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Ottendorfer Zeitung : 16.08.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191608161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160816
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-16
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.08.1916
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Oer Görler Arückenkopf. Der Brückenkopf von Görz bildete feit dem Tage des Kriegsbeginns zwischen Italien und Osterreich-Ungarn das Ziel stärkster italienischer An griffe, ein Zeichen, welchen Wert die Italiener auf den Besitz dieser Stellung seit jeher legten. Schon am 30. Juni 1915 machten sie in einer gross ange legten Offensive den Versuch, hier festen Fuß zn jassen. In einer bei einem italienischen Offizier aufgefundenen Gefechtsdisposition fand sich bei Beginn des Krieges das stolze Wort: „Am 5. Juni ist Doberdo in unserem Besitz und am 5. Juli Görz. Nun endete die erste Schlacht um Görz wohl am 5. Juli 1915, aber mit einer sehr schweren Niederlage der Italiener. Die zweite Schlacht um Gorz, die am 19. Juli unternommen wurde, hatte gleichfalls für die Italiener nur furchtbare Verluste in Höhe von 100 000 Mann zur Folge. Vom 18. bis 31. Oktober tobte die dritte Schlacht, vom 16. bis 27. November die vierte, und im März dieses Jahres versuchten die Italiener zum fünften Male Görz zu erobern. Alle Versuche wurden im Blut der Feinde er stickt. Dann kam der Vorstoß unserer Ver bündeten gegen Tirol, der die Überlegenheit der österreichisch-ungarischen Waffen über die italieni schen vollends erwies. Es war nicht das Verdienst der Italiener, daß diese siegreiche Offensive zum Stillstand kam, sondern die Massenangriffe der Russen machten eine anderweitige Verwendung der siegreichen k. und k. Truppen notwendig. Jetzt, wo sich an der Ostfront die russischen Millionen einen Weg durch die österreichisch ungarischen Linien zn brechen versuchten, haben die Italiener geglaubt, gegen die geringen Kräfte am Jsonzo mit ungeheurer Übermacht einen leichten „Sieg" erringen zu können. Auf der Front Monsalcone—Doberdo—Görz haben sie den Angriff vorgetragen. Sie haben auch durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit unstreitig einen Erfolg erringen können, denn die Räumung des Brückenkopfes von Görz war die Folge der italienischen Angriffe. Aus der Tatsache, daß während dieser Kämpfe mehr als 3000 Italiener gefangen genommen worden sind, geht aber zur Genüge hervor, daß es sich nicht um einen italienischen Sieg handelt, sondern nur um eine Vorsichtsmaßnahme der k. und k. Heeresleitung. Es fragt sich nun, welche Bedeutung der „Görzer Brückenkopf" für den augenblicklichen L-tand der Kämpfe hat. Die Kriegslage wird hier durch die eigenartige Gestaltung des Fluß laufes des Jsonzo bestimmt. Das Görzer Tal öffnet sich ziemlich weit nach Westen und da durch sind die österreichisch-ungarischen Truppen gezwungen, zur Verteidigung ihrer Front und der Stadt Görz auf die Höhen west lich des Flusses Wert zu legen. Der Monte Sabotin und der Monte Santo, die ungefähr 600 Meter hoch sind, beherrschen die Gegend von Görz. Die Stellung rechts des Flusses in dem „Görzer Brückenkopf" ist darum nicht die natür liche Verteidigungslinie, die sich offenbar hinter dem Flusse, also auf dem östlichen Ufer, be findet. Der Massenangriff der Italiener gegen diesen vorgeschobenen Posten, der ein günstiges Ziel für die feindliche Artillerie bot, hätte zu großen Verlusten der tapferen Verteidiger ge führt, wenn die österreichisch-ungarische Heeres leitung darauf bestanden hätte, den Brückenkopf unter allen Umständen gegen die feindlichen Anstürme zu halten. Die Entscheidung des Weltkrieges wird aber nicht am Jsonzo gefällt. Die Maßnahmen der österreichisch - ungarischen Heeresleitung müssen darum, ohne Rücksicht auf Teilerfolge, nur unter dem Gesichtswinkel des Ganzen getroffen werden. Bou diesem Gesichtspunkte aus hat die Räumung des Brückenkopfes von Görz nur geringe Be deutung, wie der ganze Brückenkopf seinen Wert eben nur für diesen geringen Ausschnitt der ge samten Schlachtfront besitzt. Wenn also auch der italienische Erfolg nicht geleugnet werden kann, so wäre es doch verfehlt, die Bedeutung vieses Ereignisses zu überschätzen. Es handelt sich um einige Quadratmeter eines Geländes, das durch Tausende von Artilleriegeschossen durchwühlt ist und wenig Verteidigungswert heute noch aufweist. Es sind schon im Verlaufe dieses Krieges vorübergehend viel wichtigere Stellungen ver loren gegangen, ohne daß dadurch die End entscheidung im geringsten zugunsten unserer Feinde gewendet worden wäre. Im Raume von Görz sind die stärksten Verteidigungsstellen naturgemäß östlich des Jsonzo, da der Fluß lauf von Natur aus eine günstige Verteidigungs linie bildet. Der Brückenkopf war nur eine Unlerstützung der Verteidiger zur mög lichst lange dauernden Behauptung des west lichen Ufers, ohne daß aber diese Behauptung die Frage über Sieg oder Niederlage entscheidet oder entscheiden kann. Die langandauernde er folgreiche Verteidigung des Brückenkopfes gegen die Anstürme der italienischen Übermacht war eins der schönsten Ruhmesblätter in der Ge schichte des österreichisch-ungariichen Heeres; die Räumung ist ein im Verlaufe einer Vertei digungsschlacht natürlicher Vorgang, der nur be weist, wie zähe unsere Bundesgenossen jeden Fußbreit Landes verteidigen. Der Gewinn oder Verlust einiger Geländestreifen ist aber ohne Entscheidungswert. Verschiedene Uriegsnachrichten. Neutrale Stimmen über die Lage. Schwedische Blätter urteilen über die Kriegs lage folgendermaßen: Eines der Hauptziele des Vierverbandes ist die Macht auf dem Balkan. Deutschland hat den Vorteil, daß es einen bedeutenden Vorsprung auf dem Balkan gewonnen hat. Sein gefährlichster Gegner ist Rußland mit seinem ungeheuren Menschenvorrat. Deshalb muß Deutschland, wenn es den Krieg beendigen will, die russische Hydra verhindern, immer neue bewaffnete Arme auszustrecken. Zunächst war es nötig, die letzte Millionenarmee Rußlands zu ermatten. Diese Ermattung ist schon recht weit vorgeschritten, und es ist mög lich, daß Rumänien, falls es mitgeht, gerade wie Italien in einem ungeeigneten Augenblick eingreift. In Frankreich hat man die Achtzehn jährigen ins Feuer geschickt und die nächst jüngeren Jahresklassen bisher nur dadurch schonen können, daß man die Frontstärke der Bataillone herabsetzte. Frankreich hat also seine Volksreserven schon ver braucht. In Deutschland hält man be deutende Kräfte in den Kasernen bei friedlichen Beschäftigungen zurück, obwohl der Feind auf allen Seiten angreift. Dieses Angreifen kostet dem Angreifer weit mehr als dem Verteidiger. Somit muß man die Fähigkeit, wirklich neue Armeen aus dem Boden zu stampfen, den Mittelmächten in höherem Grade als ihren Gegnern zuerkennen. * Die Kämpfe an der Somme. Der Sonderberichterstatter der ,Kölnischen Zeitung' an der Westfront gibt Äußerungen des Stabschefs der Armee wieder, die die deutschen Stellungen an der Somme verteidigt. Danach ist die eigentliche Krisis der großen französisch-englischen Offensive vor über. In der Sommegegend war die Über macht, die sich in den ersten Julitagen auf die deutschen Linien warf, ungefähr eine zehn fache. Die Angriffe sind noch immer außerordentlich schwer, über kurz oder lang werden aber die Gegner einsehen müssen, daß das sinnlose Hinmord'en ihrer Volkskraft zwecklos ist. Bei den Franzosen ist die Erschöpfung zweifellos schon viel größer als bei den Engländern. — Welche Truppenmassen die Feinde in die Somme-Schlacht geworfen haben, geht aus einer Meldung des Mailänder ,Secolo' aus Paris hervor, wonach im Offensiv abschnitt der Somme sich 122 Divisionen im Kampfe befinden. — Das sind, wenn man die Stärke einer Division auf nur 15 000 Mann ansetzt, fast 2 Millionen Truppen, die auf diesem" verhältnismäßig engen Raum unseren Somme kämpfern gegenüberstehen. -st Kriegsschäden in Frankreich. Nach einer französischen Statistik über die Zahl der zerstörten Ortschaften und Häuser sind am meisten mitgenommen worden die Departe ments Marne mit 15106 beschädigten Häusern, wovon 3499 völlig zerstört sind. Dann PaS de Calais mit 13 452 beschädigten Häusern und Meuithe et Moselle mit 4930. Auf das De partement Ardennen konnte die Statistik nicht ausgedehnt werden, da dieses vollständig okku piert ist. Von den 36 247 Ortschaften des euro päischen Frankreichs sollen nach französischer Aufstellung 2554 von den Deutschen besetzt und 247 von der Bevölkerung und der Zivilverwal tung geräumt sein. * Schwere Verluste der Italiener in den jüngsten Kämpfen. Schweizer Blättern zufolge enthalten die neuesten italienischen Zeitungen lange Spalten Todesanzeigen von Soldaten und Osfizieren, darunter vielen Hauptleuten und Majoren. In Treviso, Udine und Venedig wurden zahlreiche Schulen und öffentliche Ge bäude geräumt und schleunigst in Lazarette um gewandelt. Alle in den oberitalienischen Laza retten befindlichen Leichtverwundeten wurden nach Mittelitalien verbracht, um für die von der Front ankommenden Schwerverwundeten Platz zu schaffen. Benghasi geräumt. Nach dem .Züricher Tagesanzeiger' ist die Stadt Benghasi von den Italienern geräumt worden. Die Eingeborenen haben also die Eroberung von Tripolis vollendet, trotzdem sich italienische und eng lische Streitkräfte angeblich zusammengetan haben, um den bedrohten Rest des italienischen Raubes zu halten. Zukunft äeu SckwemeLuckt. Durch das zeitweilige, inzwischen schon längst wieder aufgehobene Verbot der Haus schlachtungen, durch die vorübergehend not wendig gewordene, inzwischen auch wieder auf gehobene Untersagung der Kartoffelverfütterung ist die Neigung zur Schweinemästung natur gemäß beeinträchtigt worden. Die Besorgnisse, die in dieser Hinsicht gehegt wurden, sind aber über trieben. Den besten Barometer für die Neigung, Schweine zur Aufzucht und Mast einzustellen, bieten die Ferkelpreise. Hohe Ferkelpreise be weisen eine starke Nachfrage nach Ferkeln bei den Aufzüchtern und Mästern. Sie sind zwar vom Standpunkt des einzelnen Mästers un erwünscht, da sie seinen Gewinn beeinträchtigen. Volkswirtschaftlich sind hohe Ferkelpreise aber innerhalb gewißer Grenzen durchaus erwünscht, weil sie den einzigen wirksamen Anreiz zur Ein stellung neuer Zuchtsauen und zur Vermehrung des bekanntlich stark zurückgegangenen Schweine bestandes bieten. Im ersten Vierteljahr dieses Jahres hatten die Ferkelpreise die volkswirtschaftlich in Zeiten der Schweineknappheit erwünschte Höhe nach der Ansicht mancher Sachkenner schon über schritten. Preise bis 75 Mark und mehr für Ferkel unter 6 bis 8 Wochen, wie sie in der Rheinprovinz im Januar, Februar und März gezahlt wurden, überschritten tatsächlich selbst den hohen Friedenspreis um mehr als das Doppelte. Diese hohen Preise haben aber den Nutzen ge habt, daß die Einstellung von Zuchtsauen und demgemäß das Angebot von Ferkeln trotz der Futterknappheit zugenommen hat. Je nach diesem Angebot und nach den Futterverhältnissen unterliegen auch im Frieden die Ferkelpreise außerordentlich großen Schwankungen. Auf hohe Preise folgen oft tiefe Preisstürze. Diese Erscheinung ist seit dem Frühsommer in starkem Maße ausgetreten, einerseits infolge der verstärkten Ferkelzucht, anderseits wegen der immer empfindlicher werdenden Knappheit der Futterkartoffeln und des schließlichen Verfütte- rungsverbotes, zum Teil Wohl auch infolge der zeitweiligen Einschränkungen der Hausschlach tungen. Ende Juni war der Preis für 6 bis 8 Wochen alte Ferkel in der Rheinprovinz von 75 auf 40 Mark, in Hannover von 50 auf 35 Mark, in Friedrichsfelde-Berlin von 45 auf 30 Mark gesunken. Auch dieser Preis über schreitet noch bei weitem die Durchschnitts» frisdenspreise, ist aber angesichts der stark ge steigerten Futterkosten kaum mehr hoch genug, um zurzeit einen genügenden Anreiz für Ferkel- 6me k-üge. Lös Roman von Ludwig Rohmann. (Fortsetzung.) ^Leider," rief Berg in großer Erregung, „leider bin ich krank. Aber Sie können mir nicht helfen jetzt nicht mehr. Ich bitte Sie nur um eins: Gehen Sie!" Horst stand wie angedonnert da. „Herr Berg!" Er glaubte zu begreifen, was Berg erregte, «her er verstand nicht, warum der so schroff in das Glück eingriff und es empörte ihn, daß ihm geradezu die Tür gewiesen wurde. „Sie müssen mir nicht böse sein, Horst," sagte Berg mühsam, „ich habe Sie lieb, wie meinen Sohn. Aber es ist da etwas, was Sie nicht wißen können und darum bitte ich Sie: gehen Sie jetzt. Morgen — morgen sollen Sie dann alles erfahren." Marie trat zu Horst hin. Auch sie hatte begriffen und ihr war plötzlich todestraurig zu mute. „Geh!" bat sie mit ersticker Stimme. Sie drängte ihn mit zarter Gewalt Zur Türe; dort umspannte sie seine Hände mit innigem Druck, während sie ihm fest und er munternd in die Augen sah. Er wußte es: auf sie durfte er sich verlassen — sie gehörte ihm, was immer auch geschehen mochte. Draußen vor dem Gartentor blieb er wie betäubt stehen. Der Wechsel vom reinsten Glücksempfinden zur brutalen Ernüchterung war so i i.vermittelt gekommen, daß er das alles noch immer nicht zu saßen vermochte. Dann sah er zurück nach dem Hause und ein heißes Wehgefühl stieg in ihm auf. Mit diesem Hause waren alle seine Glückshoffnungen verbunden und nun stand er hier draußen — ein Hinaus gewiesener — trotz der versöhnlichen Zusiche rungen, zu denen der kranke Mann da drinnen sich schließlich doch verstanden hatte. Marie kehrte mit tastenden, unsicheren Schritten ins Zimmer zurück und dort blieb sie ein paar Schritte von ihrem Vater entfernt stehen. Sie hielt den Kopf gesenkt und wartete. Während einiger Minuten herrschte tiefes Schweigen — nur der keuchende Atem Bergs war zu vernehmen. Dann sprach er zuerst. „Du — du hast ihn sehr lieb?' „Ich hab' ihn lieb," sagte sie einfach, aber ihre Stimme zitterte hörbar. „So lieb, daß du sterben könntest, wenn er dir versagt bliebe?" „Sterben!" wiederholte sie leise. Es war, als schaue sie in sich hinein. Und dann sagte sie inbrünstig: „Ich weiß nicht, es ist so schwer ans Sterben zu denken, wenn man jung und stark und voll Lebensfreude ist. Aber das weiß ich gewiß: ich kann nur für ihn und keinen Menschen sonst leben!" „Für keinen Menschen sonst!" wiederholte Derg dumpf. „Also auch nicht mehr für mich. Aber es ist gut so — gut, weil du das Leben nicht verschwören willst. Denn ich fürchte, ihr werdet euch nie angehören können —" „Vater!" Es klang wie ein Aufschrei und Marie suchte tastend nach einer Stutze. Er sah sie in heißem Mitleid an. „Mein armes, liebes Kind! Es ist vielleicht mein Fluch gewesen, daß ich diese Liebe nicht werden sah, daß ich nicht eingreifen konnte, so lange es noch Zeit war. Ich sehe, wie du leidest; aber ich, ich leide tausendmal mehr als . du, da ich dich unglücklich sehe und da ich weiß, daß ich dein Unglück verschuldet habe. Komm, setz' dich zu mir. Ich muß dir eine Beichte ablegen; nur eine Lüge, aber sie ist lawinen gleich gewachsen seit dem unbedachten Augen blick, da ich sie gebrauchte, sie hat ein Leben und Existenzen vernichtet und nun wird sie wohl auch noch dein Glück zerstören. — Willst du mich anhören?" Marie schwieg; aber sie ging langsam zum nächsten Stuhl und setzte sich. Den Vater ver mochte sie nicht anzusehen. Berg brauchte wieder einige Zeit, bevor er sich so weit gesammelt hatte, um beginnen zu können. „Du weißt," begann er langsam, „wie Herr Bornemann starb —" Nun sah Marie doch zu ihm auf. „Ja-" „Du weißt auch, daß er mir der liebste Freund und durch lange Jahre mehr als ein Bruder war?" „Du hast es mir gesagt." „Nun —" er sank in sich zusammen — „ich habe diesen Freund getötet." „Vater!" Marie sprang auf und starrte ihn in fassungs losem Entsetzen an. In diesem einen Augenblick i brach ihr alles zusammen — sie verlor den zücht zu Heben, wenn dieser Preisstand dauernd bleiben oder gar noch sinken würde. Erfreulicherweise scheint das nicht der Fall zu sein. Die inzwischen erfolgte Freigabe der Frühkartoffeln zu Futterzwecken, die bestimmt abgegebene Zusicherung, daß ein Verbot der Hausschlachtungen nicht wieder eingesührt wird und daß auch an eine Wegnahme der Haus schlachtungsvorräte unter keinen Umständen ge dacht wird, hat bei den Mästern in den letzten Wochen anscheinend dieNeigung, Ferkel einzustellen, wieder gesteigert. In Hannover sind neuerdings die Ferkelpreise wieder um 10 Mk. gestiegen und in der Rheinprovinz und Berlin haben sie in letzter Zeit auch entschieden steigende Richtung. Es liegt also keinerlei Anlaß für die Ferkelzüchter vor, die Haltung von Zuchtsauen einzuschränken. Nach Einbringung der Ernte soll durch Ge währung preiswerten Futters die Neuhaltnng in noch stärkerem Umfange als bisher gefördert werden, damit dis zu erwartende bessere Kraft- fntterernte durch vermehrte Schweinemast der Volksernährung nutzbar gemacht werden kann. Politische Armälckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat jüngst an den Kronprinzen Rupprecht von Bayern, und den Prinzen Leopold von Bayern Handschreiben gerichtet, in dem der Monarch die Prinzen zu Feldmarschällen der preußischen, Armee ernennt. In beiden Schreiben, die jetzt veröffentlicht werden, spricht der Kaiser seine hohe Anerkennung und seinen Dank aus für die Erfolge der Heerführer und der unter ihrem Befehl kämpfenden Truppen. *Der Staatssekretär des Reichsschatzamtes Graf Roedern ist in München einge troffen und vom König Ludwig in längerer Audienz empfangen worden. * Nach den neuesten Meldungen soll die Einführung der N e i ch s fl ei sch kart e noch nicht am 2. Oktober erfolgen. Es soll vor allen Dingen erst das Ergebnis der Bestands aufnahme vom 1. September abgewartet werden, dann wird die Frage der Anrechnung, sowohl der Vorräte wie der Hausschlachtungen, gelöst werden müssen, wobei man daran festhält, daß kleine, bei der Bestandsaufnahme festgestellte Vorräte bei der Ausgabe der Fleischkarten nicht in Anrechnung gebracht werden sollen. Wie verlautet, wird die Fleischkarte übrigens auch noch einige Zeit nach dem Kriege beibehalten werden. Österreich-Ungarn. * Reichskanzler v. Bethmann Holl weg ist mit dem Staatssekretär v. Jagow in Wien eingetroffen, um den Besuch des Ministers Baron Burian in Berlin zu erwidern und die Besprechungen über die Ordnung der Angelegenheiten der von den Verbündeten ge meinsam besetzten Gebiete fortzusetzen. * Im ungarischen Abgeordneten hause fand eine Aussprache über Krieg und Frieden statt. Dabei erklärte Graf Michael Karolyi, der Führer der neu gegründeten Oppositionspartei: „Solange ein Ungar atmet, werden wir unentwegt für dis Integrität Ungarns und für die Verteidigung Siebenbürgens kämpfen." — Diese Erklärung wurde vom Hause mit großer Anerkennung ausgenommen, weil sie dem Märchen ein Ende bereitete, die Gründung der Fraktion bedeute eine Abkehr von dem gemeinsamen Willen, den Krieg einmütig gegen alle Feinde durchzuführen. Ministerpräsident Graf Tisza unterstrich diese Erklärung und fügte hinzu: Alle Welt weiß, daß wir auch in den Tagen der Kriegs erklärung noch und auch im Laufe des Krieges jederzeit zu ehrlichem Frieden bereit waren. Allein die Aufgabe des gegenwärtigen Augen blicks, und hierin glaube ich, kann es keinen. Meinungsunterschied in diesem Hause geben, wie es auch keinen draußen im Lande gibt, die Aufgabe und Pflicht des gegenwärtigen Augen blicks ist, mit Anspannung aller unserer Kräfte den mannhaften Kampf bis zum endgültigen Siege fortzusetzen. Vater und Geliebten zugleich, wenn das Wahr heit war. „Nicht direkt natürlich," fuhr er mühsam fort, „aber sein Tod lastet auf mir schlimmer, als wenn ich ihn im Affekt mit diesen Händen erschlagen hätte." c Nun sank Marie mit einem dumpfen Weh laut in den Stuhl zurück. Berg achtete nicht darauf; er hatte Mühe, seine Gedanken zu sammeln und darüber ging ihm anscheinend die Fähigkeit verloren, auch die äußeren Vorgänge voll zu. erfassen. „Ich will dir's kurz erzählen, so gut mir das eben möglich ist, denn so recht kann ich mir alle Einzelheiten nicht mehr verstellen. Aber wie's geschah, das weiß ich wohl doch noch. — Vor zwei Jahren hat er mir aus einer Krise geholfen. Ich bin immer ein . toller Spekulant gewesen — mehr, als die Leuts denken, und es hat sehr oft Mühe ge kostet, den Schein und das Ansehen zu retten. Er gab mir hunderttausend Mark — den ganzen Rest seines flüssigen Vermögens, wie ich glaube. Er war kein Geschäftsmann und er hat unbedingt an mich geglaubt. So gab er mir das Geld bedingungslos, ohne Abmachungen und Vor behalte. Es war für ihn selbstverständlichste Freundespflicht, mir beizuspringen — er war aber auch ebenso selbstverständlich davon über zeugt, daß ich ihm das Geld zurückgeben würde, sobald mir das möglich sei. — Ich auch, natür lich. Aber hunderttausend Mark, Kind — das ist eine Summe! Die kann man nicht immer frei machen — man kann's in meinem Berufs - noch weniger als sonst, weil die Anforderungen
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