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Hi Zezugs-Preis: j vierteljährlich 1,W VIK. frei ins Haus, tön öer Leschästsstelle abgeholt 1 Mk. Einzelne Nummer lO pfg. t Erscheint Dienstag, Donnerstag unö vonnabenö Nachmittag. UnteckaltungZ- und 6nreigeb!att Anzeigen-Preis: Vie einspaltige Zeile oöer Seren Naum 18 Psg. Nektamen Sie einspaltige Pctit- zeile oöer Seren Naum 30 Psg. ' 8ei belangreichen Aufträgen u.wieöer- , Holungen entsprechender Nabatt. Mit wöchentlich erscheinender Sonntägsbeilage .Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen .Felö unö Sarten" unö .Deutsche Moöe unö hanSarbeit". Druck unS Verlag von Hermann Nühle, OttenSorf-Oltrllla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann klühle, Lrotz-Osirilla. Nummer 73 Mittwoch, den 2s. Zuni sW s5. Jahrgang Amtlicher Teil. Anzeige von Kartoffeln betr. Sämtliche Vorräte von Kartoffeln, ohne Rücksicht auf die Größe, sind, soweit sie nicht für die menschliche Ernährung von den Kartoffelerzeugern zurückbehalten werden dürfen, umgehend, spätestens bis 22. Juni 1816 im Gemeindeamt anzuzeigen. Es wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß vom 10. Juni 1916 ab keine Kartoffeln mehr verfüttert werden dürfen. Die Mengen, die den Kartoffelcrzeugern belassen werden dürfen, sind nach Z 1 Ziffer 1 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 31. März 1916, Reichsgesetzbl. S. 223, mit 1V» Pfunv auf den Kopf und Tag bis zum 31. Juli 1916 und nach der Verordnung des Kgl. Ministeriums vom 29. April 1916, Sächs. Staatszeitung vom 1. Mai 1916, für naturalberechtigte Feldarbeiter mit einer Menge bis zu 3 Pfund aus den Kops und Tag bis zum 31. Juli 1916 zu berechnen. Wer der Anzeigepflicht unvollständig oder verspätet nachkommt oder wer Kartoffeln sür den menschlichen Gebrauch ungenreßbar macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Wochen oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Ottendorf'Moritzdvrf, am 20. Juni 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die „Basler Nachrichten" melden: Am Freitag vormittag hörte man bis um die Mittagszeit aus südwestlicher Richtung an haltenden Kanonendonner. Dre Kämpfe scheinen sich weit drinnen in den Vogesen, vielleicht auch jenseits der Grenzkämme, abgespielt zu haben. Das langhingezogene Dröhnen lieb darauf schließen, daß schwere Kaliber in Tätigkeit waren. Während seit einiger Zeit an der Südfront der Vogesen von Altkirch bis zur Schweizer Grenze verhältnismäßige Ruhe herrschte, ist die GesechtStätigkeit in den mittleren Vogesen, in der Schlucht bei Diedolshausen und bei Markirch lebhafter ge worden. Beide Ortschaften sind in den letzten Tagen wiederholt von den Franzosen ge räumt worden. — Schweizer Blätter erfahren aus London: Es kann keinerlei Zweifel darüber bestehen, daß die englische Regierung fest entschlossen ist, jedes dienliche Mittel zu ergreifen, um Holland zur Ausgabe seiner Neutralität zu zwingen oder ihm mit dem Schicksal Griechen lands zu drohen. Die englischen maßgebenden Kreise glauben ganz bestimmt an den Erfolg ihrer Bemühungen, denn der angebliche Ver- trag Hollands mit Amerika zum Schutze der holländischen Kolonien durch Amerika gelte nichts, da die Vereinigten Staaten bestimmt niemals England den Krieg erklären würden, dazn seien jetzt schon allein die englisch amerikanischen Handelsbeziehungen viel zu eng, als daß Amerika daran denken könne, mit England Krieg zu führen, geschweige denn von anderen Rücksichten und ausschlag gebenden Gründen. Die Entwicklung der Kriegslage habe die englische Regierung zu der Ueberzeugung gebracht, daß nur durch die Niederzwingung des holländischen Wider standes, die Neutralität zugunsten des Vier verbandes aufzugeben, Deutschland durch Eng land der Stoß ins Herz gegeben werden könne. — Die österreichisch-ungarischen Truppen haben Czernowitz, die Hauptstadt der Buko wina, unter dem Druck der Ruffen räumen müssen. Während der letzten Tage war Czernowitz heftigster Beschießung durch die Russen ausgesetzt. Jnfanteriestürme, wieder holt sechzehn Glieder tief, wechselten mit dem Artillerieseuer ab. Was den Russen bei der NeujahrSoffensioe nicht geglückt war, suchten sie jetzt unter dem Einsatz teuerster Opfer zu erzwingen. Mit der Einnahme von Czerno witz hat General Brussilow ein bedeutsames strategisches Ziel erreicht. Der russische Sieg wird aus Rumänien nicht ohne liefen Ein druck bleiben, und eben um imm-rhin mög liche nachteilige Wirkungen bei den wankel mütigen Rumänen zu hintertreiben, wird und muß die österreichisch-ungarische Heeresleitung alles dransetzen, am die neue Herrschaft der Russen über Czernowitz möglichst rasch zu einer Episode zu machen. Bei Przewloka wurden russische Sturmkolonnen durch das vernichtende Sperrfeuer deutscher Artillerie aufgehalten. Wie hier alle Bemühungen der Ruffen, weiter nach Westen vorzudringen, vereitelt werden, so macht sich auch weiter nördlich bereits in erfreulicher Weise der Einsatz frischer Kräfte bemerkbar. In Wol hynien waren die Russen von Dubro aus 70 Kilometer nach Westeu bis Gorochow, von Luck aus 43 Kilometer nach Westen bis Lo- kaczy vorgestoßen. Die Gefahr der völligen Durchbrechung der Front unserer Verbündeten war hier außerordentlich groß. Nun ist es aber endlich gelungen, den vordringenden Russen auf der Front zwischen Gorochow und Lockaczy nicht nur Halt zu gebieten, sondern den Feind auch teilweise zurückzudrängen. Dabei wurden 985 Russen gefangengenommen. Eine ganz wesentliche Unterstützung erfährt dieser österreichisch ungarische Gegenstoß durch das Vorgehen deutscher Truppen auf der Front zwischen dem Turya-Abschnitte und der Straße von Kowel nach Luck. Auch hier sind offenbar srische Kräfte eingesetzt worden, die bereits sehr erfolgreich gewirkt haben. In harten Kämpfen drängten sie die Russen zurück und nahmen ihnen hierbei 11 Offiziere und 3445 Mann an Gefangenen ab, außer dem erbeuteten sie noch 1 Geschütz und zehn Maschinengewehre. Wenn diese Kräfte weiter in der gleichen Richtung wirksam bleiben, so bringen sie die Flanke der zwischen Lokaczy und Gorochow stehenden Russen in ernste Gefahr. Der Schwerpunkt der militärischen Entscheidung liegt in dem Kampfraume west lich von Dubno und von Luck. Hier ist der Umschwung der Kriegslage deutlich erkennbar. Dessen weitere Durchführung muß die Russen zum Rückzug zwingen, und das wird schließ lich auch ausschlaggebend sein für die Be wertung des Ereignisses, das seine Schatten auf den heutigen Tag wirft, für die Be deutung und sür die Dauer des Verlustes von Czernowitz. Oertliches und Sächfisches. Gtttn-orf-Vkrilla, Lo. Juni tyz6. — Trotzdem von allen Seiten anerkannt wird, daß das Verbot des vorzeitigen Heidel- beersuchens vonseiten der hiesigen Forst verwaltung sehr nützlich ist, so gibt es doch immer wieder Personen, die sich nicht dar nach richten; so sah man in diesen Tagen mit dem bekannten blauen Mund so ver schiedene herumlaufen, der sicher nicht von vorjährigen herrührte Sehr wünschenswert wäre es aber, wenn mit Beginn der Heidel- beerernte die Schulkinder einige Tage schulfrei bekommen würden, denn es gibt so viele Haushaltungen in unserem Orte, wo es den Erwachsenen nicht möglich ist, Beerensammeln zu gehen. — Das Wetter läßt heute wieder viel zu wünschen übrig. Der Sonntag wich erfreulicherweise von der naßkalten Tem peratur, die in der vorhcrgegangenen Woche herrschte, recht wohltuend ab. Die Sonne meinte es, namentlich in den Spätnach miltagsstunden, recht gut und den ganzen Tag über blieb die Witterung trocken. Viel sah man daher die Landleute mit dem Heueinfahren beschäftigt. Die Wetter warten wollen immer noch nicht die er sehnten sonnigen Tage in nahe Ansicht stellen, und so scheint die alte Wetterregel recht zu behalten, nach der die Märznebel nach etwa 100 Tagen als Regen wieder kehren. Hoffentlich folgt aber nach dem 25. Juni bessere Witterung, denn bis da hin reicht das gefürchtete Regiment der Märznebel. — In einer amtlichen Bekanntmachung meist die Amtshauptmannschaft darauf hin daß Viehhalter sich wegen Abnahme von schlachtreifem Vieh an sie zu wenden haben. Die Anzeige soll, soweit möglich, 14 Tage vor der Ablieferung erfolgen, damit die rechtzeitige Abnahme keine Verzögerung er leidet. Soweit die Amtshauptmannschaft über das ihr angebotene Schlachtvieh nicht aui Grund ihrer Bezugsscheine selbst ver- fügen kann, wird sie die Anzeigen sogleich an den Viehhandelsverband weitergeben, damit dieser über das Vieh verfügt. — Durch Bekanntmachung des Reich-- kanzlers vom 7. Juni 1916 ist die Reichs- zuckerstelle in Berlin 7, Universttäls- straße 2, ermächtigt worden, Bezugs- und Bestellscheine sür Sacharin zum Zwecke der gewerblichen Herstellung folgender Erzeug nisse auszustcllen: Dunstobst, Kompott (das sind eingemachte ganze Früchte oder größere Fruchtstücke), Schaumwein und schaumwein- ähnliche Getränke, Obst- und Beer-nwein, Eisig, Mostrich und Senf, Fischmarinaven, Kautabak, Mittel zur Reinigung, Pflege oder Färbung der Haut, des Haares, der Nägel oder der Mundhöhle. Auch für andere gewerbliche Verwendungszwecke kann die Reichszuckerstelle die Verwendung von Süßstoff mit Genehmigung des Reichs kanzlers gestatten. Die Bezugsscheine für Sacharin sind bei der Reichszuckerstelle unter Angabe des monatlichen Bedarfs an Zucker und an Süßstoff anzusordern. - Die Kirschenernte in der Dresdner Umgebung verspricht dieses Jahr durchweg einen guten Ertrag. Fast überall hat man bereits mit dem Auspflücken der so genannten guten Sorten begonnen, während die Haupternte erst in etwa einer Woche ihren Anfang nehmen dürfte. Die Pächter haben für diese Ernte teilweise sehr er- Heblich größere Beträge jgezahlt, eine Er scheinung, die auch anderwärts zu be, obachten war. In den großen Kirsch- plantagen bei Merbltz-Leutewitz-Rennersdorf WeiStropp-Gauernitz, wo alljährlich mehr als 500 Kirschenpflücker beschäftigt waren, gelangten infolge des Krieges vielfach weibliche Hilfskräfte zur Einstellung. Während der Haupternte kommen an den Dampfschisfstattonen Niederwartha-Gauer- nitz-Scharsenberg oft bis zu 500 Körbe Kirschen mit einem einzigen Dampfer zur Verfrachtung und gleich loriweise aus dem Bahnhoie in Cossebaude zum Versand. Welchen Umfang die Kirschenernle und insbesondere der Versand annimmt, geht wohl daraus hervor, daß einzelne Pächter oft 40 bis 100 Personen beschäftigen. — Kopfsalat als gekochtes Gemüse. Es wird darauf hingewiesen, daß Kopfsalat auch als gekochtes Gemüse sich sehr schmackhaft zubereiten läßt. Er wird in ähnlicher Weise wie Spinat zurechtgemacht und gekocht und bietet ein ebenso wohl schmeckendes als bekömmliches Gemüse. Um ein nahrhaftes Gericht herzustellen, lst ebenfalls wie sür Spinat ein Zusatz von Hafer- oder Gerstenflocken, Grütze oder Graupen zu empfehlen, und zwar ist es ratsam, die Mehlfrucht getrennt zu kochen und mit dem fertig zubereiteten Gemüse zu vermischen. — Kein Obst und Gemüse nach dem Ausland. Es wird vielfach die Ansicht geäußert, daß Obst und Gemüse im ver. stoffenen Jahre in erheblichem Umfange an das Ausland abgeführt worden, und daß auch für dieses Jahr ähnliches zu be fürchten sei. Wie die Nachrichtenstelle der brandenburgischen LandwirtschastSkammer mttteilt, sind diese Vermutungen durchaus unzutreffend. Ganz allgemein ist die Aus fuhr von Obst und Gemüse verboten und auch die einzige bestehende Ausnahme für Spargel ist bereits wieder beseitigt worden. Irgendwelche Beunruhigungen nach dieser Richtung hin sind deshalb unbegründet. Alles in Deutschland erzeugte Obst und Gemüse kommt der Bevölkerung zugute. Dresden. Der am Sonnabend abend 6.49 Uhr von Chemnitz in der Mittelhalle des Hauptbahnhofes einfahrende Personen zug kam nicht rechtzeitig zum Halten. Infolgedessen verschob die Lokomotive den am Querbahnsteig zum Schutze aufgestellten Bremsschlitten um drei Meter. Durch das plötzliche Bremsen wurde auch eine Anzahl Reisender verletzt. Die Verletzungen sind glücklicherwetsg mit Ausnahme von zwei etwas ernsteren Fällen nur leicht. Meißen. Ein Flurschutzkommando soll seitens der Amtshauptmannschaft für den hiesigen Bezirk beim zuständigen General kommando erbeten werden, um die Wieder kehr der im vorigen Jahre durch Feld- dicbstähle angerichteten Schäden zu ver hindern. Die Kosten sollen vom Bezirks- aus'chuß und dem Generalkommando ge meinschaftlich getragen werden. Schöna t. Sa. Das österreichische Finanzministerium bewilligte die Kredite :ür den Bau eines ElbumschlagS- und VcrkehrshasenS in Rascheln an der säch- fischen Grenze. Hainichen i. Sa. Am Sonnabend wurde hier ein Gefreiter eines Leipziger Regiments festgenommen. Er hatte sich mit der Tochter einer hiesigen angesehenen Familie verlobt. Dabei hatte er sich als Ingenieur ausgegeben und in letzter Zeit die Uniform eines Feldwebelleutnants mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse und noch vier anderen Kriegsauszeichnungen ge, tragen. Es stellte sich aber heraus, daß er ein 26 jähriger Etsendreher ist und seit Pfingsten sich von seinem Regiment ent fernt hat. Der Schwindler wurde verhaftet. Glauchau. Vom Schöffengerichte in Ronneburg wurde der hiesige Landwirt W. Trummer zu 1000 Mark Geldstrafe ver urteilt, weil er bet der Bestandsaufnahme die Stroh- und Heuvorräte zu niedrig an gegeben hatte. Trummer ist Mitglied des Gemeinderats nnd hat auch dem Ausschuß angehört, der die Vorräte zu schätzen hatte. Zwickau. Bereits ist es gelungen, des größten Teiles der aus dem hiesigen Ge fangenenlager entflohenen Franzosen wieder habhaft zu werden Es wurden bisher 24 Flüchtlinge wieder eingeltefert.