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Ottendorfer Zeitung : 18.08.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191608186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160818
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-18
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 18.08.1916
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bnglrmä rmä frankreick. So sehr man sich im Bieroerband den An schein gibt, als sei mit dem Ausflammen der großen General-Offensive auf allen Fronten nun endlich die strategische und politische Ein mütigkeit unter den Vierverbandsmitgliedern her gestellt, so wenig gelingt es doch den Leitern der einzelnen Länder, die Gegensätze zu ver bergen, die sich immer wieder bemerkbar machen. Italien ist verärgert, weil es von England wirtschaftlich ausgebeütet wird, Rußland ist verschnupft, weil es sich durch England überall in seiner Politik eingeengt sieht und will sich deshalb jetzt selbständiger machen, und endlich ist auch die Mißstimmung in Frankreich nicht länger zu verbergen. Wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel hat in Frank reich die Nachricht gewirkt, daß sich England in Lissabon sestsetzen wolle und daß bereits Befesti gungsarbeiten im Gange sind. Mit Bangen denkt man plötzlich an Calais. In manchen Kreifen gibt man sich allerdings der Hoffnung hin, daß England, das doch als selbstloser Schützer Belgiens auf französischem Boden gelandet ist, freiwillig Calais wieder räumen wird. Diese Verblendung der Mehr heit der Franzosen ist um so unbegreif licher, als das Verhältnis der französischen Bevölkerung zu dem englischen Bundesgenossen keineswegs so freundschaftlich ist, wie es das Bundesverhältnis eigentlich mit sich bringen sollte. Dafür liegen zahlreiche Äußerungen französischer Blätter vor. Die Ursachen dieser Verblendung sind zweifellos der von oben herunter geschürte und genährte Haß der Fran zosen gegen Deutschland, ein Haß, der sie blind macht gegen alle Gefahren, die ihrem Vater lande von England drohen. Noch hofft ja das verblendete Frankreich, daß England, das ja erst seit der Sommeschlacht recht eigentlich in den Krieg eingetreten ist, immer mehr seine Kräfte anspannen werde, um endlich den Krieg mit einem vernichtenden Siege über Deutschland zu beenden. Aber man ist in England mit der von Frankreich überwiesenen Nolle als Netter keineswegs einverstanden. Wenigstens jetzt, nach dem Mißerfolg der großen englischen Offensive nicht mehr. Darum hat man auch die Erklärung, die der fran zösische Generalissimus Joffre einem Ameri kaner abgab, daß Deutschland jetzt seine letzten Reserven aufruse, mit sehr ge mischten Gefühlen ausgenommen. Seit dem Be ginn der englisch-französischen Offensive haben alle Berichte des englischen Oberkommandierenden Haig stets die Aufmerksamkeit seiner Regierung auf den Umstand gelenkt, daß der Feind über ungeahnte Reserven und Kräfte zu verfügen scheine, mit deren Auftauchen man nicht ge rechnet hatte, die es aber erklären, warum man vorderhand auf keine weiteren größeren Erfolge an Geländegewinn hoffen dürste. Es haben auch alle englischen Militärkritiker und Kriegs berichterstatter aus der angedeuteten Ursache ihre Landsleute vor übertriebenen Hoffnungen gewarnt. Was in den Äußerungen Joffres in London noch mißfallen hat, ist der bestimmte Don, in dem er von der in Aussicht stehenden Entscheidung sprach und seine Bemerkung, daß es nicht von ihm abhänge, zu sagen, wie lange der Kampf noch dauern solle. Man sieht hinter solchen Auslassungen wieder einen versteckten französischen Ansporn und eine an die Engländer gerichtete Aufforderung. England aber will diesen Ruhm nicht. Die in dem Munde französischer Politiker bereits typisch gewordene Redensart von der Haupt anstrengung, die man den Engländern zur Er reichung des Endsieges überlassen oder vielmehr aufgedrungen hat, beginnt man in Loudon schon schwer und lästig zu empfinden; man fürchtet, daß, falls die Engländer das in ihre Schlagkraft gesetzte Vertrauen nicht rechtfertigen könnten, (denn auch mit einer solchen Möglichkeit rechnet man in England) die Franzosen sich nicht scheuen würden, ihre englischen Freunde für einen etwaigen Mißerfolg ver antwortlich zu machen. Man findet mit einem Wort in London, daß die Franzosen die Nolle der Engländer in der jetzigen Offensive über mäßig vergrößern. Derartige englische Gefühle Sine ^üge. 24) Roman von Ludwig Rohmann. - ' lForUetzung.) ' Derg wagte es, schüchtern an ihr Herz zu pochen. „Liebe Mieze —I* Sie blieb unbewegt. „Soviel steht fest/ sagte sie rauh, „daß ich nicht wieder Horst gegenüber treten kann. Ich müßte ihm sonst alles sagen und das darf ich doch nicht. Wir würden's beide auch nicht ertragen, so auseinander zu gehen. Vielleicht reisen wir, wenn du dich stark genug fühlst — du mußt doch stark zur Flucht sein, da du hier nicht bleiben kannst. Aber dann müssen wir auch sofort reisen — heute nacht noch oder doch morgen früh — jedenfalls früher, als Horst zu nns kommen kann. Und was dann sonst noch geschehen muß, wenn wir fort sind — in der Uremde —" * , * Am Morgen brachte der Diener einen Brief von Marie, den Horst mit zitternden Händen erbrach. Es standen nur wenige Zellen darin: Mein Horst I Ich muß von Dir gehen; nicht nur auf Tage «der Wochen — wir werden uns wohl nie Wiedersehen. Das Schicksal kann unerhört grau sam sein — das müssen wir beide erfahren. Sei stark, Liebster, wie ich's zu sein hoffe. Und begegnet Dir ein anderes Glück: halt's fest und gib Dir Mühe, die Unglückliche zu vergessen, die Dich bis zum letzten Herzschlag lieben muß. Deine Maris. erklären es auch, warum das auffallende Loblied des ehemaligen Ministers des Äußeren, Pichon, an die Engländer, sein Leitaufsatz im,Petit Journal', worin er feststellte, daß Frankreich und Rußland geschlagen wären, wenn England nicht zur Hilfe geeilt wäre, nicht jene Begeisterung in London erzeugte, den der einstige Minister Pichon wahrscheinlich erwartet hatte. Frankreich, das augenblicklich in seiner Offen sive anscheinend eine Erholungspause gemacht hat, müßte, wenn es nicht blindwütiger Haß verblendete, erkennen, daß der englische Bundes freund nach wie vor entschlossen ist, seinen Besitz in Frankreich, Calais und die besten Häfen bis Cherbourg zu verteidigen, daß aber die tapfere französische Armee letzten Endes wieder die Hauptlast weiterer Anstrengungen tragen muß, so lange die Machthaber an der Idee festhalten, die Deutschen ans Nord frankreich und Belgien zu vertreiben. Schon schreiben einige Blätter, unbekümmert um die Zensur, sorgenvoll von der Möglichkeit eines dritten Winterfeldzuges, dessen Wahrscheinlichkeit man bisher bestritt und dessen Notwendigkeit man jetzt Mühe haben wird, dem ermüdenden Volke begreiflich zu machen. Wie lange noch wird die Hypnose anhalten, unter der ein ganzes Volk langsam zusammen zu brechen droht?! verschiedene Uriegsnachrichten. Die Kraft der deutschen Verteidigung. Clömcnseau betont im ,Homme Enchainö', daß die Svmmeschlacht, wenn sie auch augen blicklich eine neue Gestalt angenommen hätte, doch nichts von ihrer Erbitterung verloren habe. Die Deutschen verteidigen sich, heißt es in dem Artikel, mit der größten Kraft, sie geben sich vollkommen Rechenschaft von dem Werte der Stellungen, die sie halten, und von den ernsten Folgen, die ihr Verlust für sie haben könnte. Wenn es den Ver bündeten glückte, sich der vom Feinde besetzten Höhen bei Pöronne und Bapaume zu be mächtigen, so wäre die Aufgabe, die ihnen zu erfüllen bliebe, noch bedeutend, denn die Deutschen sind Meister in der Bearbeitung des Bodens, und man kann sicher sein, daß sie nicht ermangelt haben, sich hinter ihren gegenwärtigen Linien einer ungeheuren Maulwurfsarbeit zu widmen. * Deutsche Handgranatcnwerfer. Die englischen Korrespondenten betonen in ihren Berichten, daß die Deutschen Bomben- Werfer aufstellten, die Handgranaten in großen Mengen vor sich aufgestapelt haben, so daß diese nur die Bomben aufzuheben brauchten; dem gegenüber befänden sich die englischen Sol daten, die schwerbepackt ihren Angriff ausführen müßten, im Nachteil. Die deutschen unter irdischen Einrichtungen seien so ver wickelt ausgebaut, daß noch häufig Deutsche zum Vorschein kämen, wenn die Engländer die Gräben bereits längere Zeit besetzt hätten. Alle diese Berichte sollen natürlich nur die Ergebnis losigkeit der englisch-französischen Offensive ver schleiern. * Frankreichs Aufgabe vor Verdun. Die der Lage bei Verdun gewidmeten Aus führungen der Pariser Blätter bemühen sich, die Kampfesart des französischen Kommandierenden Nivelles methodisch zu finden. Seine Scho nung der Infanterie sei durchaus ziel- bewußt und keineswegs erzwungen. Über das Ergebnis der Artiüeriekämpfe westlich und östlich Thiaumont Vermutungen anzustellen, wäre verfrüht. ,Figaro' und andere halbamt liche Blätter betonens es handle sich um wichtigere Aufgaben vor Verdun und an den beiden Somme-Ufern, als den Parlamentskritikastern, die auf die drei sozialistischen Parteiminister einen unerträglich gewordenen Druck ausübcn, eine wohlwollende Gebärde abzunötigen. * 13t> Nusfcndivifronen gegen Galizien. ,Nowoje Wremfa' und ,Rußki Invalid' be ginnen mit einer übersichtlichen Darstellung der russischen Offensive gegenGalizien Eine halbe Stunde später riß Horst an dem blanken Messinggriff der Glocks an der Berg- schen Villa. Der Diener öffnete ihm und der war offenbar erstaunt, Horst zu sehen. Wußte der denn nicht aus dem Briefe, daß die Herr schaft plötzlich abgereist war? „Die Herrschaften sind heute ganz früh mit dem Süd-Expreß abgöreist." Horst hatte eine Flut von Fragen: Wohin sie gereist seien? Warum? Wann sie wieder kämen ? Der Diener zuckle dis Achseln. Er wußte nichts und überdies war er entlassen. Fräulein Schmitk sei da, eine entfernte Verwandte des Herrn Berg — die bleibe im Hause, bis alles in Ordnung und verwahrt sei — wenn der Herr Doktor mit dem Fräulein sprechen wollen — ? Horst verzichtete. Er wußte, daß er doch nichts erfahren würde. Das ganze war eine Flucht — eine Flucht vor ihm und darum durfte er gerade nicht wifsen, wohin die beiden sich ge wendet hatten. Wie ein Betrunkener wankte er durch den Garten nach dem Ausgang hin, und nun be griff er ganz die furchtbare Klage, die Marie in dem Briefsatz gebannt hatte: „Das Schicksal kann unerwartet grausam sein!" 12. Dann ging er in die Praxis. Mit unsagbarem Widerwillen; er fühlte sich wie zerschlagen und sein fieberhaft arbeitendes Gehirn förderte immer neue Momente zutage, die ihn folterten und ihm die Ruhe nahmen. und erwähnen dabei, daß 130 Divisionen für diese formiert waren, wovon erst etwas über die Hälfte bis jetzt in den Kampf gekommen sei. — Das ist eine ehrenvolle Anerkennung für unsere tapferen Bundesgenossen, die dem An sturm dieser Hunderttausende standhielten. * Englische Zeppclin-Schmerzen. Während bis jetzt bei dem letzten Zeppelin- Angriff der englische Warnungs- und Abwehr dienst immer imstande war, die Annäherung feindlicher Luftschiffe ziemlich rechtzeitig sest- zustellsn, so daß die Einwohner der Küsten distrikte gewarnt werden konnten, sind, wie Londoner Blätter mitteilen, die Zeppeline, die an dem letzten Angriff beteiligt waren, so hoch geblieben, daß die platzenden Bomben die erste Warnung waren. Während infolgedessen der Schreck der Be völkerung viel größer war wie sonst, sehen die Londoner Blätter einstimmig darin eine An erkennung des Wertes der neuen Abwehr einrichtungen. Sie hoffen, daß die Zeppeline auch künftig so hoch fliegen würden, wodurch sie viel unsicherer seien. Daß der Schaden diesmal so gering war, wie die Blätter ein stimmig melden, ist aber kaum anzunehmen, da die,Daily Mail', die ihre Leser gegen Luft angriffe versichert, bereits am Morgen nach dem Angriff meldete, aus «mein Ort drei Anfragen auf Vergütung erhalten zu haben. — Nus neu tralen Blättern erfahren wir denn auch, daß der Angriff schwere Wirkungen hatte. sinter 6ör^. (Österreichs neue Verteidigungslinien.) Der Kampf um Görz gehörte zu den leichteren Aufgaben der zahlenmäßig so unge heuer überlegenen italienischen Angriffsarmee, da der ganze Naum um Görz und besonders südlich der Stadt einen nach Süden sich stark verbreiternden Talkessel bildet. Erst hinter diesem Kessel erwarten die Italiener die Schwierigkeiten des Kampfes, die in Tirol bis zu dem heutigen Tage für die Italiener unüber windliche Hindernisse bildeten, trotzdem auch dort die Italiener mit ungeheurer Übermacht an griffen. Selbst das tapferste Heer kann sich einer solchen Übermacht nur durch befestigte Stellungen erwehren. Aus diesem Grunde sind die k. und k. Truppen auch vor kurzer Zeit an der Südostfront wieder in die Karpathen zurück gegangen, da die Höhenstellungen die siegreiche Verteidigung ermöglichen. Bei der Bedeutung der Schlacht im Osten war der Krieg gegen Italien von dem ersten Tage des Krieges an bekanntlich als Verteidi gungskrieg geführt worden. Er wird jetzt weiter so geführt werden. Zu diesem Zwecke ist aber, da die Offensive im Osten an Umfang zu genommen hat, die Verteidigung auf der hinter Görz gelegenen natürlichen und seit jeher vor gesehenen Verteidigungsfront notwendig. Der offene „Talkessel von Görz" erstreckt sich im Süden bis zu dem Wippach-Bach, der von Osten nach Westen fast geradlinig auf den Jsonzo zuströmt und ungefähr in der Höhe von Rubbia in den Hauptstrom einmündet. Dieses Flüßchen wurde bei Beginn des Krieges von den Italienern als Einfallstor südlich von Görz in die Krain angesehen. Sie merkten aber bald an dem eisernen Widerstand der österrei chisch-ungarischen Truppen, daß es mit dem „Einfall" gute Weile habe. Während nun das nördliche Ufer der Wippach ziemlich flach gestaltet ist, da es den südlichen Abschluß des Talkessels von Görz bildet, ist das südliche Ufer durch Höhenzüge, die sich an dem ganzen Flußlauf entlangziehen, zur Verteidigung sehr gut geeignet. Hier drohen dis österreichisch-ungarischen Geschütze, die den Kessel völlig beherrschen. Auch im Osten des Kefsels ist die natürliche Beschaffenheit des Bodens für Anlage starker Stützpunkte hervor ragend geeignet. Hier befinden sich einige größere Erhebungen, wie z. B. der Monte San Gabriele, der Monte San Daniele und die Erhebung von San Marco, die in der Richtung von Norden nach Süden gegen die Ostseite des Kessels vorlagert sind und die beiden Straßen, Aber gerade darum wollte er sich nicht gehen lassen; er brauchte den eisernen Zwang der Pflicht, er brauchte die Arbeit, wenn er sich nicht selbst verlieren wollte, und das wollte, er nicht. Er biß die Zähne auseinander und reckte seine muskulöse Gestalt empor... Nicht ver lieren— nicht untergehen I . Und dann noch eins vor allem und trotz aller Schicksalsungunst: nichts aufgeben! Aber die Desuchsgänge forderten doch mehr, als er heute zu geben hatte. Er ertappte sich immer wieder dabei, daß er stumpf und apathisch war, wo der Arzt in klarer Ruhe seinen Einfluß üben sollte, und wenn er sich dann auch allemal gewaltsam aufraffte, die Erschlaffung stellte sich immer wieder ein und so gab er's schließlich denn doch auf. Er ging zu dem Kollegen, den er vertreten hatte. Dem sagte er, daß er sich bis zur Er schöpfung angegriffen fühle und daß er nicht mehr imstande sei, die Praxis wahrzunehmen. Dem andern kam die Absage ungelegen; aber er sah doch auch, daß Horst wirklich erschöpft und ruhebedürftig war und so fand er sich seufzend wieder in das Joch der Alltäglichkeit. Horst schlenderte langsam nach Hause; müde wie einer, der nach harter Arbeit Ruhe sucht — nur Ruhe und nichts weiter. Daheim warf er sich angekleidet aufs Bett und die kräftig ein setzende Reaktion ließ ihn schnell in einen tiefen Schlaf fallen. Es war Nacht geworden, als er erwachte. Er sprang schnell auf und sah nach der Uhr; fast acht l Sonst war er um diese Zeit nach der Taunusanlage gegangen, sonst war er dort die von Görz aus nach ^nen unö mach osten abgehen, zu beiden Seiten begleiten. Insgesamt stehen den Italienern hier vier Straßen zur Verfügung, die alle in Görz münden. Von diesen führen zwei Straßen nach Süden auf den Wippach zu. Die eine gebt am Jsonzo entlang über Sagrado nach Mou- falcone und die andere, östlich zu der ersten ver laufend, geht geradenwegs nach Süden über Selz und vereinigt sich dann mit der nach Mou- falcone führenden ersten Straße. Es ist der Hauptweg nach Triest, der die Fortsetzung dieser Straßenvereinigung bildet. Die Beschaffenheit des Bodens bringt es mit sich, daß hier dir wirklichen und natürlichen Verteidigungsanlagen der k. u. k. Front sowohl südlich von Görz als auch östlich dieser Stadt liegen. Durch die Ver einigung von Kunst und Natur sind hier Hinder nisse geschaffen, die sich, wie wir vertrauen dürfen, für die Italiener als unüberwindlich er weisen werden. Wir haben die österreichisch-ungarischen Truppen in Tirol und am Jsonzo bisher als unerschütterliche Verteidiger und Bergkrieger kennen gelernt. Wenn auch die Italiener, wie zu erwarten war, ungeheure Freudenrufe über die „Eroberung" von Görz ausstießen, so han delte es sich doch nur um ein geringes Vorspiel der Kämpfe, die den Italienern erst die ganze Schwierigkeit ihrer „Offensive" zeigen werden. Politische Kunälckau. Deutschland. * Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und der Staatssekretär des Äußeren v. Iagow sind aus Wien, wo sie zur Besprechung über die Ordnung der An gelegenheiten der besetzten Gebiete weilten, wieder in Berlin eingetroffen. Es wurde in allen schwebenden Fragen die vollkommene Übereinstim mung der beiderseitigen Staatsmänner festgestellt. *Nach verschiedenen Blättermeldungen soll der Besuch des Reichsschatzsekretärs Graf von Roedern in München auch dem Zwecke gegolten haben, den bayerischen Ministern seine Steuerpläne vorzutragen und insbesondere die Möglichkeit der verschiedenen Monopole mit ihnen zu erörtern. Ob sich diese Angaben be stätigen, steht dahin. Graf v. Roedern wurde von König Ludwig in längerer Audienz empfangen. Eugland. * Vor aller Welt zeigt jetzt der Minister präsident Asquith, daß er ein „Kleber" ist. Obwohl ihn seine Partei dringend ans Herz legt, von seinem Amte zurückzutreten und den Unionisten die Negierung zu überlassen, weigert er sich zurückzutreten, und opfert seinem Amte immer mehr von seinen Grundsätzen. *Die Arbeiterpartei hielt im Unter- Hause eine Sitzung ab. Es wurde eine Ent schließung bezüglich der irischen Frage an genommen, in der die Partei bedauert, daß die vorläufige Beilegung der Homerule-Streitfrage für die Dauer des Krieges nicht zustande ge kommen ist und den irischen Nationalisten wegen des wiederholten Aufschubs der Erfüllung ihrer nationalen Wünsche ihre Sympathie ausspricht. Rußland. * Finanzminister Bark, dessen Stärke die Beschaffung äußerer Anleihen ist, hat in d«r Budgetkommission der Duma erklärt, es seien jetzt — nach den Verhandlungen mit den Ver bündeten — genügend Beträge zur Führung des Krieges gesichert. Allerdings verschwieg er, wieviel Rußland abermals von seiner Selb ständigkeit hat opfern müssen. *Jn Helsingfors ist die Hälfte der Fabrik besitzer sowie auch Kontorpersonal, in den Ge schäften von Uleaborg sogar Frauen zu Be - festigungsarbeiten herangezogen worden. Auf weite Strecken hin werden für militärische Zwecke die Wälder niedergelegt, ohne daß dafür Entschädigungen gegeben werden. In der Gegend von Helsingfors ist hierdurch schon ein Schaden von 20 Millionen Rubel entstanden. Die Erbitterung in Finnland wächst täglich, zumal sich in den Gefängnissen eiwa 830 aus politischen Gründen verhaftete Finnen befinden sollen. sehnsüchtig erwartet worden. Und nun vorbei das alles — vorbei! Er machte sich zum Ausgehen fertig. Dor der Lürs blies ihm der scharfe Wintersturm teilt ins Gesicht und während er nun gegen das Schneegestöber ankämpste und eifrig vorwärts strebte, schwand ihm auch die letzte Müdigkeit ans den Gliedern. Er hatte kein Ziel und er ging ohne bestimmte Absicht weiter; aber dann, stand er doch Plötzlichf vor der Villa Berg. Die lag nun dunkel und in tiefem Schweigen da. Der lautlos niederrieselnde Schnee hatte den Park tief in schimmerndes Weiß gehüllt und in den breiten Wegen zeigte sich keine Fuß spur; am Hause klebten unförmliche Schnee- Polster überall, wo ein Vorsprung den leichten Flocken einen Halt bot: auf Simsen und Fenstern, auf dem Balkon und den festge schlossenen Läden. Schweigen und quälend« Stille drinnen und draußen. Horst stand unbeweglich und das Schweigen tat ihm weh. Er fühlte ordentlich die Stills der Ode, die in dem Hause herrschte, mit dem ihm so viel sonnige Glückserinnerungen ver bunden waren, und da war es, als greife ei» grauenvolles Etwas ihm erkältend ans Herz. Aber das schüttelte er ab: nichts aufgeben I Er dachte gar nicht daran, sich so ohne weiteres zu fügen und die Launen dieses Herm Berg als Fatum hinzunehmen. Er hatte Marie lieb und sie gehörte zu ihm; das wußte er und daran glaubte er auch jetzt unerschütterlich — jetzt, da er nicht einmal wußte, auf welchem Fleck des Erdballs er sie suchen mußte. WaS hatte da der Alte drein zu reden ? Sie waren doch leine
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