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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,22 INK. frei ins Haus. In öer Leschästsstelle sbgeholt I Mk. Einzelne Nummer 12 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Untertia!tung5- und ftnreigeblntt Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer öeren Naum 15 Pfg. Neklamen ö!e einspaltige petit- zeile oöer öeren Naum 32 pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. Meöer- holungen entsprechender Nabatt. Mt wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer 50 Donnerstag, den 27. April M §5. Zahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Am 25. bez. 26. April 1916 findet eine Erhebung der Vorräte von Kartoffeln sowie von Erzeugnissen der Kartofftltrocknerei und Kartoffelstärtefavrikation statt. Gleichzeitig findet eine Erhebung der Vorräte von Zucker statt. Es ergehen an alle Haushaltungen Anzeigeformularc, welche von jedem Haushaltungs vorstand zu unterschreiben sind, auch wenn keine Vorräte vorhanden sind. Vorräte von unter 20 Pfund Kartoffeln oder Zucker sind in der Anzeige nicht an zuführen, diese sind aber auch dann zu unterschreiben. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß auf jeder Anzeige von über 20 Pfund Zucker die Zahl der Hanshaltungsangehörigen und der Beruf des Anzeige pflichtigen einzutragen ist. Die Anzeigeformularc sind spätestens am 27. dss. Mts. im Gemeindeamt abzugeben. Ottendorf-Moritzdorf, am 22. April 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — An der Verdun-Front ist es während des Ostermontags nur beiderseits der Höhe 304 zu größeren Kämpfen gekommen. Bei Avocourt und am „Toten Mann" versuchte der Feind wiederholt gegen die deutschen Stellungen vorzugehen, er wurde aber ab gewiesen. Während die Infanterie in ver hältnismäßiger Ruhe verharrte, entwickelte die Artillerie — begünstigt durch gute Sicht- verhältniffe — um so lebhaftere Tätigkeit. Auch die Flieger waren allenthalben am Werk, wobei östlich der Maas ein feindliches Flugzeug abstürzte. Ob die jetzt verstärkte Altillerietätigkeit als Vorbereitung erneuter Jnfanterietätigkeit zu werten ist, muß ab gewartet werden. — Ueber die erneute Beschießung der bel gischen Küste durch feindliche Kriegsschiffe werden dem Nieuwe Rotterdamsche Courant folgende Einzelheiten gemeldet: Aus Vlifsingen kommt die Nachricht, daß am Montag die belgische Küste erneut bombardiert wurde. Man konnte von Vlissingen aus mit be waffnetem Auge deutlich die Kriegsschiffe er kennen, die ihre Geschosse gegen die deutschen Stellungen am Meere schleuderten. Die deutschen Batterien erwiderten das Feuer kräftig. In dem Rauch und Qualm, der die feindlichen Kriegsschiffe einhüllte, sah man die deutschen Granaten -platzen, was bewies, daß die deutschen Batterien gute Treffer ge macht haben mußten. Wie lange der Kampf dauerte, wird nicht berichtet. — Der Pariser Vertreter des „Secolo" Macht das Zugeständnis, daß die Verdun- Schlacht den großen Ueberfluß der Deutschen an Kanonen bewiesen habe. Die Deutschen ahmten das Beispiel Napoleons nach, indem sie die Infanterie sparten und das Haupt gewicht aus die Artillerie legten. 'Die Fran zosen dagegen verfügten über eine größere Truppenzahl, besäßen aber nicht die gleiche Artillerie und seien deshalb zur Verteidigung gezwungen. Die deutsche schwere Artillerie sei furchtbar hinsichtlich der Zahl und Voll kommenheit der Geschütze. Es sei unwahr, was ein englischer Minister sagte, daß näm lich die deutsche Geschoßerzeugung das Höchst Maß der Leistungsmöglichkeit bereits erreicht habe, während die Verbündeten auf dem Wege dahin seien. Auf Wahrheit beruhe, daß die Verbündeten ununterbrochen fabrizieren aber große Anstrengungen seien noch nötig, Um die Deutschen hinsichtlich des Kriegsgeräts zu übertreffen. Die Franzosen benötigten noch größere Mengen an Kriegsgerät. — Einer Meldung des Corriere della Sera zufolge wird dec Fall von Kut-el-Amara mit 10000 Mann Besatzung als unmittelbar be vorstehend angesehen, nachdem die letzten Ausfälle der Besatzung nicht einmal die tür. kischen Hauptstellungen erreicht haben, sondern bereits vor den Vorstellungen abgeschlagen worden sind. — Der frühem amerikanitche Generalkonsul in München Gaffney, der als ein Gegner Wilsons und Freund Deurschlands allerdings die Lage stets optimistisch betrachtete, gibt in der Münchener Zeitung seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck, daß das amerikanische Volk unter keinen Umständen Konflikte will. Der Wille des souveränen amerikanischen Volkes ist letzten Endes ausschlaggebend, besonders bei einer Frage von so ungeheurer Tragweite wie der, vor die das amerikanische Volk jetzt durch die letzte Note Wilsons gestellt ist. Oertliches mW Sächsisches. Gttendorf'Vkrilla, es. April WS. — Vorüber sind nun die zweiten KciegS- ostern, die wir durchleben mußten. Wie das der Lauf der ernsten Zeil mit sich bringt, konnte auch diesmal von größeren rauschenden Festlichkeiten an den Feiertagen nicht die Rede sein und manches, woran wir in Friedenszeilen gewöhnt waren, mußte entbehrt werden oder hatte eine wesentliche Einschränkung erfahren müssen. Der Osterkuchen war weggefallen, die Oster eier von Schokolade oder Zucker waren infolge der behördlichen Beschlagnahmen und Verbrauchseinschränkungen teurer ge- worden und anscheinend hatten auch die Hühner die „KriegSlieierungen" eingeschränkt todaß deren weiße Produkte an den letzten Tagen vor dem Feste zwar zu den ge suchtesten, aber ebenso zu den am wenigsten käuflichen Ärtrkeln gehörten. Das sonst w beliebte Ostereiersuchm in Haus und Garten mußte da auch wegfallen, zumindest eingeschränkt werden, sehr zum Leide für viele unserer Kleinen. Der Osterbraten war diesmal nicht so reichlich bemessen wie im Frieden. Aber all dieses wird gern getragen und will nichts beiagen gegenüber den Entbehrungen, die sich unsere Krieger an den Fronten in Feindes land auferlegen müssen. Alle hier in der Heimat tröstet das Bewußtsein: es werden auch bessere Zeiten wicderkommen. — Die Anzeigepflicht des Verbrauchs zuckers. Bei der Zuckerausnahme rom 25 April sind alle Mengen von Verbrauchs, zucker über 10 Kilogramm anzuzetgen, so fern der Kommunalverband die Anzeige pflicht nicht auch am Mengen unter lO Kilogramm ausdehnt. Auf die Sorten des Zuckers kommt es dabet nicht an, auch flüssige Raffinade, flüssiger Invertzucker, Kandiszucker, Zuckersirup usw. sind an zuzeigen, ebenso Verbrauchszucker, der allen- alls zu irgend w ichen Zwecken flüssig ge macht wurde. Wer Zucker verheimlicht, macht sich strafbar. Die Angaben sind auf Erhebungspapieren einzutragen, die je nach der örtlichen Regelung entweder die Orts behörde von Hans zu Haus schickt, oder bei ihr abgeholt werden müssen. Auch wer Zucker gewerblich verarbeiten will, hat bei der Bestandsaufnahme seine Vorräte aus einem von der OrtSbehörde bestimmten Erhebungspapier anzugeben. Außerdem haben alle verarbeitenden Betriebe mit Ausnahme von Apotheken, Gasthäuseru, Bäckereien und Konditoreien auf einem gesonderten Fragebogen, welcher von der Reichszuckerstelle, den Handelskammern und den Fachverbänden abgegeben wird, die notwendigen näheren Angaben zur Be messung ihres künftigen Zuckeranteiles zu machen. Vor Prmung dieser Angaben kann die Reichszuckerstelle über die Zu teilung von Zucker nicht entscheiden. Von der Einsendung von Gebühren für Be zugsscheine ist daher einstweilen abzusehen. — Zuckerbedarf gewerblicher Betriebe. Es ist von zahlreichen gewerblichen Be trieben, die Zucker verarbeiten, noch immer nicht beachtet worden, daß sie ihren Bedarf bei der Reichszuckerstelle bis zum 30. April 1916 anzumelden haben. Tie Reichs zuckerstelle in Berlin hat für die An meldung, über die Näheres aus H 8 der Aussührungsbestimmungen des Reichs- kanzleis vom 12. April 1916 zur Ver ordnung über den Verkehr mit Verbrauchs zucker vom 10. April 1916 ersichtlich ist, Formulare herausgegcben, welche bet der Reichszuckerstelle und den Handelskammern erhältlich sind. Wer die vorgeschriebene Anzeige nicht bis zum 30. April 1916 er stattet, muß damit rechnen, bei der Be messung der Zuckeranteile nicht berücksichtigt zu werden. Diese Anmeldepflicht erstreckt sich nicht auf Bäckereien, Condttoreien und Gastwirtschaften. — Der Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel G. m. b. H- macht bekannt, daß von den ordnungsmäßig ge meldeten und bei ihm verbuchten Beständen an Tee demnächst ein nennenswertes Quantum voraussichtlich sreigegeben werden kann Um den dringendsten Bedürfnissen des Publikums zn genügen, wird hiermit unter nachstehenden Bedingungen einst weilen eine Quote von insgesamt 10 Proz. des angemeldeten Tees dem Verkehr frei gegeben. Diese Bedingungen sind: 1. Es dürfen im Kleinverkauf an die einzelnen Käufer nicht mehr als 125 Gramm auf einmal verabfolgt werden Für guten Konsumtee darf dabei der Preis für das Pfund (500 Gramm) 4,50 Black für lose Ware und 5 Mark für gepackte Ware nicht überschreiten. — Das Verbot des Verfütterns von grünem Roggen und grünem Weizen wird vom sächsischen Ministerium des Innern durch die folgende Ausführungsverordnung zur Bekanntmachung des Reichskanzlers verfügt: Mrüner Roggen und grüner Weizen darf nur mit Genehmigung der zuständigen Amtshauptmannschaft oder in Städten mit revidierter Slädteordnung des Stadtrates abgemäht oder verfüttert werden. — Die Begründung einer Landesfleisch stelle in Sachsen. Bei dem sächsischen Ministerium des Innern ist eine Landes fleischstelle errichtet worden, der die Aufsicht über den Verkehr mit Fleisch und Fleisch waren sowie die nähere Regelung des Fleischverbrauchs übertragen ist, soweit hierführ nicht die Kommunaloerbände zu ständig sind. Insbesondere bleibt der Landesflerschstelle Vorbehalten, mit Ge nehmigung des Ministeriums des Innern dle für bestimmte Zeiträume für Sachsen zugelassenen Schlachtungen nach Maßgabe der wirtschaftlichen Bedürfnisse anderweit zu verteilen und die Höchstmengen von Fletsch festzusetzen, die innerhalb eines Ver sorgungsabschnittes auf den Kopf der Be völkerung verteilt werden dürfen. An der Zuständigkeit des ViehhandelsverbandeS für das Königreich Sachsen zur Beschaffung und Verteilung des im Königreich Sachsen benötigten Fleisches wird hierdurch nichts geändert. — Bestandserhebung von Reißmaschinen Heute wird eine amtliche Bekanntmachung über eine Bestandserhebung von Reiß maschinen veröffentlicht, die heute auch in Kraft tritt. Danach sind alle im Inlands befindlichen Maschinen, die zum Reißen oder Auflösen von Lumpen, Gegenständen oder Abfällen aller Art dienen können, insbesondere Kunstwoll- bezw. Vorreiß maschinen (Reißwölfe), Nachreiß- (Effiloch-) Maschinen, Nachreißmaschinen und Drou- fetten bis zum 10. Mai 1916 an daS Webstoffmeldeamt der Kciegsrohstoff-Ab- tetlung des Königlich Preußischen KnegS- mintsteriums, Berlin L'U. 48, Verlängerte Hedemannstraße 11, zu melden, von dem auch dis amtlichen Meldescheine zu erfordern sind. Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen. — In Paketen an Kriegsgefangene in Rußland durften bisher Waren, deren Einfuhr sonst in Rußland verboten war, nicht enthalten sein. Als Ausnahme von diesem Verbot ist jetzt russischerseits zu. gestanden worden, daß in den Paketen an deutsche Kriegsgefangene Schweinefleisch waren, russische und fremde Münzen und mit künstlichen Zuckerstoffen versüßte Nahrungsmittel nach Rußland eingeführt werden dürfen. — Zur Frage des 7-Uhr-Ladenschlusses. Das Ministerium des Innern hatte be kanntlich hei Behörden, Handels- und Ge- werbekammern eine Umfrage über die Ein führung des 7-Uhr-LadenschlusseS ver anstaltet, um einen Ueberblick über die Aussichten in diesen Kreisen hierüber zu erhalten. Im Anschluß hieran hat das Ministerium eine ablehnende Entschließung über den 7-Uhr-Ladenschluß gefaßt. Pegau. Ein seit dem 2 dss. Mts. vermißtes junges Mädchen, das bis dahin in einem hiesigen Geschäft als Verkäuferin tätig war, wurde jetzt im Elsterfluß bet Libschütz, unweit der Döhlener Brücke ge funden. Roßwein. Der hiesige Bürgerschul lehrer Kmoch wurde zur Uebernahme einer leitenden Stellung an die Schulverwaltung nach Warschau berufen. Wtesa. Die am 14. April aus dem hiesigen Gefangenenlager ausgekniffenen 3 französischen Offiziere wurden am 21. April durch zwei Landsturmmänner wieder ein geliefert. Die Ausreißer sind in Ober kotzau bei Hof i. B. aufgegriffen worden. Krtmmitschau. Der 62 Jahre alte Gerichtsvollzieher Dreßler beim hiesigen Königlichen Amtsgericht wurde wegen fort gesetzter Unterschlagung amtlicher Gelder und Fälschung von Urkunden verhaftet. Ol_I