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Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,W VIK. frei ins fiaus. . In öer Leschäftsstelle abgeholt 1 MK. Einzelne Nummer 12 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö 5onnabenä Nachmittag. Unierkaltungs- und 6nreigeb!ritt Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oäer Seren Naum 13 pfg. Neklamen Sie einspaltige vetit- zeile oöer Seren Naum 32 pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. ILieäer- holungen entsprechen Ser Nsbatt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnd wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felü unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Ollrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrill». Nummer 7H Freitag, den 23. Juni W6 (5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Morgen Freitag, den 23. dieses Monats findet im hiesigen Konsum der Butter- Verkauf statt. Ottendorf-Moritzdorf, am 22. Juni 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die „Times" befürchten der „Frkf. Ztg." zusolge, daß die russische Offensive die Auf merksamkeit von den Vorgängen vor Verdun ablenken könne. Verdun aber bleibe der Hauptpunkt des kontinentalen Krieges. Für die Alliierten und wahrscheinlich auch für die Deutschen versinnbildliche Verdun die heutige Kriegslage. Viele sagten, daß Verdun den Preis an Blut, der dafür gezahlt wird, nicht wert sei, aber die „Times" halten die Festung Verdun für eine Art Symbol. Wenn dies nicht so wäre, würden die Deutschen nach der Meinung des Blattes nicht so töricht sein, alles an die Eroberung dieser Festung zu setzen. — Oberleutnant Jmmelmann ist vor einigen Tagen mit seinem Flugzeug abgestürzt und gestorben. — Rascher als man allgemein vermutet, ist der Ausstand in Irland von neuem mächtig emporgelodert. Rache sür die hingemordeten Sinn-Feiner! so grollten die geknechteten Iren im Stillen, seit General Maxwell in wilder Unbarmherzigkeit gegen Schuldige und Unschuldigd in Dublin gewütet hatte. Die Bemühungen englischer Staatsmänner, durch Entgegenkommen gegenüber den Irländern Ruhe zu schaffen, hatten nur scheinbaren Er folg. Man traut eben den britischen Ver- sprechungcn in J-land nicht mehr, weil man aus jahrzehntelanger Bedrückung gelernt hat. Der Bischof von Limerick wandte sich in würdigen Worten gegen den Henker Maxwell und gab durch seine Erklärnng der Bewegung der Sinn-Feiner eine höhere Weihe. Von da an wars gewiß, daß in Irland nur ein Waffenstillstand herrschte. Als kürzlich in der Dubliner Kathedrale sür die Hingerichteten Sinn-Feiner eine Totenmesse gelesen wurde, brach das Ungewitter wieder los. Mit der grünen Fahne der irischen Republik zog eine große Menschenmenge nach dem Totenopfer durch die Straßen der Stadt. Die Polizei widersetzte sich. Zusammenstötze waren die unvermeidliche Folge davon. Es floß Bürger blut, und nun tobt wieder der schreckliche Straßenkampf in Dublin wie vor einigen Wochen. Maxwell hat rasch britische Truppen herangerufen, aber schon seit Freitag ruht auf den Hauptstrecken des ganzen Landes der Bahnverkehr. Zwar sucht die englische Zensur Nachrichten über die Vorgänge in Irland zu unterdrücken, aber wie immer und überall in solchen Fällen - findet die Wahrheit doch ihren Weg zur Q'ffentlichkeit. Für den Ernst der Lage ist es jedenfalls sehr bezeichnend, daß sich nach der „Times" wegen der irischen Schwierigkeiten das britische Kabinett zu spalten droht. Wenn schon die „Times" von einer Kabinettskrisis Irlands wegen sprechen, dann muß doch in der Tat die Lage auf der grünen Insel für die Engländer viel gefahr voller sein, als wir hier zurzeit vermuten können. — Der „Labour Leader, das Organ der englischen unabhängen Arbeiterpartei, schreibt: Das Wort Friede steht jetzt in England auf Tausenden von Lippen. Ueberall wächst die Hoffnung, daß in einigen Monaten der Krieg zu Ende sein wird. Die meisten Gerüchte sind allerdings nach unserer Meinung un- begründet, daß aber jetzt mit solchem Ernste über die Möglichkeit eines Friedens gesprochen wird, ist ein Zeichen, daß die öffentliche Meinung dies fördere. Wir hoffen, daß hinter diesen Gerüchten Dinge geschehen, die mehr Anlaß zu Hoffnungen geben, als bisher der Fall war. — Die Italiener werden nicht wenig er staunt sein, zu hören, daß die Oesterreicher trotz der nachdrücklichen Offensive, die sie in Oberitalien unternehmen, und trotz der Not wendigkeit, dem russischen Entlastungsansturm in Wolhynien und der Bukowina wirksam zu begegnen, immer noch genügend Kräfte zur Verfügung haben, um auch dem italieni schen Kontingent in und um Valona iu Albanien das Leben noch sauer zn machen. Ja, sie haben dort sogar, nach Ausweis des österreichisch ungarischen Heeresberichtes, einen nicht zu verachtenden Erfolg errungen, indem sie die Italiener zwangen, den Brückenkopf von Veras — etwa zwanzig Kilometer von Valona entfernt — zn räumen, und die italienischen Verteidigungsstellungen zerstören konnten. Mit dem ..Avanti Savoia" sieht es also hier sehr fragwürdig aus. — Auch jetzt unterstreicht die italienische Presse das Eingeständnis Cadornas über das langsame Fortschreitcn der Gegenoffensive, das dem Sturmwetter zugeschrieben wird. — In zweitägigen harten Kämpfen wurde die russische Hauptiinie südlich Woronwzyn durchbrochen. Trotz des hartnäckigen Wider standes der russischen „eisernen Schützen division" wurde am Dienstag mittag von deutschen Regimentern das Vorwerk Leouowka und die Höhe 229 gestürmt, sowie das Dorf Kisielin genommen und die Ruffen nach dieser Durchbrechung ihrer stark ausgebaut-n Stel lung in rückläufige Bewegung gebracht Ein kurzer Gegenstoß konnte den glänzenden Sturmlauf unserer Trupen nicht aufhalten. Vorläufig wurden an dieser Stelle allein 600 Gefangene und 6 Offiziere gezählt. Die Operation geht weiter. — Reuter erfährt, daß eine selbständige, vollständig ausgerüstete britische Truppen abteilung in Archangelsk angekommen ist. Der „Daily Graphic" bemerkt dazu, dies sei ein neuer Beweis für das enge Zusammen gehen der Alliierten, und Deutschand werde auf diese Weise daran erinnert, daß Groß britannien trotz der Prahlereien Deutschlands mit seinem Seesieg nach wie vor die Meere beherrsche. — „Utro" berichtet aus Athen: Venizelos teilte seinen Vertrauensmännern mit, daß er aus ärztlichen Rat in den nächsten Tagen ein ausländisches Bad zur Erholung besuchen werde. Athener Blätter schreiben dazu, der Grund, warum Venizelos Griechenland ver laffe, sei nicht seine Kränkheit, sondern die Unausführbarkeit seiner Pläne. OertlicheS mrd Sächsisches. Gttendorf'Bkrilla, 2r. Juni Mü. — Heidelbeeren. Es wird noch besonders darauf hingewiesen, daß nach einer neuen Verordnung der Ministerien der Finanzen und des Innern diejenigen, welche sich den über das Beerensammeln erlassenen Vor schriften nicht fügen, der Ge-ahr aussetzen, mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft zu werden. — Am vergangenen Sonntage fand in Potschappel ein F auenturnen des Mittel- elbe-Turngaues statt, an welchem 545 Turnerinnen aus sämtlichen Vereinen des Gaues teilnahmen. Hierbei errang sich die Leiterin des hiesigen Turnvereins „Jahn", Frl. Olga Hommel, den 2. Preis; den 1. Preis erhielt Frl. Taupitz vom Turn verein „Frisch auf", Meißen. Spiele be schlossen das Turnen. KreiSturnwart Ficken wirth-Dresden wohnte gleichfalls dem Frauenturnen bei und sprach sehr lobens wert über sämtliche Hebungen aus. - Der Johannistag im Wettersprichwort Da Johanni nach der Astronomie des Volkes als der Tag der Sonnenwende gilt so ist cs leicht zu erklären, daß man diesen Tag auch überall sür einen Wendetag der Witterung ansieht. Deshalb heißt es bei uns im Volkömund: „Vor Johanni bet' um Regen, nach Johanni kommt er un- gebeten" oder „ungelegen". „Vor Johanni müssen d e Priefter um R gen bitten, nach Johanni kann man's selber". „Nach dem Johannistage muß man nicht um Regen bitten, wenn einem auch der Schweiß von der Stirn läuft." Wenn man e'ner andern „Bauernregel" glauben will, zeigen vier Tage vor und nach der Sonnenwende die herrschende Witterung bis uach Micha-Kis an. „Regnet's am Johannistag, so regnet es noch vierzehn Tag" und man hat eine schlechte Ernte zu erwarten. „Vor dem Johannistag, keine Gerste man loben mag" besagt ein anderes Welter!prichwort. Ein m der Eisel wohlbekannter Reim lautet: „Wenn der Kuckuck nach Johanni singt, einen nassen Herbst er uns bringt". In Bshern glaubt man, es bedeute Teuerung wenn der Kuckuck nach Johanni ruft. „Wasser (Regen) an St. Johann nimmt den Wein und gibt kein Brot" meinen die Portugiesen und Spanier. Regnet's am Johannistag, dann mißraten die Nüsse, während die Wiesenzsitlosen gedeihen — dieser Glaube scheint weit verbreitet zu sein, wenigstens soweit das Mißraten der Nüsse in Betracht kommt, wie auch viele Reime beweisen: „Tritt auf Johanni R-gen ein, so wird der Nußwachs nicht gedeihn" — „Regnet's auf Johannistag, tst's der Haselnüsse Plag" — „Vom Tag Johanns der Regenguß läßt verfaulen die Haselnuß." — „Regnet's an Johannis sehr werden die Haselnüsse leer". — Die Regelung des Aufkaufes von Eiern, Quark und Geflügel in Sachsen. Das sächsische Ministerium des Innern erläßt eine Verordnung über den Au kauf von Eiern, Quark und Geflügel und über die Verwendung von Eiern. Danach ist es verboten, außerhalb der Wohnsitzgemeinde bei Vieh- und Geflügelhaltern Eier, Quark und Geflügel zum Verbrauch im eigenen Haushalte oder auf Vorrat zusammen zukamen oder Vieh- und Geflügelhalter zum Zwecke dieses Aufkaufes aufzusuchen. Vieh- und Geflügelhalter dürfen an Ver braucher, welche außerhalb der Wohnsitz- qememde des Vieh- und Geflügelhalters wohnen und ihn ihn zum Zwecke des Auf kaufes der bezeichneten Waren aufsuchen. Eier, Quark und Geflügel nicht verkaufen. Ausgenommen von diesem Verbote ist der Kam und Verkauf zum sofortigen Genuß, besonders in Gastwirtschaften. Der Auf kauf von Eiern, Quark und G flügel zur Weiterveräußerung ist nur Aufkäufern ge stattet, die sich im Besitze eines aw ihren Namen lautenden Aufkaufsscheins befinden. Das gleiche gilt vom Aufkauf dieser Waren zur Verwendung in Gast-, Schank- und Speisewirtschaften. Der AuftaujSschein wird von dem Kommunalverbande erteilt, in dessen Bezirk der Aufkauf stattfinden soll. In dem schriftlich einzureichenden Gesuche um Erteilung des Scheines ist der Name, der Geburtsort und -Tag, der Beruf und die Wohnung des Antragstellers zu be zeichnen und anzugeben, welche Ware auf- gckauft werden soll. Es ist ferner ein Zeugnis der Polizeibehörde des Wohnsitzes oder der gewerblichen Niederlassung deS Antragstellers darüber beizufügen, daß dieser die erforderliche Zuverlässigkeit besitzt und auch sonst keine B-denken bestehen, ihm den Aufkauf zu gestatten. Der AufkaufS- schein ist bei dem Aufkauf dem Verkäufer stets vorzulegen, dieser ist verpflichtet, die Vorlegung zu verlangen. Der Aufkauf der genannten Waren auf Wochenmärkten so wie von Vieh- und Geflügelhaltern oder ihren Beauftragten, die mit Waren nach den Wochenmärklen unterwegs sind, ist auch den Aufkäufern verboten, die sich im Besitz eines Au'kaussscheins befinden. In den Gast-, Schank- und Speisewirtschaften, Vereins- oder ähnlichen Wirtschaftsbetrieben dürfen keine rohen oder gekochten Eier und Eierspeisen nur zu den Hauptmahlzeiten (Mittags- und Abendtisch) verabreicht werden. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. — Freigabe von Saccharin für Brau zwecke. Die Erwägungen über die Frei gabe von Saccharin sür die Süßung von obergärigen Bieren sind abgeschloffen und eine entsprechende Bundesratsverordnung steht in Kürze zu erwarten. Um nun eine gleichmäßige und schnelle Zuweisung von Süßstoff an Brauereien herbeizusühren, ist unter Mitwirkung der Reichszuckerstelle vom Verband obergäriger Brauereien und vom Bund mittlerer und kleinerer Brauereien eine „Süßstoffoerteilungsstelle für das ober gärige Braugewerbe" in der Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung ge gründet worden. Da bis zum Erlaß der Bundesratsverordnung noch einige Wochen vergehen dürften, ist die Verteilungsstelle durch Erlaß ermächtigt worden» bis dahin Süßstoff solchen Brauereien zuzustellen, die sonst wegen Mangels an Zucker zur Still- legung ihrer Betriebe gezwungen waren. Pirna. Der Pirnaer Anzeiger meldet: Der Verkehr auf der Kleinbahn Mügeln- Geising—Altenberg hielt sich am Sonntag in mäßigen Grenzen. Bet Bärenhecke, wo am ersten Pfingstfeiertage sich der Eisen bahnunglücksfall zutrug, ist nunmehr der Personenwagen, der mit der Lokomotive den Bahndamm hinab in die Müglitz stürzte, geborgen Die Bergung der Loko motive wird erst in einigen Tagen er folgen können. — Der bei diesem Bahn unfall am schwersten verwundete Passagier ein Herr Krumpholz aus RUckenhain, hat einen Schädelbruch erlitten. Zschortau. Der Kirchenvorstand hat beschlossen, auf dem Friedhöfe als Ge dächtnisstätte für die Angehörigen der Ge fallenen aus der hiesigen Kirchfahrt einen Heldenhain anzulegen und auszugestalten.