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Der SternsLemhof. Roman von Ludwig Anzengruber. 42. „Was willst du nocki?" lnr'che der Alle die Zinshoser an, die »oh immer an Rr Türe staub. Sie blickte verlegen und begehrlich nach den auf der Diele liegenden Scheinen. „Ab, dir tucks Geld leid? lächle er. No, so nimm's! Aber iora' dafür, daß die Dirn' Dummheiten und Aufhebens machen fein laßt! Je weniger davon unter L'Leut kommt, deno gescheiter is 's für sie selber." Er schob ihr die Bank noten mit dem Fuße zu. Das Weib lächelte dankbar, raffie das Geld auf und schlich mit einem „Bergell's Gott" davon. „Vaver," sagte Toni, ganz nahe an den Bauern heran- treteno, „'ch hab' mein Wort g'balten, ich hab' mich nit ein- g'mcngt, aber jetzt reden wir zwei miteinander." Der Alie maß ihn mit einem geringschätzigen Blicke. „Na, so red' zu." „Solang' ich noch minderjährig bin, darf ich ohne dein' Emwillignni nit heiraten —* „Das stellt." „Tarum weid' ich halt d'Großjährigkeit abw-".'cn. Bis da'in aber zieh' ich mit der Dirn' zusamm'." „Wohin kenn?" „Das weis' ich selber noch nit. Kommt d'raus an, wo ich ein'n Platz find'. Von morgen an verding' ich wich als tWech-." ' „'s wird dich niemand nehmen." „Oho! Ta d'rauf hoff' du nur nii. h c. kann arbeiten." „Lummer Bub', wie d' daherred'st! Mas ist da mein« eitS z' offen oder zffürcblcn? Dich w r> ke n Bauer nehmen, weil d'Stellung vor dck T»r i ,,D'Stellungs" Wi 8lo ja. Mer ninrmt doch !eii.' Kwcht, der ein'm etwa in vicrubn Tog'n unt'm Streusel asiw Hm von ><r Nibeit d w »geh'." „Du l'eß'st wich zu'n Soldaten?^ „G'wiü." „Du willst mich nur ichrcütN. Ich löc' ja schon lang' von en'm Amcdcu mi.'m Kärbienvarlel —" „Da war noch a andere Abred' dabe', und is hitzt die eine mit der andern hinfällig Word'»." „Vadcr, da d'rein schick' ich mich niemal, so unter wilv- sremde Lem' in ein'n anderm Weltteil! Ta mach's kürzer, schlag' mich lieber gleich tot." „Dös weid' ich mir überleg'»; kein' Schad' wär' wohl nit um dich, aber ich müße' dich für em' Guten zahl'».'*) „Tu' ich mir Hali selber was an!" „Larisari, dö's tun, sag'» 's nit, und dö's sag'», tun 's u r!" „No und wann ich auf und davon renn'?! „So bringen f' dich hall ein und du kannst in Hand- schel-'n, 'n Sclaniarm hintcr den ei, durch ein paar Ortschaf ten spazierst!." „Und just nit gib ich mich! Ällz'samm verderb' ich euch 's Spchl! Was denn nachher, wann ich mir zufällig ein' Finger von der Hand hack'?!" „Dös tu'! Dann nehmen s' dich erst recht, stecken dich af a Festung wohin zu einer S-rafkumpanie und da kannst dir lauen und 'c!auteln g'rva. Jo, me n Bursche!!" „Bader, möchi'fi gffckeucrweii' mit dir reden lassen Was ich da ror'bracht hab', war ja lauter Unsinn. Wann d' e wa meinst, ich sollt' mer doch nochmal all's reiflich über leg n, so tonnt' ja lein, daß ich mich ganz anders b'sinn', nit?" „Nein, nein, müh' dich nit! Frei h'raus, dir trau ich nimntrr. Freilich, um losz'lommen, wär' dir kein Versprechen z'heilig; aber tu erpar' dir dös und ich mir d'Reu' hini'- nach. Unter den Griff, unter dem ich dich h>tzt hab', kriege ich dick dann kein zwei.'s Mal müder und du wärst ganz der Kerl darnach, der mich leicht nachher noch einz'schüchteus versuchet, durch 'S Drohen, daß d' mer z'weg'n der Befreiung bei G'richt Anständ' machest! Ah, nein. Ehrlich währt ans längsten. Ich tu' mein Pfl'cht, tu' du d' deine, dien' dein« drei Jahr'!», 's wird dich nit umbringen." i „Und könnt' Lös etwa nit sein?! Bedenk' dös, eh' d* so geg'n dein' eigen Fleisch und Blut handelst!" „Sorg nit, es is bedacht. Ich handel' da nach befielst Wißen und G'wifsen. War dir der Vader z' g'ring, daß d' ihm g'horchst und folgst, nun, io kriegst hitzt an andern Herrn; der Kaiser der is mehr, vielleicht macht der dich zu ein'm vrd'vtlicken Meu chen. Ich will's wünschen." Er schlug dem Bunche» aus die Achtel. „Halt' dich auch brav dazu!" Tain fiel die Türe hinter dem Alten ins Schloß und Toni blickte verstört um sich. — Darum aho hatte der Bauer den Streit nach jener Faschingsnacht nimmer Rede gehabt, weil er es nicht der Mühe wert gehalten, weil alles schon zuvor bei ihm aus-und abgemacht war? Und wie er damals auf seinem letzten Wort bestanden, so wird er 's wohl auch diesmal l Da ändert kein's mehr 'was, und je mehr sich ein's dabei vergäb', je weniger richtet 's! Ter Bursche schlug sich mit der Faust vor die Stirne; dann löste er allmählich die Finger und fuhr sich damit durch die Haare. Lange stand er so, trübe vor sich hinstarrend, und hastig durch die geschwellten Nüstern atmend. Plötzlich fuhr er aus, lies zur Stube hinaus, die Treppe hinab, über den Hof und des Weges nach dem Dorfe entlang. Wohin? Zu Helen'? Ei, Herrgott, um der ihren Jam« .mer anzuhören und sein Teil noch" hinzuzutragen? Damit ist doch weder ihm noch ihr geholfen und, wahrlich, 's Elend's hat er für heute schon übcrg'nug. Sollllubeock,» äen 28. Llürr, im Osstkok rum Koss WMMr ildeml KM. 1. ^rlLöoiss LoekLer Ballade für Soli, Chor und Klavier von R. W. Gade 2. L.ieäer am Klavier 3. Loreley Finale aus der unvollendeten Oper für Solo, Chor und Klavier-von F. Mendelssohn. Mitwirkende: Arl. Josephine Wunderlich, Sopran W. Weöer, Markneukirchen, ZSarito«, K. Jakov am Alügel. Einlaß 7 Uhr Beginn 8 Uhr Eintritt einschl. Programm 1 Mark Vorverkauf: Buchhandlung Rühle, Karl sBörner, Ortst. Cun. Gasthof zum schwarzen Roß und bei allen Mitgliedern. R kick. Block-Schokolade K,— Vs Pfund 55 4 Tafel a 100 gr SV A Tafeln Bollmilch-Schokolade A,— Kakao, lofe i Pfund tzv garantiert rein Tell-Kakao sic Pfund 25 Sarotti-Kakao V. Pfund 4V Ferner empfehle ich Znuxv Lrkse», sei». Livurüse 8p»rKvl, i8vdutt1bod»ei» elv. ftsttVQSQQ Kt'ÜgSP. llonrimanaen-HnOge... rr H Schude v. s Mk. an, SchaMeM v. ir Mk. an feste Ardeitrds;», Zrl>I»»e»»rSr« billig. Extra 5 Prozent Rabatt. Besuchen Sie die bekannte Firma LrettlelÄ, IZreMvu, IVo. LV Mo. LV. Z Berlaa deS Bibliographischen Instituts in Leipzig sf KarlWoermann ! - Lebenserinnerungen eines Achtzigjährigen - Mit 20 Tafeln nach Gemälden und Zeichnungen ?! - 2 Bände in Leinen gebunden 16 Reichsmark ?- f? Diese „Lebenserinnerungen" sind zugleich ein ?s st Spiegelbild Les deutschen Kulturlebens der letzten s- 30 Jahre, in denen der Verfasser mit den führenden ü Geistern in Wissenschaft, Kunst und Literatur, aber s, auch in Industrie, Handel und Schiffahrt in naher ss Berührung gestanden hat. ?! s? Zu beziehen durch jede Buchhandlung -! ÄLLLKLÄLWWiiMiMWMt'iwm Zucker Pfd. 34 Deutscher Bauch-Speck, stark Pfd. 1,30 Schweine-Schmalz 1,— Kokosfett iu Tafeln 72 Margarine Refi Halbpfund-Packung 50 Eigelb Helma Pfd. 75 Tafel-Margarine 60 Feinstes Anszugs-Mehl 26 bei 1V Pfund 25 Ganz besonders preiswert: 1 Lrter-Tdofe Bratheringe 18 -20 Fische 1,— *) Einen Nickpsiu'tzc», den man umbrächte, für einen Guten zahlen müssen, ist 'pM wörtlich und besagt, daß daS Gesetz da wohl keine Unterjcheidung gelten lassen wÜrdM^L W-WMLLrs Oel-Sartünen 6-8 Fische 55 ? Drei Nächte blieb er fort, in Ler Merten lam er aus des Zwischenbüheler Straße dahergetaumelt, er stolperte an der Brücke vorüber und besann sich erst, als er schon ein gutes Stück von derselben entfernt war. Er begann albern, zu lachen und schalt seine Beine liederliche Gasselgeher, dann ging er die Strecke zurück? Am unteren Ende des Ortes hatte -r nichts zu suchen. Die Dirn', die leidige Dirn' mit ihrer LZsiMvrMFMäuMMTMMAMMMMje^ wie es M demMnen allem^zurAtkomm^ Er ka^Mt^ MNacht hNm. 'Beim Ausziehen schleu derte er einen Stiefel nach dem andern an die Türe, daß es durch das stille Haus dröhnte, dann öffnete er leise und lauschte; ihm war, als hörte er in der Kammer am Ende des Ganges den Alten fluchen, da reckte er den Arm in die Finsternis vor ihm, schüttelte die Faust und schrie: ,Schinder!" Hierauf klingte er zu und fiel auf das Bett. '? ch? > Am nächsten Morgen entfernte er sich früh. Wieder nachte er auf der Brücke halt und überlegte, ob er der Dirne rinen Morgengruß zum Fenster hineinmfen solle? Hm, ver neinte Augen sehen so unlustig und welch Geplärr'—mußte w sürchten —, das sich erst dann anhöbe, wenn so ein Wort >as andere gab' und er mit allem herausgerückt kam'?! Nein, es steht übel g'nug um sie, was soll sie sich auch noch da rüber kränken, wie arg es um ihn stünde? Wenigstens hat's Zett damit; auf das, was mit derselben sich härt' glücklich schicken können, wollt' sie nit warten, aber ein neu' Pack Un heil auf's alte obenh'nauf wird sie wohl erwarten können! So denkt er; auch, daß sich der Tag mit den Schwenkoorfer Kameraden angenehmer totschlagen ließe. Er ging zum Dorfe «H» e bestehend aus 2 Stuben und Zubeh- HF» (Siedlungsgebäude) wird gegen Stube Kammer, Küche zu tauschen gesucht- Näheres bei Krau Irieda Müller, Siedlung Ur. 2 A vermutlich L nur i di^FröhlichkeitMinerKKät dH Anlaß, den diese, zur Men MW,Uehl^ zierte kein.MrSÜßchenLdenn tderMrH Woche« vor j derlSstellung k auf-ÄnÄMchWMeim, W en j deq Daumenj der rechten Hand zerschmettertchM mancher oft ums Schönste," klagte er seinen schadenden Freunden. Als der Zug eine Strecke west , außer Ort war, erhob sich unter einem Busche am Wege eine Mrne uNd ,erwartete das Herankommen der Rekruten. M Toni erkannte Helene. ( M,Du,'" sein Nachbar stieß ihn mit Lem Ellbogen all,- „mit scheint, da kriegst was mit aj'n Weg, ich glaE aber nit, daß 's a Bußl sein wlr^«' . »MÄ Toni zog den Mund breit und blinzst pfiffig dazu.' „Ah, was!« sagte er. „Geht's nur voran, ich hol' euch bald ein." -sif - . M Er blieb ein paar Schritte zurück. . Die Voranschreitenden streckten unter Scherzreden die Arme gegen die Dirne, sie am Kinn oder um die Hüfte zN fassen, aber sie lief, an ihnen vorüber, auf Toni zu. ! Als dieser sie herankommen sah, da fiel ihm doch ihre- Schönheit ins Auge und ihr Verlust aus's Herz. Nur die verweinten Augen, das vergrämte Gesicht, das Gejammer und Geklage hatte er gefürchtet und gemieden; wie sie aber jetzt sich ihm nähcrte, zwar mit bösem Geschau und zornroten Wangen, doch so stramm und entschlossen, da zuckte es ihm in dcn Hündcn, diese ihr ent gegen zustr ecken, sie an den ihren festzuhalten, zu fragen, ob sie ihm treubleiben wolle, dieweil er M»e sei, ihr zu sagen, daß nichts vermöge, ihn von ihr abwendig zu machen und wie dann ja alles doch noch gut werden würde! > ! Denkend, wie das die Dirne überraschen müsse, die ihm jetzt ganz criegt und wild nahe trat, öffnete er lächend die Lippen. Da "stand sie hart an ihm. „Schuft!" schrie sie und spuckte ihm ins^Gchcht. - Ungeduldsamkeit ist eigentlich doch an, all' seinem Unglückes schuld! An ihr wär's gewesen, gescheiter zu fein, 'das ist dwj Weibsleuten ihr'. Sach', wenn den Mann der Verstand ver« läßst, dam werden sie ja auferzogen und bewachtl^Von hem' auf morgen wollte sie das Zusammenkommen erzwingen und nun ist ein Auseinandermüssen daraus geworden auf grimm'ge jZeit und Weil' und alle Weit' und Fern'! Nun haben sie's alle beioe! Recht bedacht, ist es nur billig, wo ihm das Fort» gehen das Herz abdrücken will, daß ihr das Dableiben Leid« wesen macht! Nur recht und billig, weil sie so hat sei« können, und das müßt' er ihr ins Gesicht sagen, wenn sie gleich jetzt vor ihm stünd', aber das tät' so unfein und streitig klingen und darum will er ihr lieber gar nit unter die Au» gen, bis ihm wieder anders ums Gemüt ist und er ihr gute Wort' geben kann — die ist er ihr wohl schuldig —, aber früher nit, bis ihm anders ums Gemüt ist, bis dahin wird sie warten müssen. O , M " Tonis Gemütszustand ' schien sich aber nicht zu bessern, denn Helene erwartet! den Burschen Tag für Tag vergebens!. Erst an dem Abende, wo die Zwischenbüheler Buben vo« der Stellung heimkehrten, sah sie ihn zum erstenmal wieder; er stand, ferne von ihr, mitten in der lärmenden Schar, den Hut mit dem Sträußchen weit aus der Stirne gerückt und schrie als einer der Lautesten. Ein Bursche mochte ihn aus die Anwesenheit der Dirne aufmerksam gemacht und zu necke« begonnen haben, denn plötzlich klatschte er sich auf das recht« Bein urd dreht« sich auf, dem linken herum und kehrte ihr den Rücken zu.A O - ^M-Früh am Morgen darauf holten dissSchwenkdorfcr Du« bereden Tonivom Sternsteinhof ein, um gemeinsam nach der Stadt zu ziehen, wo sie elnkaserniert werden sollten. ' M. Wenn anders sine ganz unvernünftige Anstrengung der Stimmbänder durch Schreien, Jauchzen und Singen auf eine frohe Seelenstimmung schließen läßt, so waren die jungen Leute, welche da den Ort verließen, die zufriedensten, glück» lichsten Menschen. Den Müller Simerl von Schwcnkdorf riß