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Ottendorfer Zeitung : 26.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191601266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160126
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-26
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.01.1916
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Urmklprucke m s^ilck. Kei der Tafel, die in Nisch aus Anlaß der Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem König von Bulgarien statlfand, brachte Zar Ferdinand folgenden Trinkspruch aus: Von ganz besonderer Bedeutung ist der heutige Tag. Heule vor 215 Jahres setzte sich Euerer Majestät großer Vorfahre Friedrich I, mit machtvoller Hand die Königskrone Preußens rwfs Haupt, und am 18. Januar 1871 erstand Znter Preußens glorreicher Führung daS neue Deutschland. Kaiser Wilhelm I. proklamiert« sich in Ver sailles zum Deutschen Kaiser. Heute, den 16. Januar 1916, durchfährt sein Enkel, nachdem seine machtvollen Waffen den Sieg errungen haben, daß einst von den Serben gegründete Altserbien und betritt sicheren Schrittes das einstige Römerkastell Nisch. In meinem Namen, in dem meine- HeereS und im Namen meines Volkes spreche ich Eurer Majestät unseren Dank auS für die unS ,erwieiene hohe Ehre des Besuches und heiße den Deutschen Kaiser in der Geburtsstadt Kon stantin- deS Großen herzlich willkommen. Um so größere Bedeutung hat Eurer Majestät Be such für mein Land, als er mitten in den ge waltigen Stürmen deS Weltkrieges statt findet, in dem das bulgarische Volk sein eigenes Schicksal mit dem deS deutschen Volker verbunden hat, um der gerechten Sache der Zentralmächte beizustehen und seine berech tigten nationalen Ansprüche gleichzeitig zu errei chen. Zur Verwirklichung dieses Zieles ist auf Eurer Mäjestät Befehl gemeinsam mit unseren tapferen österreichisch-ungarischen Verbündeten das ruhm- gekrönte deutsche Heer mit meinen Bulgaren in den Kampf getreten, in dem unsere Krieger ihre glänzenden militärischen Tugenden offenbart haben. Die Welt hat mit Staunen und Bewunde rung die Kraft Deutschlands und seiner Ver bündeten kennengelernt und glaubt an die Un besiegbarkeit des deutschen Heeres unter der Leitung und Führung seines Kaisers. Ich er hebe das GlaS auf die kostbare Gesundheit und das fernere Wohlergehen Euerer Majestät, des erlauchten Kriegsherrn des deutschen Heeres, meines mächtigen und teueren Verbündeten, mit dem Segenswunsch, daß das Jahr 1916 uns durch einen dauerhaften Frieden die heiligen Früchte unserer Siege bringen möge, , eines Friedens, der es meinem Volke gestattet, in Zukunft auch ein treuer Mitarbeiter an Werken der Kulmr zu werden, und wenn uns das Schicksal eine Fortsetzung des Krieges auferlegt, so wird mein Volk in Waffen gerüstet sein, bis zum Schluffe seine Pflicht zu erfüllen. Kaiser und König, glorreicher Sieger vom alten Ni>ch grüßen Dich alle Völker deS Orients und wünschen Dir langes Leben, der Du den Unterdrückten Heil und Segen bringst. Kaiser Wilhelm II. lebe hochl Kaiser Wilhelm antwortete: Euere Majestät haben auf daS Datum des heutigen Tages besondere Rücksicht zu nehmen geruht, an drei wichtige Epochen anknüpfend, die mit diesem Tage zusammenfallen. Oftmals habe Ich diesen für unS denk würdigen und stets gleich bedeutsamen Tag, sowohl als junger Mensch an der Seite Meines Großvaters und späterhin selbst als Herrscher, in Mitte der Ordensritter festlich begangen. Nunmehr zum zweiten Biale durch Gottes Natschluß feiere Ich denselben im Felde. Aus althistorischem Boden, durch bulgarische Tapfer keit ein herrliches Stück Land erkämpft, empfangen vom König inmitten seiner tapferen Truppen und ferner glorreichen Führer, geehrt durch Euere Majestät mit dem hohen Orden, vor allem aber mit der Chesstelle des 12. Ballan-Jnsanterie- Regiments, so haben Euere Diajestät Diir die Feier gestaltet, wie sie schöner zu erwarten Ich nicht imstande gewesen wäre. Der heutige Tag hat Mir die Erfüllung eines langen gehegten Wunsches gebracht, und die soeben gehörten gütigen Worte Ew. Majestät bezeugen, daß wir auch in der Bewertung dieser Stunde von gleichen Gefühlen durch drungen sind. Herausgefordert von Gegern, die das friedliche Blühen und Gedeihen Deutschlands und Österreich-Ungarns neideten! und in frivolster Weise die kulturelle Entwick lung ganz Europas aufs Spiel setzten, um uns und unsere treuen Bundesgenossen, bis in die Wurzeln unserer Kraft zu treffen, standen wir im harten Kampf, der sich bald noch weiter ausdehnte, als die Türkei, von den gleichen Feinden bedroht wie wir, an unsere Seite trat und in zähem Ringen ihre! Welsstellung sicherte. Da erkannte Ew. Majestät Weisheit die Stunde für Bulgarien, seine alten! guten Rechte geltend zu machen und dem tapferen Lande die Wege zu einer herrlichen Zukunft zu ebnen. In treuer Waffenbrüder schaft mit den Verbündeten begann der glänzende Siegeszug Ew. Majestät in Waffen gerüsteten Volkes, das unter Leitung seines erlauchten Kriegsherrn ein hehres Ruhmesblatt nach dem anderen in die Geschichte Bulgariens einfügte. Um den Gefühlen, die für solche Taten in Mr und in ganz Deutschland leben, sichtbaren Ausdruck zu geben, habe ich Ew. Majestät ge beten, die Würde eines preußischen Feld marschalls anzunehmen, und bin mit Meiner Armee glücklich, daß Ew. Majestät mit der An nahme auch in diesem besonderen Sinne einer der unseren geworden sind. Mit Gottes gnädiger Hilse ist hier und aus allen anderen Fronten Großes, Bewundernswertes erreicht. Gefühle heißen Dankes gegen den Allmächtigen empfinde Ich, daß es Mir heute vergönnt ist, an dieser historischen, jetzt durch tapferes Blut neugeweihten Stätte inmitten unserer siegreichen Truppen Ew. Majestät Hand zu drücken und Ew. Majestät Wort zu vernehmen, aus dem der feste Entschluß hervorleuchlet, eiuen erfolgreichen dauerhaften Frieden zu erkämpfen und unter den Segnungen desselben die im Sturm des Krieges benegelte treue Freund schaft fortzusetzen in ebenso getreuer gemeinsamer Arbeit an den hohen Ausgaben, die uns die Sorge für die Wohlfahrt unserer Völker aus erlegt. Mit der festesten Zuversicht fasse auch Ich diese Ziele ins Auge und erhebe Mein Glas, um zu trinken auf das Wohl Ew. Majestät und Ew. Majestät Hauses, aus den Sieg des ruhmgekrönten bulgarischen Heeres und die Zu kunft Bulgariens verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten.) Schöne Erfolge in Ost-Afrika. Die Lage in Deutsch-Ostafrika ist nach einem Bericht der,Kö!n. Volkszeitung' für uns sehr günstig. Das Blatt erfährt: Wir haben große Stücke feindlichen Bodens besetzt, darunter bei nahe das ganze englische Kilimand scharogebiet und mehrere tausend Quadrat kilometer der Umgebung, ferner stehen unsere Truppen zwischen Englisch-Seki und Magadi- bahn auf feindlichem Boden, ebenso südlich Sosian. Auch an der Südwestgrenze haben wir größeres feindliches Gebiet in Händen. Durchweg steht also die militärische Lage unserer Kolonien glänzend. Die Verluste der Engländer seien bestimmt zehn- bis zwölf- mal schwerer als unsere. Die bisherigen Er folge gegen die Übermacht der Feinde haben wir auch dem Umstande zu verdanken, daß wir an den Askaris eine vorzügliche Stütze haben. * Die Dauer des Krieges. In einer Ansprache in Florenz sagte der italienische Ministerpräsident Salandra u. a.: „Von gewisser Seite sei gesagt worden, die Regierung habe glauben gemacht, der Krieg werde nur kurz sein. Das sei nicht wahr. Von Anbeginn haben die Männer der Regierung stets die furchtbare Verantwortung betont, deren sie sich bewußt sind. Wehe, wenn die Männer im gegenwärtigen schweren Moment sich von ihrer Verantwortlichkeit zurückziehen wollten I Wir wissen, daß es sich um eine große, schwere und langdauernde Ausgabe handelt, bei der die ganze Nation zu jedem Opfer bereit sein muß. Auf wie lange? Niemand kann es sagen, sicher aber bis zum Siege. Ich versichere euch, unsere Angst, unsere zitternde Besorgnis ist groß, aber groß ist auch der Trost, den wir beim Anblick der Begeisterung empfinden, die daS Land Heuke der großen Ausgabe entgegenbringt.* Neue italienische Ernberufunge«. Ein amtlicher italienischer Erlaß ordnet die er neute Untersuchung der bei früheren Musterungen für untauglich befundenen Angehörigen der Jahr gänge 1886 bis 1891 an. Diejenigen, die jetzt für tauglich befunden werden, werden eingcreiht und wie die übrigen Angehörigen ihrer Jahrgänge behandelt Werden. „Ein Signal und eine Warnung." Ein englisches Blatt schreibt. Die Kapi tulation des Königs Nikolaus ist zwar kein Unglück, das nicht wieder gut zu machen wäre, aber ein Signal, das die Ver bündeten nicht überhören dürfen, und eine War nung, daß sie nur mit größerer Energie und mehr Voraussicht, als sie bisher an den Tag gelegt haben, hoffen können, den Krieg zu ge winnen. — ,Daily News' verzeichnet die ita lienische Auffassung, daß im Oktober ein Ab kommen zwischen Österreich-Ungarn und Monte negro bestanden habe, und schreibt: Wenn diese Ansicht wnkltch vorgeherrscht habe, so er kläre sie vollständig, weshalb Italien keine Truppen nach Montenegro gesandt habe, denn diese wären dann in eine Falle gegangen. Nach Montenegros M. — Nm die weitere Entwickelung deS Krieges. — Die Waffenstreckung Montenegros hat im Vierverband eine nicht geringe Unruhe verursacht, denn alle sühlen klar, daß der moralische Eindruck dieses Ereignisses ganz beträchtlich ist. Welche Folgen nun die Einstellung der Feindseligkeiten gegen Montenegro in militärischer Beziehung haben wird, läßt sich augenblicklich noch nicht in vollem Umiange übersehen. Eins erscheint aber ziemlich sicher, daß die beabsichtigte Wirkung der Massencmgriffe Rußlands in Beßarabien und Ostgalizien auf Rumänien ebenso sehr durch die Waffenstteckuny Montenegros wie durch die Nieder lage, welche die Russen hier erlitten haben, ver nichtet wird. In erster Reihe wird das Ereignis für den Balkan bedeutungsvoll werden. In französischen Blättern, besonders im ,Figaro', wird darauf hingewiesen, daß eine Waffenstreckung Montenegros für die Lage in Saloniki von verhängnisvoller Wirkung sein würde. Damals wußte das Pariser Blatt noch nichts davon, daß das Ereignis, welches es befürchtete, bereits eingetreten sei, da die franzö sische Regierung die Veröffentlichung der Nach richt unterdrückt hatte. Sicherlich wird aber die Unterwerfung Montenegros auch noch auf die jenigen Kreise Griechenlands, die als Anhänger des Venizelos noch mit dem Gedanken eines Krieges gegen die Mittelmächte spielten, sehr stark dämpfend wirken. Die ganze Hoffnung, welche diese griechischen Kreise hatten, stützte sich bekanntlich auf die angebliche große Kraft des Vierverbandes, der noch bis in die letzte Zeit von der Selbstver ständlichkeit seines Sieges fabelte. Hat doch selbst Lord Kitchener bei seinem Aufenthalt in Griechenland mit verächtlicher Gebärde erklärt, daß es Torheit wäre, überhaupt an einem Siege des Vierverbandes zu zweifeln. Nun sehen die Balkanvölker, daß trotz der gewaltigsten An strengungen des Vierverbandes von Saloniki aus und von Albanien aus das Schicksal Mon- tenegios sich sehr schnell erfüllt hat. Die gefürchteten Großmächte mußten völlig tatenlos zusehen, wie Montenegro unterworfen wurde. Endlich hat die Unterwerfung Montenegros .auch noch für Albanien aller Voraussetzung nach eine recht erhebliche Bedeutung. Be kanntlich sind an der Westküste Albaniens mehr fach italienische Truppen gelandet worden, um den bedrängten Serben und Montenegrinern zu Hilfe zu kommen. Diese Kräfte haben aber nicht im geringsten Einfluß auszuüben ver mocht. Die Landung der italienischen Truppen an der albanischen Küste war eine Demonstration, die tatsächlich bisher ohne jede Wirkung blieb. In der italienischen Presse ebenso wie in der französischen und englischen wird daraus hingewiesen, daß zu wenig Mannschaften nach Albanien gegangen seien. Cadorna ist sich aber seiner Verantwortung, die er an der 6oiäene Sckranken. Aj Roman von M DirrS. > ' G-rtf-tims.) ... Hugo Ächtete sich unwillkürlich an? seiner kWgen Haltung auf. Nun fing die Sache doch sn, ihn zu interessieren. „So, so!" sagte er gedehnt. „Un der Sohn, der jetzige Besitzer, er überwarf sich wohl mit der Baronin?* Die junge Wirtin lächelte vor sich hin, dann nahm sie einen langen Schluck auL dem Glase und schnalzte mit den Lippen. „Ja, er überwarf sich. Und die Sache ist «ein Werk!" „Nanu!" rief Hugs verblüfft. ,O, die da oben sollen nur nicht denken, daß ich nichts mehr zu bedeuten habe! Ich Halts meine Hand in ihren Sachen, und die Gnädige hat's auch zu fühlen gekriegt, gründlich." „Sprechen Sie doch deutlicher!" fuhr Hugo sie an. Aber seine Ungeduld machte ihr Spaß. „Jer, ja, ja, ja!" trällerte sie und sah wie in Sinne verloren an ihm vorüber. Noch ein ganzes Weilchen ließ sie ihn reden, ehe sie sich hsrabließ, weiter zu erzählen. „Ja, ja, die Gnädige hat'S mit mir verdor ben. Es ist jetzt 'n paar Wochen her, da sagten mein Alter und ich uns, hier ist nichts Rechte- mit der ganzen Schankgeschichte. Wir müssen Konzession in Süllach kriegen, da geht der ganze Verkehr durch zwischen Alt-Werdern und Kum- merow. WaS meinen Sie, was da alle- vor beikommt. Ein Bombengeschäft mär' zu machen WM alter Tüffel, sein Gesicht ist sauer wie sein Wein, und wenn er seine Alte hinter den Schanktisch stellt — o du liebe Zeit, da laufen die Gäste schon. Nee, nee, zu dem geht keiner, der nicht gerade muß. Ja, da hätten wir ein Geschäft machen können. Ich also, ich zieh mich fein an und rauf aufs Schloß, denn ohne Zustimmung von der Frau Baronin gings natürlich nicht. Ich hätte die alte Dame auch schon beschwatzt, die ist ja nicht weiter schlimm. Aber da, wie alles beinah schon klipp und klar ist, da kommt das gnädige Fräulein herein. Na, nun ahnte ich schon, wie der Hase laufen würde. Sie er kannte mich gleich, und grün war sie mir nie recht gewesen. Ich habe immer was auf mich gehalten und meine Reputation ist klar wie der liebe Tag. Na, aber Fräulein Erna ist so'n bißchen mißtrauisch angelegt, und na: ein Endchen jünger bin ich ja auch, und solche lange Nase und solche kleinen eingekniffenen Fältchen hab' ich meine Lebtage nicht gehabt. Ja — einen Spiegel hat sie ja auch. Ich wollte nichts damit sagen, Herr Baron, nur wenn ich so nachdenke, dann ist mir das oer einzige Grund, warum sie mich wohl nicht leiden kann. Also richtig geht'- wieder los. „Aber Mama, das wirst du doch nicht tun? Das wirst du doch nicht zugeben? Denke doch, wie froh wir waren, daß wir hier nicht solch Kneipenleben haben, wie's auf andern Gütern ist. Wie schätzten wir den alten Bremer! Der ist solide, der sieht nicht auf den Gewinn. Nein, da- "würde ganz deinen Grundsätzen ent- aegenlaufen, Mamachen, wenn du hier eine flotte Kneipwirtschaft einrichten wolltest/ Nun ging's «oL «u bißchen Li» und Ler. Aber ick iah woül: meine Sachs war verloren. Herr Baron, Sie sind ein vomehmer Herr, Sie wissen nicht, wie das tut, wenn einem so ein Lebensplan aus der Hand geschlagen wird. Ich hätte weinen können vor Wut und Elend, aber ich tal's nicht ich tat viel WaS Bessere-." Sie schwieg. Hugo sah gespannt in ihr Ge sicht. In ihren Augen brannte ein rachsüchtiges Feuer. „Na, wenn die Baronesse gewußt hätte, WaS ich gegen sie in Händen hatte! Sie wäre hübsch zu Kreuz gekrochen. Aber nun war's zu spät, nun konnte sie selbst nicht mehr helfen, und wenn sie hundertmal gewollt hätte. Die alte Mama war da hineingehetzt und eigensinnig ist sie wie ein Stock. Nun war's aus. Aber die Anstifterin hat mir dafür bezahlen müssen — mit ihrem ganzen Lebensglück." „Aber wie denn, erzählen Sie doch!" drängte Hugo. „Ja, sehen Sie, der alte Herr hakte mir manchmal Briefchen gegeben zu besorgen. Ich hab'S immer ordentlich gemacht, dazu bin ich viel zu gewissenhaft. Einmal aber schrieb er wieder, ganz ungeduldig, weil sie ihn mal warten ließ. Und eben, wie ich den Bries fort- tragcn will, tritt sie in die Halle. Ich gebe ihr aber doch den Brief, sie überfliegt ihn nur, lacht und da gerade in der Halle ein Kamin feuer brannte, wirst sie ihn da hinein und geht .ort. Na, ich war jung und neugierig, ich dachte: lesen kannst du auch schon mal, was der. Alte ihr zu sagen hat, zieh' ihn noch flink her aus und lese ihn durch. Dabei kommt gerade jemand und ich stecke ihn schnell m die Tasche. Jsonzo-Fnmt aus sich genommen hak, zn seh» bewußt, als daß er in die Absendung weiterer Kräfte willigte. Der leichte Siegeszug nach Wien und Triest erscheint ihnen schon jetzt rechte schwierig und er glaubt trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit der österreichischen Verteidigungs kräfte keinen Mann entbehren zu können, wenn er nicht die Jsonzo-Front gefährden wolle. Nun sind gegen Albanien schon vor mehreren Wochen bulgarische Truppen siegreich vorge drungen. Die Entwicklung der Kriegslage brachte es mit sich, daß wichtigere Aufgaben als der Vormarsch in Albanien zu lösen waren. Bei dem Mangel an Stoßkraft, der die Truppen des Vierverbandes auszeichnet, die sich stets auf! die Defensive beschränken, hören wir fest Wochen nichts mehr von Vorgängen in Albanien. Was aber auch immer die künftige Entwicklung des Krieges nach der Niederwerfung Montenegros bringen müsse, so ist doch stets zu beachten, daß ein mutiger Feind weniger zu bekämpfen ist, und daß auf unserer Seite die in Montenegro freigewordenen österreichisch-ungarischen Truppen eine beträchtliche Verstärkung herbeiführen. (L-nN-rr- O. «. i. d. M.) Politische Aunälckau. Deutschland. * Der Ausschuß für Kartoffeln, Gemüse und Obst der Reichsprüfungsstelle für Lebensmittel preise beriet über Vorschläge zur Änderung der Gemüsepreise. Allgemein wurde an erkannt, daß, wie auch von vornherein beab sichtigt, für die spätere Zeit des Winters und für das Frühjahr eine gewisse Erhöhung der. Preise für die Ernte deS Jahres 1915 besonders mit Rücksicht aus den Schwund und die Auf bewahrungskosten im allgemeinen nicht zu um gehen sein werde. Von mehreren Seiten wurde eine Herabsetzung der Sauerkohl-Höchstpreise ge wünscht. Gegen Zurückhaltung von Ware und Verkauf als ausländisches Gemüse zu höherem Preisen soll energisch eingeschritten werden. Kleinhandelshöchstpreise werden überall für nötig gehalten. tÖsterreich-Ungar«. * Kaiser Franz Josef hat dem König der Bulgaren die Würde eines öfter- reichlich - ungarischen Feldmar schalls verliehen. Das kaiserliche Hand schreiben hierüber wurde König Ferdinand vom Gardekapitän Grafen Lonyay übergeben. England. * Die Londoner .Financial News' melden, daß die englüche Negierung voraussichtlich gegen Ende dieses Monats den Kammern eine Vor lage über eine neue Kriegsanleihe unterbreiten werde. Italien. *Die Köln. DoHszrg.' meldet aus Nom vom 17. Januar: Die englische Ne gierung ließ dem Vatikan milteilen, sie gestatte für alle englischen Besitzungen nur noch die Ernennung von Bischöfen englischer Nationalität. Holland. *Die holländische Negierung will keine Unterstützungen in der Uberschwemmungs-^ not aus kriegführenden Länder» annehmen. Aus dem Haag wir halbamtlich erklärt, daß Holland zu einer Zeit, wo in krieg führenden Ländern die Opferwilligkeit durch ss viele und ernste Not in Anspruch genommen wird, zwar die herzlichen Sympathiebezeigungcn, die anläßlich der Überschwemmung aus diese» Ländern kamen, sehr hoch schätzt, aber keine materielle Hisse annehmen kann, die aus Samm lungen aus diesen Ländern herrührt. Amerika. * Englische Blätter wußten kürzlich zu be richten, Oberst House, der Vertrauensmann des Präsidenten Wilion, beschränke seinen Besuch aus London und Paris. Diese Nachricht ist vollständig falsch. Oberst House hat Aufträge des Präsidenten Wilson nicht nur für die Bot schafter der Ver. Slaaten von Amerika irr London und Paris, sondern auch für den Botschafter in Berlin. Oberst House wird auf vier bis fünf Tage nach Paris und dann über die Schweiz nach Berlin kommen. ES war ein ganz hübscher Liebesbrief. Eigent lich zu interessant, um ihn zu verbrennen, und so behielt ich ihn. Damals dachte ich noch nicht, wie gut ich ihn noch einmal würde an- wenden können." „Nun? Und Sie übergaben ihn dem Sohn?" „Richtig, Herr Baron. Weil ich den jungen Herrn kannte. Der konnte die Manieren deS Alten in den Tod nicht auSstehen. Er war flott und lustig, na ja, aber das Gebahren seines Stiefvaters widerte ihn an. Darin war er ganz wie seine Mutter. Ach, die mußte jeder verehren, die war eine edle Frau. Sie soll den Alten erst sehr lieb gehabt haben, aber wie sie ihn richtig kennen lernte, da ist sie so sachte aus Kummer gestorben. So haben die Leute erzählt, ich selber hab's ja nicht mehr erlebt. Also der Sohn hat sich mit Fräulein Ema ver loben müssen, der Alte wollte es, als er starb, und das Geld band ihm ja auch die Hände, und vor allem, Fräulein Erna wollte es so, die ließ nicht locker. Daß es Herm Haus aber Wider die Haare lief —-na, da ist hier kein Mensch in der ganzen Gegend, der das nicht gemerkt hat. Warum wurde es nicht öffentlich? Warum ritt er, so selten es nur ging, hinüber? Warum wurde er von Tag zu Tag ver drossener? Wahrlich nicht wie ein glücklicher Bräutigam sah er drein. Da dachte ich: Na, ich werde dem Dinge mal ein bißchen nach helfen. Und ich tat's." Hugo lachte. Die Sache enttäuschte sein ge spanntes Erwarten ein bißchen. „Weiter nichts? Daraufhin konnte der junge Mensch doch im- möulich die Verlobung Ne» N
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