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Ottendorfer Zeitung : 26.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190507263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050726
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-26
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.07.1905
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i Herzen machte am elitäre ich, ihn vermittelt russisch« „Wenn schließen, HauSiüre vielleicht Machen/ ber meine iter den« seife freß tige Kepf n Augen h fragend war be« zu haben, higt M )äter die swärtigen Diesmal Audienz: den Kopf rit Meckel HfShigleit heint Ihre uppen zn lich Ihrer ! man den en Planes eventuell : sah, war iden. ;rn. amerita« >rikanischell San Liege Kessel, so >ge nach^ ses betrug den bis' und über, c kurz vor -rgiftuE hschule amtswegen b, daß st« giM ;n die ^e ist jetzt.de sämtliche en wordA id für d>e seeignetcl' und lh^ li. SireM n Büchich ;en Gern« ater keinen Übung d^ Schleuse," RasfilNZ jaftung v Bernha^ Ostung K ich GenE LokaltelB" zefunden- aer Briefe : in B-cE s Lemgo,' , D°men^ Yme Spott L war sch>n, ME d z : Anony^ a zu suA Frau ein-- nheit atz awerfahre,, ind SW , Abfall^ ifwallung war s? Tragödr^ii einmal 'leichen iiuhe SZe- nach einen ficht des agen lihnlichkeu.xii rgen sch^ P sse der iee entrutzii, Lady ^e itter Ed^k ür dich, .gL ur Unken"" ;te heut'"^ ind am^" ,t ferner ^ M mszusvrH WocheipF Acht, Stoke Ber'^ o an st- ' ^el weniger zu?riedensteUend als am verflossenen ^age und warnte die Mutter vor jeder auf- ^genden Unterhaltung. Wie gern hätte die treue Pflegerin die Mahnung befolgt; aber würde es immer in Mr Macht liegen? — Wachend und betend pachte sie die Nacht am Lager des Sohnes A- Es bedurfte keiner medizinischen Wiffen- Mst, um zu bemeWn. daß sich wiederum rote Leberflecke auf seinen Wangen zeigten, daß die Augen in neuer Glut umherirrten. Zum ersten Mle sank der liebenden Mutter der Mut. Als Noch die Morgendämmerung anbrach, da fiel ^ward in einen sanften Schlummer, welcher umfing, bis die Sonne des neuen Tages U der Höhe stand. Bei seinem Erwachen Wmmerte etwas von dem alten Licht aus Men blauen Augen. Er umfaßte die Hand N Mutter mit seinen dünnen, durchsichtigen Mgern und sagte: „Ich bleibe bei dir, Mutter. M will kein undankbarer Feigling sein; ich Mde das Leben tragen; ich behalte dich, die Eheste, liebendste Mutter. Gott segne dich für Me Liebel" L Mr. Somerset drückte dem Sohne in Ulnmer Dankbarkeit die Hand. . Von dieser Stunde an schritt seine Ge- M,ng langsam aber stetig vor. Er wußte das Ammfte nun. Das Leben barg ihm keine Mwung mehr; aber Arbeit in seinem Beruf M Pflichterfüllung gegen seine Mutter, darin k °üte er den Ersatz für das begrabene Glück gelobte er sich m diesen ersten Tagen ""er Rekonvaleszenz. saß in seinem bequemen Armstuhl am Nach einer kurzen Familieustreitigkeit «griff der Kutscher St. in Saalfeld ein Messer uns versetzte feiner Frau mehrere Stiche in den Hals. Sodann riß er sich selbst mit dem Dsser beide Pulsadern auf und brachte sich außerdem einige Suche bei. Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt nach dem Kcankenhause gebracht, der Mann verbunden und ins Ge- stngms überführt. Zutreffender Vergleich. In dem Hotel »Roces Haus" in Straßburg war dieser Tage, die die ,Straßb. Post' erzählt, ein russischer Lberft abgestiegen, der seine Mahlzeiten in einer Fensternische des nach dem Kleberplatz zu gelegenen Spsisesaales einzunehmen pflegte. W eine Abteilung des 105. Regiments, die kohl nicht gerade dem rechten Flügel entnommen dar, vorbeimarschierte, fragte der Oberst höhnisch: »Sind das die unbesiegbaren, martialischen Eschen Soldaten, diese Piccolos?", worauf °er Wirt ihm mit verbindlicher Ironie zurück gab: „Macht nichts, Herr Oberst, die Japaner Hub auch klein!" Das Eßbesteck entglitt den Händen des Obersten, er erhob sich mit der Gastizität eines Vorturners: „Oberkellner — deine Rechnung!" — zahlte — und verschwand. Ein Arzt als Giftmischer. Zu der in München erfolgten Verhaftung eines Arztes wegen ^attenmordversucheS werden noch folgende Eir.zel» beicen gemeldet: Der praktische Arzt Dr. med. Karl «oth aus Thalmässing in Mittelfranken wurde in nnem dortigen Hotel festgenommen und zwar auf Grund der Anzeige seiner letzten (dritten) Ehefrau, die er angeblich durch Gift aus der Welt schaffen sollte. Dr. Noth verheiratete sich vor Jahresfrist dit einer sehr reichen Witwe aus Nürnberg; die Ae wurde aber wegen Zwistigkeiten zwischen den Gatteri alsbald wieder gerichtlich getrennt. Dr. R. flauste nun seine gute Praxis in Thalmässing für WM Mark und fiedelte nach München über, wo ß seitdem lebte. R., der früher jahrelang 'n Greisenberg und in verschiedenen Städten Schwabens tätig war, ließ damals seine Frau und °rei Kinder in großer Not zurück und nahm eine Stellung als Schiffsarzt an. Seme Frau zog m- Klzedeffen nach München, wo sie sich als Masseuse "bildete. Als er mit der Nürnberger Witwe bekannt wurde, schloß er mit seiner damaligen Frau eilen Vertrag ab auf Ehetrennung gegen eine ein- valjgx Abfindung von 20000 Mk. und gegen eine fitere jährliche Alimentation. Durch dieses Aö° '»vmen wurde dem in finanzielle Schwierigkeiten bratenen Arzte Gelegenheit gegeben, die ver- ^ögende Witwe zu heiraten und seine Verhältnisse iu ordnen. Bei seiner Verhaftung beschlagnahmte ^e Kriminalpolizei einen Barbetrag von etwa MO Mk. Der Verhaftete wurde, nach einer "iäliermeidung, vorläufig in das LandgerichtS- fsiüngmS zu Eichstätt einqeliefert. Die eingeleitete Mersuchung dürste wohl bald Licht in die noch ^kle Affäre bringen, von der u. a. noch behauptet Dich, daß sie aus Rachsucht gegen den Arzt an- Kettelt wurde. . Bier Mensche» verbrannt. In der in "lmster.kreisen bekannten Böhmerwaldstadt Lenstem wurden bei dem Brande eines Hauses d'°r erwachsene Personen verbrannt. Vier andre Msbewobner wurden schwer und mehrere Merwehrteute leicht verletzt. Lynchjustiz. In London spielte sich in der Me des Viktoria-Parks, der, in einem ärmeren Stadtteil liegend, von den unteren Volksklasfen Ml besucht wird, am Dienstag eine scheußliche Mne ab. Ein Mann von 65 Jahren war in M Park gegangen, um seinen Neffen auf- Uuchen, der als Polizist dort angestellt ist. M er erfuhr, daß sein Neffe nicht im Dienst M legte er sich in der Nähe spielender Kinder M Gras. Die Kinder behaupteten plötzlich, M der Alte sich an einem kleinen Mädchen ^griffen habe. Es versammelte sich sofort Alle drohende Volksmenge, der der alte Mann Mich die herbeieilende Polizei mit Mühe ent- Jen wurde. Ein auf der Polizeistation des Mkes angestelltes Verhör gab keine Anhalts- Mkte für die Schuld des Mannes, und die Mizei beschloß, den Verhafteten nach dem Mstingang zu bringen und dort in Freiheit setzen. Auf dem Wege nach dem Eingänge Mdon die Polizisten von einer heulenden Msrnenge begleitet. Trotzdem die schlimmsten Höhungen ausgestoßen wurden, ließ die Polizei All unglücklichen Mann ohne Schutz vor dem Ml stehen und entfernte sich. Männer und ^vien stürzten sich darauf unter wilden Flüchen aus den Unglücklichen, der vergeblich um Hilfe ries. Schließlich brach er unter den Fauft- schlägen des Pöbels zusammen. Ein Arzt, der zufällig des Weges kam, konnte nur feststellen, daß der Tod eingetretsn war. Millionär und Ochsenknecht. Ein un angenehmes Abenteuer erlebte der amerikanische Eisenbahnmagnat George I. Gould auf einer Amomobilfahri bei Küßnacht. Gould, der sich mit seiner Familie in Luzern aufhält, machte mit seiner Frau und seinem Sohne einen Aus flug in die Umgegend. In der Nähe von Küß nacht Meßen fie auf einen sor ihnen herfahren den Ochsenwagen, dessen Lenker trotz wieder holter Aufforderung nicht aasweichen und das Automobil vorbeilaffsn wollte. Ais sich dann schauten, haben William Glover aus Baltimore und Carlisle Graham hinter sich, die am Dienstag die Stromschnellen des Niagara durchschwammen. Glover ist 35 Jahre, Carlisle dagegen bereits 58 Jahre alt. Der jüngere der beiden Schwimmer gelangte nach ver zweifeltem aufregenden Kampfe mit den tobenden Wassern wohlbehalten und in guter Verfassung ans Ziel, Graham jedoch wurde auf der letzten Strecke der Fälle von zwei riesenhaften Wogen fast zu Tode gepeitscht. Dann hatte er vor dem Ziel gegen einen mächtigen Wirbel anzukämpfen, sodaß er bei seiner Ankunft an Land wenige Minuten nach Glover bis an die äußersten Grenzen seiner Leistungsfähigkeit erschöpft war. Zum EhescheldungZprozeh der Prinz Philipp von Sachsen-Koburg-Gotha hat beim Landgericht in Gotha die Ehescheidungsklage gegen seine Gemahlin eingereicht. Die Klage, der 54 Beilagen beigegeben sind, gebt dahin, die am 4. Februar 1875 in Brüssel geschloffene Ehe dem Bunde nach zu scheiden, die Prinzessin für den allein schuldigen Teil zu erklären und ihr auch die Kosten des Verfahrens autzuerlegen. Die Klage- PrinMn Luise von Uoburg. schrift ist bemüht, zu beweisen, daß die Prinzessin den Prinzen böswillig verlassen und entschieden er klärt habe, die Lebensgemeinschaft mit dem Gatten unter keinen Umständen wieder auszunehmen. Seit Jahren habe fie den Prinzen in der gröblichsten Weise schwer gekränkt und die Ehe mit Mattastch gebrochen. Auf den AuSgang des Prozesses darf man gespannt sein. endlich eine Gelegenheit bot und das Auto mobil vorbeifuhr, hob der Fuhrmann seine schwere Peitsche und schlug auf die Jnsass 1 des Automobils ein. Frau Gould erhielt einen Schlag über dsn Hals und die Schultern, der einen blutigen Striemen zurücktietz, und der junge Gould einen Schlag ins Gesicht. Am nächsten Tage begab Gould sich in Begleitung des amerikanischen Konsuls und eines Polizei beamten nach Küßnacht und erhob Anklage gegen den Bauern. Bon ««gehesren Moskitoschtvärme» Wird Rom seit einigen Tagen heimgesucht. Während die Stiche bei gesunden Personen nur eine erregte Stimmung Hervorrusen, be wirken fie bei Kranken und Kindern Ohnmachts anfälle. Landkauf des Königs vo» Belgien, Wie gemeldet, hat König Leopold ein drei Kilo meter langes Küstengebiet für die Summe von 4'/- Millionen Frank erworben. Der König gedenkt, großartige Arbeiten auSsühren zu lassen, u. a. den Bau einer elektrischen Bahn zwischen Ostende und Westende bis nach Dünkirchen in Frankreich. Die Hitze in New Aork. Die Liste der infolge der Hitze Gestorbenen war am Dienstag bis Mitternacht auf vierzig gestiegen. Hundert- tausende machten von der behördlichen Erlaubnis, in den öffentlichen Parks zu übernachten, Gebrauch. Das ganze Land vom Pazifischen bis zum Atlantischen Ozean schmachtet unter der Hitzwelle. Das Wetierbureau stellte für die nächsten Tage keine Linderung in Aussicht, trotzdem in der Nacht ein Unwetter losbrach, das die Temperatur um viele Grade herunter- drückte. Joh« Pratt, ber Erfinder der Schreib maschine, ist in Chaitanooga, Tennessee, im Alter von 76 Jrhren gefto-ben. Durch dis Niagara-Fälle geschwommen. Eine Fahrt, bei der fie dem Tode ins Auge Eins Heirat mit Hindernissen. Als der in Amerika in weiteren Kreisen bekannte Sports mann Georges Cooper aus Chicago vor emigen Tagen dort eine Ehe mit einer aus ärmlichsten Verhältnissen stammenden jungen Schauspielerin eingehen wollte, ward er aus dem Wegs zur Braut von seinen eigenen Freunden ms die einsam gelegene Insel Saint Laurent entführt. Diese glaubten nämlich, die ganze Heirat werde scheitern, wofern er sich zur Trauung nicht recht- zemg einfinden könne. Allein fie halten ver gessen, daß der Bräutigam ein gewandter Schwimmer ist. Sofort nach seiner Landung stürzte er sich ins Wasser, erreichte schwimmend das Ufer und erschien triefend im Frack auf dem Standesamt, wo die Trauung zum Leidwesen seiner Familie stattsand. Absturz eines Luftschiffes. In Santa Klara (Kalifornien) stürzte der Lustschiffer Ma- lonev aus einem Luftballon aus einer Höhe von 3900 Fuß zur Erde herab. Sein Körper war nur noch eine unförmige Masse. Der Ab sturz erfolgte auf einem Platz, auf dem sich gerade etwa 2000 Personen als Zuschauer befanden. GericktsbaUe. München. Der 22 jährige Sohn der bekannten Opernsängerin Senger-Bettaque, der sich als Privat- studierender, auch als Automobilkonstrukteur be zeichnet, hat wiederholt Personen mit seinem Auto mobil überfahren, u. a. den seinen Weg per Rad nehmendm Bildhauer Echteler, der hierbei einen Schädelbruch erlitt , ferner einen Postboten rc. Wegen des Falles Echteler wurde Bettaque zu 200 Mk. Geldstrafe verurteilt, doch ist Be rufung vom Staatsanwalt eingelegt. Echteler verlangte Kur- und Schmerzensgeld und Schaden ersatz bszw. eine Lebensreme. Die Kurkosten hat die Mutter Bettaques bezahlt, das andre verweigert sie. Es schwebt daher Klage vor den Zivilgerichten. Der junge Bettaque hat jedoch inzwischen den Offenbarungseid geleistet. Wegen des Vorfalls mit dem Postboten mußte die Strafverhandlung dreimal ausgesetzt werden, da der Angeklagte nicht erschien. Nun ist er in Haft genommen worden. Stendal. In dem großen Betrugsprozeß gegen die Kaufleute Hormann auS Rostock, Andres-Rostock, Wahnschaffe - Rostock, Thomas-Rostock und den Reisenden Strichow-Berlin, denen äußerst raffinierte Automatenschwindeleien zur Last gelegt wurden, durch die zum Teil sehr erhebliche VermögenS- schädigungen der mit ihnen in Verbindung getretenen Gastwirte erfolgt sein sollen, wurden nach dreitägiger Verhandlung von der hiesigen Ferienstrafkammer sämtliche Angeklagte sreigesprochen. Oer PanLmift Arton, dessen Tod bereits gemeldet wurde, hatte sich mit Blausäure vergiftet. Zu seinem Hinscheidm schreibt die ,Voss. Ztg/: Eine Erinnerung aus trübster Zeit der Republik weckt sein Name. Arton war der Vermittler, der die Bestechungs gelder der Panamagesellschaft an Staatsmänner und Politiker verteilte, um auf diese Weise die Genehmigung der Kammer zu den Finanz operationen der Gesellschaft zu erlangen Als diese seine Dienste durch die Kammerstandale des Jahres 1892 ruchbar wmdsn, floh er ins Ausland; die damals inszenierte „Jagd auf Arton" war eine der skurrilsten Bolizeikomödiev des Jahrhunderts. Ende 1895 wurde er in London verhaftet und den französischen Ge richten überliefert. Doch geschah die Aus lieferung nicht wegen der Rolle, die Arton in der Panama-Angelegenheit gespielt hatte und wofür er in Frankreich im Versäumnisverfahre» > schon vorher zu 20 Jahr Kerker verur.eilt worden war. England betrachtete die Be stechungsaffäre als politisches Vergehen und verweigerte dieserhalb die Auslieferung. Da sich Arton aber nebenher auch Betrug an einer Dvnomitgesellschast hatte zu schulden kommen lassen, so gab ihn England wegen dieses Falles in die Hände der französischen Justiz. Unter dem Schutze der Bedingungen des englischen Auslieferungsbeschlusses wurde Arton dann Ende Juni 1896 wegen Betruges zu sechs Jahr schweren Kerkers mit Zwangsarbeit ver urteilt. Die Strafe büßte er ab. Seit der Urteilsfällung hat die große Öffentlichkeit nichts mehr von dem Manne vernommen. Arton, der von Haus aus Aaron hieß, wurde 1849 in Straßburg geboren, hat also ein Alter von 56 Jahren erreicht. Seine Ausbildung zum Kaufmann erlangte er in seiner Vaterstadt und in Frankfurt a. M. Mit 21 Jahren zog er als Vertreter eines großen Handlungshauses nach Brasilien, wo er vom Judentum zum Katholizismus übertrat, und spekulierte in Brasilien in Waffen, gewann und Mlor große Beträge und richtete mehrere Personen zu grunde, die er zur Teilnahme an seinen Spekulationen verleitet hatte. Dann kam er nach Paris zurück und spekulierte an der Börse. Er wußte sich eine Vertrauensstellung bei der Dynamitgesellschaft zu erschleichen, spekulierte wilder als je, unterschlug der Gesellschaft fünf Millionen und machte seinen Gönner und Freund, den Vorsitzenden der Gesellschaft Senator Le Guay zum Mitschuldigen seiner Verbrechen, liberal!, wo er war, gab er sich dem verwegensten Spiele hin, immer mit dem Gelds andrer, und verschwendete dabei Un summen für seine persönlichen Bedürfnisse, zu meist für die Unterhaltung von Kokotten. Für einen Menschen solchen Schlages war die Panama verderbnis der geeignete Boden zur vollen Ent faltung seiner Eigenschaften, doch wurde seine Beteiligung an den Panamamachenschasten zu der letzten feiner unseligen Taten. Run hat dieses unheilvolle Dasein durch den Tod von eigener Hand seinen Abschluß gesunden. buntes Allerlei. Ei« merkwürdiger Teppich ist derjenige, welcher in dem „Justierzimmer" der Münze von San Francisco alljährlich verbrannt wird. Der feine Goldstaub, der immerwährend im Zimmer herumfliegt, setzt sich in solcher Menge in dem Gewebe fest, daß man im letzten Jahre aus dem vernichteten Teppich beispielsweise Gold im Werte von etwa 2600 Dollar Kamin, dessen flackerndes Holzfeuer behagliche Wärme in dem traulichen Gemach verbreitete. Eine Zei mng lag entfaltet auf dem Tische vor ihm. Seine Augen ruhten jedoch auf der Mutter, die auf einem niedrigen Stuhl ihm gegenüber Platz genommen hatte. Hätte fie aufgeschaut, so würde fie ohne Mühe in dem Ausdruck seiner Augen gelesen haben, was seine Gedanken beschäftigte. Zu fällig war fie augenblicklich in eine Handarbeit vertieft, so daß fie nicht aufsah. Sie fühlte sich an diesem Morgen so glücklich. Edward hatte zum ersten Mal nach einer Zeitung ver langt; er wandte also der Welt sein Interesse wieder zu, grübelte nicht nur über das Schicksal der unglücklichen Lady Delhan nach. Ihr Herz jauchzte auf vor Freude über Liese gute Wendung; aber fie war viel zu klug, um ihrem Gefühl Ausdruck zu verleihen: darum vertiefte fie sich scheinbar in eine weibliche Arbeit. „Mutter, wer gab Betty das Geleit zum Grabe?" Wie ein Wetterschlag zerstörte diese Frage die freundlichen Träume der armen Mutter. Die Arbeit entfiel ihren Händen. Einige Minuten herrschte drückende Stille in dem kleinen Raume; dann antwortete Miß Somerset in tief traurigem Tone: „O mein lieber Sohn, ich hoffte, deine Gedanken weilten heut nicht bei dem unglücklichen Wesen." Edward zog die Hände der Mutter an seine Lippen und antwortete leise: „Meine Mutter, wolltest du, daß ich so schnell zu verg°ssen ver möchte? O nein, ich denke stündlich an fie. Erzähle mir, wer tat den letzten Gang mit ihr?" Zärtlich bat Mrs. Somerset: „Frage mich jetzt nicht, mein Sohn. Du bist noch so schwach. Später will ich dir gern alles sagen, was du über das arme Ding wissen willst. Zuvor werde kräftiger." Edward sah die Mutter ernst an: „Du irrst, wenn du glaubst, durch Schweigen mir wohlzutun. Erst, wenn ich alles weiß, kann mein Herz Ruhe finden; auch wie du von meiner Krankheit erfuhrst, möchte ich wissen." Mr. Somerset widerstand nicht länger. „Alle Einwohner von Stoke Vernon folgten mit mir zu dem Grabe Lady Delhans zum kleinen Friedhof und beteten still, bis die Erde sich über ihrem Sarge geschloffen hatte." Edward sagte leise: „Ich danke dir, meine Mutter." Eine Welt von Dankbarkeit klang aus diesen wenigen Worten. Mrs. Somerset beschloß nun, alles zu berichten, was fie von den vergangenen Wochen wußte. Vielleicht hatte Edward recht, daß es am besten sei, mit einemmal die ganze Angelegen heit zu erledigen, damit nicht immer von neuem die Narbe wieder aufgeriflen werde. Sie be gann daher nach einer kurzen Pause: „Du weißt, daß Kapitän Murray ge storben ist?" „Ich erwartete es. Hat er noch lange gelitten?" „Der Kapitän hat das Bewußtsein nicht wieder erlangt; er ist kurz nach Bettys Auf findung sanft in das Jenseits hinüberge schlummert." „Und Mrs. Murray und ihre Tochter?" „Wo fie sich aufhalten, weiß ich nicht und begehre ich nicht zu wissen," erwiderte Mrs. Somerset, einen Ausdruck des Unwillens in den Augen: „die Frau scheint ein elendes, willen loses Wesen zu sein; die Tochter — ? ich fand fie als deine Pflegerin etabliert." Edward machte eine heftige Bewegung, als wolle er jemand abwehrm. Die Mutter fuhr fort: „Ich faßte im ersten Augenblick eine Abneigung gegen das Mädchen und vermochte nicht, dies Gefühl zu bemeistern, obwohl fie dir Samariterdienste geleistet hatte." Edward wiederholte bitter: „Samariter dienste. Ich begreife nicht, daß ich unter der Berührung ihrer Hände nicht starb. — Mutter, weißt du, welche Rolle Nina bei dem tragischen Geschick ihrer Stiefschwester spielte?" „Ja, wenigstens teilweise, und das war der Grund, weshalb ich Miß Eigen, trotz ihrer unendlichen Versuche, mich eines andern zu be lehren, fühlen ließ, daß ich ihren wahren Wert wohl kenne. Als fie mich mit Bitten be stürmte, ihr einen Anteil an deiner Pflege zu gönnen, bedeutete ich sie, daß ihre Kraft der Mutter gehöre. Als fie mir mit Tränen von der Freundschaft redete, welche zwischen dir und ihr bestanden habe, erklärte ich ihr, ich müsse diese Freundschaft als erloschen betrachten, nachdem fie das Mädchen ins Elend getrieben habe, dem du dein Herz weihetest." „Sprich nicht mehr von ihr, Mutter, nur sage, ob du fie noch an meinem Krankenlager weilen ließest." Sch lL (Fortsetzung folgt.)
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