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1111 W 1^ 1 1 KW WW M W W 11111 W^ 1 ! M M W MD W Dl WZ UH W W ksA Mg M Ak W M 11111 1 Iy-W VH. ß H T' Die ,Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- iag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die poft bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »»» Inseraten bi, »»»mittag t« Nh». Inserate werden mit w ps für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach b«. sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkriüa. — ft — Nr. 126. Freilag, den 20. Oktober 1905. 4. Jahrgang. Oerlliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, Vktsbcr i »05. — Infolge der vorgeschrittenen Jahreszeit kird die sächsische Staatsbahn den Arbeiterzug »on Königsbrück bezw. Moritzdorf nach Dresden der jetzt an Montagen früh 3 Uhr 40 Min. »on Königsbrück, an allen Werktagen früh 4 Uhr 8 Min. von Moritzdorf abgeht und Ilüh 5 Uhr 14 Min. auf dem Neustädter Aahnhofe anlangt, wird von nächsten Montage den 23. Oktober ab später verkehren. Seine Abfahrt erfolgt an Montagen von Königsbrück erst früh 4 Uhr 26 Min. und an allen Werk- kgen von Moritzdorf erst 4 Uhr 54 Min. die Ankunft auf dem Neustädter Bahnhofe findet stütz 6 Uhr statt. — Aushändigung von Postsendungen mit dem Vermerk „Eigenhändig". Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß die Niederschrift „Eigen händig" in der Adresse eines Briefes usw genüge, um dessen Abgabe an den Empfänger Leibst zu erzielen. Bei Einschreibsendungen, ! Postanweisungen, Briefen und Paketen mit ! Wertangabe und bei den Ablieferunggscheinen »nd Begleitadressen zu letzteren sind die Post dolen angewiesen, auf grund dieses Vermerks die Bestellung in jedem Falle an den Em- psänger selbst zu bewirken. Gelingt dies ! nicht, so wird das übliche Unbest llbarkeits- »erfahren eingeleitet, damit der Aufgeber Ge- Geilheit hat, für die Aushändigung andere Maßnahmen zu treffen. Handelt cs sich aber nm gewöhnliche Briefe, Postkarten, Drucksachen ! Warenproben und gewöhnliche Pakete, so wird , die Abgabe an dem Empfänger selbst nur in- i soweit versucht, als es ohne wesentliche Ver lagerung der Aushändigung möglich ist. Eine Verpflichtung, auch diese Sendungen persönlich ! Hgeben zu lasten, besteht für die Post nicht. Dresden. Eine moralisch total verkommene Wutter, die 1861 in Zschieren b. Mügeln ge- dorene, von ihrem Ehemann getrennt lebende Arbeiterin Klara Marie Hahnewald verkuppelte ihre eigene 17 jährige Tochter auf die scham- , loseste Weise. Sie wurde von der 3. Straf- !»mmcr des Dresdner Landgerichts zu 2 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und zur , Tlellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Königsbrück. Durch die Tagespresse Seht die Mitteilung, daß der neue Truppen übungsplatz für das 12. sächsische Armeekorps voraussichtlich in die Gegend von Königsbrück S'legt werden wird. Der dazu ersehene Platz hegt reichlich fünf Stunden von Dresden und ist mit der Bahn DreSden-Schwepnitz von der sächsischen Residenz in anderthalb Stunven cr- leichbar. Dohna- Eine Trauung mußte hier unter- drochen und konnte erst zu Ende geführt kerden, nachdem zwei Frauen, die sich un« Mhrlich benahmen, aus der Kirche entfernt Korden waren. Bautzen. Der billige Fleischer aus Zittau Hot am Sonnabend in/ Bautzen wieder ein tanzendes Geschäft gemacht. Er brachte dics- Kal die doppelte Zahl, 60 Masthammel mit, vod in kaum drei Stunden war der ganze Vorrat an die dichtgedrängte Käufermenge ab- Aetzt zu 65 und 70 Pfg. pro Pfund. Die vommelköpfe wurden dann Stück für Stück Kit 50 Pfg. angeboten und schlank geräumt. ^Weinböhla. Die Weinlese ist hier am Sonnabend beendet worden. Mehrere Wein- K'gsbesitzer sind trotz des stellenweise auf- ^iretenen falschen Mehltaues mit dem Ertrage zufrieden. Meißen. Der Maharaja von Baroda Kit Gemahlin und zwei Begleitern traf am Dienstag Nachmillag auf dem hiesigen Bahnhofe und fuhr mittelst Wagens nach der Königl. ^zetlanmanufaklur. Der Fürst Sayaji Rao wohnt zur Zeit im Hotel Bellevue in Dresden. Großenhain. Schon wieder wurde hier >K vergangenem Sonnabend bei Eintritt der ^nkelheit ein Fahrrad gestohlen. Der be ¬ treffende Eigentümer hatte es erst am Tage gekauft. Während er für einen Moment einen Zigarrenbedarf in einem Geschäfte am Lindniplatze deckte, war auch sein Rad ver- chwunden. Unseren tüchtigen und rührigen Polizciorganen hat es der Bestohlene zu ver- Mnken, das seine „Maschine" alsbald wieder m seinen Besitz zurückgelangte, denn in Meißen schon wurde kurze Zeit darauf der reche Spitzbube von der dortigen Polizei, velche von hier telephonisch benachrichtigt worden war, abgefaßt und festgenommen. Riesa. Der lebhafte Umschlagsverkehr am jiesigen Elbkai und im Gröbaer Hafen hält eit Beginn voriger Woche ununterbrochen an. Im Hafen werden namentlich große Mengen Heringe umgeschlagen, während am Elbkai viele Einladungen für den Verkehr talwärts statt- mden. Wermsdorf. Wegen zu starken Zuflusses mußte das Fischen im Horstsece bei Wermsdors erneut verlegt werden. Es findet nunmehr am 23, 24. und 25. Oktober statt. Mühlberg a. d- E. Durch den in der Nacht zum Sonntag im Elbiale herrschenden gewaltigen Sturm wurde der mit 90000 Zentner röhmischer Braunkohlen beladene große 'Deckkahn des hiesigen Schiffseigners Karl Wallrath, welcher bei Großtreben. unterhalb Mühlberg, während der Nacht vor Anker gegangen war, total in Grund gebohrt- Der Schiffsmann- chaft gelang cs, sich noch rechtzeitig von dem von Sturzwellen überfluteten, sinkenden Kahn zu retten. Ladung und Fahrzeug sind ver loren, letzteres wird vom Wasser vollständig bedeckt. Der Schiffsverkehr an der Unfall stelle ist nicht behindert. Auch sonst hat der Sturm hier mehrfachen Schaden angerichtet, indem Bäume umgebrochen bezw. beschädigt und Ziegel von den Dächern heruntergerissen wurden. Leipzig Das „Leipziger Tageblatt" meldet: Im Hause Hainstraße 13 fand man am Dienstag morgen das Ehepaar Ruß und dessen 16jährige Tochter bewußtlos im Bett liegen. Die Tochter war tot. Das Ehepaar wurde in das Stadtkrankenhaus geschafft und es gelang, beide Personen ins Leben zurückzu rufen. Man nimmt an, daß die Vergiftung von den Ehemann Ruß mit Absicht ausgeführt wurde. — Eine Revolverschießerei hat sich in einem hiesigen Restaurant abgespielt. Ein Gast wurde wegen ungebührlichen Benehmens hinaus befördert. Er gab einen Revolverschuß in dte Gaststube ab und verletzte einen jungen Mann namens Vogelgesang lebensgefährlich. Der Täter wurde verhaftet. — Auf dem Transport von Aachen nach hier entsprang, wie kurz berichtet, am 9. d- M. kurz vor Corbetha der Maurer Förster von Groitzsch aus einem Abortabteil des Schnell zuges und entkam mit heilen Knochen, sodaß er alsbald seine „Tätigkeit" wieder aufnehmen konnte. Nachdem derselbe am Sonntag der Güterladehalle des Bahnhofs Plagwitz einen Besuch abgestattet hatte, versuchte er das Kontor einer Kohlenhandlung auszurauben, ward aber dabei gestört und entfloh über Hecken und Mauern schließlich in ein Grundstück. Dahin verfolgt, sprang er aus der ersten Etage herab und weiter ging die wilde Jagd, bis er endlich ergriffen und gefesselt werden konnte Aber auch das Schließzeug zersprengte der gefährliche Mensch noch, ehe sein Widerstand gebrochen war. — Die bereits gemeldete Familientragödie im Hause des Kürschners Ruß ist in ihren Ursachen offenbar geworden durch die Tatsache, daß Ruß von seiner 21 Jahre alten Tochter Helene eines an ihr begangenen Sittlichkeits verbrechens beschuldigt wurde und deswegen verhaftet, aber wieder freigelaffen worden ist. Entgegen der ersten Meldung ist zu bemerken, daß diese Tochter nicht mit im Hause der Eltern lebte, bei der Gasvergiftungsaffäre also nicht mit in Frage kam. Dte 16 jährige Tochter Johanna ist leider verstorben, das Ehepaar Ruß selbst wird gesundheitlich dauernd nicht geschädigt werden. Das Drama wird nun im Schwurgerichtssaal in einer Klage gegen Ruß wegen Mordes und Mordversuchs seine Fortsetzung finden. — Ein 19 Jahre alter Arbeiter, welcher in der Vorstadt Lindenau beim Karuffellaufbau beschäftigt war, wurde von einigen Knaben ge neckt und warf im Zorn einen Hammer, später einen Schraubenschlüssel nach seinen Peinigern. Der Schlüssel prallte von einer Holzplanke ab und traf einen der Knaben so unglücklich, daß eine Gehirnerschütterung eintrat und der Ver letzte ins Hospital gebracht werden mußte. — Die Leipziger Motorfahrzeug-, Motoren« Fahrrad- usw. Ausstellung wurde am Sonntag abend mit einer Ansprache, die in einem drei- achen Hoch auf den Protektor Sr. Majestät >en König ausklang, vom Ausstellungsleiter Herrn Generalsekretär A. v. SlawinSki ge- chlosten. Obgleich ihr die Witterung nicht günstig war, sind doch bedeutende Abschlüsse gemacht worden, die viele Millionen betragen und den vorjährigen Umsatz übertreffen. Auch der Besuch der Ausstellung war stärker als im vorigen Jahre und erreichte etwa 76 000 Per sonen. Tie nächste Herbstausstellung findet vom 5. bis 14. Oktober statt. Anna derg. Einen ungeahnten ausländischen Besuch erhielt das benachbarte Königswalde, indem ein französischer Luftsckiffer, Herr M. E. Bouleng-r, Tuchfabrikant und Reserveoffizier der Lusischifferabteilung, auf dem Felde des Herrn L. Beyer in der Nacht vom Sonntag zum Montag gegen 2 Uhr landete. Der Franzose war am Sonntag nachmittag gegen 4 Uhr mit seinem Ballon „Eden" in Gemeinschaft mit noch 19 anderen bemannten Ballons verschiedener Nationen (Amerika, Belgien, England Rußland und Spanien) in Paris auf den Tuilerien aufgefahren, zum Zwecke eines Wettbewerbes des Der Ballon mit den wertvollen äronautischen Instrumenten mußte bis zum Morgen im freien Felde liegen bleiben. Herr Boulenger erklärte, er habe am Sonntag abend gegen 8 Uhr den Rhein passiert und die Absicht ge habt, nach Rußland zu kommen, sei aber durch Sturm und Schneewetter, sowie durch Ballon- und Apparatdefekte gezwungen gewesen, hier an Land zu gehen. Durch hilfsbereite Personen wurde der Ballon nebst Korb am Montag nach dem hiesigen Bahnhof gebracht, von wo aus der Rücktransport über Leipzig nach P ris er folgte. Es war die 49. Fahrt, dte der kühne Lustschiffer unternommen hatte, Nach dem Auszeichnungen der Apparate wurde von ihm eine Höhe bis zu 2500 Metern erreicht. Zschopau. Seit vorigen Mittwoch ist der hiesige Lokalrichter Mihlan verschwunden. Mihlan soll sich der Untreue und erheblicher Unterschlagungen schuldig gemacht und eine nicht unbedeutende Schuldenlast zurückgelaffen haben. Annaberg. Durch den Annaberg-Chemnitzer Nachtzug hat sich auf der Strecke zwischen Annaberg und Schonfeld ein Referendar Sch aus Radeberg überfahren lasten. Er war be Freunden zu Besuch in Annaberg. Der Lebensmüde war sofort tot. Buchholz. Gegen die hiesige Stadt gemeinde führt ein Bürger bei dem Landgerichte Chemnitz einen Prozeß, auf besten Ausgang man gespannt ist. Er hält durch die unwei seiner Besitzung stehende Gasanstalt sein Grundstück für entwertet und hat die Stadt auf Schadenersatz verklagt. Die von ihm ver langte Entschädigungssumme beläuft sich au 25000 Mk. Außerdem hat er auf dem Verwaltungswege Einspruch gegen die inzwischen beendete Erweiterung des Gaswerkes erhoben. Von der mit der Führung der Streitsache kommiffarisch beauftrag:«» Amtshauptmannschaft Annaberg ist im Prinzip gegen den Einspruch ¬ erheber entschieden, der Stadt jedoch aufgegeben worden, noch einige von den technischen Gut» achtern empfohlene Neuerungen zur Beseitigung der angeblichen Belästigungen durch Rauch an» zubringen. Geyer. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich auf der Steuerrezeptur ereignet. Der Sohn eine» Posamentiermeisters hatte dort ein Paket abzuholen. Bei Oeffnung de» letzteren tach der junge Mann sich mit dem Mester derart in das linke Auge, daß dasselbe sofort auslief. Zwickau. Als sich am vorigen Sonnabend vormittag ein Brautpaar mit seinen An« jchörigen am Altar der Pauluskirche ver- ammelt hatte, bereits ein Teil des Trauung»« iedes gesungen worden war und der Geistliche ich anschickte, die heilige Handlung zu voll iehen, sank plötzlich der Bräutigam an der Seite seiner Braut ohnmächtig zusammen. Die Braut schrie auf und Orgel und Gesang mußten verstummen. Zufälligerweise befanden ich unter den Anwesenden frühere Soldaten, )ie Rat wußten; sie öffneten die Oberkleider des Bräutigam» und wandten die üblichen Maßregeln an. Nach und nach erholte sich der Zräutigam, Der Arzt konstatierte, daß die Ohnmacht durch zu enge HalSbekleidung herbei geführt morde» sei. Nachmittags wurde di« Trauung im Hause vollzogen, wobei der Bräutigam wieder völlig wohl war, Plauen i. V. Einen Selbstmordversuch sat hier der Expedient Richard Böhme verübt, )er nämliche Mann, besten Ehefrau unlängst m Hof in ein Liebesabenteuer verwickelt war, wobei sie von ihrem Verführer, ehe sich dieser elbst tötete, in den Kopf geschossen worden ist. Böhme hatte sein gesamte» Mobiliar für 450 Mark verkauft, um mit seiner Frau von Plauen fortzuziehen; das ganze Geld hat er aber innerhalb zweier Tage bis auf einen kleinen Rest verbraucht. Wahrscheinlich ist dann dte Reue über den Beklagenwerten ge kommen und er hat sich durch Einatmen von Leuchtgas zu vergiften versucht. Ein herbei« gerufener Arzt erklärte den Zustand Böhme» für nicht bedenklich. Aus dem Vogtlande. Wegen Durch führung der Betriebseinstellung in der Stickerei- Industrie wurde, wie mitgeteilt, Sonnabend in einigen Orten des Vogtlande» den Strickern und Hilfsarbeitern die Arbeit gekündigt. Kontrolleure sind bereit» damit beschäftigt, den Umfang der Kündigungen sestzustellrn. Au» anderen Orten wird gemeldet, daß dem Vor« gehen mit der Kündigung nicht all« Stick« Maschinenbesitzer gefolgt sind, im Gegenteil hätten zum Beispiel in Schreinersgrün bei Treuen einige Stickmaschinenbesitzer, um der Maßregel auszuweichen, ihren Austritt au» dem Verein der Lohnschlffchenmaschinenbesitzer erklärt. Auch aus Falkenstein und Treuen wird über einseitiges Vorgehen der Maschtnen- besitzer geschrieben. — Flotten Absatz für ihr« Waren finden jetzt die jenseits der österreichischen Grruze wohnhaften Fleischer. Die Grenzbewohner Sachsen dürfen bekanntlich, wenn sie sich vom Gemeindevorstande «ine Legitimationskart« au»« stellen lasten, je zwei Kilogramm Rind«, Kalb- oder Hammelfleisch zollfrei einführen. In der gegenwärtigen Zeit der Fleischteuerung und der Kirmesfeiern in den Grenzdörfern des oberen Vogtlandes kann man, namentlich an den Sonnabenden, eine förmliche Völkerwanderung beobachten, und es soll nicht selten vorkommen, daß viele Leute ohne das ersehnte Fleisch heim« kehren. Der Preisunterschied bei den genannten Fleischsorten beträgt 15 bis 20 Pfg. pro Pfund. Im Preise de» Schweinefleische» besteht diesseits und jenseits der böhmischen Grenze kein wesentlicher Unterschied. Auch die zollfreie Einführung kleiner Mengen Mehl wird in der Zeit der Kirchweihen und des Stollenbackens von den Grenzbewohnern fleißig geübt.