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Ottendorfer Zeitung : 10.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191609100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160910
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-09
- Tag 1916-09-10
-
Monat
1916-09
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.09.1916
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I^arroffelbewirtl'cbaftung. Die diesjährige Frühkartoffelwirtschaft hat bekanntlich Anlaß zu schärsster Kritik in der Öffentlichkeit gegeben. Angesichts der erheblichen Mißstände, die sich, wie in der ganzen Kriegs- kartosselwirtschast seit 1915, so auch hierbei her- ausgestellt haben, ist die Kritik begreiflich und berechtigt. Irgendwelche auf Sachkunde be ruhenden und' praktisch durchführbaren Besse rungsvorschläge sind freilich nicht gemacht worden. Schwere Kartoffelnot, die infolge des fast rest losen Verbrauchs der alten Kartoffeln im Juni einsetzte, ließ aller Augen auf die infolge der Versprechungen eines hohen Höchstpreises überall reichlich angcbauten Frühkartoffeln richten. Die Hoffnung wurde zunächst bitter getäuscht. Die Einfuhr aus Holland wurde drei Wochen gesperrt, die Einfuhr aus Ungarn stockte, die deutschen Frühkartoffeln wollten wegen der damaligen kalten Witterung nicht reifen. Es kam also darauf an, die ersten in Deutschland reifenden Frühkartoffelmengen schnell und restlos an die Orte, wo die Not am größten war, zu bringen. Das konnte nach pflichtmäßiger Er wägung dem freien Handel, der durch die bis herige .Kartoffelwirtschaft größtenteils aus- gefchaltet war, nicht überlassen werden. Es mußte Beschlagnahme der Frühkartoffeln und Zuweisung an die Bezirke, wo die Notlage am schwersten lvar, erfolgen. Der Kartoffelbandel wurde, soweit möglich, als Kommissionär heran gezogen und hat als solcher vortreffliche Dienste geleistet. In der ersten Julihälfte reiften die Kar toffeln langsam, die Versorgung blieb trotz des auf den Kartoffelbauer ausgeübten Druckes und trotz der zur Vermehrung dieses Druckes fest gesetzten, vom 1. August ab schnell fallenden Preisabstufungen noch sehr knapp, weil einiger maßen reife Ware eben nicht da war und die letzten Neste der alten Kartoffeln trotz Ver- süfterungsverbot, Brennereiverbot ufw. ver braucht waren. Plötzlich kam heißes Wetter. Die Frühkartoffeln reiften im ganzen Mittel- nnd Westdeutschland mit Macht. Die Land wirte hallen, da die Heuernte beendet und die Roggcnernte noch nicht begonnen war, gute Zeit zum Ausnehmen und Verfrachten. Auf allen Bahnhöfen wurden plötzlich massen haft Frühkartoffeln angeliefert. Die Zufuhr überstieg in vielen Städten den Be darf, vor allem in solchen, die in begreif licher Ängstlichkeit in den vorhergehenden Not- wochen scharf auf möglichst reichliche Lieferung gedrückt hatten. Der Neichskartoffelstelle ist es fast immer gelungen, durch Umdisponieren über zählige Waggons an Orte zu schaffen, wo sie noch verbraucht werden konnten. Daß dabei die leicht verderbliche Ware in manchen Fällen be schädigt oder verdorben ist, trifft zu. Die An gaben über die im ganzen beschädigte Menge sind aber erfreulicherweise nach den' gemachten genauen Feststellungen bei weitem übertrieben. Ebenso übertrieben sind die Angaben, daß statt Frühkartoffeln Landwirte aus Geldgier unreife Kartoffeln zu den hohen Preisen geliefert Hütten. Die wenigen Fälle, wo das tatsächlich geschehen ist, werden selbstverständlich untersucht und bei Nachweis schuldhaften Verhaltens bestraft. Die Befolgung der in diesen Tagen der Kartoffelüberschwemmung von allen Seiten kommenden Ratschläge, nunmehr die Beschlag nahme aufzuheben und Preis und Verteilung dem freien Handel zu überlassen, konnte die Neichskartoffelstelle nicht verantworten. Sie mußte sich darauf beschränken, durch die Händler kommissionen überall da, wo ein Überangebot vorlag, wo eine Zwangsbeitreibung also nicht nötig war, die Preise unter Nichtberücksichtigung der gesetzlichen Höchstpreise der Marktlage ent sprechend zu gestalten, die Gestellung der Eisen bahnwagen zu beschränken und die überschüssigen Mengen weiter nach Bedarfsbezirken, die es immer noch gab, abzulenken. Dieses mußte des halb geschehen, weil nach dem Karloffelüberfluß mit Sicherheit für die zweite Hälfte des August und die erste Hälfte des September örtlicher Kartoffelmangel zu befürchten war, Das durch die warme Witterung hervorgerufene plötzliche Reisen der Frühkartoffeln bedingt, daß zwischen ihrer Reife und der der übrigen Kartoffel eine ' ----- Ick will. Z 4j Roman von H. Courths-Mahler. (Fortsetzung.) Renate erschrak sichtlich. Unwillkürlich hielt sie .Wotan" zurück. Sie sah zurück nach dem Vater. „Ach — an Papa hatte ich nicht gedacht," sagte sie leise. Er hatte es aber doch gehört. In demselben Augenblick, als sie sich um wandte, drängte er sein Pferd so scharf gegen das ihre, daß .Wotan" eine andere Richtung nehmen mußte. Sie wollte unwillig. auffahren, als sie es merkte, aber als sie in Letzingens Augen sah, hielt sie das schnelle Wort zurück. Etwas in seinem hart glänzenden Blick schloß ihr den Mund. Langsam ritt sie an seiner Seite weiter. Sie sprachen beide kein Wort mehr. Bald kamen die anderen heran, und Letzingen duldete es scheinbar gleichgültig, daß zlvei andere Herren Renate in die Mitte nahmen. Er ritt wieder, als sei nichts geschehen, an der Seite Hochstettens, dem der Angstschweiß noch auf der Stirn stand. Renate wandte sich flüchtig nach ihrem Vater um und nickte ihm zu. Nur einen flüchtigen Moment leuchtete ihr Blick zärtlich auf, als er den des Vaters traf. Aber Letzingen hätte den Blick aufgefangen. Nachdenklich hafteten seine Augen auf der schlanken Reiterin. Zuweilen sah er ihr feingeschnittenes Profil, wenn sie sich nach der Seite wandle. Er bemerkte, daß ein Pause eintritt, wo wenig geliefert werden kann. Diese Pause trifft zusammen mit der Haupt periode der Getreideernte, für die alle Kräfte er forderlich sind und während deren Kartoffeln in großen Mengen weder gegraben, noch ange fahren werden können. Für diese vorübergehende Zeit örtlicher Knappheit, die in der Natur der Dinge und in der geringen Haltbarkeit der Frühkartoffeln liegt, mußte, wenn nicht erneute örtliche Notstände eintreten sollten, das System beibehalten wer den, die nötigen Kartoffeln zu beschlagnahmen und nach den Anordnungen der Reichskartoffel stelle, die allein Bedarf und Überschuß in ganz Deutschland einigermaßen übersehen kann, an die Bedarfsorle zu befördern. Wollte nian nicht für diese Zeit der Knappheit, deren An fang sich jetzt in manchen Orten schon zeigt, völlig verhängnisvolle Verwirrung in daS ganze System bringen, so konnten auch nicht plötzliche Änderungen der Bestimmungen über Auf bringung, Verteilung und Bezahlung ergehen, so verlockend das auch für den Laien in den Wochen des Kartoffel-Überflusses geschienen haben mag. Solange die Kriegswirtschaft dauert, werden sich leider gerade bei der Kartoffel, deren öffent liche Bewirtschaftung nun einmal besonders in jedem Jahr und in jeder Jahreszeit wechselnde Schwierigkeiten bietet, die Beteiligten damit ab finden müssen, daß hier und da unerfreuliche Zustände nach der einen oder anderen Richtung eintreten. Am unerfreulichsten ist es, wenn dabei Ware verdirbt, und das muß selbstver ständlich durch vorsichtige Maßregeln auf das Mindestmaß eingeschränkt werden. Alle anderen Erwägungen müssen aber gegenüber dem Ziel zurücktreten, daß die deutsche Bevölkerung im dritten Kriegsjahr unter allen Umständen vor so schwerer Kartoffelnot, wie sie in diesem Früh jahr und Frühsommer bestand und wie sie im verflossenen Winter, wenn er weniger milde ge wesen wäre, in noch viel schlimmerem Umfange entstanden sein würde, zu bewahren ist. verschiedene Uriegsnachrichten. Deutschland hat durchgehalten! Nach der ,Kölnischen Volkszeitung' veröffent licht die Londoner .Daily Mail' einen „Das Ende einer Krisis" betitelten Artikel, worin ein aus Deutschland kommender neutraler Bericht erstatter versichert, daß, wenn auch Deutschland eine harte Krisis durchgemacht habe, sich dieses durch die jetzige gute Ernte geändert habe. Auch sonst sei von der so oft berichteten Schwäche im deutschen Lande nichts zu spüren. Die Zahl der Militärzüge sei nicht geringer ge worden als vor Jahresfrist, überall treffe man eine Unzahl junger Soldaten. Die Haupt- sache aber bleibe die Ernte, die weit über dem Durchschnitt ausgefallen sei. Deutsch land wollte und hat durchgchalten. In ernst haften Kreisen wird daher der Gedanke erwogen, in der Ernährungsfrage wieder gewisse Er leichterungen zu schaffen und manche Ein schränkungen zu vermindern. * Die neue französisch-englische Offensive. Die Kämpfe an der Somme betrachtet der .Petit Parisien' nach den ihm zugegangenen halbamtlichen Aufklärungen als den Beginn einer umfangreichen französisch englischen Offensive, über deren Ziele die verbündeten Generalstäbe unterrichtet seien. Desgleichen wisse man in Paris und London, durch welche Unternehmungen an anderen Fronten die auf der Westfront begonnene An strengung Unterstützung finden soll. Der,Petit Parisien' hebt hervor, daß die deutschen Truppen den Franzosen und Engländern nördlich und südlich der Somme be sonders zu schaffen machten, indem sie ihre Stellungen mit außerordentlicher Zähigkeit ver teidigten. Ganz besonders hebt der Bericht des Pariser Blattes das Verhalten der famosen Truppen hervor, die Guillemont mit Tapferkeit gegen die Engländer verteidigten, der auch der Gegner Bewunderung nicht versagen könnte. Die Besatzung, die die Feldbefestigung südlich dieses Dorfes an der Straße nach Combles herber Zug um den Mund ihrem Gesicht etwas Wehes, Trauriges gab. Hatte sie gesehen, daß die Herren sich amüsiert mit den Augen zu winkten, um sich auf den Kommerzienrat auf merksam zu machen? — Sie tat ihm plötzlich leid — er hätte die anderen mit scharfen Worten zurechtweisen mögen. Renate hörte nicht, was die beiden Herren an ihrer Seite zu ihr sprachen, obwohl sie ihnen mechanisch Antwort gab. Sie dachte an die Szene mit Letzingen. Weshalb war er ihr ge folgt — weshalb hatte er sie an dem Sprung über den Graben gehindert? War er seinem eigenen Impuls gefolgt, oder hatte ihn der Vater darum gebeten? — Machte er sich nun im stillen auch lustig über ihren Vater, wie die anderen? Sie machte sich bittere Vorwürfe, die Rück sicht auf den Vater außer acht gelassen zu haben. Und > dann redete sie sich wieder selbst in einen wilden Zorn hinein, daß sie sich Letzingens Bevormundung hatte gefallen lassen. Wie un erträglich hochmütig er wieder gewesen war. Als sei sie ein Schulkind, so hatte er ihr seinen Willen aufgedrängt. Nun ritt er da hinten mit seinem unausstehlich kühlen Gesichtsausdruck. Wie schon oft, stieg der Wunsch, ihn zu de mütigen, in ihr auf. Seine Überlegenheit reizte sie immer wieder. Auch nach der Rückkehr, als man bei Tisch saß und alle anderen sehr angeregt plauderten, war Renate sehr still. Sie vermied, Letzingen anzusehen, der ihr gegenüber neben Ursula Ranzow saß. hielt, schlug sich, bis ihre Munition vollständig erschöpft war und dann känipsten die letzten zehn Mann dieser Braven noch weiter, bis die von allen Seiten eindringenden Engländer sie gänzlich umzingelt hatten. 4- Daressalam besetzt. Der Verlust der Hauptstadt unseres wert vollsten Schutzgebiets wird in Deutschland schmerzliche Teilnahme Hervorrufen. Aber die Nachricht kommt nicht überraschend, überraschen kann höchstens, daß Daressalam erst jetzt fällt, daß unsere ostafrikanische Heldenschar solange der feindlichen Übermacht erfolgreichen Wider stand leisten konnte. Mit großer Über legenheit sind unsere Gegner in Ostafrika gegen die verhältnismäßig schwache deutsche Schutztruppe vorgegangen. Ein aus 80 000 Mann zusammengesetztes starkes Heer von Engländern, Portugiesen, Bel giern und Buren, das von einer starken englischen Flotte unterstützt wird, ist seit vielen Monaten im Kampfe gegen unsere Kolonial truppe begriffen, die sich mit heldenmütiger Tapferkeit gewehrt hat. Sie kann zwar auf die Dauer den Verlust des Landes nicht ver hindern, dazu sind die Feinde zu zahlreich und die Kolonialtruppe ist von allen Zufuhren ab geschnitten, aber sie hat dem Gegner schon zahl reiche und schwere Verluste zugefügt und macht ihm jeden Schritt Bodens streitig. * A Venedig soll beruhigt werden. Der italienische Minister ohne Portefeuille Scialoja begibt sich laut .Corriere della Sera' nach Venedig, um sich persönlich über die Lage in der Stadt zu unterrichten und der Re gierung nölige Unterstützungsmaßnahmen vor zuschlagen. Die Anzeichen von gewaltigen Ver heerungen durch die österreichischen Luftangriffe in der Provinz Venedig sowie über eine all gemeine Niedergeschlagenheit der venezianischen Bevölkerung mehren sich. Der Besuch Scialojas dürfte damit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Zu dey Kämpfen um Kawalla. Die Londoner ,Morningpost' meldet aus Athen: Die Bulgaren sind im Besitze sämtlicher Forts von Kawalla. Sie werden nur durch die Geschütze der verbündeten Flotte abgehalten, in die Stadt selbst einzu dringen. Bulgarische Patrouillen sind bis Eleuthera, einem Hafen im Westen von Kawalla, vorgedrungen. flolitilcke Armälckau. Deutschland. * Im Lause der Besprechung, zu der der Reichskanzler die Führer der Par te i e n eingeladen hatte, gab der Kanzler eine ausführliche Darlegung über unsere gegenwärtige militärische Lage und über die schweben den Fragen der äußeren Politik. Auch die Mit teilungen. die Vizekanzler Dr. Helfferich über die Ernährungsfragen gab, wurden von den Abgeordneten lebhaft erörtert. Schließ lich war Gegenstand der Besprechungen der Termin des Beginns der Reichstagsarbeiten, die am 26. September ihren Anfang nehmen werden. Gleich in einer der ersten Sitzungen wird der Kanzler Gelegenheit nehmen, sich über die schwebenden Tagesfragen auszusprechen. * Die Frage einer Reklamierten- steuer wird neuerdings wieder lebhaft er örtert. Die Wünsche gehen dahin, daß die Arbeitgeber verpflichtet sein sollen, für ihre zurückgestellten Arbeiter gegebenenfalls die Steuer zu entrichten. Ob man sich an maßgebender Stelle bereits mit der Frage beschäftigt hat, ist nicht bekannt. *Jn der Zweiten sächsischen Kammer wurde von der fortschrittlichen Fraktion eine Anfrage über dieO bst- und G emüseverteuerung in Sachsen eingebracht. Die Anfrage lautet: „Was gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tun, um angesichts der ausgezeichneten Ge treide-, Gemüse- und Obsternte eine wesentliche Jürgen Frankenstein wollte durchaus ein Vielliebchen mit ihr essen. Sie ging gedanken los darauf ein und verlor es gleich nach Tisch, weil sie nicht mehr daran dachte. Jürgen suchte sie zu isolieren. Sie fing zu fällig einen Blick auf, den seins Mutter ihm zuwarf. Da wußte sie, daß ein neues Opfer bereit war, sich einen Korb zu holen. Aber es ekelte sie plötzlich dieses Treiben. Sie schämte sich vor sich selbst, daß sie sich hatte verleiten lassen zu einem falschen Spiel. Stellte sie sich dainit nicht auf eine Stufe mit denen, die sie verachtete? Mit einer entschlossenen Gebärde entschlüpfte sie Jürgen und setzte sich neben Ursula. „Kleinchen, ich bitte dich — bleib in Meiner Nähe," sagte sie leise. „Was hast du denn, Renate? Du siehst bleich aus und bist erregt," antwortete Ursula ebenso. „Ach — ich bin es müde, das Dasein einer scheußlichen Spinne zu führen, die darauf wartet, daß sie eine Fliege in ihrem Netz fängt. Tu mir die Liebe an und frag mich nichts heute abend. Ich glaube, ich bin nervös. Jedenfalls habe ich Lust, loszuheulen wie ein kleines Kind." Ursula drückte herzlich ihre Hand. „Gottlob, du findest dich selbst wieder, Renate. Ich wußte, daß dir das Spinnendasein auf die Dauer nicht gefallen würde." Renate wehrte sich gegen die weiche Stimmung. „Ach, du Närrchen — ich glaube, du über schätzest mich kolossal." * * g Herabsetzung der ungerechtfertigt hohen Preiss n dieser Lebensmittel schnellstens herbeiMführen?" n Vor einigen Tagen wurden niedrige Höchstpreise e für Pflaumen in Dresden festgesetzt.. Seitdem gibt es keine einzige Pflaume mehr zu katlfen. Österreich-Ungarn. * Im ungarischen A b g e o r dm e t e n- - Hause kam es zu einer stürmischem Sitzung. 9 Als Ministerpräsident Tisza erschien^ ertönten r seitens der oppositionellen Karolyi - Partei i stürmische Zurufe: Abdanken! Die drei anderen Fraktionen der Opposition verhielten sich jedoch , völlig ruhig. Als der erste Zuruf „Abdanken" - ertönte, erhob sich die gesamte Regierungs partei wie ein Mann und brachte denrMinister- präsidenten begeisterte Kundgebungen Lar. Als der Ministerpräsident das Wort ergriff, Wieder- Halten sich die Zurufe. Er wurde häufig unter brochen, und der Präsident war genötigt, mehrere Abgeordnete zur Ordnung zu rufen, worauf dann verhältnismäßige Ruhe eintrat. Alle Abgeordneten waren sich schließlich darin einig, daß angesichts des rumänischen Überfalls alle Parteien zur Verteidigung des Vaterlandes zusammenstehen müßten, wie ein Mann. * Die nach kurzen Verhandlungen beendigte Donaukonferenz in Budapest faßte einen Beschluß, nach dem der Grundsatz der freien Donaufahrt auch für die Zukunft aufrecht zuerhalten und möglichst auszugestalten ist. Jeder Uferstaat hat dafür Sorge zu tragen, daß der auf seinem Gebiete liegende Teil des Donaustroms der Schiffahrt ohne Hindernisse zur Verfügung steht. Zur Bestreitung der Kosten können Gebühren erhoben werden, die aber die Selbstkosten nicht übersteigen. An der Tagung nahmen Vertreter Österreich-Ungarns, des Deutschen Reiches, Bayerns und Bul gariens teil. Frankreich. *Die Führer der französischen Sozialisten haben beschlossen, Sozialisten aus allen mit dem Vierverband verbundenen Ländern zu einer Tagung nach London einzuladen, um die Friedensbedingungen und Maßnahmen zur Verhütung von Streitigkeiten infolge Krieges zu erörtern; das internationale sozialistische Bureau im Haag habe die Vor bereitung der Tagung übernommen. / Italien. "Die Ereignisse in Griechenland werden in Italien mit unruhigem Mißtrauen ausgenommen, weil man in Rom von jeder Verhandlung des Viervervandes mit Achen eine Benachteiligung der italienischen Sonderstand- punkte fürchtet. Der ,Corners della Sera' stellt fest, daß König Konstantin sein Voll hinter sich habe. Deshalb sollte der Vierverbcmd die Un schädlichmachung Griechenlands er streben, nicht seine Bundesgenosfenschast. * Der Mailänder ,Secolo' enthüllt unkluger- Weise, daß der Vierverband einen Plan berät, um eine Einigung Deutschlands Ufid der Schweiz bezüglich des Handelsverkehrs zu verhindern. Danach soll die Schweiz täglich 1000 Tonnen französische Kohlen er halten, wenn sie Italiens Kohlenversorgung aus England und Frankreich «durch den..Simplon und Lötschberg zuläßt Amerika. *Jn ganz Mittelamerika eine starke Bewegung gegen die schwatzen Listen Englands hervorgerufen worden. Die chilenische Regierung sucht eine gemeinsame Aktion Chiles, der Ver. Staaten und Argen tiniens gegen den englischen Boykott herbeizu- sühren. New Aorker Firmen von Bedeutung unterstützen die Bewegung. Alls Zeitungen bringen entrüstete Artikel über die Vergewalti gung des Handels und über die Beschlagnahme der Post durch England. Asien. *Jn der Mongolei ist es erneut zu einem Zusammenstoß zwischen Japanern und Chinesen gekommen. Der japanische Ge sandte überreichte der chinesischen Regierung eine Note, in der die Bestrafung der für die letzten Vorfälle Verantwortlichen Personen und Maßregeln zur Verhütung der Wiederholung eines solchen Zwischenfalles gefordert werden. Am Abend desselben Tages, als die Gäste das Haus verlassen hatten, trat Renate in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Er saß an seinem Schreibtisch und blickte lächelnd auf zu seiner schönen Tochter. Sie war ein wenig erregt, das sah er an ihren geröteten Wangen und den glänzenden Augen. Zärtlich streichelte er ihre Hand, die Weitz und fein auf seinem Arm lag. „Nun, Herzenskind — was treibt dich heute abend noch zu mir? Hast du einen besonderen Wunsch, den ich dir erfüllen soll?" Sie lehnte schmeichelnd ihre Wange an die seine. „Als wenn du mir einen Wunsch übrig ließest! Guter, lieber Papa, ich bin gar nicht wert, daß du immer nur an mich denkst." „Nicht wert? Da kenne ich dich, gottlob, besser, mein Kind." „Gerade heute hab' ich's aber nicht verdient, Papa." „Warum nicht?" „Ich war so rücksichtslos. Als wir heute ausritten, hatte ich dich ganz vergessen. Aus Ärger über Dolf Frankenstein und Redwitz, die mich mit ihren Komplimenten wild machten, wollte ich über den Graben, ohne an dich zu denken." Hochstetten sah ernst und gütig in ihr be kümmertes Gesicht. — „Darum sollst du dir keinen Vorwurf machen, Renate. Die Jugend vergißt schnell einmal, daß sie auf das Alter Rücksicht nehmen mutz. Aber es wäre mir lieb, wenn du das gar zu wilde Reiten lassen wolltest. Ich sorge mich immer namenlos um dich. Wenn du einmal stürztest — zu Schaden kämst —. es wäye furchtbar."
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