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Bezugs-Preis: vierteljährlich t,LV INK. frei ins Haus. In öer Leschäftsstelle abgeholt 1 VIK. Einzelne Nummer 10 psg. Erscheint DicnstLg, Donnerstag unü 5onnabenä Nachmittag. Unterksltungz- und 6nreigebl3tt Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oäer Seren Naum 13 Psg. Neklamen Sie einspaltige Petit- Zeile oäer Seren Naum 30 psg. 8 ei belangreichen Aufträgen u. MeSer- holungen entsprechenöer Nabatt. Mit wöchentlich erscheinenöer Sonntägsbeilage „Illustriertes Unterhältungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Larten" unü „Deutsche Moöe unü hanSardeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okriila. Nummer 90 Sonntag, den 30. IZuli ^9^6 15. Jahrgang Amtlicher Teil. Wegesperrung. Behufs Vornahme größerer Wegebauarbeiten wird die im hiesigen Reviere gelegene Strecke des MoiWsrf lMeMrser MnlWen Arger — Flügel c — auf die Zeit vom 4. August bis mit 15> September d. I. für allen Verkehr — welcher über Lomnitz verwiesen wird — gesperrt. Zuwiderhandlungen werden nach § 366, Abs. 10 des St.G.B. bestraft. StaaMsrslrevier Okrilla, am 29. Juli 1916. Neuestes vom Tage. — Nach den verzweifelten Anstrengungen, die zumal die Engländer in der Zeit vom 20. bis zum 24. Juli gemacht haben, um in unsere Linien einzudringen, ist eine kurze Kampfpause eingetreten, die von den Gegnern wahrscheinlich dazu benutzt wird, frische Re serven heranzuführen und die Lücken aus zugleichen, die die deutsche Artillerie und das deutsche Maschinengewehrseuer in ihre Reihen gerissen hat. Um nun inzwischen die Stimmung im eigenen Lande nicht nieder brechen zu lassen, sind die Engländer und Franzosen genötigt, neue Siege zu erfinden. E» lohnt sich ja eigentlich kaum mehr, immer von neuem die Unwahrheiten richtig zu stellen dse sie in ihren amtlichen Berichten verbreiten. Um aber Mißdeutungen vorzubeugen, sei doch festgestellt, daß die französische Meldung von der Eroberung einer deutschen Batterie bei Estr^es unwahr ist Die Engländer haben an einzelnen Stellen neue Teilerfolge ver sucht, deren Gesamterfolg jedoch gleich Null ist. Nur bei PozidreS gelang ihnen ein kleiner Erfolg. Ein französischer Angriff nördlich von Barleux wurde ebenfalls ab gewiesen. Anch an der übrigen Kampffront war eine stärkere Patrouillentätigkeit zu ver zeichnen. Es scheint, als ob die Franzosen in der Champagne und auch an anderen Stellen durch Scheinangriffe die deutsche oberste Heeresleitung veranlassen wollen, von den gefährdeten Punkten Truppen abzuziehen Daß ihnen das nicht gelingen wird, braucht kaum besonders unterstrichen zu werden. Nur im Raume Verdun, der offenbar der ver wundbarste Punkt ist, rennen die Franzosen immer von neuem an. Nachdem im Laufe de« Mittwoch ein Angriff abgewiesen war, gelang es ihnen im Laufe der Nacht, in ein kleine» Stück des Zwischenwerkes Thiaumont einzudringen. Der deutsche Gegenangriff aber ist bereits im Gange. -Auch auf der östlichen Front war eine ent schiedene Abspannung zu verzeichnen. Die Armee Woyrsch hatte einen schweren russischen Angriff abzuweisen, im übrigen aber herrschte verhältnismäßig Ruhe. Gegenüber der Front der Hindenburg Armeen wurde durch unsere Flieger lebhafter Verkehr hinter den russischen Linien festgestellt, dec, ebenso wie im Westen wohl den Zweck verfolgte, die russischen Ver bände nach den großen Verlusten der letzten Tage neu aufzufüllen. Im Süden, von dec Bukowina bis zu den Karpathen hinunter, ist die Lage unverändert. — Helsingborgs Posten meldet: Zwei große englische Damp er, deren einer ein Passagier Kampfer zu sein schien, sind am Donnerstag mittag im Kattegalt angehalten worden und passierten, von drei deutschen Torpedojägern begleitet, um 3 Uhr 50 Minuten nachmittags südwärts gehend Molle. — Am 27. Juli 1 Uhr vormittags hat ein deutscher Hilfskreuzer 15 Seemeilen süd östlich von Arendal den bewaffneten englischen Dampfer Eskimo nach Gefecht genommen. Der Dampfer ist eingebracht. — Die rumänische Regierung hat sich ver anlaßt gesehen, in zwei offiziösen Kund gebungen alle Gerüchte lotzuschlagen. Erfolg wird Ministerpräsident Bratianu bei den fanatischen Ruffenfreunden nicht erwartet haben, und er kann sich deshalb auch Nicht wundern, wenn trotzdem die Alarmmeldungen in gleichem Tempo weitergehen. Wir möchten an dem Grundsätze festhalten, uns dadurch nicht nervös machen zu lassen, glauben viel mehr, daß die Lage in Rumänien nach wie vor unverändert ist. Natürlich arbeitet die Entente mit Hochdruck durch Drohungen und Versprechungen an der rumänischen Regierung, aber Bratianu hat sich als ein viel zu kühler Rechner erwiesen, als daß er sich durch Augenblickserfolge der russischen Heere den Kopf verdrehen ließe. Wir haben schon ganz andere militärische Krisen im Osten zu über winden gehabt, ohne daß die Rumänen daraus die letzten Konsequenzen zogen, und erwarten deshalb, daß auch diesmal die Rumänen die endgültige Entscheidung ab warten werden, ehe sie aus ihrer Reserve heraustreten. LerMchrs und Sächsisches. Mttendorf-Vkrilla, ar. Juli ^6. — Em stimmungsvolles Titelbild aus Mexiko, dessen heitere Sonne ebenfalls von Kriegswolken verdunkelt wird, bringt unsere heutige Sonntagsbeilage. Von der letzten Noroseeschlacht geben wir eine packende Kampfszene auf einem englischen Kriegsschiff, welche uns die gewaltige Wirksamkeit unserer Marinegeschütze zeigt. Mit welchen Schwierig, keilen die Lebensmittelversorgung in den neutralen Staaten verbunden ist, veranschaulicht uns der unter militärischer Bewachung vor sich gehende Kartoffellransport in Amsterdam. Von den südlichen Kriegsschauplätzen zeigen wir das von den Oesterreichern wiedereroberte Städtchen Ala in Südtirol und die Führer oer bulgarischen Armee beim Kartenstudium. Von besonderem Interesse dürfte endlich die Karte von den Kampfgebieten in Wolhynien und an der beßarabischen Grenze sein, wo selbst die mit außerordentlichen Mitteln unter nommene russische Offensive zum Stillstand gebracht wurde. — Sammeln und Ablieferung von Nesseln. Auf Veranlassung des Königlich Preußischen Kriegsministertums ist zur Abnahme, Be zahlung und Verwertung dec diesjährigen Nesselernte die gemeinnützige Nesselsaser-Ver- wertungs-G. m. b. H. in Berlin V/. 66, Wilhelmstraße Nr. 91, gebildet mord n. Als Preis für 100 Kilogramm sorgfältig getrock neter blattfreier Stengel werden 14 Mk. an Vie Sammle: gezahlt. Das Sammeln ist durch das Ministerium des Innern organisiert und geschieht unter der Leitung der Amts hauptmannschaften und der Siadträte der Städte mit Revidierter Städteordnung. Um eine unmittelbare Lieferung der Nesseln von den Sammlern an die Verwertungs-Gesell- schäft zu erreichen, ist ein Verbot des Auf kaufs von Neffelstengeln durch Händler usw. in Aussicht genommen. Da die Sammlung der Stengel zur Vermehrung unserer Faser- rohstoffe dienen soll, liegt die weitestgehende Unterstützung der genannten Gesellschaft im vaterländischen Interesse. — Errichtung einer Reichs-Sackstelle. Der Bundesrat hat eine Verordnung über Säcke erlassen, die den An- und Verkauf sowie die Einfuhr von Säcken amtlicher Ueberwachung unterwirft und so die Gewähr bietet, daß auch bei einer noch so langen Kriegsdauer ausreichend Säcke zur Beförderung solcher Waren zur Verfügung stehen, die anders nicht verladen werden können. Zur einheitlichen und planmäßigen Bewirtschaftung der gesamten Bestände an neuen wie an gebrauchten Säcken, einschließlich der noch herzustellenden oder einzuführenden, wird eine Reichs-Sack- stelle ge'chaffen, die aus einer Verwaltungs- und einer Geschäftsabteilung besteht. Alle Säcke mit mehr als 3800 Quadratzentimeter Sackflächeninhalt, die ganz oder teilweise aus Textilrohstoffen oder aus Papier oder aus Textilersatzstoffen hergestellt sind, unterliegen der Bewirtschaftung durch die Reich-Sackstelle und — gleichviel ob neu oder gebraucht, leer over gefüllt — der Anzeigepflicht. Leere Säcke dürfen außer an die Heeres- und Marineverwaltung nur an die Reichs Sack stelle oder mit ihrer Genehmigung abgesetzt werden, die dafür einen Uebernahmepreis zahlt, dessen Höchstgrenze der Reichskanzler festsetzt. Falls die Uebertragung nicht frei willig erfolgt, ist die Enteignung vorgesehen. Die neue Verordnung tritt am 1. August 1916 in Kraft. Dresden. In der Nacht zum Freitag wurde in der Friedrichstraße in Berlin der 18 Jchre alle Bäckerlehrling Walter Hahne- feldr verhaftet, der feinem hier wohnhaften Meister 13 000 Mark gestohlen hatte. Man sand bei dem Diebe noch 99 Mark. Die Kassette, die der Lehrling seinem Meister ge stohlen hatte, enthielt 700 Mark bares Geld das übrige waren Wertpapiere und Spar kaffenbücher, die er in einem Gebüsch in Gruna bei Dresden vergrub. Mit den 700 Mark in bar fuhr Hahnefeldt nach Berlin und später nach Hamburg. Jetzt stand er im Begriff, wieder nach Gruna zu fahren, um dort die Wertpapiere auszugraben. — Wie mit Lebensmitteln gewuchert wird davon erzählt das Organ der sächsischen Kon servativen, das „Vaterland", ein bezeichnendes Beispiel Das Blatt schreib!: Den Lesern der Dresdner Tageszeitungen fielen bis in den Mai hinein Anzeigen auf, die darauf schließen ließen, daß es auch in Dresden Vaterlands- und menschenfreundliche Unter nehmer gibt, die in der gegenwärtigen Zeit der Lebensmittelknappheit ihre ganze Auf merksamkeit auf die Beschaffung sonst fehlen der Nahrungsmittel richten. Eine dieser An zeigen, die aber nur ein Beispiel für viele ist findet sich im Dresdner Anzeiger vom 17. Mai 1916 und lautet: „Zirka 1000 Dosen Rind fleisch in eigenem Saft, zirka 600 Zentner geräuchertes ausländisches Rindfleisch, zirka 200 Zentner ausländische Blutwurst, zirka 25 Zentner prima geräucherten Speck, 179 Kilo Spciseabsallfett, zirka 20000 Dosen Gcütz- blutwnrst, zirka 3000 Kisten, je 48 Dosen, kons. ausländische Vollmilch hat abzugeben: A. Knoblauch, Steinstratze Nr. 5, Telephon Nr. 19420". Nebenbei empfahl dieselbe Firma auch noch Faßseifen (Fettseifen), jedoch in einer besonderen Anzeige, wahrscheinlich damit die Wurst nicht nach Seife schmecke. Ungefähr unter dem 20. Mai d. I. las man unter den amtlichen Bekanntmachungen des Dresdner Anzeigers eine Kundmachung) wo nach der Frau verehelichten Knoblauch geb. Meißner in Dresden, Steinstraße Nr. 5, der Handel mit Nahrungsmitteln wegen Un zuverlässigkeit untersagt wurde. Wir machten uns die tiefgründigsten Gedanken, was denn nun aus dem Rindfleisch, dem Speck und der Wurst werden würde und fühlten uns des halb aufrichtig beruhigt und getröstet, im Dresdner Anzeiger vom 9. Juni 1916 die nachfolgende Anzeige zu finden: „Zirka 100 Zentner prima ausländischen Schweine-Schmalz zirka 10000 Dosen Rindsgulasch, zirka 10000 Dosen Rindfleisch, alles dreies verkehrsfreie und beschlagnahmefreie Ware, Rollmöpse, ä Tonne zirka 400 Stück 54 Mark, größeren Posten Plockwurst, 245 Dosen Fleischbrühe, freibleibend, Zwischenverkauf Vorbehalten, hat anzubieten und zu vermitteln: H. Stoldt u. Co., Dresden-ANstadt, Steinstraße 5, Fern sprecher Nr. 19420'. Geschäftszweig, Ge schäftslokal und Fernsprechnummer sind so nach also ganz genau die gleichen geblieben, Hoffen wir im Interesse von H. Stoldt u, Co., daß sich jetzt die Geschäftsgrundsätze wenigüens geändert haben möchten. Auch über die Zukunft der Frau Knoblauch sind wir getröstet. Da sie nun nicht mehr mit Lebensmitteln handeln darf, so empfiehlt sie „zirka 20000 Scheuertücher, beschlagnahmefrei und diverse Tischtücher sowie Gartendecken, Schürzen, Bettücher und Strohsäcke". Alle« Steinstraße 5 unler der vielseitigen Fernsprech nummer 19420. Kreischa. Der 15 jährige Sohn der hiesigen Sanitätsrats Dr. Krapf rettete zwei Knaben, die beim Kahnsahren in den Schloß- teich gefallen waren. Großenhain. Neue Preise für Rind- Kalb- und Hammelfleisch setzt der Kommunal verband fest. Das Rindfleisch kommt in drei Wertklaffen und zwar zu 1,40 Mark, 2,00 Mark und 2,20 Mark zum Verkauf. Die Festsetzung der Wertklaffe erfolgt durch den Fleischbeschauer. Kalbfleisch kostet das Pfund 1,40 Mark, Hammelfleisch das Pfund 2,30 Mark. Die Verordnung ist bereits in Kraft getreten. Zwickau. Eine Flucht im Auto ver suchten hier drei Burschen im Alter von 16 bis 20 Jahren, von denen zwei im Laufe vergangener Woche mehrmals einzubrechen versucht und sich durch einen gefälschten Bries Geld zu verschaffen versucht hatten. Au- Furcht vor Strafe wollten sie ins Ausland gehen. Der Dritte stahl seiner Mutter und auch seiner Großmutter erst noch Geldbeträge. Dann kauften sich die drei Automützen und -Brillen, erbrachen einen Schuppen, in dem sich ein Kraftwagen befand und richteten ihn vor. Als sie fortfahren wollten, wurden sie jedoch sestgenommen.