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Ottendorfer Zeitung : 03.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191605033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160503
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-03
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 03.05.1916
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Der Aufstanä m Irian ä. Das irische Volk hat einen begeisterten An hänger und Verfechter seines Volkstums, seiner Rasse, seiner Rechte, seiner Freiheit verloren. Sir Roger Casement, der jetzt in die Hände der Engländer gefallen ist, über dessen Schick sal man sich keiner Täuschung hingeben kann, ist das Opfer seiner glühenden Vaterlandsliebe — nicht Liebe zum englischen „Vereinigten* Königreich, sondern zu dein einen, vom anderen unterjochten und unterdrückten Königreiche — geworden. Sein Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, Irland vom englischen Welt reiche zu lösen, vom englischen Weltjoche zu be freien. Für diesen Gedanken wirkte er in Wort, Tat und Schrift in den Ver. Staaten, wo Hunderttausende von Iren, die dem engli schen Joche sich entzogen haben, eine neue Heimat fanden. Man hörte in letzter Zeit nicht viel von Ir land, dafür sorgte schon die englische Zensur. Ein grelles Schlaglicht auf die Läge warf aber das Dienstpflichtgesetz, das so etwas wie Wehr pflicht für England — aber nicht für Irland sestsetzte. England sah sich also gezwungen, ge rade auf jenen Heeresersatz zu verzichten, an dem ihm eigentlich am meisten gelegen war. Aber man hielt das immer noch für weiter, als cs auf offenen Aufstand auf der benachbarten Insel ankommen zu lauen. Jetzt aber ist der Aufruhr dennoch ausgebrochen und nun hielt Sir Roger Casement wohl seine Zeit für ge kommen. Er, der Vorkämpfer für Irlands Selbständig keit, dem es durch merkwürdige Fährnisse hindurch und allen englischen Nachstellungen zum Trotz — es sei nur an den Mordauschlag des eng lischen Gesandten in Kristiania auf ihn erinnert — gelungen war, von Nordamerika nach Deutschland zu gelangen, hat das kühne Wagnis unternommen, durch die englische Postenkette hindurch, zugleich mit einem Wasfen- transport aus Nordamerika den Strand seiner Heimat zu erreichen. Fast am Ziele, haben ihn die englischen Häscher doch noch abgefangen. Die Heimat, die er glühend liebte, hat er wiedergesehen, aber nichi als der Befreier seines Vaterlandes, als der er sich vielleicht schon ge träumt hatte, sondern in den Händen seiner Todfeinde, von denen er keine Gnade zu er warten hat. Zu dem Aufstand in Irland meldeten die ,Basler Nachrichten': Nach aus London ge kommenen Berichten wurde unter den Geretteten eines an der irländischen Küste gesunkenen Handelsschiffes, das unter neutraler Flagge fuhr, Sir Roger Casement erkannt und in Haft ge nommen. Weiter wird aus London gemeldet, der irländische Führer sei im Begriff gewesen, in Irland eine nationale Erhebung gegen Eng land in die Wege zu leiten. Das unler gegangene Schiff habe zu diesem Zwecke mit dem Leiter der Bewegung Waffen und Munition nach Irland bringen wollen. Dem Verhafteten, der im Londoner Tower gefangen sitzt, wird der Prozeß gemacht werden. Was das heißt, weiß jeder, der seinen erbarmungslosen Feind kennt. Aus England nach Holland zurückgekehrte Reisende berichten: In London herrscht große Aufregung über die aufrührerische Bewegung in Irland, zumal aus den letzten Nachrichten hervorzugehen scheint, daß ein Transport von mehreren tausend Gewehren aus Amerika tat sächlich an der Westküste Irlands ausgeladen wurde. Die Führer der Aufstandsbewegung haben unter anderem mit dem Gespenst der all gemeinen Dienstpflicht für Irland gearbeitet und durch diese Drohung die Blasse mitgerissen. Bei der Regierung sind ferner Berichte eingelaufen, daß eine große Anzahl Eisenbahnbrücken und Dämme in Irland unterminiert wurde. Die Re gierung hat deshalb 16 000 Mann englischer Truppen zur Bewachung der Eisenbahnlinien nach Irland gesandt. Auch beabsichtigt sie, bei Bel fast und Dublin je ein großes Militärlager einzurichten, wo je 10 000 Mann englischer Rekruten ausgebildet werden sollen, um im Not fälle zur Verstärkung der englischen Truppen in Irland verwendet zu werden. Die Verwirk- I^exengolä. Sj Roman von H. Courths-Mahler. (Foit(et-Ng.) „Nun Götz, welchen Eindruck hat Jutta auf Sie gemacht?* fragte der alte Herr gespannt. „Sie ist ein schönes und liebenswertes Ge schöpf, antwortete er mit großem Ernst. „Und mein Wunsch erscheint Ihnen nicht mehr unerfüllbar?* „Mir gewiß nicht. Ich wünsche nur, ich hätte durch die Eröffnung dieses Wunsches nicht die Unbefangenheit verloren. Mir ist, als hätte ich Komtesse Jutta gegenüber ein schlechtes Ge wissen, weil wir sie schon vor ihrer Ankunft zum Gegenstand von Unterhandlungen gemacht haben * „Götz — schlagen Sie sich solche Senti mentalitäten aus dem Sinn! Es war kein Unrecht dabei, da wir Juttas Wohl im Auge hatten. Es freut mich, daß Ihnen das Kind gefällt. Juttas Herz ist noch frei — ein unbe ¬ schriebenes Blatt — es wird Ihnen nicht schwer werden, Ihren Namen hinein zu schreiben.* „Ich würde mich glücklich schätzen, das kann LH ehrlich versichern, übrigens — vorhin sprach Komtesse Jutta mit mir über Ihre Mutier. Es hat sie erschreckt, daß Sie Ihrem Hasse Aus druck gaben, Herr Graf.* Ravenau stützte den Kops in die Hand und blickte düster vor sich hin. „Ich habe mir schon selbst Vorwürfe darüber gemacht, daß ich mich nicht beherrschen konnte. Was sagte sie Ihnen?" Götz berichtete. Als er beendet, blickte der alte Herr zustimmend. Nchrmg dies« Absicht wird jedoch in Londoner militärischen Kreisen bezweifelt, da durch diese Maßnahme ein weiteres Umsichgreifen der auf rührerischen Stimmung befürchtet wird. Die Aufsässigkeit in Irland erstreckt sich bis in die höchsten Handels- und Finanzkreise. Die englischen Blätter besprechen eifrig die Aufstandsbewegung in Irland und betonen, daß sie von Deutschland angezettelt sei. Der,Daily Telegraph' sagt: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß der jetzige Aufstand bald mit einem völligen Mißerfolg enden wird wie alle irländischen Auf stände." Die Morning Post' schreibt: „Es scheint das Los Irlands zu sein, unseren Feinden zur Lockspeise zu dienen. Spanier und Franzosen liefen in ihr Unglück durch die Hoff nung auf einen allgemeinen Ausstand in Ir land.' Wie die letzten amtlichen Nachrichten er kennen lassen, hat die englische Regierung außer ordentlich scharfe Maßnahmen zur Nieder werfung des Ausstandes ergriffen, über die Stadt, Dublin und ihre Umgebung wurde der Belagerungszustand verhängt. verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten.) Kriegsziele unserer Gegner. Im Pariser.Rappel' veröffentlicht Admiral Degony solgende Erklärung: „Einige Personen haben ihre Überraschung über die offenbar ge wollte Undeutlichkeit des englischen Minister präsidenten Asquith in betreff des Hauptzieles der Verbündeten, der „Zerstörung des preußi schen Militarismus", ausgesprochen. Das einzige wirksame Mittel, zu verhindern, daß „die Regu lierung der internationalen Probleme durch den Willen einer unter der Kontrolle der Milstär kaste stehenden Negierung* — so drückt sich Asquith aus — stattsinde, besteht in der zweck mäßigen Zerstückelung des Gebietes, das von dieser Regierung und von dieser Militärkaste beherrscht wird. Die deutschen Nachbarn Preußens werden gerne einen Teil dieser Arbeit bei der allgemeinen Auflösung, die zweifellos auf die endgültige Niederlage folgen wird, übernehmen. (!) Was den Rest und namentlich was Rheinpreußen betrifft, so hoffe ich, daß sich England daran erinnern wird, daß schon im Jahre 1815 am Wiener Kongreß Lord Castlereagh die Ausdehnung der preußischen Monarchie auf das linke Rheinuser als eine Gefahr für Holland und daher auch für England selbst betrachtete." * Der Angriff auf Englands Ostküste. ,Daily Chronicle' meldet aus Lowestoft, daß nur wenigeHäuser bei dem fieber haften Angriff auf den Hafen ein gestürzt seien. Die brutschen Schlachtkreuzer hätten kaum mehr angerichtet, als diese Ruinen zu hinter lassen. Die deutschen Geschosse hätten verhält nismäßig wenig Schaden verursacht. Einige seien weit im Innern des Landes bei Oulton Broods und Carlton Colville gefunden worden. Lowestoft selbst fei von höchstens 40 Geschossen getroffen worden. Nach einer anderen Meldung wurde die Bevölkerung bei Anbruch des Tages vom Donner der Geschütze geweckt. Man sah fünf Kreuzer mit der Küste zugewandten Breit- sesten andampfen. In zehn Meilen Entfernung schossen sie ihre volle Ladung ab. Jedes Schiff gab mindestens zehn Salven ab, im ganzen wurden 100 Projektile abgefeuert, darunter einige von 12 Zoll. Viele flogen über die Stadt hinweg. Die Bewohner suchten in allen möglichen Deckungsplätzen Schutz. Der meiste Schaden wurde im Arbeiterviertel angerichtet. Nach dem Polizeibericht sind in Lowestoft vier Menschen der Beschießung zum Opfer gefallen. Der Schaden beschränkt sich darauf, daß Ge schäfte und Häuser zerstört wurden. * Die Einberufung der Verheirateten in England. Die verheirateten Männer im Alter von 28 bis 35 Jahren wurden in England sür den 29. Mai unter die Fahnen ge rufen. Die Erregung unter der Bevölkerung „Das haben Sie gut gemacht, Götz. Dabei bleiben Sie nur Jutta gegenüber, solange eS geht. Drängt sich aber ihre Mutter später wirklich einmal an sie heran, dann dürfen Sie die Wahrheit nicht unterdrücken. Wie ich Jutta nun kenne, würde sie glauben, kindliche Pflicht geböte ihr, die Mutter aufzunehmen, und das würde die gewissenlose Abenteuerin auSbeuten wollen. Dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben. Ich besitze Ihr Ehrenwort.* „Das werde ich halten, Herr Graf. Aber ich hoffe, es wird nicht nötig fein. Vielleicht lebt Gräfin Gwendoline wirklich nicht mehr.* „Nein, ich will dieses traurige Kapitel meines Hauses nicht noch einmal fremden Blicken preisgeben. Ich weiß, daß sie lebt, wahrschein lich hat sie sich mit dem Mörder meines Sohnes verheiratet. Eine Gräfin Gwendoline Ravenau gibt es nicht mehr — aber achten Sie auf eine Gwendoline de Clovingy." Haß verzerrte wieder seine Züge. Götz legte beschwörend die Hand auf seinen Arm. „Die Damen könnten jeden Augenblick zurück kommen.* Ravenau richtete sich matt empor. „Ja — richtig — Götz — ich hoffe, Jutta wird an Ihnen einen verständnisvollen Gatten finden. — Und nun ein unverfängliches Thema.* Der Graf sprach von dem Reitpferd für Jutta und Götz teilte mit, daß sich ein gutes Damen- pfcrd in seinem Stall befinde. „Es war für meine Mutter bestimmt, aber sie reitet nicht mehr, weil sie es nicht mehr gut verträgt." Die Damen kamen eben zurück, und Götz ist infolge dieser Verordnung im Wachsen be griffen. , Griechenland lehnt ab. Die Gesandten der Vierverbandsmächte unternahmen einen neuen Schritt wegen des Transports serbischer Truppenj nach Mazedonien, für den sie die Be nutzung griechischer Eisenbahnen verlangten. Be sonders soll der serbische Gesandte auf die Not wendigkeit hingewiesen haben, die serbischen Truppen auf dem Landwege von Korfu nach Saloniki zu bringen. Die griechische Re gierung hat jedoch das Verlangen erneut energisch abgelehnt. Vie Pariser Konferenz. Kritische Stimmen in Frankreich. Der alte Ministerstürzer Clemenceau, der jetzt wieder gegen das Ministerium Sturm läuft, knüpft an die Rede des italienischen Ministers des Äußern folgende Betrachtungen: Mein Artikel über das deutsch-rumänijche Abkommen ist so töricht verstümmelt worden, daß ich die Schuld daran nicht Briand zuschreiben wollte: ich habe vergeblich versucht, seinen Zorn zu ent waffnen, wie meine weißen Spalten beweisen. Der Leser wird meine Verlegenheit begreifen, als ich aus Italien die Rede Sonninos erhielt über die Arbeit, die er mit Briand zusammen in Paris geleistet hat. Wenn ich frei wäre, meine Gedanken zu äußern, würde ich einzelne — die meisten — Teile der Rede loben. Die Fragen, die sich jedem Franzosen auf drängen, mit Bezug auf die italienische Re gierung, darf man Briand ja nicht stellen, weil er der Mitarbeiter Sonninos in Paris war. Was unsere Kollegen in Italien Sonnino fragen dürfen, darüber dürfen wir in Frankreich keine Auskunft von Briand verlangen. Schlimmer noch, wir dürfen die Franzosen nicht einmal wissen lassen, waS unsere wärmsten Anhänger in Italien ihrer Regierung zu tun Vorschlägen im Interesse Frankreichs und Italiens. Es ist klar, daß Briand nicht zufrieden ist zurzeit, und da fein Mißvergnügen nicht auf ihn selbst zurückfallen kann, ist es nur natürlich, daß wir es empfinden müssen. Beweis: die leeren Stellen, die die meisten Zeitungen auf weisen. Warum wählt Sonnino ausgerechnet diesen Augenblick, um von den gemeinsamen militärischen Interessen unserer beiden Länder zu sprechen, auf Gebieten, auf denen Briand uns nicht gestattet, anderer Ansicht zu sein wie derjenigen, die er, zu unserem Unglück, hat? Ich glaube nicht, daß Briand Sonnino das Lesen der französischen Zeitungen verbieten kann, aber wie soll der berühmte italienische Staats mann sich einen Einblick in die öffentliche Meinung Frankreichs bilden, wenn er sieht, daß wir nicht einmal das Recht haben, ihm zu sagen, was die Zeitungen feines Landes jeden Tag wiederholen. Was die französischen Re gierungsblätter ihm sagen werden, weiß er genau; um das zu wissen, braucht er nur seine eigenen Blätter zu lesen. Schließlich ist Briand — darf man es sagen ? — nicht ewig, und der leiseste Hauch, der die Oberfläche der Kammer trübte, könnte Trümmer verursachen. Das Schweigen der Kritik er leichtert das Regieren; aber die Regierungen kommen und gehen, und Frankreich selbst bleibt. Was bleibt nun von der Pariser Konferenz? 1. Die Bestätigung der Solidarität der Ver bündeten ; schon im November in der Londoner Konvention festgestellt — also eine Wieder holung. 2. Festlegung wichtiger Fragen, die, scheint es, schon bekannt waren. 3. Die be rühmte Einigkeit der militärischen Handlungen, die mir willkommen wäre, sobald ich Erfolge sehe, und in die ich mehr Vertrauen setzen würde, wenn man den Franzosen nicht verböte, davon zu sprechen. 4. Die Übereinstimmung diplomatischer Handlungen ist wieder bestätigt worden. Da ich Sonnino nicht persönlich kenne, weiß ich nicht, ob er ironisch veranlagt ist, sonst könnte ich mir denken, daß bei all diesen Bestätigungen und Wiederbestäligungen seine Mundwinkel gezuckt haben. Zum Schluß hat er dann das richtige Wort gefunden: Warten wir ab, was diese verichie- ersuchte Jutta, ihm in die Stallungen zu folgen, wo er ihr das Damenpserd „Wunschmaid* vor führen wollte. „Wunschmaid? Der Name nimmt mich schon für daS Pferd ein,* rief Jutta lebhaft. Sie gingen zu den Ställen. Jutta fand großes Gefallen an der schöngebauten FuchSstute mit dem seidig glänzenden Fell, dem schlanken Fesseln und dem feingesormten Kopf. Götz versprach, .Wunschmaid* am nächsten Tage nach Ravenau zu bringen. „Wir machen dann gleich einen kurzen Proberitt, wenn eS Ihnen recht ist, gnädige Komtesse.* „Sehr recht, Herr von Gerlachhausen. Und wann reiten wir nach Schönrode?* „übermorgen?* „Ja, wenn eS Ihre Zeit erlaubt.' „Also abgemacht!* Er begleitete sie zu den beiden älteren zurück. Bald darauf fuhren Großvater und Enkelin frohgemut nach Ravenau zurück. Als Götz am nächsten Tage mit „Wunsch maid* eintraf, erwartete ihn Jutta bereits im Reitkleid. Er hob sie mit einem kraftvollen Schwung in den Sattel, nachdem er diesen und das Zaumzeug sorgsam nachgeprüst, und bestieg darauf wieder sein Pferd. Graf Ravenau stand am Fenster und winkte ihnen grüßend zu. Seite an Seite ritten die jungen Leute über den Schloßhof nach dem Park. Beide saßen sicher und elegant zu Pferde. Ein herzerfreuender Anblick sür den Grafen. denen Organisationen an Erfolgen zeitigen werden! Organisationen, die darauf abzielen, die Anstrengungen dw einzelnen Länder in Übereinstimmung zu bringen. Warum hat Briand uns das nicht gesagt? Politische Kunäkkau. Deutschland. * Dieser Tage ist eine Verordnung in Kraft getreten, der zufolge alle arbeitsfähigen Männer im Alter von 15 bis 60 Jahren, die im V erw altung S g eb i e t e des Ober- befehlshabers Ost einen Wohnsitz haben, oder sich daselbst des Erwerbes wegen aufhalten, einer Kopfsteuer unterliegen. Für das Steuerjahr 1916, das den Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember umfaßt, beträgt die Kopfsteuer 6 Mark, für die späteren Jahre 8 Mark für jedes Steuerjahr. Die Steuer wird in vierteljährlichen Teilbeträgen im voraus am 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober des Jahres erhoben. Für das Steuerjahr 19l6 ist die Kopfsteuer am 1. Juli und am 1. Ok tober in Teilbeträgen von je 3 Mark zu ent richten. Nach näherer Anordnung durch den Verwaltungschef kann die Kreisbehörde für ein zelne kopfsteuerpflichtige Personen oder für be stimmte Klassen von ihnen eine höhere als die oben erwähnte Kopfsteuer festsetzen, ebenso sind die Kreisbehörden befugt, mit Einwilligung des Verwaltungschefs zur Deckung der den Kreisen, Städten, Amtsbezirken und Gemeinden ob liegenden Ausgaben die Erhebung von Zu schlägen anzuordnen. *Jn der Eröffnungssitzung der Ersten Kam mer des elsaß-lothringischen Land tags hielt der Präsident Dr. Höffel eine von patriotischem Empfinden getragene Ansprache, in der er der gewaltigen Taten des Heeres ge dachte, insbesondere auch der im Felde stehenden elsaß-lothringischen Brüder. Dank dem Heere und dank der Organisation im Innern dürfte man mit fester Gewißheit einem siegreichen Aus gang des Krieges entgegensehen. Die Lebens mittelversorgung sei bei weiser Ein teilung gesichert. Des Vaterlandes Kraft und Wohlfahrt, schloß Dr. Höffel, werden das Ziel unserer Arbeit sein. Osterreich-Ungarn. * In einer Unterredung erklärte Kaiser Franz Josef, daß es ihm trotz der fortwährenden Anspannung aller seiner Kräfte und trotz seines hohen Alters sehr gut gehe. Der Monarch fügte hinzu, der nach drei Fronten geführte Krieg verlange fortwährend Entscheidungen, die in letzter Linie er zu fällen habe, und die ihm daher zur Pflicht machten, alles im Auge zu behalten; trotz der großen Mühe und Arbeit fühle er sich außerordentlich wohl. * In einem Prozeß wegen Hochver rats wurden in Banjaluka 16 Angeklagte, darunter die ehemaligen Landtagsabgeordneten Vasij Grogsir und Priester Matia Popovic, zum Tode und 88 Angeklagte zu ein- bis zwanzig jährigem schweren Kerker verurteilt, darunter die ehemaligen Landtagsabgeordneten Vosislav Be- sarovie zu 18 Jahren, Gosta Bozic zu 16 Jahren, Maksim Gjurkovic zu 14 Jahren, Atanasfe Soll« zu 12 Jahren, Gjovo Simic zu 5 Jahren. 55 An geklagte wurden freigesprochen. Balkanstaaten. * Der griechische Ministerpräsident Sku - ludis hat jetzt den Vertretern des Vierver- bandeS die Antwort auf die Epirusnote erteilt. Darin wird betont, daß die griechischen Maßnahmen administrative Anordnungen dar stellen, zu denen die griechische Regierung allein berechtigt ist. Sie weise daher jedes Ein - greifen in die inneren Angelegen heiten Griechenlands entschieden zu rück. Ob es in der Absicht einer fremden Macht stehe, die Epirusfrage bei den späteren Friedensverhandlungen aufzurollen, läßt Grie chenland in seinen Beschlüssen unbeeinflußt. Griechenland werde seine bestehenden und unbe streitbaren Rechte jetzt und fürderhin ausüben. — Das sind männliche Worte, die den Vierver- bändlern seltsam klingen werden. Auch Johanne blickte von oben verstohlen dem jungen Paare nach. Als es zwischen dem SSulengang verschwunden, trat sie in ihr Zimmer zurück und zog einen Brief aus dem Lederbeutelchen, daS sie unter dem Kleide trug. Die Adresse auf dem Kuvert war von einer anderen Hand geschrieben, als der Brief selbst. Johanne las ihn noch einmal aufmerksam durch. Er lautete: „Liebe Johanne! Ihren Brief habe ich er halten. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen. Fahren Sie fort, mir alles, auch was Ihnen unwichtig erscheint, zu berichten. Vor allen Dingen möchte ich genau über den Gesundheits zustand des Grafen Ravenau unterrichtet sein. Versuchen Sie, Herrn Seidenmann vorsichtig danach auszusorschen oder auch die Haushälterin. Ihre Berichte sind mir sehr wichtig. Vielleicht können Sie auch auf unverfängliche Art erfahren, wie Komtesse Ravenau über ihre angeblich ver storbene Mutter denkt. Wenn irgend möglich, suchen Sie alle Ge spräche des Grafen mit Herrn von Gerlachhausen und auch mit sonstigen Besuchern, die der Graf empfängt, zn erlauschen, ich möchte auch wissen, wie sich die Komtesse zu Herrn von Gerlach hausen stellt. Sind die beiden viel zusammen. Ich verlasse mich auf Sie. Aber Vorsicht — größte Vorsicht, es steht viel auf dem Spiel' Diesen Brief verbrennen Sie, sobald Sie sich alles eingeprägt haben. Führen Sie Ihre Mission zu meiner Zufriedenheit durch, ich bin nicht abgeneigt, die versprochene Belohnung zu erhöhen. Vergessen Sie nicht, daß ich Ihrer
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