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Ottendorfer Zeitung : 15.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191603153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160315
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-15
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.03.1916
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I^rieg mit Portugal. In der ,Nordd. Allgem. Ztg.' wird unter gleichzeitiger Veröffentlichung einer der portugiesi schen Negierung übermittelten Erklärung der Äbbmch der diplomatischen Beziehungen zu Portugal bekanntgegeben. In dieser Erklärung, die herbe Kritik an der portugiesischen Politik übt, heißt es u. a.: „Seit Kriegsbeginn hat die portugiesische Regierung durch neutralitätswidrige Handlungen die Feinde des Deutschen Reiches unterstützt. Englischen Truppen wurde in vier Fällen der Durchmarsch vurch Mozambique gestattet. Die Versorgung deutscher Schiffe mit Kohlen wurde verboten. Ein neutralilätswidrig aus gedehnter Aufenthalt englischer Kriegsschiffe in portugiesischen Häfen wurde zugelassen, England Sie Benutzung Madeiras als Flottenstützpunkt gewährt. Dem Vierverband wurden Geschütze und Kriegsmaterial der verschiedensten Art, England überdies ein Torpedobootszerstörer verkauft. Deutsche Kabel wurden unterbrochen. Expeditionen wurden nach Afrika entsandt und offen als gegen Deutschland gerichtet be zeichnet. An der Grenze von Deutsch-Südwest- airika und Angola wurde der deutsche Bezirks- amimann Dr. Schultze-Jena sowie zwei Offiziere und Mannschaften durch eine Einladung über die Grenze nach Naulila gelockt, dort am 19. Oktober 1914 für verhaftet erklärt, und, als sie sich ihrer Festnahme zu entziehen suchten, zum Teil niedergeschossen, die überlebenden mir Gewalt gefangen genommen. Newr- sionsmaßnahmen unserer Schutztruppe folgten. Von Deutschland abgeschuitten, handelte die Schutztruppe in der durch das por tugiesische Vorgehen hervorgerufenen An nahme, daß Portugal sich mit uns im Kriegs zustände befinde. Die portugiesische Negierung remonstrierte wegen der letzteren Vorgänge, ohne die ersteren zu erwähnen, und beant wortete, unser Verlangen, uns mit unseren Ko lonialbehörden einen ungehinderten chiffrierten Telegrammvcrkehr zwecks Aufklärung des Sachverhalts zu verichaffen, überhaupt nicht." Nach einem Hinweis auf die feindselige Haltung der portugiesischen Presse und des por tugiesischen Parlaments heißt es in dem Doku ment, daß „die deutsche Regierung in Würdigung der schwierigen Lage Portugals es vermieden habe, ernstere Folgerungen aus dem Verhalten der potugiesischen Regierung zu ziehen." Hin sichtlich der Beschlagnahme der deutschen Schiffe heißt es dann: „Am 23. Februar erfolgte auf Grund eines Dekrets vom gleichen Tage ohne vorherige Ver handlung die Beschlagnahme der deutschen Schiffe. Diese wurden militärisch besetzt und die Mannschaften von Bord ge schickt. Die Kaiserliche Regierung hat gegen diesen flagranten Rechtsbruch protestiert und die Aufhebung der Beschlagnahme der Schiffe verlangt. Die portugiesische Regierung hat das Verlangen abgelehnt und ihre Gewaltmaßrcgel durch Rechtsausführungen zu begründen ver sucht. Sie geht davon aus, daß unsere durch den Krieg in den portugiesischen Häfen sest- gelegten Schiffe infolge der Feststellung nicht dem Artikel 2 des deutsch-porlugieiischen Handels und Schiffahrtssvertrages, sondern ebenso wie anderes im Lande befindliches Eigentum der un beschränkten Gebietshoheit und damit dem un beschränkten Zugriff Portugals unterlägen. Weiterhin aber meint sie sich innerhalb der Grenzen dieses Artikels gehalten zu haben, da die Requisition der Schiffe einem dringenden wirtschaftlichen Bedürfnis entspräche, auch in dem Beschlagnahmedekret eine später sestzu- setzende Entschädigung vorgesehen sei. Diese Ausführungen erscheinen als leere Ausflüchte, da die vertraglich vorgesehenen Bedingungen (ein staatliches Bedürfnis und vorhergehende Ver einbarung einer Entschädigung der Betroffenen) nicht gegeben waren. Das ganze Vorgehen der portugiesischen Regierung stellt sich als ein schwerer Rechts- und Vertragsbruch dar. Die portugiesische Regierung hat durch dieses Vorgehen offen zu erkennen gegeben, daß sie sich als Vasallen Englands betrachtet, der den eng lischen Interessen und Wünschen alle anderen Rück ¬ sichten unteüwdnet. Sie hat endlich die Beschlag nahme der Schiffe unter Formen vollzogen, in denen eine beabsichtigte Herausforderung Deutsch lands erblickt werden muß. Die deutsche Flagge wurde auf den deutschen Schiffen niedergeholt, die portugiesische Flagge mit Kriegswünpel ge setzt. Das Admiralsschiff schoß Salut. Die Kaiserliche Reg«erung sieht sich gezwungen, aus dem Verhalten der portugiesischen Regierung die notwendigen Folgerungen zu ziehe». Sie betrachtet sich von jetzt ab als mit der portu giesische» Negierung im Kriegszustand befindlich." verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten.) Deutsche Angriffe in Ostafrika. Das Londoner Bureau Reuter meldet aus amtlicher Quelle, daß in Ostasrika vom 17. bis 31. Januar mehrere deutsche Angriffe bei Dwenkuba, Mwele, Mbyuni und Serengati zurückgeschlagen wurden. — Bei diesen in Eng lisch-Ostafrika liegenden Orlen haben schon mehrfach Kämpfe staltgefunden. Merk würdig berührt nur der ungewöhnlich karge In halt dieser amtlichen englischen Meldung und der Umstand, daß man es für nölig hält, sie noch nach der am 12. Februar bei Salita, am Westrand der Serangeli, erlittenen Schlappe be kanntzugeben. Besetztes deutsches Kolonialgebiet. Bonar Law stellte fest, daß jetzt 750 000 Quadratmeilen deutscher Kolonien besetzt seien, die sich wie folgt verteilen: Südwestafrika, schätzungsweise 322 450 Quadralmeilen, Ka merun 300 000, Togo 33 700, Samoa 660, Upolu 340, Kaiser-Wilhelmsland und Inseln im Stillen Ozean 70000, Bismarck-Archipel 22640, Karolinen. Palau, Marianen und Marschaü- inseln 1000 und Kiautschou 200 Quadrat meilen. * Die Ermattungsstrategie. Der militärische Mitarbeiter der ,Times^ schreibt: „Die jüngste Eroberung von Forges, der Höhe 265 und von Fresnes sind normale Aufmarschoperationen, die unternommen wurden, um den Franzosen vorteilhafte Stützpunkte zu nehmen und den Ring rund um die vornehmste verstärkte Stellung enger zuzuschnüren. Man muß erwarten, daß die Angriffe auch weiter vorgetragen werden, bis alle deutschen Batterien in der zweiten Stellung stehen und das Zeichen für die Erneuerung des Sturmlaufes gegeben wird. Dann wird wahr scheinlich die ganze Front angegriffen werden. Weil aber das allgemeine Jnieresse auf Verdun konzentriert ist, muß man nicht au- nehmen, daß die Franzosen vitale Interessen Gefühlserwägungen opfern oder eine Stellung länger verteidigen, als es mit Erfolg nölig ist. Die Hauptsache ist die, eine ungebrochene Front zu behalten, dem Feind jeden Schritt Boden streitig zu machen und ihn einen hohen Preis für jedes Meter, das er fortschreitet, bezahlen zu lassen, bis der Feind erschöpft ist und unsere ausgestapelten Reserven erfolg reich eingreifen werden. * Lügcnmcldnngcn. In englischen Blättern wird, um das Publi kum über die Lage auf dem Balkan zu be ruhigen, eine Schauer mär nach der anderen über die Zustünde in Bulgarien ver öffentlicht. Die Sofioter amtliche Telegraphen- Agentur weist verächtlich alle die Lügen zurück. — Auch über die deutschen Zustände wird bei unseren Feinden natürlich heftig ge logen. Das niedlichste Stück leistete sich aber ein angeblich neutrales Blatt, der.Amsterdamer Telegraaff. Das Blatt schreibt, daß er n st d Aufstände inKöln ausgebrochen seien, deren Ursache in schweren Verlusten der Deutschen bei Verdun zu suchen sei, und daß die Reisenden die Bahnhoszüge nicht mehr verlassen dürsten, in den Straßen Kanonen ausgestellt wären, um die Menge zu beherrschen. Dazu erklärt die Köl nische Volkszeitung', diese Meldung hat zunächst eine ernste Seite, weil sie zeigt, wie die Lügenpresse des Auslandes die Stimmung der Öffentlichkeit in Frankreich und England durch falsche Nachrichten über Deutschland zu heben versucht. Auf die Deutschen wirken solche Ta- tarcnnachrichien höchst erheiternd. Bisher haben wir hierselbst von Aufständen nichts bemerkt. Nur an einem Kölner Standbild sind vier und zwar Beutegeschütze ausgestellt. Vie neuen Zo-^Iarklckeine. Über das Aussehen der auf Grund des Ge setzes vom 4. August 1914 ausgesertigten Dar lehenskassenscheine zu 50 Mart wird amtlich folgende Beschreibung gegeben: Die Darlehenskassenscheine zu 50 Mark sind 15 Zentimeter breit und 10 Zentimeter hoch. Sie bestehen aus Hanfpapier, das als fort laufendes natürliches Wasserzeichen eine von Lorbeerzweigen umgebene Kaiserkrone trägt. Auf der Rückseite befindet sich links ein aus gemischten (roten, blauen, grünen und gelben) Pflanzenfasern bestehender Streifen. Die Vorderseite enthält einen Untergrund in gelblicher, rotbrauner und graublauer Farbe. Der äußere graublaue Rand zeigt zwischen ge raden Einsassungslinien feine verschlungene Guillochen mit Rosetten in den vier Ecken. Auf der Innenfläche befinden sich stilisierte Neichsab- zeichen. Die linke Gruppe von Abzeichen ist Leicdnet äie vielte kriegs- anleike! von einer aus einzelnen Bogen bestehenden Um rahmung umgeben und zeigt ein senkrecht stehen des, graublau gehalienes Schwert vor einer den Hintergrund mit ihren Strahlen erfüllenden Sonne, darüber zwei kreuzweise ungeordnete Zepter und über deren Mitte, die Sonne zum großen Teil verdeckend, die Kaiserkrone. Sonne, Zepter und Krone sind in rotbrauner Farbe ge druckt. Rechts befindet sich an entsprechender Stelle, ebenfalls in einer gleichartigen Umrah mung, ein Reichsadler in rotbrauner Farbe. Zwischen den beiden Gruppen von Reichsab zeichen steht oben und unten je eine schraffierte 50 in rotbrauner Farbe. Im übrigen ist der Untergrund der Vorderseite durch zweifarbige (gelbe und graublaue) Sterne und Rosetten aus- gefüllt, die zum Teil die Zahl 50 enthalten. Der freie Papierrand der Vorderseite läßt einen gelblichen, aus Punkten bestehenden Untergrund erkennen. Ferner enthält die Vorderseite folgenden Aufdruck in deutscher Schrift: Darlehenskassen schein. Fünfzig Mark. Berlin, den 5. August 1914. Reichsjchuldenverwaltung. Darunter die Namen der Lener. In den beiden unteren Ecken ist der Kontroll stempel in tiefblauer Farbe und darunter auf beiden Seiten der Slrafsatz angebracht. Text ausdruck und Strafsatz sind in grünlich-schwarzer Farbe hergestellt. Die Rückseite ist in grüner Farbe gedruckt und zeigt einen in der Mitte geteilten recht eckigen Nahmen, auf dem schraffierte Ver zierungen, durch lichte Eck- und Mittelstücke unterbrochen, aus dunklem Grunde hervortreten. In jedem der beiden eingeschlossenen Felder be findet sich in medaillonartigem, verziertem Rahmen, links von stilisierten Eichen-, rechts von stili- sierlen Fichtenzweigen mit Früchten umgeben, ein Brustbild der Germania. Beide Bilder haben das Antlitz. einander zugewendet; das auigelöste Haar ist mit der Kaiserkrone und einem Lorbeerkranz geschmückt; die erhobene Hand hält ein Zepter, dessen Spitze den preußi schen Adler trägt. Der übrige Teil innerhalb des Rahmens wird von einem aus ver schlungenen Linien gebildeten Untergrundmuster ausgesülli. Nach außen ist der Nahmen von einem doppelten Naud in zartem Linienmuster umgeben. Der Aufdruck, welcher die Brustbilder der Germania und die sie umgebenden Ver zierungen teilweise verdeckt, lautet in deutscher Schrift: Darlehenskassenfchein Fünfzig Mart. Darunter befindet sich in kräftiger, leicht ver zierter Ausführung die Zahl 50, die mit ihrer unteren Hälfte in die untere Leiste des Rahmens, sie unterbrechend, hineinreicht. Umzogen sind die Ziffern von einem schmalen weißen Rand«. Außerhalb des Rahmens, auf der zarten Linien umrandung, sind links unten und rechts oben Buchstabe und Nummer des Scheins in roter Farbe aufgedruckt. Der freie Papierrand läßt einen in gelber Farbe hergestelllen Schutzdruck erkennen. Dieser besteht aus einzelnen schräg gestellten Zeilen, die aus den sich wiederholenden Worten Darlehens- Kassenschein Mark Fünfzig Mark zusammen- gesetzt sind. Politische kunälcksm. Deutschland. * Der Altersausschuß des Reichs tages, der am 15. März vor der ersten Plenarsitzung Zusammentritt, wird vor allem über die wichtige Frage der parlamentarischen Be handlung der Sieuervorlagen die Entscheidung treffen müssen. Obwohl die Reichsrcgierung auf möglichst schnelle Erledigung der Steuer- Vorlagen begreiflichen Wert legt, scheint es doch ausgeschlossen, daß die Vorlagen etwa schon am zweiten Tage, alio am Donnerstag, aus die Tagesordnung kommen, da natürlich zunächst den Fraktionen Raum für ihre Besprechungen gelaffen werden muß. Wahrscheinlich wird also der 16., vielleicht auch noch der folgende Tag sitzungsfrei bleiben. Nach der ersten Lesung der Sieuervorlagen wird dann eine weitere Pause für die Kommissionsverhandlungen eintreten müssen. Ehe der Seniorenkonvent gesprochen hat, steht aber noch nicht fest, ob die Steuer vorlagen etwa gemeinsam mit dem Etat oder getrennt beraten und verabschiedet werden sollen. Auf alle Fälle hält man es im Reichstage für ganz unmöglich, beide Vorlagen, den Etat und die Steuervorlagen, vor Ostern unter Dach zu bringen. * Mitte April wird eine Reihe deutscher Reichstagsabgeordneter aller Par teien eine Studienreise nach Bulgarien unternehmen, der auch eine mehrtägige Fahrt durch Mazedonien folgen soll. In Sofia, namentlich in parlamentarischen 5kleisen, sieht man dem Besuch der deutschen Parlamentarier mit lebhaften Sympathien entgegen. — Der neue deutsche Gesandte Gras Oberndorf ist in Sofia eingelroffen. * Ein gemeinschaftlicher Erlaß der preußischen Minister für Handel und Gewerbe, des Finanz ministers .und des Ministers des Innern an dis Oberprästdenten beschäftigt sich mit der Vorbe reitung von Maßregeln zur Stützung der Kriegsteilnehmer aus dem ge werblichen Mittelstand. Der Erlaß be handelt im wesentlichen die Frage der Bereit stellung von Mitteln, für Darlehen, sowie die Frage der Errichtung von Beratungs stellen für Kriegsteilnehmer und spricht im übrigen die Zuversicht aus, daß die zur Ver gebung öffentlicher Arbeiten berufenen Behörden bei der Zuweisung von Beschäftigung die be sondere Berücksichtigung der Kriegsteilnehmer aus dem selbständigen Mittelstände sich ange legen sein lassen werden. Dieser Grundsatz hat seitens des Ministers der öffentlichen Arbeiten volle Zustimmung gefunden. Die ihm unter stellten Provinzialbehörden der Staatseisenbahn-, Hochbau- und Wasserbauverwaltung werden sich jetzt schon mit Rücksicht auf künftige Vergebungen mit den hier einschlagenden Fragen vertraut machen und im übrigen die Entwicklung, die diese Fragen in ihren Bezirken nehmen werden, verfolgen. Italien. *Die Blätter aller Parteien drücken die Überzeugung aus, daß die Kabinetts krise unabwendbar sei. Der ,Avant? spiegelt die Meinung aller Parteien wider, wo nach die Mehrheit der Kammer einig sei in der Erklärung, daß man in diesen allerernstesten Zeiten unmöglich die Leitung der Regierung einem groben, nervösen und müden Dianne anvertrauen könne. Amerika. * Die neue russische Anleihe erfreut sich hierzulande keiner Beliebtheit. Das große Bankhaus Schiff hat z. B. eine Beiteiligung an dieser Anleihe rundweg abgelehnt. Auf eigne? Sckolle. Aff Roman von Guido Kreutzer. «Fortsetzung.: Sein zweiter Besuch in Hans Scharrehns Wohnung war demgemäß denn auch nur kurz. Beiden schien gleich viel an einer möglichst glatten Abwicklung zu liegen. Nur, als der Ulan die unterschriebene Quittung zurückgab und das Paket Banknoten in sein Portefeuille schob, sagte er: „Sie können sich denken, Herr Burger, baß ich mir die Sache mit diesen vierziglau send Mark in den lebten Tagen oft habe durch den Kopf gehen lassen. Es ist so vieles dabei, dessen Zusammenhang und Begründung ich mir nicht erklären konnte. Deshalb war ich gestern auch draußen in Noggenthin, um mit Herrn Gröna hierüber einmal Rücksprache zu nehmen. Denn als Gutsnachbar kannte er meinen Vater seit Jahren sehr gut. Und eS wäre doch immerhin möglich gewesen, daß dieser auch zu ihm irgend eine dahinzielende Bemerkung getan hätte. — Leider traf ich ihn nicht zu Hause an." Herr Burger schien etwas übrerascht zu sein- „Aber gestatten Sie, Herr Graf — die Steinrotts, Vater und Tochter, waren doch gestern in Noggenthin zu Besuch und sind sogar die Nacht über dortgeblieben." Hans Scharrehn war blaß geworden. In seine Augen kam ein unrastvolles Flackern. „Wieso? — Und woher wissen Sie? " „Zufall!" — sagte der Besucher in einem Tvsi, als lege er dieser Bagatelle nicht Len ge ringsten Wert bei. „Wenn Sie Interesse daran haben, ist es in wenigen Worten erklärt. Also vorhin — etwa vier Kilometer vor Herzogswalde — übrigens für Kraftwagen ein mörderlicher Weg! — kommt mir der Langenbrucher Zwei spänner entgegen. Im Zuckeltrapp, fast Schritt- Tempo. Drinnen der Oberst mit seiner Tochter, die entsetzlich elend aussah. Wir halten natürlich gegenseitig an und begrüßen uns, wobei ich er fuhr, daß die Herrschaften nach Noggenthin ge- sabren waren, um Herrn Grona zn besuchen. Die beiden Herren waren später auf dem Felde draußen, und als sie nach Hause zurückkehrten, fanden sie die junge Dame, die allein geblieben war, ohnmächtig vor. Sie kam zwar verhältnis mäßig schnell wieder zu sich, blieb aber den ganzen Tag über völlig apathisch. Gegen Abend stellte sich dann ein derartiges Fieber ein, daß an eine Nückfahrt nach Langenbruch gar nicht zu denken war. Die wurde eist heute vormittag möglich. Der Oberst sowohl wie auch Herr Grona rieten beide, die Bahn zu benutzen, aber Fräulein von Steinrott wollte nichts davon wissen. Ska, nun können Sie sich ja ungefähr denken, wie lange das Gespann bei diesem lang samen Tempo unterwegs gewesen sein mag. Doch mindestens sechs bis sieben Stunden. Und dazu diese Sonnenglut! — Ich stellte den Herr schaften natürlich mein Aisto zur Verfügung. Leider wurde es nicht akzeptiert." Der Ulan zündele sich eine Zigarette an. Aber die Hand, die das Streichholz hielt, war unruhig. „Und — haben Sie keine Abming, wodurch Lieser Ohnmachtsansall verursacht fein mag? Ich meine, so etwas ist — hat doch immer einen ganz bestimmten Grund." „Sicherlich," stimmte der andre eitrig zu. „Deshalb erkundigte ich mich selbstverständlich auch. Aber Fräulein von Steinrott, der das Sprechen augenscheinlich einige Anstrengung ver ursachte, konnte mir keinerlei Auskunft geben. Ihr Vater jedoch glaubt, daß sie sich bei der Wirtschaftsführung in Langenbruch wohl zu sehr übernommen habe." Hans Schrrehn hatte sich wieder hingesetzt und betrachtete schweigend, scheinbar interessiert, wie das Streichholz im Aschebecher langsam verglaste. „Übrigens," sagte Paul Burger hinzu, und seine Stimme bekam wieder jenen fatalen Anflug von Vertraulichkeit — „der Oberst schien über diesen Krankheitsfall total aus dem Häuschen zu sein und hatte eine Armesündermiene auf gesteckt, als trage er ganz allein die eigentliche Schuld. Er ließ auch eine dahingehende Bemerkung fallen; leider ist sie mir nicht im Gedächtnis ge blieben." Der Leutnant zuckte, peinlich berührt von solcher Indiskretion, die Achseln. „Sehen Sie— ich bitte Sie: die einzige Tochter! Und er hat doch an ihr, um mal ganz nüchtern zu sprechen, auch zweifelsohne eine hervorragende Stütze gehabt." „Und ob er die an ihr gehabt hat!" — Der Besucher warf den Kopf etwas nach hinten und zog die Augenbrauen hoch. — „Fräulein von Steinrott mag wegen ihrer etwas exklusiven Zu rückgezogenheit vielleicht bei manchem hier im Kreise nicht beliebt sein: die wirtschaftlichen Tu genden wird ihr Wohl kein Mensch abstreiten. Die stehen völlig außer jeder Debatte." , Und als er nur ein zustimmendes Kopfnicken bekam, räusperte er sich diskret. „In Herrn Grönas Haut möchte ich ja heute allerdings auch nicht stecken!" warf er nach lässig hin. Der Ulan hob den Kopf. „Wieso meinen Sie?" Der Besucher lachte kurz auf. „Na, was glauben Sie wohl, Herr Graf, der wird doch in den nächsten Tagen die Angst nicht loswerden, daß Fräulein von Steinrott ernstlich erkranken könnte. Ist ja schließlich auch ganz erklärlich!" „Gewiß, da dieser bedauerliche Unfall gerade in seinem Hause passiert ist," gab der Leut nant zu. Paul Burger wiegte blintzelnd den Kopf hin und her. „Eben deshalb! Und Herr Grona hat doch sicherlich alles angesiellt, um ihr den Aufenthalt gerade in seinem Hause ganz besonders angenehm zu machen!" „Ich verstehe Sie nicht I" sagte Hans Scharrehn brüsk. Sein Gegenüber öffnete dis Augen sperr angelweit, als wisse er sich vor maßlosem Er staunen nicht zu lassen. „Aber — verehrtester Herr Graf — wollen Sie mich zum besten haben? Und hat er denn zu Ihnen als seinem vertrautesten Freunde noch mit keinem Wort über feine Herzensaffäre ge sprochen? Das würde mich, offen gesayt, nicht weiug in Erstaunen fetzen — wo jie doch ei^llich
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