Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung 8ezugs-preis: vierteljährlich 1,22 M. frei ins tzaus. Sn öer Seschästsstelle abgeholt 1 Mk. Gnzelne Nummer 12 Psg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unterkältungr- und 6nreigeblatt Knzeigen-Preis: Vie einspaltige Z-ette oöer Seren Naum 15 Pfg. Nelilamen Sie einspaltige vetit- zeile oöer Seren Naum 32 psg. 8ei belangreichen Nusträgen u. lvieöer- holungen entsprechenöer Nabatt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntägsbeilage „Illustriertes UnterhAltungsblntt", sowie öen nbwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Earten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Nühle, Ottenöorf-Oknlla, Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Mhle, 6rotz-Oltrillr. l- - -I - , ,, s- r Kummer Mittwoch, den 2. Februar fW f5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Neber einen in der Nacht zum Sonntag erfolgten Zeppelinangriff auf Paris verbreitet die Agence HavaS folgende Meldungen: Der Zeppelin warf während feines Fluges über Paris mehrere Bomben, denen ziemlich viele Personen zum Opfer fielen. An einem Punkte wurden 15 Personen getötet, an einem anderen ein Mann und drei Frauen. An einer anderen Stelle zerstörte eine Bombe ein Haus, auch dort fielen ihr mehrere Per sonen zum Opfer. Wieder an anderen Stellen verursachten die Bomben Material schaden oder riefen nur einfache Aushöhlungen hervor, ohne Personen zn verletzen. Dichter Nebel bedeckte die Stadt bis zu einer Höhe von etwa 700 bis 800 Meter, schwächte die Wirkung der Scheinwerfer und behinderte das Feuer der Abwehrkanonen. Mehrere Flug zeuge machten Jagd auf den Zeppelin, der in großer Höhe flog, und schossen auf ihn in dem Augenblick, wo er sich entsernte. Um 1 Uhr 10 Minuten war die Beleuchtung in Paris wiederhcrgestellt, und das Ende des Alarms wurde durch die Hornsignale der Feuerwehr angekündigt. — „Central News" melden: Nach den neuesten Feststellungen sind infolge des Zeppelinangriffs auf Paris 28 Personen ge tötet und 34 verwundet worden. . — Der „Franks: Zeieg." zufolge Aird aus Parts gemeldet: Nach den letzten Havas- Meldungen näherte sich auch am Sonntag abend rin Luftschiff aus nördlicher Richtung der Stadt Paris, wo es kurz nach 10 Uhr «intraf. Von den Abwehrbatterien beschossen habe das Luftschiff eine Anzahl Bomben ab- geworfen, die jedoch nach den bisher vor- liegenden Nachrichten keinen Schaden an gerichtet hätten — Lie Kämpfe in der Gegend von Neu ville haben auch am Sonntag ihren Fort gang genommen. Die Franzosen machten neue Anstrengungen, die ihnen entrissenen Gräben wiederzugewinnen, hatten damit aber ebensowenig Glück wie an den vorhergehenden Tagen. Außerdem stellt sich unser am Freitag bei dem Gehöft La Folie, d. h. nordöstlich von Neuville, errungener Erfolg als umfäng licher heraus, als ursprünglich gemeldet worden war. Die Zahl der Gefangenen hat sich von 237 auf 318 und die der eebeuteten Maschinengewehre von 9 auf 1t erhöht. Wie anzunchmen war, sollte der Zeppelinangriff auf Paris die Vergeltung für die Bomben würfe französischer Luftfahrzeuge auf die offene Stadt Freiburg sein. Unser letzter Heeresbericht stellt das ausdrücklich fest mit dem Hinzufügen, daß in der Nacht zum Montag ein zweiter Zeppelinangriff auf Paris staitgesunden habe Neber diesen liegen Nähere amtliche Nachrichten bisher nicht vor. —- Das „Neue Wiener Journal" enthält folgende Meldung aus Lugano^ Das Organ des Ministers des Aeußeren, „Giornale d'Jtalto", schreibt: Das Fieber steigt, mit nervenzerstörender Erregung erwartet man den Beginn der Offensive der Mittelmächte gegen Saloniki. Der Fehler liegt darin, daß der Salonikifrage eine übertrieben große Be deutung beigcmessen wird. Deshalb wird es Niedergeschlagenheit und herbe Enttäuschung zur Folge haben, wenn Saloniki sollen wird. Es ist aber in Wirtlichkeit salsch und über flüssig, sich so zu benebmeu, denn Saloniki ist noch nicht der Weltkrieg. Es wäre also wahrscheinlich vrruünstiger, die Bevölkerung darauf vorzubereiten, daß Saloniki einem energischen Angriffe der Mittelmächte kaum ein paar Wochen standhalten können wird. - Der Parrser Korrespondent der „Daily Marl berichtet, als er am Montag Korfu verlaffen habe, hatte man die Serben auf der kleinen Insel Vivo gegenüber von Korfu an Land gebracht. Die für die Unterbringung der Truppen getroffenen Maßregeln seien noch primitiv gewesen. Täglich sterben Leute weil sie nach dem langen Hungern die Nahrungsaufnahme nicht mehr vertragen. Auf der Insel Korfu befinden sich keine Truppen, nur die serbische Negierung, die sich im Hotel d'Angleterre niedergelaffen hat. — Der „B. Z. am Mittag" zufolge wird aus Budapest gemrldet: Wie aus Athen gemeldet wird, beschäftigt sich das Organ des Ministers Gunaris, „Embros", mit der Frage der Reorganisation der serbischen Armee. Das Biatt behauptet, die Serben hätten 98 Prozent ihrer Artillerie und 100000 Ge wehre verloren und besäßen heute kein einziges Maschinengewehr mehr. Man müßte alles neu ausstatten, jedoch scheint die Entente eine Reorganisation der serbischen Armee gar nicht mehr ernstlich zu wollen. „Embros" stellt weiter fest, daß die auf Korfu be findlichen Soldaten keinesfalls noch Militärs sind, sondern nur noch Ueberreste eines ge schlagenen Heeres. — Gegenüber den fortdauernd vom briti schen Auswärtigen Amte verbreiteten Be ruhigungsnachrichten aus Ostindien versichert der kalifornische Mitarbeiter der „Kölnischen Volkszeitung" nach einem Berichte Brookes, des Photographen der Cookschen Reise- expedit'on, daß es überall in Britisch Indien krrselt, wo eine geheime Revolutionsgesell chaft „Jung-Indien" eifrig an der Arbeit sich be finde. Brooke versichert: Ein großer Teil der indischen Truppen mußte entwaffnet werden, weil man fürchtete, daß sie zu den Auf ständischen übelgehen und diesen Waffen und Munition ausliefern würden. In ganz Indien darf kein Eingeborener Waffen besitzen. Nach den neuesten Berichten wurde eine zweite Verschwörung in Lahore entdeckt, wobei über 100 Verhaftungen vorgenommen wurden, was weitverzweigte Aufstände in mehreren Staaten des Reiches zur Folge hatte. Ram Chandra sagt in seinem Blatte: Der Geist des Auf ruhrs habe jetzt alle Teile Indiens erfaßt. Millionen junger Hindus haben sich der ge waltsamen Bewegung angeschloffen, um Indien vom britischen Joche zu befreien, Japan soll sich der Bewegung gegenüber ruhig, wenn nicht freundlich, verhalten, soweit sich das mit seinem Vertrage mit England vereinberen läßt. Japan spekuliert auf Singapore und die ganze malaiische Halb insel. Es will sogar Bombay. Der Gewährs mann der „Kölnischen Volkszeitung" versichert: Die um ihre Zukunft in Indien besorgten Engländer werden sehr bald finden, daß sie sich auch dort ganz bedeutend verrechnet haben. Die Stunde der Abrechnung scheint nahe. — Die Times melden aus Melbourne vom 27. Januar: Die Unruhen in der Arbeiterwelt beeinflussen fast alle Gewerbe Australiens und verursachen tiefe Besorgnis. Seit Beginn des Krieges fanden 500 Streiks statt, viele davon aus lächerlich unbedeutenden Ursachen. In vielen Gewerben gewährten die Arbeitgeber höhere Löhne, um ein Still stehen der Arbeit zu vermeiden. In Sidney beschloß eure Versammlung von Arbeitgebern an die Regierung von Neu-Südwals zu apellieren, daß sie eine industrielle und finan zielle Krisis verhindern möge, indem sie be schlöffe, daß das Einigungsamt keine Lohn erhöhungen gutheiße, sofern die Arbeiter Mmdesilöhne von 8 Schilling 9 Pence pro Tag erhielten. Oertliches unv Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, z. Februar Mö. — In vielen Kreisen ist die Anstchr verbreilet, daß infolge der Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme und Bestands erhebung von Nußbaumholz und stehenden Nußbäumen vom 15. Januar 1916 das Fällen der angemeldelen stehenden Wal nußbäume angeordner wmden sei oder die angemeldeten Bäume demnächst geiällt werden. Diese Ansicht ist irrig. Die Be kanntmachung ordnet lediglich eine Ver- sügungsbeschlänkung über Nußbaumholz und stehende Nußbäume an. Ein Fällen dec Bäume ist durch die Bekanntmachung nicht oorgeschrieben und ohne besonderen Grund auch nicht gestattet. — Paßvorschritten zum Betreten der Festung Posen. Angehörige des deutschen Reiches bedürfen, worauf auch an dieser Stelle hingewiesen sein mag, zum Betreten der Festung Posen entweder eines Führungs zeugnisses der Polizeibehörde ihres Wohn ortes mit Personalbeschreibung und der Bescheinigung der Spionageunverdächtigkeit oder eines Reisepasses. Auf Grund dieser Ausweise kann die Zureise nach Posen ohne vorherige Genehmigung erfolgen. Ausländer haben vor einer Reise nach Posen erst beim Gouvernement dieser Festung um Erlaubnis zu deren Betreten nachzusuchen. Dem Gesuche ist ein noch gültiger Reisepaß mit dem Sichtvermerk eines deutschen Konsulats beizufügen. Zweck der Reise und Dauer des jAufent- Halls sind im Gesuche anzugeben. An gehörige der uns zurzeit feindlichen Staaten müssen vor Antritt der Reise Genehmigung des für ihren Wohnort zuständigen Generalkommandos sowie tue deS 5. Armeekorps haben. Zum Betreten der Städte Graudenz, Bromberg, Königsberg, Danzig und Thorn sind die vo erwähnten Ausweise nicht notwendig. Selbstverständ lich haben die Angehörigen der feindlichen Staalen die sonst für sie geltenden Vor schriften für das Verlassen ihres Wohn ortes zu beachten. -- Mit der Stadt Colmar (Elsaß) ist künstta inr inneren deutschen Postverkehr der Wertbriesvcrkehc gestattet. Die Wert briefe nach Colmar dürfen nur bei Post ämtern (nicht auch bei Postagenturen, Post- hil sstcllen oder durch die Landbriesträger) ausgeliesert werden. Sie sind bet den Post ämtern offen vorzulegen und dort nach Prü'ung des Inhalts durch den Beamten in dessen Gegenwart von dem Auflieferer zu Verschlüßen. — D:e im Bezirke der Kreishauptmann- fchaft Dresden wohnenden Handwerker, welche sich der Meisterprüfung im Sinne von tz 133 der. Gewerbeordnung im bevor stehenden Frühjahr unterziehen wollen, werden darauf hinuewtesen. daß sie ihr Gesuch um Zulassung zur Prüfung bis 15 Februar an die Geschäftsstelle der Ge- werbekammer Dresden, Ostra-Allee 27, ein- zusrnden haben. Später eingehende Ge- suche können möglicherweise erst im Herbst 1916 Berücksichtigung finden. In dem Zulassungsgesuche ist das Gewerbe zu be zeichne», in dem die Prüfung erfolgen soll. — Die Preisprüsungsstelle gegen die Konservenfabriken. In der Sitznng des Fachausschusses sür Hülsenfrüchte, Reis, GrieZ, Graupen, Kolonialwaren, Konserven der Preisprüfungsstelle Groß-Berlin wurde zur Sprache gebracht, daß mehrfach Kon servenfabriken sich weigern, Gegenstände des täglichen Bedarfs ohne gleichzeitigen Bezug von Luxuskonserven zu lie'ern. Die Pretsprüfungöstelle sieht in diesem Ge- schäftsgebahren eine Zurückhaltung der ersteren Warenart im Sinne des § 1 der Buudesralsbekanntmachung gegen über mäßige Preissteigerung vom 23. Juli 1915. Sie wird ihre Wahrnehmungen der PretS- prüfungsstelle Braunschweig als Haupt« Herstellungsart für Konserven mitteilen, um mit dieser gemeinsam gegen den Mißstand vorzugehen. — Im Bereich des Generalgouvernement- Warschau sind fortan auch folgende Post« orte zum privaten Postverkehr mit Deutsch, land zugelassen: Bczeziny, Ciechanow, Gtstynin, Grodzisk, Grojec, Kutno, Lenc« zyca, Lipno, Lowicz, Mlawa, Plock, Plonsk Przasnysz, Rawa, Nypin, Sierpc, Skier« niewice, Sochaczew, Tomaszow (Kreis Brzeziny). Am privaten Telegrammverkehr mit Deutschland nehmen nur die Orte Grodzesk, Grojec, Kulno, Lipno, Lowicz, Mlawa, Plock, Pczasnysz, Rawa, Rypin und Skterntewice teil. Dresden. Am Sonntag ist der 18 Jahre alte Schlosserlehrling Alfred Kuntze aus der Rathener Straße bei dem Versuch den Tiedgeselsen bei Wehlen zu besteigen, aus einer Höhe von 80 Meter in die Tiefe gestürzt, wo er mit zerschmetterten Gliedern tot aufgesunden wurde. — Der Rat zu Dresden hat den Aen« derungcn zugesttmmt, die die Stadt verordneten in der Ratsvorlage Über die Weitergewährung einer zunächst bis Ende Dezember 1915 bewilligten Teuerung-« zuloge an gewisse städtische Beamte, An gestellte und Arbeiter aus die Dauer deS Krieges oorgenommen hatte. Ferner hat der Rat beschlossen, dem Ersuchen der Stadtverordneten zuzustimmen, wegen Be willigung einer Lohnerhöhung an die Kriegsaushilfen der städtischen Straßen bahnen sowie wegen einer etwaigen Teuerungszulage für die Witwen und Waisen der städtischen angestellten Arbeiter und Beamten in Erörterungen einzutreten. Pirna. Durch Explodieren einer mit sogenanntem Kunsiöl gefüllten Lampe er litt das 14 Jahre alte ? Schulmädchen Marie Schade von hier so schwere Brand wunden, daß es nach wenigen Stunden verschied. Netzschkau. 500 Mark Belohnuug für Namhaftmachung eines Verleumders setzte die weltbekannte Firma Gebr. Uebel aus, weil das jedes Grundes entbehrende Gerücht verbreitet worden ist, der Firma sei die Militärlieferung entzogen worden, weil sie Verbandstoffe über die Schweiz nach England geliefert habe. Mittweida. Eine heftige Gas- explosion ereignete sich in einem Grund stücke am Markt, Die Ursache war ein brüchiger Gummischlauch am Gaskocher. Das an letzterem beschäftigte Dienstmädchen hatte den Abstellhahn der Gasleitung an der Wand nicht zugedreht. Das Mädchen erlitt einige Brandwunden und in der Küche wurden durch die Explosion Zer«