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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: ^-vierteljährlich 1,W MK. frei ins fiaus.t P In öer üeschästsstelle abgeholt 1 Mk. k p Einzelne Nummer 111 Pfg. s v Erscheint Dienstag, Donnerstag unök n Lonnabenö Nachmittag. Untertraltungs- und ftnreigeblatt Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 13 pfg. Neklämen öle einspaltige petit- zeile oöer öeren Naum 30 pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. wieöer- holungen entsprechender Nabatt. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unö Garten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer Lreitag, den f. September ^5. Jahrgang Neuestes vorn Tage. — Im Somme-Gebiet kamen unter beider seits andauernd bedeutendem artilleristischen Einsatz feindliche Unternehmungen am Tage in unserem wirkungsvollen Sperrfeuer mchl zur Entwicklung. Abends und nachts er folgten starke Angriffe aus der Linie Ovillers —Poziöres und zwischen Guillemont und Maurepas, wahrend anschließend bis zur Somme und über diese Hinans bis in die Gegend von Chilly der sturmbereite Gegner auch nachts in seinen Grüben niedergehalten wurde. Unsere Stellungen sind restlos be hauptet. Nördlich von Ovillers-Pozidres haben unsere tapferen Truppen in schwerem Nahkampf die an einzelnen Punkten ein- gedrungenen englischen Abteilungen wieder geworfen. Rechts der Maas sind erneute, durch heftiges Feuer vorbereitete französische Angriffe bei Fleury und auch gegen unsere Stellungen zwischen dem Dorfe und dem Chapitre-Waldr abermals zusammengebrochen südöstlich von Fleury wurde der Feind durch Gegenstoß zurückgeschlagen. — Eine Kunde, die völlig überraschend kommt, die aber überall im deutschen Volke und auch bei unseren Verbündeten mit größter Genugtuung und Hellem Jubel begrüßt werden wird. Hindenburg an der Stelle, die Moltke während des Krieges 1870/71 einnahm, und sein treuer Berater Ludendorff General- quartiermeister. Hindenburg ist fortan der geistige Leiter aller Operationen an allen Fronten. Denn das ist die Aufgabe des Chefs des Generalstabs, der dem Kommando einzelner Armeen entrückt, über ihnen stehend, das Ganze einheitlich leitet. Wenn es nach dem Empfinden und der Stimmung des deutschen Polkes gegangen wäre, so wäre Hindenburg schon lange Chef des großen Generalstabs. — Stach amtlicher Mitteilung aus Kon stantinopel hat nun auch die Türkei be schlossen, Rumänien den Krieg zu erklären. Daß die Türkei diesen Schritt tun würde, war selbstverständlich, und es ist wohl zu er warten, daß auch die bulgarische Kriegs- erklärung an Rumänien binnen kurzem folgen wird. Wenn man also in Bukarest noch hoffen mochte, daß man cs vorläufig allein mit Oesterreich Ungarn zu tun haben werde, so hat man sich arg getäuscht. Rumänien wird der einheitlichen Front der Mittelmächte gcgenüberstchen, und es wird bald erfahren, daß es diesmal mit einem militärischen Spaziergang nicht getan ist. Noch läßt sich nicht übersehen, welche militärischen Schritte von unserer Seite gegen Rumänien erfolgen werden, und wo unser Vormarsch einsetzen wird. Daß er aber kommen wird, darauf kann Rumänien mit Sicherheit rechnen, und er wird diesmal vor ganz andere Aufgaben gestellt sein, als bei seinem Eingreifen in den letzten Balkankrieg. Auch anfängliche ru mänische Erfolge werden daran nicht« zu ändern vermögen. Sie bedeuten keinen Sieg sondern würden Rumänien lediglich aus strategischen Gesichtspunkten Zufällen, die Oesterreich Ungarns Aufmarsch gegen Rumänien leiten. Es war bereits von österreichisch ungarischer Seite angekündigt worden, daß es nötig sein werde, einen Teil Siebenbürgens vorläufig preiszugeben, um die Möglichkeit zu gewinnen, an einer von vornherein in Aussicht genommenen, weiter rückwärts ge- Stellung den ersten rumänischen Vorstoß ab- zufangen. Die österreichisch ungarischen Grenz truppen sind infolgedessen angewiesen worden planmäßig gewisse an der rumänischen Grenze gelegenen Teile Siebenbürgens zu räumen. — Sogleich nach der Ucberreichung der rumänischen Kriegserklärung traten die öster reichisch-ungarischen Grenz'chutztruppen gegen die neuen Feinde in den Kampf ein. An der siebenbürgischen Grenze waren im Lause der gewitterschwülen letzten Wochen gegenüber den drohend aufmarschierenden Rumänen starke Kräfte zusammengezogen worden, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Schon in den Abendstunden des Sonntags fielen die ersten Schliffe an den über die trans- sylvanischen Alpen führenden Pässen. Der bis zur Höhe von zweieinhalblausend Metern aufsteigende Kamm des wilden Hochgebirges wird von einigen wenigen Straßen durch schnitten, die leichter vom siebenbürgischen Hochland aus als von der rumänischen Tief ebene gangbar sind. Als Hauptzugänge in dar weite Donaubecken sind der Törcburger der Tömöscr und der Rotenturmpaß zu be trachten. Durch den letztgenannten, der eine Höhe von 352 Metern hat. führt die Bahn linie von Hermannstadt. Noch wichtiger ist der Tömöserpaß, der den kürzesten Zugang von Siebenbürgen nach Bukarest bildet. Die erste rumänische Stadt an der Bahnlinie von Kronstadt zur rumänischen Hauptstadt ist die bekannte Sommerfrische Predeal, weiter tal wärts liegt das romantische Sinaia, die Sommerresidenz der Könige Rumäniens. An den genannten Pässen haben die Kämpfe mit Patrouillenunternehmungen und gegenteiligen Vorfühlen bereits begonnen. Größeren Um fang haben diese Unternehmungen schon am Notenturmpatz angenommen, wo ein bis zwei rumänische Bataillone gegen unsere Stellungen vorgingen. Im Feuer der Maschinengewehre und unter dem wohlgezielten Einzelfeuer der österreichischen Schützen wurde der im Schutze des nächtlichen Dunkels angesetzte Angriff unter ansehnlichen Verlusten für den Feind zurückgeworfen. — Die holländischen Blätler melden: Am Sonnabend, den 2. September erwartet man in Rosendaal 700000 belgische Kinder, die in Holland untergebracht werden sollen. Der „Rotlerdamsche Courant" glaubt, daß sie bis Ende des Krieges in Holland bleiben werden. — Aus dem Haag meldet die „Erpreß- Korrespondenz": Die englische Küste ist am Sonntag von sechs deutschen Flugzeugen überflogen worden. Ein deutsches Luftschiff, geschwaoer erschien gleichfalls, welches zwei Riesenzeppeline umfaßte, die eine ungeheure Größe hatten. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Äkrilla, Zf. August W6. — Die am gestrigen Tage stattgesundene Gemeinderatssitzung brachte als 1. Punkt der Tagesordnung die Mitteilung, daß die ent stehenden Mehrkosten der Fleischbeschauer er stattet werden. Wegen der Krankenversicherung der Frau Pötzsch, die die Reinigung der Ge- meinveamtsräume besorgt, teilt die Kranken kasse Klotzsche mit, daß eine Versicherungs pflicht nicht notwendig sei. In der Straßen- angelegenheit des Herrn Findeisen, Moritzdorf erklärte sich derselbe bereit, den Fußweg aus- zubauen. Die Firma August Walther und Söhne erklärte sich bereit, die Ausfüllmassen zu liefern. Zur Einschätzungskommission wurden Herr Gutsbesitzer Hermann Dreßler und Herr Buck, als Stellvertreter Herr Küttner und Herr Barthel gewählt. Als 4 Punkt kamen Straßen- und Wegebau zur Besprechung und wurde mitgeteilt, daß größere Bauten nicht notwendig seien. Einige kleinere Ausbesserungen an der Lomnitzer Straße wurden für gut befunden. Der Bauausschuß soll sich mit dieser Angelegenheit auch der anderen Straßen befassen und das notwendige veranlassen. Hiernach kam die Kartoffelfrage zur Sprache und wurde mitgeteilt, daß das Rittergut Grünberg sich bereit erklärt, Kar toffeln zu liefern, wenn Leute zum Lesen ge stellt werden. Zur weiteren späteren Lieferung von 2000 Zentnern hat sich das Rittergut Grünberg ebenfalls bereit erklärt. Weitere 6000 Zentner sind bei der Amtshauptmann- schaft angemeldet worden. Für den ent standenen Schaden an schlechten bezw. ver faulten Kartoffeln lehnt die Reichskartoffelstelle jede Verantwortung und Zahlung einer Ent schädigung ab. Weiter wird beschlossen, zum Kartoffelverkaufe eine Wage anzuschaffen, lieber den Gemeindeschöpfbrunnen teilt der Bauausschuß mit, daß eine Pumpe gestellt werden soll. Der Kriegshilfsausschuß bittet um eine weitere Spende von 1000 Mark. Die Einnahmen stellten sich auf 45476,90 Mk die der Ausgaben aber auf 46628,04 Mk. Die Mehrausgabe ist für die Anschaffung der verschiedenen Waren der Kochküche entstanden. Es wurde beschlossen, dem gestellten Antrag gemäß die Summe zu bewilligen. In den Kriegsausschuß wurden die Herren Dreßler Birnstengel und Geida gewählt. Hiernach erstattet Herr Kassierer Schönfeld Bericht über den Kaffenbestand. Das Gemeindevermögen ist um 3160,67 Mark gestiegen und beträgt bei Abschluß der Rechnung 50353.65 Mark, der Kaffenbestand betrug 1914 10073 Maik. Die Rechnungen sind durch den vereideten Bücherrevisor geprüft und für richtig befunden worden und werden deshalb vom Gemeinde amt genehmigt. — Herabsetzung des Brotpreises. Die Bäckerinnung zu Dresden und der Verein der Brotfabrikanten von Dresden und Umgegend (e. V.) geben bekannt, daß nach Vereinbarung mit dem Kommunaloerband zu Dresden und Umgebung der Brotpreis vom 1. September ab unter Zugrundelegung der neuen Mehl preise für 4 Pfund Schwarzbrot 64 Pfg. und für 1'/, Pjd. Weißbrot 40 Pfg. beträgt. — Verbot des Petroleumverkaufs. Durch Bekanntmachung des Bundesrates rom 28. August 1916 ist der Absatz von Petroleum zu Leuchtzwecken sowohl an Wiederverkäufe: wie an Verbraucher bis auf weiteres verboten worden. — Der Post-, Telegraphen, und Fern sprechverkehr zwischen Deutschland und Ru mänien ist gänzlich eingestellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Sen dungen und Telegramme nach Rumänien mehr angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten eingelieferte Sendungen werden den Absendern zurückgegeben. — Briessendungen nach Belgien werden von den Absendern immer noch häufig nach den deutschen Jnlandsätzen freigemacht und müssen infolgedessen zu Lasten der Empfänger nachtaxiert werden. Es wird daher erneut darauf htngewiesen, daß im Briefoerkehr mit Belgien die Gebührensätze des Weltpost vereinsverkehrs gelten. — Mineralstoffhaltige Streumehle Vom WohlsahrtSpolizeiamte wird folgendes ge schrieben: Als Streumehle für Bäckereien werden mehrfach pulverförmige Gemische in den Handel gebracht, welche erhebliche Mengen Gips, Kreide oder andere Mineralstoffe ent halten und vor denen dringeno zu warnen ist. Zur Isolierung des Teiges, insbesondere zum Einpulvern der Backmulden, dürfen zwar aus reinem Holz, Stroh- und ähnlichen Pflanzenstoffen hergestellte Streumehle unter der Voraussetzung benutzt werden, daß sie nur an die Außenseite, keinesfalls aber in das Innere der Backwaren gelangen. Hin gegen ist die Verwendung von Gips oder Kreise enthaltenden Streumehlen für diesen Zweck durchaus unzulässig. Um die Gewerbe treibenden vor Schaden zu bewahren, sei des halb darauf hingewiesen, daß in der Ver arbeitung solcher mineralstoffhaltigen Streu mehle zur Brotbereitung eine Nahrungsmittel verfälschung, in der Herstellung und in dem Verkaufe der gleichen Streumehle aber eine Beihilfe oder Anstiftung zur Nahrungsmittel- Verfälschung erblickt werden kann. Schon an dem höheren Gewicht und der geringeren Er giebigkeit vermögen die Bäcker selbst die un zulässigen Streumehle zu erkennen. Radeberg. In der am Montag abend abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung des hiesigen Stadtrats nnd der Stadtverordneten wurde für den am 31. Oktober 1916 in den Ruhestand tretenden Bürgermeister Bauer Bürgermeister Dr. Bose (Hartha) einstimmig gewählt. Bürgermeister Bauer war 21 Jahre im Amte. — Zum Ehrenbürger der Stadt Radeberg wurde gestern Herr Stadtrat Karl Werner ernannt. — Sein 50 jähriges Bürgerjubiläum be ging am Mittwoch Herr Privatmann Wilhelm May Bereits im April dieses Jahres konnte Herr May ebenfalls das Fest der goldenen Hochzeit feiern. Bautzen. Tödlich verunglückt ist in dem Orte Siebitz bei Kamenz der Obermonteur vom hiesigen Elektrizitätswerk Büttner. Bei Arbeiten an dem Transformator kam er der Hochspannung zu nahe, die 5000 Volt Strom führte. Der Verunglückte war 11 Jahre lang ununterbrochen in hiesigen Diensten. Großenhain. Unter dem Namen Dauerreif-Gesellschaft hat sich in Falkenberg ein neues Unternehmen niedergelassen und wird am 1 September d. I. die Arbeiten in größerem Umfange ausnehmen. Es handelt sich um die Herstellung einer Bereisung für Kraftfahrzeuge und Fahrräder, die nicht nur die Gummibereifung vollständig ersetzen, sondern dieser gegenüber mehrfache Vorzüge besitzen soll. Die Bereisung ist bereits erprobt und patentiert. Die Bereifung erfolgt genau in der bisherigen Weise, an den Radgestellen sind keinerlei Aenderungen vorzunehmen. Da das Radfahren mit dem gegenwärtigen Er werbsleben fest verwachsen und ein Haushalt ohne Fahrrad selten ist, so war das unter dem Zwange der Verhältnisse geborene Rad fahrverbot resp. die Einschränkung des Rad fahrens bei Benutzung des Gummireifens tief einschneidend. Leisnig. Bei der zum Sonnabend- Wochenmarkt stattgesundenen Butterrevision wurden 28 Sückchen Butter ermittelt, die ein zu geringes Gewicht hatten, und die den Händlerinnen in zerschnittenem Zustand wieder zurückgegeben wurden. Herold bei Thum. Unter Vergiftungs- crscheinungen erkrankten hier der Gutsbesitzer Karl Böhm, seine beiden Söhne, sowie die Schwiegertochter und ein Enkelkind. Der 17 jährige Sohn Martin starb alsbald unter furchtbaren Schmerzen. Auch die Schwieger tochter verstarb bald nach ihrer Einlieferung ins Chemnitzer Stadtkrankenhaus. Der Vater der andere Sohn und das Enkelkind wurden ebenfalls in das Krankenhaus gebracht. Der Zustand des Kindes ist sehr bedenklich. Die Eckrankungen, die sich vor allem in Schling beschwerden äußerten, sollen von dem Genuß neuer selbsterbauter Frühkartoffeln herrühren. Chemnitz. Am Dienstag früh wurde in der Ostvorstadt eine dort wohnhafte 38 Jahre alte Maurersehefrau, deren Mann im Felde steht, zusammen mit ihrem achtjährigen Töchterchen auf dem Fußboden liegend tot aufgefunden. Vermutlich hat die Frau erst das Kind und dann sich selbst vergiftet. Der Grund zum Selbstmord war noch nicht fest» zustellen.