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Sezugs-Preis: vierteljährlich 1,20 IM. frei ins baus. In Ser Leschästsstelle abgeholt 1 IM. Einzelne Nummer 12 Psg. Erscheint Dienstag, Donnerstag und Lonnabenä Nachmittag. Unterks!tung5- , - r« . und finreigeblatt Anzeigen-preis: Oie einspaltige Zeile oöer seren Naum 13 Psg. Nektlamen Sie einspaltige petit- zeile oöer Seren Naum 3V Psg. Sei belangreichen Nusträgen u. wieöer- holungen entsprechender Nabatt. Mt wöchentlich erscheinend Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd wöchentlich erscheinenüen illustrierten Beilagen „Feld unö Garten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenöochOkrills. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Srotz-Okrilla. Nummer 52 Mittwoch, den 3. Mai sW s5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Alles Ableugen und alle beschönigenden Redensarten können die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß sich die Lage in Ir land verschlimmert und der Aufruhr sich an schickt, seinen Lauf durch ganz Irland zu nehmen. Mehr als 30000 Iren sollen be reits gegen den verhaßten Unterdrücker und Blutsauger in Waffen stehen, und England wird sich wohl oder übel zu einer größeren militärischen Machtentsaltung entschließen müssen, um des Ausstandes Herr zu werdeu. Durch die Maßregeln, die es bisher getroffen hat, hat es nichts erreicht, ja es ist ihm noch nicht einmal gelungen, die „Rebellen" aus den öffentlichen Gebäuden von Dublin zu vertreiben. Wenn der mit der Unter drückung des Ausstandes betraute General French von befriedigenden Fortschritten spricht so tritt er damit in Widerspruch zu den Wahrnehmungen von Augenzeugen und den Berichten aus glaubwürdigen Quellen. Der tödliche Haß, von dem die Bewegung ge tragen ist, kennt vorläufig nur das eine Ziel dem Tyrannen an die Kehle zu gelangen und Rache zu nehmen für die brutale Aus beutung, unter der das irische Volk bis zum heutigen Tage so schwer gelitten hat. Eng land ist, was besonders vermerkt zu werden verdient, der einzige kriegführende Staat, der einen schweren Aufruhr im eigenen Lande hat. Vielleicht bemüht sich Amerika einmal, den Gründen hierfür nachzuspüren und im Zusammenhänge damit auch die englischen Redensarten vom Schutze der kleinen Völker und Nationalitäten einmal auf ihre Stich haltigkeit zu prüfen. — Nach den vorliegenden neuen Mel dungen über den Aufstand in Irland hat es noch nicht den Anschein, daß, wie die Reuter- Meldungen glauben machen möchten, das Ende des Aufstandes bevorstehe. Wenn auch immer weiter englische Truppen in Irland an Land gesetzt werden, die gegen die auf ständischen Iren marschieren sollen, so läßt sich zur Stunde noch gar nicht sagen, welche von den beiden Parteien die Oberhand be hält. Dublin vor allem soll einem wahren Schlachtfeld gleichen, die Straßen und Plätze der Stadt sind von Schützengräben durch zogen, und der Kampf, der hier wäkrend der letzten Tage zahlreiche Opfer gefordert hat, tobt noch immer mit ungeminderter Heftigkeit fort Im übrigen wacht ja auch die eng lische Regierung wohlweislich met Argus augen darüber, daß so wenig als nur. irgend möglich von dem wahren Stand des Aufruhrs in Irland in die Welt hinaus gelangt. — Die Mailänder Zeitung „Veneto" meldet der „Franks. Zeitg." zufolge, Cadorna habe sich mit dem Generalstab nach den besetzten Gebieten Südtirols begeben, um dort die Operationen persönlich zu leiten. Die Kampf pause werde daher nicht mehr von langer Dauer sein. — Zur englischen Niederlage bei Kut-el- Amara schreibt das Stockholmer „Svenfka Dagblad": Der quantitative Verlust ist groß, aber der moralische zweifellos noch größer. Englands und Asquiths Prestige bekommt dadurch schwere Stöße. In der mohamme danischen Welt kann eine solche Niederlage, bloß ein halbes Jahr nach Gallipoli, dem britischen Ansehen nicht gut tun Bei den Bundesgenossen in Europa wird sie auch Verstimmung Hervorrufen. In England selbst muß sie noch bittere Kritik als bisher er wecken, zumal die Versäumnisse im Osten ih e Folgen zugleich mit denen der Ver säumnisse in Irland zeigen. — Zu dem Fall Kut-el-Amaras schreibt das Berner Intelligenz-Blatt: „Mehr noch als eine neue militärische Niederlage bedeutet wohl für England im Hinblick auf seine Millionen mohammedanischer Untertanen der Rückschlag, den es durch die Uebergabe von Kut-el-Amara als islamitische Großmacht er leiden muß, um so mehr, als sich unter den Gefangenen zwei indische Regimenter be- fnwen." — In den Neuen Züricher Nach richten wird betont, daß sich die englische Kriegsleitung wieder einmal von einer er staunlichen Unfähigkeit zeigte. Der englische Feldzug in Mesopotamien sei als gescheitert zu betrachten. Das englische Ansehen an den Vorhöfen Jnöiens sei zerschmettert. Ueber den Eindruck sagt das Blatt: „In der Türkei wird Jubel herrschen, in Petersburg aber keine Trauer. Man hätte es dort nicht gern gesehen, wenn England Mesopotamien Hütte besetzen können. Die Uebergabe von Kut-el-Amara ist für England ein schwerer Schlag, so schwer oder noch schwerer als der Rückzug von den Dardanellen. Sie wird im fernen Osten mächtig nachzittern und dem Ansehen Englands im Osten den Rest geben". — In Besprechung der bevorstehenden Ratifizierung des deutsch-türkischen Bündnis vertrages schreibt die „Köln. Zeitg.": Möge der neue Dreibund nach der siegreichen Be endigung des Krieges ein wertvolles Unter- pfänd für den Weltfrieden werden, eine Sicherung für das Gedeihen wirklicher Kultur nicht einer bloßen Tünche, wie sie von London und Paris namentlich den Neutralen so dick auf das tägliche Brot gestrichen wird. Der Aufsatz gedenkt schließlich auch Bul gariens, das in treuer Waffenbrüderschaft an der Seite des neuen Dreibundes kämpft, und sagt: „Vielleicht wird aus dem vertieften neuen Dreibunde noch ein besiegelter Vier bund. In dieser Hoffnung grüßen mir heute auch die Waffenbrüder in Bulgarien. — Ein griechischer Postdampfer mit aus Aegypten geflüchteten Griechen ist im Piraeus eingelaufen. Reisende erzählen, daß die En tente fieberhafte Anstrengungen macht, um Truppen, die zuletzt bei den Dardanellen waren und jetzt in Aegypten sind, nach Mar seille zu schaffen. 150 Transportdampfer sind in ägyptischen Häsen versammelt. Bisher wurden über 100000 Mann nach Marseille transportiert. OertltcheS und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, 2. Mai W6, — Das deutsche Volk wird gegenwärtig in geradezu unerhörter Weise bewuchert. Das steht außer allem Zweifel, und man macht das Uebel nicht besser, wenn man es ver- fchweigt. Eine ganze Reihe von wichtigen Lebensmitteln ist in vielen Städten und auch größeren Landorten überhaupt nicht zu kaufen sie werden teilweise künstlich zurückgehalten, um eine günstigere „Konjunktur" abzuwarten und andere Lebensmittel sind nur zü schier unerschwinglichen Preisen zu haben. Dabei haben wir die Bundesratsverordnung vom 23. Juli 1915, die mit Gefängnis bis zu einem Jahr denjenigen bedroht, der für Gegenstände des täglichen Lebens, insbesondre für Nahrungsmittel, Preise fordert, die einen übermäßigen Gewinn enthalten. Diese Ver ordnung ist mit mild mahnenden nnd dann mit streng warnenden Worten oft genug wiederholt worden. Was hat das alles ge fruchtet? Der Wucher blüht nach wie vor in ungeahntem Maße, und die Behörden, die alle nur erdenklichen Machtmittel in den Händen haben, fühlen sich machtlos, um etwas Durchgreisendendes zu unternehmen. Sachsen hat unter diesem Wucher besonders zu leiden, weil es selbst wenig produziert und in der Hauptsache auf Zuschuß von außen angewiesen ist. Das trifft namentlich auch auf Fleisch zu. Anch hinsichtlich des Gemüses müssen rechtzeitig Maßnahmen ge troffen werden, um das Volk vor Aus beutung zu schützen. Es ist ein Unding, wenn man den Ersatz der Fleischnahrung durch Gemüsekost in einem Augenblick emp fiehlt, wo Gemüse so teuer und so knapp ist wie Fleisch selbst. Die Maßnahmen, die auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung noch zu leisten sind, können nur erfolgreich durch - geführt werden, wenn man sie einheitlich über das ganze Reich gestaltet. Wenn wir auch im dritten Kriegsjahr unsre Ernährung vollständig sicherstellen und das Volk weiter vor Bewucherung schützen wollen, so muß eine Reichsinstanz geschaffen werden und das je eher je besser. Das Volk verlangt wahr haftig nicht viel. Was es verlangt, ist, daß die vorhandenen Waren in richtiger Ver teilung und zu erschwinglichen Preisen an den Markt kommen. Daß das bisher nicht geschah, lag zu einem großen Teil mit an der mangelhaften Vereinheitlichung unserer Lebensmittelversorgung. — Allgemeine Wirtschaftskunde. Wohl feile Ausgabe von „Natur und Arbeit" von Dr. Alwin Oppel. Mit 218 Ab bildungen im Text, 23 Kartenbeilagen und 24 Riidertafeln in Holzschnitt, Hochätzung und Farbendruck 2 Leinenbände 9 Mark. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Wie gewaltig das große Völkerringen, dessen Zeugen wir sind, auch in das Wirt schaftsleben der Nationen etngreift, sehen wir von Tag zu Tag mehr. Kein Zweifel daß damit zugleich ein Interesse an wirt schaftlichen Fragen in weitesten Kreisen gewachsen, das Verlangen nach einer zu sammenfassenden gemeinverständlichen, aber auf wissenschaftlichen Grundlagen auf gebauten Darstellung des materiellen Lebens in seiner geschichtlichen Entwicklung und seiner heutigen Gestaltung reger ge worden ist. Es ist unter diesen Umständen freudig zu begrüßen, daß eins der ver dienstvollsten und selbständigsten Werke auf diesem Gebiete, Professor Dr. Alwin Oppels „Natur und Arbeit", unter dem seine Eigenart treffender kennzeichnenden Titel „Allgemeine Wirtschaftskunde" zu einem volkstümlichen Preise nochmals herausgegeben worden ist. Thema dieses Werkes ist das Verhältnis zwischen Natur und Wirischaftsarbeit: welche Möglichkeiten gewährt die Natur für die Erwerbsarbeit, welche Schwierigkeiten letzen sich der Ge winnung der Naturschätze entgegen, über welche Kräfte ver:ügt der Mensch, um die Natur zu bewältigen? Der Darstellung dieser Naturvoraussetzungen schließt sich dann eine Geschichte der Wirtschaft an, den breitesten Raum aber nimmt eine Schil derung der Wirtschaft der Gegenwart ein. Durch lehrreiche Texibilder, farbige und schwarze Tafeln werden die Haupworgänge des wirtschaftlichen Lebens in der Ver gangenheit und der Gegenwart auch bild- lich wirkungsvoll veranschaulicht, besonders herpopzuheben sind die zahlreichen Karten, in ihrer Gesamtheit ein sehr gehaltvoller Ailas zur Wirtschaftskunde. Da Gewerbe Industrie, Handel, Geldwesen und Verkehr gleichmäßig berücksichtigt und in ihren Wechselwirkungen vorgcführt werden, sei allen, die in d esen großen Gebieten menschlicher Tätigkeit arbeiten, dies Werk warm empfohlen, für kaufmännische und gewerbliche Schulen ist es ein Hilfsmittel ersten Ranges beim Unterricht. -- Ein altes, seifenloses Waschverfahren. Unsere Großmütter rühmten ein Wasch verfahren, welches uns Neuzeitlichen ver loren gegangen ist. Sie nahmen Holz asche zum Reinigen der Wäsche. Auch die alten Leineweber, die das Handgesptnst auf ihren Stühlen verarbeiteten, kauften die Holzasche an, weil sie wußten, daß sie mit dieser am schnellsten die Leinwand weiß bleichen konnten, ohne das kostbare Gewebe anzugreifen. Da uns nun die Seife knapp wird, ist es vielleicht vielen Hausfrauen auf dem Lande willkommen, wenn auf diese alte Hantierung hin gewiesen wird. Man schüttet die sauber gewonnene Holzasche durchgesiebt in einen kurzen weiten Sack, den man am Rande eines etwas tiefen Fasses so befestigt, daß tue abfließende Lauge sich darin ansammeln kann. Nun übergießt man die Asche langsam mit kochendem Wasser und setzt dies mehrere Male in längeren Zwischen räumen fort, damit alle Laugensubstanz möglichst gut ausziehen kann. Dann wäscht man wie folgt: Die vorher ein geweichte Wäsche wird auSgerungen und glatt in ein großes Faß gelegt. Dann bedeckt man die Wäsche mit heißem Wasser und gibt nun die fertige Holzaschenlauge darüber. Nun deckt man das Faß mit Wäsche fest zu und läßt das Ganze über Nacht stehen - laugen, — wie man früher sagte. Am anderen Morgen wird dann die Wäsche einzeln mit der Hand aus gewaschen und auf die Bleiche gelegt und fleißig begossen. Man erhält dann eine tadellose blütenweiße Wäsche. In Er mangelung eines Bleichplatzes wird sauber nachgespült und die fertige Wäsche zum Trocknen aufgehängt, möglichst im Freien. Die Holzaschenlauge entfernt nicht nur den Schmutz, sondern auch jedes Fleckchen in der Wäsche. Radeburg. Am Sonntag vormittag 11 Uhr wurden auf unserem Marktplatze abermals Mannschaften des Depots ver eidigt. Chemnitz. Der 18 jährige Dienst knecht Pfeiffer in Ebersbach bei Chemnitz wurde bei einer Feiertagskegelpartte von einer aus der Bahn springenden Kugel so heftig an den Unterleib getroffen, daß er bewußtlos zusammenbrach und infolge innerer Verletzungen nach dreitägigem schweren Leiden verschied, — Aus dem in voller Fahrt befindlichen Personenzug aus Döbeln stürzte zwischen den Stationen Ottendorf und Oberlichtenau der achtjährige Knabe Friedrich Kirchhübel aus Beerwalde bei Waldheim der sich in Begleitung seiner Großeltern befand, aus der vierten Klasse und erlitt tödliche Ver letzungen. Der Vater des Kindes steht zur Zeit im Felde. Hohenstein-Ernsttal. Das ver schärfte Baumwollverbot zieht auch die hiesige Web- und Wirkindustrie stark in Mitleidenschaft. Nachdem schon seit längrer Zeit die Arbeitszeit nicht unerheblich be- schränkt worden war, haben fast sämtliche Textilbetriebe diese auf 28 und teilweise sogar auf 18 Stunden in der Woche herab gesetzt. Auch wurden in verschiedenen Be- trieben Arbeiter und Arbeiterinnen vor läufig entlassen. UuMLiM0»ikA8 l» verrchieüese« v«-MSte» wett- läge« empfiehlt tn retchhakisst« Auswahl