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ack. »««! orf. »klir. <ien INg. Knaben- R /ac^e/r t«n «II »ple R-ffaMN öring^ se esden - Ochs-" 848 Kälber e, zusammen für je bO —4 7 Mkv Kalben und k., Schlacht' Lebendgewicht 7—80 Mk-, k., Schlacht' Zebendgelvicht icht 72 bis 5—63 M- N1. iber. st. >e im alte" en. iber- : Vormittags' )ienst. Clauß. Ottendürfer Mlung. Die „Vttendorser Keuung^ erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen t,2v Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Gkrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm, van Ins«,at«n bi, »„mittag i» Uhr. Inserat« werden »tt m Pf. für di» Spaltzeil« berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Nr. 137. Mittwoch, den 15. November 1905 4. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendors-Vkrilla, 45. November iqos. — Lohnaufbesserung der Eisenbahnarbetter. Nachdem die Staaieisenbah» Verwaltung den in ihrem Dienste stehenden Arbeitern in letzter Zeit bereits zahlreiche Lohnaufbesserungen hat zutell werden lassen, ist neuerdings weUer be- jstimmt worben, daß die beiden höchsten Lohn stufen je 6 Jahre früher al» seither erreicht wreden können, nämlich die höchste nach 21 statt 26 Dienstjahren und die nächsthöhere nach 16 (statt 21) Dienstjahren. Ferner werden mit Wirkung vom 1. November d. I. ab allen im Arbeusverhälmis stehenden Be diensteten iach fünsundzwanzigjähriger Dienst zeit bei guter Führung von 5 zu 5 Jahren steigenden Belohnungen in Form einmaliger Lohnzulagen gewährt werden, die je nach Lage des einzelnen Falles 30 Li. bis 150 betragen können, Cine weitere Vergünstigung wird endlich noch dadurch getroffen, daß vom t. Januarnnächstcn Jahres ab von der Vor schrift, wonach ein dreitägiger Erholungsurlaub Uuter Fartgewähruug des Lohnes den Arbeitern nur insoweit erteilt wurde, als ste das 35. Lebensjahr überschritten hatten, Abstand genommen und der Urlaub allen denjenigen Arbeitern bewilligt wird, die mindestens fünf Jahre im StaatSeisenbahndienste beschäftigt sind, Diese Verbesserungen geben Zeugnis von der Fürsorge, die die Staatseisenbahn ihrem Arbeiterperfonale fortgesetzt zuwendel. — Ein Schutzapparal gegen Eisenbahn- unsälle ist von den Ingenieur Grafen Ferdinand Zeppelin, den Neffen des Luftfchiffrrs her- gestellt und auf dem württembergischen Staats bahnen mit Erfolg erprobt worden. Der kleine, einfache Apparat wud von der Lokomotive selbst in Tätigkeit gesetzt und zeigt dem Führer jedes Signal schon vorher an, Der „Nationalzettung" werden hierzu folgende Einzelheiten milgeteilt: Durch dre Fortbewegung der Lokomotive wird mit Hilfe eines Zahn radgetriebes eine einsetzbare Scheibe in drehende Bewegung versetzt. An dieser Scheibe find in Abtzänden entsprechend den jeweiligen Ent- ferungen der Signal« Anschläge angebracht- Diese Anschläge legen der Reihe nach einen Hebel um, der durch Auslösung eines Spann- werks eine Alarmvorrichtung in Wirkung setzt, worauf jedesmal der Hebet uud bas Spann werk zwangläufig wieder m die Anfangsstellung zurückgebracht werden. Dieser Vorgang wieder holt sich vor jedem Signal. Der Apparat zeigt auch noch solche Punkte einer Bahnstrecke an, welche durch Umbau oder sonstige Ursachen vorsichtig zu befahren sind. — Eine der größten Brauereien de» Deutschen Reiche» schreibt in ihrem Geschäfts bericht, „daß die Steuer- und Zollvrlastung der Brau-Industrie eine so hochgradige ge worden sei, daß dem Gedanken werde nähe; getreten werden müssen, ob nicht wenigstens ein Teil der Mehrbelastungeu der Brauereien durch eine Höhe de» Bierpreises auszuzleichen sei. So bedauerlich auch die Verteuerung eines ür weite Volkskreise unentbehrlich gewordenen Nahrung«- und Genußmittels wäre, so könnte es doch dahin kommen, daß das Braugewerbe zur Erhaltung seiner Lebensfähigkeit auf diesen Weg gedrängt würde. Die Befürchtung ist cs auch, die es weiten Kreisen bedauer lich erscheinen läßt, daß, nachdem da» Brau gewerbe schon durch den neuen, am 1. März 1906 in Kraft tretenden Zolltarif empfindlich getroffen worden ist, nun auch uoch eine Brau steuer in den Entwurf der Reichsfinanzreform aufgenommen wurde. Biersteuern würden in Deutschlanud nie populär werden", namentlich Nicht bei den bisher so glücklichen Besitzern der Branerciaktien mit den hohen Dividenden Dresden. Die Kgl. Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen den Karusseldreher Händler, der des Mordes an Frau Opitz geb Böhme bei Königstein verdächtig erschien, wegen Grundlosigkeit des gegen ihn gerichteten Ver lachte wieder eingestellt und ihn auf freien Faß gesetzt. ES kommt vielmehr ein Un- lekannter, der in der Nähe von Schöna ge- ehen worden ist, al» Mörder in Frage. Dieser Unbekannte hat den ihm auf der Straße nach Maydorf i. B. begegnenden Fleischer meister S. aus Laubegast angesprochen und be- ragt, ob er nicht einen Schleichweg nach Boden- rach wisse. Er könne die Straße und den Elbweg nicht benutzen. Der Fremde hat da- >ei ein schüchternes Wesen gezeigt nnd zur Inkenntlichmachuag eine Brille getragen. Es ist im gelungen, seine Spur zu verwischen. Er hat ein Paket getragen, auf daß ein chwarzer Gegenstand gebunden war. Das Paket soll in rötlich-gelbliches Papier gewickelt gewesen sein, in welchem die Ermordete den Blumenstrauß getragen haben soll, der in der Nähe der Mordstelle aufgefunden wurde. Räcknitz. In geringer Tiefe fand man bei Räcknitz 4 Kanonenkugeln und über 50 Gewehr kugeln. Sie stammen zweifellos aus dem Jahre 1813. Stetzsch. Ergriffen auf der Flucht und verhaftet wnrde in Genua der frühere Expedient unseres Gemeindeamtes Heinzmann. Siebe nlehn. Behufs Untersuchung der Einbruchöstelle weilten Bergamtsrat Wappler und Berginspektor Scholz vom Kgl. Bergamt Freiberg in Siebenlchn. Die Erdöffnung ist abgerüstet und hierauf die Tiefe der entstandenen Oeffnung durch Herablassen von Lichtern gc- messen worden. Bei einer Tiefe von 25 m vurde eine feste Ebene bemerkt, die sich aber m schräger Richtung weiter vertieft, wie weit, äßt sich nicht feststellen. Der Zuschüttung »er Ereöffnung mittels Brandschuttes usw. stellt )as Kgl. Bergamt Bedenken nicht entgegen. Grimma. Infolge Dammrutsches kurz sinter hiesigem oberen Bahnhofe nach Groß- teinberg zu ist das eine der beiden Haupt- fleise, und zwar das für die Züge von Dresden nach Leipzig, bis auf weiteres gesperrt. Der Verkehr wird jedoch vorläufig eingleisig auf recht erhalten. Leipzig. Die hiesigen, im Textilarbeiter- verbande organisierten Posamentierer, die sich eit 6 Wochen im Ausstande befinden, be- chlossen angesichts der ungünstigen Streiklage »as Angebot der Arbeitgeber, zweistündige Ver kürzung der wöchentlichen Arbeitszeit, sowie eine kleine Lohnaufbesserung anzunehmen und aus ihre weitergehenden Forderungen zu ver zichten. — Bei dem Eisenbahnunfall bei Schkeuditz am Freitag wurden Verletzungen von Personen nicht festgestelsi. Nachträglich hat sich auf dem Güterzuge 6661 ein bediensteter Schaffner der mittel» Axt aus seinem Bremserhäuschen be freit wurde und darauf nach seinem StationS- orte Magdeburg zurückgekehrt war, wegen Quetschungen des Rückens und der Beine krank und dienstunfähig gemeldet. — Das eingetretene starke Hochwasser hat am Montag bei Hänichen einen bedauerlichen Unfall zur Folge gehabt. Der Zimmermann Schumann aus Glesien fuhr früh in Be- gjeitung seines Neffen nach Leutzsch. An der H änicher Brücke kam das Geschirr vom Wege ab und verschwand in den Fluten. Der junge Mensch vermochte sich an einem Weidenbusch festzuhalten und harrte so 1^/, Stunde aus, bis er gerettet wurde, schwer krank brachte man ihn ins Leipziger Krankenhaus. Sein Onkel ertrank, ebenso die den Rittergute Glesien gehörigen Pferde. Die Leiche, der Wagen und die Pferde konnten noch nicht ge borgen werden, da die ganze Aue in einen reißenden Strom verwandelt ist. — Am 9. Oktober entsprang der Gelegenheits arbeiter Förster, der wegen schwerer Diebstähle von Aachen per Bahn nach Leipzig trans portiert wurde, hinter Eorbetha aus dem Schnellzuge, wurde aber später in Leipzig be einem Einbruch ertappt und am Sonnabend vom Landgericht zu 7 Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Flucht hatte er folgender maßen bewerkstelligt: Au» dem Fenster de» Klosetts, in das er sich ungefeffelt hatte be geben dürfen, stieg er auf die Trittbretter, kletterte auf diesen, obwobl der Zug mit voller Geschwindigkeit fuhr, von Wagen zu Wagen, schwang .sich auf die Puffer de» letzten, und ließ sich dann zur Erde fallen, dabei verletzte er sich so, daß er zunächst in einem Stroh feimen kampieren mußte, um die Wunden heilen zu lassen. Chemnitz, Der hiesige Feuerbestattungs verein hat als Bauplatz für das Krematorium das 5 500 Quadratmeter große Dietzeliche Grundstück an der Reichenhainer Straße in unmittelbarer Nähe des HauptfriedhofeS, sowie 1700 Quadratmeter von einem benachbarten Gärtnereigrundstück erworben. Der Preis des Bauplatzes beträgt 42 000 M. der Bau selbst ist auf 80000 M- und die Inneneinrichtung auf 20000 M. veranschlagt werden. An Anteilscheinen sind bereits 40000 M. ge- eichnet doch rechnet man noch mit einem nam- >aften Beitrag von der Stadt. Das von Herrn Baumeister Stäber entworfene Krema torium wird auch in dekorativer Hinsicht eine Zierde der Stadt werden. Zwickau. Ueber eine Lohnbewegung der Bergarbeiter in Sachsen wird aus Zwickau geschrieben: Nicht nur in den Revieren Mittel zeutschland«, sondern auch unter den Berg arbeitern Sachsens macht sich neuerlich eine recht ernst zu nehmende Bewegung bemerkbar. Zunächst fordern die Belegschaften höhere Löhne und Beseitigung einer Reihe von auf den Gruben bestehender Mißstände. Da» Zweig bureau des Deutschen Bergarbeiter-Verbandes u Zwickau richtet in Sachen der Bewegung an die Arbeiterschaft einen Aufruf, in dem zugleich die Werksbesitzer auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht, die Belegschaften aber .gewarnt werden, voreilige Schritte zu unternehmen. Eine weiter etnzuberufende Sächsische Bergarbeiter-Konferenz soll, wenn die Gärung unter den Grubenarbeitern nicht nach- äßt, über anderweite Maßnahmen Beschluß affen, um den Forderungen der Belegschaften Nachdruck zu verleihen. Bei der Bewegung in den mitteldeutschen Revieren dreht eS sich hauptsächlich um die Arbeitsordnungen. Zwickau. Hochwasser brachte Freitag die Mulde. Sie stieg in 12 Stunde von 30 auf 130 Zentimeter üüer Null und überflutete in verschiedenen Orten die Ufer. Au» der Woche. Die uralte Lustspielfrage: „Wie denken Sie über Rußland?" findet heutzutage eine gar verschiedenartige Beantwortung. Natürlich handelt es sich als maßgebend um die Meinung derjenigen, die au» Erfahrung und genauer Kenntnis der Verhältnisse auch wirklich ein Urteil abzugeben berufen sind; aber auch diese gehen in ihren Meinungen weit auseinander. Wir im Auslande haben so den Gesamteindruck daß jda« Riesenreicb die gegenwärtige Krisis langsam überwinden wird, daß es zu einigen Verbesserungen kommt und daß dann wieder der Schlafzustand des Volkes eintreten wird, der seit Peter dem Großen bisher nur wenige Unterbrechungen erfahren hat- Andre prophe zeien eine schwere Reaktion, die die Freiheits begeisterung, die gegenwärtig üppig in die Halme schießt, mit Stumpf und Stiel aus rotten wird, und noch andre endlich meinen, alles was wir in den letzten neun Monaten in Rußland haben vor sich gehen sehen, ist nur ein Vorspiel, der Anfang einer Revolution, wie sie die Weltgeschichte noch nicht erlebt habe und wogegen die Blutherrschaft in Frankreich gegen Ende des 18. JahrhurdertS das reine Kinderspiel zu nennen sei. Einige Großfürsten sollen schon zur See über Lübeck nach Paris entflohen sein und das wären jedenfalls die klügeren. Die große französische Revolution ist auch au« der noch ziemlich harmlosen National versammlung hervorgegangen, der dann Konvent und Wohlfahrtsausschuß folgten. Und so wird auch die russische Reichsduma nur der Anfang einer mit schtinbarer Gesetzlichkeit und mit dem Ansehen der höchsten Autorität arbeitenden Revolution sein, bei der kein Kops in ganz Rußland fest auf dem Rumpfe fitzt. Einen Vorgeschmack davon empsängt man schon, wenn Witte in einem Manifest sagt, die Gegner der Reformen seien schuld daran, daß rotz der weitgehenden Versprechungen de« Zaren die Ruhe im Lande noch nicht all gemeiner zurückgekehrt ist. Di« „Reaktionären" — di« in Amt und Würden sitzenden Freunde ves bisherigen Regimes — bezahlen noch tiefer tehende« Gesindel, um gegen die „Intelligenz ;egen Studenten und Bürger, natürlich auch zegen di« vogelfreien Juden vom Leder zu iehen, sich als „Volk Rußlands" zu ge- »ärden und die Mißstimmung gegen die Reformen in blutiger Weise zum Ausdruck zn »ringen. Darüber beklagt sich selbst Witte, also wird es wohl wahr sein! Solch« Bilder zeigen aber die ganze Unsicherheit in der Ent wickelung Rußlands und wohl niemand ver mag zu sagen, ob schließlich der besonnene Fortschritt ober der Höllenbrand blutiger Revolutionen die Oberhand behalten werden. — Im übrigen Europa wäre «S still, wenn nicht die Türkei für die den Politikern so notwendig« Nervenerrrgung sorgte. Der Suttan will durchaus nicht darin willigen, daß die Mächte gemeinsam die Finanzkontrolle in Mazedonien ausüben und so «ollen e« denn di« Mächte mit einem sanften Druck, mit einer ri« blichen Flottenkundgebung und wenn das nicht Hilst, mit einer Absperrung der Darda nellen versuchen. Da» Drollige dabei ist aber daß Rußland gemeinsam mit Oesterreich diese Demonstrationen angeregt hat — ausgerechnet Rußland, da» doch froh sein sollte, wenn momentan keine andre Macht seine Verlegen heiten sich zunutze macht. Es ist die« da» krampfhafte Auftreten eines Todeskandidaten, der die Welt glaubrn machen möchte, e» siehe mit ihm durchaus nicht schlimm, er könne noch Bäume ausreißrn. — Eine pessimistisch« Stimmung hat sich d«r serbischen Königsmürdir bemächtigt; sie wollen sich in« Privatleben zurückziehen. Die Leute scheinen in der Geschichte wenig Bescheid zu wissen. Di« Nachkommen der russischen Kais»mörder — nicht die erbärmlichen Nihilisten, sondern die Adligen — befinden sich daselbst stet» in den höchsten Stellungen und kein Orloff, kein Bennigsen wird daran erinnert, welche blutigen Dienste ihre Vorfahren einst der „Semirami« des Nordens" geleistet haben. Es gibt keine hohe Familie in Rußland, deren Häupter nicht schon in Sibirien geschmachtet hätten. Aber alle haben e« verstanden, ihre Z«it abzuwartrn und alle sind wieder in den Besitz ihrer Aemter und Reichtümer gekommen. — Im Innern bei uns dauern die politischen Ferien noch an und werden weder durch die Fleischteuerung noch phantastische Darstellungen der neuen Flottenvorlage wesentlich unterbrochen. Die Berichte über die Feierlichkeiten anläßlich de» Besuches des kleinen spanischen König» in Berlin sind auch versiegt, au» denen man alle Tugenden und Vorzüge des Monarchen auf den Throne Karl V. erfahren konnte. Der König ist nach München gegangen und will von da aus auch Wien besuchen. Jung gefreit hat niemand gereut und nicht überall gibt e» Körbe wie in England. Allerdings war b«i seiner diesmaligen Reise der junge König auch nicht den verlockenden Versuchen von Pari» ausgesetzt wie im vergangenen Jahre, und kein übertreibendes Gerücht eilt ihm diesmal vor aus, um etwaige Heiratspläne zu vereiteln.