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MM 4 MW W Ms W bMV H» DA V «- M- V^. 5 WWW U>^ W W KM MN W K W W M W W W W W WM HMI8n ZUWUvL 8n ^.DHL.ML^M^ Vie „Vtten-orfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen «,2V Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« »«n Jnseratin bi, vormittaz i« Uhr. Inserate werden mit io Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 116. Sonntag, den 27. September 1903. 2. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, 2S. September 1903. Ps Morgen Sonntag findet das Fest für den ev.-luth. Gotteskasten, welcher sich die Unter stützung der lutherischen Glaubensgenossen zur Aufgabe gestellt hat, in Höckendorf statt- Der Fcstgottesdienst beginnt um 3 Uhr (Previgt Pastor Albrecht aus Bözln). Nachmittag 5 Uhr Nachoersammlung im Gasthof (Bericht: Katechet Fischer aus Aussig in Böhmen). —* Am morgenden Sonntag veranstaltet im Gasthof zum schwarzen Rost der Männer- Gesangverein Ottendorf ein Gesangskonzert mit nachfolgender Ball musik. Ein gut ge wählte», reichhaltiges Programm verspricht allen Besuchern einen genußreichen Abend. Am selben Tage nachmittags findet im Gasthof zu Cunnersdorf Vogelschießen mit Gwtenkonnzert und Ballmusik statt. Für beide Veranstaltungen ist ein zahlreicher Besuch zu wünschen. — Der Herbst hat Donnerstag vormittag seine Visitenkarte bei uns abgegeben. Pünktlich wie immer nahm er um 7 Uhr früh in dem Augenblick, da Frau Sonne in das Zeichen der Wage trat, dem müden Sommer das Szepter aus den Händen und ergriff die Zügel der Regierung, in deren Verlauf er sich als ein äußerst talentierter Maler der Wälder zeigen wird, die nun gar bald in den buntesten Laubfärbungen prangen sollen. — Leer und kahl liegen jetzt die abgeernteten Felder da! Die Lerche tiriliert über den Stoppeln, das Rebhuhn eilt den Kartoffelnfeldern zu, dem einzigen Versteck, das ihm der Mensch noch gelüsten hat. Armes Rebhuhn! Nings knallen die totbcingenden Schüsse, deine Brut wird vernichtet und fällt dem Feinschmecker zum Opfer, der eine Zierde seiner Tafel aus dir macht. Der Mensch, der große Zerstörer der Werke Gottes, er baut aber auch mit unermüd lichem Fleiß den Acker, er reget ohne Ende die fleißigen Hände! Neben dem Stoppelfeld dampft die Dreschmaschine, der geschäftige Pflug, die auSgltichende Egge, sie gehen als Vor bereitung für die Wintersaat über das abge- erntcte Feld. Bald sprießt es wieder aus der fruchtbaren Erde, bald kommt wie junges Hoffen der Halm hervor. Wie groß auch die Ver nichtung, dennoch sproßt immer wieder neues Leben aus ihr hervor. Leben geht und tausend fältig kehrt es wieder! — Herrliche Herbsttage sind uns jetzt beschicken. Die Sonne meint es noch einmal gut und doch täuschen die wärmenden Strahlen nicht darüber hin, daß des Jahres schönste Zeit vorbei. Das fallende Laub und die zeitig sich herniedersenkenden Abendschatten zeigen, daß es mit der Sommerszeit endgiltig vorüber ist. — Eme partielle Mondfinsternis, die zum Teil auch in Deutschland beobachtet werden kann, steht am 6. Oktober bevor, Der Anfang ist 2 Uhr 40 Minuten nachmittags, das Ende 5 Uhr 55 Minuten. Die Finsternis wird im Osten Deutschlands noch wahrnehmbar sein. — In interessierten Kreisen dürfte ein ge meinschaftlicher Erlast des preußischen Ministers des Innern und der öffentlichen Arbeiten, der sich mit der Kontrolle der Radfahrerkarten beschäftigt, noch wenig bekannt sein. Er ist vom 27. August d. I. datiert und hat nach stehenden Wortlaut: „Es ist zu unserer Kennt nis gekommen» daß in letzterer Zeit in ver schiedenen Fällen Radfahrer von Gendarmen und anderen Polizeibeamten ungehalten und zur Vorzeigung ihrer Radfahrkarten veranlaßt worden sind, ohne daß diesen Radfahrern eine Übertretung der Polizeiverordnung, betreffend der Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Straßen usw., oder sonst irgend eine Über tretung zum Vorwurf gemacht werden konnte. Zur Vermeidung derartiger unnötiger Be lästigungen des radfahrenden Publikums er suchen wir ergebenst, sämtliche Polizeiexekutiv beamte ihres Bezirkes darauf aufmerksam zu machen, daß die Ausstellung der Radführkarte in der Hauptsache zu dem Zwecke erfolgt, um bei irgend welchen Übertretungen die Persön- ichkeit sofort feslstellen zu können, daß also Radfahrer nicht lediglich zur Feststellung, ob ie ihre Radfahrkarten mit sich führen a: zu halten sind. Dresden. Von dem abends s/i10 Uhr vom hiesigen Friedrichstädter Bahnhofe nach Röderau verkehrenden Güterzuge ist am Donners tag zwischen Kemnitz und Stetzsch ein Wagen entgleist, wodurch das Hauptgleis für die Züge in der Richtung nach Weinböhla-Coswig ge- perrt war. Der Verkehr konnte durch Ein richtung eingleisigen Betriebes aufrecht erhalten werden. Verletzt wurde niemand. — Frau Erbprinzesfin zu Sayn-Wittgenstein- Berleburg, Mutter des Fürsten Victor von Schönburg-Waldenburg, ist am Donnerstag vormittag hier gestorben. — Die gesamte hiesige Sicherheitspolizei, 719 Gendarmen, wird zur Zeit mit neuen Revolvern ausgerüstet. Die neue Waffe unter scheidet sich von der bisherigen dadurch, daß Treffsicherheit und Tragfähigkeit größer sind, daß die Trommel zehn Projektile enthält und die Beschaffenheit des Pistols eine bessere Hand habung ermöglicht. Abteilungen der Gen darmerie haben Schießübungen abgehalten. — Ein Einbruchsdiebstahl ist gestern vor mittag in der Wohnung eines hiesigen Ge schäftsmannes auf der Schießgasse 6 im vierten Stockwerke ausgeführt worden. Während der Abwesenheit der Bewohner hat sich ein Ein brecher allem Anscheine nach von dem Boden des Hauses und durch das offsnstehende Fenster von der Dachrinne aus in die betreffende Wohnung Eintritt verschafft dort einen ver schlossenen Schrank aufgebrochen und daraus ein weißes Seehundleder-Portemonnaie mit 80 Mark Geld (vier Zwanzigmarkstücke), sowie zwei goldne Trauringe, gezeichnet 11.(7. 96 6. P. und M, und eine goldne Damenuhr mit langer goldner Kette zum Umhängen ge stohlen. Die Uhr ist auf der Rückseite mit Monogramm mit den Buchstaben P. ver sehen, Während der „Arbeit" hat der Ein brecher die Stubentür von innen verriegelt, sodaß es der zurückkehrenden Ehefrau nich! möglich war, die Tür mit dem Schlüssel zu öffnen. Erst später konnte die Tür auf ge- walffame Weise geöffnet werden. In Verdacht kommt ein langer, schmächtiger Mann, der ähnlich wie ein Telephonarbeiter gekleidet ge wesen ist und einen längeren Draht um den Körper geschlungen hatte. Dieser Mann ist verschiedentlich um die fragliche Zeit von Haus bewohnern auf den Treppen gesehen worden, doch da in diesem Hause sehr oft Telephon arbeiter zu tun haben so ist dies weiter nicht ausgefallen. — In Wien wurde dieser Tage der Unter offizier Becker vom hiesigen Trainbataillon fest genommen, der sich vor einigen Wochen von seiner Truppe entfernt hatte, jedenfalls aus Furcht vor Bestrafung, der er entgegensah, weil er sich in seiner Funktion als Schießunter offizier verschiedene Unregelmäßigkeiten zu schulden kommen ließ. Nachdem die Aus lieferungsbedingungen mit Österreich geregelt waren, wurde der Deserteur von zwei be waffneten Transporteuren von der Grenze ab geholt und nach dem hiesigen Festungsgefäng- niste übergeführt. Moritzburg-Eisenberg. Anläßlich des hier statlfindenden Roß- und Viehmarktes läßt die Staatsbahnverwaltung Dienstag am 6. Oktober Sonderzüge vormittags 7 Uhr 49 Min von Radebeul nach hier (Ankunft 8 Uhr 24 Minuten) und nachmittags 2 Uhr 52 Minuten von hier nach Radebeul (Ankunft 3 Uhr 29 Minuten) in Verkehr bringen. Beide Sonder züge halten an allen Unterwegsstationen an und sind auf die gewöhnlichen Fahrkarten be nutzbar. In der Richtung nach Moritzburg- Eisenberg vermittelt der vormittags 7 Uhr 24 auf dem Dresdner Hauptbahnhofe abgehende Personenzug (in Radebeul 7 Uhr 46 Min.) den Anschluß, während in umgekehrter Richtung der Zug, welcher nachmittags 3 Ühr 33 Min. von Radebeul abgeht, die Sonderzugsreisenden nach Dresden (Ankunft Hauptbahnhof 3 Ühr 57 Min.) weiterführt. Priestewitz. In der Nacht zum Dienstag wurde von ruchloser Hand eine dem Gutsbesitzer Schurig hier gehörige 100 Schock enthaltende Roggenfeime angezündet. Mittwoch nachmittag wurde demselben von Kindern eine große Stroh eims angezündet, welche ebenfalls niederbrannte. Riesa. Ein menschliches Skelett wurde am Donnerstag beim Ackern auf einem Felde des Vorwerks Großholz — Rittergut Jahnis hausen — zutage gefördert. Das noch gut er haltene Skelett lag nur za. 30 Zentimeter tief in der Erde. Es dürfte von einem Manne in den besten Jahreri herrühren. Die Zähne sind noch vollständig. Die Unterschenkel waren zurückgebogen. Man vermutet, daß hier ein vor vielen Jahren verübtes Verbrechen vorliegt. Vor 27 Jahren wurde die Eisenbahn Riesa- Lommatzsch, die in der Nähe des Fundortes vorüberführt, gebaut. Döbeln. Von einem sehr bedauerlichen Unfall wurde die Gattin des Büchsenmachers Hirche hier betroffen. Sie nahm im Laden eine kleine Bolzenbüchse, die zur Reparatur ab gegeben wurde, entgegen, und als sie dieselbe in eine Ecke stellte, entlud sich ein Schuß. Die Büchse war, ohne daß darauf aufmerksam ge macht worden war, geladen. Der Bolzen traf Frau Hirche ins linke Auge. Da anscheinend nur die Hornhaut verletzt worden ist, hofft der Arzt, der Frau das verletzte Auge erhalten zu können. Bischofswerda. In der Nacht zum Sonn tag hat Laternenwärter Berger hier einen Fisch reiher lebend gefangen; das Tier ward vom Dresdner Zoologischen Garten, der nur ein einziges Exemplar dieser Galtung besaß, er worben. Mittweida. Hier suchte sich eine ledige, 22 jährige alte Weberin den Tod zu geben, indem sie sich vom Stadtparkufer aus in die Zschopau stürzte. Am anderen Ufer stehende Leute hatten das Vorhaben der Lebensmüden bemerkt und bewirkten mittels einer Fähre ihre Rettung. Die Unglückliche stürzte sich darauf zum zweiten Male ins Wasser, wurde aber wieder herausgezogen und schließlich nach ihrer Wohnung gebracht. Ein unglückliches Liebes verhältnis soll die Ursache zu dem bedauer lichen Schritte sein. Leipzig. Seit Montag durchschwirrten hiesige Stadt unkontrollierbare Gerüchte über den plötzlichen Tod der Ehefrau des Fleischer meisters Horn in der kleinen Fleischergasse. Die vom Ehemann unterzeichnete Todesanzeige in den Blättern war ungemein herzlich abge faßt, obwohl es öffentliches Geheimnis nicht nur der Nachbarschaft war, daß Frau Horn schwer unter den Wutausbrüchen ihres Mannes zu leiden gehabt hatte. Als Todesursache war Herzschlag angegeben. Ehe dieser aber eintrat, soll eine wüste, rohe Szene stattgesunden haben. Die Gerüchte verdichteten sich nun soweit, daß die Königl. Staatsanwaltschaft den Leichnam der Frau Horn nicht beerdigen, sondern be schlagnahmen und gerichtsärztlich untersuchen ließ. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. — Gestern hat die Sektion des Leichnams der Frau Fleischcrmeister Horn stattgefunden und ergeben, daß alle über ihren Ehegatten verbreiteten Gerüchte grundlos gewesen sind. Durch die amtliche Klarstellung ist dem Schwer- verdächtigen die Möglichkeit verschafft worden, fortab jede üble Nachrede bestrafen zu lassen. — Vor dem königlichen Landgericht findet zur Zeit die Verhandlung wegen des Decken einsturzes im Palmengarten (15. Oktober 1901) statt, bei welchem die 20 Jahre alte Uhrmachers tochter Claus aus Stettin getötet ward und zwei andere Damen schwerverletzt wurden. Der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung unter Außerachtlassung der Berufspflicht sind ange schuldigt der Architekt Kietz aus Magdeburg, Stukkateur Kienhöfer aus Reichenbach i. W., Baugeschäftsführer Hennig aus Zehlendorf und Baumeister Streitzig aus Reichenberg i. B., welche die betreffenden Arbeiten für die Firma BoSwau L Knauer in Berlin ausführten. Die Verhandlungen konnten gestern nicht beendet werden. — Wegen Lotterievergehens jist ein hiesiger Kaufmann in Untersuchung genommen worden, welcher ohne jede handschriftliche Bemerkung einem Warenkunden in Mecklenburg einen Pro spekt der sächsischen Landeslotterie übersandt hatte. Vielleicht wird demnächst auch verfolgt, wenn ein Kaufmann seine Waren verpackt in einem solchen Prospekte verschickt. Dagegen überschwemmen die Kollekteure aller möglichen Landes-Lotterien Sachsen mit ihren Offerten, ohne sich der Gefahr einer Strafverfolgung auszusetzen. Zittau. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange trug sich am Mittwoch hier auf der Äußeren Weberstraße zu. Der 15 Jahre alte Richard Neumann aus Hainewalde, der das Langholzgeschirr seines Onkels führte, wurde von einem Radfahrer angefahren, sodaß er rücklings hinter das neben ihm gehende Pferd und vor das Vorderrad des Wagens stürzte. Er wurde in das städtische Krankenhaus ge bracht, wo er in der Nacht an innerer Ver blutung gestorben ist. Pegau. Am Montag nachmittag entfernte ich die 19 Jahre alte Klara Sauder unter Mitnahme ihres halbjährigen Kindes aus der elterlichen Wohnung hier. Die Vermutung, daß sich die Sauder ein Leid angetan, bestätigte sich, denn am Dienstag nachmittag wurden die Leichen der beiden im dortigen Mühlgraben aufgefunden. Crimmitschau. Mitten unter seinen Turngenossen wurde am Dienstag nachmittag der 29 jährige Invalid M. Bräunlich von hier im Geräteschuppen des Wahlener Turnvereins in der Weintraube von einem Schlaganfall be troffen, der den alsbaldigen Tod zur Folge hatte. Crimmitschau. Am Freitag endete die fünfte Woche, seitdem die hiesigen Textilfabriken still stehen und über 7000 Personen von hier und Umgegend beschäftigungslos sind. In der letzten Zeit hat sich nichts geändert, die bisher gezahlten Unterstützungsgelder wurden am Mon tag wiederum ausgezahlt. Weiterhin wurden der Streikleitung eine größere Anzahl Brote zur Verteilung überwiesen und eine hiesige Brauerei spendete im Laufe der vorigen Woche zirka 40 Tonnen Bier, wie auch eine Anzahl Restaurateure die Bierpreise herabgesetzt haben. Streikposten durchziehen ruhig die Straßen, die Frauen dabei mit Strümpfe stricken beschäftigt. Im übrigen aber beharren beide Teile auf ihren bekannt gegebenen Standtpunkt. Ein ausgegebenes Flugblatt seitens der Lohn kommission, das „An die Arbeiter und Ein wohner Crimmitschaus und Umgebung gerichtet ist, zeichnet sich in ganz vorteilhafter Weise gegen die bisher ausgegebenen durch seinen ruhigen Ton und sachlichen Inhalt aus, der dahin geht, die Notwendigkeit und Berechtigung des zehnstündigen Arbeitstages den Lesern dar zulegen. Das Flugblatt schließt mit den Worten: „Hoffen wir, daß es recht bald zwischen den beiden Faktoren zu einer allseits be friedigenden Verständigung kommt." Diesem berechtigten Wunsche wird allerseits zugestimmt. Bad-Elster. In verschiedenen auswärtigen Blättern ist die Nachricht enthalten, König Georg habe dem Beamten- und Arbeiterpersonal der Königlichen Badeanstalt einen Betrag von 800 Mark gespendet, wofür heute Sonnabend im Königlichen Kursaale Festtafel und Ball statt finden werde. An der Nachricht ist laut „Vogtl. Anz." kein wahres Wort. In der Bewohnerschaft ist man entrüstet darüber, daß fortgesetzt unwahre Nachrichten aus der hiesigen Gegend in den Zeitungen verbreitet werden.