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(Nachdruck verboten.) und überschlug sich mehrere Male. Aus den Trümmer« wurden vier Tote und zahlreiche Verletzte geborgen. heit politischer Herrschaften ableiten. Wir werden selbst derartige Einmischungen in unler Leben nicht dulden. Wenn aber auf internationalem Plane ein menschliches Problem aufgerollt wird, so hat die französische Regierung ihre Stimme zu erheben und wird auch in Zukunft ihre Stimme erheben, getreu dem Geiste der Freiheit und der Gerechtig keit. So hat kürzlich vor dem Völkerbund in Genf im Ver laufe einer eindrucksvollen Aussprache der Vertreter Frank reichs die notwendigen Produkte des menschlichen Gewissens hören lassen. Zu der Abrüstungsfrage wiederholte Daladier den bekannten französischen Standpunkt, wobei er u. a. meinte, daß Frankreich an der Vertagung der Verhandlun gen nicht schuld sei. Der Friede sei bereits durch den Ab- schluß des Viermächtepaktes gefördert worden, der aber nicht den Abschluß einer Politik bedeute. Diese werde viel mehr fortgesetzt. Frankreich beabsichtige, die herzlichen Verhandlungen mit einem großen Nachbarstaat weiterzuführen, der die Initiative zum Biermächtepaktangebot ergriffen habe und von dem Frankreich durch allzu lang andauernde Mißverständnisse getrennt gewesen sei. Ferner erinnerte Daladier an die Ratifizierung des französisch-russischen Nichtangriffs vertrages und den darauf folgenden Austausch von wirtschaftlichen Verhandlungen, von denen man für beide Länder ausgezeichnete Ergebnisse erhoffe. Nach einem kurzen Hinweis auf den Wert enger Be ziehungen zu den Vereinigten Staaten und die Bestrebungen zur Beseitigung der Meinungsverschieden heiten, sagte Daladier, daß die französische Diplomatie in ständiger freundschaftlicher Verbindung mit der englischen Diplomatie arbeite. In wirtschaftlicher Hinsicht wolle Frankreich weder eine geschlossene Wirtschstaft noch eine Autarkie. Frankreich sei überzeugt, daß die Rückkehr zur wirtschaft lichen Stabilität und zur Regelmäßigkeit des Warenaus tausches von der Stabilität der Währungen abhänge. Paris, 10. Juli. Ministerpräsident Daladier hielt am Sonntag während des ihm zu Ehren veranstalteten Essens der radikalsozialistischen Ortsgruppe Apt eine Rede, in der sich die wichtigsten Ereignisse widerspiegelten, die seit seinem Regierungsantritt die Politik Frankreichs gekenn zeichnet haben. Daladier begann mit der Finanzpolitik und erklärte, daß die finanzielle Unordnung eine bevorzugte Waffe der Gegenrevolution sei. Der Fehlbetrag im Haushalt sei um über 10 Milliarden Franken verringert worden. Die Lage des Schatzamtes, die noch im Februar außerordentlich kritisch gewesen sei, habe sich wesentlich ge bessert. Im Laufe des Juni habe das Schatzamt stets über eine Milliarde Franken an verfügbaren Mitteln gehabt. Das Schatzamt sei in der Lage, den fälligen Verpflichtungen nachzukommen und werde Ende des Monats die HcU'te der englischen Anleihe zurückzahlen. Der finanzielle Eesundungs- prozeß sei noch nicht abgeschlossen. Die Negierung sei fest entschlossen, den Franken zu ver teidigen und keinen Angriff auf die französische Wäh rung zuzulassen. Sie werde ihre Arbeit mit einer endgültigen Gesundung der Finanzen krönen. (Gemeint ist die für Oktober ange- , kündigte Vorlage. Die Red.) Zur Außenpolitik sagte Daladier, daß der Völkerbund die Säule der französischen Politik darstelle. Man diene unmittelbar dem Völker bund, wenn man mit Staaten zusammenarbeite, die benach bart seien oder nicht und dem Völkerbunde angehörten oder nicht. „Wir wollen bewußt den Frieden, lehnen die Politik der Vereinsamung des Nationalsozialismus und der Illusion ab. Wir glauben auch, daß eine Regierung nicht das Recht hat, sich in die innerenAngelegenheiten eines anderen Staates einzumischen und sich von Gründen bestimmen zu lassen, die sich aus der Verschieden- Wms WnWiWW bei Hcka. Vier Tote, zwölf Schwerverletzte. Erfurt, 9. Juli. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am Sonntag um 15.10 Uhr entgleiste vor Bahnhos Niedertreba V-Zug 15 Stuttgart-Berlin, vermutlich infolge Gleisverwerfung. Sechs Personenwagen fielen um und liegen an der Böschung. Vis jetzt sind drei Tote, zwölf Schwerverletzte und eine Anzahl Leichtverletzte geborgen worden, deren Namen noch nicht feststehen. Die Leichtver letzten setzten ihre Reise mit dem nichtentgleisten Zugteil fort; die Schwerverletzten wurden dem Krankenhaus in Apolda zugeführt. Beide Gleise waren gesperrt. Der ein gleisige Betrieb ist um 18 Uhr wieder ausgenommen worden. Die Zahl der Toten hat sich inzwischen auf vier erhöht. Zu der schweren Eisenbahnkatastrophe erfahren wir folgende Einzelheiten: Das Unglück ereignete sich in un mittelbarer Nähe des Dorfes Obertreba, und zwar an einer Stelle, an der die Bahn eine Straße kreuzt. Augenzeugen, die sich gerade hinter der Bahnschranke befanden, schilderten, daß sich beim Nahen des Zuges plötzlich ein furchtbares Krachen erhob. Ein Teil des Zuges hatte sich losgerissen. Die Wagen dieses Zuges neigten sich teils zur Seite und stürzten um. Der Vorderteil des Zuges raste weiter, über die Straßen kreuzung hinweg, riß dann erneut auseinander und wieder legten sich Wagen zur Seite und stürzten die Böschung hin unter. Eine Handballmannschaft, die vom Spiel heimkehrte, eilte sofort zur Unglücksstelle und begann gemeinsam mit den vom Schreck verstörten Zuginsassen des vordersten Teiles die ersten Nettungsarbeiten. Schon bald darauf trafen die ersten Hilfskolonnen der Bahn sowie SA.- und Stahlhelmabteilungen ein. Auch eine Bereitschaft Landespolizei erschien, um die notwendigen Ab sperrungen vorzunehmen. Aus den umgestürzten Wagen drangen unaufhörlich Hilfeschreie. Nur unter großen Mühen gelang es, nach und nach an die Verunglückten heranzu- kommen. Die Wagen hatten sich tief in das Erdreich ein «nderen I iiihrung d gekündigte Lebens gehend bej nächsten T ZS! Berln Konkordat den P a f Wert wm 1600 Zwangsgestellungen in Wien. Dollfuß will noch rücksichtsloser vorgehen. Wien, 10. Juli. Die Wiener Polizei hat den Rcbci nächtlicher Zwangsgestellungen, den sie kürzlich mit 889 sonen angegeben hat, in den ersten Morgenstunden des Sonntags fast verdoppelt, indem sie nicht weniger als M Personen zwangsgestellt hat. Es scheint sich um ein neues System der Beunruhigung zu handeln, da vo« den Zwangsgestellten 400 Personen den Patrouillen B nächsten Wachtstube folgen mußten und nur 50 Überbaus' in Polizeiarrest behalten wurden. Vermutlich ist diese» System auf die Verschärfung des Kurses gegen die Nation«« sozialisten zurückzuführen, von der Bundeskanzler Dost' fuß in einer am Sonntag nachmittag abgehaltenen M sammlung sprach, wo er ein noch rücksichtsloseres Vorgehe« ankündigte. Dollfuß erklärte dabei u. a.: Man will unsere« Fremdenverkehr schädigen; Lumpen im Inlands und s«' Auslande, die man nicht fassen kann, streuen die gemess sten Verleumdungen und Verdächtigungen aus. EiE Sätze später heißt es dann aber: Wenn Deutschland auf^ Basis vollkommener Ehrlichkeit und vollkommener Ger«« linigkeit mit Oesterreich verfährt, dann würden auch »s letzten Schwierigkeiten und Spannungen beseitigt werden. Gömbös in Wien. Auch Litwinow erwartet. Wien, 10. Juli. Der ungarische MinisterpräsidW Gömbös ist am Sonntag in Wien eingetroffen, in" Bahnhof hatte sich Bundeskanzler Dr. Dollfuß zur grüßung eingefunden. Die Besprechungen werden, wie Ms geteilt wird, in erster Linie das österreichisch-ungriW Handelsabkommen betreffen. Ferner wird bekannt, daß am morgigen Dienstag ff russische Außenkommissar Litwinow in Wien cintri»« Wie verlautet, wird bei dieser Gelegenheit auch die siE des österreichischen Handelsvertrages mit Sowjetrußl«" erörtert werden. Inge hing an seinem Hals, schmiegte sich eng an ihn, leidenschaftlich und zärtlich. Georg hakte Inge Nordmann vor vier Wintern auf einem Ball des Gewerkschaftsbundes der Angestellten kennengclernt und sich sofort bis über beide Ohren in sie verschossen. Sie hatte ihn erst ein wenig zappeln lassen, ja, das tat sie; denn seine Verliebtheit machte ihr großen Spatz. Als er sie aber zwei Monate später vor die Alternative stellte, gab sie ihm ohne Ziererei gern und herzlich ihr Jawort. Einer sofortigen Heirat standen finanzielle Schwierigkeiten im Wege. Georg verdiente seinerzeit als Verkaufskvrrespondent bei der Elektrowart- Auch waffnei c ikei bela »uz dem Line Wei die Uhr «Rübe I hersönlic Wärmen. °hne Inc der Kissei Wien, wc d-nieten . Geor Tatsache, ^halten, insge wn beson Unruhig, ^ließlick üwimer r wird Treir „End /S» «/b'Äf LkMStp teilt zu de leigendes „Das -klitschen Der S ^utsam, I Reiches di litten St ul ^halten t W beiden W Wohl Rrchc uni h-tt gese «kUneinau W geistig "andes zu Die s '«Nst jeder Wietzen. , Ich bi !°rdat ein wird, '»nerc» F W- neuen Ei Berlin «onkordatc lägung: Durch Migen § Wint mi W. Reichs Wses von Wimmlsn Ich o, 1. Die die und regi 2. All, den auf, mer Ma . Ich bi We Epoch Wr zu os Mmbar r Ter zl Verstellung r Ich hl ebum kurzer ^kli mir! Aktiengesellschaft monatlich 301 Mark und Inge als Stenotypistin bei der Deog (Deutsche Orient-Gesellschaft) 175 Mark. Sie legten das Geld zusammen, wirtschaf teten sehr sparsam und konnten sich zehn Monate nach ihrer Bekanntschaft als Grundstock für ihren zukünftigen Haushalt ein Schlafzimmer kaufen, gediegen und elegant, wie es Inge sich tausendmal ausgedacht und erträumt hatte. Dann heirateten sie, zogen teilmöbliert, und Inge tat das, was unzählige junge Frauen tun, sie ging ferner hin ihrem Beruf nach. Auf eine Hochzeitsreise verzichteten sie nach reiflicher Überlegung. Das dafür veranschlagte Geld wurde zurückgelegt und der Ausgangspunkt eines neuen, weitergesteckten Zieles: eigene Wohnung mit allem Hendersons Europareise beginnt. Dienstag Besprechung mit Daladier. London, 10. Juli. Der Präsident der Abrüstung^«, ferenz, Arthur Henderson, reist am Montagmorgen London nach Paris ab, um die direkten Abrüstungsverho^ lungen mit ausländischen Regierungen zu eröffnen. « deren Durchführung er von dem Hauptausschuß der v riistungskonferenz ermächtigt worden ist. Henderson k« während seines Aufenthaltes in London das engM Außenministerium besucht und vorbereitende Besprechung«, mit Vertretern der englischen Negierung gehabt. Eine sammenkunft zwischen Henderson und dem franzöW" Ministerpräsidenten D a I a d i e r ist aus DienstagvormiM angesetzt worden. Die Dauer von Hendersons Aufeni^ in Paris wird von dem Fortschritt seiner dortigen Handlungen abhängen. Er wird dann seine e»r^ päisch NundreisenachRomundanschließ nach Berlin fortsetzen. Außerdem ist er zum Aei« anderer europäischer Hauptstädte eingeladen worden. W' i Hendersons Hoffnungen sich erfüllen, so wird er in der sein, eine Sitzung des Abrüstungsbiiros im August, wälw'« der Völkerbundsversammlung einzuberufen. Der Haupts, schuß der Abrüstungskonferenz wird auf jeden Fall 16. Oktober vertagt bleiben. Maßnahmen Roosevelts zur Unterbring ung der Arbeitslosen. 40-Stundenwoche in der Baumwollindustrie. Washington, 10. Juli. Auf Grund der dem Präsides, in dein Gesetz zurIndustrieerholung eingera^ ten Vollmachten, hat Präsident Rooseveltdie erste e> schneidende Verordnung unterzeichnet um eine Erhöhung der Löhne und sine UnterbrmAVüi der Arbeitslosen in den Betrieben zu erzwingen Die Baumwollindustrie wird dadurch gezwungen, 40-Stundenwoche und einen Mindestlohn von 12 Dollar 17. Juli einzuführen. Weitere ähnliche Maßnahmen Berlin W:ih deZ Enster vo >.es zwi, 'Mch? mer Frankreich aus hohem Pser-e Gesicherte Finanzlage — Außenpolitische Machtgelüste. Inge chauffier, »uner eir .e mehre: fischen ! ^rvor „Bist „Neir Sie t dem ^Müm, Waffe „Du l Komfort und Herrenzimmer kaukasisch Nußbaum! Nach anderthalb Jahren war es erreicht. Die Ehekameraden, stolz und glücklich in ihrer Besitzerfreude, taten noch ein übriges, etwas, was eigentlich gegen ihr Prinzip ging/' sie kauften eine Klubgarnitur auf Abzahlung. Da sie/'« vereinbarten Raten ohne nennenswerte Schwierigkeit pünktlich einhalten konnten, folgten der Klubgarnitur ei'^ Couch, ein Staubsauger und ein Radioapparat. Doch dap, darauf trat gänzlich unerwartet ein Ereignis ein, das o"' Berechnungen über den Haufen warf. Inge wurde gebaut. Dem auf Monate hinaus feststehenden Ausga^ etat stand eine um 175 Mark verringerte Einnahme geg«^ über. Erst fassungsloses Erstaunen über diesen Schicht schlag, dann Tränenstrom Inges. Ihm folgten unzäW, Erwägungen, noch nachts, in Kissen vergraben, statt za«' licher Worte sorgenschweres Geflüster, schließlich die R vermeidlichen Briefe an die Lieferfirmen mit der »w uni Stundung. Äußerste Einschränkung sämtlicher A" ' gaben. Tausend nutzlose Ratschläge der alten Overbcr^ und Nordmanns, die jetzt, wenn sie zu Besuch kamen, d« Abendbrot mitbrachten und Sonntag Kafsceknchen vierten. Eine weitere Hilfe vermochten sie nicht zu leist^ Schwere Wochen! Unerschüttert aber das ZusaMNw gehörigkeitsgefühl. Und als hätte das Schicksal lediglich die Standhastw, keil ihrer Ehe auf die Probe stellen wollen, wendete ' sich ebenso plötzlich und unerwartet zum Guten und lohnte die beiden für die gut überstandene Prüfung. Die Elektrowart-Aktien-Gesellschaft gründete in eine Schwestergesellschaft und Herr Kraemer, Georgs/« , teilungsleiter, wurde dorthin als Prokurist verleg Georg wurde Korrespondenzchef — erhielt Untersch" vollmacht — er kletterte die Stufenleiter empor in Geha'^ klasse 4, das bedeutete zuzüglich der Verheiratetenzu^ von 10 Mark ein Bruttomonatsgehalt von 456 Mark Noch nie — nicht einmal an ihrem Hochzeitstag« § hatte Georg Inge so froh, so glückselig, so ausgclal/ gesehen wie an diesem Tage, da er ihr dw freudige, richt aus dem Büro heimbrachte. Inge hing an sew^ Hals, bedeckte sein Gesicht mit unzähligen Küssen, sich eng an ihn — leidenschaftlich und zärtlich sich nicht von ihm lösen — seine Inge, die von A« etwas zurückhaltend und sparsam mit ihren Liebkosung war. Georg erinnerte sich des öfteren dieses Tages — " l8. Juli war's, er würde das Datum nie vergessen, sollte er alt wie Methusalem werden. Das war sein« b Überzeugung. (Fortsetzung gebohrt und stand teilweise auf dem Kopf. Sämtliche Schei ben sind zersplittert. Gepäcknetze und Eisenteile sind ver bogen. Dazwischen liegen herrenlos die Gepäckstücke ver streut. Nachdem die ersten Krankenautos eingetroffen waren, begann der Abtransport der Schwerverletzten, von denen einer während des Transportes verstarb. Das Befinden der Verletzten des Thüringer Eisenbahn unglücks. Apolda, 10. Juli. Wie mitgeteilt wird, befinden sich zur Zeit noch zehn Frauen und sechs Männer, die beim Niedertrebaer Eisenbahnunglück am Sonntag verletzt wur den, in ärztlicher Behandlung. Von ihnen sind drei schwer verletzt. Alle haben Schädelbrllche erlitten. Von den anderen Personen sind zehn mittelschwer verletzt, die übrigen leicht. Erfreulicherweise besteht bei keinem der Verletzten mehr Lebensgefahr, so daß sich die Zahl der Todesopfer vor aussichtlich nicht erhöhen wird. Der Reichsstatthalter von Thüringen und der Ministerpräsident nahmen in der Nacht zu Montag noch Gelegenheit, die Unfallstelle zu besichtigen und im Krankenhaus den Verletzten die besten Eenesungs- griiße zu übermitteln. Madrider Schnellzug entgleist. Zwei Tote, 47 Verletzte. Paris, 1v. Juli. Nach einer hier vorliegenden Mel dung aus La Corona ereignete sich am Sonntag in der spa nische» Provinz Galizien ein schweres Eisenbahnunglück, wobei zwei Personen getötet und 47 zum Teil schwer verletzt wurden. Ein Reisender wird noch vermißt. Der Madrider Schnellzug entgleiste aus bisher unbekannter Ursache etwa 40 Kilometer vor La Corona. Autobus einen Abhang hinabge stürzt. — Bier Tote, zahlreiche Verletzte. Paris, 10. Juli. Nach einer hier vorliegenden Mel dung aus Lüttich, stürzte am Sonntag ein vollbesetzter Auto bus infolge Versagens der Bremsen einen Abhang hinunter Erstes Kapitel. Georg Overberg knöpfte resigniert seinen Ulster auf und zog etwas umständlich aus der Hinteren Hosentasche den Schlüsselbund hervor. Inge ist also noch nicht zu Hause, dachte er, während er die Wohnungslür aufschloß. Die Tatsache, daß seine Frau nicht daheim war, stimmte ihn weder mißmutig noch traurig. In dreijähriger Ebe lernt man Duldsamkeit und gewinnt die Überzeugung, daß es bedeutend leichter sei, einen bengalischen Königstiger zum Vegetarier als eine Frau zur Pünktlichkeit zu erziehen. „Ich gehe heute mit Christel in die Stadt", hatte Frau Inge morgens gesagt, „wir wollen uns die Weih nachtsausstellung ansehen und ein bißchen bummeln. Ich bin aber bestimmt um N6 Uhr zurück." Georg hatte ein skeptisches Lächeln unterdrückt, Inges Kopf in seine Hände genommen und ihr — wie er es immer tat, wenn er wußte, daß sie in die Stadt fuhr — zwischen zwei Küssen Vorsicht anempfohlen, ihr ein- gefchärft, auf die Automobile achtzugeben. Als alter Praktiker hatte er sich gleichzeitig vorge nommen, in der Kantine Mittag zu essen und nicht vor ^8 Uhr auf Inges Heimkehr zu hoffen; denn die Geschäfte schlossen erst um sieben Uhr. Um die zweistündige Wartezeit, mit der er rechnete, zu verkürzen, kaufte er unterwegs einige Abendblätter, in deren Lektüre er sich nun — behaglich in den Sessel zurück gelehnt — vertiefte. * * * Georg Overberg war vor einem Nimmt einunddreißig Jahre alt geworden. Er war ein Meter 76 groß, schlank, trug das dunkelbraune Haar glatt grscheitelt, seine blauen Augen, hinter einer wohlgeformten Stirn verschanzt, blickten klar und gutmütig. Klug, doch nicht von über ragender Intelligenz, fleißig, doch nicht von: Ehrgeiz besessen, kein Tugendbold ohne Fehler, doch restlos sym pathisch, war er alles in allem ein Mann, um dessen Aus sehen und Charakter die Gattin von ihren Freundinnen heimlich oder offen beneidet wurde.