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Ottendorfer Zeitung : 18.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190510183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19051018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19051018
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-18
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 18.10.1905
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schule der :r trotz der ne Fahrt- rnsioß war mit voller s krachend Die Obst- nS Wasser , mit dem r erreichen, mpfer das rs wurden und die m auf de« . Auch der die Hilfe ¬ drei am n neben Rettung?« r ebenfalls l und ein Wogen; , das der nen Mann ren Kopf landerfolgt chs schwer- r, die man »rte Ruhe- Freiwillige verständigt c Unglücks« arden ver acht. Die u auf der mit Aus- ael Bodis, che an die nmsrt hatte noch einer ügen Bel« rrn efeneicht. Lauhe bei reiche, wie M (kx?«« eniger al? tamm aut- s Brand- Baumriese linzugeeilte t mehr z» em Brand« s. rt Snöi«! am 9. d. Rüstigkeit- die Ernte« n drei i« zeuge, di* ne in der einlaufende ben in der so herrscht Die M saften der ^tragenden wie noK i Reich der s der die er Hinter« n größeren Lage der denn d>e lüfte schon »meuhe^ n, die 'M sseuche be- beschrän» irde in dem übt. 3« beiter von Vie rsier und hnü und Guts« mit dessen ustestunde« n Lebens« ' nicht nur treffliW tt dieselbe, berühren, sie Zinsen- and starb, chen, now satte, und Gelegen- Herrschalt selbe dann a Nachbar lieb und ohner des lichen Sb- c ein Tas n Familie sich allein erregt M ,en eine» heftige« c vor de» wie ge« , der die Ei« hartnäckiger Entführer seiner Kinder 8 der Naturheilkundige Platen, der Versasser 'dies Werkes über die Naturheilmethode. Von «iner ersten Frau ist er geschieden, von seiner Veiten ebenfalls. Im vorigen Jahr hat er As gewissen Gründen Deutschland Lebewohl lesagt und hält sich jetzt jenseits der Schweizer *enze auf. Die Kinder zweiter Ehe wurden ter in Leipzig lebenden Frau zugesprochen, Men setzt aber alle Hebel in Bewegung, sie A seine Gewalt zu bekommen, und im Februar d. Mng es auch seinen Agenten, das neunjährige Mchen zu entführen. — Im März ließ er Af seinen siebenjährigen Sohn fahnden. Das Manöver mißglückte aber. Dieser Tage nun Me ein gleichfalls mißglückter zweiter An- Mag. Die Mutter hatte, immer auf ein «itentat gefaßt, das Kind nach dem Schul- «ebäude gebracht, eben stieg es dis Steinstufen hinauf, da sprangen zwei Männer aus dem versteck, packten den laut schreienden Knaben Kegen mit ihm in eine bereit stehende Droschke vd fuhren eiligst davon — die Mutter und stiva zehn Passanten hinterher. Es glückte, die Loschke anzuhalten, und die Entführer nahmen A mächtigen Sätzen Reißaus. Umsonst l Das Mlikum warf sich ihnen entgegen, und sie dikden — ein Maler aus Greiz und ein Allner aus Guesen — festgenommeu. Wegen «utführungsversuchs wird ihnen der Prozeß ge macht werden. Et« „amtlicher«« Einbruch wurde in Geslau am Mittwoch abend gegen die Breslauer städtische Hauptsparkasse am Karlsplatz verübt. Dort war es den mit der Verwahrung der Schlüssel zu dem großen eisernen Haupttor des iussengebäudes betrauten beiden Beamten in folge Schadhaftwerdens des Schlosses trotz oller Mühe nicht möglich gewesen, das Tor zu öffnen. Da der Verkehr gerade in den Morgen- Kunden an der Kasse ungewöhnlich stark zu sein pflegt, und es auch einem Kunstschlosser nicht gelang, des widerspenstigen Schlosses Herr zu derben, so entschloß man sich mit saurer Miene, i» ein Fenster des Erdgeschosses .einzubrechen-, um von innen öffnen zu können. Und so erlebte die sich auf der Straße ansammelnde Menschenmenge es denn, daß nach Wegstemmen der schweren eisernen Güter bei Hellem Tage in die Sparkasse .amtlich" eingebrochen wurde. Erst erhole», da«« fitze«. Dem Bahn meister Belke, der wegen umfangreicher Unter- schleife von staatlichem Eisenbahnmaterial vom Schwurgericht in Schneidemühl zu mehrjähriger Freiheitsstrafe verurteilt wurde, ist auf seinen Antrag eine Erholungsfrift bewilligt worden, oevor seine Überführung in die Strafanstalt Tranke erfolgt. Ec wird daher noch einige Zeit im Schneidemühler Untersuchungsgefängnis deidleiben. Seinen Antrag hatte er damit begründet, daß er durch die ausgedehnte Ge- Wsverhandlung vollständig ermattet sei. Begnadigung. Der Maurermeister Manna i« Briesen (Westpr.), der vor einige: Zeit zu Gefängnis verurteilt wurde, weil er bei der Reichstage Wahl im Jahre 1903 einige Arbeiter, Ke dort nicht wahlberechtigt waren, zur Abgabe Kutscher Stimmzettel veranlaßt hatte, ist jetzt in einer Geldstrafe von 50 Mk. begnadigt Korden. Typhus i« der Artilkcrikaserne. In kr Artttlemkaserne zu Allenstein find neun Soldaten an Typhus erkrankt. Wahrscheinlich Ist die Seuche aus dem Manöver eingeschleppt Korden; alle Maßregeln find getroffen, damit ff« übergreifen auf die Bevölkerung verhindert kerbe. Iw Bette ermordet und beraubt aufge- mnden wurde in Uffenheim die 70 jährige Beninerin Stolz. Der Täter ist noch nicht bekannt. Ei« Scheusal in Menschengestalt. Seinen Großvater erstochen hat in Lahr in Men der 23 Jahre alle Theodor Hilbert, der M arbeitsscheues Subjekt bekannt war. Der Mge Hilbert kam von der Wanderschaft zurück »nd verlangte von seinem Großvater eine Geld- Unterstützung; hierbei gerieten beide in Streitig- mite», in deren Verlause der Unmensch seinem jährigen Großvater das Taschenmesser bis »u das Heft in die Brust stieß, so daß sofort letzten dürren Blätter vor sich her- und die Ichweren Regenschauer gegen die Fenster trieb. Plötzlich" überkam ihn ein ganz eigen- istmliches Gefühl, das vom Herzen auszu- Schon schien und wie schwer ermüdend, fast lähmend auf ihn wirkte. Er sank auf den Iahe dem Fenster stehenden Lehnstuhl, sein Kopf Ahnte, während die Augen sich schlossen, gegen »as Polster. Eine Sinnestäuschung überkam ihn. In dem Vorgarten blühten und dufteten der weiße Jasmin und die roten Rosen. Süße Wohlgerüche schwängerten die laue Lust, Während die herrliche goldene Sonne die Mtenschätzr der Natur schmeichelnd küßte. Und auS der Lindenlaube trat eine Frauengestalt don bezaubernder Schönheit mit azurblauen, Züchtenden Augen und goldblondem, gelockten Mar. Es war sein Weib, fein verstorbenes, sein übliches Weib im Glorienschein ihrer Jugend- ichöuheü und Anmut. Und er eilte hinaus ihr ^tgsgen, breitete seine Arme aus und empfing d'e süße Gestalt wie einst in längstverschwundener §>ffnungsvoller Jugendzeit. Mit ihren lieben ?ugen ihn voll Innigkeit anblickend, führte sie M nach einem Blumenbeet vor eine abseits ge- rfianzt- einsam blühende herrliche Rose. Sie Astete wie segnend über das morgenschöne Mlingskind Floras ihre Hände aus — und Am sanken beide, sie, das wundersame Traum- M, und er mit ihm auf die Knie, ihre Hände Mnanderschließend, um zu beten. , Keine Worte kamen über beider Lippen, Ar das Gebet war ein gleiches, das aus Herzen emporflutete — und die lautlosen der Tod eintrat. Der Mörder besuchte hierauf verschiedene Wirtschaften und rühmte sich dort seiner blutigen Tat. Er wurde verhaftet und dem Untersuchungsgefängnis zugeführt. A«s der Familie Garibaldi. Ein häßlicher Streit in der Familie Garibaldi er regt in Italien zurzeit peinliches Aufsehen. Man weiß, daß des alten Garibaldi Lieblings sohn, Menotti Garibaldi, vor zwei Jahren der Malaria erlegen ist. Seitdem lebt von deS Vslkshelden Söhnen nur mehr Ricciotti, der sich zwar als Freifcharenführer im griechisch tückischen Kriege einen gewissen Namen ge macht hat, im übrigen aber nur mäßige Sympathien genießt. Zwischen Ricciotti, dem letzten aus der Löwenbrut von Caprera und Geh. Kommerzienrat Siegle ch. Der frühere ReichstagSabgeordnsie für Stutt gart, Geh Kommerzienrat Gustav Siegle, ist ge storben. Er hat dem Reichstage als national- liberaler Vertreter der würüembergi'chen Hauptstadt von 1867 bis 1898 angehört. Er war am 2. Februar 1840 in Nürtlingen geboren und hatte nach dem Besuch deS Polytechnikums in Stuttgart die Leitung der chemischen Fabrik seines VtterS übernommen. Im Jahre 1868 errichtete er noch eine weitere chemische Fabrik in Duisburg und ver band seine Fabriken 1875 mit der badischen Soda- Anilinfabrik in Ludwig; Hafen a Rh. des alten Garibaldis Schwiegersohn, General Canzio, ist nun eine Preßpolemik ausgebrochen, die überaus unangenehm berührt. Ricciotti wirft seinem (verwitweten) Schwager vor, er habe das historische Hänschen in Caprera ge plündert, die Möbel des alten Garibaldi fort geschafft, lasse an geweihter Stätte spielen, kurz habe das kleine Besitztum zur luxuriösen modernen Villegiatur umzestaltet und der gleichen. Darauf antwortet General Canzio (übrigens ein allgemein geachteter Gentleman), indem er den Spieß umdreht und dem Signor R cciotti ins Gesicht hinein sagt, er wolle ein fach die Familie Canzio und die Enkel des alten Garibaldi aus Caprera foriärgern. . . Unv so geht diese erbauliche Streiterei fort. Erfröre«« Schwalbe«. Rei dem augen blicklich in der Schweiz herrschenden winter lichen Schneewetter ergeht es den in ihre ferne südliche Heimat zurückliegenden Zugvögeln, besonders aber den Schwalben, leider sehr schlecht. Unwett Ollen sah man auf den Fluren Tausende liegen, welche aus Mangel an Wärme und Nahrung umgekommen waren. Durch die Kälte sind in der Luft alle die kleine» fliegenden Insekten vernichtet worden, die ihnen sonst auf ihrem Fluge zur Nahrung dienen. Dee „gewichtigste«« Kömz Escopas ist nach seiner eigenen Aussage — König Leopold von Belgien. Er besuchte vor einigen Tagen in Begleitung des französischen Ministers des Innern, Etienne, die französtsche Abteüung der Lütticher Ausstellung. Als ec zu der Abteilung kam, wo elektrische Wagen ausgestellt sind, bat ein Fabrikant ehrerbietig den König, sich auf Wor?e vereinigten sich zu einem Flehen zum Himmel für die — Blume der Liebe und der Unschuld, neben der sie knieten. Dann aber fühlte sich der Träumer wie von unsichtbarer Kraft gehoben, an der Seite seiner Gattin schwebte er empor — unter ihnen flossen dahin das traute Waldhaus, daS Baumdickicht, Täler und Berge, Fluren und Auen, Bäche und Flüsse. — Wundersame Empfindungen durchfluteten ihn. — Eins war er mit der ge liebten Gattin, — eS zerfloß sein Denken — sein Empfinden — in ein unerklärlich wohl« tuendes Gefühl — inS Unendliche. War dies ein Vorgefühl der Seligkeit, deren Ahnung in die Herzen der Sterblichen geprägt worden? * * * Leise, milde, liebevolle Worte weckten den Träumer, — eine weiche Hand hatte sich wie schmeichelnd auf seine heiße Stirn gelegt, die Hand seiner Tochter — Berta beugte sich über ihren geliebten Vater. Sie war kurz vorher eingetreten. Erschreckt durch den Anblick ihres in dem Sessel ruhenden Vaters, war sie auf ihn zugeeilt, hatte eine Weile seinem vermeintlichen, zu dieser Tages zeit ganz ungewohnten Schlummer gelauscht und ihn dann, als sein Atmen, das zuerst schwer und lauter gewesen, plötzlich schwächer und fast unvernehmbar wurde, durch sanftes Berühren seiner Stirn und Fassen seiner rechten Hand zu wecken gesucht. Rheinsberg schlug die Augen auf — sein Blick erschien wie der eines erwachenden Kindes, einer der Wagen niederzulassen. Der König folgte mit seiner bekannten Liebenswürdigkeit der Einladung, und sogleich zeigte es sich, daß sich genau 98 Kilogramm 700 Gramm auf dem Sessel niedergelassen hatten. „Sehen Sie," sagte der König lachend zu Etienne, „Mitglied in dem Pariser Klub der „Huudertkiloleute" könnte ich noch nicht werden. Indessen bleibt mir die Tatsache, daß ich der schwerste Herrscher Europas bin; König Eduard von England, der gleich nach mir kommt, wiegt drei Kilogramm weniger; aber das geht auch schon an." In -e« Hände« bulgarischer Bandit««. Mitte Juli verschwand während eines Jagd ansfluges in der Nähe von Monastir ein junger Engländer namens Philipp Will? Zwei Wochen später wurde bei Ochrida eins Leiche gefunden, die bestimmt als die des Vermißten festgestellt wurde. Man nahm an, daß er beraubt und ermordet sei. Kurz darauf aber wurde berichtet, Wills sei noch am Leben und habe sich einer griechischen Bande auge- schlofsen. Vor einigen Tagen nun traf auf dem englischen Konsulate in Saloniki ein Paket ein. Es enthielt ein menschliches Ohr und ein Schreiben, wonach das Ohr Wills abgeschnitten worden sei. Er befinde sich als Gefangener in den Händen von Briganten, und sein Leben sei verwirkt, wenn nicht bis zum 14. d. 6000 Pfund als Lösegeld bezahlt würden. Der Generalkonsul ist daraufhin nach Monastir ab« gersift, um die Befreiung seines jungen Lands mannes zu versuchen. Wills ist der Sohn eines englischen Ingenieurs, der lange Jahre in der Türkei tätig war. Er selbst ist bei der türkischen Tabakrsgie angestellt. Et« Zeitungsjunge als Stadtver ordneter. Bei den bevorstehen New Docker Stadtwahlen wird zum ersten Male ein — Zeitungsjunge sich um das Amt eines Stadt verordneten bewerben. Die Bezeichnung „Junge" ist für Mark Kelman freilich keine ganz zutreffende, denn er steht bereits im kräftigsten Mannesalter und soll innerhalb der sechs Jahre, während deren er sich dem Ver kauf von Zeitungen gewidmet hat, nickt weniger als 15 000 Dollar auf die hohe Kante gelegt haben. Die Zeitungen, die es doch eigentlich wissen müssen, berichten von ihm, daß er über tausend Kunden habe, die bei ihm regelmäßig ihre Zeitungen beziehen. Da diese Kundschaft Kelmans sich fast ausschließlich in demselben städtischen Wahlkreis befindet, so rechnet er aut deren aktive Unterstützung bei der Wahl und beschränkt seine Agitation auf einige Zirkulare, die er den von ihm vertriebenen Zeitungen, gleichviel welcher Richtung sie an gehören, unterschiedslos beilegt. > >' u "4--. -- -W, GerickrskaUe. Hagen Tiesiramige Familienverhältnisse brachten den Schreiner B. aus Menden wegen vorsätzlicher Brand ciftung vor das di sige Schwurgericht. Vor fast 20 Jahren heiratete B. eine W.twe, die ihm zwei Kinder in dis Ehe brachte. Diese beioen Söhne und die unausrottbare Trunksucht der Frau wurden sein B rderbm. DaS Haut Wesen ging rückwärts, der Mann wurde von den Stiefsöhnen auf Ver anlassung der Frau oft wißhcndelt. Weil er keine ruhige Minute mehr hatte, wurde er des Lebens überorüssig; als er wieder einmal, obwohl trank im Bette siegend, von einem der Söhne aufs ärgste mtthm deli wu d', ging er auf den Boden, um sich aufzuhängen. Dort oben fühlte er in der Tasche ein Streichholz und Plötzlich durchzuckte ihn der Ge danke : Fliehe vor dem Elend — ins Zuchthaus I Einige aus dem Boden liegende leicht brennende Stoffe waren schnell entzündet und bald stand der Dachstuhl in Hellen Flammen, auch das Dach des Nachbarhauses wurde vernichtet. Der Brandstifter aber reiste sofort nach Hagen und stellte sich dem Gericht. Die Ge schworenen muhten bei diesem Tatbestände den An geklagten, der vollauf geständig war, dec vorsätz lichen Brandstiftung schuldig sprechen, ließen jedoch durch ihren Obmann erklären, daß sie sich einem Gnadengesuche anschließen würden. DaS Urteil lautete auf das Mindestmaß von einem Jahr Zuchthaus. Potsdam, Ein merkwürdiger Fall ereignete sich vor dem hiesigen Schwurgericht. Der bisher unbescholtene Handelsmann Karl Hempel aus Jüter- bogk stand unter der schweren A klage der Branc- Mung. Hempel hatte seit vier Monaten in Unter suchungshaft gesessen und wurde von den Geschworenen nach einer Beratung — von siebe« Minuten freigesprochen. 'N- m ' —SSSS-Si-i-S- Das Christentum in Japan nach dem Kriege. b. über die Wirkung deS Krieges im fernen Osten für die Verbreitung der christlichen Religion in Japan äußerte sich Dr. Jbuka, ein eingeborener Christ aus Tokio, iu einem Vor trage, den er in New Jork hielt, in sehr bemerkenswerter Weise. Der Aufruhr, der kürzlich in Tokio stattgesunden hat, ist seiner Meinung nach nur ein lokales Ereignis und nicht das Ergebnis eines wett verbreiteten Ge fühls gegen die Fremden und die Christen. „Mehr als 300 Jahre war die Ausübung der christlichen Religion in Japan bei Todesstrafe verboten, und erst vor 35 Jahren wurde dies Gesetz aufgehoben. Ist es da überraschend, daß es in der Hauptstadt noch einige wenige Fanatiker gibt, die ein Vorurteil gegen das Christentum haben? Als der Krieg mit Ruß land begann, waren meine christlichen Brüder zuerst besorgt, daß der Kampf eine dauernde Feindseligkeit gegen die Religion Christi in unserm Reich zur Folge haben würde. Es hieß wohl, es handle sich um einen Kampf des Buddhismus gegen das Christentum, und die Russen taten viel, um dieses Gefühl zu nähren, aber bald wurde diese Täuschung zerstört und das Volk zu der Ansicht gebracht, daß Religion und religiöse Überzeugungen mit dem Kriege nichts zu tun haben. Die Berichtigung dieses Eindrucks ist zum großen Teil der japanischen , Regierung zu danken. Die Gouverneure der verschiedenen Provinzen wurden beauftragt, für den geeigneten Schutz uud die Achtung des Eigentums und der Rechte aller Nationalitäten zu sorgen. Auch den Lettern der verschiedenen religiösen Sekten wurden diese Mitteilungen gemacht, daß es sich um einen Krieg zwischen den beiden Staaten Rußland und Japan handle und das keine Religionsfrage damit verknüpft wäre. Die Aussichten der Verbreitung des Christentums in Japan find meiner Meinung nach durch den Krieg günstiger geworden. Japan ist jetzt die Basis sür die Verbreitung des Christen!ums in Asien. Bei seinem Über gewicht in Korea und seinem großen Einfluß in China ist es wesentlich, daß das Kaiserreich zum Christentum bekehrt wird, wenn die Region Christi auch diesen beiden Ländern ge bracht werden soll. China ist zu der Erkenninis erwacht, daß es viel lernen muß und es sucht dieses Wissen eher bei Japan als bei den europäischen Ländern. Hunderte junger Japaner lernen in den chinesischen Anstalten, und Hunderte junger Chinesen kommen auf die Universitäten Japans. Es wäre sehr traurig, wenn China die Kenntnis der materiellen Zivilisation ohne die geistigen Wahrheiten er« viclte, und das ist meiner Meinung nach die Gefahr der Lage." Die Nachricht, nach der Ad»ural Togo das Christentum angenommen habe, ist nach Dr. Jbuka falsch. Kuntes Allerlei. Sie kennt ihre Leute! Am Bodensee er zählt man sich folgendes heitere Geschiehtchen, das sich im Laufe des veifloffenen Sommers ereignet haben soll: König Wilhelm von Württemberg macht öfter Ausflüge von seiner Sommerrefivenz Friedrichshafen aus in die Umgebung, und verkehrt da meist ungezwungen mit jung und alt. So kam er auch einmal in ein Städtchen am Bodensee und kehrte, um sich zu erfrischen, in einem Restaurant ein. Zu seiner Freude blieb er unerkannt. Er bezahlte schließlich der schwäbischen Kellnerin mit einem größeren Geldstück und als das Mädchen herausgeben wollte, schob er ihr den ganzen Rest als Trinkgeld zu. überrascht von der Freigebigkeit ihres Landsmannes platzte die Be schenkte offenherzig heraus: „Se send aber au kei Stuttgarter?" Der Angeredete verzichtete darauf, sich näher zu legitimieren und ging lächelnd von dannen. das sich erst sammeln, an seine Umgebung ge wöhnen muß. Jetzt gewahrte und erkannte er Berta; — ein wehmütiges Lächeln spielte um seinen Mund, er erhob den Kopf und mit leis vibrierender Stimme sprach er: „Du bist es, mein liebes Kind ich träumte — träumte einen schönen, beseligenden Traum." Aber wie erschreckt fuhr er jäh empor, er erhob sich, drückte beide Hände geaen die Stirn und schien jetzt erst zur vollen Wirklichkeit zu erwachen. Sein großes dunkles Auge leuchtete so eigentümlich, fast unheimlich. Dann war'S als wenn er sich gewaltsam faßte, und er fragte seine Tochter: „Haft du den Brief da von dem Baron von Geldern gelesen?" Berta erschrae sichtlich, sie fürchtete eine neue Hiobspost. „Nein, lieber Papa —ich habe nicht einmal gesehen, daß ein Brief dalag. AlS ich eintrat fand ich dich im Sessel wie schlafend, und um dich bangend, lauschte ich deinem Atemzug und suchte dich zu wecken." „So lies ihn — lies ihn" — sagte er in fast befehlendem Ton. Ebenso schnell aber besann er sich eines andern und rief: „Nein, nein, laß zunächst den Brief!" Und sanfter setzte er hinzu: „Mein herziges Kind" — und er faßte die Hand seiner Tochter, sie selber au sich ziehend — „vorhin wurde ich von einer Ermüdung be fallen, es war mir, als ob ich träumie, deine Mutter — ich sah sie wieder, so jung, so schön, so lieb, wie du selber jetzt lebendig vor mir stehft." Und der Vater bettachtete mit liebevollem Blick das schöne Mädchen, während zwei Tränenverlen sich aus den besorgt zu ihm auf- blickenden Augen seiner Tochter drängten. „Berta" — fuhr er fort — „dir fehlt daS Mutterherz, an das sich das Kind bettet, wenn es ihm so recht glücklich, wie auch, wenn es ihm tief weh ums Herz ist. Ich suchte dir Ersatz, dir Mutter zu sein, und bisher drängte sich kein Schatten zwischen unsere Herzen. Sag' mir, was ist es mit dir und dem Grafen Rohden?" Der Ton seiner Sprache war so liebevoll, so zutrauenerweckend; es klang aus ihm das ungesprochene Wort: „Vertrauemiralles!" Berta umfing den Vater — „Gott sei Dank!" — rief ste, „daß du selber fragst, mein lieber Papa! Ich tat wohl unrecht, dir nicht längst zu sagen, daß Graf Rohden mir gestand, er liebte mich, daß ich seine Gattin werden solle, daß er mit dir sprechen, dir all das Weitere mitteilen wolle. Er legte es mir ans Herz, vorläufig auch gegen dich zu schweigen, er zuerst wolle dir unsre Liebe ent decken. Das war kurz vor dem Mental, das auf ihn ausgeübt wurde. Ich schwieg, ich zitterte für sein Leben, sür die Wiederkehr seiner Gesundheit. Mein Herz jauchzte auf, als uns endlich die Botschaft wurde, er wird uns besuchen, das war, wie du weißt, in der vorigen Woche, und jetzt, jetzt ist er abgereist, ohne mir ein Wort, ein Zeichen zukommen zu lassen, das mir Aufklärung geben könnte." Wl i» (Fortsetzung folgt.)
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