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Ottendorfer Zeitung : 22.11.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193311220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19331122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19331122
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-11
- Tag 1933-11-22
-
Monat
1933-11
-
Jahr
1933
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.11.1933
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bittet, tssagen Zroßen gegen- Kemp- m zwei Ange- nittags erlassen r über »er An geführt n Hilse rarüber ruf der leich er ffchnitt- nd ein gab ge rn nicht it Ditt- m Hilse rwidert der Be- n sprach fe hatte ^meldet, t. Ditt- rgt, daß ,er vom ruf Er- Erothe Vorhalt 7. Marz auf der st Tage i. Zeugen vor und ibe, Po- abt, den >er Ver- ese Auf- daraüf, rute mit Brand auch die n ann. Zeugen Zeugen ter dem beabüch- zugeben, d s vor- Krimi- ie eriten len sind, stellte er Büro >r kenne wird die daß bis erfolgen andlung »Uhr, in mch dem Burg »t Bundes hertages> Zerlin se' "reudiges igelischen rminister :t: „Für dienen - nach der beutst Ziel ge- arach de/ als Lhr'- Volk ie em Worl ert habe- Luthes iem drei' hrer und DeuM aus Än° s Welk-s ther de» r Ratio" isch orsihend» ähren- die >d unsere auf den; versiratS' »s Evo"' ation del ller neuerunn in de- Herrn cheit de Gesetzgebung und Verwaltung wäre vom Uebel, wenn nicht die Einheit im Glauben an das Evangelium das Entschei dende ist. Von symbolischer Kraft und Bedeutung sei es, daß das erste Jahr im neuen Deutschland ein Lutherjahr sei. Der Redner wünschte, das Symbol mutzte verwirklicht werden, unter einem grotzen Führer habe man be gonnen, abzuschütteln und zu überwinden, was an öst lichen und westlichen Einflüssen sich bei uns eingeschlichen hatte. Die musikalische Umrahmung der Feier bestritten der Staats- und Domchor der Staatlichen Akchademie für Kir chen- und Schulmusik sowie verschiedene Kirchenchöre unter der Leitung von Professor Alfred Sittard. Den Schluß des Festaktes bildete der feierliche Gesang des lutherischen Trutz liedes: „Ein' feste Burg ist unser Gott". D« MWWW »«gell «li WijMd- MWMM. Berlin, 19. November. Berlin stand am Sonntag völlig unter dem Zeichen der Hitlerjugend, die mit der Nagelung der Hitlerjugendwappenschilde für die Winter hilfe mit der Tat eintrat. Durch jeden Nagel flossen der Winterhilfe 5 Pfennige zu. Bon der Bevölkerung wurde diese großzügige Aktion mit Begeisterung unterstützt, und schon nm frühen Morgen setzte überall rege Tätigkeit ein. Am Platz vor dem Reichstag und vor dem Branden burger Tor erschienen zahlreiche Regierungsmit glieder, um hier die Nagelung vörzunehmen. Am Brandenburger Tor hielt der Reichssportführer von Tschammer und Osten eine kurze Ansprache, in der er darauf hinwies, daß die Idee der Nagelung den Sozia lismus der Tat verkörpere. Nach Graf Luckner, der ebenfalls von allen begeistert begrüßt wurde, erschien Reichsminister Dr. Goebbels und nahm unter dem Jubel der Bevölkerung die Nagelung vor. Inzwischen hatte sich eine Abteilung des Unterbannes West in die Vorhalle des Reichspräsidentenpalais begeben, wo auch der Reichspräsident seinen Willen zeigte, mit der Jugend gegen Hunger und Kälte zu kämpfen. MWdW des WWm MM E«Ms. Berlin, 19. November. Den Höhepunkt der Berliner Veranstaltungen des gesamten deutschen graphischen Ge werbes,, zu denen Verbandsteilnehmer, hauptsächlich Ju gendliche, aus allen Teilen des Reiches erschienen waren, bildete eine am Sonntag vormittag in den Ausstellungs hallen veranstaltete mit musikalischen Darbietungen um rahmte Riesenkundgebung. Nach dem Empfang der ein zelnen Abordnungen, dem Einmarsch der graphischen Ju gend, die größtenteils im Arbeitsanzug erschienen war, und dem Einmarsch der Fahnen, nahm der Stellvertreter der Deutschen Arbeitsfront und Leiter des Organisationsamtes der Deutschen Arbeitsfront, Pg. SeIzner, das Wort. Er wies eingangs auf den in kurzer Zeit sich vollzogenen ge waltigen Gesinnungswechsel in Deutschland hin. Ein jeder solle freudig an der Neugestaltung Mitarbeiten und jeden Tag nur den einen Gedanken entwickeln, wie er die Regie rung, diedieArbeitermassenausdemKlasjen- niveau herausheben und in den Mittelpunkt des Lebens stellen wolle, sein Vertrauen entgegenbringen könne. Dpr Nationalsozialismus sei ernsthaft bemüht, alle noch trennenden Gedanken bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu beseitigen. Er wolle alles tun, um unseren Nachkomme,, eine bessere Zukunft zu schaffen, weil er uneigennützig denke. Die Riesenarbeit und die ungeheure Zähigkeit des Führers, sowie der. fanatische Glaube an die absolute Einigkeit der Masten hätten geholfen, den bisher erreichten Zustand zu schaffen. Vor uns liege Neuland, neues Hoffen, neue Zu kunft. Es gelte, dafür zu sorgen, daß der deutsche Arbeiter zum Typ des Leistungsaristokraten werde. An zehntausen den von Beispielen sehe die Welt die Diszipliniertheit und Einigkeit des deutschen Volkes. Sie erkenne, daß Deutschland wieder achtungswürdig sei, weil es sich selber achte und so eine Macht darstelle, denn ohne Macht gäbe es in der Welt kein Recht. Wenn Deutschland mächtig sei, werde es bünd nisfähig werden, nnd diese Fähigkeit auf dem Boden der Gleichberechtigung werde uns an den Platz in der Welt stellen, auf den wir wie in Vergangenheit und Gegenwart auch in Zukunft Anspruch hätten. Verbandsleiter Pg. Coler sprach über organisatorische Fragen und teilte mit, daß der Verband etwa 220 000 Mit glieder umfasse. Verbandsgeschäftsführer Pg. Gebauer führte abschließend aus, derkommendeWirtschafts- führerdes Dritten Reiches solle Herr im Hause sein, aber auch die Verantwortung für die Beleg schaft des ganzen Betriebes tragen. Wer sein Heil in der Internationale suche, stelle sich bewußt außerhalb der deutschen Volksgemeinschaft. In wirtschaft liche und politische Belange habe nur jemand hineinzureden, der deutsch fühle, denke und handele. Nür den National sozialismus sei das Volk das Primäre, die Wirtschaft das Sekundäre. Sozialpolitik treiben sei kein Mitleid, sondern höchste Staatspolitik. Wer sie treibe, sei der Klügste auf der Welt. Unternehmer und Wirtschaftsführer sei nicht der, der eine Fabrik besitze und Produktionsmittel verwalte, sondern jeder, der zum Wohle des deutschen Volkes mithelfe. Die Kundgebung klang nach dem Deutschland- und dem Horst-Wesfel-Lied in einem dreifachen Siegheil auf den Führer aus. , MWg siil die MW Miissmt. Berlin, 20. November. Das Presseamt der Deutschen Arbeitsfront teilt folgende Anordnung des Führers der Deutschen Arbeitsfront mit: Für die Mitglieder der Deutschen Ar beitsfront wird ein Festanzug geschaffen, der von ihnen bei allen Veranstaltungen der Deutschen Arbeitsfront getragen wird, ebenso ein Abzeichen, das immer zu tragen ist. Der Festanzug ist von dunkelblauer Farbe und besteht aus einem zweireihigen Rock und langer Hose, dazu eine blaue Tellermütze in der Form der Schirm mütze der alten Armee, in der sich an Stelle der Kokarde das gestickte Abzeichen der Deutschen Arbeitsfront befindet. Das Abzeichen besteht aus einer runden Plakette, ein Zahn rad darstellend, in dem sich das Hakenkreuz befindet. Zu-dem Anzug wird ein weißes Oberhemd und Kra gen mit schwarzem Binder getragen. Schwarze Schuhe ver vollständigen den Anzug. Der Festanzug kann von dem Schneidergewerbe ange- sertigt werden nach Maßgabe der Vorschriften der Reichs zeugmeisterei. Wie es in einer weiteren Anordnung heißt, soll dieses Ehrenkleid den schaffenden deutschen Menschen ohne Unter schied des Standes als Mitglied der deutschen Volksgemein- fchaft kennzeichnen und damit seine Stellung als vollwer tiges Glied der Gesellschaft festlegen. SÄ. und Sammeltätigkeit. Ein Erlaß des Stabschefs Röhm. Berlin, 18. November. Stabschef Röhm, der schon sowohl zu verschiedenen verstimmenden Zeiterscheinungen Stellung genommen hat und damit der Volksmehrheit aus dem Herzen gesprochen hat, hat das NSK. gegen SA.-Dienst- anzuges herausgegeben. Er betont darin, daß das Sammeln von Geld sowie das Werben für alle möglichen Schrif ten und sonstigen Erzeugnisse bei allen Gelegenheiten und an allen Orten einen oft unerträglichen Umfang angenom men habe und manchmal zu einer wahren Landplage ge worden sei. Es gehe auf die Dauer nicht an, daß das Publikum auf der Straße, in Gaststätten, Theatern oder an sonstigen Stätten, wo es Erholung und Ablenkung suche, immer wie der durch sammelnde oder verkaufende SA.-Männer unter moralischen Druck gesetzt werde. Abgesehen davon, daß dar unter die Beliebtheit der SA. im Volke leide, untergrabe diese Verquickung von SA.-Zugehörigkeit mit geschäftlichen Angelegenheiten das Ansehen der SA. in der Oeffentlich- keit und schädige in jeder Beziehung ihren Geist. Stabschef Röhm verbietet daher allen ihm unter stellten Einheiten grundsätzlich ein- für allemal: 1. Jeg liche Sammeltätigkeit im Dienstanzug — gleichviel zu welchem Zweck und auf welche Veranlassung hin sie erfolgt. 2. Jede Werbung für Zeitungen und Zeitschriften, Bücher oder industrielle Erzeug- Inisse sowie deren Verlauf im Dienstanzug. 3. Die Aus - Istellung von dienstlichen Ausweisen für Sammel-, Werbe- oder Verkaufszwecke. 4 Jegliche Abgabe von Gutachten oder Empfehlungen für irgendwelche literarischen oder industriellen Erzeugnisse. Gerüchte um eine Zusammenziehung des amerikanischen Ostasien-Geschwaders in Wladiwostok. Tokio, 20. November. In Zusammenhang mit der Auf nahme diplomatischer Beziehungen zwischen Rußland und Amerika sind in Charbin Gerüchte aufgetaucht, daß das im Fernen Osten stationierte Geschwader der Vereinigten Staa ten von Nordamerika zum Schutze des amerikanischen Han dels nach Wladiwostok fahren wurde. Andere Gerüchte be sagen, daß Rußland den Vereinigten Staaten die Erschlie ßung Nordsachalins angeboten habe. Der Sprecher des japanischen Auswärtigen Amtes, der zu diesen Gerüchten Stellung nahm, erklärte, daß der für Washington vorgesehene sowjetrussifche Botschafter Troja- nowski ein zu guter Kenner Japans sei, als daß er eine solche Entwicklung zulassen werde. Er würde es zu verhin dern wissen, daß die Gerüchte über eine Konzentration amerikanischer Kriegsschiffe in Wladiwostok und über den Verkauf Nordsachalins an Amerika wahr würden. Troja- nowski ist bekanntlich mehrere Jahre sowjetrussischer Bot schafter in Tokio gewesen. Aus aller Wett. * Der Führer auf dem Obersalzberg. Nachdem lange Wochen anstrengender Fahrten durch alle Gaue Deutschlands mit dem gewaltigen Sieg des 12. November abgeschlossen sind, hat sich Reichskanzler Adolf Hitler nach Berchtesgaden begeben, um — wie schon so oft nach entscheidenden Ereig nissen — mit seiner engsten Begleitung einige Tage auf dem Obersalzberg in stiller Zurückgezogenheit zu verbringen. * Schweres Autounglück bei Köln. Nach der schrecklichen Verkehrskatastrophe auf der Köln-Bonner Autobahn am Freitagmorgen, die drei Menschenleben forderte, ist am Sonntagabend wiederum ein schweres Autounglück aus dieser eigens für den Kraftverkehr gebauten Straße zu verzeichnen. Im Bezirk Wesseling raste ein mit vier Personen besetztes Personenauto auf einen wegen einer Reifenpanne am Straßenrande haltenden Lastkraftwagen mit Anhänger. Der Führer des Personenwagens, ein Posthelfer Peter aus Köln-Mitte, wurde nur leicht verletzt. Seiner neben ihm sitzenden Frau wurde durch den furcht baren Anprall der Schädel zertrümmert. Sie war aus der Stelle tot. Die Schwiegereltern des Peter, die im Innern des Wagens saßen, erlitten lebensgefährliche Ver letzungen. * Ein Auto fährt in eine radfahrende SA.-Eruppe. — Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Aus Köln wird gemeldet: Ein Personenkraftwagen fuhr am Sonnabend abend in Dellbrllck in eine Gruppe von 50 radfahrenden SA.-Män- nern. Ein SA.-Mann wurde auf der Stelle getötet, zwei wurden lebensgefährlich verletzt. * 281 rheinische Gemeinden frei von Arbeitslosen Nach einer Sondererhebung der rheinischen Arbeitsämter waren Anfang November im Bezirk des Landesarbeits amtes Rheinland 281 Gemeinden frei von Arbeitslosen. " Betrunkene gefährden einen D-Zng. Der D-Zug Am sterdam lief gestern früh mit einstündiger Verspätung in der Reichshauptstadt ein. Die Verspätung ist auf einen Un fall zurückzuführen, der sich in der Nacht kurz vor Osna brück ereignet hatte. Dort war auf einer Bahnüberführung ein Personenkraftwagen mitten auf dem Gleis stehen geblieben. Der Zug fuhr mit voller Geschwindigkeit gegen das Auto und konnte erst 300 Meter weiter zum Halten ge bracht werden. Der Wagen wurde zertrümmert. Seine beiden Insassen wurden unverletzt, aber völlig betrunken einige Meter vom Bahndamm entfernt in einem Graben aufgefunden und festgenommen. * Explosion in Chesterfield. — 15 Tote. In einem Kohlenbergwerk in der Nähe von Chesterfield ereignete sich plötzlich eine heftige Explosion. 18 Bergleute wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Trotz fieberhafter Nettungsarbeiten konnten nur drei lebend geborgen wer den. Die anderen 15 fanden den Tod. * Zugentgleisung in Spanien. — Zwei Tote, 50 Ver letzte. In der Nähe von Vigo entgleiste aus bisher unbe kannten Gründen am Freitag ein elektrischer Zug, wobei zwei Personen getötet nnd 50 verletzt wurden. 30s «Nachdruck verboten.» Otto wandte sich, den Arm auf die Rückenlehne eines Stuhles gestützt. Er lachte. „Wollen Sie auch hier pro fitieren, Graf? Das ist eine fabelhafte Partie, kann ich Ihnen sagen." „Pfui, Sie sind höhnisch, Herr von Marbach." Eine Dame wandte den welligen Kopf zurück. Es sah einen Augenblick aus, als wollte sie ihn an seine Brust legen. „Nein, ich möchte Sie für einige Minuten Ihren Gästen entziehen. Es wird nicht lange dauern." „Ich gebe", sagte Guido laut, die Stimme des andern übertönend. Seine schmalen Hände ordneten an dem Blatt. Er erschien atemlos, mit hastigen Bewegungen, wie ein leidenschaftlicher Spieler. Otto richtete sich vollends auf. „Aber selbstverständ lich, gern. Gehen wir vielleicht hinauf in den kleinen Salon. Sie dürfen nur nicht zu große Ansprüche an mich stellen. Ich bin heute — na sagen wir — wie verzaubert." Er schritt voraus. Der erste Stock war still und leer. Die ganze festliche Atmosphäre blieb zurück. In dem kühlen, roten Salon brannte nur die kleine Pergament lampe wie immer. Einige leichte Möbel fehlten, die man unten gebraucht hatte. Es war ein ganz vergessener Wohnraum. Eine nervöse Stimmung kam auf. Otto redete. „Es ist recht ungemütlich hier. Wir hätten sonst auch in mein Zimmer gehen können." Er schob seinem Gast Zigaretten und Feuer zu und wartete unruhig, mit gesenktem Kopf, die volle Unterlippe zwischen die Zähne gezogen. „Es ist das beste, ich falle gleich mit der Tür ins Haus:" Er zögerte wieder sekundenlang. Es erschien fast ünmöglich, alles in eine Form zu bringen, die Situation abenteuerlich und lastend. Drüben im sanften Licht der Lampe stand ein Gesicht, das er sich durch viele Stunden immer wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, mit einem fremden, quälenden Empfinden. Auf seiner Brust be wegte sich beim Atmen ein weißes, mit offenen Schrift zügen bedecktes Blatt. Er preßte die Knöchel der braunen Faust in die Innenfläche der anderen Hand „Ich muß eine Frage vorausschicken, Herr von Marbach. Sie denken daran, das in Ihrem Besitz befindliche alte Bergwerk wieder in Betrieb zu setzen Ich meine nur, es interessiert Sie alles, was damit zusammenhängt." Otto witterte auf einmal etwas Peinliches, eine Un annehmlichkeit Es kam vielleicht aus der kalten Art des anderen, zu sprechen Er konnte nicht sagen warum, aber er war erschrocken und mißtrauisch. „Ja", antwortete er langsam, sich etwas aufrichtend. „Wer hat das gesagt?" „Ich glaube, die gnädige Frau hat es einmal erwähnt. Ich habe es auch von anderer Seite gehört. Es ist ja Tradition der Besitzer von Niederan geworden, Hoff nungen dareinzusetzen. Leider sind sie bis jetzt immer ent täuscht worden. Der Gedanke, daraus wieder Gewinn zu ziehen, hat in meiner Familie durch Generationen gelebt. Ich weiß, daß zwischen meinen Eltern auch manchmal die Rede davon war. Für Ihren Herrn Vater und Sie war die Sache dadurch noch erschwert, daß Ihnen jede Quelle, die Halbwegs hätte Aufschluß geben können, gefehlt hat. Mein Vater hat damals beim Verkauf mit einigen anderen Papieren ein Dokument mitgenommen, das seit langem in der Niederaner Bibliothek aufbewahrt war. Es be handelt die Anlage des Werkes und läßt auf Grund von leicht übertragbaren Berechnungen auf einen nennens werten Gewinn schließen. Es zeigt den Stand zehn Jahre vor der Zerstörung. Sie werden wissen, daß beim Einfall der Feinde die Zugänge teilweise verräumt und verschüttet worden sind, um das Lager vor Ausbeutung und die Bevölkerung vor Zwangsarbeit zu schützen. Sie werden auch wissen, daß das Duplikat dieser Urkunde vor Jahrzehnten beim Brand des Staatsarchivs vernichtet worden ist." Otto nickte. Er war wie betäubt, horchte über die ein wenig trockene Stimme fort, mit allen Sinnen nach dem Ziel dieser Unterredung drängend. „Nach dem Tode meines Vaters", hörte er ihn wieder sagen, „sind alle Papiere an mich, als dem einzigen der Familie, gekommen. Darunter auch eben das. Ich habe es seither mit mir durch die Welt geschleppt; aber es ist ja nur von Wert für den Besitzer der Herrschaft Niederan, sonst nicht." Er bewegte die Schultern. „Ich kann es Ihnen geben," sagte er langsam und deutlich. Es verstrichen Sekunden. Eine forschende Stille. Eine Bedingung, dachte Otto. Er wird eine Be dingung stellen. Er wartete. Ich sollte etwas sagen, ein Angebot machen. Die natürliche Sicherheit von sonst ver ließ ihn. Es kam die zitternde Nervosität eines Wesens vor einem ersehnten Ziel, Angst vor jeder Handlung. „Ich habe selbst daran gedacht", fuhr der andere un geduldig fort, „den Scharfenberg zurückzukaufen. Sie werden sich erinnern, Herr von Marbach, daß ich Ihnen im Anfang ein Angebot für ein Stück Wald dort oben gemacht habe Ich war mir bis vor kurzem nicht klar, wie ich mein Leben hier wieder einrichten will Ich habe ja auch nicht so sicher wissen können, wie es gehen wird mit meinem Hof. Heute würde ich den Scharfenberg nicht mehr kaufen wollen. Es ist wohl auch, daß man in dem Fall, wo man fremdes Kapital dazu gebraucht, sich wenig aktiv beteiligen kann. Kurz und gut, ich habe den Gedanken fallen lassen. Ich komme heute nicht, um Ihnen ein Geschäft anzubieten. Ich wollte Sie fragen, ob Sie etwas mit den Papieren anfangen können Es Hai für mich keinen Sinn mehr. Ich kann Ihnen auch die Adresse eines ziemlich reellen Menschen geben, der sich für die Sache interessieren würde." Otto stand aus. Er warf einen Sessel aus dem Weg und kam auf ihn zu, faßte ihn an den Händen, an den Schultern, fassungslos vor Freude. „Gras, das - das wollen Sie wirklich? Wissen Sie, was Sie mir damit tun? Wissen Sie, daß Sie mir miede- eine Eristenz schaffen? Aber Sie müssen doch wenigstens mit beteiligt sein." Er redete weiter, unzusammenhängend, gebrauchte alltägliche Phrasen, die in seinem Mund, doch natürlich, der Ausdruck eines Gefühls waren. Auch Ferdinand hatte sich erhoben. Sie standen sich dicht gegenüber, die Gesichter fast in gleicher Höhe. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das danken werde Ich bin Ihnen so verpflichtet." Eine heiße Blutwelle stieg langsam in das braune Gesicht, dunkel rrat das Kinn aus dem schneeweißen Frackhemd Er kämpfte, kämpfte gegen eine tiefe, quälende Scham. Das Gefühl übertrug sich, es dämpfte die Helle Freude. Sie standen beide groß und aufrecht und doch wie unter einer Last. Der eine auf ein mal mit einem, unklaren, peinlichen Gefühl, der andere empfindlich sich selbst zergliedernd. Werfen faßte sich zuerst. „Ich will Sie nicht ver^ pflichten. Ich will die Sache einfach los sein, das ist alles Ich hoffe, Sie werden mir das immer glauben." Er suchte noch nach Worten, aber Otto griff nach seiner Hand und lachte noch ein wenig benommen sein gewohntes, breites Lachen. (Fortsetzung folgt.)
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