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Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen >,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdors und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat«?» bi, vormittag Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in -Kroß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 127. Sonntag, den 22 Oktober 1905. 4. Jahrgang. Holzversteigerung GkrillaerStaatsforstrevier Im Gasthof „«um Hir«vk" in 6r»8«okr1lla sollen Donnerstag, den 26. Oktober 1905, von nachnr. 1 Uhr an 7 h. Klötzer 15/21 om Oberst, und 43N3 w' Klötzer 8/46 om Oberst, und Freitag, den 27. Oktober 1905, von vorin. 9 Uhr an 18^/, Nm h. und ISS Rm. w. Vrennscheite, IS*/, Rm. h. u- L22S »/z Rm. w. Brenn knüppel, 8*/, Nm. h. und 18 Rm. w. Zacken. 1L Rm. h. u. 380 Rm. w. Aeste. Durchforstungen in den Abt. 24 u. 73 und einzeln in den Abt. 17-21, 23, 26, 27, 29, 30, 40, 44, 46—59, 62—71 und 73—81, gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Olirlll» und HloritLdarx, am 14. Oktober l905. liönlzrl. I'vrstrovi«! v«rv»I1anx.lliünlxl. ^orstrvntuirit. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Vknlla, 2f. Oktober i gos. — Sonntag, den 22. dss. Mts. soll un mittelbar nach dem Vormittagsgottesdienste die Anmeldung derjenigen Kinder erfolgen, welche nächste Ostern hier zur Konfirmation gelangen sollen. Durch kirchliche Abkündigung ist bereits mitgeteilt worden, daß die Eltern oder die Erziehungsberechtigten im hiesigen Pfarrhause die Anmeldung bewirken sollten, indem sie für die auswärts geborenen Kinder ein Taufzeugnis mit beibringen. — Die seit vielen Wochen anhaltende un günstige, meist regnerische Witterung hat die Landwirte in ihren Herbstarbeiten sehr auf gehalten. Die Neubestellung der Felder mußte vielfach wegen der dem Erdreich anhaftenden großen Feuchtigkeit unterbleiben, während die Einbringung der noch außenstehenden Früchte von Tag zu Tag, von Woche zu Woche ver schoben wurde. Nicht nur im Gebirge, sondern auch in der hiesigen Gegend sind die Spät- kartosfeln, das Kraut und die Rüben noch auf großen Flächen ungeerntet. Eine Einkellerung oder Unterbringung der Frucht in den Mieten würde bei so nassem Zustande ein Verderben derselben zur Folge haben. Ein baldiger an haltender Wandel im Wetter und in der Temperatur ist für die Allgemeinheit, ins besondere aber für die Landwirtschaft sehr er wünscht. — Die erste Präliminalsitzunq des Land tages finden Dienstag den 24. Oktober abends 6 Uhr statt. In ihr wird die Teilung der Kammer in fünf Abteilungen, sowie die Konstituierung der Abteilungen vorgenommen. Sodann erfolgt die Wahl den Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Sekretäre. Große gesetzgeberische Aufgaben werden voraussichtlich den Landtag dieses Mal nicht beschäftigen. So steht unter anderem fest, daß eine Vorlage zur Reform der Gemeindesteuer nicht gemacht werden wird. Dafür dürfen aber einige Interpellationen zu lebhaften Erörterungen An laß geben. — Ein sächsischer Mittelstandstag soll, wie kurz gemeldet, Mitte November in Dresden abgehalten werden. Es werden Delegierte von allen mittelständischen Organisationen (In nungen, kaufmännischen Vereinen, Verbänden, Hausbesitzervereinen usw. erwartet. Die nicht organisierten Kaufleute und Gewerbetreibenden können sich ebenfalls durch Delegierte vertreten lasten, wenn sie diese vorher bei der Geschäfts stelle der Sächsischen Mittelstandsvereinigung (Leipzig. Königstraße 27, I.) oder bei dem Deutschen Bunde für Handel und Gewerbe (Leipzig, Dresdner Straße 25) bis 1. November anmelden. Man erhofft rege Beteiligung, da die Tagung dadurch von besonderer Wichtigkeit wird, daß Entschließungen betreffs der Waren haussteuer und Konsumvereine, des Submissions wesens und anderer wichtiger Fragen gefaßt Und dem jetzt zusammentreffenden sächsischen Landtage unterbreitet werden sollen. Da der Landtag nur aller zwei Jahre zusammentritt, so hält es der Mittelstand für nötig, schon jetzt seine unaufschiebbaren Forderungen geltend zu machen. Den Delegiertenverhandlungen soll eine öffentliche Versammlung folgen, zu der alle Freunde der Mittelstandssachc willkommen sind. — Für die Volkszählung am 1. Dezember sind von der Regierung folgende allgemeine Bestimmungen erlassen worden: Die Zählungs kommissionen mästen bis 9. November, die Zähler bis 10. November bestimmt sein. Das gesamte Zählmaterial muß sich bis spätestens zum 6. Dezember in den Händen der Orts verwaltung befinden und nach erfolgter Sichtung und vorläufiger Feststellung bis zum 2. sJanuar bei der Zentralstelle eingeliefert werden. Da zu dem Zählerdienst in vielen Ortschaften die Lehrer heran gezogen werden, wird am 1. Dezember der Schulunterricht ausfallen. — Das Reisen in Güterzügen ist nicht so billig, wie man anzunehmen geneigt sein möchte. Es dürfte überhaupt weniger bekannt sein, daß dis Mitfahrt in Güterzügen zulässig ist Eine amtliche Vorschrift bestimmt darüber folgendes: „In besonderen Notfällen können einzelne Personen zur Mitfahrt im Packwagen der Güterzüge gegen Lösung von Personenzug fahrkarten erster Klasse und Zahlung eines festen Zuschlags von drei Mark für jede Person zugelasten werden." Es muß danach tatsächlich große Not an schnellen Beförderung mitteln herrschen, wenn jemand, statt im Schnellzug, nach benachbarten Stationen den unbequemen und doch so teueren Platz im Packwagen wählt. — Dem bevorstehenden Landtage wird aller Voraussicht nach eine Novelle zu dem Gesetze über die Schlachtvieh-Versicherung zugehen, welche diejenigen Aenderungen bezweckt, die der Landeskulturrat in seiner kürzlich stattgefundenen 43. Gesamtsitzung zustimmend begutachtet hat und die den hauptsächlichsten Zweck haben, eine gerechtere Verteilung der Beitragslasten herbeizuführen und fortgesetzte Beschwerden und Klagen aus Fleischerkreisen aus der Welt zu schaffen. Dresden. In letzter Zeit ist hier ein Betrüger ausgetreten, der in mehreren bis jetzt zur Anzeige gebrachten Fällen Ehefrauen in der Abwesenheit des Ehemannes aufgesucht und unter der unwahren Angabe, er sei von dem Ehemanns geschickt und solle sich in besten Auftrag Geld geben lasten, sich eine nicht un erhebliche Summe zu verschaffen gewußt hat. — Donnerstag ist ein 24jähriger Mann fcstgenommen worden, der Verhältnisse mit jungen Mädchen anknüpfte, um unter unwahren Angaben Geld von ihnen zu erlangen. Der Verhaftete ist von hoher schlanker Figur, hat dunkelblondes Haar, ebensolchen kurzen Schnur bart, dunkelbraune Augen mit stechendem Blick und spricht Brandenburger Dialekt. — Beim Fensterputzen stürzte am Donners tag vormittag aus dem dritten Stockwerke des Hauses Nr. 7 der Bayreuther Straße ein Hausmädchen in den Hof herab und erlitt einen Schädelbruch, einen Bruch der rechten Fußwurzel und eine Gehirnerschütterung. Moritzburg. Am Mittwoch Vormittag wurde der Dippelsdorfer Teich gefisckt. Es hatte sich dazu eine zahlreiche Zuschauermenge eingefunden. Der Fischzug war ein sehr er giebiger. Der Preis der Karpfen stellte sich pro Pfund auf 75 Pfg. und der Schleien auf 1,40 Mk. Kamenz. Von einer über die Straße fahrenden Eisenbahnlowry wurde in Belmsdorf bei Kamenz die fünfjährige Anna Graf, Tochter des Glasschleifers Graf, überfahren und schwer verletzt. Das Mädchen hatte jedenfalls vor der nahenden Lowry noch vorbei springen wollen, wurde aber jedoch von den Rädern erfaßt und ihm der Unterschenkel völlig zermalmt. Nach Anlegung eines Not verbandes erfolgte die Ueberführung des Mädchens nach einer Privatklinik in Kamenz, woselbst die Amputation des Unterschenkels erfolgte. Pirna. Von dem abends 7 Uhr von Gottleuba nach hier verkehrenden Personenzuge ist am Mittwoch bei Rottwernsdorf ein un bekannter Mann überfahren und getötet worden. Soviel bis jetzt festgestellt werden konnte, dürfte Selbstmord vorliegen. Außig. Der Elbverkehr von Böhmen nach Deutschland gestaltet sich derzeit sehr lebhaft, denn es sind im Laufe der verflossenen Woche 243 beladene Schiffe und 61 Flöße nach Deutschland eingefahren, die am Hauptzollamt in Schandau zur Abfertigung gelangten. Von 1. Januar bis 15. Oktober haben 6871 Schiffe und 1793 Flöße in der Richtung elbabwärts das Hauptzollamt Schandau passiert. Drausendorf. Vom Eisenbahnzuge über fahren wurde beim Eisenbahnübergange in der Nähe des Gasthofes „zur goldenen Krone" ein Geschirr der Zittauer Sozietälsbrauerei. Der 23 Jahre alte Bierfahrer Oswald Bühle hatte Bier nach Ostritz gefahren und befand sich mit dem mit Fässern beladenen Wagen auf der Rückfahrt nach Zittau. Bei dem obenerwähnten Bahnübergang war die Barriere nicht ge schlossen. Als sich das Gefährt mitten auf dem Gleis befand, brauste der Zug heran, die Lokomotive erfaßte den Hinteren Teil des Wagens und schleuderte diesen samt den Kutscher, der in der sogenannten Schoßkelle saß und das Nahen des Zuges nicht bemerkt hatte, und den Pferden in den Straßengraben. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Der Kutscher erlitt Verletzungen im Gesicht und am Hinterkopf: außerdem klagt er noch über heftige Schmerzen im Rücken. Er konnte jedoch die Pferde, die unverletzt geblieben waren, ohne fremde Hilfe nach Zittau zurück bringen. Der Zug fuhr nach kurzem Aufent halt weiter. Der Bahnwärter, der die Schranke nicht geschlossen hatte, soll erst, nachdem das Unglück geschehen war, aus der Wärterbude gekommen sein und geäußert haben, daß er die Zeit verschlafen habe. Weinböhla. Zwecks weiterer Besprechung des Projektes der Fortsetzung der elektrischen Bahn von Kötzschenbroda über Coswig—Wein böhla bez. Spaar nach Meißen hatten sich am Montag die Gemeindevorstände und Gemeinde- ältesten der Orte Coswig, Weinböhla, Naun dorf, Zitzschewig, Kötitz, Brockwitz. Sörnewitz Ober- und Niederspaar, Zaschendorf, Niederau und Zscheila, ferner Herr Bürgermeister Dr. Ay-Meißen, sowie mehrere Vertreter der Industrie und der Gemeinnützigen Vereine der Meißner Umgebung im „Hamburger Hof" in Meißen zusammengefunden. Den Vorsitz führte Gemeindevorstand Nudelt-Weinböhla. Nach lebhafter Debatte entschied man sich in richtiger Beurteilung der Sachlage dafür, bei der Kgl. Staatsregierung und der hohen Ständekammer mit einer gemeinsamen Petition vorstellig zu werden, welche die Fortführung der elektrischen Straßenbahn von Kötzschenbroda über Coswig— Weinböhla—Niederau, bez. Brockwitz—Spaar nach Meißen als Ringbahn erstrebt und dem industriellen Gebiete Neusörnewitz Rechnung tragend die Zweigverbindung Meißen—Zaschen dorf — Bahnhof-Neusörnewitz — Weinböhla empfiehlt, von Zwischenpetitionen, die auch nach dem hier geltenden Grundsätze Einigkeit macht stark, gerechte Verurteilung fanden, aber Abstand zu nehmen. Großenhain. Herrn Dr. med. Nollain wurde hi-r die Stellung als Krankenhausarzt Armenarzt, Feuerwehrarzt und Arzt der Dienst- botenkrankenkafse übertragen. — Infolge der ungünstigen Witterung mußten die diesjährigen Reitjagdcn de» hiesigen Parforcejagdvereins, dessen Präsident Herr Generalmajor v. Müller-Dresden ist, aus- sallen. Nur die Hubertusjagd wird geritten werden. Bei der Probejagd ertrank der aus gesetzte, von der Meute alsbald gedeckte Schaufler im hochangeschwollenen Röderflusse. Oschatz. Aus dem Donnerstag früh 8 Uhr von Dresden nach Leipzig verkehrenden Schnell zuge ist zwischen hier und Dahlen ein Kind herausgestürzt, wobei es sich anscheinend schwere Verletzungen zuzog. Leipzig- Der Bursche eiues Hauptmanns vom Trainbataillon Nr. 19 desertierte mit Pferd, Jagdkostüm und Gewehr seines Herrn. Bei dem Versuche, das Pferd, welches einen Wert von über 2000 Mark hatte, zu ver kaufen, ist der Durchgänger in Zeitz verhaftet worden. — Der Kürschner August Bernhard Ruß ist an den Folgen der Leuchtgasvergiftung, die er sich in der Nacht vom Montag zum Diens tag zugezogen und der auch seine sechzehn Jahre alte Tochter Antonie Dorothea zum Opfer gefallen ist. Chemnitz. Das „Chemnitzer Tageblatt" schreibt: Für den Gedanken, in Chemnitz ein Altmütterchenheim ins Leben zu rufen, haben sich seit dem Bekanntwerden des Planes viele Sympathien geregt. Das zur Lösung der Aufgabe berufene Komitee konnte mit Be friedigung den Eingang vieler schöner Gaben verzeichnen, freilich würden zu einem groß- angelegten derartigen Altersheim bedeutende Stiftungen nötig sein, auf die man noch im stillen hofft. Immerhin glaubte man, daß der Winter, der dieses Jahr streng auszutreten droht, bereits 8 bis 10 alte Frauen in einem traulichen Heim vereint finden würde. Leider zerschlugen sich bisher MietS- und Kaufs verhandlungen, so daß wohl erst der Anfang des neuen Jahres für die Eröffnung des Heims wird in Aussicht genommen werden können. — Die Lohnbewegung der Textilarbeiter des Chemnitzer Bezirks ist in ein neues Stadium getreten. Eine äußerst zahlreich besuchte Ver sammlung der Plüsch- und Teppichweber billigte die von der Lohnkommission aus gearbeiteten und vorgelegten Tarife, die außer der Forderung der neunstündigen Arbeitszeit auch Forderungen für die Vorarbeiter und Hilfsarbeiter, und -Arbeiterinnen enthalten. Die Tarife sollen mit dem Ersuchen an die Unternehmer eingereicht werden, daß die Organisation über die Tarife in Verhandlungen treten möchten. Die Versammelten verpflichteten sich durch Annahme einer Resolution, die Organisation nach Möglichkeit zu stärken, um sie für alle Fälle kampffähig zu machen. Meerane. Ein 17 jähriger, aus Grüna gebürtiger Kaufmannslehrling, der in einem hiesigen Konfektionsgeschäft tätig war, er schwindelte sich von einem Meeraner Bank geschäft dadurch 1000 Mk , das er auf einem über 1000 Mk. lautenden Scheck die Unter schrift seines Lehrherrn fälschte, den Scheck im Bankhause vorlegte und das Geld auch erhielt. Der Schwindel wurde bald darauf entdeckt, der Bursche war aber mit dem Gelde schon ver schwunden, als er verhaftet werden sollte. Er hat sich angeblich nach Chemnitz gewandt. Eibenstock. An LeuchtgaSvergistung infolge Gasrohrbruches der nicht bemerkt worden war, ist die Familie des Schneidermeisters L. schwer erkrankt. Die ganze Familie wurde früh völlig bewußtlos in ihrer Schlafstube vor gefunden. Ein sofort herbeigerusener Arzt brachte die Schwerkranken außer Lebensgefahr. Oberwiesenthal. Hier huldigt man völlig den Wintersport. Bereits sind auch wieder die Hörnerschlittenfahrten losgegangen, da der Schnee durchgängig über einen Meter hoch liegt. Der Frachtverkehr mit GotteSgab und Umgebung wird auch nur per Schlitten bewerkstelligt.