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ttendorser Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Gemeint» Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderate» MÜ den Beilagen „Neue Illustrierte", .Mode und Heim" «rd .Der Kodold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. - Dl« ,O»<nL»rs« Zetluim' «rschtirü Dt««- ta», Dom>«r»t«g »no T-nnabrnd. - v« V.,»,,«Pr«t, »Kd »v D«,Um « i-d« Monat, b«»annt ««««bin. - 2« yal« hihern 4drw,V (Nrt«g od. sonst, ü - »grabwilchn Stönm,«» d« B«trted« d«r H L F^tna«, ». Ltesrranl«, ob. b. vtfbrbenmg— 2 - rtnrschtuns«) hat der N«U«h«r »rtn«n Viv « - stmich »ns Aoserung «dn NachNesrrnnß b«r - m 8»tt»«g ob. «üci^ahlung d. B«pig»pr<Isr». - «IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII»» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. M AszetzebIM! amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. Nummer 72 Mittwoch, den 2^. Juni M5 24. Jahrgang. Amtlicher Lei!. Röderbad. Für da« tm Rathausgarteu eingerichteie Röderbad milk mit Zustimmung der Gemeindeverordneeu solgeude» augr- ordnet: Da» Baden ist in erster Linie den erwachseuln Personen Vorbehalten. Die Benutzung ist daher nur gegen Entnahme eine« Ausweise« gestattet, der im Rathou« — Meldeamt — gegen eine Gebühr von 1 Marl «»«gestellt wird. Die Kinder werden auf da« unterhalb gelegene Frei bad verwiesen. Verboten wird ausdrücklich: 1. Da« Betreten der Uferböschung und der an grenzenden Wiesen. Der Zugang zum Wasser ist lediglich über die angelegten Stufen zu nehmen. 2. Da» Verunreinigen der Badeeinrichiuugen und alle« Lärmen nnd ungebührliche Benehmen. 3. Da« Radfahren sowie de« Ballspielen jeder Art innerhalb des Rathausgartens und des Bade«. Von den da« Bad benützenden Personen wird an- ständige«, gesitteter Benehmen und pflegliche Benutzung der Badeetnrichtungen erwartet. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Anordnungen werden auf Grund von 8 366, 1 o de« Reichsstrafgesetz' buche« mit Geldstrafe bis zu 60 Mark evtl, mit Hast ge ahndet. Httenderf-HLriLa, den 22. Juni 1925. Der Gemeinderat. Richter, Bürgermeister. OertlicheS und Sächsisches. Gttendorf'Vkrilla, den 23. Juni syrs. — In Anwesenheit von 19 «emeindeverordueten und 4 Gemetud«rat«mttglieder sand am 19. ds». Mts. eine öffentliche Sitzung der Gemetndeoerordneten statt, au« der wir unserem Leserkreise folgende« Mitteilen möchten. Eine Revision der sämtlichen Semrtndekafien hat völlige Ordnung«- mäßtgleit ergeben. Eine Erklärung der Lehrerschaft wegen ihrer Mitwirkung bet der Volkszählung wurde zur Kenntnis genommen. Die Obrrpostdirektton Dresden hat die bean tragte Einführung der zweiten Brtefbestellung abgelehnt, da die erneuten Feststellungen kein« Zunahme de« Postverkehre« ergeben hätten und da da» Postamt tm abgelaufenen Rechnungsjahre wieder einen nicht unbeträchtlichen Zuschuß erfordert hätte. Wegen der Verlegung de» Vermittlungs amt«« seien die Erörterungen noch tm Gange. Der Herr Bürgermeister hat Verhandlungen mit dem Ftnauzministerrum ausgenommen, wegen de« Baue» von Beamteuwohuuugeu bzw. Gewährung von Baugeld au die Gemeinde. Da« Ministerium ist bereit zum Bau von drei Wohnungen einen Zuschuß von 50 Prozent der Baukosten gegen Bestellung einer Hypothek und gegen 3 Prozent später 6 Prozent Zinsen zu gewähren. Die brtr. Wohnungen dürseu nur von Staatsbeamten bzw. Arbeiter bezogen werden. Nach längerer Aussprache wurde gegen drei kommunistische Stimmen Aufnahme de» Staatsdarlehn« beschlossen. Es soll versucht werden, günstigere Bedingungen zu «laugen. Ein Vorschlag de» Bauausschuffe» über den Bau einer Turn halle al» ersten Teil der Zentralschule führte zu längerer Debatte. Herr Bürgermeister Richter erläuterte den Finanz- und Bauplan und erklärte, daß mit den vorhandenen Dar- lthnsmittrln, der Bau bi» zum Rohbau grstchert sei und daß eine Staat»bethilfe in Aussicht stehe, sodaß auch die Vollendung de« Baurs wohl zu erwarten sei. 80000 Stück Ziegel seien überdies bereit» beschafft. Herr Lehmann er klärte, die Zustimmung seiner Fraktion. Herr König sprach sich gegen den Bau au», da die Herstellung neuer Schul- zimmer notwendiger sei. Herr Barthel stellte die dringenden Vorstellungen der Turnvereine besonders auch der Turnver ein» Jahn fest und Herr Bürgermeister Richter erwähnte, daß mit den gesicherten Mitteln an einen auch nur teil weisen Schulbau nicht zu denken sei. Ein Anbau an die neue Schule wurde allgemein nicht für zweckmäßig gehalten. Herr Uhlig äußerte sich ebenfall» für den Bau der Zentral schule. Gegen 4 bürgerliche Stimmen wurde der Vorschlag de» Bauausschuffe» angenommen. Ein« Eingabe de» Ort»- verein» forderte die Anschaffung cine» Sprengwagens, die Wiederaufstellung de» früher hier aufgestellt gewesenen Tuberkulose-Wandermuseum« uud die Errichtung gemeind- sicher Wäsche-Spülplätze. Hierzu lag ein Gutachten de« f Bauausschuffe» vor. Der gesundheitliche Wert der Straßen- sprrngung wird selbstverständlich anerkannt. Bei unserem Straßennetz wird ein Sprengwagen für uuzureichevd erachtet auch kann um rin motorisch betriebener Wagen in Frage kommen. Die Füllung stößt beim Fehlen der Wasserleitung auf Schwierigkeiten. Die Mittel für Beschaffung uud Be trieb von Sprengwagen können zur Zeit nicht bereitgestellt werden, sodaß die Angelegenheit jetzt vertagt werden muß. Einstimmig wurde in diesem Sinne beschlossen. Die bi»her erfolgreichen Bemühungen wegen Pflasterung der Staat«- straßen sollen fortgesetzt werden. Wegen Aufstellung de« Tuberkulose-Museum« sollen Schritte unternommen werden. Hinsichtlich der Wäsche-Spülgelrgrnheiten wurde festgestellt, daß eine Anzahl derartiger Spülplätze auf Gemeindeland bereit» vorhanden find und daß die Einrichtung weiter« Plätze auf Prioatareal auf große Schwierigkeiten stoße, da kein Besitzer gewillt ist, bindende Verpflichtungen zu über nehmen. Da» Röderbad im Rathausgarten ist zweckeud- sprechend ausgebaut worden und wurden die Bestimmungen über Benutzung des Bades genehmigt. Herr Arthur Hof mann sucht um Entlassung aus dem Schulaurschuß wegen geschäftlicher Ueberlastung nach. Einstimmig wurde die Ent- laffung genehmigt. Als Ersatzmann schlug Herr König Herrn Postmeister Völker vor, während He« Zech Herrn Lehrer Dittrich in Vorschlag brachte. Herr König machte den An spruch seiner ^Fraktion auf diesen Sitz geltend uud wieß daraufhin, daß bisher immer den Vorschlägen der betc. Fraktionen Rechnung getragen worden sei, insbesondere habe seine Fraktion immer den Vorschlägen der anderen Partei zugestimmt. Es wurde hierauf schriftlich abgestimmt. Vor Feststellung de« Wahlergebnisse« schlug Herr Vorsteher Barthel vor, die Sitzung auf einige Minuten zu vertagen, um den Fraktionen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde He« Lehrer Ditt rich mit elf Stimmen gewählt, während auf Herrn Post meister Völker sieben Stimmen entfallen waren. Herr König protestierte gegen dieses Verfahren. Die bürgerliche Fraktion verließ hierauf zum Zeichen de» Protestes den DitzungSraum Hierauf wurde fsnoch die Ausnahme eine« Darlehn« von 12800 Mark bei der Kreditanstalt sächsischer Gemeinden al« satzuug«mäßiger Beitrag zum Stammkapital der Girozentrale genehmigt. Die Anträge der Herrn Lehmann und Genoffen, Wirth und Genoffen gegen die vom Bezirkstage beschlossene Gründung einer Laudkrankenkaffe zu protestieren, wurde an- genommen. Eiu Antrag Wirth und Genossen aus Sichernng der Rechte der Gemeindeoerordneten bei Anstellung von Be amten wurde dem Verwaltungsau«schuß überwiesen. Hierauf geheim» Sitzung. Radeberg. Sonntag abend in der achten Stunde ereignete sich kurz hinter dem Heidehäusern auf der Staat«- straße nach Dresden ein bedauerlicher Automobilunfall. Das Automobil de« Fabrikbesitzer« Haase aus Arnsdorf, das in vorschriftsmäßigen Tempo vom Aukerweg in die Staats straße einbiegen wollte, wurde plötzlich von einem Motorrad fahrer Otto Beck au« Meißen, d« in rasender Fahrt daher- kam, angefahren. Der Zusammenstoß war so heftig, daß die Vorderachse des Automobils verbogen wurde. Der Motorradfahrer hat sich hierbei ein«n komplizierten Ober schenkelbruch zugezogrn, während seine Frau, die mit ihm auf dem Soziussitz fuhr, eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. Beide wurden durch Arbeitersamariter .dem hiesigen städtischen Krankenhaus zugeführt. — Eiu weiterer Autoun fall hat sich am Sonnabend auf der Bautzner Straße bei Fischbach zugetragen. Von einem Weinhändler Blum au» Mainz wurde dort ein Automobil quer über di« Straße stehend angetroffen, dessen Chauffeur, Franz Schulz au« Radeberg dadurch eine schwere Verletzung erlitten hatte, daß er vornüber geschlagen und mit der Hand durch die Schutz- scheibe gefahren war. Er wurde nach dem städtischen Krankenhaus geschafft, wo ihm einige Finger amputiert werden mußten. — An der Kreuzung der Straßen Bischofs werda-Dresden und Radeberg—Stolpen stießen zwei Auto» zusammen. Der kleinere Wagen wurde gegen einen Baum geworfen und vollständig zertrümmert. Beide Insassen wurden herauSgeschleudert und schwer verletzt. Dresden. Ein hiesiger Verein unternahm am Sonn tag eine Vergnügungsfahrt nach Altenberg. Aus der Rück fahrt abend« gegen 10 Uhr kam kurz vor dem Bahnhof Geising der Anhängewagen in« Schleudern riß eine Tel«, phonstauge um und stürzte die Böschung hinunter, während der Kraftwagen an «inen Baum fuhr und diesen entwurzelt«. In den Wurzeln blieb der Wag«n hängen. Von d«n über 100 Fahrtteiluehmern wurden etwa 80 verl«tzt. Mehrere von ihnen wiesen Arm- und Beinbrüche sowi« Kopfverletzungen auf. Der Grund des Unglück« bedarf noch der Klärung. Von Johann», Sonnenwendfeuer und allerhand anderem. Von Martinus Michel. Kennt haben wir Johanni Da werden wieder viele Leut auf die Berg rauf kraxeln, dort ein Feuer anzünden und darüber hinweghupfen, Sonnenwendfeuer heißen sie's und ist doch nur eitel Spielwerk und Narretei. Soll was bedeuten, und schafft im Grund doch nur die Gelegenheit für Bub und Mädel — aufgeklärte natürlich — zusammen zukommen zu allerlei Dummheiten. Weil's aber eben Jo hanni ist, hat der geneigte Leser schon mal darüber nach denkt, warum die Gestalt des Täufers nur in der Sage un heimlich und drohend daheim ist, im Märchen aber nit? Denn es gibt keins, wo er drinn vorkäme, während St. Petrus und selbst der Herr in einer ganzen Reihe davon erscheinen, und alleweil ist St. Peter lustig und fidel, daß man ihm gut sein muß, dem Hallodri, weil ers Herz aus dem rechten Fleck hat, trotz Hahnengeschrei und Ohr abhauen. Er ist halt im Lauf der Jahrhunderte ein Deut scher worden, der Herr St. Petrus aus Ealliläa, ein Deut scher mit allen Vorzügen und Schwächen. Dagegen der Jo hannes, wo übrigens der einzige Märtyrer ist, wo Lie vier Evangelien nennen, 's ist immer als schaut uns einer von oben herab an, ein rechtes Herz zu ihm fassen kann man nit. Und darum ist's sonderbar, daß man sein Fest ge rade in die schönste Jahreszeit gelegt hat, begreiflich aber, daß sich an dem Tag jo viel unheimliche Sagen und Bräuche knüpfen, von denen das Sonnenwendfeuer noch das harm loseste ist. Denn der Erzähler kennt eine Menge Aber glauben von dem Johannistag, daß es Flüsse gibt, in denen an ihm jedes Jahr ein Mensch Ertrinken mutz, datz man an ihm ein Kraut findet, das unsichtbar macht, (wär gut wann der Steuerbot ins Haus kommt), datz man mit Acker und Land allerhand unheimliche Dinge vornehmen mutz, datz die Mädels in der Johannisnacht den künftigen Eheliebsten hcrzaubern können, datz die Hexen dann frei sind, die Wünschelrut findet, verborgene Schätze ans Licht kommen, die Berge sich auftun, und allerhand böser Spuk zu treiben ist. Er könnt viel davon erzählen, will's aber lieber bleiben lassen, der Erzähler, denn wenn er allerhand Narretei und Hexenkram, der am Johannistag geübt wird, herzählen würd, es wäre ein unmenschlich Sti'H Arbeit. Darum will er's lieber sein lassen und dem geneigten Leser einen guten Nat geben, wie er Johanni am besten feiern kann. Denn Tag über tu er sein Sach und nach mittags, wenn er damit fertig ist, geh er mit Frau und Kindern hinaus in's Grüne und setz sich irgendwo im Wald fest, schau sich die schönen Bäume an und den blauen Him mel, hör wie die Vögel singen und freue sich an Gottes schöner Welt Alles ohne Spuk, Aberglaube und Theater, mit Feuerhupfen, Sonnenwendliedersingen, nachäffen von alten Bräuchen, wo vielleicht früher und fürs Land Bedeu tung und Zweck hatten, Heuer aber und für die Stadtfräck nicht mehr. Und wann der geneigte Leser dann heim kommt mit Weib und Kind, dann spricht er gewiß: „schön wars heut draußen, und nächstes Jahr gehen wir wieder hin, wann wir leben und gesund sind, gelt Weiberl?" Das ist auch eine Johannisfeier und nit die schlechteste meint der Erzähler. Dresdner Schlachtviehmartt. 22. Juni 1925, Auftrieb: 156 Ochsen, 208 Bullen, 298 Kalben und Kühe, 1063 Kälber, 473 Schafe, 2029 Schweine. Goldmarkpreife für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen 30—66, Bullen 36—63, Kalben und Kühe 24—65, Kälbn 48—75, Schafe 30-60, Schweine 62—75. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der Laude»pret«prüfung«stelle für Rinder 20 °/„ für Kälber und Schafe 18 o/g und für Schwein« 16 nitdrig« al» die hier aufgesührteu Marktpreise. Hirrtu eine Beiloae.