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Ottendorfer Zeitung : 01.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190510010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-01
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 01.10.1905
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politische Kunälchau. Deutschland. »Reichskanzler Fürst Bülow Hai sich nach Baden-Baden zurückbegeben, wo er noch bis Mitte Oktober zu verbleiben gedenkt. »Alles Hai ein Ende, sogar die deutsch- französische Auseinandersetzung über die inter nationale Marokkokonferenz. Die Einigung in der Marokko-Angelegenheit soll jetzt in ddn Verhandlungen des Reichskanzlers Fürsten Bülow mit dem französischen Bot schafter in Berlin, Bihourd, in befriedi - gendsterWeise erreicht worden sein. Die Unterzeichnung des Vertrages, der in aller kürzester Frist veröffentlicht werden dürfte, steht unmittelbar bevor. »Als Nachfolger des jüngst verstorbenen Präsidenten der Hauptverwaltung der preuß. Staatsschulden, Wirkt. Geheim rat v. Hoffmann, ist Herr v. Bitter, der frühere Oberpräfident der Provinz Posen, in Aussicht genommen. »Der Generalarzt der preußischen Armee, Geheimer Ober-Medizinalrat Hermann Schaper, früherer Direktor der Berliner Charitch ist gestorben. » Der gegenwärtige chinesische Ge sandte in Berlin, General Aintschang, der von seinem Posten abberufen wurde, ist zum Kriegsminister ausersehen. Der Wiener chinesische Gesandte Iangtscheng wurde zum Nachfolger BmtschangS auf dem wichtigen Ber liner Gesandtenposten ernannt. »Zur Reichsfinanzreform erfährt die ,Tgl. Rdsch/ aus bester Quelle, daß der Moment, in welchem die Vorlage des Reichs schatzamts an den Bundesrat geht, unmittelbar bevorsteht. »Der große Generalstab beafichtigt, demnächst militärisch besonders lehrreiche Ab schnitte und Ereignisse aus dem russisch- japanischen Kriege in einer Reihe von Veröffentlichungen in den von der kriegsgeschicht lichen Abteilung herausgegebenen „Einzelschriften" darzustelleu, um die aus ihm gewonnenen Er fahrungen weiteren Kreisen unsres Heeres so frühzeitig nutzbar zu machen, als es die Zu verlässigkeit der Quellen irgend erlaubt. In ähnlicher Weise ist bekanntlich auch der süd afrikanische Krieg in den „Einzelschüften" be handelt worden. »Die Zolleinnahmen haben im Monat August 39,8 Mill. Mt. oder 5,2 Mill. Mark mehr als im gleichen Monat des Vor jahres ausgemacht. In den ersten 5 Monaten des laufenden Finanzjahres hat die Zollein nahme insgesamt 196 Millionen oder im Durch schnitt des Monats 39,2 Mill. Mk. ergeben. » Seit dem Jahre 1903 find alle für unsre Flotte gebauten kleinen Kreuzer nach dem Namen deutscher Städte benannt worden und zwar in jedem einzelnen Falle durch den Oberbürgermeister der betreffenden Stadt. Den Anfang in dieser Reihe deutscher Städtenamen machte „Bremen". Noch in dem selben Jahre folgten „Hamburg" und „Berlin". Das Jahr 1904 brachte die Namen „Lübeck" und „München". In diesem Jahre kamen „Leipzig" und „Danzig" hinzu. Allem Anschein nach werden auch in Zukunft tue kleinen Kreuzer die Namen deutscher Städte erhalten. »General v. Trotha erklärt die aus Kap stadt verbreitete Meldung von einer Nieder lage der Etappentruppe in Deutsch- Süowestafrika für unbegründet. Österreich-Ungar». »Das österreichische Abge ordnetenhaus ist am Montag zusammen getreten. Als der Präfident dem Minister präsidenten das Wort erteilt, ertönt anhaltender Lärm bei den Sozialdemokraten unter dem minutenlangen Rufe: „Abzug Gautschi Wahl rechtsräuber !" Frankreich. »Der Ackerbauminister Ruau, der den Vorfitz bei einem Bankett aus Anlaß einer landwirtschaftlichen Ausstellung in Thonon les Bains führte, hielt eine Rede, in welcher er auf die beängstigende Krise hinwies, die das Land jetzt dmchgemacht habe. Sodann fuhr er fort: „Ich kann jedoch versichern, daß zu dieser Stunde jede Gefahr beseitigt ist; indessen, wir wollen nicht vergessen, daß, um im Frieden zu a beiten, Frankreich eine starke und aufrichtig republikanische Armee haben muß." Schweiz. »Der Ständerat hat ebenso wie der Rationalrat einstimmig beschlossen, auf den Entwurf eines einheitlichen Zivilge setzbuches einzugehen und hat die Beratung sofort begonnen. Italien. »DaS Verhältnis zwischen dem päpst- Cavaignac ch. Im Alter von 52 Jahren iü in Paris der fran zösische Politiker und ehemalige Kriegsminister Godefroy Cayaignac gestorben. In der DreyfuS- Affäre wurde sein Name vielfach genannt. lichenStuhl und dem Königtum scheint sich gegen früher doch wesentlich gebessert zu haben. Am Montag abend stattete in Mailand der Erzbischof Kardinal Ferrari dem König und der Königin im königlichen Schloß einen Besuch ab. Der König unterhielt sich mit dem Erz bischof 20 Minuten. Holland. »Der Ministerpräsident De Meester stellte in der Kammer eine Verfassungs revision in Aussicht, durch die das all- gemeineWahlrecht eingesührt werden soll. Schweden. * An dem Abkommen zwischen Schweden und Norwegen hat ein Teil der Presse in beiden Ländem noch mancherlei auszusetzen: andre Organe aber zeigen sich in der Haupt sache befriedigt, und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß die Annahme der Beschlüsse durch die beiden Parlamente ohne besonderen Aufenthalt vor sich gehen wird. Norwege«. »Staatsminister Michelsen brachte in -er Dienstag-Sitzung des Storthings den Entwurf betr. das Übereinkommen mit Schweden ein. Es wurde beschlossen, den Entwurf einem Sonderausschuß zu überweisen. Nußland. »Zu einer zweiten Friedenskon ferenz hat der Zar jetzt durch die russischen Vertreter im Auslande die einzelnen Groß mächte einladen lassen. Die Konferenz soll hauptsächlich oder sogar ausschließlich die ernsten Fragen behandeln, die sich während des letzten Krieges erhoben haben und deren unverzügliche Lösung erforderlich ist. * Die Wahlen für die Reich 8 duma ollen am 4. Dezember beginnen. Dis Wahl agitation hat schon lebhaft eingesetzt. »Die terroristischen Anschläge in Rußland dauern an. In Riga wurden auf offener Straße ein Kosak und ein Gefängnis ¬ wärter ermordet. Auch in Dünaburg wurde auf einen Polizeibeamten ein Anschlag verübt. — In Kowno wurden durch eine Spreng bombe der Polizeimeister und sechs andre Per sonen verwundet. In Njeschin (Gouverne ment Tschernigow) kam es zwischen Polizei und Publikum zum Handgemenge, in dem eine Person getötet, zwei Beamte und zwei Zivil personen verwundet wurden. »Die finnischen Parteien haben angesichts ihrer nationalen Not eine Art Rütlischwur ge leistet. Die stnnländischen Fortschrittlichen haben beschlossen, sich unter Zurückstellung ihrer be sonderen politischen Ansichten zu einer ein zigen Partei zusammenzuschließen. Zurzeit wird von ihnen eine Petition ausgearbsitet, die die Forderungen enthält, deren Erfüllung, wie sie erklären, allein die Ruhe im Lande sichern kann. »Trotzdem in Baku äußerlich Ruhe herrscht, durchziehen doch noch immer Patrouillen die Straßen. Die Revolutionäre haben nun mehr ihre Operationen auch nach der Provinz Liwonien ausgedehnt. Die Aufregung unter der transkaspischen Bevölkerung nimmt zu, Kosaken durchziehen die Straßen von Arkhabad. In der Provinz Kostrowa find' ebenfalls Unruhen ausgebrochen. Die Land bevölkerung steckt das Eigentum der Groß grundbesitzer in Brand. Amerika. »Der japanische Friedensbevoll mächtigte Baron Komura, der in New Dark am Typhus erkrankt war, ist jetzt wieder hergestellt und wird nun in seine Heimat zu rückkehren. Aste«. »In Tokio ist jetzt der englisch- japanische Bündnisvertrag ver öffentlicht worden. Der Inhalt des Ver trages war ja schon vorher bekannt. * Beim PekingerBombenattentat auf die Reformkommisfion wurden vier niedere chinesische Beamte getötet und über zwanzig andre Personen verwundet. Der Führer der Reformkommisfion, Prinz Tsaitche, wurde leicht verletzt. Dieses Attentat gab Veranlassung, Maßnahmen zum Schutze der Regicrungs- und Hofmitglieder zu treffen; die Regierungs- gebäude und Bahnhöfe werden ebenfalls scharf bewacht. Tabaksmonopol und Tabaksteuer in Deutschland. Wenn die Nachricht von der geplanten Banderolsteuer auf Tabakfabrikate zutrifft, so wäre damit eine in Deutschland ganz neue Art der Tabakbefteuerung zu erwarten. Zwar hat die Tabaksteuer schon recht viele Wand lungen bei uns durchgemacht, fast alle Formen der Besteuerung, wie Monopol, Toraccise, Flächenfteuer, Gewichtssteuer, haben bestanden; die Fabrikatsteuer indessen ist neu. Ehe man darauf verfiel, den Tabakgenuß dem Fiskus nutzbar zu machen, hat man dem Umsichgreifen dieser Gewohnheit durch Verbote und strenge Maßregeln zu steuern gesucht. AlS das nichts half, machte man aus der neuen Sitte eine Einnahmequelle für den Staat. In Bayern wurde schon 1692 das Tabakmonopol einge führt, es erhielt sich dort bis 1717. Auch in Württemberg hat es von 1700 bis 1770 und von 1808 bis 1821 bestanden. In Preußen gab es von 1719 bis 1724 eine Art Tabak monopol, und nach dem siebenjährigen Kriege wurde es hier aufs neue eingesührt. Friedrich >er Große übertrug 1765 einem Marseiller Kaufmann auf 15 Jahre den alleinigen Ver kauf von Tabak in ganz Preußen. Als Pacht ollte dieser jährlich eine Million Taler an den Staat zahlen. Allein dieser Pachtvertrag kam nicht zur Ausführung; dafür übernahm ein Jahr später eine Gesellschaft preußischer Kaus- euie den Verkauf gegen eine jährliche Pacht von 1,1 Millionen Taler. Die Pächter grün deten eine Aktiengesellschaft und teilten das Staatsgebiet in sechs Steuerbezirke: Kur- und Neumark, Preußen, Schlesien, Pommern, West falen und Magdeburg-Halberstadt. Wer wieder ein Jahr später wurde auch dieser Vertrag gelöst und Staatsverwaltung eiugeführt. Nach' dem dieses Staatsmonopol bis 1787 mit einem jährlichen Ertrage von etwas über 1 Million Taler bestanden hatte, hob es Friedrich Wil helm II. auf. Der Tabak wurde nun mit einer Toraccise in Höhe von 1 Gr. 4 Pf. auf das Pfund belegt. Die Einfuhr von außen war untersagt, dagegen Anbau, Fabrikation und Handel im Innern des Landes frei. Trotz späterer Steigerung brachte diese Akzise doL nur einen ungenügenden Ertrag, so daß nach 10 Jahren das Monopol wieder ins Lebens trat, das indessen schon im folgenden Jahre einer Besteuerung nach Sorten und Gewicht Platz machen mußte. Die durch die Befreiungskriege entstandenen Schulden gaben Anlaß zu einer stärkeren Be steuerung des Tabaks. Gleichzeitig mit der i« Jahre 1819 durchgesührten Reform des ge samten Zoll- und Steuerwesens in Preußen ersolgte daher auch eine Umgestaltung der Tabaksteuer; jeder Tabakpflanzer mußte vo« Zentner getrockneter Blätter 1 Taler Steuer zahlen. Dabei wurde aber ein großer Teil der Ernte der Besteuerung entzogen, und so ent schloß man sich im Jahre 1828, an Stelle der Gewichtssteuer eine, klassifizierte Flächenfteuer einzusühren. Diese bestand bis 1868 und war verhältnismäßig niedrig, so daß sich der Tabak- bau in Preußen bedeutend entwickelte; 1853 waren hier 41 317 (in ganz Deutschland 55 471) Morgen mit Tabak bepflanzt. Diese Besteuerung wurde nach und nach auch auf die meisten übrigen norddeutschen Staaten ausgedehnt. Dagegen war in Süddeutschland der inländM Tabak bis 1868 unbesteuert. Die durch Bil dung des Zollvereins inzwischen erzielte wirt schaftliche Einheit hatte lediglich die gleich mäßige Zollbehandlung der aus dem Aus lands eingesührten Tabake und Tabakfabrikate zur Folge. Erst durch Bundesgesetz vom 26. Mai 1868 wurde eine einheitliche Besteuerung des Tabaks im ganzen Zollvereinsgebiet herbei» geführt. Der inländische Tabakbau wurde einer Flächensteuer unterworfen, die 60 Pf. für je 85 Quadratmeter betrug. Die Zollsätze auf ausländischen Tabak blieben unverändert. Diese Steuer bestand bis 1879. Im Jahre 1880 trat nach den ,Leipz. N. Nachr/ das noch jetzt gültige Tabaksteuergesetz in Kraft, das anstelle der Flächensteuer die Gewichtssteuer einführte. Der im Jnlande hergestellte Tabak unterliegt danach einer Abgabe von 45 Mk. für 100 Kilo gramm, während der Zoll für ausländische» Rohtabak 85 Mk., für ausländische Zigarre» und Zigaretten 270 Mk. und für andre aus ländische Tabakfabrikate 180 Mk. für 100 Kilo» gramm beträgt. Bei der Ausfuhr von Tabak und Tabakfabrikaten werden Steuer und Zo» nach bestimmten Sätzen zurückvergütet. Von den inländischen Tabakproduzenten ist wiederholt eine anderweite Festsetzung des Ver hältnisses zwischen Steuer und Zoll in An regung gebracht worden. Sie wünschen eine möglichst niedrige Jnlandsteuer, um den ein heimischen Tabakbau zu heben und einen hohe» Zoll, um gegen die ausländische Konkurrenz besser geschützt zu sein. Der Tabakfabrikam hingegen will einen niedrigen Zoll, während das Reich einen hohen finanziellen Ertrag, also eine schärfere Heranzirhung deS Massenkonsums wünscht, was sich weder mit den Wünschen der Konsumenten noch mit denjenigen der Tabak industrie deckt, aber auch den Hoffnungen des einheimischen Tabakbauer nicht entspricht. Bei diesen Interessengegensätzen ist es überaus schwierig, an eine Änderung der bestehende» Steuer heranzutreten; der Reichstag hat bisher alle Änderungsvorschläge der Regierung, namem' lich auch den Antrag auf Einführung der Fabrikatsteuer, abgelehnt. Ob die Regierung diesmal mehr Glück mit ihrer Vorlage habe» wird, bleibt abzuwarten. Von I^ak uns fern Der Neubau eines Stadt-Theaters i» Lübeck auf dem Platze dB alten Theaters mit einem Kostenaufwand von einer Millio» Mark wurde von der Lübecker Bürgerschm' beschlossen. . l. Das i Mer hat, v Amtlichen L Merparade Aiulle je 5 -frühstückst kannten T 'irrsten Krie lir Gesamisu Siva 20 000 Ter äli »elfter dl Ehrend de Made voi Ml älteste i Mnterie-R Me seine W der f Miment N ßm Kapellu der badif Zn ein« Rudoi ilweist von » Berlin, fe „Lindei «lamm gast, Men Strop vlirnme: „ i«n der Li Mt feucht »Ugen für Mem Andi »Ile Anwes U und le Wser. Eü SHerschar «ichters. . ich die so durden vor Nungen. Arbeite Die Koloni Muse der Aweiterum Mionen 3 i°r Militär« Mser find iierst Ein-, Den Pf M Ausre Mrson eine! Mästet, s Mörser S Wehlen ui Nähren. Mizei vor filier Pfleg iss saube lohnenden Lehmen. Mes wur Men. . Ausheb Mrral des M Polizei, K 10 000 i Sin G Morbenes Maatsanwo Nchlagnahu ist Müller Mls verarl Mr bringe! Maden siebenen 'Ücker verka . In ein- ist Gendarm Me Revoli istwundet f Lie Täter . Bon « Mannt. S »ülückie ir gekannter Mendraht i MS so schu M Wege . Bon e ^errshause M Maläfrieäe. 8 f Roman von Adalbert Reinold. lvortsetzung.) „Und Sie geben meinem Vater Zahlungsfrist, gnädiger Herr Graf ?" fragte Martha beklommen. Graf von Rohden schrieb einige Zeilen auf einen Billettbogen, der am Kopf als Signatur die gräfliche Krone trug. Er kuvertierte das Schriftstück und überreichte es Martha. „Wenn irgend jemand, sei es der Gerichts vollzieher oder ein andrer, Sie belästigen sollte, so zeigen Sie nur diese Zeilen vor, und Sie find geschützt," sagte der Graf. „Ich werde sogleich meinem Rechtsanwalt eine Anweisung zugehen lassen, daß er jedes weitere Verfahren gegen Ihren Vater einstellt, dem ich die ver fallene Pacht ebenfalls erlasse, und den ich, wie schon gesagt, für alles schadlos halten werde. — Und nun teilen Sie mir mit, wie geht es denn mit seiner Genesung, was sagt der Arzt zu des Kranken Befinden?" Das junge Mädchen ließ sich von seinem überströmenden Gefühl hinreißen und ergriff wiederum die Hand des Grafen. Diesmal ver mochte er nicht zu verhindern, daß es dieselbe küßte, und er sühlte zugleich, wie schwere Tränen auf seine Hand herabtröpfelten. „Sie retten meinem Vater das Leben," schluchzte Martha, „und uns allen den Ernährer und Beschützer." „Der Graf hatte sich erhoben, er und das Mädchen standen nahe aneinander. Martha hielt noch immer v. Rohdens Hand, indem sie rasch weitersprach: „Acht Tage lang lag mein armer Vater ohne Besinnung, die Arzte gaben ihn verloren, da wendete sich die Krankheit zum guten. Aber er ist schwach, wie ein Kind, — Schonung und Ruhe ist ihm nötig und erst nach Monaten, sagten die Arzte, wird er wieder ganz herge- stellt sein. Nehmen Sie den Dank eines armen, ehrlichen Mädchens, das nie vergessen wird, daß Sie der Retter unsrer Familie find I" Der Graf runzelte die Stirn und entzog sich sanft dem Händedruck Marthas. Dann klopfte er gutmütig die Wange des vor ihm stehenden weinenden Mädchens und tröstete: „Gehen Sie mit Gott, mein liebes Kind! Sie überschätzen mein Handeln. Ich tue nur meine Pflicht. Grüßen Sie Ihre Eltern und sagen Sie Ihrem Vater, er solle, wenn er irgend ein Anliegen habe, sich getrost an mich wenden. Alles weitere würde ich ordnen." Nochmals sprach Martha ihren Dank aus und verließ, von dem Grafen selber begleitet, dessen Schreibzimmer, der dann die Tür hinter der Fortgehenden wieder zumachte. Das Arbeitszimmer des Grafen lag im Parterre des Herrenhauses, die Fensterseite grenzte gegen den Obst- und Gemüsegarten. Weder der Graf noch Martha hatten eine Ahnung davon, daß, als der Graf sich gerade erhoben, das Mädchen gegen ihn gebeugt seine Hand ergriffen und er demselben die Wange klopfte, Martha somit dem Grafen fast Brust an Brust nahe stand — ein Mann sie be lauschte. Zwar vermochte derselbe nicht zu hören, was gesprochen wurde, aber die blitzenden Augen des Lauschers hatten die Situation mit wahrem Argusblicke erspäht. Gerade in dem Augenblick, als sich der Graf vom Schreibfessel erhob, war draußen vor dem Fenster der Kopf eines Mannes sicht bar geworden, dessen Augen dann durch die Scheibe svähten und der verschwand, als Graf von Rohden die Tochter seines Pächters zur Tür geleitete. Für einen gewandten Mann war es unschwer, sich bis zur Fensterbrüstung hinauf zuschwingen und dann in den inneren Zimmer raum zu blicken. Graf von Rohden war wieder an den Schreibtisch getreten. Er griff nach einem an der Fensterwand befindlichen Klingelzug, dann begann er stehend die Aktenstücke des Mahrschen Prozesses zu ordnen. Ein Diener erschien. „Ich wünsche den Herrn Verwalter sogleich zu sprechen!" befahl der Graf. Der Diener ging überrascht von dem un gewohnten harten Ton, in dem sein gnädiger Herr ihm den Befehl erteilte. Einige Minuten später betrat der Guts- Verwalter Hoffmann das Arbeitszimmer. Das war derselbe häßliche Kopf mit dem borstigen, dicken Haarwulst, dem breiten, zynischen Mund, von einem starken rötlichen Vollbart versteckt, der bei Anwesenheit Marthas vor dem Fenster aufgetaucht war. Dieselben unangenehm berührenden Augen hatten voll Heimtücke und schlecht verhehltem Wutsprühen den Grafen und die Pächterstochter betrachtet. Die beiden Männer, die sich hier einander gegenüberstanden, kontrastierten in auffälliger Weise. Wie nur konnte der Graf mit dem fei»' geformten schönen Gesicht, aus dessen Züge» unverkennbar Offenheit und Edelsinn spräche», einen Mann mit so abstoßender Physiognomie, wie fie der Verwalter besaß, an einen I» wichtigen Vertrauensposten stellen? Es mm dies leicht erklärlich. Die dem Grasen ekgene Gutmütigkeit ver» wahrte sich von jeher gegen die Annahme, d»b körperliche Häßlichkeit oder angeborene Make' auch auf den Charakter der Menschen Einst»» ausüben sollten. „ Überdies war der Verwalter von dem Bevou' mächtigen des Grafen, dem alten Rech,'s' anwalt seines verstorbenen Vaters, engag'g worden, als er selber sich vor zwei Jahren am seiner Weltreise befand. , , Hoffmann hatte die Gutsverwaltung bis jetz' tadellos geführt und sich namentlich auch recht tüchtiger Ökonom praktisch bewährt. Freilich zeigte er einen unverträglichen, Y»M' mütigen Charakter und eine kalte Hartherzig^" seinen Untergebenen gegenüber. Die Mißheu'g leiten, unter welchen Beamte und Gesinde, Ig wie die dem gräflichen Gute angehörigen Dou bewohner vielfach litten, waren dem G»"" aber bisher nicht zu Ohren gekommen. Vg hütete sich wohlweislich, irgend eine Klage «» den Herrn Gutsverwalter laut werden lang weil man ihn, und gewiß mit Recht, Er selber aber war ein ebenso schlauer heuchlerischer Mensch, der seinen wahren C» .Ich t Mr dieser Mn die Mr törici Z°it wissen ö»e sehr v Herr M, welc Mr aus MNgen zr Auch ir i wie Fe, Bernde ? sicher vor Mßt hatte . »Ich r Mn," be, ?'e zu fr< M mir ei Zmisfionss ^iahr anst' Mb ich g' Eilten und »>snd verfc „Der Mgen ihn i Mcheinand Verwalter. Mte etwa, . Graf r Mden ar Ehender E M, und Mmle, a
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