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1 Bezugs-Preis: j vierteljährlich 1,22 Illli. frei ins Haus, öer Leschäftsstclle abgeholt 1 INK. j Einzelne Nummer 12 Pfg. 1 Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Bonnabenö Nachmittag. Unterkalwngs- und finreigeblatt Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 16 Pfg. Reklamen Sie einspaltige Petit-» zeile oöer Seren Naum 32 pfg. i Bei belangreichen Nusträgen u. Wieöer- t Holungen entsprechenoer Rabatt, l M wöchentlich erschemenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erschemenüen illustrierten Beilagen „Felü unö Larten" unö „Deutsche Moüe unü hanüarbeit". Druck unS Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Oltrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer M Mittwoch den 8. November W6 ^5. Jahrgang Amtlicher Teil. Billiges Bodenledcr. Der hiestgcn Gemeinde steht ein geringes Quantum billiges Bodenleder zur Besohlung der Schuhwcrks zur Verfügung. Die Abgabe erfolgt an Personen der ärmeren Volks schichten, deren Jahreseinkommen 1000 Mark nicht übersteigt. Ausnahmen können nur zugestanden werden, wenn besondere Familienverhältnifse (große Kinderzahl, Krankheit usw.) in Frage kommen. Bezugsscheine auf Bodeuleder sind im hiesigen Gemeindeamte zu be antragen. Ottendorf-Moritzvorf, am 6. November 1916. —' Der Gemeind evorstand- Neuestes vom Tage. — Man weiß nicht recht, ob die Fran zosen und Engländer ihre eigenen Kräfte überschätzen oder unsere Kräfte unterschätzen, oder aber ihr.n Leuten Theater vormachen wollen, um sie bei gutem Mute zu erhalten. Jedenfalls ist es äußerst merkwürdig, daß sie immer wieder mit einem Durchbruch rechnen, trotzdem ihre Angriffe fast durchweg seit An fang Juli an dieser Stelle abgeschlagen sind Zeit genug hätten sie gehabt, sich davon zu überzeugen, daß ein Durchbruch im Somme- Abschnitt nicht erzielt werden kann. Trotzdem rechnen sie scheinbar damit, denn die wieder hinter der Jnsanteriesront bercitgesielllen Kavalleriemassen deuten darauf hin, daß sie doch offenbar nach dem erzielten Durchbruch die Verfolgung aufnehmen sollten. Aber der große, wieder einheitlich geführte Angriff blieb auch diesmal ein Mißerfolg. Besonders heftig waren die Vorstöße zwischen der Straße Albert—Bapaume uud Bouchavesnes Auch dort gelang es ihnen nicht, trotz Einsatz stärkster Kräfte vorzukommen. Ihr Versuch, durchzubrechen, ist vollkommen gescheitert. Ueber die Kämpfe, die sich noch im Anschluß hieran bei dem Walde von St. Pierre-Vaast entwickelten, liegen zurzeit noch keine ab schließenden Meldungen vor. Auch östlich der Maas versuchten die Franzosen, die ihnen freiwillig überlassenen Erfolge noch weiter auszubauen. Sie schicken hier starke Kräfte vor, die so nahe an unsere Stellungen herankommen konnten, daß es schließlich zu Handgranatenkämpscn kam. Aber auch diese Truppenteile wurden obgewiesen. — Auf dem Karst richteten die Italiener am Sonnabend ihre Hauptanstrengungen gegen die Stellungen im südlichen Teile der Hochfläche. Diesmal war der Raum um Jamiano der Brennpunkt des Kampfes Unsere dortigen Gräben wurden von früh an unter lebhaftem Feuer gehalten, das jedesmal vor dem Vorgehen der Infanterie an Stärke zunahm. Alle Angriffe, ganz besonders aber der letzte, der noch um 8 Uhr nachmittags versucht wurde, brachen nnter den schwersten Verlusten des Feindes vor unseren Linien zusammen. An den anderen Teilen der Schlachtsront dauert der Artilleriekampf mit Ungefchwächter Kraft fort. — Die „Tägl, Rundschau" schreibt: Das deutsche Volk wünscht in allen seinen Teilen einen Ausgleich mit Polen und wird sich freuen, wenn sich die Hoffnung auf eine gute Nachbarschaft und ein enges, auf Wafscngemeinschast begrüudetcS Bündnis mit dem freien Polen entwickeln wüide, das, wie man hört, den österreichischen Erzherzog Franz Stephan zum König erhalten soll. Voraus setzung aber ist und bleibt, daß das Deutsch tum unserer Ostmark unversehrt bleibt. — Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" widmet der Gründung des Königreichs Palen einen Leitartikel. Das Blatt sagt: Die Proklamation ist von großer Bedeutung für die Zukunft Europas und für den Lauf der Weltgeschichte überhaupt. Natürlich lag diese Wendung auch im eigenen Interesse der Mittelmächte, wu- aber der großen Bedeutung des kaiserlichen Entschlusses keinen Abbruch tut. Die Deutschen sind den Russen zuvor gekommen Man muß sich alle, dings sragen ob es den Russen mit der Aufrichtung eines selbständigen Polens überhaupt jemals ernst gewesen ist. Die Errichtung des Königreichs ist jedenfalls nach deutschem Muster ungleich großartiger ausgefallen, als dies voraus sichtlich unter russischer Führung geworden wäre. Die Frage, was mit Litauen und Kurland geschehen wird, bezeichnet das Blatt als von s.hr großem Interesse. In Kurland besitzt Polen noch einen kleinen Ausblick auf die See. Wird es diesen wiedererhalien? Bei Entscheidung dieser Frage kommt es daraus an, ob sich die Interessen Preußens und Deutschlands damit vereinigen lassen. — Westlich der Szurduk-Paßstraße setzten die Rumänen ihre Angriffe obne Erfolge fort. Südöstlich des Roten Turm Passes ge wannen wir Gelände. Südwestlich von Predeal nahmen deutsche und österreichisch- ungarische Truppen in erbitterten Kämpfen die sehr stark verschanzte und zäh verteidigte Clabucetu-Stellung unv im scharfen Nach drängen noch eine zweite feindliche Linie. Der Gegner ließ 14 Offiziere (unter ihnen einen Regimentskommandanten) und 647 Mann in unferer Hand, womit die Gesamt beute aus den Kämpfen südlich von Preveal auf 1747 Gefangene, acht Geschütze und 20 Maschinengewehre stieg. — Eine Gruppe österreichisch-ungarischer Monitvre hat am 3. November auf der Donauinsel Dinu und auf dem gegenüber liegenden rumänischen Ufer Abteilungen ans Land gesetzt, diese vertrieben den Feiud und nahmen ihm 2 Geschütze und 4 Munitions- wagen ab. Rumänische Verstärkungen wurden in die Flucht geschlagen. — Am 4. November abends ist das Unter seeboot 20 im Nebel nördlich Boobjera an der westjütischen Küste sestgekommen. Alle Abschleppversuche der.fosort zu Hilfe gerufnen Torpedoboote blieben erfolglos. I) 20 wurde daher am 5. November mittags gefprengt, nachdem die Besatzung von Torpedobooten geborgen war. OertlicheS und Sächsische-. Vttendorf-Vkrilla, r. November Mü. — Eine seit Donnerstag verschwundene hiesige ältere Einwohnerin wurde in dem Birkigtbusche erhängt aufgesunden. — Der Käsepostkistenversand ist verboteu durch Z 5 a der neuen Bundesratsverordnung vom 20. Oktober 1916 vom Hersteller oder einer von ihm beauftragten Person an den Verbrauchen. Bei allen Käsefabriken und Molkereien gehen täglich noch unzählige in die Tausende laufende Bestellungen efn, die alle unerledigt und unbeantwortet abgelegt werden müssen, die Besteller könnten sich Mühe, Zeit, unnötiges Porto und Aerger gut durch die Unterlassung von Bestellungen ersparen. — Am kommenden Totenfestsonntage soll in den evangelischen Kirchen des Landes nach einer Verordnung des ev.-luth. Landes- ' konsistoriums eine allgemeine Kirchenkollekte sür die kirchliche Versorgung der evangelischen Deutschen im Auslande stattfinden. — Eine Volkszählung am 1. Dezember. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom^ 2. November dieses Jahres Bestimmungen j über die Vornahme einer Volkszählung am 1. Dezember 1916 erlassen, und zwar soll die Gesamtzahl der in den Einzelstaaten in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember ständig oder vorübergehend an wesenden Personen durch namentliche Aus zeichnung festgestellt werden Die Auszeichnung geschieht, wenn Personen zu einer wohn- und hauswirtschafllichen Gemeinschaft vereinigt sind, nach Haushaltungen. Einer Haus Haltung gleich geachtet werden einzellebende Personen mit eigener Wohnung und eigener Hauswirtschaft, ebenso in Kasernen, Ge> sangenenlagern, in Gasthäusern, Anstalten, als Mannschaft oder auch als Fahrgäste auf Schiffen untergebrachten. In die Haus haltungslisten nach bestimmtem Muster siud von den Haushaltungsvorständen oder deren Vertreter für jede ortsanwesende Person An gaben über Vor- und Familienname, Stellung im Haushalt, Geschlecht, Geburtstag, -monat und -jahr, Familienstand, Staatsangehörigkeit Beruf, und, für die vor dem 1. Dezember 1899 geborenen männlichen Reichsdeutschen, über das Militärverhältnis einzutragen, außer dem ist anzugcben, ob eine der Personen aus Aulaß des gegenwärtigen Krieges Militär pension oder auch Militärrente erhält. An ordnungen zur Ausführung der Zählung werden von den Landeszentralbehörden er lassen. Wer wissentlich wahrheitswidrige An gaben sür die Eintragung macht oder wer sich weigert, die vorgeschriebenen Eintragungen in die Haushaltungsliste zu machen, wird be strast. Hinsichtlich der bei der Zählung über die Persönlichkeit des einzelnen gewonnenen Nachrichten ist das Amtsgeheimnis zu wabren. Die Volkszählung vom 1 Dezember 1916 will in erster Linie die genauen Unterlagen beschaffen, deren das Kriegsernährungsamt zur Erfüllung seiner Aufgaben auf dem Ge biet der Lebensmittelversorgung dringend be darf. Mehrfache Beobachtungen haben er geben, daß die bisher namentlich der Ge treide- und Vrotzuteilung in den Kommunal verbänden zugrunde gelegten Zahlen die not wendige Zuverlässigkeit vermissen ließen. Da neben soll aber die Volkszählung auch noch Zwecken der Heeresverwaltung nutzbar gemacht werden. — Am 1. Dezember dieses Jahres findet im Deutschen Reiche eine kleine Viehzählung statt, die sich auf Pferde, Kindvteh, Schafe, Ziegen und Federvieh erstreckt. — Sparsamkeit mit Scheuertüchern. Da diese Tücher teurer geworden find und oben drein ihr Bezug erschwert ist, empfiehlt es sich, schon das neue Tuch für sparsame Ab nutzung einzurichten. Das erreicht man am besten dadurch, daß man den mittleren Tei des Tuches, der sich bekanntlich am schnellsten abnutzt, durch Aussetzen eines Stückes Sack tuches, Markisendrells oder sonst eines starken Gewebes, von dem sich Restlappen in jedem Haushalt befinden, verstärkt. Der Lappen, ein paarmal querdurch aufgesteppt, verdoppelt und verdreifacht die Lebensdauer der teueren Scheuertücher. Dresden. Einen dreisten Diebstah führten einige Langsinger bei einem Bäcker meister in Zitzschewig aus. Sie schlachteten in der Nacht zum Donnerstag an Ort und Stelle das zur Mast gehaltene Schwein ab. Kopf, Beine und Gedärme ließen sie liegen, mit den übrigen wertvolleren Fleischteilen machten sie sich aus dem Staube. Bis jetzt ehlt noch jede Spur von dem Verbleibe del leckeren Beute und der Diebesgescllen- Pirna. Der große Karpfenprahm, der alljährlich den Elbhafen Pirna verläßt, ist nach Hamburg abgegangen. Er enthielt 40 Waggonladungen Fische zum Gesamtwerte von etwa 520000 Mark (im Vorjahre nur 200000 Mark bei etwa derselben Menge!) und muß nun noch den Bestimmungen der Kriegsgcsellichaft zur Verwertung von Fluß- und Teichfischen in Berlin erst nach Hamburg verschifft werden, um von dort dann über das ganze Reich verteilt zu werden. Großenhain. Ein schweres Unglück, das zwei Menschenleben vernichtete, ereignete ich am Sonnabend mittag kurz nach ^/«1 Uhr. An von einem Beobachter-UebungSflug zurück, ehrendes Flugzeug kam zum Absturze und iel unweit der Adelsdorfer Straße auf ein Feld nieder. Der Führer dieses Flugzeuges war der Gefreite Fritz Cöhn aus Berlin, früher Jasanterist, der als Flieger jetzt seine Heimatausbildung beendet hatte. Als Be obachter befand sich der erst vor wenigen Tagen von der Fliegerabteilung Gent zur Fea 6 versetzte Mcgerleutnant Hans Wolt- mann, früher im Landwehr-Jnfanterie-Regt. Nr 74. im Flugzeug. Dieser stammt aus Hannover, wosell st fein Vater als Magistrats- Obersekretär beamtet ist. Beide Flugzeug- Insassen erlitten bei dem Absturze schwere Verletzungen, sodaß der Tod alsbald eintrat. Ursache des Absturzes dürste eine der am Sonnabend in der Mittagsstunde überraschend aufgetretenen heftigen Böen gewesen fein, wodurch das Flugzeug in einer Kurve zum Absturz kam. Beide Verunglückte hatten sich durch Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse erworben. Dort draußen in Feindesland blieben sie, trotz ständigen Um ringens von vielen Gefahren, vom Tode verschont, und hier in der Heimat, als sie sich rüsteten zum erneuten Dienst fürs Vater land, starben sie in treuer Pflichterfüllung den Fliegertod. . . . Döbeln. Ein Raubanfall wurde am vorigen Sonnabend nachmittag in der Nähe von Großweitzschen verübt. Auf dem Heim» wege von Döbeln wurde die 16 Jahre alte Dienstmagd Eulitz aus Großweitzschen von einem jungen Menschen, der ein Stück mit ihr gegangen war, in den Straßengraben gestoßen und ihres Geldtäschchens mit 17 M. Inhalt beraubt. Ein ähnlicher Fall ist vor einigen Tagen schon in der Nähe von Colditz vorgekommen. Glauchau. Druschtage sür Landwirte sind vom Beziiksverbaude der Amtshaupt mannschaft Glauchau angcordnet worden, da die Landwirte ihres Bezirks trotz mehrfach ergangener Bekanntmachungen und Ausrufe die Anlieferung von Getreide an die Mühlen in Nicht genügender Weise vornahmen. Als allgemeine Druschtage gellen der 4. und der 7. November. Zschopau. Ein Mord» und Selbst mordversuch ereignete sich im benachbarten Witzschdorf. Als ein sür Sonnabend zum Militär einberusener Meister der Sächsischen Nähfadenfabrik von seinem Kollegen Abschied nehmen wollte, wurde er von diesem durch zwei Pistolenschüsse am Kopse schwer ver wundet. Der Täter gab sodann drei Schüsse auf sich selbst ab uud verletzte sich schwer am Unterleib. Beide mußten ins Chemnitzer Stadtkrankenhaus eingeliescrt werden Der Vorfall ist um so unbegreiflicher, als beide Meister bisher gute Freunde waren und in einem Saale der Sächsischen Nähfadenfabrik, arbeiteten, Siebert ist im Chemnitzer Stadt- krankenhause gestorben. Kempe, ein Vater von acht Kindern, befindet sich den Ver hältnissen entsprechend wohl und man hofft deshalb, ihn noch am Leben echalten zu können.