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Ottendorfer Zeitung : 24.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191601248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160124
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-24
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 24.01.1916
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Auch der Frankfurter Deutschland ist man getrost sagen: Berechtigung, den von ihm beherrschten'Staat unüberwindlich. einer Zwangslage befindet, ist kein und ihre geschichtliche Entwicklung auf freund- Anfechtung des Friedensvertrages. schaftliche Beziehungen hinweist. Der ,New Grund zur Der Abschluß deS Friedens wird meistens durch Statesman' stellt auch fest, daß Graf Frede: fammenbruch nicht mehr aufhalten lassen. Die besteht darin, daß die Streitigkeiten zwischen den kriegführenden Biächten beendet werden. In zweiter Linie erfolgt dann die Wiederherstellung dervölkerrechtlich geregelten friedlichenBeziehungen, einen sogenannten Präliminarfrieden eingeleitet, wie z. B. der bekannte Präliminarfrieden zu Versailles vom 26. Februar 1871, der die Grundlage für den Frankfurter Frieden bildete. verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. .stewurbekördc zuaelagene Nachrichten). Deutschland ist nnübcrwindtich. Der norwegische Geschichtsprofessor Halfdan Koht schreibt in einer Artikelreihe im ,Sozial demokraten' u. a.: Es liegt kein Grund vor, zu glauben, daß zu binden. Selbst wenn das Staatsoberhaupt in Kriegsgefangenschaft geraten ist, kann es einen rechtsverbindlichen Friedensvertrag abschließen. Die derartig abgeschlossenen Friedensverträge können nur angefochten werden, wenn gegen den Was die Wirkung des Friedensvertrages anbetrifst, die jetzt von besonderem Interesse ist, nähme anfangs für den Krieg geweckt wurde, ist völlig verschwunden, und maßgebende russische ricksz, der Minister des kaiserlichen Hauses, dessen Unterschrift für jeden Ukas notwendig ist, starke deutsche Sympathien hege. Die Begeisterung, die durch Englands Teil- Italien und der Entschluß Nikitas. Die römische Regierung macht ungeheure Anstrengungen, um die Ausbrüche des Volksunwillens wegen Montene- Der hinkende ^rühjahrsangriff der Verbündeten. fische Regierung die Grundsätze der gegenseitigen Behandlung auf dem Lose der meist begünstigten Nationen ihren Handelsbeziehungen zu Grunde legen wollen, da die Handelsverträge mit den Staaten Deutschlands aufgehoben sind. In den Friedeusverlrägen befinden sich meist noch besondere Abmachunyen, wie z. B. die Vereinbarungen über Gebietsabtretungen und Rechenkünste der .Times' bei den deutschen Ver lusten übertreffen beinahe noch diejenigen Kitcheners bezüglich der englischen Millionenheere. Friedensverlrag hat eine ähnliche Bestimmung. (Zensiert : O. K. u d. M., * FriedenSstimmen ans Rußland. Laut dem ,New Stalesman hat der frühere russische Minister des Innern in einer Rede in Nischni-Nowgorod erklärt, er be - NS 'NWtt 1ÄSL! E. Sv" »IM«, i° H-I d»z di- b-«°» m m s-m-r U-s I» M°» kann daß der Friedensvertrag unter denselben Völker- ! rechtlichen Rechtsregeln steht wie jeder andere LML ULLAS» N - -2 2 WAS KLMNLSL 'n durch die Staatsverfassuna geschloffenen Schranken. Da nun der Abschluß von Staatsverträgen Aw?", die Teuerung in -eustchland ist nickst - - schlimmer als z. B. m Norwegen. Auch finanziell über die Bezahlung einer Kriegsentschädigung, gr 0 s zu verhindern, überall bricht sich die zu deren Sicherung eine militärische Besatzung Sorge um die Zukunft Bahn. Der ,Secolo' des besiegten Landes durch den Sieger ein- fragt die Regierung, ob wirklich die italienischen geräumt werden kann, wie z. B. durch Art. 7 Stellungen in Valona und Durazzo genügend des Frankfurter Friedens bestimmt ist. Auch verteidigt seien, andernfalls wäre, eine vor- enthält der Friedensvertrag meist eine sogenannte läufige freiwillige Preisgabe vorzuziehen. Das Amnestiebestimmung, die sich' in der Hauptsache Blatt ermahnt Salandra, zu bedenken, daß das auf die abgetretenen Gebiete bezieht. f italienische Volk neue Enttäuschungen schwerlich so ergeben sich aus dem Abschluß des Friedens Kreise fragen sich nur noch, was England denn mehrfache Folgerungen: Die nächste Wirkung zu gewinnen hofft. Wie ein Trieben aeMgiieN wird ! Durch diese Bestimmung wird die Straf- der während des Krieges von den Nachdem Montenegro die Kapitulation be- beiderseitigen Staatsangehörigen begangenen dingunslos angenommen hat, wird es inter- politischen und militärischen Vergehen ausge-. essieren, wie sich der Friedensschluß vollzieht, schlossen. So beginnt z. B. der Artikel 2 Der Abschluß eines Friedens erfolgt natur- Absatz 2 des Frankfurter Friedens, das kein gemäß nach überlieferten Bestimmungen, die Bewohner der abgetretenen Gebiete weder in m den völkerrechtlichen Anschauungen ihre Ur- seiner Person noch in seinem Vermögen wegen sachen haben. Der Frieden ist ein „Völker- seiner politischen oder militärischen Handlungen rechtliches Rechtsgeschäft", da der Inhalt der während des Krieges verfolgt, gestört oder zur Abmachungen und Verpflichtungen die Aus- Untersuchung gezogen werden darf. Endlich ist Übung von Hoheitsrechte betrifft, also von noch meist eine Abmachung über die ehrenvolle solchen Rechten, die Ausfluß der Staatsgewalt Behandlung der Seldengräber in den Friedens- sind. Die Beendigung des Kriegszustandes Verträgen vorgesehen. ' - - kann, was vorausgeschickt werden muß, in vertragschließenden Vertreter des Staates ein. Zwang ausgeübt worden ist. Die Tatsache ! daure den Krieg mit Deutschland, aber, daß der besiegte Staat sich selbst, wie da beide Länder aufeinander angewiesen sind natürlich, in ' "" " ' " ' ' '' ' ' „ ' mehreren Formen erfolgen, entweder formlos durch Einstellung der Feindseligkeiten von beiden Seiten, oder durch Unterjochung des Gegners. So hat Preußen zum Beispiel mit Liechtenstein weder 1866 noch später einen Fliedensvertrag geschlossen. Der Kriegszustand kann aber auch in förm- j sicher Weise durch Abschluß des Friedens- ! Vertrages erfolgen. Dabei ist zu berücksichtigen, wie sie vor dem Kriegsausbruch bestanden habem s ih/°uL^ Endlich hat der Abschluß des Friedens auch auf Allgemeinen Frü h i a h rsa n ar7 f im Wirkung, denn die Zysten, Osten, Süden und Südosten vertröstet durch den Kriegszustand begründeten Rechte und hatte tritt sie schon da der anaekündiate sieit- Pflich-en der Neu.rawn fallen dann hinweg. M ^ste da^der aAundU ZM Es tntt also der frühere Rechtszustand wieder w 0 hnten Rückzug an. Die ,Times' ver- m Kraft. Die frühere Staatsgewalt übernimmt spricht sich von allen geplanten Vorstößen keinen wieder die Machtvollkommenheiten m dem vom! entscheidenden Erfolg und kehrt vielmehr zu der Feinde besetzten Land, die Kriegsgefangenen alten Ersch ö pfu n g s t h e orie zurück. In werden befreit und das angeiorderte Gut fallt Blatt rechnet ein Mililärkritiker aus, daß an den Eigentümer zuruck. Alle Vertrage, die Deutschland zwischen Mai und Oktober an Kralle Mstchen den betreffenden Soldatenmangel zugrunde gehen wird. Dann, Mächten bestanden, bleiben erloschen. So be- die .Times', wird sich der deutsche Zu sagt z. B. dre Zuiatzbestimmung zum Frank-!' » .. - „ ' furter Frieden, daß die deutsche und franzö ertrage. Der ,Secolo' rügt unter anderem noch in einem Artikel mit bitteren Worten die Hal tung Nikitas, der schwarze Absichten auf Serbien hege. , Die Reste der serbische« Armee. Italienische Blätter behaupten, daß in Albanien noch 115 000 Serben mit 2500 Offizieren stehen. Zur Ausrüstung dieser Heeresgruppe seien noch 15 000 Pferde, 200 Maschinengewehre und 80 Kanonen verfügbar. Deutscher Reichstag. (Orig.-Bencht.) Berlin, 18. Januar. Das Haus hielt am Dienstag seine letzte Sitzung ab, in der er zunächst dem Vertagungs- antrage bis zum 15. März zustimmte. Dabei wurde von dem Redner der Konservativen, Nationalliberalen und Sozialdemokraten be- zweiielt, daß der Haushaltsplan rechtzeitig fertig- gestellt werden könne, da die neuen Steuern eine gründliche Beratung verlangten. Neichsschatziekretär Dr. Helfferich wies darauf hin, daß die kommenden Vorlagen ledig lich Kriegsmaßnahmen zur Sicherung der Wirt schaftsführung bezwecken, die sehr wohl rechtzeitig erledigt werden könnten. Die organisatoiijche Regelung der endgültigen Steuerbelastung könne erst im Frieden erfolgen. Darauf begann das Haus die Aussprache über die Zensurfrage. Abg. Dittmann (soz.) richtete scharfe An griffe gegen die Zensurmaßnahmen, nannte diese eine Entrechtung des Volkes, eine Einführung russischer Zustände und den Belagerungszustand ungesetzlich und mußte vom Vizepräsidenten Dove mehrfach zur Mäßigung ermahnt werden. Abg. Gerstenberger (Zir.) dagegen war der Ansicht, daß die Sozialdemokratie nicht zu arg beaufsichtigt werde. Keine Zeitung habe die Strafen alle so durchgemacht als die .Deut sche Tageszeitung.' Am besten wäre es, alle Zeitungen der Welt für eine Woche zn ver bieten. Dann hätte man auch den Frieden. Abg. Fischbeck (fortichr.) wandte sich eben falls gegen die Zensur und brachte viele Be schwerden vor. Abg. Dr. Stresemann (natl.) meinte, man sollte die Erörterung der Friedensfragen im Hause solange verschieben, bis auch ihre Be sprechung der Presse erlaubt sei. Auch Abg. Dr. Oertel (kons.) hatte viele Ausstellungen zu machen, erkannte jedoch an, daß der Belagerungszustand nicht verfassungs widrig und noch notwendig sei. Die Generale haben Ausgezeichnetes geleistet auf allen Ge bieten des inneren Lebens. Die Presse müsse im allgemeinen freien Spielraum haben. Es sei nicht gefährlich, wenn offen erklärt werde, daß die deutschen Grenzen anders gezogen werden müssen und wenn die Presse offen sage, was das ganze Volk durchdringe. Die Abg. Mertin (Rp.) und Spahn (Ztr.) äußerten sich ähnlich. Abg. Heine (soz.) beklagte die Beein trächtigung der persönlichen Freiheit. Als er den Burgfrieden etwas Großes nannte und er von einem Störerer desselben abrücken zu wollen erklärte, machte der Abg. Liebknecht seinem Ärger Luft mit den Worten: „Das sagen Sie als Sozialdemokrat? Schämen Sie sich!" Unter großer Unruhe des Hauses rief Vize präsident Dr. Paasche den Rufer zur Ord nung. Abg. Heine schloß mit dem Wunsche, daß aus der inneren Stärke die Früchte einer besseren Zeit kommen möge. Ministerialdirektor Dr. Lewald betonte, daß der Reichskanzler für den Belagerungs zustand mitverantwortlich sei. Die Zensur sei eine Kriegsmaßnahme. Die Entschließungen des Ausschusses bat er abzulehnen. Weiter er klärte er, daß dem Reichstage eine Vorlage zu gehen werde, wonach Gewerkschaften nicht als politische Vereine betrachtet werden dürfen, sofern sie sich nur mit der Erlangung günstiger Arbeitsbedingungen usw. befassen. Soläene Schranken. Ä7s Roman von M. DierS. (Fortsetzung Mit solchen Menschen hatte man hier zn s " tun? Das war ja ein ganz gefährlicher Hinter wäldler, der von Kultur und gesellschaftlichen Formen auch keine Spur besaß! Sicherlich ein verzweifelter Bankrotteur, der nur in größter Zwangslage sich seines Gutes entäußerte und nun jeden, der harmlos und friedlich auf sein Anerbieten einging, wie einen Be leidiger behandeln zu können glaubte. „Verzeihen Sie, Herr von Reuthner," sagte er, mit der ganzen Geschmeidigkeit seines Wesens. „Ich ahnte ja nicht, daß. Sie das verletzen würde. Natürlich werde ich mich jedes weiteren voreiligen Eingriffs enthalten, bis wir einig sind. Ich glaubte aber, nach den Mitteilungen, hie ' .mir mein Unterhändler machte, daß Sie gar nicht gcvnnen seien, so große Schwierigkeiten aufzu stellen, ja ich hielt die Sache sogar schon für so gut wie erledigt." Hans Reuthner war einen Schritt näher ge treten. In seiner ganzen Haltung, in Miene und Blick drückte sich eine solch empörte Ver achtung ans, daß sogar Hugos selbstgefälliger Sinn sich diesem Eindruck, den er machte, nicht Verschließen konnte. Und trotz seines über legenen Geldbewußtseins kam ihm doch ein plötzlicher, furchtsamer Respekt. Die rüde, rück sichtslose Art des Gutsherrn in der vornehmen Aristokratie seiner Umgebung imponierte ißm, Md mit einer» Länülichen AÜSdruL des sich m ein höchst liebenswürdiges Lächeln kleidete, wich er unwillkürlich ein wenig zurück. In Hans aber tobte'wilder Zorn? Was? Diesen geschniegelten Lassen, diesen ausgeprägten Geldtypus, diesen lächelnden, unterwürfigen Bengel, dem die erbärmlichste Feigheit aus den schwarzen Augen sah — den wählte Magdalene sich zum Gatten? Mit dem vereint wollte sie hier leben — hier — hier! In seinem Hause! In diesen Räumen, in denen er aufgewachsen war! Hier, wo jeder Fleck, durch tausend Er- inncrungen geheiligt, zu ihm sprach! Hier, wo die Schritte seiner Mutier gewandelt waren, wo ihre längst erloschene Stimme jede Stätte ge heiligt hatte Sein ganzer Körper bebte. Schon schien ihm das ganze Haus entweiht, beschmutzt. Aus den Ecken heraus schienen ihm Töne zu kommen — wie widriges Liebesgekose In Aufruhr kam sein Blut. Nichts dachte er, nichts kühlte er in diesem Moment, als die maßlose Schmach, die man ihm antat. Und Ekel und wahnsinniger Zorn übermannte ihn. „Ich gebe HallershauS nicht für Sie her!" sagte er mit lauter kräftiger Stimme. Seine Hand griff nach dem Drücker, er öffnete die Tür. Hugo Sehling wurde kreidebleich. Dieser Ausgang war ein völlig unerwarteter. War der Besitzer denn betrunken? Wodurch war dieser fürchterliche Auftritt hervorgerusen? Alles, alles lag daran, den Wütenden zn besänftigen. DaS Gut mußte er haben, um jeden Preis! Wie sollte er Magdalene wieder unter die Augen treten? Verächtlich würde er sich macke» iür alle Leit. ' Gut denn, er rechnete damit, daß seine Er scheinung, seine Persönlichkeit den Landjunker abstieß. Und ohne eine Spur von Gekränktheit zu zeigen, begann er beschwichtigend: „Aber Herr von Reuthner, seien Sie doch nicht so heftig. Ich komme ja nicht für mich, nur als Vermittler einer jungen Dame —" Er stockte entsetzt. In diesem Moment hatte er eine wirkliche körperliche Furcht vor diesem Manne. Der aber trat jetzt mit einer plötzlichen kalten Ruhe beiseite, so daß die weit aufgesperrte Tür frei wurde, und sagte in einem Tone, unter dessen eisiger Härte auch kein Zweifel an seinem Willen mehr bestehen konnte: „Meine Unterhandlungen mit Ihnen, Herr Vermittler, und Ihrer jungen Dame sind jetzt endgültig abgeschlossen. Ich widerrate Ihnen in Ihrem eigenen Interesse jeden weiteren Versuch." „Adieu, Herr von Reuthner. Entschuldigen Sie —" murmelte Hugo Sehling in versassungs- loser Höflichkeit. Dicht an ihm vorüber mußte er sich schlängeln, dann schnappte er die Tür hinter ihm mit scharfem Klange ein. Hans Reuthner blickte ihm durch daS Fenster nach mit grimmigem Hohn. Mit einer Geberde deS Ekels wandte er sich. Dann trat er vor daS Bild seiner Mutter und fuhr mit der Hand liebkosend über ihre Züge. „Nein, Mutter, dein stilles Grab lasse ich nicht in solchen Händen. Dein Sohn ehrt noch die Stätten, die einst dein waren, du heftige Frau —" * * Hugo Sehling aber ging die Ulmenallee hinunter, total wir auf de» Kopf geschlagen. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Wald» stein und Bassermann wurde ein Schluß* antrag unter lautem Protest des Abg. Lieb knechts angenommen. Den Entschließungen des Ausschusses stimmte das Haus zu, lehnte aber die sozialdemokratischen Anträge ab. Nach den üblichen Schlußworten des Präsi denten verlas Staatssekretär Dr. Delbrück die Vertagungsurkunde und mtt einem Hoch auf Kaiser, Volk und Äaterland schloß die Sitzung>— Politische Aunälcbau. Teutschlau-. * Im Reichstag hat sich unter dem Namen „Deutsche Fraktion" eine neue Fraktion gebildet, der 28 Mitglieder bergetreten find. Dis Fraktion wählte zu ihrem Vorsitzenden Frei herrn v. G a m p - M as s a u n e n, zu dessen Stellvertreter den Abgeordneten Schulz (Brom berg). Österreich-Ungarn. * Der Statthalter von Prag hat, der „Neuen Freien Presse" zufolge, an die landesfürstlichen Behörden Böh mens einen Erlaß gerichtet, durch den einge schärft wird, daß die Amtssprache der lair- desfürstlichen politischen und Polizeibehörden im inneren Dienste und im Verkehr mit den an deren staatlichen Behörden nur die deutsche ist. Der Statthalter macht die Amtsvorstände für die strenge Einhaltung dieser Vorschriften, deren zwingende Notwendigkeit die gegenwär tigen Kriegsverhältnisse dargetan haben, persön lich verantwortllch. England. *Die Regierung wirbt der Wehrpflicht immer neue Anhänger. So hat die srzis- listische Kommission für national» Verteidigung eine Kundgebung erlassen, in der gesagt wird, daß die Verpflichtung zur Verteidigung der Freiheit des Volkes den sozialistischen Grundsätzen nicht widerspricht. Direkter und indirekter Zwang sei der Schluß stein des Gewerktchaftswesens. Ein körperlich taugliches Mitglied einer Gewerkschaft, dessen Arbeit nicht für andere Zwecke benötigt werde und das sich weigere, die Waffen zu ergreifen, sei ein Feigling. Norwegen. * Die Negierung beabsichtigt zur Deckung der Ausgaben für die A u fre cht e rh altu n g der Neutralität und für die Teuerungs- süriorge eine radikale Besteuerung der mtt großen Überschüssen arbeitenden Reedereien. Im Einvernehmen mit der Kommission für die Kriegsgewinnsteuer beabsichtigt die Regierung, auf jede Registertonne eine Abgabe von einer Krone monatlich zu legen. Nutzland. * Nach Meldungen russischer Blätter ist der Großfürst Georg Michajlowitsch in wichtiger politischer Mission und mit emem Handschreiben des Zaren an den Kaiser von Japan in Tokio angekommen. Der Großsürst wurde in Wladiwostok von dem japanischen Dreadnought „Rosina" abgehoit. Der Sendung des Großfürsten wird in Peters burg außerordentliche Bedeutung beigelegt. Amerika. * Wie aus Washington gemeldet wird, be reitet die Regie, ung der Ver. Staaten eins Note an Osterreich-Ungarn vor, worin sie dagegen protestieren werde, daß ein V-Boot von Bord des amerikanischen Petroleum schiffes „Petrolita" im Mittelländischen Meere sich Vorräte an Steinöl geholt habe. Die amerikanische Negierung werde eine Mißbilligung dieses Vorgehens, Entschuldigung und Schaden ersatz fordern. Afrika. * Pieter Maritz, der Führer der Buren- erhebung gegen England, wurde von den portu giesischen Behörden nach sechsmonatiger Fest haltung in Foloanda freigelassen. Erließ sich mit seiner Familie in der alten Burenkölonie Humpaia im Innern von Ost-Mossamedes als Farmer nieder. Er konnte sich in diese unglaubliche Sachlage noch gar nicht hineinfinden. Er war hinaus geworfen wie ein Bettler! Ganz ohne Rücksicht darauf, daß er mit goldgefüllteu Händen nun. Der Junker mußte verrückt sein, ganz und gar verrückt! Was nun tun? Fortfahren für's erste, na türlich. Dann vor allen Dingen den Unter händler scharf ins Gebet nehmen. Dann noch einen schriftlichen Versuch machen. Mit solchem Menschen war ja absolut nicht zu reden. Viel leicht imponierte ihm ein geschäftsmäßig ab- gefaßtes Schreiben mtt Zahlen schwarz auf weiß, besser. Ja, aber wo steckt der Mietskutscher, der ihn von der Station herübergefahren halte. Das fehlte auch noch gerade, hier seine Person herumzutragen! Wenn das der Wüterich sah, hetzte er ihm die Hunde nach. So etwas war an diesem gottverlassenen Fleck nicht unmöglich. Da kam ihm ein junger Knecht in den Weg, der eben ein paar abgesirängte Pferde aus der Scheune führte. „Zum Kuckuck nochmal, wo steckt mein Esel von Kutscher?" herrschte et ihn an. Der junge Rensch spukte bedächtig einen Strohhalm aus, an dem er kaute und sagte mit phlegmatischem Grinsen: „Nu, wo fall hei wäsen? Im Kraug ward hei Men, loopeus man sülwest rinner in't Dörp." Kein Zweifel, die Kunde seiner Niederlage war in Windeseile verbreitet woiden. Sehr natürlich übrigens, bei dieser fatalen weit offenen Tür. Sonst hätte sich jedenfalls der Mensch nicht solches Betragen erlaubt l
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