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Ottendorfer Zeitung : 29.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191602298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160229
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-29
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 29.02.1916
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Englands M-ensbe-ingungen. Im englischen Unterhause kam es zu einer Art Friedensdebatte, die durch den Arbeiter- parteiler Snowden eröffnet wurde. Er sagte u. a., daß England aus uneigennützigen Gründen sich am Kriege beteiligt habe, und daß dir Sache der Verbündeten gerecht sei. Das ganze britische Volk wünsche einen befriedigenden Ausgang. Ein solcher Ausgang und ein dauernder Friede könne aber nur durch Ver handlungen, nicht durch eine Fortsetzung des Krieges erreicht werden. Er führte den russi schen Schriftsteller Bloch an, der voraus gesagt habe, daß der moderne Krieg nie mals auf dem Schlachtfelde entschieden werden könne. Er glaube nicht an einen mili tärischen Sieg, der übrigens nur zu einem neuen Kriege führen würde. Snowden äußerle die Überzeugung, daß die Zeit für Friedens verhandlungen gekommen sei; er berief sich ferner auf eine Erklärung des Franzosen Longuet, daß Frankreich den Krieg nicht durch halten könne. Zum Schluß forderte er die Re gierung auf, ihre Friedensbedingungen kundzu geben. Damit war Ministerpräsident Asquith auf den Plan gerufen. Er erklärte zunächst, er freue sich feststellen zu können, daß völlige Einigkeit im Lande herrsche. Dann sprach er über die Voraussetzungen, unter denen es mög lich wäre, den Krieg unter Erreichung des Kriegszieles der Verbündeten zu beendigen. Der Minister knüpfte an eine Bemerkung des Arbeiterparteilers Snowden an, der gesagt hatte, in Deutschland herrsche allgemein der Wunsch nach Frieden. Worauf stützt sich diese Behauptung? fragte Asquith. Da sei die jüngste Debatte im Reichstag und die Rede des Kanzlers, der gesagt zu haben scheine, er sei durchaus gewillt, eine An näherung von anderer Seite willkommen zu heißen. Jedermann würde bereit sein, Annähe rungen von anderer Seite willkommen zu heißen, aber der Kanzler habe nicht angedeutet, daß er bereit sei, den Anfang zu machen, und da er 'seine Erklärung dadurch ergänzt zu haben scheine, daß er den Abgeordneten jagte, Deutsch land habe sich nicht als Feind aller Nationen erwiesen (jenes Deutschland, das Belgien ver nichtet und verwüstet und sein Bestes getan habe, auch Serbien, Montenegro und Polen zu vernichten und verwüsten), so könne eine solche Erklärung in solchem Zusammenhang nur als eine gewaltige schamlose Kühnheit bezeichnet werden. Ich würde, fuhr Asquith fort, den Friedens- bedingungen des Kanzlers mehr Gewicht bei legen, wenn ihre Sprache auf Gründen beruhte, die nicht von so durchsichtiger Heuchelei und Nutzlosigkeit wären. ES ist wahr, daß einige Mitglieder der sozialdemokratischen Partei sehr mutig eine höchst unvolkstümliche Stellung an gesichts einer großen Verwirrung behauptet haben. Aber was ist dabei erreicht worden, wenn bei der entscheidenden Abstimmung von einer Partei von 110 Mitgliedern nur 20 über redet werden konnten, gegen den Kriegskredit zu stimmen? Ich will jetzt der Sache auf den Grund gehen. Man hat gefragt, warum ich die Friedensbedingungen nicht mitteile. In Beant wortung dieser Frage beendete Asquith seine Rede mit einem Schlußwort, welches das Haus, das den Reden Snowdens und Trevelyans mit Schweigen zugehört hatte, in die tiefste Er regung versetzte. Ich habe in klaren, direkten, verständlichen und gewichtigen Worten die Bedingungen mit geteilt, unter denen wir in England gewillt sind, Frieden zu schließen. Ich will sie heute wiederholen. Unsere Verbündeten sind mit ihnen vertraut, und dem deutschen Reichskanzler sind sie wohl bekannt. Was ich am 9. November 1914 gesagt habe, wiederhole ich jetzt. Wir werden niemals das Schwert, das wir nicht leicht ge zogen haben, wieder in die Scheide stecken, bis Belgien (und ich will hinzufügen, Serbien) in vollem Maße alles und mehr als altes, das sie geopfert haben, wieder erlangen, bis Frankreich ausreichend gegen einen Angriff ge sichert ist, bis die Rechte der kleineren Nationen Europas auf eine unangreifbare Grundlage ge- Kuf eigner SckoUe. 14s Noman von Guido Kreutzer. VorNetzung.; „Aber,' fuhr Albrecht fort, und seine Augen kehrten zu ihr zurück „ich hab' mal vor Jahren — mir scheint, das ist schon ein Menschenalter her —, da hab' ich eine Frau geliebt. Sie gehörte einem andern, mit dem sie auch heute noch verheiratet ist. Ich hab' ihr »reine Empfindungen nie auch nur mit einem ein zigen Wort verraten. Wir sind oft auf Gesell schaften und Jagddiners zusammengetroffen und haben uns immer ausgezeichnet verstanden. Sie hat mich sehr gern gehabt, das — na, das merkt man ja als Mann.' Er lächelte ein klein wenig verlegen. „Ob sie mehr für mich übrig halte, weiß ich nicht; denn ich hab' sie nie danach gefragt. Weil sie doch die Frau eines andern war, und davon soll man die Finger lassen, wenn man auch nur einen Funken Ehre im Leibe hat.' Seine Augen wurden wieder unruhig. „Spater wurde ihr Mann dann in eine andere Garnison versetzt — irgendwohin nach dem Rheinland. Und seit der Zeit hab' ich sie nie wiedergesehen, auch nie mehr von ihr ge hört." Eüie kleine Pause. „Darüber sind nun Jahre gegangen. Aber die Bresche in der Brust ist geblieben. Ich glaub' auch kaum, daß sie noch einmal ausgefüllt wird. Und — ja — sehen Sie, Fräulein Brigitte — wie das so ist. Und wenn man eben solch Waschlappen ist, wie ich in diesem Fall —' Er schob die Schützer» hoch. Und dann stellt sind, und bis die Militärherrschaft Preußens gänzlich und endgültig vernichtet ist. Was fehlt hierbei noch an Klarheit und Deutlichkeit? Ich frage den deutschen Kanzler, wie ich es noch verständlicher machen soll und was ich noch mehr tun soll, um ihn und alle unsere Feinde zu überzeugen, daß erst, wenn ein Friede auf diesen Grundlagen in Sicht und Zu erreichen ist und nicht eher wir oder einer unserer tapferen Perbündeten auch nur ein Jota davon ablassen werden, diesen Krieg weiter zu führen. Das ganze Haus spendete dem Redner stürmischen Beifall und die Friedensdebatte war beendet; denn die anderen Mitglieder der Arbeiterpartei erklärten, es sei noch keine Zeit zum Friedensschluß. Wir kennen ja hinreichend das Lied: für immer und endgültig vernichtet. Damit Englands Weltherrschaft unangreifbar für alle Zeiten bleibe, damit seinem Handel kein Mitbewerber, seiner Industrie keine ändern überlegenen erstehe. Wir wissen, daß der Krieg auf den Schlachtfeldern entschieden wird und sind des Sieges gewiß. Verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten.) Das Ergebnis des deutschen II-Boot-Krieges. Der Meuwe Rotterdamsche Courant' schreibt: Soweit wir nach Zeitrmgsmeldungen bisher feststellen konnten, ist das Ergebnis des deut schen Unterseeboot-Krieges, der am 18. Februar ein Jahr im Gange war, folgendes: Ver senkt wurden 670 Schiffe. Diese Schiffsverluste tragen u. a. die feindlichen Staaten wie folgt: England verlor 439 Schiffe, und zwar 244 Dampfer, 9 Segelschiffe, 117 Fischdampfer, 25 andere Fahrzeuge, 1 Mo torboot, 5 Kreuzer, 12 Hilfskreuzer, Transport- und Proviantschiffe, 5 Kanonenboote, 2 ägyp tische Kanonenboote, 4 Unterseeboote, 2 Minen leger und 1 Regierungsjacht. Frankreich verlor 44 Schiffe, und zwar 28 Dampfer, 5 Segelschiffe, 3 Unterseeboote, 3 Transport dampfer, 2 Kreuzer oder Hilfskreuzer und 1 Torpedoboot. Rußland verlor 29 Schiffe, davon 8 Dampfer, 12 Segelschiffe, 2 Minen leger, 1 Torpedoboot, 3 Transportschiffe und 3 Kanonenboote. Italien verlor 28 Schiffe, davon 14 Dampfer, 4 Segelschiffe, 1 Motor schoner, 3 Kreuzer, 2 Torpedoboote und 4 Un terseeboote. Belgien verlor 8 Schiffe, davon 6 Dampfer und 2 Fischerfahrzeuge. -i- Neutralitätsbruch Portugals? Die Amtszeitung in Lissabon veröffentlicht einer Reutermeldung zusolge einen Erlaß, in dem die Form der Benutzung deut scher, in portugiesischen Häfen internierter Schiffe durch die portugiesische Regierung ge regelt wird. Portugiesische Besatzungen begaben sich an Bord der deutschen Schiffe, die im Tejo verankert sind, und hißten die portu giesische Flagge. Weshalb Portugal diese Maßregel plötzlich ergriffen hat, läßt sich kaum ohne weiteres erklären. Wahrscheinlich hat auch hier Englands Druck das seine getan. Einstellung von Verbrechern in die russische Reichswehr. Der russische Miuisterrat beschloß eine Nach musterung der sür den Kriegsdienst früher als untauglich befundenen Kosaken, die Einberufung der gegenwärtig in gerichtlicher Unter suchung und im Gefängnis befindlichen Russen und die Einstellung der Bewohner, der Küstenprovinz des Amurgebietes in die Reichswehr. * Das bedrückte Griechenland. Nach einer Konstantinopeler Meldung der ,Franks. Zig.' hat Skuludis die Antwort des griechischen Kabinetts aus die Gesamtnote der Vierverbandsmächte dem englischen Gesandten überreicht. Die griechische Negierung weist darauf hin, daß die sür die Besetzung in Aussicht genommenen Punkte von keinerlei Nutzen für die Verbündeten sein können, wo gegen ihre Dutchführung Griechenland, sowohl vom politischen als auch vom finanziellen ging er plötzlich nüt Gewalt auf ein anderes l Thema über; wandte sich an den alten Stein rott, der ganz gerührt aussah. „Um auf die poetischen Anlagen zurückzu kommen, Herr Oberst, die Sie mir partout an dichten wollen — so schlimm ist das natürlich nicht. Der Mensch braucht ja auch nicht gleich ein dichterisches Genie oder sonst ein Geistes heros zu sein, um an all solchen Sachen und Erinnerungen, wie Sie hier im Zimmer sehen, seins Freude zu haben. Aber wenn ich mir wirklich ein Quentchen Schönheitssinn und Grips dofür angeeignet hab', dann ist das nicht etwa mein Verdienst. Das kommt noch alles von der Gräfin Scharrehn." Brigitte Steinrott setzte die Tasse, die sie gerade zum Munde führen wollte, klirrend zurück. Und ihr Vater hob, aufmerksam werdend, den Kopf. „Sie meinen die Mutter Ihres Freundes? Die ist schon langst tot.' Albrecht Grona wurde eifriger. „Das gewiß. Aber ich hab' sie doch sehr gut gekannt. Denn als sie starb, war ich ge rade elf Jahre geworden. Und solange hat sie sozusagen Mutterstelle an mir vertreten; wenig stens immer, wenn ich drüben in Trervw war und mit dem Hans spielte.' Er wandte sich wieder an seine Nachbarin, j Seine Augen blitzten. „Das war eine Frau, sag' ich Ihnen, Fräulein Brigitte! Aus ganz kleinen Verhält nissen hervorgegangen, aber dabei von einer Herzensgüte und einem Feinempfinden, daß sich Standpunkt, in eine schwierige Lage versetzen würde. Im Namen des Vierverbandes antwortete Elliot, man würde alles aufbieten, um die ökonomische und finanzielle Lage Griechenlands nicht zu stören. Die Verbündeten wollen eine weitere Steigerung der Lebens mittelzufuhr nach Griechenland gestatten, ferner der griechischen Handelsschiffahrt größeren Spielraum gewähren? — Eine ge mischte Truppenabteilung des Vierverbandes ist in Patras (Peleponnes) gelandet. * Italien am Scheidewege. Nach der .Kölnischen Volkszeitung' schreibt ,Seco!o' angesichts der italienischen Kammer eröffnung: Die Abgeordneten, die bisher dem Kabinett ihr Vertrauen entgegenbrachten, um den siegreichen Krieg gegen die Barbaren jenseits der Alpen fortzuführen, seien heute nicht geneigt, die ewige Unentschlossenheit und all zu häufigen Fehler des Mini steriums in einer Stunde, wo größte Energie erforderlich sei, gutzuheißen. Salandra halte eine Inständige Konferenz mit Sonnino, worin wahrscheinlich entschieden wurde, daß das Kabinett, dem Willen der Partei folgend, mit einer Kri e gserklärung gegen Deutsch land vor die Kammer treten soll. Vie Geltung Veräun. Verdun, der nördliche Pfosten der Festungs kette Verdun—Toul—Epinal, ist eine Festung ersten Ranges. Sie wurde nach dem Kriege 1870 vorzüglich ausgebaut und ist in großem Umfange mit einem doppelten Festungsfort gürtel umgeben. Der Durchmesser dieses Gürtels beträgt rund 50 Kilometer. Er besteht aus insgesamt 88 Festungswerken, von denen 17 große Forts find, 21 sind als selbständige Werke ausgebaut und 50 sind befestigte Batteriestellungen. Das Fort Camp des Ro mains ist das letzte Werk der vier großen Forts zwischen Verdun und St. Mihiel, von denen die drei anderen Genicourt, Troyon und Les-Paroches heißen. Die Festung Verdun, zu Leiden Seiten der Maas gelegen, beherrscht diesen Fluß und die Bahnlinie von Metz her. Sie ist schon durch die natürliche Lage sehr ge schützt, da die Forts hauptsächlich auf Boden erhebungen angelegt sind. Noch vor dieser Verteidigungslinie gegen die deutsche Grenze vorgeschoben liegen in der Höhe von Epina! die zur Verteidigung der wichtigsten Vogesenpässe bestimmten Sperrforts, vor dem Abschnitt Toul—Verdun sind ebenfalls einzelne Forts bis Etain und Frouard vorgeschoben. So bildet das ganze eine Art „chinesische Mauer", die sich von ihrem asiatischen Vorbild freilich dadurch unterscheidet, daß sie nicht fort laufend angelegt ist, sondern aus einer Kette im Durchschnitt etwa eine Meile voneinander entfernter Forts besteht. Jedenfalls repräsentiert jedes dieser Sperrforts sicher eine hohe, nicht zu unterschützende Widerstandskraft. Mit unseren 42-ZentimeIer-Mörsern konnten sie allerdings noch nicht rechnen, da diese bis zum Kriege völlig unbekannt waren. Nach deutschem Vorbilde in einfachen, ge raden, dem Terrain sich anschmiegenden Grund rißlinien gebaut, sind die mit allen technischen Errungenschaften der modernen Vefestigungs- knnst in fast überreichem Maße ausgerüstet: Gedeckte Unterkunftsräume sür die Mannschaft während der Dauer der Beschießung, tiefe und breite Gräben, welche durch Jnfanteriefeuer und Mitrailleusen flankiert werden, Panzer batterien und drehbare Panzerlürme fehlen ebensowenig wie eine kraftvolle artilleristische Ausrüstung von 30 bis 40 schweren Geschützen und eine ausgiebige Vorbereitung von Mnen- aulagen. Die Besatzung- eines jeden Forts wird im Frieden zwischen 700 und 1000 Mann schwanken. Hinter dieser ersten Verteidigungs front erhebt sich ein zweiter Festungsgürtel, dem die Aufgabe zufallen soll, sowohl den etwa in das Innere des Landes zurückweichenden Armeen eine schrittweise Verteidigung des Reiches zu ermöglichen, wie ihnen als Depot plätze zu dienen und gleichzeitig wiederum das Hauptkommunikationen nach dem Zentralpunkt manch andere hier aus der Gegend an ihr hätte ein Beispiel nehmen können. Und was ist die Frau dabei hinter ihrem Rücken geschmäht worden — bloß, weil sie sich vor ihrer Ver heiratung ihr Brot hat mit eigenen Händen ver dienen müssen l Ich war ja damals, wie gesagt, noch ein dummer Junge. Aber Kinder haben für so was meistens den ganz richtigen Instinkt. Und ich erinnere mich noch ganz genau, wie oft ich mir damals wünschte, erwachsen zu sein, um all diesen Pharisäern heimleuchten zu können." „Dann muß ihr Sohn doch eigentlich sehr an ihr gehangen haben," sagte die schöne Brigitte ruhig. „Denn nach allem, was man so hört und was auch Sie gesprächsweise erwähnten, war er doch das gerade Gegenteil seines Vaters.' Sie sahen sich in die Augen. Und der Roggenthiner begriff. „Gewiß, Fräulein Brigitte," entgegnete er ernst. „Hans Scharrehn ist eins tiefe Natur. Aber, wie alle solche Leute, hat er eine fast ängstliche Scheu davor, es merken zu lassen. Er war ja erst ein ganz kleines Jungchen, als seine Mutter starb. Aber wir haben später so manches liebe Mal über sie gesprochen. Und daher weiß ich, wie hoch er ihr Andenken in Ehren hält. Manche Züge ihres Charakters sind ja auch auf ihn übergegangen. Das ver träumte Grübeln über alle möglichen phan tastischen Dinge und dann das ständige Warten auf irgend etwas Wunderbares, Gigantisches. Nur eins fehlt ihm: die nachgiebige Weichheit des Charakters, die die Frau denn auch elend gemacht hat. Darin ist er wieder aller Anlagen, nach Paris, der feindlichen De», nützung zu entziehen. Verdun, eine der schönsten Städte Frankreichs, mit prächtigen Kirchen und Palästen geschmückt, kam im Jahre 1552 an Frankreich. Im westfälischen Frieden wurde diese Stadt mit ihrem ganzen Gebiete sowie mit den beiden deutschen Bistümern Metz und Toul endgültig und in aller Form an Frankreich abgetreten. Von den Franzosen würde diese Stadt stark be festigt. Besonders der berühmte Festungsbauer Vauban, der einen großen Teil der französischen Festungen geschaffen hat, zeigte auch hier seine' Kunst. Die Festung Verdun wurde schon mehr fach von Deutschen besetzt. Am 2. September 1792 zogen die Preußen in die Stadt ein. Im Kriege 1870 ist die Festung ani 25. September zerniert worden. Am 13. Oktober begann die Belage rung und am 8. November mußte die Festung kapitulieren. Nach dem Frankfurter Frieden, ließen es sich die Franzosen angelegen sein, die Festung aufs stärkste auszubauen. Politische Kunälckau. Deutschland. * In der letzten Sitzung des Bundesrat? gelangten zur Annahme: Der Entwurf einer Verordnung über das Verbot der Ein fuhr entbehrlicher Gegenstände,, eine Änderung der Verordnung über die Rege lung der Preise für Gemüse und Obst vom 11. November 1915, der Entwurf einer Be kanntmachung über den Verkehr mit Leimleder, eine Ergänzung der Verordnung über die Höchst preise für Erzeugnisse der Kartoffeltrocknerei vom 16. September 1915, eine Änderung der Ver ordnung über die Regelung des Absatzes von Erzeugnissen der Karioffeltrocknerei vom 16. Sep tember 1915 sowie der Entwurf einer Bekannt machung über das Verbot einer besonderen Beschleunigung des Verkaufs von Strick-, Web- und Wirkwaren. *Jm bayrischen Landtage hat die Zentrumsfraktion einen Antrag eingebracht, in dem die Staatsregierung ersucht wird, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß bei der bevor stehenden Erschließung neuer Einnahmequellen im Reiche jeder weitere Eingriff der Reichs gesetzgebung auf dem Gebiete der direkten Besteuerung von Vermögen oder Einkommen vermieden werde und so den Bundesstaaten die Möglichkeit gegeben werde, auch in Zukunft ihren wichtigen kulturellen Auf gaben gerecht zu werden. Frankreich. *Die innerpolitischen Zustände finden ihren Ausdruck in dem offenen Kampf, den der alte Ministerstürzer Clemenceau gegen seinen einstigen Freund Briand, den jetzigen Ministerpräsidenten führt, dem er vorwirft, er sei zu energielos, um abzudanken. *Nach einer Verkündung des Präfekten des Seine-DepartementS haben sich die in Frankreich wohnenden Serben, die zwischen 15 bis 45 Jahre alt sind, im Laufe dieser Woche bei den französischen Behörden zur Rekrutierung zu stellen. Italien. * Der Papst hat (wie die ,Neue Zürcher Zeitung' erfährt) das Schreiben der belgischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe über die an geblichen deutschen Greuel nicht ge nehmigt und den belgischen Bischöfen weitere Schritte in dieser Angelegenheit ver boten. Balkanstaaten. * Der russenfreundliche rumänische Politiker Filipescu, der eine Reise nach Rußland unternommen hat, erklärte in einer Unterredung, seiner Ansicht nach werde bei einer allgemeinen Offensive des Vierverbandes auch für Rumänien die entscheidende Minute gekommen sein. Die russische Grenzpolizei verhielt sich Filipescu gegenüber sehr zuvorkommend. Als er in Ungheni eintraf, wurde er vom dortigen Kommandanten der Grenzpolizei begrüßt. An den Zug wurde eiu Salonwagen angekoppelt, in dem Filipescu dann seine Reise nach Peters burg sortsetzte. sein ganzer Vai-r; hart, energisch, und vielleicht auch ein wenig brutal." Das junge Mädchen nickte und erwiderte irgend etwas, während sie Albrecht Grona voll ins Gesicht sah. Und auf dem Grunde ihrer Augen stand dabei riesengroß die quälende Frage: Weshalb erzählst du mir das alles? Weshalb sprichst du so viel von ihm? Weißt du denn von der Qual meiner Liebe, dis wächst und wächst und alles andre in mir erstickt? Weißt du denn, wie ich mir oft nächtelang das Gehirn zermartere nach irgendeiner Rettung, nach irgendeinem Ausweg, damit wir nicht beide einst an einer mißver standenen Leidenschaft zugrunde gehen? Weißt du denn, daß all meine Gedanken ein einziger Sehnsuchtsschrei sind, einmal nur im Leben an seiner Brust zu ruhen. Du bist ja so klug und so ernst und so in dir gefestet — hilf mir doch! Mit irgendeinem Wort oder irgendeinem Bick. Und Albrecht Grona lächelte freundlich, als gälte es, ein scheues Kind zu beruhigen. — — Dann verallgemeinerte sich das Gespräch wieder, indem der Oberst berichtete, was ihn denn eigentlich in aller Frühe hier herausgeführt habe. Der Roggenthiner nickte hin und wieder zu stimmend, machte Einwände — und ehe man sich's versah, war man mitten drin in besten Fahrwasser der „Fachsimpelei." Brigitte von Steinrott hatte diesen Gesprächen bisher immer viel Interesse entgegengebracht. Albrecht Grona besaß eine so unendlich feine Art, zu erklären, ohne dabei belehren zu wollen. Heute aber konnte sie sich nicht einmal selbst
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