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Politische ^unclsckau. Deutschland. * Der Bundesrat hat beschlossen, daß in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. Sep tember 1916 an Stelle der mitteleuropäischen Zeit die in Deutschland durch das Reichsgesetz vom 12. März 1893 eingeführt ist, als gesetz- .liche Zeit, die mittlere Sonnenzeit des 30. Längengrades östlich von Greenwich gelten soll. — Das bedeutet, daß die Uhren für diese Zeitspanne um eine Stunde vorzustellen Ind. Demgemäß wird der 1. Mai 1916 bereits am 30. April 1916 nachmittags 11 Uhr be ginnen. Der 30. September 1916 aber um eine Stunde verlängert werden, damit am 1. Oktober 1916 die mitteleuropäische Zeit wieder in Kraft treten kann. ' * Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes betr. die Altersrente und die Waisenrente in der Invalidenversiche rung zugegangen. *Der starke Mangel an kleinen Zahlungsmitteln, der sich Ende vorigen Jahres im Zahlungsverkehr empfindlich be merkbar machte, darf jetzt als vollständig L e - hoben angesehen werden. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß im Kleinhandel die Briefmarken, die vielfach als Ersatz für Nickel münzen Verwendung fanden, ganz verschwunden sind. Von Einfluß auf diese Besserung im Zahlungsverkehr war einmal der Rückgang im Bedarf an kleinen Zahlungsmitteln, der all jährlich in den ersten Monaten des Jahres eintritt und in starkem Zurückströmen von kleinen Münzen in die Kassen der Reichsbank zum Ausdruck kommt. Außerdem wirkte auch der Umstand mit, daß in Belgien in ziemlich erheb lichem Umsange Zinkmünzen ausgeprägt werden und endlich, daß unser Zahlungsverkehr durch Einführung der eisernen Fünf- und Zehn pfennigstücke erleichtert wurde. Frankreich. *Wie nunmehr feststeht, werden die Haupt punkte der Pariser Wirtschaftskon ferenz des Vierverbandes folgende sein: die Wirtschaftsblockade, Maß nahmen gegen Schädigungen durch Deutsch lands Handelsmethoden, Plan für gegen seitige Hilfeleistung zwischen den Ver bündeten bezüglich Rohmaterialen, Schiffsraum und Industrie-Einrichtungen. — Es ist noch nicht sicher, ob auch die Finanzverhältnisse der Verbündeten zur Sprache gebracht werden. England. * ,Daily News' stellen die Rückwirkung fest, die der gegenwärtige Krieg auf den dringend für England nötigen Zuzug irischer Landarbeiter hat. Die Zahl der aus Irland zuwandernden Arbeiter beträgt 50 °/o der früheren. Dies sei eine Folge der Propa- gandagegen den Militärdien st in Irland und anderseits der Agitation für die allgemeine Wehrpflicht in England. Diese beiden Bewegungen arbeiten sich unbewußt einander in die Hand, um den englischen Landbau sehr zu schädigen. Holland. *Wie bekannt gemacht wird, können die Angestellten der Staatsbahnen, die während der letzten Woche ihre Dienstorte nicht verlassen durften, jetzt wieder Urlaube erhalten. — Diese Maßnahme hat allgemein beruhigend gewirkt. Rußland. *Wie jetzt bekannt wird, hat während der letzten Duma-Debatten ein Abgeordneter seine Rede mit den Worten geschlossen: Der Krim krieg hat Rußland die Abschaffung der Leibeigenschaft gebracht, der russisch- japanische Krieg gab ihm die Reichsduma, und der jetzige Krieg wird ihntz f» Gott will, Freiheit geben. Amerika. * Da schlüssiges Beweismaterial über die jüngsten Angriffe auf Schisse, auf denen sich Amerikaner befanden, noch fehlt, haben Präsident Wilson und das Kabinett wieder die Entscheidung über den Kurs, den die Ver. Staaten einzuschlagen haben, auf - geschoben. *Die Antwort England? auf den amerikanischen Einspruch gegen die Beschlag nahme von Postsendungen ist dem Washingtoner Kabinett vorgelegt worden. Die Antwort ist nach amerikanischen Presseäußerungen nicht befriedigend. Von unä fern. Das Schicksal des Belgrader Königs schlosses. Die .Belgrader Nachrichten' bringen folgende Kundmachung des k. u. k. Militär- Generalgouvernements: Das k. u. k. Militär- Gouvernement beabsichtigt, den neuen Konak in Verwendung zu nehmen und hierzu die in An riff genommenen Bauarbeiten zu vollenden. nächsten Spargelernte auch den minderbemittelten Kreisen zugute kommen werden. Eisenbahnunfall in Schlesien. Auf Lade stelle Dubenskogrube bei Beuthen wurde beim Rangieren ein Landfuhrwerk überfahren. Zwei Personen wurden verletzt, das Fuhrwerk zer trümmert, ein leerer Eisenbahnwagen entgleist. Wohltätigkeitssammlnngen der Deut schen in Liberia. Die deutsche Kolonie in Liberia hat durch das kaiserliche Konsulat in Monrovia als Ergebnis ihrer im zweiten Halb jahre 1915 veranstalteten Sammlungen der Heeresverwaltung zur Unterstützung von ver wundeten Kriegern von Witwen und Waisen einen weiteren Betrag von 7868,96 Mark über wiesen. Der Gesamtbetrag der seit Kriegs- äen Fortschritten bei Veräun MMS» VI' WWW Es wollen daher alle jene Personen, die irgend welche Ansprüche bezüglich des Unternehmens haben, ihre Forderungen bis zum 30. April d. I. inklusive beim k. n. k. Militär-Gouverne ment anmelden. Jede Forderung, die nach diesem Zeitpunkte einläuft, wird abgewiesen. Das erste deutsche Platinwerk. Die Forschungsergebnisse und die Beschaffenheit des in den Hörselberger Eisensteingruben geförderten Ur- und Muttergesteins haben ergeben, das; wir nunmehr unabhängig vom Ausland deutsches Platin selbst Herstellen können. Im Kreise Olpen soll das erste Platinwerk noch im Laufe dieses Jahres erstellt werden. Spargelvorräte und Spargelernte. In folge der sehr günstigen Spargelernte des vorigen Jahres war ein erheblicher Teil derselben kon serviert worden. Wie aus einer Eingabe der Konservenfabriken, die diese Ende vorigen Jahres an die zuständigen Stellen richteten, hervorging, versügten die Konservenfabriken damals noch über sehr reiche Vorräte von Spargelkonjerven, die wohl infolge der allgemeinen Preissteigerung aller Nahrungsmittel schwer zu verwerten waren. Diese großen Vorräte, die sich damals auf etwa fünf Millionen Büchsen beliefen, sind auch jetzt noch keineswegs geräumt. Es wird daher aus der Ernte dieses Jahres etwa nur ein Viertel konserviert werden, während drei Viertel in frischem Zustande der Volksernährung zur Ver fügung stehen sollen. Zwischen den zuständigen Slellen und den Erzeugern sind bereits Verein barungen getroffen über eine zweckmäßige Ver wertung der kommenden Ernte, wobei auch den Interessen der Verbraucher in bezug auf die Preisgestaltung Rechnung geiragen ist. Es läßt sich deshalb annehmen, daß die Erträge der beginn von dieser kleinen, nur etwa 100 Köpfe zählenden Kolonie veranstalteten Wohltätigkeits- fammlungen beziffert sich auf 24 137,52 Mark. Ein schöner Beweis deutscher Opserfreudigkeit und Anhänglichkeit an das angestammte Vater land. Ein Büchermarkt in Lyon. Die Stadt Lyon bereitet jetzt einen Büchermarkt vor, der vom 24. April bis zum 2. Mai dauern soll. Neues Nebelsignal für die Schiffahrt. An der schottischen Küste bei Gourock ist eine Erfindung der Marconi-Gesellschaft mit einer Azetylenkanone als Leuchtsignal erprobt worden. Hierbei ist eia drahtloser Empfangsapparat mit einer automatischen Azetylenkanoue verbunden, die das nötige Gas aus einem angeschlossenen Behälter erhält. Der Behälter ist so groß, daß 400 Stunden lang aus der Kanone in jeder Minute drei Knallschüsse und drei Leuchtsignale abgegeben werden können. Die Versuche er gaben eine sehr große Trag- und Sichtweite der Signale und eine wesentliche Verbesserung gegenüber den bisher üblichen Leuchttürmen und Schallsignalen. Durch eine Schneelawine getötet. Eine Schneelawine verschüttete die Kaserne der italie nischen Grenzwache von Lago Darno in der Provinz Brescia. Die gesamte Besatzung von 40 Mann ist tot. VolksnirtlckaMLcbes. Verbot der Hansschlachtungcn in der Pro vinz Hannover. Der Oberpräsident der Provinz Hannover hat folgende Bekanntmachung erlassen: „Auf Grund des ß 6 Absatz 2 der Bekanntmachung über Flcischvcrsorgung vom 27. März 1916 sowie besonderer ministerieller Ermächtigung verbiete ich hiermit für den Umfang der Provinz Hannover sämtliche Schlachtungen von Rindvieh, Schafen und Schweinen, die ausschließlich für den eigenen Wirt schaftsbedarf des ViehhalterS erfolgten (HauSschlach- tunqen). DaS Verbot tritt sofort in Kratt." Xriegsereignisse. 1. April. Nach dem Bericht der Heeresleitung hat sich der mit über 500 000 Mann ver suchte, ganz erfolglose Angriff der Russen auf die östliche Front zunächst erschöpft. Ein in deutsche Hände gefallener Befehl des russischen Höchstkommandierenden enthüllt die völlig fehlgeschlagene Absicht, die deutschen Heere auf deutsches Gebiet zurückzutreiben. Die russischen Verluste betragen mindestens 140 000 Mann. 2. April. Die Kämpfe bei Verdun entwickeln sich für uns erfolgreich weiter. Bei einem er folglosen Gegenangriff der Franzosen auf die eroberten Stellungen im Dorfe Laux und bei diesem bliebev 11 Offiziere und 720 Mann unverwundet als Gefangene in deut scher Hand. 3. April. In den Nächten vom 31. März zum 1. April, vom 1. zum 2. April und vom 2. zum 3. April griffen Marine- und Heeres- luflschifse die City von London und zahlreiche militärische Anlagen in der Umgebung der Stadt, ferner verschiedene Hafenanlagen, sodann das schottische.Kriegs-Industriegebiet, die mili tärischen Anlagen von Edinburg und Dün kirchen (Frankreich) mit gewaltiger Wirkung an. Zahlreiche Brände und Einstürze wurden beobachtet, auch Batterien zum Schweigen gebracht. Das Marineluftschiff „I- 15" ist angeschossen worden und gesunken, die Be satzung gerettet und in englische Gefangen schaft geraten. Alle übrigen Luftschiffe find zurückgekehrt. 4. April. In der vergangenen Nacht wurden die Angriffe der Marine-Luftflotte auf Eng land erfolgreich und ohne Verluste fortgesetzt. Befestigungsanlagen bei Great Darmouth wurden mit Sprengbomben belegt. 5. April. Im Monat März verloren die Engländer und Franzosen an der Westfront 44 Flugzeuge. Davon wurden 38 im Luft kampf niedergebracht, vier durch Abschuß von der Erde, zwei landeten unfreiwillig in unseren Linien. 25 der feindlichen Flugzeuge fielen in unsere Hand. In der gleichen Zeit betrug der deutsche Verlust 14 Flugzeuge, sieben gingen im Luftkampf verloren, drei durch Abschuß von der Erde, vier werden vermißt. 6. April. Das Dorf Haucourt westlich der Maas wird von den deutschen Truppen er stürmt. Die Franzosen erleiden schwere, blutige Verluste und büßen außerdem elf Offiziere, 532 Mann an unverwundeten Ge fangenen ein. — Marineluftschiffe belegen den englischen Hafen Whitby, die Fabrikanlagen von Leeds und Umgebung und eine Anzahl Bahnhöfe des englischen Industriegebietes ausgiebig mit Bomben. Nördlich von Hull setzen sie eine Batterie außer Gefecht. Sämtliche Luftschiffe kehren unbeschädigt zurück. Gericbtskalle. Hamburg. Ein sehr gewandter Dieb, der frühere Kraftwagenführer Jakob Zeuner, scheint seine Tätigkeit besonders in V-Zügen zu entfalten: Seitens der verschiedensten Staatsanwaltschaften wird er gegenwärtig wegen derartiger Straftaten verfolgt. Am 1b. Februar 1915 wurde er aus der Strafanstalt in Plötzensee entlassen, und sechs Tage später machte er sich schon wieder strafbar. Er hielt sich am hiesigen Hauptbahnhofe auf und beobachtete einen eleganten Herrn, der seine Handtasche in einem Abteil 1. Klaffe des V-Zuges abgelegt und sich dann wieder entfernt hatte. Ohne im Be sitz einer Fahrkarte zu sein, bestieg Zeuner dasselbe Abteil, und er fand auch wirklich Gelegenheit, sich die Tasche des Reisenden anzu- eignen und damit zu verschwinden. Sie enthielt Kleidungsstücke sowie eine Menge Edelsteine und Goldsachen von erheblichem Werte. Diese versilberte der Spitzbube schleunigst. Er hatte sich nun wegen Diebstahls vor dem Schöffengericht zu verantworten und wurde zu neun Monaten Gefängnis der ¬ er Grund zur Eifersucht zu haben. Er griff zur Waffe, um im Zorn Clavingy zu züchtigen. Dieser kam ihm jedoch zuvor, und Hans-Georg fiel, durch die Brust geschossen, zu Boden. Der alte Graf Ravenau eilte an das Lager seines schwerverwundeten Sohnes. Nach einer häßlichen Szene, die Gwendoline dem alten Grafen gemacht, zwang er sie, abzu reisen. Die Ehe war getrennt. Clavingy war rechtzeitig geflohen, und Gwendoline sah ihn nicht wieder. — Hans-Georg sollte nie wieder ganz ^mesen. Als er im nächsten Sommer mit seinem Vater nach Ravenau zurückkehrte, ein kränklicher, gebrochener Mann, da war die Scheidung bereits rechtskräftig geworden und Gwendoline aus seinem Leben gestrichen. Ob auch, aus seiner Erinnerung, wußte niemand. Ihr Name ward nie mehr erwähnt, aber in Hans-Georgs eingesunkenen Augen lag ost ein Ausdruck furchtbarer Seelenqual. Der alte Graf wich auch jetzt nicht von der Seite seines Sohnes, dem er rührende Sorgfalt angedeihcn ließ. Ihn selbst hatte dieser Schicksalsschlag innerlich zermalmt. Ein unversöhnlicher Haß gegen die Verderben» seines Sohnes erfüllte seine Seele und machte ihn hart Lnd finster. Die kleine Jutta war inzwischen fröhlich herangeblüht. Ware es nach Graf Rudolf ge gangen, so hätte sie Schönrode auch jetzt nicht verlassen. Aber Hans-Georg sehnte sich nach seinem Kinde, dem einzigen, was ihm von seinem tu'igerischen Glück geblieben. Graf Rudolf wich der Kleinen aus. io viel er konnte. Er sah sie kaum an. Sein Haß gegen die Mutter übertrug sich auch auf das schuldlose Kino. Wäre es wenigstens ein Sohn gewesen! Er sah das Leben seines Sohnes langsam verlöschen. Keine Machr der Erde konnte ihm Frische und Gesundheit wiedergeben. Was der alte Herr in diesen Jahren erduldete, als er einsame Sommer in Ravenau und einiame Winter im Süden mit seinem kranken Sohn verlebte, davon sprachen nur die gramvollen Augen. Nie kam ein Wort der Klage über seine Lippen, aber in jenen Tagen stellten sich zuerst die Vorboten einer Herzkrankheit ein. Die Nachbarn und Freunde des Grasen Ravenau erfuhren nie recht, was eigentlich ge schehen. Durch die Dienerschaft ward ver breitet, Graf Hans-Georg sei mit seiner Ge mahlin bei einer Wagenfahrt verunglückt und Gräfin Gwendoline gestorben. Dieser Auslegung widersprachen Vater und Sohn nicht, zumal Hans-Georg wünschte, daß Jutta an den Tod ihrer Mutter glaube. Die wenigen Besucher, die sich in der ersten Zeit nach der Rückkehr der beiden Grafen in Ravenau einsanden, blieben später allmählich aus. Nur einer kam immer wieder und suchte in treuer Freundschaft die beiden Einsamen aufzuheitern. Fritz von Gerlachhausen, dessen Gut zwischen Ravenau und Schönrode lag, war Hans-Georgs bester Freund, obwohl er säst zehn Jahre mehr zählte als dieser. Fritz von Gerlachhaulen kam. öfter nach Ravenau. Zuweilen brachte er seinen Sohu Götz mit und dieser ivielte dann mit der kleinen ' Jutta, die mit ihren großen Kinderaugen er staunt zu dem großen Jungen aufsah. Er war viel älter und ließ das niedliche Komteßchen seine jungherrliche Überlegenheit fühlen. Aber vier Jahre schleppte Hans-Georg sein Leben noch hin. Als er starb, stützte ihn die langjährige, treue Haushälterin, die ihm herzlich ergeben gewesen. Am Bett saßen sein Vater und Fritz von Gerlachhaujen und hielten seine erkaltenden Hände. * * * Als er den letzten Seufzer aushanchte, trippelten leichte Kinderfüßchen an der Tür vor bei. Das sechsjährige Komteßchen spielte mit seinem Dackel und jauchzte vor Vergnügen über seine possierlichen Sprünge. Dieses Jauchzen durchschnilt Graf Rudolfs Herz. Mit finsterer Miene starrte er nach Tc Tür — dann drückte er die gebrochenen Augen seines Sohnes zu und wandte seinen Blick nicht mehr von den geliebten Zügen. Graf Rudolf verfiel fortan in eine finstere Schwermut. Die kleine Jutta, die noch zu jung war, um zu begreifen, was ihr der Tod genommen, durfte ihm nicht vor Augen kommen. Vergebens suchte Fritz von Gerlachhausen zwischen dem ver bitterten Mann und seiner unschuldigen Enkelin zu vermitteln. Voll Liebe nahm sich Frau Henriette Wohlgemut, die brave Haushälterin des Grafen, der kleinen Komtesse an. Wußte sie doch manches, was das übrige Hauspersonal nicht erfuhr. Fritz von Gerlachhausen wollte Jutta seiner Trau zur Erziehung überbringen. Graf Rudolf aoer lehnte das Anerbieten finster ab. Er schickte die Kleine, wenige Wochen nach dem Tode des Vaters, in die schon erwähnte Genfer Pension. Nun lebte Graf Rudolf von Ravenau während der letzten Jahre fast ganz verlassen in seinem großen Schlosse. Er sprach nur .mit seinen Beamten und hin und wieder ein paar Worte mit der Haushälterin. Hans Georgs Kammerdiener Joffe war Kastellan im Schön roder Schloß geworden. Er schwieg wie das Grab über die Tage in Nizza. Ganz allein saß Graf Rudolf bei seinen Mahlzeiten in dem großen Speisesaal an der reichgedeckten Tafel mit dem herrlichen Silber geschirr. Hinter ihm, am Kredenzschrank pflegte dann Herr Seidelmann zu stehen und mit den Augen die Diener zu dirigieren. Franz Seidel mann war eine Art Vertrauensmann des Grafen. Halb Kammerdiener, halb Haushof meister, nahm er die erste Stelle unter den männlichen Dienern ein, während Jettchen Wohlgemut über die weiblichen Dienstboten redigierte. Gelegentlich bekriegten sich diese beiden Machthaber ein wenig, im ganzen kamen sie aber gut miteinander aus. Nie hatte Graf Ravenau eine der Photo graphien Juttas angesehen, die er geschickt be kam. Auch von der Gräfin Gwendoline existiert« kein Bild mehr in Ravenau. Und nun, nachdem Komtesse Jutta seit drei zehn Jahren in der Genfer Pension verbracht, schrieben diese Inhaber desselben, die Geschwister Leportier, daß seine Enkelin gewissermaßen ihrem Institut entwachsen sei. La t <Fort!etzuna folM