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L M V / LR M M R. sU-R. ^W U^ UR RR RRU> W P ßk V V v V v vd V V D^ Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend »I»«IIIIIII»IIIIIIIIII»II»IIIIIII> 2 Die »Ottendorfer Fettung' «rsLetnt Dien»» tag, Donnerstag »nd Sonnabend. Der B«»»g»«Prei» wird mit Beginn jeden Monat» bekannt gegeben. 2 Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. 2 ü irgendwelcher Störungen de» Betriebe» der n L Zeitung, d. Lieferanten od. d. Defördenrng»- H - Einrichtungen) hat der Beeteher keinen Vn- - m svruch auf Lieferung oder Nachlieferung der -» 2 Zeitung od.. NL-Kjahlung d. Bezug,preise». - Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Mterhelikszs- H, ud MeMst Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates -u Ottendorf-Okrilla. MU dm Bellagen »Neue Illustriertes »Mode und Heim" und .Der Kobold*. bchriftleitung, Dmck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde - Giro-Konto Nr. ISS. Nummsr Sonntag, den ^2. April ^925 24. Jahrgang. Die Türen aus, die Fensler ans! Die Türen auf, die Fenster auf, Macht auf, macht auf die Herzen, Die Ostersonne zieht herauf. Löscht aus des Winters Kerzen. Bald steht die ganze Welt im Licht Des jungen Ostermorgen, Die ihr im Leid, verzöget nicht, Werst von euch alle Sorgen. Und wäret ihr auch noch so müd Vom Kreuz, das euch beladen. Schaut aus, die Ostersonne glüht Mit Trost euch zu begnaden. Johanna Weiskirch. Der politische Osterhase. Mit dem Osterhasen der neueren Zeit hat es so eine eigene Bewandnis. Es befriedigt ihn anscheinend nicht mehr, den Menschen und vor allem der lieben Jugend bunte Eier zu legen und in verschiedensten Verkleidungen oder mehr oder minder „geschmackvoller" (im wahren Sinne des Wortes!) Aufmachung den Ostertisch zu zieren. Nein, — sein Ehrgeiz treibt ihn zu größeren Taten. Bereits im Vorjahre erschien er daher im Zeichen der hohen Politik und hat nachdrücklich aus die damals bevorstehende Reichs tagswahl seinen Einfluß auszuüben sich bemüht. Der Osterhase hatte zwar schon damals Wert darauf gelegt, daß man ihn als durchaus „überparteilich" anzusehen habe, also ein Attribut sich zugelegt, das sehr ost leider auch heute von denen gebraucht wird, die es ganz gewiß nicht verdienen. So hat es der Osterhase 1924, der hochselige Vorgänger des diesjährigen, eben letzten Endes doch nicht allen recht machen können, und wieviel schwarz-rot-golden, schwarz- weiß-rot, rot oder gar selbst knallrot gefärbte Eier er auch den einzelnen Parteien ins Nest legte, — ganz zufrieden war man mit ihm nirgends. Nun hofft Ler neue Osterhase Nr. 1925 den rechten Dreh zu finden, der das ganze deutsche Volk mit einem Schlage beglücken soll. Die schönen Worte von „Volksgemeinschaft", „Einigkeit" usw., die ihn bei seinem Einzug in die deutschen Lande begrüßen werden, möge er aber doch lieber nicht so sehr als bare Münze nehmen. Wir wissen das ja leider alles bester und sind weit davon entfernt — so sehr wir sie auch ersehnen — die Utopie der wirklich und endlich erreichten Einigkeit einiger für die bevorstehende Präsidentenwahl künstlich zusammen» geleimten Parteien mit all ihren tiefliegenden inneren Ver* schiedenheiten nun ausgerechnet als — „Volksgemeinschaft" zu preisen. Wenn also auch diesmal der liebe Osterhase ausgerechnet in der Politik sein Heil sucht — in einer Leidenschaft, die er ja mit so manchem unentwegten Deut» schen teilt — so wollen wir trotz allem auch seine strenge „Ueberparteilichkeit" anerkennen und ihn gern willkommen heißen. Eine Bitte nur haben wir an ihn: Die vielen bunten Farben, mit denen die Anhänger der verschiedenen Richtungen uns in den letzten Zeiten wieder andauernd vor den Augen hin und her wehen, haben uns geradezu farben- Müde — viele sogar schon „farbenblind" gemacht. Lege uns daher, lieber deutscher Osterhase! diesmal in das heiß- umstrittene Präsidentennest lieber kein buntfarbiges, — sondern ein schönes frisches weißes Ei, an dem alle braven Deutschen ihre Freude haben. Das wird uns wieder einen Schritt vorwärts bringen und auch dem Auslande gegenüber in ein besseres Licht setzen. Der Kuhhandel der Parteien in den letzten Wochen und Monaten war ja nicht Mehr schön. So wird ein Volk nicht aus schmählichen Banden befreit. Also: tu brav deine Pflicht, lieber Lsterhasel ; zz. Z, Amtlicher Teil. Hundesperre. Bei einem in Zschorna — Amtshauptmannschaft Großenhain — getöteten bezw. freiumhergelaufenen Hund ist die Tollwut feßgestellt worden. Die Amtshauptmannschaft Dresden hat daher für die Gemeinde Ottendorf-Okrilla die Hundespene bi- auf weiteres mit der Maßgabe angr ordnet, daß alle Hunde festgelegt werden müssen. Der Festlegung ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorb versehenen Hunde an der Leine gleich zu erachten. Frei umherlaufende Hunde werden eingrfavgen und nur in den Füllen, wo ein Einfangen nicht möglich ist, getötet. Hierbei wilden solche Hunde als „frei umherlaufend" ange sehen die der Besitzer nicht jederzeit sofort wieder in seine unmittelbare Verfügungsgewalt bringen kann oder die ob wohl dies möglich ist, von ihrem Besitzer trotz der Auf forderung des Polizeibeamten nicht sofort an die Leine ge- nommen oder sonst in Gewahrsam gebracht werden. Die Straffälligkeit des Hundebesitzers, de: seinen Hund nicht festlegt oder an der Lcine führt, wird hierdurch nicht berührt. Httendorf-Hkrilla, den 9. April 1925. Der Bürgermeister. Oertliches ««P Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den g. AxrU ^drs. AM' Wegen der Qsterfeiertage gelangt die nächste Nummer unserer Zeitung Mittwoch nachmittag zur Ausgabe. — Der in weiten Kreisen bekannte und unter der be währten langjährigen Leitung ihres Dirigenten M. Schneider stehende Männcrgesangverrin Cunnersdorf veranstaltet am 1. Osterseierlag im Gasthof zu Cunnersdorf einen Lieder- abend. Ein Besuch diese« Abends, der sich durch ein gut- gewähltes Programm auszeichnet, ist einem jeden zu empfehlen und ein zahlreicher Blsuch dieser Veranstaltung nur zu wünschen. — Nach einem alten Volksglauben pflegt es am Kar- sreiiag zu rcguen. Auch gestern blieb der Regen nicht aus, der die Vegetation überraschend entwickeln ließ. Die Wetter lage bleibt weiterhin unsicher, so daß man auch weiter mit Strichregen rechnen muß. Frauenstein i. E. In der Nacht zum Sonntag brech hier in eimm Hause des Schneidermeisters Schönherr Feuer aus. Da« Haus wurde in kurzer Zeit ein Raub der Flammen. D-r Brand griff auf dar anstoßende Haus des Seilermeisters Schöner über, das ebenfalls bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Gleichzeitig wurde das Hau« de« Buchbinders Silbermann von den Flammen ergriffen und der Dachstuhl zum Teil vernichtet. Auch das von 7 Parteien bewohnte Stadthaus fing Feuer, konnte aber durch Einsetzen aller Kräfte gerettet werden. Lichtenwalde. Die 70 Jahre alte Witwe Clauß nitzer kam beim Feueranmachen mit ihren Kleidern den Flammen zu nahe und erlitt so schwere Brandwunden, daß sie bald darauf im Kraukenhause verschied. Chemnitz. Aus der Mittelstraße stürzte da« 2 jährige Kind d:s Arbeiters Dotzauer in einem unbewachten Au»m- blicke aus einem Fenster des dritten Stockes und blieb schwerverletzt aus der Straße liegen. — In einem Steinbrvche des Zrifigwaldes wurde ein hiesiger 30 jähriger Kaufmann mit schweren Kopfverletzungen aufgefur.den. Kinder, die in der Nähe der FleischzeisetzungS- anstatt Kleiderfetziv an den Sträuchern eine« Stünbruchob- hange« gesunden hatten, machten die Beamten der genannten Anstalt darauf aufmerksam, wodurch der Schwerverletzte gesunden wurde. Er wurde nach dem Stadtkrankenhause übergesührt. Glauchau. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich im hiesigen Marstallhos. Der Kutscher W. kam in der Durchsetz t über einem Eckstein zu Fall und geriet dabei unter die Räder feine« mit Sand beladenen Fuhrwerks. Ein Hinterrad ging ihm über die Brust. Im Stadtkrankenhaus ist er kurz nach der Einlieferung infolge innerer Verletzungen gestorben. Lohnt es, solide zu sein? Frag,: Baumeister W. in L. (aus seinem Briefe) Der Grund daß er uns älteren Leuten materiell und seelich schlechter geht al« der Heranwachsenden Jugend, ist im wesentlichen einfach der, daß die Roralanschauungen, in den wir erzogen wurden und an denen wir hängen, ehedem ein stolzer, tragfähiges Schiff waren, heute aber ein Wrack find mit dem man untergeht, wenn man so sentimental ist, e« nicht verlaffen zu wollen. Alle« Moralpredigen kann die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß mit Anständigkeit heutzutage kein Blumentopf zu gewinn«! ist. Ehrlich währt am längsten? Ein alte« Sprichwort, jawohl fo alt, daß e« schon längst „nicht mehr wahr" ist l Mir scheint unehrlich bedeutend länger zu währen. Es ist ein Märchen aus alten Zeiten, daß die Tugend siegt und das Laster Übel endet. Die Tugend vrrhungert und da« Laster praßt — so ist die Wirklichkeit von heute. Keine Frage, daß e« heroischer ist, tugendhaft zu verhungern, al« lasterhaft zu schwelgen. Aber wir sind in der großen Mehrzahl einfach harmlose Staats- bürger und geben gar nicht vor zu Herren oder zu Märtyrern geboren worden zu sein. Wir wollen unser bescheidene« Auskommen, unser bißchen Vergnügen, ein bißchen Muße, um uns zu Kulturmenschen bilden zu können, weiter nicht«. Wie wenige erreichen die» durch solide Arbeit, wir viele durch unsolide. Ist e« nicht beinahe ein Verbrechen, daß Volk zur Solidität verführen zu wollen? Nicht mehr: „Ein Mrvsch, der spekuliert", wie Goethe im „Faust" sagt, sondern: „Wer ernst sein Leben führt", Ist wie ein Tier auf dürrer Heide, Vom bösen Geist im Kreis herumgeführt, Und ring«herum ist fette grüne Weide. Die grüne Weide nämlich, aus der die Spekulanten grasen. Ist das die Wahrheit oder nicht? Antwort: Ihr Brief ist sehr interessant. Er enthält aber nur die halbe Wahrheit ein- von jenen halben Wahrheiten, wie sie jetzt in Deutschland zahllos herumschwirren und die schlimmer und gefährlicher sind als ganze Unwahrheiten. Die ganze Unwahrheit ist schnell entlarvt, die halbe Wahrheit täuscht und blendet. An dem, was Sie sagen ist so viel richtig, daß in diesen ernsten Zeiten der ehrliche Weg steiniger ist als früher, daß ein größerer Aufwind von Energie und Charakter dazu gehört, ihn zu Ende zu gehen. Aber «« ist nicht wahr, daß er in die Wüste führt. Wir sind uur zu kurzatmig geworden, machen zu früh schlapp, kaffen nns durch den Anblick von Scheinblüte und falschem Glanz allzu leicht verleiien, da Paradiese zu erblicken, wo nur eine leere Fata Morgana ihr Spiel treibt. Wo sind denn die Größen der Inflationszeiten, deren prächtige» Beispiel uns beinahe da- zu gebracht hätte, Hau« und Hof zu velkaufen, Spaten und Meißtl beiseite zu werfen, Pinsel und Feder, um „leichter und schnell«" zum Ziel zu gelangen? Sind sie nicht alle, die ans weichen Daunen «inschliefen, auf harten Felsen er wacht? Wo ist ihr erschlichenes Glück? Man ruht zwar leicht auf Lügen, aber nicht lange. In Deutschland ruht nur der heute gut, der auf Stroh schläft, der da« harte, dürftige, glückmme Leben der Nation lebt. Wa« heute schimmert und gleißt, ist aus Sand gebaut, dem Untergang geweiht, ist unwirklich und geisterhaft trotz ollem. Es gehört keine Prophetrugabe dazu, vorauszusagen, daß nur das Echte, das wa« Sie mit Recht da» „Solide" nennen, Be stand haben wird. Vielleicht ist die Zett gar nicht mehr fern, in der all der Spuk, der uns heute noch hier und da narrt, verflogen sein, und der Sperling in der Hand »in viel stolzerer Vogel sein wird, als alle von den Dächern in« Blaue oerflatterndtn Tauben. Man kann ihnen mit gutem Gewiss«, versichern: ja, e« lohnt sich, solide zu sein, heut« wie nebem und solange Ns Erde rund iü und sich dreht. MrcheN«achrichte». I. Osterseierlag. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit anschließenden Abendmahl. Triumph. Viktoria Salm. Dreistimmiger Kinderchor. Vorm, halb 11 Uhr KtndergotteSdienst. 2. Osterfetertag. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Dem auferstandeneu Jesu«. NSgeli. Gemischter Chor.