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Ottendorfer Zeitung Bezugs-preis: vierteljährlich 1,W MK. frei ins Haus. In Ser Leschästsstelle aboeholt 1 Mk. Einzelne Nummer iv pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unierkaltungs- und önreigeblatt Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 15 pfg. Nekilamen Sie einspaltige petit- zeile oSer Seren Naum 32 Pfg. 8ei belangreichen Aufträgen u. Ivieöer- holungen entsprechender Nabstt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntägsbeilnge Illustriertes UnterhÄltungsblatt", sowie üen Lbwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unS Sorten- unö „Deutsche Moüe unö hsnöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrllla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrill». Nunnuer 25 Sonntag, den 27. Februar W6 f5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Kaum 15 Kilometer von den Außen- werken der starken Festung Verdun liegt an dem östlichen Ufer der Maas das Dorf Consenvoye. In gleicher Höhe, wiederum 10 Kilometer weiter östlich an der Straße, die nordwärts nach Montmedy leitet, ist Azannes gelegen. Südlich der Trümmerreste dieser beiden Dörfer liefen mit einer Aus buchtung nach Norden die französischen Stellungen. Sie waren in der rastlosen Arbeit von nahezu anderthalb Jahren und unter meisterlicher Ausnutzung des un übersichtlichen, zum Teil dicht bewaldeten, zum Teil hügeligen Geländes zu stark be festigten Stützpunkten ausgebaut worden, von denen aus das von uns gehaltene Ties- land der Woevreebene eingefehen werden konnte. Die weitgebreiteten Niederwälder waren durch dichte Drahtoerflechtungen zu einer zusammenhängenden Schutzwehr gestaltet durch die nur hier und dort Durchlässe zu den Beobachtungsständen und Gräben führten. In diesem Labyrinth aber hatte sich der Feind sest eingenistet und arbeitete weiter ohne Unterlaß daran, diesen wertvollen Besitz zu sichern. Dem Geger die Vorteile zu ent- reißen, die er auf Grund dieser Stellung gegenüber unserer Lage im Woevre hatte, war ein Ziel unserer am 21. Februar ein setzenden Angriffe. Sie begannen mit schweren Artilleriekämpsen, überschütteten zunächst die feindlichen Stellungen mit Eisenhagel und schlugen Breschen in die unwegsam gemachten Wälder. Am nächsten Tage aber erfolgte nach neuer Feuervorbereilung und während deutsche Sperrfeuer sich hinter das Sturm gebiet warfen, der breite Angriff unserer Truppen, der dann in seiner ganzen, auf 10 Kilometer angesetzten Breite durchstieß und unsere Waffen rund 3 Kilometer weiter vor Nach Süden trug. Der so in einem Sturm gewonnene Raum von etwa 30 Quadrat kilometer, die Zahl der Gefangenen sowie die reiche Menge an Wasfenbeute, nicht zum wenigsten dazu die hohe strategische Wichtigkeit des neubesetzlen Raumes geben ein Recht dazu diesem örtlichen Unternehmen eine besonders hohe B deutung beizumessen. Die blutigen Verluste des Feindes sind außerordentlich schwer gewesen, sagt der deutsche HeereS- derichr. Und außeroem sind 7000 Gefangene tinqebracht worden, die die Gesamtzahl setzt auf 10000 erhöhen. Gefangene werden bei einem zähen und tapferen Gegner, wie wir ihn in den Franzosen vor uns haben, nur in erstürmten Stellungen gemacht, wenn Gräben und Feldschanzen im Stucmlauf überannt find und der Rest der Verteidiger einen aussichtslosen Kamps ausgibt. Welche Verluste an Toten und Verwundeten mup der Feind gehabt haben, wenn der Rest der die Wulfen gestreckt hat, allein 7000 Mann beträgt. — Von der Heftigkeit des Artilleriekampses bei Verdun, der sich nach dem französischen Heeresbericht auf einer Frontlinie von saft 40 Kilometern, nämlich von Malenscourt bis in die Gegend von Etain — östlich von Verdun in der Woevre-Ebene — abspielen soll, erhält man eine Vorstellung durch die Meldung rheinischer Blätter, dag in der Etfel seit einigen Tagen starker Kanonendonner von der Westfront zu hören sei, stärker als bei der französischen Offensive im September des vorigen Jahres. Am ?2. Februar, also am Dienstag früh, habe das Trommelfeuer ein gesetzt. Das siegreiche Vordringen unserer Truppen auf der Nordfront der Festung Verdun wird durch die Feststellung des letzten Heeresberichtes näher umschrieben, daß die Otte Brabant, Haumont und Samogneux von uns genommen sind, und daß das ge samte Waldgebiet diesseits Beaumont sowie das Herbebois in der Hand unserer Truppen sich befindet. — Die Neue Züricher Zeitung erfährt aus guter Quelle: Der Papst hat das Schreiben )er belgischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe über die angeblichen deutschen Greuel nicht genehmigt und den belgischen Bischöfen weitere Schritte in dieser Angelegenheit verboten. — An der beßarabischen Grenzfront rnht jede feindliche Tätigkeit. Seit zwei Tagen wurde kein Schuß gehört. Die Artillerie gefechte, die bis vor einiger Zeit noch ver hältnismäßig intensiv geführt wurden, haben jetzt auch ganz aufgehört. Seit zwei Tagen herrscht ununterbrochener Schneefall. An zahlreichen Stellen der Kampjsront liegen die Schneemassen in Höhe von drei Nietern. Der Schneefall hält weiter an. Unter solchen Umständen ist die Annäherung feindlicher Gruppen vollkommen ausgeschlossen. In Nordbeßarabien haben die Schneemaffen die leichtgebauten russischen Feldbahnen zur Front unbenutzbar gemacht Die rusnichen Truppen verschiebungen haben daher saft gänzlich ausgehört. — Nowoje Wremja gesteht ein, daß der Fall Erzerums noch nicht mit einem ent scheidenden Sieg gekrönt sei, solange die un versehrte türkische Armee das russische Heer von Westen angreifen könne, wo es durch keine natürlichen Festungen geschützt ist, während im Onen die stark ausgebaulen künstlichen und natürlichen Festungsstellungen bereits in russischen Händen lagen. Die Türken erhielten täglich neue Verstärkungen. Daher verlangt Nowoje Wremsa zur Deckung der großen russischen Verluste Entsendung neuer Truppen, wenn man weiterhin Erfolge haben wollte. — Aus Madrid wird gemeldet: Zn Santa Cruz (Teneriffa) ging das englische Schiff Westburn (3300 Tonnen) unter deutscher Flagge vor Anker, um seine Schäden aus- zubessern. Die Besatzung besteht aus sieben Mann, von denen einer eine Mütze mit der Aufschrift „S. M. S. Möben" (Möwe?) trägt. „Westburn" brachte 206 Gefangene der englischen Schiffe „Hdrace" (3335 Tonnen) „Clan Mastavian", „Edinburg", „Cambridge" (1259 Tonnen) und „Flamenco" (4540 Tonnen), sowie des belgischen Schiffes „Luxemburg" (4322 Tonnen) und noch elf spanische Matrosen mit. Lloyds Register ent hält nur „Edinburg Castle" (13326 Tonnen). Dle Hoffnung, das die geheimnisvolle „Möwe", die im Atlantischen Ozean den englischen Dampfer „Appam" aufbrachle und verschiedene andere Schiffe versenkt hat, bald wieder neue kühne Heldentaten ausführen würde, scheint sich nach vorstehender Meldung erfüllt zu haben. Wieder bringen ganze 7 deutsche Seeleute über 200 Engländer, Be satzungen von sieben feindlichen Schiffen, die unterwegs von der „Möwe" gekapert und vermutlich vernichtet wurden, gefangen in neutrales Gebiet. Wenn man die Tonnen zahl dieser Schiffe, foweit sie sich feststellen läßt, zusammenrechnet, ergibt sich eine Ge- famtwasserveldrängung von rund 30000 Tonnen. Die „Möwe", von der es übrigens noch gar nicht sicher ist, daß sie wirklich „Möwe" heißt, ist, wie noch erinnerlich, ein kleines Kriegsschiff (Hilfskreuzer), das Anfang Februar im Allannschen Ozean austauchte und von sich reden machte. Seine Tätigkeit aus dem Ozean reicht freilich bereits einige Wochen zurück, ohne daß es der feindlichen Flotte möglich gewesen wäre, es festzustellen. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Vkrilla, 26. Februar Mb. — Ein größer Materialschaden entstand am Donnerstag vormittag auf dem Cunnersdorfer Bahnhof. Durch einen Kutscher waren für die Kohlenhandlung des Herrn Katzschmann zwei Wagen zum Beladen an eine Brikettlori gefahren worden, hierbei halte aber der Kutscher nicht beobachtet, daß die Wagen zu dicht an der Lori standen. Als später der Güter zug kam und aus diesem Gleis rangierte, wurde auch die Brikettlori in Bewegung gesetzt. Diese drückte gegen die zwei Wagen, sodaß diese ein Stück mitgenommen fast vollständig in Trümmer gingen. Der angerichtete Schaden ist sür Herrn Katzsch mann umso härter, da er schon seit längerer Zett im Felde steht. — Preisgekrönte KriegSopserstöcke. Der auf Wunsch des Heimatdanke« von der Landes stelle für Kunstgewerbe ausgeschriebene Wett bewerb sür KriegSopserstöcke wurde durch das Preisgericht am 28. Januar entschieden. Als Preisrichter waren tätig unter Vorsitz des Direktors der Kunstgewerbeschule, Herrn Prof. K. Groß, die Herren: Prof. O- Seyffert, Bernhard Göbel, Georg Görschen, Otto Ketzel, Oskar Geyer, Max Großmann, Fritz Drechsler und in Vertretung des Heimmdank v. Polenz und A. Frhr. v. Welk. Gekrönt wurden mit dem 1. Preis von je 150 Mark 4 Entwürfe: Gebe gern, Fürs Vaterland, Gern und oft, Sonne, wovon zwei von Richard Lippmann-Niederpesterwitz stammen, je einer aber von Otto Birkner-Meißen und Friedrich Burghardt-Dresden. Den 2. Preis erhielten zwei Entwürfe von Friedrich Burghardt: „Pflicht" und „Deutsche Eiche', sowie „Alte Treue" von Alban Eckhardt-Wurzen und „1916" von Keil und Sterzmg-Dresden. Zum Ankaus empfohlen wurden die Arbeiten: Heldenheim, Terra rtgilata, Für unsre Helden, Heimaterde 4, Dem der litt; lobend erwähnt wurden: Spende, Hindenburg, Nur 1 Pfennig, Frieden, Kriegernot. — Landwirte, liefert den Hafer abl Bis zum 29. Februar bekommt Ihr 360 Mark sür die Tonne. Vom 1. März ab nur noch 330 Mark, vom 16. März ab 3Oo Mark und vom 1. April ab uur noch 240 Mart. Jeder, dec diese Preisfensetzung nicht beachtet, fügt sich selbst den grüßten Schaden zu. Landwirte, gebt acht und meldet sosort Eure verfügbaren Hafer bestände zur Abrusung bet der zuständigen Behörde an. — Ausländische Futtermittel, Kunst dünger usw. Die Bezugsoereinigung der deutschen Landwirte gibt das Folgende be kannt: Da, nach verschiedenen Anfragen zu urteilen, hinsichtlich der Verordnung über die Einfuhr von Fuitermiueln, HilsS- stoffen und Kunstdünger vom 28. Januar 1916 im Kreise der Interessen Unklarheiten bestehen, so wird unter Hinweis auf den Inhalt der Bekanntmachung vom 28. Januar und der Ausführungsbestimmungen des Herrn Reichskanzlers vom 31. Januar hierdurch insonderheit auf Z 1 der Ver ordnung des Herrn Reichskanzlers auf merksam gemacht. Dieser Z 1 lautet wie folgt: „Wer auS dem Auslande Futter mittel, Hilssstoffe und Düngemittel ein führt, die in der der Verordnung des Bundesrats vom 28. Januar 1916 an- gesügten Liste aufgeführl sind, ist ver- pfllchiet, den Eingang derselben, soweit sie über die Grenze des Deutschen Reiches gegen Oesterreich-Ungarn und die Schweiz entgehen, der Zentral-EinkaufS-Gesellschaft m. b. H. in Berlin, alle übrigen der Be- zugsveretnigung der deutschen Landwirte, G. m. b. H. in Berlin unter Angabe der Menge, des gezahlten Einkaufspreises und des Aufbewahrungsortes unverzüglich an« zuzeigen, Als Einführender im Sinne dieser Bekanntmachung gilt, wer nach Ein gang der Ware im Inland zur Verfügung über sie für eigene oder fremde Rechnung berechtigt ist. Befindet sich der Verfügungs berechtigte nicht im Inland, so tritt an seine Stelle der Empfänger." — In der Kistenindustrie hat sich jetzt ein derartiger Biangel an Holz, für das die höchsten Preise gefordert werden, fühl bar gemacht, daß der Verband deutscher Kistenfabrikanten Veranlassung nahm, auf diesen Notstand die Aufmerksamkeit der Heeresverwaltung hinzulenken. Daß bei den hohen Preisen für Holz und die Be triebsmittel, von anderen Schwierigkeiten in der Kistenindustrie nicht zu reden, auch die Kistenpreise entsprechend erhöht werden und Zuschläge von 25 Prozent nnd mehr eintreten mußten, war unter den jetzigen Verhältnissen nicht zu vermeiden. Medingen. Zum Pfarrer von Me dingen und Großdittmannsdorf wurde vom gemeinsamen Kirchenvorstande Herr Pastor Freier aus Dohna einstimmig gewählt. Radeburg. Ferkelmarkt. Auftrieb: 43 Stück. Preis eines Ferkels. 30 bis 45 Mark. Meißen. Einen schweren Unfall er litt die Ehefrau des in Questenberg wohn haften Photographen Kny dadurch, daß sie bet dem Bemühen, ein Glasdach vom Schnee zu säubern, durch dieses brach und sich bei dem Abstürze eine schwere innere Verletzung zuzog. — Am Mittwoch abend gegen 11 Uhr ist auf Bahnhof Coswig der 27 jährige in Weinböhla wohnhafte Wagenrücker Otto Opitz beim Rangieren tödlich über fahren worden. Der Verunglückte ist auf dem Schnee ausgeglttten und unter die Räder gekommen. Kamenz. Wieder hat eine Klasse unserer Volksschule in sechs Wochen tausend Mark Gold gesammelt. AIS Lohn für die vaterländische Betätigung winkt den Schülerinnnen nun ein schulfreier Tag. Rötha. In der jüngsten Stadt gemeinderatssitzung wurde beschlossen, um eine gerechte und gleichmäßige Verteilung des Fleisches auf alle BevölkerungSkretse zu gewährleisten, an zuständiger Stelle Anregung auf Einführung von Fletschkarten analog den Brot- und Butterkarten zu geben. Einsiedel. Der verstorbene Fabrik besitzer Linus Lohs hat dem Unterstützung-« sonds für hilfsbedürftige Arbeiter und Be amte der Firma letztwillig die Summe von 10000 Mark vermacht. Bad Elster. Durch Gtnbrechen auf der Eisdecke eines Teiches ist hier der 6 Jahre alte Knabe Jentzsch ertrunken.