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Ottendorfer Zeitung Bezugs-preis: » vierteljährlich 1,20 Mk. frei ins b-us.t In öer Seschäftsstelle abgeholt 1 Mk. f Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unök Bonnabenä Nachmittag. Unterlialtungs- und flnreigeblntt Anzeigen-Preis: i Vie einspaltige Zeile oöer öeren Naum 13 Pfg. Neklamen Sie einspaltige Petit- - zeile oöer Seren Naum 30 Pfg. ! Bei belangreichen NustrZgen u. Meöer- Holungen entsprechender Nabatt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinend illustrierten Beilagen ,Felö unü Earten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unü Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okvills. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer 6^ Mittwoch, den 3f. Mai M s5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die Wertpapiere der 3. Kriegsanleihe sind eingegangen und können gegen Rückgabe ver Quittung während der üblichen Geschäftsstunden bei der unterzeichneten Kaffenverwaltung entnommen werden. Vttendorf-Moritzdorf, am 30. Mai 1916. — Die Sparkassenverwaltung. Unternehmerverzeichnis d.landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft. Das Unternehmerverzeichnis der landwirtschaftlichen Berussgenoffenschaft auf das Jahr 1916 liegt vom 1. Juni d. I. ab zwei Wochen lang im Gemeindeamt zur Einsicht für die Beteiligten aus. Die Betriebsunternehmer werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie binnen wetteren zwei Wochen nach Ablauf der Frist bei dem - Genoffenschaftsvorstaud (Dresden-A., Wienerplatz 1 11.) Widerspruch dagegen erheben können. Ottendorf-Moritzdorf, am 30. Mai 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die große Bedeutung der am Sonntag von unseren Verbündeten errungenen Erfolge die der österreichisch-ungarifche Heeresbericht vom 29. Mai melvct, liegt in der Wegnahme der italienischen Befestigungen auf dem Monte Jnterretto und in der Ueberschreitung des AffataleS bei Roana. Der Monte Jnterretto deckt den Aufmarfchraum von Asiago nach Norden. Er liegt zwei Kilometer südlich des 1561 Meter hohen Monte Moschicce, der sich seit dem 26. Mai in den Händen unserer Verbündeten befindet, ist 140t Meter hoch und von zwei Panzerwerken gekrönt. Ihr Feuer beherrschte alle aus dem Norden nach Asiago führenden Straßen. Durch die Er oberung des Monte Moschiece gerieten die italienischen Werke auf dem Monte Jnterretto nun allerdings in das Schußfeld des Flanken feuer« der schweren österreichischen Geschütze, wodurch sich wohl auch die schnelle Nieder- rindung dieser Werke erklärt. Sie mußten genommen werden, um die Straße nach Asiago frei zu bekommen Nunmehr steht der Angreifer im Norden von Asiago auf den diesen Ort umgebenden Höhen, wenig Mehr als einen Kilometer entfernt. Damit dürste das Schicksal Anagos besiegelt sein. Noch bedeutungsvoller ist der Fortschritt bei Roana. Der Ort liegt auf gleicher Höhe wie Asiago an der Straße von Asiago nach Pedestala im Astachtal. Durch feine W g? nähme und das weitere Vordringen gegen Canova ist nicht nur Asiago auch von Weilen her bedroht, sondern auch von Arsiero und der Nachschublinie abgeschnilten. Denn die Straße und auch die strategische Eisenbahn Asiago Thiene Vicenza liegt nunmehr unter österreichischem Feuer und ihre völlige Unter brechung ist wahrscheinlich nur eine Frage von- Stunden. Die übrigen Erfolge bedeuten Verbesserungen der Frontlinie. — Wie die Vossische Zeitung aus London erfährt, wird der italienische Ministerrat sich in der nächsten Sitzung erneut mit der Frage beschäftigen, ob Italien an Deutschland den Krieg erklären soll. Die Veranlassung dazu geht wiederum von England aus, das in der letzten Zeit nochmals den Versuch unter nommen hat, Italien zu dieser Kriegserklärung zw. bewegen. — Aus London wird gemeldet: Nach einer Mitteilung des „EUaire' sind bei dem An griff deutscher Flugzeuggeschwader am 20. Mai auf Dünkirchen 12 Häuser schwer und 19 weniger schwer beschädigt worden. — Aus London wird gemeldet: Die „West minster Gazette" teilt amtlich mit, daß in Irland die in Verbindung mit dem Auf stande gefangengenommenen Personen in acht Konzentrationslagern Englands und Schott lands untergegracht worden sind. Berlin. Wegen steigender Furcht vor der Unterseebootgefahr soll, wie ein Londoner Gewährsmann der Vossischen Zeitung meldet jetzt ein Teil der englischen Flotte aus dem Aermelkanal nach dem Mittelmeer beordert worden sein, um die englisch-französischen Transporte nach Saloniki und Aegypten zu beschützen. Diese Meldung ist mit großer Vorsicht auszunehmen, da sie von den Eng ländern vermutlich mit der bewußten Absicht verbreitet wird, uns irrezusühren oder ein- zuschlüfern. In englischen Gewässern ist ja seit dem Februar dieses Jahres — am 13. Februar lies die Arethusa auf eine Mme — auch kein größeres englisches Kriegsschiff ver nichtet worden Die englische Flotte lauert also in sicherem Versteck auf eine Gelegenheit zu gefahrlosen Ueberfällen — woher dann die „steigende Furcht?" — Dem „Berl. Lok.-Anz." wird aus Stock holm gemeldet: In der Petersburger Ad miralität brach am Donnerstag ein ge fährliches Schadenfeuer aus. Es kam auf der Haupttreppe in dem Archiv und in der Telephonzentrale zum Ausbruch und verbreitete sich mit großer Schnelligkeit im ganzen Ge bäude. Unter der Beamtenschaft brach eine Panik aus, da die Treppe infolge des Rauches unpafsierbar war. Die gesamte Petersburger Feuerwehr wurde von den Passanten alarmiert da sämtliche Telephonleitungen bereits zerstört waren. Die Feuerwehr traf aas unbekannter Ursache erst mit einviertelstündiger Verspätung ein. Der Marineminister entkam mit knapper Not aus dem dritten Stockwerk springend. Der Ministergehilfe Admiral Muravjew erlitt schwere Brandwunden. Der Schaden ist außerordentlich bedeutend. Unersetzliche Akten wurden ein Raub der Flammen. In der Gesellschaft sprach man von einem Racheakt eines sehr hochgestellten Beamten, da der ge wählte Augenblick sehr genaue Kenntnis der Arbeitsbetriebe vorausfetzt. Oertliches und Sächsisches. ÄttendSrf'Vkrilla, zo. Mai Md. — Des HimmelfahctSfestes wegen ge. lang! die nächste Nummer unserer Zeitung Donnerstag früh zur Ausgabe. — Keine staatlliche Hundesteuer in Sachsen. Die Einführung einer staattlchen Hundesteuer, welche als Kriegsmaßnahme, namentlich zur Abminderung des Futter- bedarsS, wiederholt empfohlen wurde, ist dem Vernehmen nach in Sachsen nicht ge plant. Dagegen hat nun das sächsische Ministerium des Innern mit Verordnung vom 20. April dieses Jahres an die Kreis- und Amtshauptmannschaften zu gleichem Zwecke eine Erhöhung des Mindestsatzes (3 Mark) iür die nach dem Gesetze vom 18. August 1868 zugunsten der Armen oder Gemeindekassen zu erhebenden Hunde steuer empfohlen und dabei die für eine solche Erhöhöng ins Gewicht fallenden vaterländischen Interessen besonders hervor gehoben. Radeberg. Durch das Schießen eines 15 jährigen Burschen mit einer Luflbüchse wurde am Sonntag abend die Ehefrau eines hiesigen Lehrers auf der Badstraße, die sich in einer Entfernung von zirka 50 Meter befand, in ihrer Wohnung am Kopse getroffen und verletzt. Meißen. Vom Blitz erschlagen wurde beim Gewitter am Freitag auf einem Feld des Görischgutes bet Meißen der 17 jährige Knecht Wach mit seinen beiden Pferden. Bautzen. Sehr heftige Gewitter gingen am Freitag auch über unseren Ort nieder Der Blitz schlug in mehrere Jndustriewerke in deren einem die Arbeit teilweise ruhen mußte. Luftwirbel und Böen verursachten Schaden. Wolkenbruchartige Regen haben an den Feldern der Umgebung nicht un bedeutenden Schaden angerichtet. Viele Kartoffelfelder sind verschlemmt. Die Ge witter hielten sechs Stunden an. — Am Freitag nachmittag gegen 2 Uhr entlud sich in der Gegend von Naundorf. Pötzscha-Wehlen ein Wolkenbruch mit Hagel schlag, der vielerlei Störungen und Schäden verursachte. Tie Erbmassen einzelner Aecker in den Fluren NaundorsS wurden, teilweise mit den schon angekeimten Kartoffein, durch die Gewalt des Wassers bergab geschwemmt wo sie an den Straßenböschungen, mit dem Wasser vermischt, wahre Teiche bildeten. Ln besonders gefährlichen Stellen, in Tal einschnitten bei Pötzscha und Obervogel gesang, schwemmten die zu Tale gehenden Wasser meterhohe Wälle von Steinen an, welche die Durchgänge verstopften und die Gleise völlig verdeckten, sodaß dec Bahn- betrieb in den Nachmittagsstunden ab Obecvogelgesang und Schandau unter brochen wurde. In den Gärten und den Kellern del Anwesen in Pötzscha wurde durch die Gewalt des Wassers großer Schaden angerichtet, so in der Bahnhofs- wirlschaft und auch in den benachbarten Oekonomieanwesen, wo Wasser und Stein massen noch vernichteten, was der Hagel übrig gelassen halte. Die Elbe führte zwischen Pötzscha-Wehlen und Pirna große Mengen Oel mit sich, was daraus schließen läßt, daß irgendwo ein Oeltank von den Elementen vernichtet worden ist und der Inhalt den Fluten der lehmig dahin wogenden Elbe zuströmte. Auch Schandau das Kirnitzschtal und das Schrammstein- gebiet wurden am Freitag nachmittag von 3 Uhr an vom Unwetter bis gegen 5 Uhr heimgesucht. Es war mit wolkenbruch artigem Regen, orkanähnlichem Sturm und stellenweise mit Hagelschlag verbunden Unermeßlichen Schaden haben die Obst bäume und Weinberge erltttm. Die dies jährige Obsternte ist völlig vernichtet, die Bäume sind schwer beschädigt. Zittau. Zu den schweren Unwetter- Verheerungen in Reichenau und Markers dorf, die sogar den Tod von vier Menschen herbeisührten, werden folgende Einzelheiten berichtet: Während Zittau nebst der nächsten Nachbarschaft, abgesehen von einem durch Blitzschlag heroorgerufenen Scheunenbrand in Olbersdorf, keine Wetterschäden zu ver zeichnen hat, vielmehr der das Gewitter begleitende starke Regen überall als eine Wohltat empfunden worden sein dürfte, kommt leider aus dem Reichenauer Bezirk betrübende Kunde. Reichenau selbst ist schrecklich mitgenommen. Von den Häusern sind viele stark beschädigt und dem Ein stürzen nahe. Drei Personen, ein Mann und zwei Frauen, sind dort in den an geschwollenen Fluten des DorsbacheS er trunken. In Markersdorf sind zwei Häuser von den Fluten zerstört worden und vom Erdboden verschwunden. Die hochbetagte Witwe Sauer wurde in ihrer Stube von dem Wasser überrascht und ertrank. Die Flut kam schnell wie der Blitz und ließ den Opfern keine Zeit zur Rettung. In Reichenau wurde das Oberdorf am härtesten betroffen. Hier sieht man aus Schritt und Tritt nichts als Bilder der zerstörenden Gewalt der Fluten. Von der Zittauer Garnison sind 300 Mann zur Hilfeleistung nach Reichenau und nach Markersdorf ab» gegangen. 200 Mann sollen für Reichenau und 100 Mann für Markersdorf bestimmt sein. Ihre Aufgabe wird in erster Linie sein, die Brücken und die Flußrinnen von den angeschwsmmten Massen von Holz, Heu, Hausgeräten usw. frei zu machen. Unberechenbar ist der Schaden, den das Wasser in Gärten, Straßen und Wegen angerichtet hat. Wo sein wilder Lauf ging, ist alles weggeschwemmt und tief aufgerissen. Chemnitz. Von einem furchtbaren Unwetter wurde am Sonnabend abend Chemnitz und seine Umgebung heimgesucht. Die ganzen prächtigen Schloßleichanlagen die der Stolz der Stadt Chemnitz sind, wurden durch den Sturm und den Eis- Hagel, bei dem Stücke in der Größe von Hühnereiern keine Seltenheit waren, völlig verheert. Die Dächer der beiden Heizhäuser am Chemnitzer Außenbahnhos sowie die zahlreicher anderer Gebäude wurden voll- ständig abgedeckt und noch Tausende von Fensterscheiben zertrümmert. Die von den erwähnten Bahngebäuden herabgeworfenen Trümmer kamen auf den Gleisen der Leipziger und Dresdener Linie zu liegen, so daß auf diesen Strecken trotz sofort in Angriff genommener Aufräumungsarbeiten die abgehenden und ankommenden Züge er hebliche Verspätungen erlitten. Besonders hart wurde das städtische Elektrizitätswerk mitgenommen. Das kupferne Dach wirbelte wie ein Papierfetzen in der Luft herum und beim Niederfallen wurden die schweren Kupferplatten noch wie Pappe um einige Bäume gewickelt. Infolge dieser Störung versagte auch die Stromversorgung. Die Straßenbahnen blieben stehen, sämtliche elektrischen Lichter verlöschten, die Theater und Kinos mußten geschlossen werden, während sich in den Gasthäusern die Gäste beim Kerzenscheine versammelten. Nach vierstündiger Störung brannten um 10 Uhr wieder die elektrischen Lampen. Ein Mädchen und einige junge Männer wurden von dem starken Sturme zu Boden ge worfen, wodurch sie erhebliche Verletzungen erlitten, so das Mädchen einen schweren Schädelbruch. Wechselburg. Durch den Wald brand, der auf dem Eulernberge ausbrach, ist dem Besitzer, dem Grafen von Schön burg, ein Schaden von etwa 2000 Mark entstanden. Das Feuer hat, wie die an gestellten Ermittelungen ergaben, ein Roch litzer Schüler fahrlässigerwttse verursacht. Er hatte eine noch brennende Zigarette, die ihm nicht behagte, fortgcworsen und diese hatte das Laub in Brand gesetzt.