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Deutschland, Österreich, Ungarn. Die wirtschaftliche Annäherung. Die Budapester Zeitung ,Pesti Hirlap' ver öffentlicht eine Unterredung mit Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, in der dieser sich über die wirtschastliche Annäherung zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn eingehend äußerte und auch den Anschluß der Türkei und Bulgariens als wünschenswert bezeichnete. In Deutschland, sagte Herzog Ernst Günther, hält man eine Annäherung sür ein Gebot der Zeit, und kn allen Kreisen Henschen ausnahms los die besten Absichten für die Verwirklichung dieses Planes. Es ist bedauerlich, daß in Un garn über unsere Absichten noch immer gewisse Zweifel bestehen, und daß man glaubt, eigen nützige Interessen unsererseits seien ausschlag gebend. In Deutschland jedoch wünschen wir das Aufblühen aller dem wirtschaftlichen Verbände angehörigen Länder. Wir wissen Wohl, daß eine Stärkung der ungarischen Industrie auch die Aufnahmefähigkeit Ungarns erhöhen würde. Es ist auch irrtümlich "anzunehmen, daß wir Deutschen die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns in einseitiger Richtung wünschten, so daß Ungarn nur die Bestimmung hätte, Deutschland mit land wirtschaftlichen Rohprodukten zu versehen. Diese Ansicht ist durchaus unrichtig; man ist vielmehr in Deutschland von dem Gedanken durchdrungen, daß Ungarn notwendigerweise ebenso durch in tensivere landwirtschaftliche Entwicklung wie auch durch industriellen Fortschritt gestärkt werden muß. Dasselbe gilt auch sür das Verhältnis zu Österreich. Wir sehen auch in der Richtung klar, daß die Pflege unserer überseeischen Jniereffen vielleicht eine Rückwirkung auf Österreich-Ungarn haben kann. Wir müssen naturgemäß danach trachten, diese Rückwirkung zu mildern, und wir sehen ein, daß wir sogar vor gewissen Opfern nicht zurückschrecken dürfen. Wir werden nur eine solche Lösung annehmen, wie sie auch die Interessen von Österreich-Ungarn befriedigt. Die beschleunigten Budapester Konferenzen können Sie beruhigen. Der Herzog drückte dann seine hohe Be friedigung darüber aus, daß er aus seiner un mittelbaren Beobachtung die Überzeugung ge wonnen habe, daß die wirtschaftliche Lage Ungarns auch im dritten Kriegsjahre nicht er schüttert werden konnte. DäS bedeute eine große Kraftentwicklung, die uns als Bundes genossen mit hoher Genugtuung erfüllt habe. „Nirgend konnte ich," sagte Herzog Ernst Günther, „irgendwelche Erschöpfung bemerken." Von IVab unä fern. Der Kaiser über Bölcke. Bei der Be sichtigung der Truppen in Lothringen begrüßte der Kaiser den vor kurzem mit dem „Uour ls merits" ausgezeichneten Kampfflieger Ober leutnant Berthold und sagte ihm, wie nahe ihm der Tod unseres Fliegerhelden Hauptmann Bölcke gegangen sei. „Ich wollte ihm ver bieten, weiterzufliegen, aber er wollte nicht auf hören," äußerte der Kaiser mit herzlichem Be dauern. — Fliegerehre, Fliegerlos! Fürst Henckel v. Donnersmarck Fürst Guido Henckel v. Donnersmarck ist im 87. Lebensjahr in Berlin gestorben. Der Fürst war nächst der Frau Berta Krupp v. Bohlen und Halbach der reichste Steuerzahler in Preußen. Sein Vermögen, das auf 254 Millionen Mark geschätzt wird, setzt sich zum Teil aus Grundbesitz in Preußen, Rußland und Osterreich-Ungam zusammen. Er besaß die Fideikommisse Zyplin und Repton, Zabrze und Makoschau (Kreis Zabrze), Chropaczow und Schwientochlowitz — Kreis Beuthen, Tabkowice und Dobierzowice (Russisch-Polen) — und Lipowiec (Galizien). Der Verstorbene stand dem Kaiser persönlich nahe. Eine hochherzige Stiftung. Die Witwe des bekannten Millionärs und Wohltäters Bremens, Franz Schütte, stiftete zwei Millionen für bremische Kriegsteilnehmer und deren Hinter bliebene. Anhaltender Schneefall im Thüringer Wald. Im Thüringer Wald herrscht ununter der Vergangenheit? Aber das sage ich laut: Innerhalb wie außerhalb der Mauern unserer Gerichtssäle wird gesündigt. In unserer Straf praxis herrscht nur der Gedanke der Repression und des Formelwesens, nicht aber die Prophy laxis. Unsere Richter huldigen dem Neprefsions- grundsatz „so viel wie möglich Menschen so häufig wie möglich auf so kurze Zeit wie möglich ins Gefängnis zu schicken," während die vor beugende Bekämpfung des Verbrechens ihnen als ein Eingriff in ihre Rechte gilt. Wie viel Ungerechtigkeiten werden bei solchen Ansichten begangen?" „Gewiß, ich gebe das zu. Um aber bei den Warendiebstählen mit Bestimmtheit sagen zu können, hier liegt ein Fall von Kleptomanie vor, und hier nicht, dazu gehört übermenschliche Be gabung. Ich gestehe ein, wenn man mir eine reiche Frau vorführt, die Spitzen gestohlen hat, so bin ich geneigt, an Kleptomanie zu glauben, ist es eine arme Frau, so muß man mir das beweisen. Wer hat den Herz und Nieren prü fenden Blick?" „Hier liegt der Hase im Pfeffer. Unsere Richter taxieren nur den Wert, nicht aber den Zweck des Gestohlenen, um danach die Strafe zu bemessen. Und doch finden sich gerade hier die Anhaltspunkte, die mir beweisen, daß es sich um kleptomanisch begangene Diebstähle handelt. Eine Berufsdiebin," entgegnete lebhaft der Rat, .stiehlt anders und andere Waren, wie die Ge legenheitsdiebin und die manische Diebin: sie hat immer ein Auge für den Wert der Ware und dafür, ob sich der Griff auch lohnt. Die krankhaft verqnlaate Diebin stiehlt, um zu stehlen. brachen heftiges Schneetreiben. Die Schnee höhe beträgt bis zu 35 Zentimeter, bei einer Temperatur von minus 2 Grad Kälte. Ein folgenschwerer Eisenbahnunfall. Auf dem Bahnhof Krefeld—Linn ereignete sich abends ein größerer Eisenbahnunfall. In einer in einem Nebengleis fahrenden Rangierabteilung entgleiste ein leerer Güterwagen, der in die Drahtleitung der Weichen und der Signale geriet. Dadurch wurde ein Einfahrtssignal ohne Mitwirkung eines Beamten auf Fahrt gezogen und eine Weiche umgelegt. Im selben Augenblick fuhr der von Uerdingen kommende Güterzng 6274 «uf das Signal hin in ein falsches Gleis ein und stieß auf den auf diesem Gleis haltenden Güterzug 6311. Durch den heftigen Zusammen- Tur Rlockaäe nach Thüringen hin besondere Schnecken-Zucht- anstalten eingerichtet, wo die Tiere künstlich ge züchtet werden. Der Nährwert des Fleisches der Weinbergschnecke steht nicht viel hinter dem des Rindfleisches. Die Karlsruher sind so be friedigt, daß sie nach mehr verlangen. Auf einer Fuszpartie erfroren. Rechts anwalt Guido Schiefer aus Leipzig ist in der Nähe des Fichtelberges im Erzgebirge erfroren aufgefunden worden. Er halte mit einem Herrn aus Schwarzenberg eine Fußpartie unter nommen, letzterer hat dann eine sich bietende Fahrgelegenheit benutzt, während Schiefer allein weitergewandert ist. Hierbei ist er wahrscheinlich verirrt, da dichter Nebel und Schneetreiben herrschten, und hat dabei den Tod gesunden. Griechenlands. Die Vierverbandmächte, dis bekanntlich die Frei heit der kleinen Staaten und Völker auf ihr Banner geschrieben haben, sind nunmehr. zur vollständigen Vergewaltigung Griechenlands übcrgegangen, indem man das kleine Königreich blockiert. Die königs treuen Griechen hatten die Last der Zwangsherr schaft des Vierverbandes abzuschütteln versucht und die fremden Truppen zum Verlassen des griechischen Bodens gezwungen. Daß es hierbei nicht ganz ohne Blutvergießen abging, läßt sich denken, aber der Vierverband hat daraus Veranlassung genommen, die Blockade über Griechenland zu verhängen. Und diese Blockade soll erst aufgehoben werden, wenn Griechenland sür feinen Bcsreiungsversuch Genug tuung gegeben hat. Worin diese bestehen soll, wird allerdings noch nicht gesagt. prall wurde ein Zugführer getötet, zwei Zug bedienstete schwer und mehrere leicht verletzt. Außerdem entgleisten eine Anzahl Wagen und wurden beschädigt. Der Sachschaden ist ver hältnismäßig gering, Eisenbahnbedienstete kommen für die Schuldfrage nicht in Betracht. Der Güterzugbetrieb war für einige Stunden ge stört. Schnecken für Karlsruhe. Die badische Residenzstadt Karlsruhe hat unlängst 100 000 Stück Weinbergschnecken bezogen, um sie zur Streckung der Fleischvorräte an die Bevölkerung zu billigem Preise abzugeben. Die Weinberg schnecke ist in Frankreich als Leckerbissen hoch- geschätzt, aus Deutschland gehen alljährlich viele Millionen davon nach Paris, Bordeaux usw. Zu diesem Zweck sind in Süddeutschland bis Der Raubmörder von Lindenbusch er griffen. In Lindenbusch in der Jnsterburger Gegend wurde am 30. November d. Js. abends die Gatlin des königlichen Försters Bansins überfallen und tödlich verletzt und die Pflegerin Fräulein Auguste Schulzig durch einen Revolver- ichuß getötet. Auf Ansuchen des Gerichts der Jnsterburger Landwehr-Inspektion entsandte die Berliner Polizei den Kriminalkommissar Krenckel, dem es nach sehr schwierigen Ermittlungen ge lang, dem Täter auf die Spur zu kommen. Er verfolgte ihn bis nach Kandau in Kurland, nahm ihn dort fest und brachte ihn nach Deutsch land zurück. Der Mörder, Gefreiter Karl Papendick aus Groß-Lasseningken (Landkreis Insterburg), legte ein volles Geständnis ab. Danach sind ihm 56 Mark in die Hände ge fallen, die er zur Begleichung seiner Schulden benutzte. 7 Abschaffung der österreichischen Militär kapellen? Wie österreichische Blätter melden, ist die Abschaffung der Militärkapellen in ganz Osterreich-Ungarn in Erwägung gezogen. Es soll in Zukunft in jedem Korpskommandobereich nur eine einzige Militärkapelle belassen werden. Die Kapellmeister und Musiker sollen je nach ihrer Eignung anderen militärischen Dienst leistungen zugewiesen, im Falle ihrer voll ständigen Untauglichkeit aber aus dem Militär verband entlassen werden. Erdrutsch an der Riviera, In der Nacht erfolgte ein Erdsturz von Capo Verde (italienische Riviera). Der ganze Hügel, der oberhalb der Eisenbahnlinie sich längs des Meeres bis zur alten Zollgrenze von San Remo hinzieht, begann zu rutschen. Es handelt sich um über eine Million Quadratmeter des sruchtstbarsten, mit Blumen kultivierten Gebietes, das vollkommen zerstört wurde. Die Bewegung kündigte sich schon Viets Stunden früher durch einen mneren Lärm um- Mauersprüng» an, so daß man an ein Erdbeben glaubte und die Villen und Häuser verließ. Dadurch sind keine Menschenleben zu beklagen. Durch den Erd sturz wurden 20 Häuser, darunter schöne Villen, vollkommen zerstört. Die Eisenbahnlinie ist über 300 Meter verschüttet. Der Erdsturz ist noch in Bewegung und bedroht weitere Gebiete. Der Schaden wird bis jetzt auf 20 Millionen Lire berechnet. Ein sterbendes Volk. In den nächsten Tagen wird in Droniheim von Lappen eine große Versammlung abgehalten werden. Dieser merkwürdige, mongolische Volksstamm zählt allein in Norwegen etwa 20 000 Seelen, Wenige dieser Lappen haben festen Wohnsitz,) die.meisten wandern mit ihren Renntierherden im'Gebirge umher. Edison im Staatsdienst. Vieryndzwanzig der bedeutendsten amerikanischen Gelehrten, die die Marineauskunftsstelle bildeten, mit Edison an der Spitze, legten ihren Treueid , als Offi ziere der Bundesregierung ab. Darauf gingen die Gelehrten an Bord der Jacht „Delphin", um eine Fahrt nach den südlicher gelegenen Übungsplätzen der Küste von Virginia zu unter nehmen, wo sie den Schießübungen-der Atlan tischen Flotte beiwohnen sollten. Volks^ivtsekaftlickes. Zur Brotstreckungsfrage teilt das Direktorium der Reichsgetreidestelle folgendes mit: Wie schon be kannt ist, muß wegen der geringen Kartoffelernte die Brotstreckung mit Trockenkartoffelerzeugnisfen, die schon jetzt größtenteils ausgegeben ist, vom Januar ab gänzlich eingestellt werden. Nm die Brotmengen nicht zu verringern, mutz ein anderer Zusatz zur Verfügung gestellt werden. Bisher hat.die Rcichs- getreidestelle hierfür Weizenschrot aus den Ncst- beständen des vorigen Jahres angewiesen. Vom 1. Januar ab soll die Streckung mit Gecstenmcht aus der infolge Herabsetzung des BrauercikontigontS frei werdenden Gerstenmenge erfolgen. Nach den schon im Frieden in weiten ländlichen Kreisen ge machten Erfahrungen läßt sich durch Streckung mit Gerstenmeht ein äußerst nahrhaftes und schmack haftes Brot Herstellen. Die ursprünglich in Erwä gung gezogene Verwendung -einer durch noch schärfere Ausmahlung des Roggens-zu gewinnenden Mchr- menge an Mehl-zur Brolstreckung »ist einstweilen aufgegeben worden, weil dann die zur Verfügung stehende Kleiemenge noch verringert würde, .die M Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe unbedingt notwendig ist. Die Ncichsgctreidcstcllc wird den Kommunaiverbänden das Nähere über die Brotstreckung ab 1. Januar noch in diesew Tagen durch besonderes Rundschreiben mitteilen. Alter Spruch. Alter Spruch. Goläene Morte. Auf Gnade ist die Welt gegründet, nicht auf Recht. Der Zufall ist die in,Schleier gehüllte Not wendigkeit. Man muß Nat geben, aber auch Rat hören. Reue kommt' leichter ins Auge, als. Buße ins Herz. Ordnung hilft haushalten. entweder Dinge, die keinen Wert haben, oder deren Wert sie verrät. Die Berufsdiebin leugnet, die andere nicht; erstere „verschärft" ihren .Raub, letztere sammelt ihn an. Wir haben tausend Beweise dafür, daß es eine Kleptomanie gibt. Dubuissin, der hierüber ge schrieben hat, sagt sehr richtig, daß auch in zweifelhaftesten Fällen der Drang zu stehlen so gebieterisch und unwiderstehlich austritt, daß die Handlung vollzogen ist, ehe die Ver nunft Zeit gehabt hat, sich ins Mittel zu legen. Dürfen wir solche Fälle mit der Brutalität eines Strafrechtes ahnden, das in seinem Tarif das Geld höher veranschlagt als die gesunden Knochen? Der Warenhausdämon stimmt darüber das Hohngelächter der Hölle an, daß wir seine Opfer unverhältnismäßig hart be strafen und gar keine Mittel aussuchen, ihm vor zubeugen." „Die Vollendung ist nicht von dieser Welt," entgegnete der Kommissar nachdenklich. „Und wenn ich auch zugebe, daß es besser ist, ein Verbrechen zu verhüten als ein Verbrechen zu sühnen, zumal in solchen Fällen, wo der Fluch der bösen Tat so wirkt, wie der Dichter sagt: Unsere verdammte Pflicht ist es, den Verbrecher zu jagen, einerlei, ob er ein Narr ist oder ein Schurke. Wie ich dieser Pflicht nach komme, mit welchem Gefühl, bleibt an der Sache ohne Be deutung, aber das sage ich: Noch niemals bin ich mit einem größeren Haß gegen einen Ver brecher daran gegangen, ihn zu erjagen, als heute. Was mich ärgert, ist die geringe Strafe, welche den Verbrecher erwartet. Ich vertiefe mich nicht gern in Probleme, Herr Rat, aber ich geben Ihnen recht, wenn sie ausrufen, daß uns eine Strafprozeßreform bitter nottut..." 2. In einer vornehmen Familienpension der Lichtenthaler Allee zu Baden-Baden wohnte seit einigen Wochen das Ehepaar Larsen. Wie die Inhaberin der Pension Primo-sole ihren Freun dinnen erzählte, war Herr von Larsen ein reicher galizischer Edelmann und Grundherr, dessen Ländereien ein kleines Königreich bildeten; seine Frau, eine Norddeutsche, hatte er in einem nordischen Seebad kennen gelernt. „Welch schönes, vornehmes, distinguiertes Paar; ich bin ordentlich stolz darauf, daß sie bei mir wohnen," setzte Frau Müller begeistert hinzu, und sie freute sich, wußte sie doch, daß ihre Freundinnen, die alle „hochherrschaftlich möblierte Zimmer" vermieteten, ihr die reichen, gut zahlenden Mister neideten. „Er macht den Eindruck eines Kavaliers, aber sie! . . . Sie geht doch wirklich zu ein fach und unmodern," entgegnete Frau Schuster. „Das beweist eben ihre vornehme Art. Das Einfachste," verteidigte Frau Müllerihre Mieterin, „ist gerade das Vornehmste. Während man z. B. Ihrer Fräulein Senden, beste Frau Schuster, auf tausend Schritte die Theater- Prinzessin cmsieht, gewinnt Frau von Larsen da durch, daß sie so einfach geht." „Schön ist sie, das muß ihr der Neid lassen, aber Geschmack hat sie nicht," beharrte Frau Schuster bei ihrer Meinung. „Er will es so, sie hat es mir erzählt. Wir wollen nicht ausfalleu, jagte sie und zeigte mir ein Kleid, das tausend Mark gekostet, und ein vierreihiges Perlenkollier, in dem vorne ein blauer Diamant strahlt, der so gtotz ist wie ein Taubenei," verteidigte Frau Müller den Reich tum und die Vornehmheit ihrer Mieterin und konstatierte mit Befriedigung, daß ihrs skeptische Freundin an die Echtheit des Diamanten und somit auch an die ihrer Mieter glaubte. Stefan von Larsen war allerdings der Sproß eines adeligen HauseS; sein Auftreten, sein geschniegeltes Wesen jedoch, Talmi. In Figur und Haltung erinnerte er an den Ober kellner eines ersten Hotels ober an den ersten KommiS irgend eines großen Kaufhauses, dessen Anstellung nur unter der Bedingung' erfolgt, daß er „im Verkehr mit dem Publikum ge wandt" sei. Groß und schlank, war er ein ent schieden schöner Mann, der zu blenden verstand und harmlose Gemüter über seine innere Hohl heit zu täuschen wußte; aber er war zu höflich und zwar von jener Höflichkeit, der man. an merkte, daß sie nicht die des Mannes ist, her gewöhnt ist, Gebieter zu sein. Niemand hätte geglaubt, daß die schöne Frau, welche so einfach neben dem mit aus gesuchter Eleganz gekleideten Mann erschien, der weibliche Mephisto dieses Fausts war, daß er vor ihr zitterte, daß sie die Seele seiner „UnternehmiMen voll Mark und Graus" war. Eine vollendete Komödiantin, hatte diese leidenschaftliche Frau jogar ihre Wicke in der Gewalt. Gu, (Fortsetzung folgt.)