Volltext Seite (XML)
minim Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,WMK. frei ins Haus. In öer Qeschästsstelle abgeholt 1 MK. Einzelne Nummer IO Pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenü Nachmittag. Unterkaltungs- ff Anzeigen-Preis: jj Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum U13 psg. Neklamen Sie einspaltige petit- uno °^er Seren ^um N pfg g^j belangreichen kufträgrn u. wieSer- Mit wöchentlich erscheinender 5onntägsbeil3ge Illustriertes UnterhAltungsblatt", sowie öen Lbwechselnü wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unö Sarten" unö .Deutsche Moüe unö hAnö3rbeit". Druck unö Verlag von Hermann Nühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann vühle, 6roh-Okrilla. — .... - -— — - Nummer ^5 Mttwoch, den 27. September W6 ^5. Sahragng Neuestes vom Tage. — An der Westfront haben am Sonnabend nach einer längeren infanteristischen Kampf pause neue Angriffe der Franzosen mit großen zum Teil frischen Kräften eingesetzt. Dei Ansturm hat uns aber keineswegs über raschend getroffen. Wir waren vielm hr darauf gerüstet nach einer artilleristischen Vor- bereitung des Gegners, die alles bisher Da gewesene weit in den Schatten stellte. Die Franzosen und Engländer haben da» Trommel feuer im Lauf der dreimonatigen Kämpfe an der Somme zu einer Vollkommenheit gebracht von der man sich früher wohl kaum die rich tige Vorstellung machte. Sie sind auch noch weiter bemüht, durch eine ins Unsinnige gehende Verschwendung ihrer Munition der Infanterie die Aufgabe zu erleichtern, unter schätzen dabei nur immer wieder die starke Widerstandskraft der Verteidiger. Das sichtige Wetter der letzten Tage hat auf die Artillerie- tätigkeit auf der gesamten Front und damit auch aus den Luftkrieg sehr anregend gewirkt. Wir haben in den Lustkümpsen gerade der letzten Tage Erfolge erzielen können, wie wir sic bisher noch an keinem einzigen Tage auf zuweisen vermochten- — Während sich im übrigen nichts Neues über die an der Sommesront mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzten Artillerie- und Hand granatenkämpfe berichten läßt, setzte uns einer unserer Gegenangriffe in den Besitz eines wertvollen Beutestückes, uämlich eines der neuen englischen Schützengraben-Automobile. Auf diese erst seit einigen Tagen an der Somme verwendeten Kampfwagen tat sich der Feind in seinen Berichten sehr viel zu gute und betonte ihre Wirksamkeit besonders nach dem Vorstoße bei Courcelette und Flers. ES sind schwer gepanzerte Wagen, die in eigenartiger Weise so eingerichtet sind, daß sie alle Unebenheiten der Granattrichter und Schützengräben überwinden, Drahthindernisse durchfurchen und durch ihre Bewaffnung — der von uns erbeutete enthält 6 Maschinen gewehre — namentlich gedeckte Maschinen, gewehrunterstände in Schach zhalten sollen. Besonders die französischen Berichte waren mangels besserer Waffenersolge ihrer Ver bündeten voll der Bewunderung über die technische Leistung der Engländer. Sie be haupteten, daß die Deutschen das Wunder dieses Wagens nie würden nachahmen können. Es ist daher besonders anzuerkennen, daß uns die Engländer ihr Model so schnell über- lassen haben. — Die Lustschiffgeschwader, die in der Nacht vom 23. zum 24. September London und andere wichtige Jndustrieplätze Englands mit einem Bombenhagel überschütteten, haben m hochersreusichem Maße ihre Schuldigkeit getan. Es muß schandervoll in London, Nottingham, und Sheffield ausfehen, wenn selbst der lügengewandte Reuter größere Ver- lustzissern als jemals zuvor bekanntgibl, wenn Sie britische Zensur die Nachricht von der Zerstörung von vielen Gebäuden durchläßt. UM aber im Auslande den Eindruck nicht aufkommen zu lassen, als sei London vor Schrecken erstarrt, befleißigt sich die englische Presse einer ausgiebigen Ausmalung der näheren Umstände, unter denen bei jener Fahrt zwei Luitschiffe vernichtet wurden. Dabei verwickelt sie sich allerdings in Wwer- spräche Es ist nicht mit Sicherheit zu er- Lennen, ob beide Luftschiffe beim Abpurz zer schmettert wurden, oder ob nur eins zerschellte. Rach der einen Lesart soll das zweite Luft schiff infolge Motorschadens auf freiem Felde uiedergegangen sein. Von den herbeieilenden Leuten des Abwehrdienstes ist dann die Be satzung dieses Luftschiffes gesangengenommen worden. Nach einer anderen Lesart ist aber auch dieses Lustschiff in Brüche gegangen. Das dünkt uns wahrscheinlicher. Denn wenn die Engländer außer der Mannschaft auch noch das Lustschiff in ihre Hände bekommen hätten, dann würden sie triumphierend diesen Erfolg gemeldet haben. — Im Osten setzten die Ruffen ihren An- sturm unter dem Einsätze frischer Kräfte von neuem an. Die letzte Kampfpause diente offenbar nur dazu, die erschöpften Verbände aus der vordersten Linie zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, da die geschlagenen Divisionen, die bisher gegen unsere Stellungen angerannt waren, ihre Widerstandskraft ver loren hatten Die Ruffen halten noch immer au der Hoffnung fest, einen Durchbruch for- eieren zu können, und opfern diesem Phantom tagtäglich Tausende von Soldaten. Wie ernst es ihnen mit ihrer Absicht ist, darf vielleicht daraus hergeleilet werden, daß der Zar seit einigen Tagen in Rowno weilt, wo er den günstigen Augenblick zu einem Siegeszuge nach Lembeig abzuwarlen beabsichtigt. Er wird aber auch diesmal wie schon in fiüheren Fällen zurückkehren müssen, ohne seine Wünsche erreicht zu sehen. — In der Dobrudscha werden die Kämpfe südlich von der Linie Cernaooda—Konstanza fortgesetzt. Das geschlagene rumänisch-russische Heer hat starken Nachschub erhalten und ver sucht, durch Gegenangriffe unsern Vormarsch uufzuhalten. Diese Gegenangriffe sind über all abgeschlagen worden und haben zum Teil mit einem fluchtartigen Rückzug der Angreifer geendet. Neuerdings haben sich nun westlich von dem Küstenort Tuzla, und zwar auf der Linie Cobadinn—Topraiear Kämpfe entwickelt die für uns erfolgreich stehen. Beide Orte liegen südwestlich von Konstanza, und zwar etwa 25 bezw. 20 Kilometer von diesem Hafenplatze entfernt. Man kann also wohl auch schon von einem Kampfe um Konstanza sprechen, das zu halten sür unsere Gegner zurzeit die Hauptaufgabe ist. — Der „Secolo" berichtet der „Neuen Züricher Zeitung" zufolge, daß die Rumänen in Siebenbürgen zwar in mehreren blutigen Schlachten den Kampfplatz behauptet hätten, aber unter dem Druck feindlicher Verstärkungen ihre Linien dennoch zurücknehmen müßten. — Das Generalkommando in Münster teilt mit: Am Sonntag, den 24. dss. Mts. gegen 3 Uhr nachmittags erschienen mehrere feind- siche Flieger über einem Vororte von Esten. Innerhalb einer Mmute wurden inmitten der Stadt mehrere kleine Bomben adgeworfen, von denen die meisten keinen Schaden an richteten. Brände sind nirgends entsianden, dagegen sind leider mehrere spielende Kinder verwundet worden. Nach dem aus sehr großer Höhe erfolgten Abwurf verschwanden oie Flieger in einer Wolkenschicht. — Nach den Feststellungen eines fran zösischen Generals wurden von der deutschen Artillerie seit dem 21 Februar 45000 bis 50000 Geschosse auf Vervun geschleudert, wodurch die Stadt vollständig verwüstet wurde. Die Festung biete, vom Place de la Madeleine au« gesehen, ein klassisches Bild der Zerstörung. — Das Reutersche Bureau meldet: Zwölf Fischdampser aus Gnmsoy sind in der Nord- fee von einem Unterseeboot versenkt worden. Die Besatzungen sind gerettet. — Von Zeeland aus wurde beobachtet, daß die englische Flotte die belgische Küste zwischen Heist und Brügge beschoß. Das Feuer wurde von deutscher Seite erwidert. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, 2S. September ^6. — Im Bezirke der Königlichen Amts hauptmannschaft Dresden-Neustadt und nach Bezirken, in denen die Beschlagnahme der noch nicht im Kleinhandel befindlichen Aepfel Zwetschen und Pflaumen, die durch die Ver fügung der kommandierenden Generale des 12. und 19. Armeekorps vom 18. dss. Mts. angeordnet war, auch nicht gilt, ist der Ab satz des betreffenden Obstes vom 25. Sep tember d. I. ad wieder allgemein freigegeben worden, sodaß der Verkehr mit Aepfeln und Pflaumen wieder in der bisherigen Weise stattfinden kann. — Die Obstbeschlagnahme teilweise auf gehoben. Die durch Bekanntmachung vom 18. September 1916 ausgesprochene Beschlag nahme von Aepfeln Zwetschen und Pflaumen hat sich für die Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt, Dippoldiswalde, Meißen, Bautzen, Flöha und die Städte Dippoldis walde, Freiberg, Meißen, Neustadt, Radeberg Riesa, Sebnitz, Wilsdruff, Bautzen, Kamenz Zittau und Marienberg erledigt. Der Absatz dieses Obstes innerhalb der genanuten Bezirke und nach Bezirken, in denen die Beschlag nahme auch nicht gilt, ist somit freigegeben. -- Die Königliche Amtshauptmannschaft Dresden Neustadt hat durch Bekanntmachung vom 20. September die sogenannten fleisch losen Tage für den Verkauf in Läden und offenen Verkaufsständen aufgehoben. Sie bleiben dagegen sür die Gast», Schank-, Speisr- und Automatenwirtschaften, Kantinen und ähnliche Betriebe bestehen. — Nur feindliche Agenten können es sein, die in Land und Stadt Gerüchte aussprengen daß Zeichnungen auf die Kriegsanleihen den Krieg verlängern! Das Gegenteil ist wahr! Macht durch Zeichnungen auf die Kriegs anleihe die beleidigende Spekulation auf die Urteilslosigkeit des deutfchen Volkes ebenso wie unser Heer die militärischen Hoffnungen unserer Gegner gründlich zuschanden! — Die Gefahr von Nachtfrösten ist nahe gerückt und der Gartenbesitzer muß darauf bedacht sein, Schäden nach Möglichkeit zu verhindern. Besonders im Kleingarten, wo sich mit wenigen Schutzmitteln auskommen läßt, kann den Frostschäden mit Erfolg ent gegengewirkt werden. Mit leichten Decken, aber auch schon mit Papierbogen läßt sich für die Nacht durch Umhüllen oder flaches Ueberdecken der Pflanzen genügender Schutz gegen Reiffrost Herstellen. Mit der Gefahr von Nachtfrost wird immer dann zu rechnen sein, wenn der Himmel gegen Abend wolken frei ist. — Landeslotterie. Die 5. Klasse der 169. Königlich Sächsischen Lar.deslotterie wird an Werktagen vom 4. bis 26. Oktober gezogen. — Billigere Preise für Hammelfleisch. Von der Preisprüfungsstelle für Dresden und Um gebung wird mitgeteilt, daß es in der Stadt Dresden und den Königlichen Amtshaupt mannschaften Dresden-Altstadt und Dresden- Neustadt möglich gewesen ist, von der kommen den Woche an die Preise für Hammelfleisch zum Teil herabzusetzen. Es werden von da ab kosten: Kochfleisch ohne besondere Beilage 3,20 Mark das Pfund (früher 3,40 Mark) und Rücken und Keule ohne besondere Beilage 3,60 Mark das Pfund (früher 3,80 Mark). Die übrigen Preise sind dieselben geblieben, sodaß kosten: Lunge 1 Mark das Pfund, Leber 1,50 Mark das Pfund und Kopf 1,50 Mark das Stück. Es wird dabei nochmals daraus hingewiesen, daß diese Preise als an gemessene Preise im Sinne der Bundesrats bekanntmachung gegen übermäßige Preis steigerung gelten und daß ihre Überschreitung Bestrafung mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark nach sich ziehen kann. Es kann hier und da, be sonders auf dem Lande, wo die Unkosten ge- ringer zu sein pflegen, wohl möglich sein, daß noch unter diesen Preisen das Fleisch verkauft werden kann. Ist diese Möglichkeit gegeben, so besteht hierzu die gesetzliche Ver- pflichung. — Deutsche Landwirte, die Ihr in diesen harten Kriegszeiten wirtschaftlich mit am besten daran seid, vergeßt nicht Eure höchste vaterländische Pflicht, jetzt Kriegsanleihe zu zeichnen. Wer es unterläßt, obgleich er dazu in der Lage ist, begeht schmählichsten Verrat am Vaterlande und an den Volksgenossen daheim und an unsern Kämpfern im Felde. — Vorsicht beim Muskochen. Ein in einem Haushalte hergestelltes Apfelmus, das im städtischen Nahrungsmittel-Untersuchungsamte zu Magdeburg untersucht wurde, enthielt in- solge der Zubereitung in einem verzinkten Stahlblechkeffel erhebliche Mengen von Zink und war dadurch ungenießbar, möglicherweise sogar gesundheitsschädlich geworden. Es wird daher dringend davor gewarnt, verzinkte Kessel zur Herstellung von Obzubereilunq zu ver wenden! Zum Marmelade- oder Muskochen oder zum Speisekochen eignet sich ein eiserner verzinkter Kessel überhaupt nicht, weil durch die Fruchtsäure usw. das Zink aufgelöst wird und dadurch der Gesundheit schädliche Teile in die Speisen gelangen, dagegen können eiserne verzinnte Kessel zu jeder Speise bereitung benutzt werden, weil Zinn nicht durch die Säuren angegriffen wird. Verzinkt und verzinnt ist zweierlei. — Warnung für Landwirte. In der letzten Zeit nehmen die Diebstähle auf den Feldern und in den Dörfern überhand, sodaß eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine schärfere Ueberwachung immer notwendiger wird. Nicht allein auf die Feldfrüchte, Nahrungsmittel und auf allerhand lebendes Schlachtvieh haben es die Spitzbuben abgesehen, sondern auch auf Betriebsmittel aller Art. So meldet man aus einem vogtländischen Dorfe, daß dort in zwei Bauerngütern die Treibriemen der Dreschmaschinen gestohlen worden sind. Lausa. Am 20 dss. Mts. gegen abend ist es in der Nähe der hiesigen Ziegelei dem Ziegelmeister Vietze und einem wachthabenden Posten gelungen, drei entwichene Russen, an geblich aus Merseburg, festzunehmen und nach Königsbrück abzuliefern. Radeberg. Hier hat sich der Privat mann Julis Tamme erschossen. Tamme sollte in der seit Jahren schon schwebenden Aktien- schwindelangelegenheit Kretzschmar und Gen. durch die Staatsanwaltschaft verhaftet werden. Großröhrsdorf. Ein schwerer Un glücksfall trug sich vor einigen Tagen auf dem hiesigen Jagdreviere zu. Ein aus dem Felde in der Heimat beurlaubter Arzt, der in Gesellschaft seiner Frau mit einem Jagdgast auf Rebhühner jagte, stürzte infolge eines Fehltrittes. Dabei entlud sich das Gewehr. Durch oen Schuß wurde die Frau des be. klagenswerten Jägers getötet. Der Fall ist sofort durch das Gericht festgestellt und ge- klärt worden. Leipzig. Die hiesige Kriminalpolizei er mittelte jetzt einen 19 jährigen Arbeiter aus Leipzig-Plagwitz, dem etwa 20 Kleiderdiebstähle in Schulen zur Last gelegt werden konnten. In allen Fallen hat der Bursche innerhalb der letzten 5 Wochen Schulen, in der Haupt, fache Mädchenschulen, ausgesucht, und hier frei dahängende Mäntel, Jacketts und Pelerinen verschwinden lassen.