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lveik. Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Druck und Für die Redaktton verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. im, Nr. 119 Mittwoch, den 4, Oktober 1905. 4. Jahrgang. 10 Llartl koste" »llerrdorf. n. c. N. igeS Aben^ )en in illa in« Annahme v»« Inseraten bi, »«»mittag ,, Uhr. Inserat« werden mtt w Pf für die Spaltzeü« berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. cfer ien ren cfer lese alb ns- die »Ottendorfer Zeitung" scheint Dienstag, Donners- «nd Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen z,20 Mark. rmer, KE Jamm lB tt", rnd ^Tauscha. Ein bedauerlicher Unglückasall dessen Folgen noch nicht abzusehen find, er» eignete sich hier am Mittwoch Nachmittag. Am genannten Tage fuhr der Wirtschaftsbesitzer Zeidler mit einem mit zwei Kühen bespannten Wagen nach Waldstreu, wobei ihm sein fünf- ähriger Sohn begleitete. Während sie sich nun wieder auf dem Heimwege befanden und das Kind neben dem Gefährt herging schlug eine der beiden Kühe plötzlick mit dem Schwänze in Sachsen von jetzt ab alles Haar- und Feder wild abgeschossen werden, — Von einer Bravourleistung des heiligen BureaukratiuS berichten die „Zwickauer N. Nachr.": Ein Geraer Geschäftsmann ließ eine liste mit Feuerwerkskörpern zur Verfrachtung nach der Bohn bringen. Die Annahme der Kiste wurde indessen verweigert und ein polizei- iche» Attest verlangt. Der Transporteur ließ die Kiste stehen, um seinen Arbeitgeber zu be nachrichtigen. Ala nach einiger Zeit darnach gefragt wurde, war die Kiste ohne Attest schon iach Crimmitschau unterwegs. Nun geschah ras Unerwartete. Die Kiste wurde dem Adressaten nicht ausgrliesert, sondern nach Gera pirückgesandt mit dem Bemerken, daß erst ein Attest von einem Chemiker über den Jnhakt beizubringen sei. Demnach hat die Kiste, nach- >em man sie vorher wegen Explosionsgefahr zurückwies, den Weg zweimal zurückgelegt ohne amtliches Attest. Immer hübsch nach Schema P. — Unsere Zeit ist bekanntlich von einer Gesetzmacherwut besessen, wie kaum eine zuvor. Statt möglichster Freiheit wird ein einengender Gesetzparagraph nach dem andern verlangt und geschaffen. Jetzt soll nun wieder ein höchst überflüssige Verordnung über den Verkehr mit Nahrungs- und Genußmitteln erfolgen. Unser in solchen Sachen Gott sei Dank sehr einsichtiges Königliches Ministerium ließ aber erst eine Umfrage bei möglichst vielen Beteiligten durch die Handelskammer Dresden vornehmen, die nach eingehender Beratung das gewünschte Gutachten zu der geplanten „Verordnung über den Verkehr mit Nahrungs« und Genußmitteln" wie folgt abgegeben hat: Die unterzeichnet« Handelskammer Dresden hält die geplante Regelung des Verkehrs mit Nahrung- und Gcnußmitteln für unnötig und für großen Teils schwer oder nicht durchführbar sowie be denklich. Schade, daß die famose Geheimmittel und anderweite Verordnung über das Droguerie- wesen nicht auch so von vornherein „abgelehnt" worden ist. Sie ist auch eine ganz überflüssige die Geschäftswelt überaus drückende Crux. Die Handelskammer Dresden erläutert den be treffenden Beschluß kurz, bündig und treffend dahin: Eine solche Verordnung wäre unnötig und undurchführbar. Im Verkehr mi Nahrungü- und Genußmitteln müssen die Geschäftsleute schon von selbst, um bei dem großen Wettbewerbe die Kundschaft nicht zu verlieren, auf Sauberkeit und Ordnung halten. Außerdem regeln bereits mehr als zahlreiche Vorschrifen der Reichs-, Landes- und Orts behörden, sowie freiwillige Vereinbarungen der Beteiligten den NahrungS- und Genuß- mittelvcrkehr oder einzelne Zweige desselben und Orts- urd Wohlfahrtspolizei, Bezirksärzte, Nahrungsmittelchemiker und Gewervnnspektoren überwachen die Durchführung dieser Vorschriften. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Aus der Woche. Die Politik hat sich wiederum al» die schwierigste Kunst erwiesen, die einfachsten Dinge von der Welt mit den umständlichsten Mitteln zu behandeln. Das hat der Marokko-Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland gezeigt, währenddessen ein Ozean von Tinte verschrieben und Reden gewechselt wurden, deren Länge als Telegramm wohl die dreimalige Länge des Erdumfanges erreicht haben. Aus den Zeitungs artikeln, die das Publikum aufklären sollten, könnte man einen Papierbogen Herstellen, in den sich unsre Mutter Erde luftdicht einwickeln ließe. Nun ist die Angelegenheit endgültig ab gehandelt und allgemein muß gewünscht werden, daß sich bei ihr das alte Sprichwort bewähre: was lange dauert, wird gut. Nicht in Tanger oder Madrid soll anfangs nächsten Jahres die Marokko-Konferenz abgehaltcn werden, sondern in AlgeziraS, dicht bei Gibraltar, wo die Araber 711 unter Tarik auf spanischem Boden landeten, um dort eine mehr als SOOjährlge Herrschaft über das Land zu errichten. Be dieser Konferenz dürfte ebensoviel herauskommen wie bei der zweiten Friedenskonferenz, zu der jetzt Rußland die Einladungen hat ergehen lassen. Kunterbunt genug sind die diplomatischen Zusammenhänge, unter deren Bann diese zweite Konferenz verhandelt wird. Die beiden „Friedensbünde" Europa« bestehen noch for und da seit ihrem Bestände der Friede Europas durch internationale Kriege nicht ge stört worden ist — häusliche gab es fast in allen Ländern und in schwerer Menge — so gilt als offizielle Anschauung, daß der Drsi- >und (für Rußland und Frankreich der Zwei« rund) die beste FriedenSbürgschaft sei. Aber >ie beiden BündniSpruppen lassen sich mit gar ackeren Ehen vergleichen, in denen beide Teile nebenher noch andre Liebeleien treiben. Sehen wir uns daraufhin die allgemeine Lage etwa« genauer an. England hat «in intimes Bündnis mit Japan angeschlossen, dessen Zweck offenbar st — ein Blinder fühlt die» mit dem Krück« tock — Japan den Erfolg seiner Siege und England den Besitz Indiens, der milchgebenden Kuh für die englischen Notabeln, zu sichern. Die Spitze dieses Bündnisses ist in erster Linie offensichtlich gegen Rußland gerichtet, trotzdem hält sich die englische Diplomatie au« Höflichkeit für perflichtet, den Inhalt ihre« vertrage« mit Japan in Rußland amtlich be- annt zu geben und zu versichern, daß der Vertrag durchaus friedensfreundlich sei. Und in gewisser Beziehung haben die Engländer recht; denn nach Kenntnisnahme der Bündnis- Bedingungen dürfte den Russen für lange Zeit »ie Lust vergehen, mit England oder Indien in Asien anzubinden. Aber Rußland hat auch einen Verbündeten und da« ist Frankreich und obwohl die hochgehenden Wünsche Frankreich» aus jenem Bündnisse sich nicht erfüllt haben, o hält es doch an dem Vertrage mit dem knutenreich fest, dem e» schon acht Milliarden geborgt hat. Frankreich seinerseits hat wieder einen Freundschaftsvertrag mit England» dem Feinde seines Verbündeten abgeschlossen, und )a England auf Deutschland wegen dessen in dustriellen und kommerziellen Aufschwungs und »er Flottenvermehrung mehr als schlecht zu sprechen ist, so würde in der Freundschaft zwischen England und Frankreich eine gewisse Bedrohung für Deutschland liegen, wenn nicht Minister Witte eine Annäherung zwischen Deutschland und Rußland festgestellt hätte, und wenn nicht in Deutschland die vertrauensselige Hoffnung gehegt würde, Frankreich würde diese Annäherung gutheißen und sich ihr anschließrn. Die Feindschaft Frankreichs gegen Deutschland wegen Elsaß-Lothliugen würde damit ihr End« finden. Frankreich hat aber schon wiederholt versucht, Italien dem Dreibunde abspenstig zu machen, wozu Flottenbesucht und dergl. bei tragen solltrn. Aber die glänzende Aufnahme die Kaiser Wilhelm noch stets auf italienischen Boden gefunden hat, zeigt, daß die französischen Versuche Schläge ins Wasser waren. Außer dem muß man sich daran erinnern, daß Italien nicht nur in Deutschland und Oesterreich im Bündnisse steht, sondern auch mit England und zwar mit diesem gegen Frankreich, dessen über handnehmende Seemacht im Mittelmeer« für Italien höchst unbequem werden kann; ebenso aber auch für England, dessen nächster Seeweg nach Indien durch ein allzu seemächtiges Frankreich gefährdet werden könnte» Zwar hat sich Oesterreich von allen Zettelungrn bis her ziemlich freizuhalten gewußt, lebt mit allen Nachbarn in Frieden, aber in den letzten beiden Jahren hat König Eduard unter einer aus fälligen Umgehung seines Neffen, Kaiser Wilhelm«, dem Kaiser Franz Joseph zweimal einen Besuch abgestattet. Man mag die Monarchenbesuche so hoch oder so niedrig be werten wie immer — auffällig bleiben die Besuche Königs Eduards in Wien und in Ischl jedenfalls und obzwar Kaiser Wilhelm während der RegierungSzeit seine» Onkel» diesen wiederholt in seinen Residenzen brsucht hat, ist, König Eduard über Kiel noch nicht hinaus gekommen. Die internationalen Beziehungen zwischen den kleineren Staaten Europa» kommen für unser Bild fast garnicht in Betracht. Die Bündnispflichten der Großmächte sind aber so verwirrt, daß sie bei einem etwaigen Krieg« erst überlegen müßten, wem der beiden Teil« beizuspringen sie vertragsmäßig gehalten sind. Daran wird auch die neue Friedenskonferenz . nichts ändern; Verträge werden zudem auch > nur gehalten, wenn das Festhalten an ihnen ' den eigenen Interessen entspricht. -ertliches und Sächsisches. Vttenborf-Okrilla, z. Oktober ,,os. Den heutigen Tag kann man mit Recht "t «inen Freudentag bezeichnen. Denn heut« 40 Jahren wurd« der Grundstein zu der Wustrie gelegt, die jetzt zum größten Teil als 'Uwhr«zweig der hiesigen Einwohner zu Zeichnen ist. Wo wir jetzt die Glashütten- ^lr von August Walther und Söhne er- Mn, wurde in der Nacht vom 3. zum ^Oktober vor 40 Jahren das erste Glas ge- Molzen. Wer hätte z. Zt- gedacht, daß diese« ^ignta für die zukünftigen Zeiten von so ^Ker Bedeutung sein würde. Kein anderer es, als der selige Vater unsererS verehrten Anwohners Herrn August Walther, der den Grundstein zu dieser Industrie in unseren Orte ^'gt hat. Dem jetzigen Seniorchef der Firma Must Walther und Söhne im Besonderen ist durch unermüdlichen Fleiß und Energie ge igen, dem Werk zu seiner jetzigen Höhe zu ''helfen, so daß man es jetzt zu einem der Mn Werke Deutschlands zählen kann. Dabei Herr August Walther nie versäumt, jeder- für seine Arbeiter zu sorgen und sich zur genehmsten Aufgabe gemacht, ihr Wohl im zu behalten. Nicht minder Verdienstvoll An sich in neuerer Zeit seine beiden Herrn MNe um das Werk gemacht, immer den Anspruch: „Was du ererbt von deinen Vätern erivirb «S, um es zu besitzen", sind sie gittt eifrigst bemüht, in die Fußtapsen ihres Ehrten Herrn Vaters zu treten, und den Ruhm der Firma weiter auszubauen und ? befestigen. Wir glauben sicher, daß die ge- ,^k Einwohnerschaft an diesem Ehrentage Anteil nimmt und mit uns einig ist in M Wunsche,, daß die Familien Walther auch ; zukünftigen Zeiten vor schweren SchicksalS- bewahrt bleiben und sich ihrer Ver- Mst« noch lange Zeit erfreuen mögen. und heiligt >eite Abend' vierten slojd um sich, hierbei das Kind so unglücklich treffend, daß es zu Boden stürzte und durch ein den Kopf streifendes Wagenrad schwer ver- etzt wurde. Das Kind wurde sofort in die Diakonissenanstalt zu Dresden gebracht. Dresden. Zu dem kürzlich gemeldeten Selbstmord zweier Freunde im Großen Garten wird noch gemeldet, daß die in Frage kommenden Selbstmörder zwei Lehrlinge aus lötzschenbroda sind, die wegen Diebstahls von Weintrauben zur Anzeige gebracht worden varen. Der eine der jugendlichen Selbstmord- Kandidaten wurde erschossen aufgefunden, während ich der andere durch Zerschneiden der Puls ader schwer verletzt hatte und Aufnahme im Krankenhaus« fand. Weinböhla. Im Ländlichen Krankenhaus zu Meißen ist am Donnerstag Abend der Stellmacher Friedrich Emil Wehner an den schweren Verletzungen, die er sich bei dem ihm am Sonnabend früh zugestoßenen Unfall zuzog verstorben. Den Hinterbliebenen des auf so tragische Weise aus dem Leben Geschiedenen wird allgemeine Teilnahme entgegengebracht. Meißen. Gin Sergeant des hiesigen Bezirkskommandos, namens Wolf hat sich am Sonnabend früh in der Bekleidungskammer des Bezirkskommandos mit einem Dtenstgewehr erschossen. Eine ganz geringfügige Unregel mäßigkeit soll die Ursache des begangenen Selbstmordes sein. Ehrenfriedersdorf. Beim Befördern von Bauholz auf der Eisenbahnneubaustrecke Thum—Geyer verloren drei auf einer Lowry sitzende Arbeiter die Gewalt über diese. Zweien gelang es, von der rasend dahinjagenden Lowry abzuspringen, der dritte jedoch, ein 86 Jabre alter Zimmermann namens Schreiner, stürzte mit ihr die Böschung hinab und wurde lebens gefährlich verletzt. Die zur Entlassung gekommenen Mann- ^si-n haben sich innerhalb 14 Tsgen bei Meldeamt zu melden, dessen Kontrolle sie Erstellt sind. Die Unterlassung dieser Mung zieht empfindliche Strafe nach sich, ^so haben die im Kontrollverhältnisse i'Mden Mannschaften ihre Meldeämter davon ."Kenntnis zu setzen, wenn, wie dies öfters ^ieht, durch obrigkeitliche Verfügung eine ^dernng in der bisherigen Nummerbezeichnung ? von jhn«n bewohnten Häuser stattgefunden Zur Disposition Beurlaubte haben vor Wechsel des Aufenthaltsordes die Er- MNi« hei Meldeamt einzuholen; im Falle st« '^Bestimmung nicht nachkommen, haben fi« ^üge Einberufung zu gewärtigen. ^."7 Bei dem am gestrigen 2. Oktober in Wahlkreisen in Stadt und Land stottgehabtem ^i«n zur II. Kammer des sächsischen , Mag es wurden an Stelle der 30 aua- . chiedenen Abgeordneten gewühlt: 1v Konser- H've, 8 Nationalliberale, 1 Reformer, I Frei- ^'8", 1 Sozialdemokrat. Die 2. Kammer üch somit nunmehr wie folgt zusammen: j konservative, 24 Nationalliberale, 2 Reformer UMtisinnige und I Sozialdemokrat. Eine Schwächung der konservativen Partei 4 Mandate) ist also etngetreten. Die js^ldemokratie hat, wie vorausgesagt, in jEvu-Land (37. ländl. Wahlkreis) ihren ^'trr durch- und damit den Beweis er- daß auch unter dem neuen Wahlgese Sozialdemokratie Mandate für den Landta ^"öen kann. Tie Nationalliberalen haben 2 Sitze mehr, wie bisher, errungen, also Üb gleich zu den Anstrengungen, nicht zu abgeschnitten. Dasselbe gilt von den i 'üen, hie nur ein neues Mandat er- ^sien, und von den Reformen, die ihr eines 'n Frag« stand, behaupteten. Die neu '«r ^Szusammensetzung ist eine solche, da ^ Einfluß der konservaiiven Partei, di noch die absolute, aber nicht mehr die 'kriltelmehrheit in der 2. sächsischen Kammer besitzt, nicht wesentlich verändert oder gor gemindert erscheint — Nach Königlich sächsischem Jagdgesetz immt mit d«m 1. Oktober die Hasenjagd hren Anfang. Auch in Preußen, wo in rüheren Jahren die Hasenjagd regelmäßig chon an verschiedenen Tagen d«r letzten Hälft« »es Monats September aufgegangen war, be- innt sie jetzt ebenfalls erst am 1. Oktober. )ie diesjährigen Aussichten auf eine recht nennenswerte Ausbeute in Hasen sind fast überall vorhanden, denn der erste Satz der ungen Tiere, die sogenannten Märzhasen, die »ereitS im ersten Lebensjahre wieder Nach kommenschaft zu haben pflegen, sind infolge der m allgemeinen recht günstig verlaufenen Früh- ahrswitterung gut durchgekommen. — Hierbei möge noch darauf hingewiesen sein, daß von etzt ab in Sachsen auch die Fasanen außerhalb »er Fasanerien, in Preußen aber die Dachse und in Oesterreich alle jagdbaren Drosselarten rlegt werden dürfen. Außer dem weiblichen Rehwild, das noch bis zum 15. Oktober, und den KrammetSvögeln, die noch bis zum 15. November gesetzlichen Sckutz genießen, darf Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend