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Bor der Hochzeit erschossen. In Er« langen hat sich der 38 jährige Architekt Sch. in der Wohnung seiner Braut erschossen. Nächstens sollte die Hochzeit stattfinden. Der stumme Rekrut. Beim Fußartillerie- regiment in Straßburg war ein Rekrut eingestellt worden, der als durchaus tauglich galt. Nur glaubte man, der Mann verstelle sich, als er eines Tages schriftlich erklärte, stumm zu sein. Der seltsame Fall hat sich jetzt dahin aufge klärt, daß der Bedauernswerte in der Tat infolge einer Nervenerkrankung die Sprache völlig verloren hat. Der Rekrut wurde selbst verständlich entlassen. Die Wanderdüne« am Kurischen Has rücken jährlich durchschnittlich 6 Meter vor und begruben schon ganze Ortschaften im Sande. Selbstmordversuch. Der Reichenhaller Theater Direktor Milrad hat in einem Hotei in Salzburg einen Selbstmordversuch begangen und hat sich schwer verletzt. Als Grund find Zahlungsschwierigkeiten anzusehen. Berg- und Dammrutschungen. In Steiermark find infolge der heiligen Regengüsse durch Berg- und Dammrutschungen Verkehrs stockungen auf einigen Lokalbahnen entstanden. Ferner ist die Save über ihre Ufer getreten, wodurch große Überschwemmungen entstanden. De« eigene« Vater erschösse«. In Argenteuil, in der Nähe von Paris, bedrohte ein Maler, der betrunken aus dem Wirtshause zurückkam, seine Frau, nachdem er ihr die Möbel zerschlagen hatte, mit einem Stocke. Der etwa 12 jährige Sohn, der seine Mutter vor der Robert des eigenen Vaters schützen wollte, er griff einen Revolver und jagte seinem Vater eine Kugel durch den Kopf. Der Knabe wurde ins Gefängnis gebracht, der Trunkenbold liegt im Krankenhaus hoffnungslos danieder. Et« heftiger Erdstoß ist am 25. d. morgens in Manchester und Salford (England) wahrgenommen worden; er erstreckte sich auf ein Gebiet von ungefähr 7 Meilen im Umkreis. Einige Schornsteine stürzten ein, sonst wurde kein Schaden angerichtet. Im Hotel überfallen. Ein Viehhändler hatte auf der Reise von Deuschland nach Brüssel in der Eisenbahn die Bekanntschaft eines Motor- sahrers gemacht. Beide quartierten sich in einem Zimmer eines Hotels ein. Als der Viehhändler kaum eingeschlafen war, überfiel ihn der Reise gefährte, indem er mit einem dicken Knüttel auf ihn einschlug. Glücklicherweise kam zur rechten Zeit Hilfe und brachte den Räuber zur Polizei. Ei« guter Heringssaug. 610 Millionen Heringe find von den Fischerbooten in Lowe stoft (England) in dieser Fangzeit gelandet worden, wobei 1000 Boote aus Schottland ge holfen haben. Der Fang beträgt 43 Millionen mehr als im vorigen Jahre; der Gesamtwert beläuft sich auf über 10 000000 Mark. Die tausend schottischen Boote waren mit 7000 Matrosen bemannt, 5000 schottische Frauen be reiteten den Fisch am Ufer zu und verpackten ihn. Ein sehr großer Teil des HeringsiangeS geht nach Deutschland; die Heringe werden aber auch bis nach Italien und Griechenland versandt. Ei« königlicher Gesetzesübertreter. König Alfons von Spanien ist Sonntag auf einer Automobilfahrt von Suresnes nach Saint-Germain'en-Laye nicht weniger als fünf mal wegen Schnellfahrens aufgeschrieben worden, aber immer nur .im Fluae"; die Gendarmen, die ihn zur Anzeige brachten, hatten in allen Fällen nur die Nummer des in rasendem Tempo Lahmsausenden Kraftwagens, niemals aber die Persönlichkeit des unheimlichen Meisterfahrers festftellen können. Der wilde königliche Schnell- sahrer ist schon wiederholt mit den Gesetzen seines Landes und andrer Länder in Konflikt geraten, aber man hat noch nicht gehört, daß ihm jemals ein Härchen gekrümmt worden wäre. Palastbraud. In Brescia drangen Diebe in den geschichtlich berühmten Palast Saloadego ein. Da sie kerne Wertgegenstände fanden, legten sie Feuer an, das das künstlerisch ungemein kostbare Gemälde von Borgognons zerstörte und den wertvollen Wandschmuck arg beschädigte. Opfer der See. Das Hamburger Voll schiff „Susanne*, das Anfang Juni d. von England nach Jquique (Peru) ausreiste und seitdem verschollen ist, gilt mit seiner aus 24 Mann bestehenden Besatzung für verloren. Ziunvergiftimg. Das Hamburger Bark- sch ff „Edderfide" mußte auf der Fahrt nach Buenos Aires (Brasilien) Bahia als Nothafen anlaufen, um ärztliche Hilfe zu erhalten, da die ganze Besatzung an Zinnoergiftung erkrankt war. Vier Leute waren bereits auf hoher See gestorben. Rohe Fußballspieler. Dem Fußball ist in Amerika eine Gsgenbewegung erwachsen, die Erfahrungen find alle Männer, die nicht rauchen, ungeduldig und streitsüchtig und besitzen keinen Humor. Besonders nach dem Diner, wo der Mann doch seine besten Seiten zeigen soll, ist der Nichtraucher unausstehlich. Er geht rastlos im Zimmer auf und ab, weil ihm etwas fehlt, und sucht irgend eins Veranlassung, um schelten zu können. Der Raucher dagegen zündet sich nach Tisch mit großem Behagen seine Zigarre an und befindet sich dann in einen Zustand der glücklichsten Zufriedenheit. Ich bin überzeugt, daß die Vorsehung bestimmt hat, der Mann soll rauchen, und daß fie deshalb den Tabak geschaffen hat. Vo« der eigene« Mutter getraut wurde Miß Emily Aitken in Boston (Amerika). Die Das neue Katbaus in München. völlig berechtigt ist, wenn man von der Roheit liest, mit der dies Spiel in den Ver. Staaten betrieben wird. Die eben in Amerika be gonnene Fußballsaison hat bis heute solgende „Resultate* ergeben: Dreizehn Tote, drei Sterbende und 34 Schwerverletzte. Die Roheit zwischen den kämpfenden Schulen ist grenzenlos. Beißen, Fußtritte und Augenausdrücken find an der Tagesordnung. „Heiratet ««r eme« Ma»«, der raucht!" Diese Mahnung richtete ein« Dame anläßlich eines Vortrages im New Aorker Fiauenklub an ihre Zuhörerinnen. Die Rednerin führte aus: „Auf keinen Fall heiraten Sie einen Mann, der nicht rauchtl Nach meinen reichen Mutter der jungen Dams, Martha C. Aitken, ist an einer dortigen Kirche als Pastorin angestellt und vollzog als solche die Trauung ihrer Tochter mit ihrem Verlobten. GericktsbaUe. Bsrli«. W:gen Entwendung elektrischer Kraft wurde der Gastwirt O. zur Verantwortung gezogen. Der Angeklagte betreibt in seinem Restaurant während der Sommermonate ein Theater. Dieses war an die Leimng der Elektriz tötSwerke angs- schlossen und früher auch elektrisch beleuchtet worden, die Stromli:ferung war dann aber aufgegebcn und von dec Gesellschaft dem Zählapparat und der Anschluß an die Leitung beseitigt worden. Seitens deS Inspektors Schmidt der Elektrizitäts werks wurde eines Abends festgestellt, daß eine Verbindung mit der elektrischen Strom leitung künstlich hergestellt war. Der Angeklagte behauptete, daß dies ein Jongleur Alberti, der bei ihm an zehn Abenden aufgetreten, nun aber nicht mehr aufzufinden sei, gemacht habe. Der Staats anwalt hielt den Angeklagten zum mindesten für den Mittäter und beaniragte gegen ihn auf Grund des Gesetzes vom S. April 1901 eine Woche Ge fängnis. Der Gerichtshof glaubte den bisher völlig unbescholtenen Angeklagten mit der im Gesetz aller dings in erster Reihe angedrohten Gefängnisstrafe verichonen zu sollen und vemrtetlte ihn zu 150 Mk. Geldstrafe. Augsburg. Unter außerordentlich großem An drang des Publikums spielte sich die Verhandlung gegen den 1879 in Augsburg geborenen, nach Mün chen zuständigen ledigen Schlaffer Ludwig Miedl ob, der in der Nacht zum 10. Juli den Baumeister Joseph Blümle in Augsburg mit dessen eigenem Degenstock erstochen und dessen Begleiter, den Wa- genwärtergehiifen Meister durch einen Stich nicht unbedenklich verletzt hat. Der Angeklagte macht gel tend, daß er in Notwehr gehandelt habe, da sowohl der verstorbene Blümle als auch der verletzte Meister mit den Stöcken nach ihm geschlagen haben. Da die Geschworenen die Schuldfragen bejahen, die Frage, ob mildernde Umstände vorhanden sind, ver neinen, lautet das Urteil auf 4 Jahr Gefängnis. t n- >>> i»—iS Kuntes Allerlei. Wieviel Schlaf braucht der Me«sch? Zur ungestörten Aufrechterhaltung der köiper- lichen und geistigen Leistungsfähigkeit ist eine Schlafdauer notwendig, die für den erwachsenen Menschen mindestens sieben Stunden täglich betragen muß. Untersuchungen darüber, in welcher Weise Verkürzung der Schlasdauer die geistige Leistungsfähigkeit beeinflußt, hat Prof. Weygand in Würzburg angestellt, namentlich mit Rücksicht darauf, ob letztere mehr durch Schlafoerkürzung oder durch Nahrungs entziehung geschädigt wird. Es ergab fich, daß bei Verkürzung der üblichen Schlafdauer um drei Stunden die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses um die Hülste sank. Selbst kurze Verminderung des Schlafes schädigte die Leistungen deS Gehirns mehr wie eine längere Nahrungsentziehung. Perlenwachstvm. Damit fich in der Muschel eine Perle von Erbsengröße bilde, find mindestens 12 Jahre erforderlich. * Ei« Glückspilz. „Ja, Glück muß der Mensch haben im Leben! Z. B. war neulich mein Schneider mit seiner Rechnung bei mir und jammerte, daß er so nötig Geld brauchte; ich konnte ihm leider nichts geben — und was tut der Mensch — fällt die Treppe hinunter und bricht sich die Beine! Nun bekommt er von der Unfall-Versicherung jeden Tag ein schönes Stück Geld — nu sehen Sie!" «.Lust. Welt.-) GaunerauSrrde. Richter (zum Land streicher): „Sie find doch gelernter Mau-er; warum haben Sie nicht bei irgend einem Bau Arbeit gesucht?" — „Entschuldigen, Herr Richter, das hab' ich versucht; aber wo ich hin- gekommen bin, war überall eine Tafel mit der Aufschrift: „Nichtbeschäftigten ist der. Eintritt streng verboten"." lM-gg-a».-) Zeiteinteilung. Baron: „Sie sagen, Ihr Freund, der Maler, ist sehr fleißig ?" — Egbert: „Sehr. Ich habe ihn gekannt, daß er über vier Jahre an einem Bilde gearbeitet hat." — Baron: „Ist das möglich." — Egbert: „Jawohl. Einen Monat hat er daran gemalt und vier Jahre versucht, es zu verkaufen!" Er kennt siel A.: „Ich habe eben 100 Mark für diesen Diamantring für meine Frau bezahlt." — B.: „Ein Prachtstück! Aber ist das nicht — eh — eine große Verschwendung?" — A.: „Durchaus nicht! Denken Sie doch nur mal, was ich dadurch an Handschuhen sare." Einfache Lösung. Frau (eines Schau- budenbefitzers): „Nein, es ist wirtlich gräßlich, wie teuer jetzt alles ist!" — Kind: „Aber Mutter, da schicke doch mich! Kinder zahlen ja nur die HListe I" Jetzt nickt und lacht es von der Tür: „Ja, ja, ich bin's! Das ist Ihre Strafe! Warum kommen Sie nicht auf den Ball?" „Mein Gott, Deta, wie kommen Sie hier her ? Zu mir? Allein? Sind Sie denn toll?" Hastig tritt er zu den Fenstern und zieht Lie Vorhänge zu. ' „Sind Sie fich denn gar nicht der Trag weite Ihres Schrittes bewußt? Hat Sie jemand gesehen?" Heftig tritt er auf fie zu, seine Stimme zittert vor Erregung. „Ach lassen Sie doch die dummen Menschen! Freuen Sie fich denn gar nicht über mich? Schauen Sie doch mein Kostüm, Sie Brumm bär, Sie!" Nach einer Weile wird die Tür energisch ausgestoßen, und atemlos steht Frau v. Döhren da. „Deta!" . Totenblässe bedeckt ihr Gesicht. Ein grau seidener Domino verhüllt die Pracht ihrer Toilette, der Capuchon ist von dem blonden Haar geglitten. Achtlos schleift die Damast schleppe, als fie auf Deta zugeht. „Um Gott, Deta, Unglückliche . . . was hast du getan?" stößt fie hervor, ihr Handgelenk risenfest umklammernd. „Dein Ruf ist ver nichtet ! Hat dich jemand gesehen?" „Jawohl —" Deta wurde eigenfinnig — „aus dem Flur eine alte Frau mit einer be leidigend spitzen Nase." „Die Porlicr rau, die Klatschbase," stöhni der Rittmeister. „Und die Treppe herab schwebte gerade Frau von Leer mir ihren beiden langen Töchtern." Jetzt stöhnt Frau v. Döhren: „Die heute auch auf dem Balle find!" Daun ruft fie: „Schnell, Deta, nur fort! Mein Gott, ich traute meinen Ohren nicht, als mir es der Diener sagte ... Ich nahm sofort eine Droschke! Komm, Deta, komm! . . ." „Herr von Erksen" — mit unsagbar trauri gem Bück bietet fie ihm im Vorübergehen die Hand . . . „Herr von Erksen, was nun?" * * * Rechtzeitig erschien noch Frau von Döhren mit ihrem Schützling auf dem Balle. Von dem Gebiß der Pferde flockte der Schaum, fie hatte die edlen Tiere nicht schonen können, es stand zu viel auf dem Spiel. Während der Maskerade fing fie an, auf- zuaimen. Vielleicht ging alles noch vorüber, fie sah vielleicht zu schwarz. . . . Mußte man denn Deta erkannt haben? Doch als die Masken fielen . . . welch Zischeln und Raunen! Und dort, wo Frau von Leer mit den langen Töchtern steht, immer am meisten. Man sieht dem entzückenden Geschöpf, dem gaukelnden Irrlicht, eigentümlich nach. Deta flattert hierhin, dorthin zu Bekannten. Eiskalle Begrüßung, gefrorenes Lächeln überall l Fingerspitzen, wo sonst die ganze Hand. Frau von Döhren steht alles. Sie steht wie vernichtet da. . . . Frau von Leer hat ge plaudert. Deta kommt mit vorgeschobener Unterlippe auf fie zu: „WaS haben denn die Menschen heute nur? Merkst du es nicht, Helen?" „O, du ... du!" Schmerzlich mft's Frau von Döhren. „Bedenke doch . . . Frau von Leer! Jetzt aber —" fie rückt fich zu sammen, „jetzt sagst du zu allem ja — waS man dich auch fragen mag! Hörst du l" „Aber warum . . . ?" „S . . . t, du tust es!" Und fie läßt Deta stehen, rafft die Schleppe und geht, kühl lächelnd auf Frau von Leer zu. „Schade, Frau von Leer," lächelt fie, ^mußte ich auch schon drin sein, als Sie Deta im Treppenhaus Ihrer Behausung trafen. Ich hätte Ihnen so gem dort schon das große Geheimnis zugeflüstert, daS morgen keins mehr ist -" Verständnislos steht fie Frau von Leer an. Ich war nämlich schon drin beim Rittmeister, um ihn auf den Besuch seiner Braut vorzu bereiten ..." „Seiner. . . Braut!" „Ja, die Kleine ängstigte fich so ... er sagte in der letzten Stunde — wegen Erkältung — zum Ball ab!" „Seine . . . Braut?" „Nicht wahr, eine Überraschung?" Und auch zu der Frau des Hauses geht fie mit dem gequälten Lächeln um den blassen Mund — und deutet au — mit dem Finger auf dem Mund — und entschuldigt damit Detas und ihr frühes Fortgehen von dem zauberisch schönen Fest. Mit dem letzten Rest ihrer Kraft schleppt fie fich hinaus. Am andern Morgen steht der Rillmeister vor Frau v. Döhren an dem bauchigen Kamin. Sie hat ihn rufen lassen. Sein fahlgelbes Gesicht zeugt auch von einer durchwachten Nacht. Frau v. Döhren kann sich kaum aufrecht er halten, totenbleich ist fie, ihre dunkel um schatteten Augen glühen. „Mm weißt du alles, Viktor," sagte fie zum Schluß ... „Viktor," schluchzte fie auf. „Kinder hände haben snser ganzes, großes schönes Glück vernichtet l Es gibt nur die eine Lösung, da" — mit ziüerndern, kalten Fingern löst fie etwas aus Seidenpapier. „Da Haft du ihn wieder, den Ring, der mich so glücklich gemacht hätte, . . . steck' ihn Deta an den Finger." „Helen — um Goll — so leicht gibst du mich auf?" „So . . . leicht. . ." wiederholt fie ton los. „Weißt du einen andern Ausweg? Ich habe Deta schlecht behütet ich muß es büßen — — schwer. Geh zur Kleinen, fie wartet im Nebenzimmer. Ein Trost ist's für mich, — du hast fie gem sehr gern —" „Helen!" „Ja, so ist'S l Ich merkt' es wohl! Doch dämm hätt' ich dich nie freigegeben, Viktor. Ich wußte, es ging vorüber und auch, daß dein besserer Teil mir doch gehörte. Geh' jetzt ... fie wartet!" Er senkt den Kopf ... er öffnet die Tjir des Nebenzimmers. Dort hockt auf einer Ouö- maue, auf weißem Bärenfell, Deta, um Hals und Schuller einen indischen Schal, die großen Augen in flimmernder Angst auf ihn gerichtet. Die Kinderhände pressen die Schal-Enden gegen die Brust. Frau von Döhren hält fich aufrecht, bis die Tür ins Schloß fällt, dann stürzt ste nieder, ar Ende.