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. VNäer aus äer 2^eit. . Nur wenige Leute denken beim Verzehren des beliebten Blumenkohls an die mühevolle Arbeit, die zur Zucht dieser nützlichen Pflanze erforderlich ist. Tatsächlich weitz jeder Land mann, daß der Blumenkohl zwar einerseits sehr widerstandsfähig und zäh ist, andererseits aber auch ziemlich viel Ansprüche stellt und große Sorgfalt verlangt. Da die Blumenkohlpflanzen in möglichst genauen Abständen und mit großer Aufmerksamkeit, eingesetzt werden müssen, gehört diese Arbeit, zu der man sich meist des Setz holzes, bedient, zu den wichtigsten in der ganzen Blumenkohlkultur. Naturgemäß erfordert eine solche Anpflanzung von leidlicher Größe viele Arbeitskräfte, an denen jetzt zur Kriegszeit Mangel ist. Mit Genugtuung ist deshalb eine Erfindung zu begrüßen, die vor einiger Zeit ge macht worden ist. Es handelt sich um eine Blumenkohlpflanzmaschine, die ihre Erfindung so recht eigentlich den Bedürfnissen.der Zeit verdankt. Die' von zwei Pferden gezogene Blumenkohlpflanzmaschine, deren Konstruktion ebenso sinnreich wie einfach ist, besteht in der Hauptsache aus einem Wasserfaß, das auf einer zweirädrigen Wagenachse befestigt ist. Hinter dem Faß sind sehr tief am Boden zwei Sitze fik die Pflanzer angebracht, die die Pflanzen bündelweise auf ihrem Schoß bereithalten. Die Maschine wird im Schritt vorwärtsbewegt, und währenddessen gräbt der unter dem Faß sitzende Pflanzer eine Furche in das Erdreich. Ein ge zahntes Rad schlägt nach je zwei Fuß Ent fernung an, im selben Augenblick hält der Pflanzer die Blumenkohlpflanze in die Furche, - bas schräggestellte Faß spendet automatisch Wasser, und zwei hinter dem Pflug befestigte Gewichte drücken die Pflanze ein und schließen die Furche wieder. Hierdurch werden die Entfernungen zwischen den Pflanzen völlig regelmäßig, und die Saat ist besonders lebensfähig. * * Die ,Furtwanger Nachrichten' ließen eine der letzten Nummern mit einem Inhalt von drei Seiten erscheinen. Die vierte Seite ist leer und enthült nur die lakonische Bemerkung:. „Wegen Personalmangel mutzten wir diesen Platz leer lassen." Solche und ähnliche Notizen sind in unsern Zeitungen jetzt gerade keine Seltenheit. — -In England hat bekanntlich Papier- und Personalmangel nicht nur zu einer gewaltigen Einschränkung des Umfanges, sondern auch zu einer beträchtlichen Verkleinerung des Formats aller Zeitungen geführt. -f- * * Der begreifliche Wunsch, den im Krieg Er blindeten ihr schweres Schicksal in jeder Weise zu erleichtern, hat schon die mannigfaltigsten Hilfsorganisationen hervorgerufen und viele fruchtbare Anregungen zur Verwirklichung ge bracht. Dabei hat man nicht vergessen, auch an eine körperliche Kräftigung der Blinden durch Sport und Übungen M denken, die zugleich in das gleichförmige Leben der Erblindeten reiz volle Abwechslung hineintragen können. So ist jetzt, wie der ,Temps' berichtet, ein junger Pariser Fechtlehrer bemüht, den Blinden auch die Fechtkunst zu erschließen. Er hat bereits einen Kursus für die Minden eröffnet, den er. später auf Grund der gewonnenen Erfahrung weiter auszubauen gedenkt. Beim Ruf seines Lehrers erhebt sich.der Blinde und geht so lauge vorwärts, bis dieser ihn „Stehenbleiben" und .Achthaben" heißt. Durch einen besonderen Unterricht erreicht es der Lehrer, daß der Blinde die Waffe stets mechanisch nach der rechten Schulter des.Gegners lenkt. Oft gelingt es ihm, den Kämpf ohne Waffenstillstand glücklich gegen einen sehenden Gegner zu führen, der, obgleich er die sonst üblichen Regeln auch dem Blinden gegenüber innehält, in diesem einen recht achtbaren. Partner findet. Der Lehrer hat es auch kürzlich unternommen, zwei Blinde gegeneinander fechten zu lassen. Volkswirllckaktlickes. Aufhebung des Verbots der Hausschlach tungen. Da« in mehreren Teilen Preußens auf Grund ministerieller Ermächtigungen ungeordnete Verbot "der Hausschlachtüngen 'bis'' spätestens den j 1. Oktober d. I. hat für die Schweinezucht und l -mast namentlich der kleinen und mittleren landwirt schaftlichen Betriebe sich als derart nachteilig er wiesen, bah eine Reihe von Oberpräsidcnten und Regierungspräsidenten ihre Verbote schon von selbst aufgehoben haben. Es ist demnächst durch ge meinsamen Erlas; der zuständigen preußischen Mi nister mit der völligen Aufhebung der Haus- schlachtungsverbotc zu rechnen, soweit sie noch hie und da bestehen. Ebenso wie im Königreich Sachsen, wo das Ministerium des Innern infolge der zutage getretenen Mißstände das Verbot der HauSschlach- tungen aufgehoben hat, sollen die Hausschlachtungcn in Preußen anzeige- und genehmigungspflichtig ge macht werden. Die Genehmigung ist von dem Kommunalverband zu erteilen, in dessen Bezirk die Hausschlachtung stattfinbct. Von unä fern. Ehrung einer Kriegermutter durch die Kaiserin. Nenn Söhne hat die Gutsarbeiter- Freiheit die Fahnentreue mit ihrem Mute be siegeln. fahrbare Küchen in Berlin. Dem Verein Berliner Volksküchen ist gestattet worden, fahr bare Küchen auf den Berliner Straßen verkehren zu lassen, um Speisen zur Verteilung zu bringen. Zur Verhütung eines zu großen Andranges ist dem Verein aber zur Bedingung gemacht worden, daß er Berechtigungsmarken verteile. Eine glückliche Stadt, in der Fleisch ohne Karten abgegeben wurde, weil mehr Fleisch als Fleischkarlen da waren, ist Nienburg. Da die Einwohner der umliegenden Dörfer, die in die Berechnung der Fleischmenge einbezogen waren, nur wenig Fleisch gekauft hatten, konnten die Fleischer an die Einwohner Fleisch ohne Karten abgeben, wovon natürlich ausgiebig Gebrauch gemacht wurde. Eine außergewöhnlich lange Reise hat eine Postkarte gemacht, die von dem Dörfchen Karte von Douaumont unä Umgebung. Im Abschnitt von Douaumont ist es uns gc-, , lungen, die Stellung am Steinbruch zu erweitern und südlich des Forts Douaumont abermals un-- ! gefahr 400 Meter vorzukommen. Die Franzosen ! sind dadurch an einigen Stellen über jene Aus gangsstellungen zurückgcdrängt, die sie vor dem Einsetzen ihrer Angriffe am 21. Mai innehattcn. Unsere Stellung geht jetzt am Südhange des Pfcffer- rückens hin, bleibt mit einer erweiterten -westlichen Ausbuchtung südlich des Steinbruchs und geht weiter südöstlich durch das südlich des AblainwaldeS ge legene Waldstück. Sie verläßt dieses durch seinen östlichsten Zipfel, erreicht das Gelände knapp nörd lich der Thiaumont-Fermc, die in französischen Besitz ist, schneidet in der Höhe der Ferme die ehemalige große Zufahrtstraße nach Dorf Douaumont und zieht dann scharf östlich. Weiter durchquert sie den Caillette- Wald, dessen nördliches Dreieck wir besetzt halten. Bald nach dem Austritt aus dem Wglde wendet sie sich südöstlich zum AuSgang der VauAchlucht. Witwe Mellenthin zu Seidel bei Köslin im Felde stehen. Davoit sind die beiden jüngsten Zwillingsbrüder und Patenkinder des Kaisers, drei der Brüder haben sich bereits das Eiserne Kreuz und andere Kriegsauszeichnungen er worben. Die Kaiserin, die Auftrag gegeben hat, ihr von ähnlichen Familienereignissen Kenntnis zu geben, hat jetzt der Kriegermutter eine außer ordentliche Ehrung zuteil werden lassen, indem sw ihr durch den Landrat eine goldene Vorsteck nadel überreichen ließ, welche in der Mitte das Eiserne Kreuz mit darüber befindlicher Kaiser krone zeigt. Der elfte Puttkamer vor dem Feinde gefallen. Als Fliegeroffizier ist bei seinem zweiten Fluge der Leutnant im Infanterie- Regiment Nr. . . . Georg Jesco v. Puttkamer, nur 19 Jahre alt, über den feindlichen Linien Lurch eiste feindliche Kugel getötet worden. Er war ein Sohn des Oberleutnants v. Puttkamer, Kommandeurs des Infanterie-Regiments Nr. 165, und besaß das-Eiserne Kreuz sowie das öster reichische Militär-Verdienstkreuz. Die Tatsache, daß er .der elfte Puttkamer ist,' der in diesem Kriege den HDentod fand, erinnert, aufs neue daran, wie groß die^Zahl der Sprossen des alten preußischen Soldatenadels ist, die' auch in diesem Kampfe für das Vaterland und seine Leuben bei Dresden nach Berlin gesandt worden war. Der Aufgabestempel zeigt, das Datum vom 10. November 1902, der Poststempel in Berlin den 17. Mai 1916, so daß sie also für ihre Reise 14 Jahre gebraucht hat. Wenn der junge Wein blüht. Dieser Tage wurden in Oestrich im Rheingau an den Reben die ersten blühenden Gescheine fest gestellt. Reiche Heidelbcerernte in Sicht. So wohl aus den Wäldern des Taunus, wie aus dem Spessart und dem Odenwald wird be richtet, daß die Heidelbeerstauden außerordentlich reichen Blütenansatz zeigen und bereits auch vielfach im schönsten Blühen begriffen sind. Wenn die feuchtwarme Witterung weiter anhält und keine Schädlinge der Jnsektenwslt auftreten, wird es auch an dieser Frucht nicht mangeln. An den Pranger. Der Herzogliche Kreis direktor in Zerbst macht die Namen dreier Kreis angesessenen öffentlich bekannt, die sich trotz aller Warnungen durch Verschweigen erheblicher Fleisch- Vorräte in besonders unangenehmer Weise her vorgetan haben. Unwetter in Homberg v. d. H. Ein schweres Unwetter entlud sich über Homburg v. d.' H. Ein starkes Gewitter, das von Hagel ¬ schlag begleitet war, ging nieder und verursachte großen Schaden. Am meisten betroffen wurden von dem Unwetter die Gärtnereibesitzer. Im Kurhaus gingen 130 Scheiben in Trümmer. Die Feldfrüchte, die in der Entwicklung noch ! nicht weit vorgeschritten sind, wurden nur wenig beschädigt. Drei Personen verbrannt. Das Anwesen des Bauern Aicher in Zündberg fiel einem Groß feuer zum Opfer. In den Flammen kamen di« alte Bäuerin, ihre 32jährige Tochter und ein Knecht um. Alle drei Personen wurden als Leichen verkohlt unter den Trümmern aufge» funden. Der Besitzer des Hofes. wurde durch Brandwunden tödlich verletzt. Knappheit der Lebensmittel in England. Die in Holland eintreffenden Nachrichten über die zunehmende Knappheit und Verteuerung aller Lebensmittel in England häufen sich wieder. .Daily Mail' betont, daß trotz aller Beschwerden die Milchpreise noch immer in die Höhe gehen, und in der vorigen Woche hätten in den ver schiedenen Stadtvierteln Hunderte von Geschäften ' überhaupt keine . Milch gehabt. Man führt das auf den erhöhten Verbrauch der Hospitäler zu- rück. Das Blatt fordert die Regierung auf, I dafür zu sorgen, daß diesen Zuständen ein Ende gemacht wird. Manchester Guardian' betont, daß auch die Erzeugnisse der Landwirtschaft fort gesetzt teurer würden. In der letzten Zeit sei die Einfuhr von Gemüse erheblich knapper ge worden, Gemüse sei überhaupt kaum noch für Geld zu haben. Ähnlich klagen andere Blätter > über den Zuckermangel und. die Verteuerung des Tabaks, der um 25 bis 60 °/o gestiegen sei. Ausgabe ner^r bulgarischer Briefmar ken. Die bulgarische Regierung beschloß zur Er innerung an den Weltkrieg neue Briefmarken auszugeben. ' GericktskaUe. Ratibor. Der Zimmermann Bobrzik aus Krostoschowitz bei Rybnik O.-S. war durch Urteil vom 3. Januar 1910 nach fünfmonatiger Unter suchungshaft wegen Verleitung zum Meineid zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Strafe hat er bis 1912 verbüßt. Fortgesetzt versuchte er nach Verwerfung seiner Revision die Wiederaufnahme ' des Verfahrens zu erlangen; er wurde aber stets abgewiese» und wegen Querulierens fogar mit einer längeren Freiheitsstrafe belegt. Die Strafkammer in Ratibor überzeugte sich jetzt aber von der Unschuld Äobrziks und sprach ihn'frei. Heilbronn. Die Strafkammer verurteilte sechs « Pferdehändler, die Pferde aus Württemberg fortge schafft hatten, zu Geldstrafen von insgesamt 18 000 Mark. -Vermischtes. Humor in der Kriegstechnik. Daß auf dem sonst so ernsten Gebiet der Kriegstechnik auch der Humor sein bescheidenes Plätzchen finden kann, bewiesen einige Erfindungen, die in dem Londoner Institut für Wissenschaften Sir John Thomas bekanntmachte. In einer Über sicht, die er über die 1600 neuesten, dem eng lischen Munitionsministerium eingereichten Patent- anmkldungen gab, erwähnte er nach einem Be richt in Pearson's Weekly zwei belustigende Einzelheiten, die von der reichen Phantasie der englischen Erfinder Zeugnis ablegen. Ein Elektro techniker empfahl auf das wärmste sein „elektrisch heizbares Nnterbeinkleid. für Schützengräben". Diese wollene Hose, die nach seiner Angabe auch für Luftschiffer besonders geeignet ist, wird von außerordentlich feinen Drähten durchzogen, die in eine kleine Batterie ver einigt sind. Die Batterie wird wie eine Patronen tasche am Gurt befestigt. Mit einer mehr menschenfreundlichen als brauchbaren Erfindung erschien ein magerer, blasser Phantast mit langem wehenden Haar vor dem gestrengen Forum. Er wollte sein „menschenfreundliches Bajonett" allgemein eingeführt haben. Es ist dies eine stumpfe Stahlklinge ohne Spitze, die sonst die ! Form eines gewöhnlichen Bajonetts hat. Wenn diese menschenfreundliche Waffe die Brust des Feindes trifft, teilt sie sich durch den Druck einer Feder in zwei Teile, die den Feind wir eine Zange umklammern. klammern und ihn bitten: „Verlaß mich nicht, ich, weiß, ja nicht, wie ich mich nun in diesem schweren Leben zurecht finden soll. Ich habe nur lm Trotz, in Verzweiflung so töricht ge handelt und mir eine Fessel angelegt, die meme Seele erdrücken WM. Verlaß mich nicht!" Aber sie rührte sich nicht und sprach kein Wort.. Ihre trockenen Lippen bewegten sich, aber kein Laut drang herpor. . Ehe sie es er faßte, war er fort. Es ging wie ein Ritz durch ihr Herz, als sich die Tür hinter ihm schloß.' Frau von Sterneck zog sie in ihre Arme. .Mein liebes Kind — nun .sind wir von diesem Heuchler befreit" er hat gemerkt, daß seine Rolle t» Ravenau ausgespielt ist." Jutta starrte sie an. Fühlte die Mutter knn nicht, wie elend.die Tochter war? Früher, wenn irgendein Leid sie bedrückt, Lachte Jutta oft: „Wenn du jetzt eine Mutter hättest, wie tröstlich müßte es sein, ihr deine Schmerzen klagen zu dürfen!" Jetzt hatte sie eine Mutter, und der größte bitterste Schmerz ihres Lebens erfüllte ihre Seele — aber sie trug kein Verlangen, am Herzen der Mutter Trost zu. suchen. Jettchen Wohlgemut war inzwischen mit ihren Grübeleien zu Ende und zu einem Ent schluß gekommen. Sie eilte über den Schloßhof nach dem Park und postierte sich wartend hinter einem Gesträuch. . Es dauerte nicht lange, da sah sie Götz Gerlachhausen durch die Säulen halle reiten. Himmel — wie blaß und verstört sah der sonst so frische junge Herr aus! Noch «inen Moment stand sie ünschlüssia. Dann trat sie resolut in seinen Weg und rief ihn an. Trotz seiner bedrückten Stimmung grüßte er freundlich. „Wünschen Sie etwas von mir, Frau Wohl gemut?" „Ja, Herr von Gerlachhausen," sagte sie, „ich möchte wohl ein paar Worte mit Ihnen reden. Aber wenn Sie auf dem Pferde sitzen, muß ich zu laut sprechen. Es ist zwar niemand, in der Nähe — aber mm muß vor sichtig sein." . Götz kannte die kluge, praktische alte Frau zu güt, um nicht zu wissen, daß sie ihm hier nicht wegen einer Kleinigkeit begegnete. Er sprang vom Pferde und trat dicht vor sie hin. — „Nun bitte!" Sie fuhr mit der Hand au ihrem Schnrzen- saüm entlang. „Ich weiß nicht, gnädiger Herr, mir ist seit gestern so unheimlich zu Sinne — als drohe unsrer gnädigen Komtesse ein Unheil. Sie sieht so jammervoll aus, und weiß doch auch, daß unser gnädiger Herr Graf das anders be stimmt hatten." Götz zeigte ein gequältes Gesicht. „Davon reden wir besser nicht, Frau.Wohl gemut, bitte kommen Sie zur Sache." Jettchen nickte. „Ja, also ich wollte Sie fragen, ob die Dokumente, die Sie im Schreibtisch des Herrn Grafen nicht vorfanden, sehr wichtig sind?" Er sah sie forschend an. „Gewiß — von der allergrößten Wichtigkeit." Jettchen blickte sich vorsichtig um und sagte da nach leise : „Dann möchte ich Ihnen etwas anvertrauen, gnädiger Herr. „Unser hochseliger Herr Graf hielt so große Stücke auf Sie, und ich bin nur eine einfache Frau, die sich hierbei nicht zu helfen weiß. Vielleicht können Sie sich einen Vers daraus machen, gnädiger Herr, und mir sagen, ob es unserer gnädigen Komtesse etwas nützen kann, wenn ich darüber spreche." Götz war aufmerksam geworden. „Also sprechen Sie, Komtesse Ravenan hat keinen treueren Freund als mich." „Das weiß ich, gnädiger Herr," entgegnete sie und erzählte ihm ausführlich die Erlebnisse in jener Gewitternacht. Götz hörte erregt zu. Er erriet, daß sich Juttas Mutter auf diese Weise in den Besitz der Dokumente gesetzt. Auf irgend eine Weise mußte sie Kenntnis davon erhalten haben, und das Geheimnis des verborgenen Faches war -ihr vielleicht früher durch ihren Gatten mitge teilt worden. Sie hatte sich durch den Hinweis auf den Spukgeist selbst verraten. Nachdenklich sagte er zu der alten Frau, die ihn erwartungsvoll ansah: „Ich danke Ihnen sür die Mitteilung, liebe Frau Wohlgemut, sie ist mir sehr interessant. Leider kann ich nichts damit anfangen, denn ich bin heute wahrscheinlich das letzte Mal in Rave nau gewesen^" „Gnädiger Herr!" rief sie erschrocken. Er nickte. „Ja, Frau Wohlgemut, Komtesse Ravenau hat mir ihre Freundschaft entzogen. Ungerufen komme ich nicht mehr. Mit Ihrer Mitteilung kann ich leider nichts anfangen, wenn sich die verschwundenen Dokumente nicht auffinden lassen. Aber achten Sie ein wenig auf Ihre junge Herrin. Sie braucht treue Herzen — jetzt wohl nötiger als je, und wenn Sie wahrnehmen, daß sie eines zuverlässigen Freundes bedarf — dann rufen Sie mich. Vergessen Sie das nicht." „Ich will mir das wohl merken, gnädiger Herr. Aber Liste, sagen Sie mir noch eins: Soll ich Komtesse erzählen, was ich in jener Nacht gesehen habe ?" Götz dachte einen Augen blick nach. Dann sagte er entschlossen: ' „Ja — wenn sich einmal die Gelegenheit dazu bietet — und wenn ihre Traurigkeit sich nicht verliert. Wird sie glücklich, so ist besser, sie erfährt nichts von jener Sache." „Vielen Dank, gnädiger Herr, danach will , ich mich richten und wohl achtgeben. Wenn ich nur wüßte, wo „sie" die Dokumente versteckt hat!" . .. Götz lachte bitter. „Die sind sicher vernichtet, meine gute Fran Wohlgemut. Aber nun kehren Sie ins Haus zurück. Es ist nicht nötig, daß wir gesehen werden." Er bestieg wieder sein Pferd, grüßte die alte Frau noch einmal freundlich und ritt schnell davon, während Jettchen sich ins Schloß begab. Götz grübelte auf dem ganzen Nachhause weg über das nach, was er eben in Ravenau erlebte. Julias blasses Gesicht wollte ihm nicht aus dem Gedächtnis. Ter Schmerz über ihren Verlust ging unter in der Sorge um ihr Glück. L-sr tFortsetzimq folgt.»