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Meiknacktsspenäen fürs felä. Richtlinien der Heeresverwaltung. Zum drillen Male in diesem gewaltigen Völkerringen naht das Weihnachtsfest, zum dritten Male findet es Väter, Söhne, Gallen oder Verlobte in schweren Kämpfen fern von der Heimat. Die Heeresverwaltung hat schon jetzt die notwendigen Gesichtspunkte für die Ver sorgung des Feldheeres und der Marine sowie der Verwundeten und Kranken und des weib lichen und männlichen Pflegepersonals in den Lazaretten des Kriegsschauplatzes mit Weih- nachtslirbesgaben aufgestellt, die sich an die bewähren Grundsätze des Vorjahres anlehnen. Auch in diesem Jabre ist die Versorgung oller Verbände eines Korpsbezirkes dem be treffenden Territorialdelegierten der freiwilligen Krankenpflege in engster Fühlungnahme mit dem stellvertretenden Generalkommando übertragen. Jeder Angehörige des Feldheeres und der Alarme soll eine Weihnachtsgabe erhalten. (Die persönlichen Beziehungen zu den eigenen Ange hörigen werden hierdurch natürlich nicht berührt. Derartige Pakete gehen nach wie vor über die Militärpaketämter.) Die für die Allgemeinheit gespendeten Liebesgabenpakete, denen eine Antwortkarte bei gelegt werden kann, sind als „Weihnachtspakcie der Heimat" kenntlich zu machen. Diese Pakete sind gesammelt oder auch einzeln den Abnahme stellen freiwilliger Gaben zuzuführen. Auch die bestimmten Truppenteilen zugedachten Samm lungen von Vereinen, Zeitungen, Ersatztruppen teilen sind unter Benachrichtigung dec zuständi gen stellvertretenden Generalkommandos eben dorthin zu leiten. Von Spendern geäußerte Wünsche werden bei der Verteilung der Gaben auf die Truppenteile und Formation weitgehend berücksichtigt werden. Der Militärbehörde muß jedoch das Recht gewahrt bleiben, nach billigem Ermessen auszugleichen. Für die Auswahl der Gaben seien folgende Anhaltspunkte gegeben: Der Wert der auf den einzelnen Empfänger entfallenden Gaben soll den Betrag von 5 Mk. im allge meinen nicht übersteigen. Bei der gebotenen Schonung unserer heimischen Vorräte an Lebens- und Genußmitleln, an Webwaren usw. ist nur der Versand nachstehender Gegenstände er wünscht: Hosenträger, Zahnbürsten, Zahnpulver, Haarbürsten, Taschenspiegel, Kleiderbürsten, Stiefelbürsteu, Brustbeutel, Geldtäschchen, Notiz bücher, Briespapier, Postkarten, Bleistifte, Brief taschen, Taschenmesser, elektrische Lampen, Ersatz- battericn, Eßbestecke, Löffel, Büchsenöffner, Mundharmonika, Nähkästchen, Sicherheitsnadeln, Zigarren, Zigaretten, Rauchtabak, Kautabak, kurze und lange Tabakpfeifen, Zigarrentascheu, Kartenspiele, Marmelade, Fruchtsäfle, alkohol freie Getränke, Bouillonwürfel, eingemachte und gedörrte Früchte, Heringe, Rollmops, Räucher fische, Vier, Poriweiu, leichter unverfälschter Landwein, Lesestoff, Spiele (Schach, Domino, Halma) usw. Die Beifügung v,n Weihnachtsgebäck, Scho kolade usw. möge man einschränken. Da die Heeresverwaltung schon selbst jeden Soldaten mit allen erforderlichen Wollsachen ausstaltet, muß zur Schonung der Rohstoffe insbesondere auf die Zuführung von Wollsachen im Wege der Liebesgabentätigkeit verzichtet werden. Ebenso müssen verderbliche Waren und solche, au denen Mangel in der Heimat herrscht, un bedingt von dem Versand ausgeschlossen bleiben. Volksnirtlekaftlickes. Beschlagnahme von Fischen. Nach den bis herigen Bestimmungen waren die aus dem Ausland cülgcjührtcn Salzheringe, Salzfische, Klippfische und Fischrogen an die Zcniral-Einkaussgesellschast m.b. H. in Betlin zu liefern. Der Kreis dieser Artikel wird durch die Verordnung vom 30. September erheblich erweitert werden. In Zukunft werden alle Fische mit Ausnahme von frischen (lebenden und nicht- lebenden) Fischen, und alle Zubereitungen von Fifchen der Zcntral-Einkaufsgcsellfchast Berlin an- znmclden und ihr auf Verlangen zu liefern sein. Außer den bisher schon der Beschlagnahme unter worfenen Salzheringen, Salzfischcn, Klippfischen und Fischrogen werden u. a. folgende Fischarten be schlagnahmt: Salzmakrclcn, geräucherte und mari ¬ nierte Fische, Kräuterheringe, Rollmöpse, Stockfische und Fischkonscrven. Eine deutsche Kartvffelbangescllschaft. Es ist mit der Errichtung einer Gesellschaft be gonnen worden, die die Erhöhung unserer Kar toffelernten noch während des Krieges in die Wege leiten soll. Die Maßnahmen sind so ge troffen, daß die Wirkung schon bei der Ernte 1917 in die Erscheinung tritt. Es wird in groß zügiger, große Mittel erfordernder Weife "gear beitet werden. Erste wissenschaftliche Kreise sind als ausführende Organs in den Dienst der Ge sellschaft getreten, an der im übrigen die führen- 25. Mai d. I. gerieten die Eheleute in Streit, weil die Frau beim Holzsägen nicht mithelfen wollte. Köstner versetzte darauf seiner Frau eine solche Ohrfeige, daß das Gesicht ganz blau anlief, ein Bluterguß ins Gehirn eintrat und die Frau am anderen Tage starb. Das Ober- sränkische Schwurgericht verurteilte Köstner, da die Geschworenen nur die Frage wegen lebens gefährlicher Körperverletzung bejahten, zu drei Monaten Gefängnis. Schwerer Bergunfall. Auf der Zeche Lothringen bei Recklinghausen wurden drei Bergleute verschüttet und gelötet. Ein unerwartetes Wiedersehen. Im Kriegsgefangenenlager in Heilsberg (O.-Pr.) spielte sich ein unerwartetes Wiedersehen ab. Der englisch-französische Geländegewinn an der Homme. MILOS MMtMS I A. . k ° - °/E 5/7/ L/2 Köln Ä-/zÄz7Z? , 1 i löl , 0 o VeockiM " ^zlszz-^z?/ — Der englisch-französische Gewinn au der Somme Wird meistens noch überschätzt, und es gibt Leute, die da glauben, daß die Kriegslage sich dadurch zu unserem Nachteil gewendet hat. Wenn man aber einen Blick ans unsere Karte wirft, so ersieht man daraus, wie geringfügig und unscheinbar der feind liche Gewinn in Wirklichkeit ist, noch dazu, wenn man in Betracht zieht, welches Gebiet wir in Feindesland besetzt halten. Wir haben im ersten Kriegsjahr 180 000 Quadratkilometer feindlichen Bodens und im zweiten Kriegsjahr 251000 Quadrat ¬ kilometer besetzt, das ergibt zusammen 431000 Quadratkilometer. Auf Belgien und Frankreich ent fallen davon 50 000 Quadratkilometer. Der Verlust der einigen Hundert Quadratkilometer fpielt dem- göHeuüber absolut gar keine Rolle, er fällt bei der Gcsamtlage überhaupt nicht ins Gewicht. Der Ge- ländegewinn der Feinde, den sie nach dreimonatigem blutigen Ringen erzielt haben, beträgt noch nicht 3°/o unseres im Westen besetzten Gebietes und ist noch lange nicht so groß wie unser Gewinn bei Verdun. den Kreise der Kartoffeln verarbeitenden In dustrien beteiligt sind. Schweres Eisenbahnunglück bei Lands berg a. W. Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich in der Nacht zum Sonntag ereignet. Auf der Strecke Schneidemühl—Berlin ist 4 Uhr morgens der D-Zug 24 auf den bei Landsberg hallenden Vorzug aufgesahren. Bei dem Unfall wurden getötet 12 Reisende, verletzt 15, davon vier schwer. Zertrümmert wurden ein Pack- und mehrere Personenwagen. Die Untersuchung ist eingeleitet. Siebzigjährige Dienstzeit. In Burg bei Magdeburg starb eine Greisin Amalie Radeloff, die als Köchin in der Baron Hirsch-Schwabeschen Familie nicht weniger als 70 Jahre gedient hat. Mit 19 Jahren trat sie in den Dienst, in dem sie bis zu ihrem 85. Jahre tätig war. Sie hatte vier Generationen der Familie gedient, und wurde schließlich gehalten, als gehöre sie mit zur Familie. Stach einer Ohrfeige gestorben ist die Ehefrau des Flößers Andreas Köstner in Wallenfels bei Kronach. Zwischen den beiden Eheleuten bestand kein gutes Verhältnis. Am Ein großer Transport Nückwandererfamilien aus Wolhynien sollte hier im Zivilgefangenen lager zunächst die Zeit der Quarantäne ab warten, um danu nach der neuen Heimat im alten Vaterlande übergesührt zu werden. Aus hem Kriegsgefangenenlager waren einige Ge fangene kommandiert, die den Familien helfen sollten, das Gepäck von der Bahn ins Lager zu schaffen. Da wurden bald Flüchtlinge, Ge fangene und deutsche Osfiziere Zeugen eines rührenden Ereignisses: Der denisch - russische Kriegsgefangene Gottfried Weide fand unter den Flüchtlingen seine Frau und Kinder wieder, Voit denen er seit Kriegsbeginn nichts mehr ver nommen hatte. Welche Schrecken hatten sie überstehen müssen, bis sie sich hier im Schutze der allen Heimat wiederfanden! Weide wurde durch die Verwendung des „Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer" die Erlaubnis erteilt, im Zivilgesangenenlager bei seiner Familie zu bleiben. Es wird ihn: ermöglicht werden, in nächster Zeit mit der Familie zusammen sich eine neue Heimat zu schaffen. Schwere Schadenfeuer in Frankreich. Wie die ,Neue Zürcher Zeitung' meldet, wurde eine bedeutende Munitionsfabrik Thourmons, die für das Kriegsministerium arbeitende Werkstatt Girard durch Feuer vollständig zer stört. Der Schaden soll ein sehr erheblicher sein. Die Verpflegungsnöte in Norwegen. Norwegen ist von einer. Kaffeenot bedroht, da England im letzten halben Jahre keine Zufuhren zugelassen hat. Die in norwegischen Händen noch befindlichen Vorräte von 25 000 Sack dürfen auf Verbot Englands nicht ungerührt werden. Die übrigen Vorräle befinden sich in Händen russischer, schwedischer und dänischer Spekulanten, die die Preise in unerhörter Weise hinaufschrauben. ' Das L4-Stunden-Ziffcrblatt in Ruh land. Nach der .Njelsch' hat der russische Ministerrat den Beschluß gefaßt, im gesamten russischen Eisenbahnverkehr das 24-Stunden- Zifferblatt eiuzusühren. Gericbiskalle. Augsburg. Die Strafkammer verhandelte gegen den Käsefabrikantcn und Großhändler Burger aus Wehringen uüd seine Frau, sowie den Kaufmann Edmund Wawrich aus Leipzig. Die Angeklagten hatten sogenannten Limburger Käse über den fest gesetzten Höchstpreis verlauft. Bürger wurde zu fünf Monaten, Wawrich zu zwei Mouateu Ge fängnis und Frau Ida Burger zu 300 Mark Gew strafe verurteilt. Danzig. DaS Schwurgericht verhandelte gegen den Rendanten der königlich Technischen Hochschule zu Danzig, Rudolf Both, wegen Unterschlagung im Amt und Urkundenfälschung. In den Jahren 1906 bis 1916 hat Both eine Summe von 450 000 Mark dem FiSkuS unterschlagen. Das Urteil lautete auf sechs Jahre Zuchthaus und sechs Jahre Ehrverlust. Vermischtes. Die französische Heeresleitung nnd die Schwiegermütter. Die französische Heeres leitung gibt bekannt, daß der Tod einer Schwiegermutter kein genügender Grund für die Beurlaubung eines Soldaten aus dem Felde ist. Hierzu bemerkt ,l'Oeuvre', daß diese Maß regel zu den Bemühungen, die Heiraten in Frankreich mit allen Mitteln zu sördcrn, in krassem Widerspruch stehen. Denn wenn man es schon einem Soldaten zur patriotischen Pflicht mache, sich zu vermählen, dürfe man ihm nicht die Freude eines Urlaubes anläßlich des Todes seiner Schwiegermutter rauben. Die berühmte französische Galanterie scheint im Kriege nicht gerade Fortschritte gemacht zu haben! Eine gute Antwort. Dem ,Hamb. Frdbl.' berichtet ein Mitarbeiter: In einer Genfer Pension saß kürzlich eine deutsche Künstlerin neben einem Franzosen, dessen Einbildungskraft bei weitem größer war, als feine gute Er ziehung. „Ich glaube", sagte der Franzose, während er seiner deutschen Tischnachbarin ein Glas Rheinwein zureichte, „unsere Soldaten werden diesen guten Wein bald an dem Orte trinken, an dem er wächst!" — „Aber, mein Herr", entgegnete lächelnd die Künstlerin, ich zweifle sehr daran, daß wir unseren Gefangenen Rheinwein zn trinken geben I" Wozu der Absinth gut ist! In der Umgegend von Paris ist vor kurzem eine Ueipe Fabrik erbaut worden, die in ihrem Innern genug Gist beherbergt, um eine ganze Provinz zu entvölkern und mehrere Generationen der Verblödung zuznführen. Denn hier kommen aus allen Ecken Frankreichs, aus den Gast häusern des Dorfes, aus den Kneipen der Vor städte und aus den großstädtischen Kaffeehäusern ungezählte Flaschen Absinths zusammen, sowie sie das unnachsichtige Auge des Gesetzes erblickt hat. Hier wird nun das Absinth in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und durch ein chemisches Verjähren aus ihm herausgezogen, was sich noch nutzbar machen läßt. Die Qlc, die der Absinth enthält, werden isoliert, der Alkohol soll zu Explosivstoffen verwertet werden und der Äther in die Lazarette wandern. Aus diese Weise soll denn aus der bösen „grünen Fee" durch die Chemie eine Wohltäterin der Franzosen werden I drückte sie ihr Ohr an die Türe. Nies er noch nicht? Flehte er nicht um ihre Verzeihung? — Nichts regte stich. Und plötzlich war etwas in ihr, das ihr zurief: Dieser Mann beugt sich nicht. Das ist es ja, was du an ihm liebst, daß er wie von Stahl ist, das; er dich bezwungen hat, selbst deinem eigenen Willen zum Trotz. So stand sie Zwischen Furcht und Hoffen. Nud sie wußte nicht, was sie fürchten und hoffen sollte. Hatte sie ihm nicht zum Schluß noch einen Weg gezeigt, wie er zu ihr gelangen konnte. Brauchte er ihr nicht nur zu sagen: „Ich liebe dich, Renaie, ich habe gelernt, dich zu lieben?" Dann war ja alles gut, dann wollte sie selbst ouf seine Bitte um Verzeihung verzichten, wenn sie nicht über seine stolzen Lippen wollte. War denn alles umsonst gewesen — all ihr Heimliches Ringen um seine Liebe? Waren Wirklich seine Küsse nur Komödie gewesen. Sprach gar nichts in seinem Herzen für sie? Hatte sie ihr Spiel verloren? Blieb nun nichts mehr als ein fremdes Leben an seiner Seite, wie es ihr Stolz vorhin gefordert hatte — ihr Stolz, von dem ihr Herz nichts wußte? Letziugen hatte drüben eine Weile fassungs los nach der Tür gestarrt. Das kam ihm un erwartet. Froh, die Maske von sich werfen zu können, hatte er Renate gleich jetzt in dieser Stunde alles beichten wollen. Sie sollte gar nicht erst dazu kommen, etwas zu tun, was ihr der verletzte weibliche Stolz eingab. Daß sie etwas plante, wußte er, und er wollte ihr zuvor kommen. Auf diese Srene war er nickt vorbe reitet gewesen. Zu schnell hatte sie versucht, sich Genugtuung zu schaffen. Er stand und dachte über ihre Worte nach. Aber nur ihre letzten Worte hafteten immer wieder in seinem Ohre. Und da flog endlich ein Lächeln über sein Gesicht. Ein gutes, weiches Lächeln. Ja, diese Worte sprachen alles aus,- was sie im geheimen hoffte und wünschte. Es war weiblicher Stolz und sehnsüchtiges Hoffen zugleich. O — er kannte sein wildes, stolzes Mädchen, wußte, welche Waffen sie gegen die eigene Weichheit allezeit bereithielt. „Nicht ohne Liebe, du mein herrliches Ge schöpf — du sollst dich nicht mehr zu beklagen Habens dachte er bewegt. Und schon hob er den Fuß, um an ihre Türe zu treten und sie zu bitten, ihn anzu hören. Aber da schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Wenn ich einen lieben könnte, der müßte wie von Stahl stein. Aufrecht und unbeugsam müßte er meinen Willen unterjochen." So hatte Renate damals zu Ursula Ranzow gesagt, damals, als er zuerst hinter ihrem kalten, spöttischen Wesen ihren wahren Charakter er kannte. Und er sollte wie ein Schwächling hier vor ihrer Türe stehen nnd um Verzeihung betteln? Hatte er deshalb bis jetzt den Herrn gezeigt, um nun in letzter Stunde kläglich Schiffbruch zu erleiden? Hieß das ihren Willen unterjochen? Nein. — Noch ein letztes Mal die Maske vor — mir noch die letzte Szene in der Komödie — dann mußte der Siea iüm aebören — kür immer. Ihr Benehmen von vorhin war das letzte Anf- flackern ihres Trotzes — blieb er fest, dann war er für immer gebrochen. — Sein Gesicht belebte stich und seine Angen zeigten wieder den stählernen Glanz. Er warf den Kopf zurück und sah nach cher Türe, als wollte er sie mit seinem Blick durchdringen. Er kannte Renate zu gut und wußte, daß sie da rauf wartete, daß er ihr mit Bitten nahen würde. Nun sie ihrem trotzigen Stolz die harten Worte abgenötigt hatte, würde sie ihm nur zu gern verzeihen. Aber er mußte sie ver geblich warten lassen. Das stand bei ihm fest. Nur so blieb er Herr der Lags und benahm ihr allen Mut, ihren eigenwilligen, trotzigen Charakter in ihrer Ehe geltend zu machen. Ein Weib wie Renate konnte nur glücklich sein und glücklich machen, wenn sie einen Willen über sich hatte. Ent schlossen reckte er sich empor. Laut schob er einen Sessel zur Seite, als ob er sich eben erst erhoben hätte. Dann ging er, hart auftretend und scheinbar vergnügt, vor sich hinpfeifend, zur Türe hinüber, die zu seinem Zimmer führte. Geräuschvoll öffnete er sie und verließ den Salon. Dann drückte er laut die Türe hinter sich zu. Aber sofort beugte er sich dann zum Schlüsselloch herab, um hinüberzuspähen. Er mußte über sich selbst lachen. Aber es war ihm doch zu wichtig, zu beobachten, was Renate nun tun würde. Atemlos stand er nun auf der Lauer. Durch das Schlüsselloch konnte er gerade die gegen überliegende Lür zu Renates Zimmer über blicken Es währte nur wenige Sekunden, da wurde drüben leise die Türe geöffnet und Renales blasses Gesicht erschien in der Spalte. Sie spähte im Zimmer umher und dann hefieie sw , ihren Blick mit .einem trostlos schmerzlichen Aus druck .auf .die Türe, hinter der er mit. klopfenden^. Herzen stand und sie beobachtete. Sie lehnte sich wie kraftlos an den Rahmen der halb offenen Türe und schlug die'Hände vor das Gesicht. Er sah, wie sie erbebte unter einem haltlosen Schluchzen. Da ging das Gefühl mit ihm durch. Er richtete sich auf und öffnete die Türe, um zu ihr hinüberzueilen und sie in seine Arme zu nehmen. Als er nun die Türe geöffnet hatte, war sie drüben lautlos verschwunden. Er hörte nur noch, daß der Schlüssel.wieder umgedreht wurde. Also hoffte sie twn neuem, ihn zu besiegen. Da trat er scheinbar seelenruhig in den Salon zurück und drehte das elektrische Licht ab. So, als wäre er Nur zu diesem Zwecke zurückgckehrt. Wenn sie ihn von drüben beobachtete, wie er es getan, konnte sie an keine andere Absicht glauben. Renaie fand wenig Ruhe diese Nacht. Wie ganz anders hatte sie sich das alles gedacht. Einen Sieg hatte sie feiern wollen — und nun war sie gedemütigier als je. So sicher war sie gewesen, daß er um ihre Verzeihung flehen würde. Und nun ging er, pfeifend — gleich gültig — aus dem Zimmer, als sei es ihm gerade recht, daß sie sich ihm entzog. Iw l» (Schluß folgt.)