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MW KU K K Nf KV M §---- «1 M D K D AKA^stsLD 8W U. D M 8 UA 8 W UM ^1/AH-H. V H, 1 Bezugs-Preis: l vierteljährlich 1,22 Mki. frei ins Haus, filn öer Leschästsstelle abgeholt 1 Mk. i Einzelne Nummer 1V Psg. l Erscheint Dienstag, Donnerstag unö i 5onnabenö Nachmittag. Unterkaltungs- und Bnreigeblatt Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 13 Psg. Neklamen Sir einspaltige Petit- zeile oöer Seren Naum 3V Pfz. Lei belangreichen KustrZaen u. Meöer- holungen entsprechenoer Nabatt. M wöchentlich erscheinenüer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt', sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla.Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, (örotz-Okrilla. Nummer 30 Freitag, den (0. März fW f5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Von den Kämpfen um Verdun ab gesehen herrscht nach wie vor die lebhafteste Kampstätigkeit aus dem blutgetränkten Boden der Champagne. Auch hier liegt die Jni- tiative zumeist auf unserer Seite. So haben am Montag unsere Truppen östlich von Raisons de Champagne, einem Gehöft nord westlich von Massiges, einen den Feind über- laschenden Angriff gemacht und die Stellung zuruckgewonnen, in der sich die Franzosen am 11. Februar festgesetzt hatten. Dabei fielen zwei Offiziere und 150 Mann als Gefangene in unsere Hände. Es ist nicht Uninteressant, daß jenes Grabenstück, das, als es uns abgenommen wurde, in dem sranzösischen Heeresbericht eine nicht un bedeutende Rolle spielte, im letzten französischen Bericht zu einem „kleinen vorgeschobenen Grabenstück" herabsinkt, gleich als ob die Franzosen sich um dessen Besitz niemals be müht hätten. — Die,außerordentlich taktische Bedeutung des neuen stolzen Waffenerfolges dec Armee des deutschen Kronprinzen ift dann zu er blicken, daß nunmehr der Anschluß an die vorgeschobene Lune der Deutschen aus dem Ostufer der Maas hergestellt ist. Die Truppen die im letzten Drittel des Februar aus der Linie Consenvoye — Azannes vorgebrochen waren und sich an den Südhängen der Cole de Talou, des PfefferrückenS (Cote du Poivre) und des Douaumont festgesetzt hatten, blieben in ihrer rechten, an die Meas angelehnte Flanke durch das feindliche Feuer bedroht, solange nicht auch die deutschen Linien auf dem Westufer der Maas bis zur gleichen Höhe vorgeschoben waren. Durch den wuch tigen wohlgelungenen Sturmangriff unserer braven Truppen Uber den Forgesbach hinaus ist jetzt dieses Ziel erreicht. Zweifellos werben sich die Wirkungen dieses beträchtlichen Ge ländegewinns nicht nur unmittelbar gegen Verdun, sondern auch weiter nach Westen, nach den Argonnen zu, für die Franzosen Unangenehm fühlbar machen. Und während hier die Franzosen annähernd 20 Quadrat kilometer an Boden verloren, wurden ihnen in der Woevce-Ebene die letzten Häuser von Fresnes, in denen sie sich noch zu halten ge wußt hatten, abgenommen. Die Pariser Presse scheint noch in völliger Unkenntnis über das neue schwere Mißgeschick der Armee Petains zu schweben, oder sie treibt eine sehr gefährliche Vogel Strauß-Politik. Die Mehr zahl der Blätter bleibt dabei, daß die deut schen Angriffe im Feuer der französischen Artillerie zusammengevrochen feien. Zn der „Times" rechnet Lord Nortyeliffe den Deut schen sogar ihre „furchtbaren Fehler" vor, die sie in den Kämpfen vor Verdun be gangen haben. Wir werden die Kntrk dieser Dilettanten ebenso zu ertragen wissen, wie die Spöttereien der italienischen Presse über die angeblich mangelnden Erfolge. Plan täte in London und in Rom wahrlich besser, statt der Ergüsse der Boulevard-Presse die begonnenen Urteile der sranzösischen Militärkriuker zu Rate zu ziehen. m "7 Die Frankfurter Zeitung" meldet aus Pans: Wie die Blätter berichten, wird die Beschießung von Reims durch die Deutschen Mit Heftigkeit fortgesetzt. Am Donnerstag schlugen 66 Granaten in fast allen Teilen der Stadt ein. -- Aus Amsterdam wird der „V. Z. am R. berichtet: In Meldungen aus Havre, die 7?"^" eingetroffen sind, wird berichtet die Zahl der Verwundeten aus den Kämpfen bei Verdun wachse fortwährend so stark an daß jetzt auch ia Havre Notlazarette herac- uchtet werden. Da französisches Sanitäts- personal und französische Lazaretteinrichtungen nicht mehr vorhanden sind, wurden eie Not lazarette von englischen Sanitätsabteilungen eingerichtet. Die französische Regierung hat das amerikanische Rote Kreuz um weitere Unterstützung gebeten. Zu den herangeführten Reserven der Franzosen bei Verdun gehören auch, mehrere Regimenter, die sich aus 18- und 17- jährigen Rekruten znsammensetzen, deren Ausbildung noch nicht ganz abge schlossen war. Reuter meldet aus London, Lord Northcliff, der die Front in Frankreich besucht, beschreibe in seinem Blatt „Times" die Schlacht bei Verdun. Die Verluste der Franzosen seien unbeschreilich. Die kriegs gefangenen Deutschrn stammten aus allen Teilen Deutschlands. — Der „Frkf. Ztg." wird aus Wien ge meldet: Ein Luftangriff österreichisch ungari scher Marineflieger auf Ancona hat große Wirkung gehabt und die Militärischen An lagen in Ancona arg in Mitleidenschaft ge zogen sowie auch sonst in der Stadt großen Schaden angerichtet. Der Angriff erfolgte nachmittags. Das Geschwader wurde vorher gesichtet und beim Herannahen an Ancona durch Alarm signalisiert. Als die Flieger über Ancona erschienen, begannen die Ab wehrgeschütze unaufhörlich gegen die Aviatiker zu arbeiten, die unerschrocken die Bomben auf die militärischen Anlagen und Gebäude ab warfen und nach tüchtig vollbrachter Arbeit trotz der heftigen Beschießung unversehrt wieder ihren Ausgangshafen erreichten. — Aus Saloniki wird berichtet: Die griechische Militärbehörde beschäftigt der ge plante bulgarische Einmarsch in Griechisch- Mazedonien. Ein bulgarisches Bataillon soll die Grenze überschritten haben und bei Djeves lagern, ohne irgendwelche Belästigung seitens der Griechen Die griechische Artillerie unter Oberst Djanetto habe den Rückzug an- gelreten und sei in Beroea augekommen. Die Möglichkeit des Einmarsches der Bul garen wirb in Athen mit Ruhe ausgenommen. — Nun hat sich endlich auch das ameri kanische Repräsentantenhaus mit der 0-Boot- Angelegenheit beschäftigt. Es ist, wie schon vorauszusehen war, dem Beispiel des Senats gefolgt, hat sich also gleichfalls für eine Ver tagung der Frage ausgesprochen, ob die Bürger der Vereinigten Staaten vor Reisen auf bewaffneten Handelsschiffen der krieg- führenden Parteien zu waruen sind. Wie der Senat, so hat sich auch das Repräsen tantenhaus damit für die Zukunft freie Hand bewahrt, aber natürlich gleichzeitig dem Präsidenten Wilson die Freiheit der Ent schließung gelaffen, seine Verhandlungen mit Deutschland fortzuführen. Die ganze An gelegenheit wird voraussichtlich erst wieder in Fluß kommen, wenn Wilson die in Washing ton am Montag eingetroffenen Beilagen zu der deutschen Denkschrift über die O-Boot- Kriegfühiung durchstudiert hat. — England scheint bei Portugal endlich sein Ziel erreicht zu haben. Das selbst verständliche Verlangen der deutschen Re gierung, die Beschlagnahme der deutschen Handelsschiffe in den portugiesischen Hafen sofort aufzuheben, ist von dem portugiesischen Ministerium glatt abgelehnt worden. Die Abberufung des deutschen Gesandten in Lissabon wird infolgedessen nicht lange mehr auf sich warten lassen. Deutsche Familien, die in Portugal leben, ziehen bereits die natürlichen Folgernngen aus der stark zu gespitzten Lage, sie begeben sich nach Spanien. An der militärischen und politischen Gesamt lage würde sich durch einen Anschluß Por tugals an den Vierverband nicht viel ändern. Im Grunde befindet sich das Deutsche Reich mit der portugiesischen Republik bereits im Kriegszustände, da es an den Grenzen der afrikanischen Kolonien Portugals schon vor Monaten zu Zusammenstößen zwischen deut schen und portugiesischen Kolonialtruppen ge kommen ist. Oertliches urrd Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, 4. März W6. — Kein Gesetzentwurf betr. Nachtback oerbot. Die „Neue politische Korrespondenz" schreibt.- In verschiedenen Blättern wird mitgeteilt, dsß dem Reichstage ein Gesetz entwurf betreffend das Verbot der Nachl- arbeit im Bäckereigewerbe zugegangen sei, der von dem Haushaltungsausschuß des Reichstages mit großer Mehrheit gut- geheißsn worden sei. Diese Angaben treffen nicht zu. Dem Haushaltungs- ausschuß des Reichstages hat ein solcher Gesetzentwurf der Regierung bisher nicht oorgelegen. Im Anschluß an die vom Bundesrat über das Nachtbackoerbot er lassene Verordnung ist seites der Reichs regierung ein vorläufiger Gesetzentwurf aufgestellt worden, der inzwischen lediglich mit Ve tretern der Arbeitgeber und Arbeit nehmer besprochen worden ist, um deren Wünsche in dieser Frage genau kennen zu lernen. — Die stellv. Generalkommandos XII und XIX. Armeekorps haben die am 10 Januar 1916 erlassene Bekanntmachung, betreffend Verbot der Versteigerung von Eichenrinde, Fichtenrinde und Gerblohe aufgehoben. — Zeichnungen aus die vierte deutsche Kriegsanleihe werden vom 4 bis 22. März auch bei allen Postanstalten entgegen genommen. Die Zeichnungsbedingungen mit dem Zeichnungsschein, in den nur der gewünschte Betrag und die Unterschrift einzurücken ist, sind am Postschalter und bei den Bestellern erhältlich. — Die Rechtsgültigkeit von Testamenten im Felde. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt. Vor einigen Tagen ging die Mitteilung durch die Presse, daß ein eigenhändig ge schriebenes und unterschriebenes Testament in dem die Angabe des Ortes der Nieder schrift fehlt, der Rechtsgültigkeit entbehre, auch wenn das Testament „im Felde ge ichrieben" ist. Diese Nachricht, die ge eignet ist, Beunruhigung in den Kreisen der Kriegsteilnrhmer zu erregen, beruht auf einem Irrtum. Durch das Reichs- militäcgesetz vom 2. Mai 1874 (Reichs- Gesetzbl. 1874 S. 45) ist in dieser Hin sicht ausreichend Vorsorge getroffen. Nach Z 44 dieses Gesetzes können in Kriegszeiten Angehörige des aktiven Heeres von der Zeit, wo sie entweder ihre Standquartiere oder, im Falle ihnen solche nicht angewiesen sind, ihre bisherigen Wohnorte im Dienste verlassen oder in denselben augegriffen oder belagert werden, letztwillige Verfügungen in erleichterten Formen gültig errichten. Eine solche Erleichterung ist auch für das eigenhändige Testament vorgesehen. Dieses ist schon dann gültig, wenn es von dem Testator eigenhändig geschrieben und unter schrieben ist. Das Fehlen von Orts- und Zeitangabe beeinträchtigt daher die Gültig keit des Testaments nicht. Zugunsten der Kaiserlichen Marine findet diese Vorschrift gleichfalls Anwendung. — Gegen die Umgehung der Post im Briefverkehr über die Reichsgrenze erlassen jetzt die stellvertretenden kommandierenden Generale des 12. und 19. Armeekorps fol gende Verfügung: Im Interesse der öffent lichen Sicherheit wird verboten, unter Um gehung der Post Briese, Karten oder auch sonstige Schriftstücke, welche Briefe oder Karten ersetzen sollen, über die Reichs grenze nach oder von Oesterreich-Ungarn oder Rußland zum Zwecke der Bestellung oder Weiterbeförderung zu bringen yder durch andere bringen zu lasten. Wer es unternimmt, diesem Verbote zuwider zuhandeln, wird, wenn die bestehenden Ge setze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen auf Grund von § 9b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 in Verbindung mit dem Reichsgesetz vom 11. Dezember 1915 bestraft. Unsere den Briesverkehr nach und von Oeperreich- Ungarn betreffende Verfügung vom 6./17. April 1915 (abgedruckt in der Sächsischen Staatszeitung vom 30. April 1915 Nr. 98) erledigt sich hiermit. Dresden und Leipzig am 1. März 1916. Die stell vertretenden kommandierenden Generale des 12. und 19. Armeekorps, gez v. Broizem, gez. v. Schweinitz. Kamenz. Der in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag hier beobachtete Feuerschein rührte von einem Schadenfeuer in Biehla her. Dort wurden Wohnhaus und Scheune des Wirtschaftsbesitzers Erwin Steglich vollständig vernichtet. Der Kalamitose erleidet trotz Versicherung er heblichen Schaden. Die Brandursache ist noch nicht festgestellt. Meißen. Durch eine heimtückische Tat die in einem Hause an der Rauentalstraße ausgeführt worden ist, konnten recht traurige Folgen entstehen. Dort machte sich schon seit vor Weihnachten lästiger Rauch- und Gasgeruch bemerkbar, dessen Entstehung man trotz eifrigen NachsorschenS nicht ermitteln konnte. Die sorgfältige Untersuchung des verdächtigen Ofens einer Wohnung im ersten Stock ergab nicht den gewünschten Aufschluß, denn nicht der ge ringste Fehler war zu entdecken. Der Be sitzer entschloß sich aber trotzdem zum Ab- bruch des Ofens. Hierbei fand man des Rätsels Lösung. Zwischen dem Schorn stein und dem Ofen entdeckte man nämlich einen gut passenden Blumentopf eingebaut der den Abzug des Kohlenrauches nur durch das kleine Loch im Boden des Topfes gestattete, während der größere Teil in die Wohnräume drang und dadurch das Leben der Bewohner gefährdete. Man nimmt an, daß die Einmauerung des Topfes nur vom Schornstein aus und nur aus Bös willigkeit geschehen sein kann. Wilsdruff. Ein Deserteur vom 177. Infanterie-Regiment wurde hier test genommen. Am Abende vorher hatte sich dieser in den Gasthöfen zum Löwen und Adler als Sohn des Klempnermeisters W, in Kesseldorf ausgegeben, mit seinen militärischen Leistungen und Auszeichnungen geprahlt und mit seinen angeblichen Ver wundungen das Mitleid der Gäste erregt die ihm die Zeche zahlten und auch für gutes Nachtquartier im „Adler" sorgten. Dieses Freudenleben fand ein schnelles Ende, als der Schutzmann Rost feststellte, daß cs sich um einen Fahnenflüchtigen handle.