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Ottendorfer Zeitung Druck unS Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrills. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Srotz-Okrilla. Nummer O Sonntag, den j3. Februar M6 j5. Jahrgang Ansstcht bezahlte Summe von 25 Mark nicht die Gemeinde, sondern der Gemeinde vorstand erhält. Es wurde hierzu der < Antrag gestellt, daß die lür diesen Zweck gezahlte Summe vom Gemeindevorstand zurückzuzahlen sei und dir noch zu zahlende i Summe nicht ausbezahlt werde. Zur Kar- i loffelversorgung wurde mitgeteilt, daß, nachdem schon seit Dezember die Ver- : Handlungen mit den schlesischen Lieferanten gepflogen worden sind, diese stets so ver zögert wurden, sodaß jetzt nur zu dem er- höhten Preise welche zu erhalten sind. Die dadurch bedingte Mehrausgabe beträgt dort allein 2500 Mark. Auch die von den Gütern Sacka und Tauscha sind nur zu den erhöhten Preisen zu erhalten. Ein weiteres Angebot von 1000 Zentnern solle sofort Berücksichtigung finden, da jetzt die Kartoffeln allgemein mangeln. Eine An frage betreffs der Veriügung des Umher laufens der Hunde während der herrschen den Maul- und Klauenseuche soll mehr Beachtung verdienen und soll durch die be trauten Beamten nnnachsichtlich -Anzeige er stattet werden. — Enteignung von in Aufwaschtischen der Prioat-Haushaltungen eingebauten Spülbehälter oder Wasserkästen aus Kupfer Messing und dergl, Nach einer Verordnung des Kriegsministeriums, Kciegsrohstosf-Ab- teilung, Melallmobilmachungsstelle Berlin vom 1. Februar 1916 M. 7818/1.16 unter liegen auch die in Auiwafchtifchen der Küchen von Prwat-Haushaltungen ein gebauten Spülbehälter oder Wasserkästen der Enteignung. Es sind daher alle der artigen Spülbehälter ober Wasserkästen, wenn nicht schon geschehen, bei Vermeidung der gesetzlichen Folgen, noch nachträglich anzumelden und zur Ablieferung zu bringen. — Wie bei den Postdienststellen be obachtet wird, hat die Unsitte noch nicht ausgehöct, in Postsendungen, namentlich in Feldpostpäckchen, feuergefährliche Gegen stände zu verschicken, wie Streichhölzer, Karbid, Benzin, Ersatzmittel für Benzin, Lei her, Hoffmanns-Tropfen, Brennspirilus usw. Derartige Gegenstände, wie überhaupt alle durch Reibung, Luttzudrang, Druck oder sonst leicht entzündlichen Sachen, dürfen weder im Heimatverkehr noch im Feldverkehr mit der Post versandt werden. Lurch Postsendungen mit feuergefährlichem Inhalt sind, wie wiederholt veröffentlicht worden ist, namentlich seil Kciegsbeginn in Posträumen und Postwagen zahlreiche Brände entstanden, denen Hunderte von Buelsäcken und demgemäß außerordentlich große Mengen von Feldpostfendungen zum Opfer gefallen sind. Die Versender sollten sich vergegenwärtigen, wie unveramwortttch es von ihnen ist, durch Verpacken feuer gefährlicher Gegenstände in Fcldpostpäckchen ganze Postladungen mit Sendungen an unsere heldenmütigen Kämpfer im Felde zu gefährden. Die HeereSangehöcigen er halten Karbid, Streichhölzer und andere derartige Bedarfsgegenstände durch die Truppenteile oder die Marketender geliefert. Eine Zusendung solcher Dinge aus ;der Heimat nach dem Felde ist deshalb auch durchaus überflüssig. Die Versendung von feuergefährlichen Gegenständen mit der Post ist — gleichviel ob ein Schaden ent- standen ist oder nicht — nach 8 367 Ziffer 5 a des Reichs-Strafgesetzbuchs mit Strafe bedroht. Jede zur Kenntnis der Post- behörde gelangende Zuwiderhandlung wird strafcechittch verfolgt. Seit .Kriegsbeginn hat im Reichs-Postgebiete in über 600 Fällen polizeiliche ooer gerichtliche Be ¬ träge. Auch der Schulchor wird unter der bewährten Leitung des Herrn Oberlehrer Georgi durch zweimaliges Auftreten die Zu hörer erfreuen. Herr Direktor Endler hat gütigst die Festansprache übernommen. Außer dem werden ein Melodrama und zwei Theater stücke von bekannten und erprobten Kräften zur Aufführung gelangen. Wer eine glückliche Hand hat, kann in der sich anschließenden Verlosung für zehn Pfennige nützliche, prak tische und wertvolle Gegenstände gewinnen. Der Reingewinn kommt zum Besten des Vereins Heimatdank, der über ganz Deutsch land verbreitet ist, (ein Zweig hat sich auch in unseren Ortschaften gebildet) und mithelfen will, das durch den Krieg heroorgerufene Elend zu mildern. Ein Teil der Einnahme wird verwendet zur Beschaffung von Liebes gaben für unsere lieben Feldgrauen. Im Hinblick auf den guten Zweck der Veranstaltung wird um zahlreichen Besuch gebeten. — Die am gestrigen Freitag statt- gesundene GemeinderaiSsitzung wurde, da dec stellvertretende Vorstand Herr Buck zur Karloffelabnahme nach Schlesien gefahren war, durch Herrn Thieme eröffnet. Als erster Punkt fand eine Eingabe des Grund- und Hausbesitzer-Vereins über Mißstände beim Petroleum- und Futterverkauf ihre Erledigung. In der Bausache der Firma August Walther und Söhne wurde der -inrrag gestellt, daß die Firma Sorge trage daß die Oelabwässer vermindert und daß die Reinigung der infrage kommenden Schleusten übernommen werde. In der neuen Kirchensteuerordnung ist ein besonders ausgestellter Z gestrichen worden, da zu diesem die beiderseitige Erklärung notwendig sei. Da die Mitglieder aber auf diesen ß besonderen Wert legen, so wurde beschlossen über diesen Punkt eine gemeinsame Sitzung und Aussprache zu verlangen. Ein Gesuch des Heimaldank über eine einmalige Gabe und Beitritt und Zahlung eines Jahres beitrags wurde nach längerer Aussprache die einmalige Gabe vertagt und der Jahres beitrag auf 2b Mark festgesetzt. Als Ver treter im Heimaldank wurde der jeweilige Vorstand betraut. Weiter kam die Ver weigerung der Biersteuer-Zahlung des jetzigen Pächters vom Teichhaus zur Sprache. La sich nach den angestelllen Erörterungen die Grundstücke als exemt ausweisen und nach Seisersdorf gehörig zu betrachten sind, so kanu eine Zahlung nicht verlangt werden. Es soll jedoch an den jetzigen Pächter das E-suchen um freiwillige Zahlung gestellt werden, andernfalls sich d>e Gemeinde veranlaßt sieht, das bisher bewiesene Entgegenkommen m anderer Be ziehung abzubrechen Hie bei stellte sich Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, s2. Februar WS, — Auch an dieser Stelle sei auf den am morgenden Sonntage im Gasthof zum Hirsch vom OrlSverein veranstalteten Unlerhaltungs- abend hingewiesen. Die Vortragsreihenfolge bietet Abwechselung und ist reichhaltig Sie bringt eme ganze Anzahl musikalischer Vor- M wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnd wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felü unö Earten" unö „Deutsche Moöe unö Hausarbeit". — Das späteste Osterfest seit 31 Jahren begehen wir in diesem Jahre am 23. April. Seit 31 Jahren fiel der Tag dieses Festes nicht spät. Vor drei Jahren, im Jahre .913 konnten wir dagegen das früheste Osterfest seit 31 Jahren feiern, am 23. März also einen vollen Monat früher als diesmal. — Die wechselnden Witterungsverhält nisse dieser Tage und Wochen haben so manchen Schnupfen, Husten und dergleichen gezeitigt, Dinge, die man natürlich nicht gleich als schwere Krankheiten nimmt, die einem aber doch zu schaffen machen können. Es sind derlei Sachen wie kleine Nadel- tiche, die man besonders dann recht un- iebsam verspürt, wenn man recht frisch und ungehindert seinem Beruf nachgehen möchte. Man fühlt sich nicht wnhl, aber man kann aus bestimmten Gründen nicht daran denken, sich wirklich und richtig zu schonen. Also immer wieder straff und rasch sich zusammenraffen! In der Tat, ein bißchen Willensbetätigung vermag gar viel. Und mit einer gewissen Beschämung gedenkt man wohl der Kämpfer draußen, unserer wackeren Brüder in den Schützen- graben oder auf hoher See. Die fühlen sich gewiß gar ost recht abgespannt; der Körper ist tüchtig abstrapaziert, die Nerven sind sehr mitgennmmen — und doch, da gibl's lein wehleidiges Klagen, sondern ein immer erneutes Aushalten und Durch halten. Zuweilen fühlt man sich nur des halb nicht recht wohl, weil man in seiner Lebensweise recht töricht gewesen ist. Die Gegenwart möchte sehr eindringlich zur Mäßigkeit im Essen und Trinken erziehen, schon aus wirtschaftspolitischen Gründen. Aber cs gibt Leute, die das nicht begreifen wollen, und sie füttern nach wie vor höchst unnötige Mengen in sich hinein, geben viel dasür aus, und ewig haperl's mit dem lieben persönlichen Befinden. Ist der Körper nicht auf der Höhe, dann wollen auch Geist und Seele nicht immer so mit, wie es sein könnte und sollte. ES kommen trübe Gedanken. Die Zukunft liegt ge- wlssermaßen bleischwer. Man fühlt sich gedrückt, es mangelt am Selbstvertrauen, man spürt keine rechte Freude und Be friedigung. Gutes, freundliches, kräftiges Zureden hilft da viel, vorausgesetzt, daß nicht eben schon ein ernstlicher Krankheits- zustand eingetreten ist, der eine bestimmte und vielleicht langwierige ärztliche HilfS- und Heiltättgkeit erfordert. Es ist ja be wundernswert, was zuweilen auch ein Menschengelst leistet, der in einem schwäch lichen, nie recht gesunden Körper steckt. Aber schöner, besser ist es schon, wenn der ganze Mensch gesund und normal ist, und wenn man so lebt und sich selber so er zieht, daß die Rede vom Sich-nicht-Wohl- fühlen nur verhältnismäßig rech: selten auf die Lippen kommt. Radebeul. Der Mann, der mehrere Stunden vor Ermordung der Frau Clauß nitzer in der Schneiderschen Gastwirtschaft behauptete, er habe gesehen, wie einer seine Frau erstochen habe, wurde ermittelt und festgeno mmem Bekanntmachung. Die Haushaltungslisten zur Nahrungsmittelversorgung, welche in dieser Woche durch die Schutzleute behändigt werden, sind von den Haushaltungsvorständen oder ihren Stell vertretern gewissenhaft auszufüllen und zu unterschreiben. Die Abgabe der Listen hat nur am Montag, den 14. Februar 1916, vormittags von 8—12 Uhr im hiesigen Gemeindeamt, Zimmer 1, (Polizeizimmer) zu erfolgen. OttendorstMoritzdorf, am 9. Februar 1916. Der Gemeindevorstand. Amtlicher Teil. Petroleumverteilung. Zwecks Verteilung des der hiesigen Gemeinde iür Monat Februar 1916 zugewiesenen Petroleums werben im Gemeindeamte Bezugsscheine ausgegeben. Die Lösung der Bezugs scheine hat bis spätestens 15. dss. Mts. zu erfolgen. Ottendorf-Moritzdorf, am 11. Februar 1916. Der Gemeindevorstand. Bezugs-preis: vierteljährlich 1,20 Mk. frei ins Hous, gn Ser Geschäftsstelle abgeholt 1 Mk. Einzelne Kummer 10 Psg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Sonnabenö Nachmittag. Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer öeren Baum 15 Psg. Neklamen Sie einspaltige pettt- zeile oöer öeren Baum 30 psg. Bei belangreichen Aufträgen u. wieöer- holungen entsprechenöer Babatt. Neuestes vom Tage. — In der Nacht vom 10. zum 11. Februar trafen bei einem Torpedobootsvorstoß unsere Boote auf der Doggerbank, etwa 120 See meilen östlich der englischen Küste auf mehrere englische Kreuzer, die alsbald die Flucht er griffen. Unsere Boote nahmen die Verfolguug auf, versenkten den neuen Kreuzer „Arabis" und erzielten mehrere Torpedotteffer auf einen zweiten Kreuzer. Durch unsere Torpedoboote wurden der Kommandant der „Arabis", ferner zwei Ossiziere und 21 Mann gerettet. Unsere Seeslreitkräste haben keinerlei Beschädigungen oder Verluste erlitten. — Der „Köln. Volksztg." zufolge wird in Italien der Mißmut gegen England neuer dings wieder genährt durch das britische Ver bot der Marmoreinfuhr. Die Arbeiter von Carrara befürchten, dadurch sowie durch die hohen Frachtpreise nach England und Amerika brotlos zu werden. Sie telegraphierten an Talandra und den englischen Botschafter in Rom und ersuchten ihn, das Verbot rück gängig zu machen und für billigere Fracht- preise zu sorgen, widrigenfalls sie die Arbeit einstellen müßten. — Die „Köln. Zeitg." meldet aus Buda pest: Eine au» Rußland nach Bukarest zurück- gekehrte hochgestellte Persönlichkeit teilte einem Vertreter des Blattes „Az Est" Mit, daß nähezu die ganze russische Regierung von der Notwendigkeit eines Friedensschlusses über- Mgt fei, denn nur durch einen raschen Fnedensschluß könne der vollständige Zu sammenbruch des Landes vermieden werden. Der Vertreter des russischen Finanzministeriums Bark sei aus Paris und Lonvon zweimal Leeren Händen zurückgekehrt. Er habe üch °ärt überzeugen können, daß aus eine entscheidende Unterstützung durch die Alliierten nicht zu rechnen fei Daher sei er auch in erster Linie von der Notwendigkeit, Frieden zu schließen, überzeugt. Auch die Mehrheit des Offlzlerkorps fei für den Frieden. Der Zar und mehrere hohe Militärs wollten den Krieg sortsetzen, um das persönliche Prestige des Zaren als Oberbefehlshaber zu wahren. Da Goremykin enderer Ansicht gewesen sei, habe er zurücktreten müssen. Der Gewährs mann erklärte weiter, wenn die Russen noch eine zweite Schlacht verlören, werde auch der Zar zum Frieden geneigt fern.