaupt kommen ließ. Es ist doch nur eine Idee von mir, Albert, daß Sie vielleicht helfen können. Wollen Sie, bitte, nach Schluß hierher ins CafK zur Linde kommen? Ich warte auf Sie." „Ich komme. Ich lasse mir früher Urlaub geben wegen der Schwester und bin in einer Viertelstunde dort." Schon war angehängt. Marieliese lächelte ein wenig, als sie sich überlegte, was wohl aus diesem Pagen Albert einmal werden könnte. Er war so voll Ehrgeiz, datz er nichts um sich herum sah, das sonst Jungens seines Alters reizte. Komisch, datz er immer zu ihr so respektvoll gewesen war, trotzdem sonst alle sie schlecht behandelt hatten. Danach zog Marieliese ein mitgebrachtes Buch hervor nnd begann zn lesen, während sie langsam ihren Kaffee austrank. Sie war so vertieft, datz sie erschrak, als sie angesprochen wurde. „Da bin ich, Fräulein Stein", sagte die ruhige Knabenstimme. „Servus, Albert! Wie nett von Ihnen. Wissen Sie, ich wollte Sie fragen, ob Sie mir nicht zu einer Stelle verhelfen können. Mit einem — weiblichen Chef. Sie wissen doch so gut Bescheid " Der Page lächelte, und dabei bemerkte Marieliese, daß er ein müdes Kindergesicht hatte, was ihr bisher noch nicht aufgefallen war. „Das mit denr Chef, das wird Ihnen immer passieren, Fräulein Stein; da haben Sie recht. Ich will hernmhören. Verreisen Sie?" Er tat einen Blick auf den Koffer. „Wünschen der Herr?" fragte eine leiernde Kellner» stimme. „Tanke, nein", sagte der Page Albert voll Scheu. „Aber, bitte, Albert", sagte Marieliese, „suchen Sie sich doch aus, was Sie möchten. Sie machen mir Freude damit." Alben dachte an das Kuvert mit Geld, das er vorhin ül--rgeben hatte, nicht ahnend, daß besten Inhalt für «in» törichte Fran hingegeben war, und machte stch darum kein Gewissen daraus, mit leuchtenden Kinderaugen »u sagen, „Wenn ich darf, dann Schokolade!" „Kellner, eine Portion Schokolade mit Sahne and Kuchen dazu, aber reichlich", bestellte ste und überrechnet« dabei, daß sie dann gerade noch genug Geld haben werde für ihre Heimfahrt. Aber das machte nichts; der Junge sollte stch mal satt essen dürfen. Sie hatte übrigens ge dacht, er werde stch Bier bestellen. Komisch, man irrt sich doch so leicht bei diesen arbeitenden Kindern. „Nein, lch verreise nicht", sagte sie auf Alberts letzte Frage; „ich habe hier Blumen, die will ich nach dem Bahn- Hof bringen " „Gleich einen ganzen Koffer voll?" fragte Albert, der glaubte, die Blumenspenden wären für einen abreisenden Freund bestimmt. Marieliese lachte und fand, daß man sich mit dem Pagen Albert ebensogut unterhalten konnte wie mit einem Erwachsenen, wobei man sich außerdem noch ganz sicher fühlte. „Den Koffer habe ich nur mitgenommen, weil ich so ungern einen Karton trage; ein Gefallen für die Gärtners leute, bei denen ich wohne. Tie Tochter hatte sich verletzt, verstehen Sie. Die Blumen sind für einen Salonwagen bestimmt." „Salonwagen?" fragte Albert mit geweiteten Augen. „Ja, Salonwagen. Passen Sie auf, hier habe ich die Zettel ... da steht der Name . . . sehen Sie? Mac Jnthre." Der Page nahm di« verschiedenen Zettel, die das Betreten der Gleis« erlaubten, und sprach mit zu sammengezogenen Augenbrauen den Namen leise vor sich hin. Plötzlich stieß er einen Ruf aus, datz Marieliese ganz erschreckt »usamwenkuhr, und sagte mit erregter Stimme: „Aber vaS ist so ." .. (Fonsetzunft folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)