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Ottendorfer Zeitung : 23.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191604239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160423
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-23
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.04.1916
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Gestörte zrühjahrsvorbereitmrgen Uber feindliche Angriffsabsichten urteilt ein französischer Militärschnflsteller in einem Artikel, den die Zensur eine Zeitlang zurückgehalten hatte, folgendermaßen: Im Dezember vorigen Jahres hatte der Vierverband Frühjahrsvorbereitungen auf allen Fronten beschlossen, wobei Milte März alles bereit sein sollte. In Frankreich waren Truppen, Artillerie und Munition zu beschaffen, die in ihrer Gesamtheit ein neues Heer hinter der Front bilden soll. An dieser Neubildung waren Frankreich, England und Belgien beteiligt. England hatte noch seine besonderen Leistungen, die sich auf Saloniki, Mesopotamien und Deutsch-Ostafrika bezogen. Für Ägypten schien keine Gefahr mehr zu bestehen, weshalb der größte Teil der dortigen Truppen nach Saloniki, ein kleinerer Teil nach Mesopotamien überführt werden sollte. Italien hatte die Aufgabe, seine Kttäfte ans mehreren Punkten der Front einzu setzen und gleichzeitig in Albanien den feind lichen Vormarsch aufzuhalten, wobei die Serben mithelfen sollten. Die Nüssen sollten ihre miß glückte Herbstoffensive in Galizien nicht ganz einstellen, sondern den Winter hindurch hier eine feindliche Armee von ziemlicher Stärke gebunden halten. Im Kaukasus mußte wäh- ttnd des Winters die russische Front bis weit in Kleinasien vorgeschoben werden, um bei Beginn der allgemeinen Offensive im Frühjahr die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben. Die russischen Armeen an der Nordfront sollten, wie die Franzosen, von der Winterruhe 'Gebrauch machen, um ein stärkeres Reserveheer hinter der Front zu rüsten. Die militärischen Sachverständigen der Verbündeten hatten ge rechnet, daß in der letzten Märzhälfte die Heere des Vierverbandes gerüstet sein würden, um den großen Vormarsch zu beginnen. Der Plan war darauf gerichtet, die Armeen der Zentralmächte so zu schwächen und zu zer splittern, daß sie nirgendwo ihre volle Kraft ein setzen könnten. Der französische Generalstab, von dem diese Pläne größtenteils ausgearbeitet waren, rechnete mit Sicherheit darauf, den Krieg im Laufe des Sommers zu beenden. Das erste Ziel war Konstantinopel, das von der Saloniki- Armee in Verbindung mit der Tätigkeit der Flotten im Mittelmeer und Schwarzen Meer erreicht werden sollte. Durch die Angriffe der Russen in Galizien und der Italiener an ihrer eigenen Front sollten die Deutschen veranlaßt werden, ihrem österreichischen Verbündeten Hilfe zu leisten, woraus das Vorgehen des französischen Heeres gegen die geschwächte deutsche Front in Frankreich erfolgen sollte. Diese Pläne sind zum Teil von den Deut schen durchkreuzt, zum Teil durch andere Er eignisse unausführbar geworden. Gegen Ende Februar setzten die Deutschen plötzlich eine Siiesenoffenstve gegen Verdun an, die un geschwächt noch immer andauert. Dort ist nun der größte Teil der zu bildenden Reservearmee geopfert worden. Weiter wurde auch die Salonikiarmee dadurch geschwächt, daß ihr Kern truppen und starke Artillerieteue entnommen wurden. Unvorhergesehene störende Einflüsse hemmten die Vermehrung der englischen Armee und teilweise auch die Munitionserzeugung, so daß die erforderlichen Massenvorräte nicht be schafft werden konnten. verschiedene ttriegsnachrichten. (Von der mil. Zeniurbehörde zugelassene Nachrichten.) Französische Stimmen über die Kriegs entschädigung. Nach einer Kopenhagener Zeitung haben die Ausführungen des Abgeordneten Perret in der französischen Finanzkommission das größte Auf sehen erregt. Der Abgeordnete sagte nämlich, daß die französische öffentliche Meinung sich phantastischen Anschauungen über die Kriegsentschädigung, die Deutsch land zahlen müsse, hingebe. Er sagt u. a.: Die phantastische Hoffnung, daß Deutschland sämtliche Kriegskosten bezahlen könne, kann heute kein verständiger Mensch mehr haben. Diese Möglichkeit hätte nur bestanden, wenn der Oexengolä. 6) Roman von H. CourthS-Mahler. KorMtzung.) Jutta sah freundlich in das gute runde Gesicht und dann hinaus in die Frühsommer pracht. «Wie schön ist eS hier!" «Ja, dies ist auch eins der schönsten Plätzchen tn Ravenau. Graf Hans-Georg. gnädiger Kom tesse hochseliger Vater, hat am liebsten hier ge sessen, als er nicht mehr so frisch und froh um herstreifen konnte wie früher." „Mein Vater war schwer leidend in seinen letzten Lebensjahren, nicht wahr?" fragte Jutta. „Es war ein Jammer ohnegleichen, gnädige Komtesse. Wenn man ihn gesehen, als er noch gesund war, so stark, so lustig, und nachher, nach dem furchtbaren Unglück, so grausam ver ändert !" Jutta stützte das Haupt in die Hände, und ihre Augen hingen bang an der alten Frau. „Wie kam es denn, daß er sich so verändert hatte? Welches Unglück geschah eigentlich? Hch weiß das alles nicht." Jettchen Wohlgemut sah entschieden verlegen aus. Da hatte sie sich wohl auf ein verführe risches Gebiet gewagt. Sie wußte zuviel von jenen unheilvollen Tagen, um an die Mär zu glauben, die man unter dein Dienstpersonal verbreitet hatte. Aber davon durste sie ihrer fungen Herrin nicht sprechen. Sie holte tief Atem und sprach: „Wir wissen nur, daß Graf Hans-Georg und Gräfin Gwendoline bei einer Wagensabrt f Krieg kurz gewesen wäre. Mt solchen kindischen ! Hoffnungen betrügt man nur das Land,' das eines Tages furchtbar erwachen wird. Nimmt man selbst an, daß der Feino vollkommen ver nichtet wird — ein Ergebnis, auf das zu hoffen ja nicht verboten ist — so ist es doch nicht möglich, daß die sieben verbündeten Völker voll- > kommenen Ersatz ihrer Kosten erhalten. Diese Kosten betragen ja Hunderte von Milliarden. Eine solche kolossale Summe kann der Besiegte nicht zahlen. Unser Volk muß vor allen Dingen mit seiner eigenen Kraft rechnen, wenn man die Wiederaufrichlung der Finanzen und das Wieder aufleben des wirtschaftlichen Lebens beabsichtigt. — Es ist erklärlich, daß man in Frankreich über diese Worte geradezu entsetzt ist. * Die englische Blockade. In einer Unterredung des Londoner Korre spondenten des .Secolo' mit Lord Robert Cecil über die Blockademaßregeln Englands gegen die Mittelmächte und die voraussichtlichen Ergebnisse derselben, erklärte der Blockademinister und Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt: „An fangs hatte daS Problem für uns große Schwierigkeiten. Es handelte sich darum, den feindlichen Außenhandel zu unter- drücken, ohne die Rechte der Neutralen für ihren eigenen Handel zu verletzen. Jetzt aber können wir behaupten, daß es uns gelungen ist, klare Unterscheidungslinien zwischen wirk lichem und neutralem Handel und unreinem, für den Feind bestimmten Handel aufzustellen, und der Erfolg ist augenscheinlich. Nicht ohne ernsten Grund greift eine Nation zu Maßregeln wie Brotkarten, Butterkarlen, Beschlag nahme aller Lebensmittel." — Man weiß in England sehr wohl, daß diese Maßnahmen die Verteilung sichern und zugleich den uferlosen Wucher, der in England alles riesenhaft ver teuert, ausschließen I Verluste der Engländer in Ostafrika. Die südafrikanische Regierung hat angeordnet, daß von jetzt ab die Rekrutierung für die süd afrikanische Infanterie in Ubersee aufgehoben wird, mit dem ausdrücklichen Hinzufügen, um alle Anstrengungen auf die Ergänzung der südafrikanischen Jnfanteriebri- gaden in Ostafrikazu vereinigen. Also müssen die Abgänge dort weit über das er wartete Maß hinausgegangen sein, denn noch Milte März hieß es in der südafrikanischen Presse, daß in Südafrika genügend Reserven bereitständen, nm die in Ostafrika entstehenden Lücken sofort zu ergänzen. Die zweite Tat sache, welche auf große Verluste der zurzeit im Kampfe gegen Deutschostafrika stehenden Truppen und zugleich auch auf den Eindruck schließen läßt, den die Widerstandskraft unserer tapferen Ostafrikaner in England gemacht hat, ist die Absendung der bisher am Suezkanal stehenden neuseeländischen Brigade nach Ostafrika. * Die Beförderung des serbischen Heeres dnrch Griechenland. Aus Saloniki wird gemeldet, die Beför derung eines Teiles der serbischen Truppen auf dem Seewege habe begonnen. Es liegen sichere Nachrichten vor, daß die ge samte reorganisierte serbische Heeres macht keineswegs 50000 Mann über schreite. Die Moral der Truppen ist die denk bar schlechteste. Ganz Griechisch-Epirus ist von serbischen Deserteuren, die sich durch Diebstahl und Betteln ernähren, überfüllt; sie werden von den dnrtigen Bauern als eine Landesplage empfunden. Es verlautet weiter, ein großer Teil der serbischen Truppen in Korfu habe den Gehorsam verweigert, indem er dagegen Ein spruch erhob, sich nach Saloniki einfchiffen zu lassen. Überhaupt sei die Furcht vor der Be förderung auf dem Wasser besonders nach den letzten Unterseebootskatastrophen unter den Ser ben ungeheuer. Meuterei italienischer Truppen. Aus einem Briefe, der an das ,St. Galler Tageblatt' gerichtet ist, erfährt man, daß eine italienischeArtillerieabterlungam verunglückt sind. In aller Gesundheit waren sie abgereist, und wenige Wochen später kam das furchtbare Unglückstelegramm. Ich sah, wie es unser gnädiger Herr Graf öffnete und darauf leichenblaß zurücktaumelte. Damals war er selbst noch ein gar stolzer, kräftiger Herr. Ich sprang hinzu, um ihn zu stützen, weil ich be fürchtete, er werde umsinken. Aber da raffte er sich schon wieder auf und rief mit rauher Stimme nach Seidelmann, damit dieser alles zur Reiss ordnete. Ganz allein reiste er einige Stunden ab. — Es dauerte dann sehr lange, bis wir unsere beiden Herren Grafen wieder sahen — und Graf Hans-Georg — den er kannten wir garnicht wieder." „Und meine Mutter?" fragte Jutta heftig, atemlos. Frau Wohlgemut sah an ihr vorbei, als sie antwortete: „Wir haben Gräfin Gwendoline nicht wieder gesehen — sie ist da unten im Süden gestorben." „Gestorben — so jung — und so schön l" murmelte Jutta traurig. „Ja, schön wie ein Bild war Gräfin Gwen doline mit ihrem goldenen Haar und der weißen, zarten Haut." „Mein Vater hat sie gewiß schmerzlich be trauert." „DaS soll wohl sein. Nie habe ich ihn mehr lachen hören." „Und ich kam gleich nach meines Vaters Tode in die Pension, nicht wahr?" „Nicht lange danach. Es war auch gar zu düster und trauria in Ravenau, und ein Nmbrail gemeutert hat. Die Schweizer Grenzbehörden bewahren über das Ereignis bisher jedoch tiefes Stillschweigen, und aus Italien selbst wird nichts an die Öffentlichkeit gelassen. Es sollen sich mehrere hundert Sol daten ihrer Verschickung von der Schweizergrenze an die Jsonzofront widersetzt haben. Oer Oruck gegen Veräun. Seit dem 6. April versuchen die Franzosen unsere Waldstellungen bei Avocourt mit starken Kräften anzugreifen, um auf diese Weise einen Gegendruck gegen unser Vorgehen über die Linie Haucourt—Bölhincourt hinaus zu erzielen. In den Tagen dieses Gegendruckes, der ohne jede tatsächliche Folge blieb, gelang es sogar unseren Truppen, auf bedeutenden Abschnitten der Ver dunfront vorzustoßen. Der Kampf um die Höhe 304 wurde mit vollen Kräften einge leitet und die rückwärtigen Stellungen der Franzosen wurden bedroht. Auf diese Weise ist auch hier bereits im Nordwesten der Angriff bis auf wenige Kilometer an die innere Festungs zone von Verdun herangetragen worden, wie vor ungefähr acht Tagen auf der Nordostecke durch die Erfolge im Caillettewalde. Damals wurde auch der Weg zu dem inneren Fortgürtel von Verdun auf der Nordost ecke der Festung bedroht. Nun ist derNordwest- pfeiler des ganzen befestigten Gebietes bereits durch unser Vordringen über das befestigte Böthineourt hinaus in gleichem Umfange in unseren Besitz gelangt, daß der Druck sich bereits dieser Ecke des eigentlichen Fortgürtels nähert. Allerdings ist die Entfernung unserer Stellungen auf diesem Teil der Front zu der Festung selbst noch größer, als die Entfernung im Nord osten. Durch das Vorträgen des Angriffes an die Höhe 304 sind wir auch hier schon auf ungefähr 12 Kilometer gegen die eigentliche Festung Verdun herangekommen, während noch vor wenigen Tagen 15 Kilometer dazwischen lagen. Die Entfernung auf der Nordoststrecke beträgt aber nur ungefähr die Hälfte, da der Caillettewald rund 6 Kilometer vou Verdun ent fernt ist. Es galt aber auf der Nordwestecke zuerst, das weit gegen Norden vorspringende Knie von Bethincourt auszugleichen, bevor der Angriff auch an anderen Stellen eingeleitet werden konnte. Es ist auch hier wieder das planmäßige Vorgehen unserer Heeresleitung zu erkennen, die ohne Rücksicht auf irgend welche „blendenden" Erfolge nur das große Ziel im Auge hat, dem sie sich Schritt für Schritt nähert. Die Fran zosen kennen nun diese bedachtsame Methode und wissen, das sie sich zu fürchten haben, auch wenn nicht jeder Tag irgend einen in die Augen stechenden Fortschritt bringt. Wie bei Avocourt so versuchten die Franzosen auch rechts der Maas in den letzten Tagen mehrfach, unsere Front nördlich von Verdun zu beunruhigen. Hier war es besonders der Pfefferrücken (1 Kilo meter nördlich von dem mehrfach genannten Dorfe Bras), gegen den sich der Angriff der Franzosen richtete. Diese Kämpfe stehen im engen Zusammen hangs mit dem Ringen westlich der Maas, da durch das Vordringen unserer Truppen die Ab stände immer geringer wurden und die Kämpfe auf der ganzen Nordwest- und Nordftont einen einheitlichen Charakter angenommen haben. Es ist darum erfreulich, daß unsere Truppen stets alle Angriffe auf der Nordfront und auch auf der Nordoftftont im Caillettewalde nicht nur abgewiesen haben, sondern daß es ihnen auch, wie der Bericht unserer Heeresleitung vom 16. April wieder zeigt, gelang, hier Vorteile zu erringen. Es ist Kleinarbeit, die hier unter den er schwerendsten Umständen geleistet werden muß. Aber diese Kleinarbeit hat eine Bedeutung, wie an anderen Stellen der Bewegungsschlachten große Teilerfolge. Betrachtet man die Kampf tage unter diesem Gesichtswinkel, dann erkennt man deutlich die Bausteine des Sieges. Unsere Front vor Verdun hat in diesen sieben Wochen der Kämpfe eine Gestalt angenommen, die schon jetzt den Druck gegen die Festung selbst von zwei Seilen erkennen läßt. Dabei wurde sie westlich von Verdun immer näher an die Eisen- Kind braucht Sonnenschein und frohe Um gebung." Eine Weile blieb es still. Frau Wohlgemut wollte sich schon zurückziehen, da sagte Jutta plötzlich: „Gibt eS im Schloß nicht Bilder von meinen Eltern?" „Vom Grafen HanS-Georg hängt ein Por trät im Arbeitszimmer deS gnädigen Herrn Grafen und dasselbe noch einmal in der Ahnen galerie. Es stellt ihn vor, wie er noch gesund und heiter war. Von der Hochsellgen Gräfin Gwendoline existiert kein Bild, Sie sollte erst später für die Galerie gemalt werden." „Wollen Sie mir die Ahnengalerie zeigen?" „Komtesse brauchen nur zu befehlen. Soll es gleich geschehen?" „Ich bitte darum." Jutta erhob sich und schritt neben Jeitchen Wohlgemut durch die Halle und die Treppe hinauf. Wenige Augenblicke später stand sie vor dem Porträt ihres Vaters. Lange sah Jutta in das strahlende, sonnige Gesicht, und das Herz tat ihr weh. Und doch war ihr dies lachende Gesicht fremd. So hatte der Vater nicht ausgesehen, wenn er sich liebe voll über sie neigte und mit der traurig zärt lichen Stimme sagte: .Meine arme kleine Jutta!" Sie wandte sich ab. „Ein späteres Bild meines Vaters existiert nicht?" „Nein, gnädige Komtesse." Jutta blickte zum Bild der Gräfin Ulrike empor und trat überrascht rurüL bahnllnie Verdun-Paris herangefschoben, welch» die Lebensader der Festung bildet. Politische Kuncisekau. Deutschland. * Der Plan eines N h ein—Main—Dona», Kanals dürfte in der nächsten Zeit in drei grundlegenden Tagungen beraten werden. Dieerste Tagung wird vor Pfingsten in Regensburg, die zweite Tagung wird später in Wienstattfinden, wäh rend die Schlußtagung in Ofen-Pest erfolgt. Die Teilnehmer dieser drei Tagungen werden sich aus den Bürgermeistern der Donaustädte von Regensburg bis zum „Eisernen Tor" und aus sachverständigen Fachmännern zusammensetzen. * Nachdem nun im Königreich Sachsen die Fleischmarken zur Einführung gelangt find, sind eine Anzahl amtliche Verordnungen erlassen worden, die geeignet sind, den recht tätig ge wesenen Fleischhamstern die Freude an ihren aufgestapelten Vorräten etwas zu vergällen. So wird darauf hingewiesen, daß jeder, der mw drei Pfund Fleisch besitzt, diese zwar nicht an zuzeigen braucht und jederzeit die Fleischmarken zum Einkauf frischen Fleisches benutzen kann. Besitzt aber jemand vier Pfund 'Fleisch, so darf er die Fleischmarken erst nach Aufzehrung der gesamten vier Psund verwerten. Hat jemand einen Zentner Speck im Keller, so darf er auf Fleischmarken erst nach Verbrauch des gesamten Speckes Fleisch beziehen. Ebenso wird manche überzählige Büchse mit Konserven den Rückweg vom Privatmann in die Feinkosthandlung an- treten. Spanien. "Der Ministerpräsident wies m einer Unter redung darauf hin, daß Spanten durch den Weltkrieg einen ungeheuren Schaden er leide. Alle Dinge sind unverhältnismäßig ver teuert und die wirtschaftliche Krise ist außer ordentlich ernst. — Umsomehr ist es an zuerkennen, daß das Land seine Neutralität so mustergültig gewahrt hat. Balkanstaaten. * Der französische Oberkommandierende in Saloniki ließ nach vorheriger Verständigung des Präfekten die Räume des Blattes ,NeaAlithea' besetzen, weil die Zei tung, trotzdem sie gewarnt worden war, Nach richten über Truppenbewegungen veröffentlichte, die gegen die Interessen der französischen Armee waren. — .Die Franzosen gebärden sich also völlig als Herren auf grichischem Boden. * Bei der zweiten politischen Tagung der Venizelisten in Athen kam es zu ernsten Ereignissen. Während der Vorsitzende den Redner Sofoulis einführte, riefen einige Leute im Publikum: „Lang lebe der König!" Es wurden Schüsse in die Luft abgefeuert. Eine große Aufregung folgte, und es kam zu einer Prügelei mit Stöcken. Die Polizei schritt ein, das Theater wurde umringt und viele Venize listen wurden verhaftet. Amerika. ""Die neue Note an Deutschland wird nicht, wie englische Blätter berichten, in Form eines Ultimatums gehalten sein. Man hat in Washington guten Grund anzunehmen, daß Berlin keinen Bruch wünscht, und Washington ist von demselben Geiste beseelt. * Wie verlautet, ist Präsident Wilson bereit, Carranzas Ersuchen, die ameri kanischen Truppen so weit aus Mexiko zurück zuziehen, daß das Kampfgebiet nicht vergrößert wird, und zu versprechen, daß sie in absehbarer Zeit ganz aus Mexiko zurückgezogen werden sollen, nachzukommen. — Anderen Nachrichten zufolge ist die Leiche des Rebellengenerals Villa gefunden worden. — In Mexiko droht eine neue Revolution unter Führung von Felix Diaz auszubrechen. Asien. * Nach den letzten Meldungen über dieLage in China haben nach eingehenden Verhand lungen die Revolutionäre zugestimmt, daß Iuanschikai Präsident bleibt, vorausgesetzt, daß ein verantwortliches Kabinett gebildet und die Armee unter die Kontrolle des Kabinetts und nicht des Präsidenten gestellt wird. „Wer ist das?" „Die hochselige Gräfin NKKe, Komtess» Großmutter." „Ach — mir ist, als sähe ich ihr ähnlich." „Das ist mir auch schon ausgefallen." Jutta betrachtete bewegt das gütige, fein« Frauenantlitz. Dann durchwandelte sie langsam die Ahnengalerie. Hier und da blieb sie vor einem Bilde länger stehen und erbat sich nähere Auskunft darüber. Auch vor dem Porträt der unseligen Katharina Charlotte machte sie Halt. Fast unwillkürlich streckte Jettchen Wohlgemut die Hand aus. „Gnädige Komtesse sollten dies Bild nicht so lange bettachten. Man sagte, Gräfin Char lotte habe den Rabenaus Unheil gebracht. Die Dienerschaft schwört darauf, daß sie keine Ruhe im Grabe gefunden und manche von den Leuten bilden sich gar ein, ihr begegnet zu sein. Jutta lächelte. „Ah, wir haben also auch ein Schloßgespenst? Das müssen sie mir erzählen." Jettchen Wohlgemut erzählte ausführlich. Jutta hörte interessiert zu und schaute unver wandt in Katharina Charlottes weißes Gesicht mit den schwarzen Augen. Ein kühler Luflstrom durchzog plötzlich dle Galerie. Jutta fröstelte und kehrte mit Frau Wohlgemut in ihr Zimmer zurück. Aber ein wenig gruselig war ihr doch zu Mute, trotzdem sie sich frei wähnte von Gespensterfurcht und Aberglauben. , Am Abend war die*Tafel ebenso reich und vornehm geschmückt wie beim Diner. Jutta be-
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