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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,20 Mk. frei ins Haus. In öer Leschästsstelle sbgeholt 1 Mlt. Einzelne Nummer 10 psg. Erscheint Dienst-lg, Donnerstag unö Bonnubenö NAchmittsg. Unterkaltung5- und Bnreigeblatt Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Baum, 18 pfg. Bekamen Sie einspaltig» vetiit-- zeile oöer Seren Baum 30 psg. Bei belangreichen Aufträgen u. IvieSer- holungen entsprechenoer Babatt. Mt wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen »Felö unö Sarten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-OkrillL. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Srotz-Okrills. Nummer 63 Lonntay, den 28. Mai W6 s5. Zahrgang Neuestes vom Tage. — Der letzte französische Heeresbericht muß bereits zugestehen, daß sich die Lage der französischen Armee bei Verdun verschlechtert hat. Dies gilt sowohl für das westliche Maasufer, wo das Dors Cumiöres fest in deutsche: Hand blieb trotz mehrfacher fran zösischer Gegenangriffe, als auch für das Ost user des Flusses. Hier hatte der Feind — das unterliegt nunmehr keinem Zweifel — in den letzten Tagen mit aller ihm verbliebenen Kraft versucht, die Deutschen aus dem Festungsgelände zu werfen, in das sie am 26. Februar durch die Erstürmung des Forts Douaumont eingedrungen waren Aber alle Versuche scheiterten unter entsetzlichen Ver lusten. Nun gingen die Unseren ihrerseits zum Angriff vor. Das Gelände, das die Franzosen durch ihre ohne Rücksicht auf Opfer ducchgeführten Angriffe gewonnen hatten, wurde ausnahmslos zurückerobert. Darüber hinaus wurden neue Gräben gestürmt. Im Verlauf des Donnerstag wurden die deutschen Angriffe erfolgreich fortgesetzt und die schwer zugängliche Thiaumont-Schlucht überschritten. Auch südlich von Douaumont wurde Gelände gewinn erzielt- Dadurch wird die Um klammerung des Cailettewaldes immer enger dessen Wegnahme für den Gegner von schwersten Folgen sein würde. — Der Korrespondent des „Nieuwe Rotter- damschen Courant" meldet seinem Blatte: Die Pariser Abendblätter besprechen alle fast rückhaltlos den Rückgang in der Gefechts- tätigkeit, der am Mittwoch in der Schlacht an der Maas eingetreten ist. „Journal" schreibt: Der gestrige Tag hat nicht den Hoffnungen entsprochen, die man aus den Anstrengungen der letzten Tage geschöpft hatte. Vor allem der Verlust des Forts Douaumont ist schmerzlich wegen der großen Opfer, die gebracht worden sind, um es zu erobern und zu behalten. „Echo de Paris" sagt, daß die deutsche Offensive auf dem linken Maasufer eine ernstliche, wenn nicht gar beunruhigende Wendung angenommen hat. Die Basler Nachrichten melden: Die systematische Ablösung der französischen Truppen südlich der Somme dauert fort. Ein Front stück von 15 Kilometern ist neuerdings von englischen Territorialtruppen besetzt worden. — Der Feind ist an der ganzen Front in Südtirol, wo der Angriff unserer Verbündeten erfolgt war, in vollem Rückzüge. Das ist kurz zusammengesaßt die Lage, wie sie der jüngste Wiener Heeresbericht kennzeichnet. Im Suganatal schritt die Ortsgruppe, die am Dienstag die westlichen Abhänge des Masotals vom Satubio bis nach Burgen (Borgo) an der Brenta besetzt hatte, weiter vor. Sie drang am Mittwoch in das Tal hinab und rückte in Striezen (Strigno) ein. Nach Norden zu wurde der Erfolg durch die Wegnahme der 2185 Meter hohen Cima Cista erweitert. Die südlich des Suganatals vorgehenden Truppen, die am Dienstag den 2212 Meter hohen Kempelberg an der Reichs grenze gestürmt hatten, überschritten dann die Grenze. Unter Ueberwindung gewaltiger Ge ländeschwierigkeiten, der Kempelberg fällt jäh nach Süden ab, drangen die tapferen An greifer auf italienischem Gebiete vor und stürmten den Corno di Campo Verde, der sich 2126 Meter hoch erhebt und die Hoch fläche der sich nach Süden zu anschließenden Sette Communi beherrscht. Die Italiener wurden sofort zurückgewiesen. Im Brandtal (Vallarsa) aber wurde Chiesa in Besitz ge nommen. Damit wird der Monte Pasubio im Rücken bedroht. Und die letzte Sperre auf Tiroler Gebiet an der Straße nach Schio ist in der Hand unserer Verbündeten. Die unablässigen Erfolge der österreichisch-ungari schen Truppen, ihr kühnes Vorwärtsstürmen, scheinen die italienische Armee bereits arg demoralisiert zu haben. Ueberall weicht sie nach der oberitalienischen Tiefebene zurück, deren blühende Fluren sich schon den Blicken der Sieger von den Grenzbergen darbieten. — Die Räumung der Städte in Ober italien nimmt, der „Frankft. Zeitg." zufolge, immer größere Ausdehnung an. Nach den Meldungen von der italienischen Grenze werden nun auch Baffona und iCitadella geräumt. Die Behörden des ersteren Ortes übersiedeln nach Padua und die anderen nach Treviso Vicenta ist von Flüchtlingen überfüllt. London. Der König hat eine Botschaft an das englische Volk gerichtet, in der alle diensttauglichen Männer zwischen 18 und 45 Jahren unter die Fahnen gerufen werden. Der König dankt dem Volke für seine vater ländische Haltung, die es ermöglicht habe, mittels freiwilliger Werbung schon eine Armee von 5 041000 Mann aufzustellen. (Mittels freiwilliger Werbung kann ein Volk von un gefähr etwas über 40 Millionen - Irland hat ja fast gar keine Freiwilligen gestellt — nicht ein Heer von über 5 Millionen Mann ins Feld stellen, das könnte schon jedes Kind nachrechnen. Mitgezählt sind also das indische das ägyptische Heer und alle Hilfstruppen der Kolonien, um diese Schwindelrechnung zu ermöglichen. — Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin, Gerard, äußerte sich einem Ver treter der „Münchner Zeitung" gegenüber in einer längeren Unterredung überaus hoffnungs voll über unser Verhältnis zu Amerika und auch über die Friedensfrage. Amerika selber brauche dringend den Frieden und schon aus diesem Grunde allein habe die amerikanische Regierung ihren Bürgern gegenüber die Pflicht, alles zu tun und alles zu unterstützen was der Sache des Friedens dienen könne. „Ich bin sehr hoffnungsvoll bezüglich der Fortschritte, die der Friedensgedanke auch bei den kriegführenden Mächten zeitigt. Mögen auch noch Wochen und Monate vergehen, bis der Gedanke des Friedens greifbare Gestalt annimmt, mich kann man nicht schwankend machen in meiner Zuversicht, daß der Friede schon unterwegs ist. OertlicheS und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, Lr. Mai Wö. — Außerordentliche Brotzulagen. Der Fleischverbrauch bedarf zunächst der Ein- schränkung, um für den Herbst und Winter genügend schlachtreifes und Milchvieh zu besitzen. Die Ernährungsschwierigkeiten sind dadurch vermehrt. Um so wett als möglich zu helfen, Hal sich das Direktorium der' RetchSgetreidestelle mit Zustimmung des Kuratoriums entschlossen, den Bundes staaten eine größere Menge Mehl außer- halb des VerteilungSplanes zur Verfügung zu stellen, um für die kommenden Wochen den unter den jetzigen Verhältnissen be sonders auf Brotnahrung angewiesenen Bevölkerungstreisen, namentlich der in dustriellen Arbeiterschaft und den minder bemittelten Schichten in den größeren Städten eine außerordentliche Brotzulage gewähren zu können. In ähnlicher Weise sollen von Beginn der Heuernte ab die landwirtschaftlichen Arbeiter bedacht werden. Die Verteilung aut die einzelnen Gemeinde- Verbände erfolgt in Preußen durch die Re gierungspräsidenten und in dew anderen Bundesstaaten durch die Landes- und die Zentralbehörden. Die Reichsgetreidestelle ist zu dieser Maßnahme, abgesehen von der etwas vermehrten Einfuhr aus dem Aus lande und einer Ermäßigung der An forderungen der Heeresverwaltung einmal durch den pünktlichen Eingang des größten Teils der von den Gemeindeverbänden ab zuliefernden Brotgetreidemengen, dann aber auch durch die verständnisvolle Mitarbeit der Gemeindcverbände, wie der Verbraucher selbst bei Durchführung der vorgeschrtebenen Berbrauchsbelchränkung in den Stand ge setzt worden. Immerhin bedeutet die jetzt bereitgestellte Menge das Höchstmaß besten was ohne Ge'ährdunq der laufenden Brot versorgung der Bevölkerung bis zur neuen Ernte allenfalls entbehrt werden kann. Das Direktorium vertraut daher, daß seine Maßnahme nicht zu Mißdeutungen in der Oeffentlichkeit Anlaß geben und auch ins besondere nicht die Ueberzeugung von der unbedingten Notwendigkeit weiterer spar samer Wirtschaft mit unseren Brolgetreide- vorräten und sorgsamer Beachtung der be- höcdlichen Verbrauchsregelung erschüttern wird. Nur die bisherige Sparsamkeit hat das jetzige helfende Eingreifen ermöglicht. - Anerkennung der bayrischen, mürttem- bergischen und badischen Fleischmarken in Sachsen. Auf Grund einer Vereinbarung zwischen den Regierungen von Sachsen, Bayern, Württemberg und Baden ist die gegenseitige Gültigkeit der Fleischmarken dieser Staaten vereinbart worden. — (M. I) Oberleutnant Jmmelmanns Namen im Heeresberichte zu lesen, macht die Gesichter froh. Schon 15! Wer nähme nicht teil an den Taten dieses kühnen Fliegers und wer möchte wohl nicht gern Näheres über ihn erfahren? Darum wird es freudig begrüßt werden, daß es jetzt der Deutschen Kriegsausstellung Dresden 1916 gelungen ist, das Flugzeug, mit welchem Jmmelmann seine ersten Erfolge errang, mit unter die anderen stummen Zeugen deutschen Heldenmutes etnzureihen. Ein zelne Teile wie Propeller, Kompaß und Maschinengewehr der ersten neun herab- geschostenen Flugzeuge werden als Steges- Zeichen das deutsche umrahmen. Vor dem Albertinum an der Brühl'schen Terrasse drängen sich Neugierige, um die Anfahrt all der erinnerungs- und ruhmreichen Stücke zu sehen, und im Inneren herrscht reges Leben, um alles würdig aufzustellen. In der Abteilung Flugwesen aber wird den Ehrenplatz Jmmelmanns Flugzeug erhalten. Dresden. Am 9. Mai bemerkte eine von Leipzig kommende Dame, daß ihr kurz vor der Station Hauptbahnhof aus ihrer Handtasche ein Geldtäschchen gestohlen worden war. Es gelang, den Dieb auf dem Hauptbahnhof zu stellen und fest zunehmen. Mit seiner Festnahme ist einem Dieb gefährlichster Art das Handwerk ge legt worden, dem eine Anzahl Schnellzug- Diebstähle zur Last fallen. — Elstra. Am Montag morgen kurz nach 8 Uhr wurde im Rehnsdorfer Ritter- gutsteiche unterhalb des Forsthauses Wohla der 52 Jahre alte Prokurist Burkhardt aus Gersdorf tot aufgesunden, sein Fahrrad lag mit im Teiche. Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg. Die Leiche wurde polizeilich aufgehoben. Burkhardt war '/, 8 Uhr im Rietscherschen Steinbruche dienstlich weggefahren. Ob er unterwegs einen Krankheitsanfall erlitten oder an der stark fallenden Straße die Gewalt über sein Rad verloren hat. bez. welch sonstiger Grund znm Unfall vorliegt, dürfte schwer zu ermitteln sein. Von Milangestellten det Firma Rietscher-Johne-Bischheim wird der Verunglückte als ein tüchtiger, solider Mann geschildert, er lebte in guten Ver hältnisten und hinterläßt Frau und fünf Kinder. Meißen. Ein schweres Unglück er eignete sich am Donnerstag früh gegen 8 Uhr in dem sogenannten blauen Bruche einem Kalkwerk bet Miltitz. Fünf Arbeiter waren daselbst mit Steinschlagen beschäftigt als der Fels unter ihnen nachgab und in die Tiefe stürzte, die fünf Arbeiter mit sich reißend und unter den Trümmer begrabend. Bis Mittag war es noch nicht gelungen, die Verunglückten zu befreien. Pirna. Im benachbarten Copitz wollte auf der abschüssigen Hauptstraße die in Birkwitz wohnende 42 Jahre alte Maurers- ehesrau Berta Rehlig ihren mit Holz be- ladenen Wagen, der ins Rollen gekommen war, einhalten. Hierbei kam sie zu Fall und die Deichsel des Wagens drang ihr durch den Rücken in deu Leib. Sie erlitt so schwere Verletzungen, daß der Tod nach kurzer Zett eintrat. Freiberg. Bei der Errettung von zwei ertrinkenden Knaben, die unbefugter Weise in einem Teiche beim Morgenstern schacht badeten, ist der 15 jährige Scholar Horn aus Olbernhau, der auf dem Staats- gut Hilbersdorf beschäftigt war, selbst töd lich verunglückt. Sein Leichnam wurde erst nach längerem Suchen gefunden. Themnitz. Der aus Danzig geflohene Bureauvorsteher Both, der als Rendant der Danziger Technischen Hochschule rund 300 000 Mart unterschlagen hatte, stellte sich in Chemnitz der Polizei. Er hatte insgesamt nur noch etwa hundert Mark bei sich. — Eine zeitgemäße Schrift: „Die Ge- metndeetnkommensteuer auf Grund der sächsischen Gemeinde-, Kirchen- und Schul steuergesetze vom 11. Juli 1913 für Steuer pflichtige an verschiedenen Beispielen er läutert von Obersteuertnspektor R. Braune in Dresden" ist im Verlag Adolf Urban, Buchhandlung in DreSnen, erschienen. Das leicht faßlich und gemeinverständlich ge schriebene Buch, welches aus der Praxis hervorgegangen ist, wird für jeden Steuer pflichtigen bei den oft verwickelten Fragen des neuen Gemeindesteuergesetzes ein treuer Berater sein. An der Hand von Beispielen gibt der Verfasser ein klares Bild über die gesetzlichen Bestimmungen. Durch diese Schrift werden dem Steuerzahler und den Steuerbehörden viel umfängliche und zeit raubende Schreiberei und Auskunft erspart bleiben, ein Umstand, der in der jetzigen Zeit nicht hoch genug bewertet werden kann. Das Buch kostet 80 Pfg. und ist durch jede Buchhandlung wie auch direkt vom Verlag zu beziehen. Kirchennachrichte«. Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 28. Mat 1916. Vorm. 9 Uhr Predigtgottessdienst. Ehrengedächtnis. Nachm 2 Uhr Kirchliche Unterredung mi^ den Jünglingen der 3 letzten Jahrgänge.