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Lei unseren feinäen. Die Kohlenkrise in Frankreich. — 240 Millionen Mehrkosten. — Das Pariser ,Journal' bespricht die gegen wärtige Kohlenkrise an der Hand statistischer Auf stellungen, aus denen hervorgehoben werden mag, daß die Tonne Kohle ab Cardiff nach Le Havre, die im Frieden 43 Frank kostete, auf 140 Frank gestiegen sei. Nachdem der Artikel betont hat, daß von der gegenwärtigen Preis steigerung Frankreich nicht den geringsten Vorteil habe, schließt er mit folgenden Worten: Frank reich führt heute wie früher 20 Millionen Tonnen Kohle ein, wofür die Schiffsreeder im Frieden 100 Millionen Frank Transportkosten erhielten. Heute streichen sie 1 Milliarde 340 Millionen ein. Da muß es für das Recht, sich zu be reichern. Grenzen geben, da so viele andere nur das Recht haben, sich totschießen zu lassen. Eng land, das allein den kostbaren Brennstoff besitzt, ohne den die Transporkdampfer nicht verkehren können, muß ihn für diejenigen reservieren, die diese Schiffe benutzen und ihn denen verweigern, die Mißbrauch damit treiben. England ist es, das die Kohlenkrise in Frankreich lösen muß, indem es Frachthöchstpreise einführt und die Kohle denjenigen neutralen Reedern verweigert, die sich den Höchstpreisen nicht unterwerfen wollen. * Berpflegungsschwierigkeiten in England - Sir Edward Carson machte bei einem Bankett seiner Parteigänger im Cecilhotel in London die interessante Enthüllung, der englische Marineminister Habe siebzig Journalisten zu sammenberufen und ihnen die Gefahren und Schwierigkeiten für Englands Verpflegung aus einandergesetzt, die bereits entstanden seien in folge der Verminderung'der englischen Handels marine. Der Zweck der' Einladung des Marine ministers an die Journalisten sei der gewesen, die Zeitungen zu verhindern, die Lage zu be sprechen. Carson beschuldigte Asquith, daß er dem Unterhaus diese Mitteilungen vorenthalten habe. * Erhöhte revolutionäre Tätigkeit in Rußland. Der Pester ,Lloyd' berichtet von der russi schen Grenze, die Arbeit der russischen Kon servativen, die auf eine schärfere Betätigung gegen die Revolutionäre abzielt, stößt auf immer hartnäckigeren Widerstand der letzteren. Diese beginnen wieder mit der Propaganda der Tat, Anschläge auf militärisch wichtige Anlagen häufen sich. Nachdem in Odessa ein großes Getreide magazin der russischen Intendantur angezündet und verbrannt war, verübten jetzt anscheinend anarchistische Banden einen Anschlag gegen die Jhorawerke an der Newa. Das Etablissement für Panzerstahlhärtung wurde vollständig zer stört, zwei Naphthazisternen durch Feuer ver nichtet. Verkekr rmä f)anäei. Handels-Luftschiffahrt nach dem Kriege. Die reichen Erfahrungen, die während des Krieges im Luftschiffdicnste gemacht worden sind, legen die Erwägung nahe, in welcher Weise in einer späteren Zeit, wenn die Kämpfe einmal abgeschlossen sein werden, die Lustschiffahrt dem friedlichen kauf männischen Verkehre dienstbar gemacht werden könnte. Pläne dieser Art werden voraussichtlich in allen Ländern nach dem Kriege austauchen und über- einzelne Projekte sind jetzt bereits Erhebungen im Zuge. Unter anderm bildet, wie die,N. Fr. Pr/ berichtet, ein Plan einer künftigen Luftschiffverbin- dung von Berlin, Wien und Budapest nach Kon stantinopel den Gegenstand der Erwägungen, und zur Prüfung der Voraussetzungen für die Durch führung ist eine Studiengefellschaft ins Leben ge rufen worden, in der der Österreichische Lloyd und die Ungarische Bank- und Handclsaktiengesellschaft vertreten sind. Die Studiengesellschaft ist für eine bestimmte Zeit errichtet, nach welcher die Teilnehmer die Entscheidung über die Fortführung der Aktion zu treffen haben. Man denkt in erster Linie an die Bedeutung einer solchen Verbindung für den Brief- und Postpaketverkehr, der auf diese Art bedeutend abgekürzt werden würde, da cs eventuell möglich wäre, daß eine Korrespondenz zwischen Wien und Konstantinopel und zurück in zwei Tagen erledigt werben könnte. Bisher!hat man sich mit Statuten fragen befaßt; die entscheidenden Vorbedingungen besahen aber naturgemäß in der Feststellung der KoHm, der Art der Geldbeschaffung, des Typs der Flugzeuge, der Wugtagerplätze, der Mitwirkung der NaatSverwaltungen, beziehungsweise der Postver- waitungen usw. Für den August ist eins Sitzung der Vertreter der Studiengesellschaft in Budapest in Aussicht genommen, um die weiteren Voraussetzungen zu besprachen. Von l^ab unä fern. Die Farben der neuen bayerischen Marken. Die durch Einführung des neuen Posttarifs bedingten Neudrucke bayerischer Brief marken zeigen Farben, die von den übrigen der Burgfrau und endet in einem Raum von etwa drei Meter Länge und Breite westlich aus dem Burgsried in der Richtung zur Folter kammer. Saccharin - Schmuggel. Die .Tägliche Rundschau' meldet, daß mit Saccharin eine un geheuerliche Spekulation versucht wurde. Wäh rend in Friedenszeiten ein Pfund etwa mit 14 Mark bezahlt wurde, sollten die Drogen händler kürzlich schon für 86 Gramm 14 Mark entrichten, also nahezu sechsmal soviel. Diese haben darauf großenteils den Vertrieb des Saccharins eingestellt. Zur Klarstellung sei be merkt, daß die einzige in Deutschland bestehende Saccharinfabrik an dieser ungeheuerlichen Preis steigerung unschuldig ist. Offenbar haben es Tum Xampf um clas Twilcbemverk Hkiaumont. Der durch sie deutschen Geschütze zusammengeschossene Rest des Werkes. Um das bielumstrittene Zwischenwerk Thiaumont wird augenblicklich wieder in der heftigsten Weise gekämpft. Einer der letzten Berichte der obersten Heeresleitung meldete, daß Thiaumont .augenblick lich" in den Händen der Franzosen sei. Wenn ge sagt wird, daß das Werk „augenblicklich" in den Händen der Franzosen sei, so ist damit ausgesprochen, daß es sich hier nur um einen Augenblickserfolg des Gegners handelt. Im übrigen aber ist das Werk, wie unser Bild zeigt, schon ein solcher Trümmer haufen, daß von einem befestigten Werk überhaupt nicht mehr gesprochen werden kann. Es handett sich also nur um einen Geländegewinn, der auf die all gemeine Lage ohne Einfluß ist — von einem Stütz punkt kann nicht mehr gesprochen werden. deutschen Marken gleichen Wertes abweichen. Die neue bayerische 2Vz Pfg.-Marke ist blau- grau, die 7Vg Pfg.-Marke dunkelgrün, die 15 Pfg.-Marke krapprot. Die alte 5 Pfg.-Marke, die noch im Verkehr bleibt, erhält eine hellere grüne Farbe, die bisherige 10 Pfg.-Marke wird in einer karminroten Tönung gedruckt werden. Seltsame Rettung einer Lebensmüden. Bei Berlin sprang ein junges Mädchen in selbst mörderischer Absicht von einer Eisenbahnbrücke herab, um sich durch einen heranbrausenden Zug überfahren zu lassen. Unten wurde die Lebensmüde jedoch durch die Puffer der Loko motive aufgefangen. Sonderbarerweise war der Vorfall von dem Lokomotivführer nicht einmal sofort bemerkt worden; erst auf der nächsten Station fand man das Mädchen in seiner selt samen Lage auf. Es hatte nur ganz gering fügige Verletzungen davongetragen. Spende an die Stadt Lennep. Der in Lennep verstorbene frühere städtische Beigeordnete Dr. Buchholz hinterließ der Stadt Lennep 200 000 Mark für wohltätige Zwecke. Höhlen mit der Wünschelrute entdeckt. Auf der Burg Regenstein im Harz, die von vielen Ausflüglern besucht wird, hat der Wünschel rutengänger Adolf Edler von Graeve eine An zahl unterirdischer Höhlen und Gänge durch die Wünschelrute aufgefunden. Es handelt sich um ein Grabgewölbe von zwei Meter Länge, einem Bieter Breite und zwei Meter Tiefe sowie zwei Gänge. Einer läuft nördlich von Burgfried, etwa 13 Meter tief, unter dem Altarraum der Burgkapelle, dem Rittersaal sowie der Wogung einige geriebene Spekulanten verstanden, die Vorräte an Saccharin an sich zu bringen. Großfeuer in Worms. Eine große Feuersbrunst hat die Asphaltwerke der chemischen Fabriken bei Station Nheinbrücke fast völlig eingeäschert. Obwohl eine Reihe von Feuer wehren aus den umliegenden Städten und auch Militär aufgeboten wurde, konnte der Brand nur mit schwerer Mühe eingedämmt werden. Der Schaden ist sehr groß. Hundert Personen nach dem Genuß von Pferdefleisch erkrankt. In Oschatz sind nach dem Genuß von Pferdefleisch etwa hundert Personen erkrankt. Das Fleisch stammte von einem Schlächter. Todesfälle haben sich nicht ereignet. Ein neuer englischer Gewaltakt. Nach einer amtlichen Bekanntmachung aus Lagos (Westafrika) soll das dortige Eigentum der deutschen Firmen, umfassend Häuser, Läden, Niederlassungen, Waren, Werften, Kais usw. am 81. Oktober in London versteigert werden. In der betreffenden Anzeige heißt es, daß es sich um Firmenbetriebe mit sehr ausgedehnten Geschäften handelt, von denen mehrere seit 25 Jahren, die Hamburger Firma Haiser sogar seit 60 Jahren dort ansässig ist. Die Nieder lassungen sind außerordentlich günstig für Ge schäftszwecke gelegen und nicht durch andere zu ersetzen. Paplerteuerung in Italien. Die Steige rung im Preise des Zeitungspapiers, die sich auf dem ganzen Weltmarkt fühlbar macht, trifft be sonders das italienische Zeitungsgewerbe sehr stark. Die Preise für Papier sind sprunghaft gestiegen, während sie bei Kriegsbeginn noch nicht 30 Lire für 100 Kilo erreichten, haben die Papierfabriken jetzt den Preis für maschineu- Hlattes Zeitungspapier auf 85 Lire festgesetzt. Kleine Quantitäten sind jedoch nicht unter 90 Lire pro 100 Kilo zu haben. Vermischtes. Französische Ameisenzucht. Angesichts der in Frankreich noch immer auf zahlreichen Gebieten des Krieges bestehenden Mängel klagt die Pariser Presse über den Eifer, der an un richtiger Stelle entwickelt werde und zeige, in wie geringem Maße die Kräfte und Mittel des Landes zentralisiert würden. So berichtet .L'Oeuvre', daß in der letzten Sitzung der Pa riser Akademie der Wissenschaften Summen lür verschiedene Forschungsarbeiten ausgesetzt wurden, die in Hinblick auf anderwärtige Mängel gegen wärtig geradezu lächerlich erscheinen. „Am wun derbarsten," so schreibt das Blatt, „ist wohl der Entschluß der Akademie, dem Mitglied Bondroit der entomologischen Gesellschaften von Belgien und Frankreich 2000 Frank zur Verfügung zu stellen, damit er das nötige Material zur Er richtung einer Zucht aller in Frankreich vor kommenden Ameisenarlcn zuiammenstelle. Wir haben bis heute nicht gewusst, daß die Zucht der Ameisen gegenwärtig für Frankreich wichtiger ist als z. B. die Versorgung der kriegsgeschädigten Bevölkerung." Wann wird der Krieg aus sein? Diese wohl schon tausendmal ohne Ergebnis erörterte Frage beantwortet die humoristische französische Schützengrabenzeitung .Bochofage' wie folgt: „Der Krieg wird aushören, sowie die Feind seligkeiten eingestellt werden. Dieses Ereignis wiederum wird sich durch das Aushören der Kämpfe an allen Fronten kundtun. 48 Stunden vor dem Kriegsende werden wir noch keinen Frieden haben, aber dann wird es ganz be stimmt nur noch zwei Tage dauern. Das Ende des Krieges wird sich eine bestimmte Anzahl von Jahren vor dem Tode eines Poli tikers einstellen, dessen Name mit einem Buch staben anfängt, der im Alphabet gefunden wer- ^auswirtsckast. Zeh« Gebote über die häusliche Obst verwertung zur Kriegszeit werden in der Zeitschrift sür „Obst- und Gemüseverwertung" der dringlichen Beachtung empfohlen: 1. Das Leichtverderbliche nutze zuerst. 2. Meide alle unsicheren Verwendungsarten. 3. Bevorzuge jene Benutzungsarten, bei welchen die Nähr werte an: vollkommensten erhalten bleiben 4. Spare an Zucker. 5. Nutze den in den Früchten selbst sich bildenden Zucker. 6. Ver wende alle brauchbaren Gefäße zum Einkünften. 7. Nutze jede Fruchtart in der für sie passendsten Weise aus und gebe dabei der einfachsten Her stellung den Vorzug. 8. Verschmähe zur Kriegs zeit auch die Anwendung außergewöhnlicher Hilfsmittel nicht. 9. Nutze die entstehenden Abfälle und Kerne. 10. Laß überhaupt nichts unbenutzt. Quark-(Käsekuche«). Thüringer Rezept. Zutaten zu diesem nicht teuren, sehr wohl schmeckenden Kuchen sind die folgenden: 500 Gramm frische, in Scheibchen geschnittene Apfel oder gute, weiße Ringäpfel. Die Dotter von drei Eiern, von denen das Weiße zu Schnee geschlagen wird, ungefähr 125 Gramm Zucker (der bedauerlicherweise kaum erhältlich ist im Augenblick), 500 Gramm frischen Quark (weiße Käsemasse), sür 10 Pfg. Vanillin, zwei gehäufte Eßlöffel voll Kartoffelmehl, ein Backpulver, .eine Zitrone. Die Äpfel läßt man, nachdem sie mit dem Zitronensaft beträufelt und mit etwas feinem Zucker bestreut sind, eine kleine Zeit stehen. Währenddem verrührt man den Quark nach und nach mit den übrigen Zutaten, gibt schließlich die Zipfel und zu allerletzt den steifen Schnee dazu und bringt die schmeidige Masse sofort in die gut ausgestreute Kuchenform. Der delikat schmeckende, sehr saftige Kuchen muß eine Stunde bei nicht zu starker Hitze backen. (Fortsetzung solgü) LS so als Hauptsache die Rücksicht auf den Vater hin zu. Der wuselte fest im Boden der alten Reichsstadt, den hätten sie also allein dort zurücklassen müsfen— und das ging doch gar nicht, zumal jetzt nicht, da er liebevolle Pflege not wendig hatte. Im Hause war. ja Platz über genug. Wenn dem alten Mann die Räume, die er für sich brauchte, reserviert wurden, dann war alles getan, was zur Vorbereitung der Hochzeit nötig war und im übrigen blieb alles beim allen. Berg hatte merkwürdigerweise nichts von dem bemerkt, was um ihn vorging und wie es mit Horst und Marie stand. Die verkehrten selbstgewiß und stillftoh miteinander und es kostete sie gar keine Mühe, Unvorsichtigkeiten in Gegenwart des Vaters zu vermeiden. Aber trotzdem war die absolute Unbefangenheit Bergs auffällig. Er hätte doch schon ans einer ge wissen Wahrscheinlichkeit heraus annehmen müssen, daß die beiden jungen Menschen sich innerlich naherücken mußten im täglichen Verkehr und in der Gemeinsamkeit der Sorge um ihn. Oder nahm er das auch an und ließ er die beiden nur in heiterer Zuversicht gewähren? Horst glaubte nicht daran; er neigte vielmehr der An nahme zu, daß die geistig«: Fähigkeit des alten Herrn durch den Schlaganfall herabgesetzt seien und daß er wirklich völlig arglos das Verhältnis der beiden zueinander ansehe. Daß diese Annahme richtig war, das sollte er bald erfahren. Es war am „goldnen Sonntag", dem letzten vor dem Feste. Berg, der längst wieder das Bett verlassen durste, saß in einem beancmen Lehnstuhl nahe beim Fenster, und Horst leistete ihm Geiellschaft, während Marie in die Stadt gegangen war, um aller« Einkäufe für den heuigen Abend zu machen. Horst las Berg die Zeitung vor; mit Aus wahl natürlich, denn Aufregendes mußte ver mieden werden- und Börsennachrichten waren einstweilen noch nicht unter die erlaubte Lektüre mit einbezogen. Horst las und die eine oder andere Nachricht wurde auch besprochen; knapp und ohne viel Worte, denn Berg hatte immer noch einige Mühe, eine Konversation zu führen und gelegentlich verließ ihn mitten im Satz die Fähigkeit, feine Gedanken festzuhalten und fort zuspinnen. Die Dämmerschatten im Zimmer verdichteten sich und Horst hatte einige Mühe, die Lettern Zu erkennen. Er rückte näher zum Fenster und las weiter, weil er durch das Lesen den alten Mann der Notwendigkeit einer anderen Unter haltung enthob. Aber als er dann wieder ein mal aufsah und eine Zwischenfrage an Berg richtete, bemerkte er, daß dieser eingeschlafen war. Er ließ das Blatt zur Erde fallen und ver hielt sich ruhig auf seinem Platze. Der Frieden der Dämmerung spann seinen Zauber auch um ihn und sinnend und träumend malte er sich die Zukunft aus, die er hier in diesen lieben Räumen mit Marie verleben sollte. Da kam Diarie zurück. Sie trat leise her ein und als sie wahrnahm, daß der Vater schlief, ging sie zu Horst hin und gab ihm einen herz haften Kuß. Schatz." lagst sie halblaut, .guten Tag l Ich bin lange geblieben, gelt? Aber du stellst dir nicht vor, welch ein Gedränge das in der Stadt ist. Auf der Zeil nicht durchzukommen. Und bis man dann endlich bedient wird —!" Sie lehnte sich über ihn und preßte seinen Kopf fest an sich. „Aber nun sollst du auch sehen, du Liebster, was ich gekauft habe — sür unsere Inge und ihren Hinko. Du aber be kommst nichts," neckte sie, wirklich nichts " Er sah glücklich zu ihr auf. „Du Liebe!" sagte er innig. Da drang ein unartikulierter Klagelaut durch das Zimmer und als die beiden erschreckt auf sahen, erblickten sie Berg, der aufrecht stand und anscheinend heftig nach Luft rang. Im nächsten Augenblick brach er stöhnend im Stuhl zusammen. „Licht — schnell, schnell!" rief Horst und gleich darauf flutete das milde Licht der Glüh lampen durch den Raum. Horst war um Berg beschäftigt, dem er zu nächst die beengende Kleidung am Halse aufriß. Aber da sah er auch, daß nicht, wie er im ersten Schrecken befürchtet hatte, ein neuer Schlaganfall eingstreten war. Berg befand sich zweifellos bei klarer De- sinnung, er war nur stark erregt und starrte Horst und Marie entsetzt an. „Lassen Sie mich," stieß er keuchend hervor. „ES ist nichts — ich brauche keine Hilfe." „Doch!" sagte HoH bestimmt. „Sie sind noch immer krank." hingehen und helfen! Er stand ja. im Anfang und es war am Ende einerlei, wo er anfing. Dort in Hainberg war er ganz gewiß auch, was er so gern wollte: Armänarzt. Aber dann scheuchte ein warmer Sonnenblick den Gedanken wieder,hinweg. Wie hätte^er Marie zumnten können, mit dorthin zu gehen, die Bequemlichkeit der Großstadt zu entbehren und sich mit ihm st» Arbeit und Sorgen zu teilen. Vielleicht be saß sie die Stärke, auch das auf sich zu nehmen, jM sicher war ihre Liebe so groß, daß sie eine abgedroschene Romanphrase wahrmachen und mit dem Geliebten überall hingehen konnte, selbst „bis ans Ende der Welt". Aber er wollte sie doch lieber nicht in Versuchung führen vnd er wollte ihr noch weniger ansinnen, den Vater allein zu lassen. Er war ja den Leuten daheim nicht verpflichtet; er beklagte sie, aber das durften sie nicht von ihm erwarten, daß er sein Glück daran geben oder seinem geliebten Mädchen und ihrem Vater Opfer aüferlegen werde, die beiden erspart werden konnten. Also in Frankfurt wollte er seßhaft werden und die Vorbedingungen waren ja auch äußerst günstig. Aber dann kamen doch auch die Be ziehungen der Familie Berg dazu, die, wie wenig sie auch gepflegt wurden, am Ende doch wertvoll waren. Na, und wenn die auch nicht viel bedeuten sollten — er traute sich's zu, sich auch ohne sie eine Position zu schaffen. Marie war glücklich in dem Gedanken, daß sie in Frankfurt bleiben durfte. Sie liebte ihre schöne Vaterstadt und alle die Erinnerungen, die sich aus der glücklichen Jugend aufgesammelt hatten, machten sie ihr teuer. Und dann kam