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Ottendorfer Zeitung : 21.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191604213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160421
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-21
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.04.1916
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k^eimkekr äer 4Z)äkrigen. Die „Erschöpfung" des deutschen Heeres. In München war vor einigen Tagen ein Ereignis zu verzeichnen, das im übrigen Deutsch land wenig beachtet worden ist, trotzdem es für unsere Kriegslage ungewöhnliche Bedeutung hat. Die Jahrgänge 1869 und 1870 sind nämlich aus dem Felde in die Heimat zurückgekehrt, da man auf die Mannschaften Verzicht leisten kann, die im Verlaufe des Krieges das 45. Jahr vollendet haben. Der Kriegsminister hatte bereits am 31. März in einer Ausschußsitzung im Reichstage auf diese erfreuliche Lage unseres Heeres hingewiesen. Dieser Vorgang muß aus mehreren Gründen mit voller Berechtigung als ungewöhnlich bedeutsam und für die günstige Lage unseres Heeres kennzeichnend genannt werden. Unsere Feinde, Asquith an der Spitze, haben bei Beginn des Krieges leichtherzig erklärt, daß der Ausgang des Ringens nur ein Rechen- exempel sei. Da der Vierverband über viel mehr Menschen verfügt, als die Mittelmächte, so ist die Frage des endgültigen Sieges des Vierverbandes schon beantwortet. Er hat damit bewiesen, daß er von den Dingen des Krieges gar nichts versteht. Schon die Niederlage der gewaltigen Perserheere hätten ihm zeigen können, daß die Zahl der im Felde stehenden Menschen für den Sieg nicht ausschlaggebend ist und nie sein wird. Jetzt nach 20 Monaten ist dasselbe Deutsch land, das von den gewaltigsten Mächten der Welt bekriegt wird, imstande, seine alten Jahr gänge aus dem Felde znrückzuziehen und der friedlichen Beschäftigung wieder zu geben, während unsere über Millionen gebietenden Feinde die größten Anstrengungen machen müssen, um den notwendigen Heeresersatz heranzuschaffen. So sieht die „Erschöpfung" der deutschen Heeres- krait und die „Überlegenheit" unserer Feinde aus l Da aber der Vierverband tatsächlich über viel mehr Menschen verfügt, als Deutschland rind seine Bundesgenossen, so ist die Frage am Platze, wie diese gewaltige Überlegenheit Deutsch lands auch auf dem Gebiete des Soldaten materials zu erklären ist. Die einzige um- iaiscnde Erklärung bildet nur die Überlegenheit unserer Heeresleitung, die alle Einzelgründe in sich einschließt. Die hauptsächliche Ursache für unsere Über legenheit auf diesem Gebiete ist die Kunst unserer Führer, mit möglichst geringen Verlusten die möglichst grüßten Erfolge zu erzielen, und war nicht nur durch die Verteidigung, sondern auch durch die richtige Durchführung des An griffes. Infolge der „Vernichtungsstrategie" Hindensburgs sind die Verluste der Russen ganz ungeheuerliche geworden. Sie wurden noch durch die Fehler des russischen Gcneralstabes ver größert, der an aussichtslosen Stellen z. B. in den Karpathen gewaltige Frontalangriffe mit ungeheuren Verlusten unternahm. So kam es, daß heut das russische Heer »ach jüngsten Berichten insgesamt über st Millionen Menschen verloren hat. Ähnlich verhält es sich auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Hier machten die Franzosen mehrere Male große Frontaloffensiven, die natürlich ungeheuer viel Menschen kosteten. Als wir aber bei Verdun zum Angriff schritten, verstand es unsere Heeresleitung, die Lage so zu gestalten, daß nicht der Angreifer, sondern der Verteidiger, der auf einen kleinen Naum znsammengedrückt wrirde, die größten Ver luste hat. Jüngst stand in einem schwedischen Blatt, daß die deutsche Angriffsmethode vor Verdun vorbildlich sei, da die Angriffe unter größter Schonung der Soldaten säst ausschließlich mit der Artillerie ins Werk gesetzt und durchgeführt würden. Buch hier wieder auf unserer Seite geringe, auf der feindlichen schwerste Verluste. Frankreich verlor dadurch bisher zwei Millionen Menschen. Aus der oben erwähnten Tatsache der Entlassung der 45sahrigen geht deutlich her vor, daß es sich bei diesen Ausführungen nicht um Schönfärberei handelt, sondern um Wirklich keit. Die deutsche Feldhermkunst bedeutet „Sparsamkeit mit Menschen", die feindliche be deutet Verschwendung. Bei uns größte Scho nung, bei unseren Feinden größte Rücksichts losigkeit, die aber trotzdem ständige Niederlagen nicht vermeiden konnte. So wird unsere Über legenheit und Siegesgewißheit von Tag zu Tag größer. verschiedene ttriegsnachrichien. (Von der mit. Zemurbchörde zugelassene Nachrichten. Die Wahrheit über den Weltkrieg. Unter der Überschrift: „Die Wahrheit über den Weltkrieg aus französischem Munde" be spricht die „Köln. Volksztg.' eine Schrift des Franzosen Bertourieux, die in der Schweiz er schienen ist. Der Verfasser schrieb das Bnch vom Oktober 1915 bis Januar 1916 in Paris. Er erklärt mit der größten Entschiedenheit, wenn das französische Volk die Wahrheit erfahren könnte, müßte es sofort Frieden verlangen. Deutsch land sei schuldlos am Kriege. Die Hauptschuld trage England, das den Krieg seit Jahren vorbei eitet habe. Alles Gerede über den deutschen Militarismus sei schamlos, denn der französische Militarismus sei mindestens ebenso entwickelt wie der deutsche. Der Ver fasser verurteilt in den schärfsten Worten den englischen Egoismus, der in König Eduard verkörpert war. Neben diesem war Delcassö der zweite große Verbrecher an den Völkern Europas, während Poincarä, durch seinen maßlosen Ehrgeiz angestachelt, mit bewußter Absicht den Kriegsgedanken in Frank reich nährte, in der Hoffnung, durch den Krieg zum diktatorischen Beherrscher der französischen Republik zu werden. Frankreich fei das Opfer grenzenloser Täuschungen und Irreführungen. Der Tag der Wahrheit ist in Frankreich noch nicht angebrochen, und eine Veröffentlichung wie die vorliegende ist höchstens ein erster Lichtschein, immer hin ist es ein gewisser Trost, daß es bei einzelnen Leuten zu dämmern beginnt. Die weitere Ent wicklung warten wir in Ruhe ab. * Französische Übertreibungen. Der militärische Mitarbeiter der ,Basler Nachrichten' äußert sich bei der Besprechung der Kämpfe um Verdun entgegen den französischen Übertreibungen über die deutschen Verluste wie folgt: In den mehr als 50 tägigen Kämpfen sind den Deutschen nun schon so viele und große Verluste zugeschrieben worden, daß man bald annehmen sollte, daß nicht mehr viel für die Fortsetzung des Angriffes übrig geblieben ist, und doch packen sie immer wieder und unver drossen au. Bei dem deutschen Ver fahren der sorgfältigen Vorbe reitung eines jeden, auch des kleinsten An griffes sind die Abgänge gewiß nicht so groß als vielfach angenommen wird. -I- Die Absichten der Verbündeten in Saloniki. Der neue bulgarische Generalkonsul in Buda pest Nedkow erklärte in einer Unterredung, daß nach seiner Anschauung die Armee der Verbün deten in Saloniki bloß politische Ziele verfolge, und daß er au angebliche Angriffspläne der Verbündeten in Saloniki nicht glaube. Bezüg lich der Gerüchte über den beginnenden Ab transport französischer Truppen habe Bulgarien noch keine sicheren Meldungen. >!- Gefahre» des englischen Wehrzwang.es. Der ,Corriere della Sera' meldet aus London, daß neuerdings eine innere Krise wegen der Ausdehnung des Wehrge setzes befürchtet wird. Auch zahlreiche Anhänger der Wehrpflicht raten der Regierung ab, die Opposition gewaltsam Niederkämpfen zu wollen, da die dadurch zu erzielende Vermehrung der Wehrpflichtigen in keinem Verhältnis zu den inneren politischen Gefahren stehe. * Die kanadischen Truppen. Der Premierminister Sir Robert Borden ant wortete einer Deputation aus säst allen Bezirken des Landes, die die Einsührung irgend einer Form von Dienstpflicht verlangte, cs seien bereits über 300 000 M a n n -a »geworben worden, nnd cs kämen tausend neue Rekruten täglich hinzu. Die Regierung beschäftigte sich mit einem Plan, um zu verhindern, daß den Industrien die Arbeitskräfte entzogen werden, und treffe gleichzeitig Vorkehrungen, nm ein Höchstmaß an Munition her- zustellcn. * Eine neue Offensive der Russe» ? Tie italienische Telegraphenagentur meldet, daß die Russen Vorbereitungen für eine neue Offensive treffen. Die Operationen würden nur durch das herrschende Tauwetter behindert. Die Zwischenzeit werde aber dazu benutzt, um so angestrengtere Vorbereitungen hinter der Front zu treffen. Es würden neue Truppen herangezogen, Munition und Kriegs material werde aufgestapelt, und sobald sich die Bodenverhältnisse geändert haben, werde die neue Offensive einsetzen. ^iseue russische Angriffe. Schon der Generalstabsbericht vom 14. 1. ließ ahnen, daß die Russen wieder Angriffe planten, da ausdrücklich auf die merkliche Ver stärkung des Artilleriefeuers der Russen südlich des Narocz-Sees hingewiesen wurde. Tatsäch lich versuchten die Russen auch wieder in dieser Gegend aufs neue Vorstöße, die erfreulicherweise ebenso, wie die Angriffe bei Garbunowka, nord westlich von Dünaburg, abgewiesen wurde. Auch diesmal wurden ihre Vorstöße blutig zurück gewiesen, ein Beweis dafür, daß ihre Verluste groß gewesen sein müssen. Es ist erst wenige Wochen her, daß unser Generalstab am 1. April melden konnte: Der russische Angriff, der bekanntlich am 18. März begonnen wurde, sei „in Sumpf und Blut" erstickt. Damals wurde gleichzeitig ein Befehl des russischen Oberbefehlshabers General Ewert veröffentlicht,in dem dieser am 17. März, also einen Tag vor Beginn der vorigen Angriffe, darauf hinweist, daß die Truppen der Westfront jetzt den Feind aus den Grenzen Rußlands werfen müßten. Tatsächlich haben diese Armeen außer Verlusten , von ganz ungeheurem Umfange nicht den geringsten Vorteil erzielen können. Ten neuen Angriff, den sie am 13. April be gannen, dehnten sie nun auch weiter nach Süden ans die Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern aus, so daß jetzt seit dem 18. Dezember wieder einmal die ein zelnen Heeresgruppen gesondert erwähnt werden. Die Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern sah Unternehmungen russischer Abteilungen, die am Serwetsch-Flusse, nördlich von Zirin, vor- zugchcn versuchten. Sie hatten aber ebenso wenig Erfolg, wie die weiter nördlich angreifen den russischen Kräfte. Der Berwelsch-Fluß, der hier genannt ist, strömt in ungefähr nördlicher Richtung und er gießt sich in den Njemen, zu dessen linken Neben flüssen er gehört. Seine Mündung ist nicht sehr weit von der Quelle des Njemen entfernt, wenn man die ungeheure Länge dieses Stromes in Betracht zieht. An dem Njemen gemessen gehört der Serwetsch zu den unbedeutendsten russischen Wasseradern. Das Angriffsgebiet der russischen Truppen an dieser Stelle wird in unserem Generalstabsbericht noch ge nauer durch Erwähnung der Stadt Zirin bezeichnet, denn die Angriffe der Russen fanden nördlich dieses Fleckens statt. Zirin liegt am oberen Laufe des Serwetsch und zwar östlich der Eisenbahnlinie Slonim—Minsk. Von Minsk liegt die Stadt in südwestlicher Richtung, während sie zu der Stadt Lida in südöstlicher Richtung derart gelegen ist, daß die Städte ein ziemlich gleichseitiges Dreieck mit der Grundlinie Minsk—Lida bilden. Zirin liegt fast genau auf halbem Wege südlich dieser eben genannten Linie. Die Russen haben, wie daraus zu erkennen ist, an mehreren Stellen Angriffe gegen unsere Linien versucht. Es leitete sie wohl wieder der Wahn, daß unsere Kämpfe bei Verdnn vielleicht zu einer Schwächung unserer Ostfront geführt haben könnten. Davon müßten sie aber schon durch den Verlauf der vorigen Ende März zusammengebrocbenen Angriffe geheilt worden sein. General Ewert hat zwar damals Mit teilen lassen, daß nur das ungünstige Wetter an der Einstellung der Angriffe schuld sei. Unser Generalstab wies aber mit Recht darauf hin, daß in der Witterung nur ein Teil der Ursachen des Zusammenbruches der Angriffe Rußlands gesehen werden könnte, der andere Teil waren die ungeheuren Verluste des russi schen Heeres. Wenn sie jetzt wieder Angriffs absichten größeren Umfanges haben sollten, dann werden sie erkennen, daß unsere Wacht im Osten sich ebenso als eiserne Mauer in der Zukunft bewähren wird, wie bisher. politifcke Aunälckau. Deutschland. *Der Bundesrat hat die Errichtung einer besonderen Behörde zur Regelung des Verkehrs mit Brann tweifl be schlossen. Der neuen „Reichsbranntweinstelle" wird ein „Beirat" zur Seite stehen, während die Bewirtschaftung des gesamten Branntweins der Spirituszentrale übertragen ist. Die Ab satzbeschränkung betrifft versteuerten und unver steuerten Branntwein. Ausnahmen sind unter anderen: für Kognak sowie für gewisse Klein brennereien gemacht. *Die erste Lesung der Kriegs gewinnsteuervorlage und der anderen neuen Steuervorlagen, die Tabaksteuer aus genommen, ist beendet. Nach Ostern wird die erste Lesung der Tabaksteuervorlage und die zweite Lesung der anderen Steuervorlagen be ginnen. Die bisherigen Behandlungen haben den im allgemeinen erwarteten Verlauf ge nommen. Die Kriegs gewinnsteuer ist verschärft worden, und außerdem ist das Be mühen zutage getreten, an die Stelle der übrigen neuen Steuern andere zu setzen. Statt der Quittungssteuer will man die Um - satz steuer einführen und die Weitererhebung des Wehrbeitrages wird verlangt, um auf dis Erhöhung der Postgebühren verzichten zu können. England. * Die Regierung weigert sich jetzt, den Danrpfern, die in Argentinien Getreide für die holländische Regierung holen, Bunkerkohlen zu liefern, außer wenn sie mit einer Ladung vom La Plata nach England zurückkehren. Das geht daraus hervor, daß dem Dampfer „Jttersum" der Oeszee-Dampf- schiffahrts-Gesellschaft, der in Sunderland liegt, die Lieferung von Kohle verweigert wurde. — Auf diese Weise macht die englische Regierung die Einfuhr von Getreide nach Holland durch die Regierung unmöglich. Belgien. * Entgegen den Mitteilungen französischer Blätter wird an zuständiger deutscher Stelle er klärt, daß Kardinal Mercier bisher das Warnungsschreiben des Generalgouver neurs v. Bijsing vom 15. Mürz noch nicht be antwortet habe. Balkanstaaten. *Der serbische Ministerpräsident Paschitsch, der sich noch immer in Großmannsträumen wiegt, gewährte in London einem Pressevertreter eins Unterredung, in der er dem Vierverband den strategischen Rat gibt, sofort mit sämtlichen ver fügbaren Kräften in Mazedonien uns durch Serbien Österreich anzugreifen. Hierfür verheißt Paschitsch die Unterstützung aller österreichischen Südslawen. Als Preis des Feldzuges wiederholt er die wahnsinnigen ser bischen Ansprüche auf ein großserbisches Reich von Mazedonien bis zur Adria, einschließlich Bosniens und der Herzegowina. Amerika. "Da Präsident Wilson Erörterungen in den Zeitungen aus Anlaß des Jahrestages des Unterganges der „Lusitania" sürchtet, wird er nach einem Bericht der,Frkf. Ztg.' an Deutschland eine Note richten, in der neue Garantieen für die Sicherheit der ameri kanischen Reisenden verlangt werden. In der Rote werden 65 Fälle aufgezählt werden, in denen die Kommandanten von Unserseebooten die notwendigen Vorsichtsmaßregeln vernach lässigt haben sollen. Die Note ist nicht zeitlich befristet, soll aber Amerikas letztes Wort be deuten. f)exengolcl. kfl Roman von H. Courths-Mahler (Fortsetzung.) Jutta betrachtete ihn interessiert. „Schon sehr lange?" „Sie waren kaum auf die Welt gekommen, als ich die Ehre halte, Ihre Bekanntschaft zu machen." „Und da haben Sie mich jetzt gleich wieder erkannt?" fragte sie scherzend. „Das wage ich nicht zu behaupten. Aber daß Sie heute in Ravenau erwartet wurden, weiß ich. Auch pflegen sich fremde junge Damen nicht in den Ravenauer Forst zu verlieren. Es bedurfte also keines großen Scharfsinnes, um Ihre Persönlichkeit zu er raten." „Leider stehen mir solche Hilfsmittel nicht zu Gebote, und mit Angabe all meines Scharf sinns vermag ich Ihre Persönlichkeit nicht fest- zuslellen," erwiderte sie. Er zog wieder den Hut und verbeugte sich. „Götz Gerlachhausen." Sie faßte unwillkürlich nach der Rose an ihrem Gürtel und errötete leicht, da er diese Be wegung bemerkte. „So kommen die herrlichen Rosen, die mich bewillkommneten, von Ihnen, und ich kann Ihnen dafür gleich meinen Dank aus sprechen." „Hoffentlich haben die Blumen ihren Zweck, Sie einigermaßen zu erfreuen, erreicht." Sie blickte ernst in sein Gesicht. „Ich empfand es als Wohltat, daß wenig- ! stens ein Mensch mir in Ravenan ein „Will- § kommen" bot, sagte sie leise mit Bitterkeit in: Tone. Er schaute sie betroffen an. „Und Graf Ravenau, Ihr Großvater, Kom tesse ?" Sie wußte nicht, wie es kam, aber es drängte sie, ihm ihren Schmerz zu offenbaren, und fo erzählte sie, was sich seit ihrer Ankunft zugetragen. Götz blickte mitleidig in das junge, traurige Gesicht. „Vielleicht hat Ihr Anblick Ihren Herrn Großvater so erschüttert, daß er die Fassung zu verlieren fürchtete, und Sie deshalb so schnell entließ. Ich weiß, daß er Ihre Ankunft voll Ungeduld erwartete. Zweifeln Sie nicht an seiner Liebe, wenn er auch im Anfang etwas zurückhaltend sein sollte." „Wenn ich das glauben dürfte," kam es leise über ihre Lippen. „Sie dülieu es gewiß." Sie atmete auf. „Ihre Worte erwecken eine leise Hoffnung in mir. Ich danke Ihnen. Aber nun haben Sie noch die Güte, mir zu sagen, in welcher Beziehung Sie zu Ravenau stehen. Sie sagten, wir seien alte Bekannte. Wollen Sie mir ein wenig Helsen, mein Gedächtnis aufzu- srischen?" „Mit Vergnügen, gnädige Komtesse. Ihr Herr Vater nnd der meine waren innig be freundet, nnd ich bin mit meinen Eltern sehr oft in Schönrode und Ravenan gewesen." „Auch in Schönrode? Oh — dann müssen ! Sie auch meine Mutter gekannt haben," stieß , sie hastig hervor, ihn erwartungsvoll an- ! blickend. Er wich zum ersten Male ihrem Blicke aus. „Ja, ich kannte Ihre Frau Mutter." Sie hob bittend die Hände. „Oh, erzählen Sie mir von ihr! Ich weiß so wenig von meiner Mutter, sie ist so jung gestorben." Er machte sich am Zaumzeug seines Pferdes zu schaffen, das er neben sich führte. „Leider kann ich Ihnen nur wenig berichten, gnädigste Komtesse. Ich war ein Knabe von kaum zwölf Jahren, als Sie geboren wurden. Zwei Jahre später reisten Ihre Eltern nach dem Süden, und nur Ihr Baler kau: zurück." „Ja, meine Mutter starb in Nizza, das weiß ich. Ist Ihnen gar nichts meh,r von ihr bekannt?" „Sie war eine sehr schöne Frau mit golde nen: Haar nnd schwarzen Augen. Ich bewun derte das Haar seiner seltenen Farbe wegen. Weiter kann ich nichts mittcilen." „Goldenes Haar und schwarze Augen — dann bin ich ihr nicht ähnlich," sagte Jutta ver- träumt. „Nein — ich glaube, Sie sind eine echte Ravenau." In seinem Blick lag dabei so viel ehrliches ! Wohlgefallen, daß ihr eine leichte Röte in das Gesicht stieg. Verwirrt blickte sie um sich. „Bitte, zeigen Sie mir nun den Weg, ich will Sie nicht weiter bemühen," jagte sie hastig. „Darf ich Sie nicht begleiten, gnädigste Komtesse?" „Ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Ihr Weg führt gewiß nach einer ganz anderen Richtung." „Gerlachhausen liegt südlich zwischen Ra venau und Schönrode. Ich mache keinen großen Umweg, wenn ich Sie bis zum Park begleite." Sie gingen nebeneinander weiter. „Wie viel Zeit brauchen wir, um bis zum Ravenauer Park zu kommen?" „Etwas mehr als eine halbe Stunde." Sic erschrak. „So weit bin ich gegangen? Dann myß doch Schönrode in der Nähe sein. Ich wollte es gern sehen nnd ging deshalb immer weiter." „Da haben Sie sich in der Richtung geirrt, gnädigste Komtesse. Schönrode liegt dort hin aus." „Dann stcilich — dann half mir mein Suchen nichts." „Wenn Sie es doch zu sehen wünschen, führe ich Sie auf einem Seilenpfad zurück. Ich kenne eine Stelle, von der aus Sie einen Durchblick auf Schönrode haben können." „Wenn es nicht zu unbequem und zeit raubend für Sie ist, wäre ich Ihnen dankbar." „Dani: wollen wir hier abbiegen." Sie schlugen einen schmalen Weg ein. „Ist Schönrode bewohnt?" fragte Jutta interessiert. „Nur der Kastellan wohnt mit seiner Frau im Schloß. Im übrigen ist in Schvnrode noch «lies so, wie zur Zeit, da Sie geboren wurden.
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