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Ottendorfer Zeitung : 10.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191609100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160910
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-09
- Tag 1916-09-10
-
Monat
1916-09
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.09.1916
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6rieckenlanäs k)eer. Seit dem Jahre 1882 hat das griechische Heer mannigfache Änderungen und Umformungen erfahren, durch die es heut zu einer bedeuten den Streitmacht herangewachseu ist. Durch die Gesetze vom 21. Juni 1882, 28. Mai 1887, 21. März 1896 und 4. Juni 1904 ist in 'ganz Griechenland die allgemeine Wehrpflicht zur Einführung gelangt, die nur für einzelne «Ausnahmen in beschränktem Matze zutrifft. Es sind dies überzählige, Schwächliche und Stützen der Familien, die zur Territorialarmee über schrieben werden. Aber auch sie sind vom ^Heeresdienst nicht völlig frei, sondern müssen eine Ausbildungszeit von sechs Monaten durch machen. Dieser Grundstock der ganzen Heeres gesetze ist nach dem Balkankriege ebenso er weitert worden, wie die Friedens- und Kriegsstärke des griechischen Heeres überhaupt. Wer große Zuwachs an Land und die Ver mehrung der Bevölkerung um fast acht Millionen Menschen, sowie die unsichere Lage, die trotz des Friedens von Bukarest auf dem Balkan herrschte, haben zusammen gewirkt, um eine ganz ungewöhnliche Stärkung des griechischen Heeres herbeizuführen. , Auch Bulgarien sah sich veranlaßt, nach dem Balkankriege sein Heer zu vermehren. In viel größerem Maße trifft dies aber für Griechen land, zu, wo die Kriegsstärke auf mehr als das Doppelte der bisherigen Zahl gebracht worden ist . oder gebracht werden soll. Die Reorganisation flies' griechischen Heeres wurde im Jahre 1913 beschlossen. Wie weit sie bis heut durchgeführt worden ist, entzieht sich der Kenntnis. Man -kann aber annehmen, daß sie besonders im letzten 'jdriegsjahre, durch das die Unsicherheit auf dem Balkan noch gesteigert worden ist, mit aller -Beschleunigung durchgesührt wurde. Die bis cher 4 Friedensdivisionen des griechischen Heeres werden durch die neue Reform auf 12 gebracht. Während bisher im Kriege insgesamt 10 Divi sionen vorhanden waren, soll jetzt die Kriegs stärke des Heeres aus 24 Divisionen bestehen. Die Kriegsstärke jeder Division besteht aus 3 Infanterie» -regimentern zu je 3 Bataillonen, 1 Jäger- Lataillon, 1 Schwadron Kavallerie, 1 Genie- chataillon, 1 Regiment Artillerie zu 6 fahrenden Schnellfeuerbatterien zu je 4 Geschützen. Insgesamt umfaßt demgemäß eine Kriegs stärke griechische Division 180 000 Gewehre, ,100 Reiter und 24 Geschütze. Ein Regiment Infanterie im Kriege dazu, da die Friedens divisionen nur aus 9 Regimentern Infanterie besteht, soweit diese Waffe in Betracht kommt. Zu der Reform des Heeres gehört die Aufstellung von 12 Artillerie - Regimentern, auch 4 Ab teilungen Gebirgsartillerie sind neu gebildet worden. Die Erfahrungen des Balkankrieges haben dazu geführt, daß die Luftschiff- und Ver kehrstruppen jetzt im griechischen Heer durch eine neue Luftschifferkompagnie, ein neues Telegraphcn- Lataillon und ein Bataillon Verkehrstruppen vermehrt worden ist. Auch die Kavallerie hat eine Vergrößerung durch zwei neue Regimenter er fahren. Um diese bedeutsame Heeresverstärkung, die hier eine Gesamtkriegsstärke von 450000 Mann zum Endziel hat, durchzusühren, und besonders für genügende Reserve als Ersatz zu sorgen, ist die Dienstzeit, die von 20 bis 50 Jahre gedauert hat, um weitere 5 Jahre vermehrt worden. Im großen und ganzen handelt es sich, wie aus diesen Angaben ersichtlich ist, um eine Neu ordnung und Verstärkung des griechischen Heeres an Hauptgliedern in einem Umfange, wie sie allgemein noch nicht beobachtet werden tonnte. Der Oberbefehlshaber des gesäurten Heeres ist König Konstantin, der in Griechenland als ein wahrer Soldatenkönig gepriesen wird, und auf dessen Plan auch die Neubildung des griechischen Heeres zurückzuführen ist. Volkswirtschaftliches. Ausländische Kaffee » Ersatzmittel. Der KriegsnuLschutz für Kaffee, Tee und deren Ersatz mittel G. m. b. H., Berlin, macht den Kaffee- und Kaffee-Ersatznüttct-Handel auf folgendes aufmerksain: Es werden in letzter Zeit vielfach ausländische Kaffee- Ersatzmittel zu sehr hohen Preisen angeboten, welche dem Wert der Ware nicht entsprechen. Da in Deutschland für Kaffee-Ersatzmischungen Richtpreise festgesetzt sind, liegt es im Interesse der Firmen, welche ausländische Kaffee-Ersatzmittel einführen, die Angebote möglichst unter Vorlage von Mustern dem Kriezsausschuß vor dem Kauf der Ware zur Begut achtung einznscnden. Vie 8ouville-8ckluckt. Die Stellungen um die Souville-Schlucht, die sich in der Richtung von Nordost nach Südwest als eine steil abfallende Senke tief zwischen den Chapitre- wald und die Südausläufcr des Fumin schieben, zählten seit Monaten zu den schwierigsten Kampf abschnitten im Gelände von Verdun. Die Schlucht war, als der furchtbarste dem Fort Souville in nordöstlicher Richtung vorgelagerte Stützpunkt, von den Franzosen iM—allen Mitteln der Befestigungs kunst ausgebaut. Sie war durch ihre flankierende Wirkung nach beiden Seiten ständig eine schwere Bedrohung für unsere im Chapitrewalde, auf dem Fumin unb dem Bergwalde kämpfenden Mann ¬ schaften. Deshalb wurden der Angriff und die Wegnahme der Schlucht beschlossen. Die Ziele wurden in glänzendem Sturme erreicht. Nach enormer Artillerie-Vorbereitung stürzten sich Rhein länder und Westfalen, die aus der deutschen linken Flanke im Bergwalde niederschwenkten, auf den Feind, und Bayern, die östlich der Souville-Schlucht in die Tiefe drängten, warfen sich aus dem Chapitre walde vom Osten und Nordosten her auf den Gegner. Die Franzosen wurden ans der Schlucht geworfen, die nunmehr ein neuer, wertvoller Besitz für uns ist. Von ^ah cmcl fern. Die sächsische Voltsspende für die deutschen Gefangenen. Am 7. und 8. Juli fand im ganzen Königreich Sachsen unter dem Schutze der Prinzessin Johann Georg von Sachsen eine Sammlung zu einer Volksspende für die deutschen Kriegs- und Zivilgesangenen statt. Der Reinertrag derselben beläuft sich, wie nunmehr sestgestellt worden ist, auf 550000 Mk. Reicher Heringssege». Fast unglaublich klingen die Meldungen über den Heringsfang in den dänischen Gewässern, an dem auch deutsche Aufkäufer beteiligt sind. Es gibt Fälle, in denen eine Bootsmannschast von drei Alaun für einen eintägigen Fang 1500—2000 Kronen ausgezahlt erhält. Allerdings werden auch hohe Preise gezahlt. Nach zwei Jahren ergriffen. Mitte Juli 1914 erhielt der Buchhalter Willi Eymann aus Schöneberg bei Berlin, der in einem großen Berliner Kleidergeschäft angestellt war, den Auf trag, auf einer Bank 10 500 Mark abzuheben und an einer anderen Stelle einzuzahlen. Er holte auch das Geld, zahlte es aber nicht wieder ein, sondern behielt es für sich und verschwand damit. Eine Spur des Verfolgten war nicht wieder zu finden, bis er jetzt in Landsberg a. W. wieder austauchte und festgenommen wurde. Was er die ganze Zeit über getrieben hat, weiß man noch nicht. Flecktyphus in der französischen Armee. Bei mehreren Korps der französischen Armee herrscht sehr stark der Flecktyphus. Der Sanitätsdienst erweist sich als unzureichend. Die Negierung hat mehrere neutrale Staaken um Entsendung von Ambulanzen ersucht. Ärzte sind ans Amerika und Japan unterwegs. Massen-Heiratsschwindel bei der eng lischen Armee in Frankreich. Pariser Blätter sehen sich genötigt, den englischen Freunden herbe Worte zu sagen. Der Heirats schwindel englischer Soldaten mit Französinnen hat nämlich einen derartigen Umfang genommen, daß strenge Bestimmungen gegen den Unfug erlassen werden mußten. Da die Heirats schließung zwischen Engländern und Franzö sinnen sehr erleichtert worden ist, benutzten viele Tommies die Gelegenheit, trotzdem sie schon jenseits des Kanals verheiratet waren. Die Kindermädchennot in Paris. Die neueste Kriegswirkung, über die in Paris und auch in anderen französischen Städten immer lauter Klage geführt wird, äußert sich in dem bedrohlich zunehmenden Mangel an Kinder mädchen. Auf jedes Kindermädchen, das seine Dienste anbietet, so erzählt der Pariser Bericht erstatter der ,Times', stürzen sich , fofort zehn öder mehr Familien, und es ist begreiflich, daß diese Wettkämpfe die Lohnforderungen beträcht lich erhöht haben. Es handelt sich hier um ein an sich kleines, aber doch bedeutsames Symptom, nämlich um ein französisches Gegenstück zum in England schon lange sorgenvoll betrachteten Mangel an weiblichem Personal. Die Bedürf nisse des Feldes verschlingen andauernd große Massen von Männern, die Munitionswerkstätten verbrauchen Tag und Nacht die weiblichen Arbeitskräfte, so daß das Schulwesen und die gerade für den französischen Nachwuchs so wich tige Kinderpflege allmählich vollständiger Auf lösung anheimfallen. Brot-Skulpturen. Dr. Gustaf Hallström, der im Auftrage des schwedischen Noten Kreuzes die deutschen Gefangenenlager in Sibirien besucht und dort an unsere Gefangenen Liebesgaben verteilt hatte, hat von dort eine ansehnliche Sammlung von Gegenständen, die von Kriegsgefangenen angefertigt wurden — darunter sehr interessante Skulpturen aus Brot — nach Stockholm mitgebracht. Diese eigen artige Sammlung soll demnächst in Stockholm zur Ausstellung gelangen. Tierschutz in Polen. Zum Schutz der Tiere hat der Generalgouverneur von Warschau eine besondere Verordnung erlassen. Es ist ver boten, eine Reihe von Tieren und deren Jungen nachzustellen. Es sind dies der Nörz, die Sing vögel und insektenfressenden Vögel, insbesondere auch die Blaurake oder'Mandelkrühe und der Wiedehopf, ferner der Kampfläufer oder Kampf hahn, die wilden Schwäne, der Uhu, der Kolk rabe und der schwarze Storch. Es ist auch ver boten, Nester, Brutstätten oder Eier dieser Vögel zu zerstören oder auszunehmen, ebenso wie der Ankauf, der Verkauf, das Feilhalten, die Ein-, Aus- und Durchfuhr der Tiere, ihrer Jungen, Nester, Brutstätten, Eier und Bälge. Ein Kriegslied des Sultans. Der Sultan hat ein Kriegslied verfaßt, in dem die Heldenmütigleit des türkischen Heeres, insbe sondere der über die Gegner im Feldzug von Gallipoli errungene Triumph, gefeiert wird. Das Lied wurde in Druck gelegt und an alle Armeekorps versendet. Sultan Mehmed, der seit seiner Jugend ein Förderer von Kunst und Wissen schaft ist, hat sich auf dem Gebiet der Poesie vielfach durch eigene Werke betätigt. Gerichtshalle. Duisburg. Drei Arbeiter in Duisburg hatten einer Geschäftsfrau für 700 Mark Eier verkauft, die in Kisten geliefert werden sollten. Die Kisten ent hielten Steine, was die Geschädigte erst merkte, als das Geld unwiederbringlich dahin war. In der gleichen Weise betrogen die Schwindler einen Kauf mann, dem sie ein Fatz Butter lieferten. Die Gauner wurden zu zwei bezw. drei Jahren Ge fängnis Verurteilt. Leipzig. Im Prozeß gegen den Abgeordneten Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht haben nunmehr in letzter Stunde sowohl der Gerichtsherr als auch der Angeklagte gegen das Urteil des Oberkriegs gerichts vom 23. August Revision eingelegt. Der Gcrichtsherr hat gutem Vernehmen nach von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch gemacht, da, wenn Lie Sache vom ReichsmilitSrgericht zur noch maligen Verhandlung und Entscheidung zurück verwiesen würde, dem höheren Strafantrage des Vertreters der Anklage stattgegeben werden könnte. Der Angeklagte dagegen bestreitet nach wie vor, Kriegsverrat begangen zu haben. Am Ausguck. Eine englische Stimme gegen Rumäniens Forderungen. Die Londoner ,Nation' führt aus, daß jede Regelung der Balkan-Frage unzulässig wäre, wenn die Rechte der Nationalitäten nicht berück sichtigt würden. Aus der Proklamation des Königs Ferdinand geht hervor, daß Rumänien das Gebiet von dem Flusse Theiß bis an das Schwarze Meer beanspruche. Damit würde aber die Ziffer der unter rumänische Herrschaft kom menden Magyaren, Serben und Deutschen die Zahl der angeblich zn befreienden Rumänen nicht unbeträchtlich übersteigen. In jenen Gebieten bilden die Rumänen nur 35 der Gesamt bevölkerung. Das Blatt verspricht sich auch im Zusammenhänge mit den Ansprüchen der Italiener in Dalmatien, wo letztere in der Minderheit sind, und denjenigen der Serben auf Mazedonien und Albanien, wo die Serben ebenfalls in der Min derheit sind, wenig Gutes für einen Rassensrieden in Ost-Enropa. , * Blutige Zusammenstöße iu Bukarest. Ein Bahnbeamter, der den letzten Merkurzug nach Bukarest begleitete, Sonntag abend noch dort war und der in der Nacht entkam, erzählt: Die Russophilen veranstalteten nach der Ver öffentlichung der Kriegserklärung Straßendemon strationen, die jedoch von der kriegsgegnerischen Bürgerschaft und der Arbeiterschaft gestört wurden. Es kamen blutige Zusammenstöße vor. Vor der Wohnung Bratianus, wo der Minister präsident gerade den russophilen Demonstranten aus seinem Fenster eine Ansprache hielt, kam es zu Prügelszenen, und Bratianu wurde von den Gegendemonstranten mit Steinen beworfen. Der entstandenen Schlägerei machte, erst Polizei und Militär ein Ende. Derselbe Beamte er zählte ferner: Die Russen zogen schon am Sonnabend in der Dobrudscha ein. Die Grenz ortschaften Burdujeni und Dulcea standen schon seit einigen Tagen vor Kriegsausbruch unter russischem Befehl. Vermischtes. Wie der Papst seine Briefschaften er ledigt. Eine wie gewaltige Arbeitslast der Papst in unermüdlicher Tätigkeit allein in dem Durchsehen und Ordnen feiner Briefschaften täglich bewältigt, schildert ein Berichterstatter des ,Corricre', den der Bruder des Papstes, Admi ral Giovanni della Chiesa, in das tägliche Leben Benedikts XV. einen Einblick gewährte. Dreimal am Tage erledigt der Papst selbst alle seine Briefschaften. Die persönlichen Briefe ge langen direkt in seine Hände, eine ungeheure Arbeit, die mehre« Angestellte erfordern würde. Der Papst wünscht die persönliche Korrespondenz mit eigenen Angen zu fehen, um genau über die Wünsche seiner Gläubigen und über das, was in der Welt geschieht, unterrichtet zu sein. Auf dem Tisch liegen sieben gelbe Ledertaschen, in die er jedesmal die Briese einordnet. Die eine ist z. B. für die dringenden Angelegen heiten bestimmt, die bald beantwortet werden müssen, die andere für die Briefsachen, die der Privatfekretär erledigt, eine dritte sür die Bitt schriften. Die folgende kleine Geschichte, die der Admiral della Chiesa erzählte, zeigt deut lich, wie eingehend sich der Papst mit den Bittschriften beschäftigt: „Vor einiger Zeit befand ich mich im Sabinerland, als eine arme Bäuerin mit dem Anliegen zu mir kam, eine Bittschrift um Unterstützung an den Papst zu übermitteln. Ich versprach, mich dafür zu interessieren. Bevor sie das Kuvert schloß, fügte ich einen Privalbrief an den Papst bei. Drei Tage später war ich in Nom. Kaum hatte mich Benedikt XV. erblickt, als er ausrief: „Gerade heule habe ich deinen Brief beant wortet, den ich in der Bittschrift einer armen Bäuerin versand." „Ach, darum brauchst du dich nicht zu bangen. Ich sitze auf Wotans Rücken fest und sicher — wie ans diesem Stuhl." „Auch die besten Reiter sind schon zu Fall gekommen. Ich weiß ja, wie gern du zuweilen mit Wotan so allerlei kleine Bravourstückchen unlernimmst und, offen gesagt, ich bewundere dich. Mir ist immer sehr unbehaglich zumute, wenn ich auf dem Pferde sitze." „Und ich Unband muß dann noch solche Streiche machen. Zank mich nur tüchtig aus, Hcrzensvaterl" „Tust es ja schon selbst," sagte er lächelnd, eutzüS ihr reizvolles Gesicht betrachtend. ,Es ist auch alles gut abgelaufen. Baron Letzingen holte dich noch vor dem Sprung ein —" Ein feines Fältchen erschien auf Renatens Stirn. „Hattest du ihn darum gebeten?" „Nicht direkt. Aber er sah meine Angst. Weißt du, vor Letzingen geniere ich mich nicht. Der macht sich nicht lustig über mich wie die anderen, wenn mir ein kleines Ungeschick passiert. Überhaupt — Letzingen ist ein wirklich vor nehmer Mensch, der mich nie fühlen läßt, daß er mich nicht als seinesgleichen betrachtet. Die anderen haben immer eiwas in ihrem Wesen mir gegenüber, was ich ihnen als Mangel an Taki auSlegen könnte." Renate sah mit gekrauster Stirn versonnen ins Leere. „Und Letzingen nimmst du aus? Ich glaube, er weiß nur besser zu verbergen, was er denkt. Jedenfalls hallo ich ihn für hochmütiger und oüulcttMer alo die anderen," entgegnete sie «Mier. den wünsch ich dir." Sie blickte ins Leere. diese beulehnngrigen Edelleute. Was sind die gegen dich? Du stehst himmelweit über ihnen. Weil sie zufällig von adligen Eltern abstammen, glauben sie sich über dich erheben zu können.. Und meist haben sie mit ihrer Geburt schon alles Verdienst erschöpft. Eiwas Verdienstvolleres haben sie jedenfalls nicht weiter getan. Wenn du wüßtest, wie widerwärtig mir ihre Huldi-, gungen sind. Sie gelten ja nur deinem Geld. Dazu bist du ihnen gut genug, ihre Taschen zu füllen. Alich würden sie nur als lästige Zugabe zu meinem Vermögen mit in den Kitz t lFortfetzung.folgt.) „Sonnenschein wirkt auch voivfenie, Kind' Im Ernst, es' wird Zeit, daß du dich mit dein Gedanken vertraut machst. Du List zweiund- zwanzig Jahre alt." „Willst mich gar los werden." „Nein, aber ich möchte dich glücklich ver heiratet sehen. So ein Mann Wie-Letzingen-''—p „Schon wieder Letzingen," sagie sie leise. Und dann fuhr sie fort: „Du möchtest mich gern an einen Edelmann verheiratem Warum nur, Papa?" - Er stützte den Kopf in dieHand und .sah sie mit seinen klugen, guten Augen an. „Weil du selbst ein Adelsmensch bist, Renate. Nein, — lache nicht. Dein Vater rüstet sich nicht umsonst mit zeitlichen Schlagwörtern. Ich las das Wort irgendwo und es blieb mir hasten — weil es auf dich paßt. Trotz deiner bürg er-' Uchen Herkunft bist du ein Adelsmensch, wie es auch unter den Edelleulen Plebejer gibt." „Du siehst mich durch die rosig gefärbte Brille väterlicher Liebe." „Meine Augen durchdringen auch eine solche Brille sehr scharf genug. Und ganz offen, ich sähe dich gern als die Fran eines Edelmannes. Aber nicht nur der Geburt nach müßte er eS sein, sondern bis ins Herz hinein. So ein echter Ritter ohne Furcht und Tadel. Das wäre mein Traum, trotzdem ich ein schlichter Mann aus dein Volk bm. Nur einen einzigen kenne ich, der alle Vorzüge eines solchen Edelmanncs besitzt. Das ist Letzingen. Der ist auch ein Adelsmenfch, .wie du.' „Das glaube ich nicht, Renate." „Ach — Letzingen ist eben dein Vorzug. Wir wollen nicht darum streiten. Laß uns von etwas anderem reden. Da sitzest du nun gar heut am Sonntag abend bei deinen Büchern. Ich sehe eine endlose Zahlenreihe. Wirst du dir nie mals Ruhe gönnen?" „Dazu habe ich viel Zeit, wenn ich einmal nicht mehr arbeiten kann. Dann hat aber mein Leben nur noch halben Wert. Ich liebe meine Arbeit, wie einen köstlichen Genuß. Erst, als ich jung war, schaffte ich unermüdlich, um deiner lieben Mutter, die zart und fein war, ein gutes, behagliches Leben zu schaffen. Als sie mir dann in Ler Blüte ihrer Jahre entrissen wurde, gab mir die Arbeit Trost. Dann freute ich mich, daß meine Arbeit dir ein glänzendes Leben schaffte. Und nun bin ich so eins damit geworden, daß ich sie freiwillig nicht missen möchte." Renate strich zärtlich über seine kahle Stirn. „Fast möchte ich dich beneiden," sagte sie versonnen. „Mein Leben nützt niemand." Er zog sie fest an sich. „Mir bist du der Sounenschein, der mich sroh macht. Und Tante Josephines Glück bist du auch. Ist das nicht viel. Der eine nützt durch seine Taten, der andere durch sich selbst. Und eines Tages werden avch ernste Pflichten an dich herantreten — wenn du dich ver- heimtest." Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht von dir fort. Niemand hat mich so lieb wie dn. Und wenn ich dein Sonnenschein bin — soll ich dich im Schatten lallen." iaate sie Laib ernst, halb scherzhaft. " Renate strich sich hastig über die Stirm „Armer Papal — Solch ein Adelsmensch wird mich schwerlich zur Frau begehren. Darein mußt du dich fügen — und ich mich auch. Ich werde wohl ledig bleiben. Einen von denen, die mich haben wollen, mag ich nicht, und einer, wie ich ihn mir wohl zum Manne wünsche, nimmt *fmich nicht. Wahrscheinlich bin ich in dieser Be ziehung zu anspruchsvoll. Ich habe an allen etwas auszusetzen. Und nun gar Baron Letzin- > , gen! Wenn der wüßte, daß du an ihn gedacht i. hast in dieser Beziehung, er würde verächtlich Mie Achseln zucken." - „Nein, Renate, du verkennst Letzingen voll- ,'ständig, Las habe ich schon oft bemerkt. Stolz At er — und mit Recht, jeder echte Mann darf es sein. Aber hochmütig und dünkelhaft, wie du ihn schiltst, ist er nicht. Die anderen, die dir i huldigen und sich dabei über Tante und mich Austig machen, weil wir anders sind als sie, be sitzen diese Fehler. Letzingen nicht." „Wie ich sie alle verachte und verabscheue,
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