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Ottendorfer Zeitung : 08.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190509088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050908
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-08
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.09.1905
- Autor
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^on un6 fern. Zur Silberhochzeit des Kaiserpaares bewilligte die Stadrverordneten-Versammlung von Köniqshütte 50000 Mk. zu einer Stiftung für das Kinder- und Altenheim in Königshütte. Ein Friedrich Liszt-Denkmal bei Stuttgart, das vom württembergischenVerkehrs' beamten-Verein gestiftet und in herrlicher Lage auf einem Vorsprung des Hopserhügels errichtet ist, wurde am 2. d. feierlich enthüllt. Die Cholera. Aus Hamburg wird ein zweiter Cholerafall mitgeteilt. Ein Arbeiter, ,er neben dem an Cholera gestorbenen russischen Auswanderer im Krankenhause gelegen hatte, wurde gleichfalls von einem leichten Anfall der Krankheit ergriffen. — Bis zum -2. September mittags wurden in Preußen insgesamt 43 N' krankungen an Cholera und 17 Todesfälle ge» meldet. Vergessen sollst du die Vergangenheit und froh der Zukunft entgegengehen mit Dank gege« Gott, der alles zum guten Ende geführt hat- „Auch für dich?" fragte Nina zaghaft. „Auch für mich,* erwiderte Betty leise, „und nun noch einmal, gute Nacht, zum letzten Mals gute Nacht dir als Miß Nina Eigen." Nina erhob sich: „Gute Nacht denn, und Friede und Liebe zwischen uns für ewig, Dam dir, du edle, hochherzige Schwester. Auch Robert war heute so gut zu mir und Nelly, und das alles habe ich nächst Gott nur dir danken, die uns alle gelehrt hat, daß es selige ist zu lieben als zu hassen." Mit inniger Umarmung trennten sich dis beiden Schwestern. Noch lange saß Betty an diesem Abenden ihrem kleinen Zimmer wachend am Kamin. gedachte an den Vorabend ihrer eigenen Hom* zeit, aber kein Gefühl der Bitterkeit be» schlich ihre Seele; sie dachte auch an die Zukunft. . Nach allem Leiden sollte sie sich noch kicher Tage freuen? So weit sie zu schaM» vermochte, lag der Himmel wolkenlos vor B Überall empfing man fie ihrem Titel g/m»° mit Auszeichnung; ein Teil von Lord DelhaN» Gütern stand ihr zur Verfügung; sie zog ' aber vor, fürs erste bei ihrem Bruder S» bleiben, der jetzt seinen wirklichen Namen wied angenommen hatte, und dessen Frau behaupt nicht mehr ohne fie leben zu können. g. Am Tage nach ihrer Freilassung Habs einen Besuch empfangen, der ihr besone Freude bereitet hatte: es war Mrs. Som«! ' umstellt sahen. Ein Angriff auf das sich ruh'S verhaltende Wagenpersonal unterblieb, en Bastard war vorgetreten und hatte gerufen, bei den Wagen befänden sich nur „Friedensmann" vom Steinkopfer-Gebiete. Zwei Buren, die sich bei den Wagen aufhielten, wurden nicht weiter belästigt, nachdem sie erklärt hatten, daß ne nur Passagiere seien. Damit wurde der Von mann der Bastards einem Verhör nach Munition unterworfen und den sämtlichen Leuten die brauchbaren Kleider vom Leibe sowie die Schlafdecken abgenommen. Das Kommando über die Hottentotten führte ein Kapitän der Witbois, den die Bastards nicht kannten. Witbois waren in großer Anzahl unter der Schar, auch viele Bethanier unter Cornelius und nur wenige Bondels, von denen Joseph Christian und Kiwitt, der bis zum 22. Mai imStore zu Warmbad beschäftigte Junge, erkannt wurden. Joseph Christian erklärte, daß er über die Abfahrt der Wagen informiert worden sei, daß er nur Kleider und Tabak von diesen entnehmen wolle, für die er der Kompanie eine Empiangsbe» scheinigung ausstellen wolle. Joseph Christian war bis zu Anfang Mai im Gefängnis und bis zum 22. Mai in Warmbad gewesen, er hätte vielleicht Wort gehalten, doch die Witbois hatten inzwischen die Wagen abgeladen und die Kisten zum größten Teil erbrochen, aus denen sic alles, was fie brauchen konnten, heraus» suchten. Sie forschten besonders nach Munition und Kleidungsstücken, ihre Bekleidung soll sehr notdürftig gewesen sein; auf den Wagen be fand sich aber nichts davon. Zur Beute fiel ihnen ein großer Vorrat von Wein, Konserven, Zucker, Fett, Tabak, Seife, 15 Säcke Feinmehl wurden einfach ausgeschichtet, und wer weiß, was fie noch zerstört hätten, wenn fie nicht durch einen Vorfall zum eiligen Aufbruch ver anlaßt worden wären. Von Warmbad her kamen zwei Reiter im Trabe auf die Wagen zugeritten, fie wurden, als fie nahe genug waren, von den in die Büsche gesprungenen Hottentotten von den Pferden geschaffen, ehe fie die Sachlage erkannt hatten. Den älteren als Stabsoffizier rekognoszierten Gefallenen hielt man für den Führer einer auf dem Marsche befindlichen Truppe, so daß das Gefühl der Sicherheit bei den Hottentotten geschwunden war. Sie erteilten dem Wagenpersonal die Erlaubnis, weiterzusahren und entfernten fich kurz darauf unter Mitnahme der Güter, die fie nur transportieren konnten. Von den beide« Buren hatten fie zwei Jacken gegen Barzahlung erstanden. Durch den Vorfall ist die feindliche Seite auf Monate hinaus mit Proviant versorgt und eine schwache Stelle unsrer Lage im Süden er kannt worden, die jetzt erst von den Hottentotte« ausgenutzt werden wird. Die Bondels wäre« dazu zu wenig energisch, die Witbois werden es anders machen. Es wurde mir soeben noch gemeldet, daß der gefallene Stabsoffizier der Generalarzt Sedl- mayer, der andre Soldat sein Bursche war- Es ist traurig, daß die beiden unter so sonder baren Verhältniffen ihr Leben verliere« mußten, doch hätte eine Warnung die Bastards, wie ich gern glaube, selbst in die größte Gefahr gebracht. »„am "W hatte p »Sie hc «Äset er "h verlies »lind de' V^ie ist Mich abe bieder g ver Um Dier Äd ein. ^»Reiner Uwe M Daz lassen ert s>m Hl Edward s° we V teman ii, weite, /rechen, s ^rotzdei Archen, ^erwa d^lürlic «tUs aus heilsan R Br Vnd ; ^.hat > °as kl, süß. 'M Ver Japan land. Nm loll die jaw Dillinger H Panzerplatte Die G «ehr als i dem 19. 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Ein Auszug aus demselben wird telegraphisch nach Petersburg und Tokio über mittelt, während der tatsächliche Wortlaut den Regierungen in den beiden Hauptstädten ers nach Rückkehr der Friedensunterhändler bekannt werden wird. * Der Zar hat an den Generalissimus der Mandschurei-Armee, Lenewitsch , ein langes Telegramm gerichtet, in dem der „Selbst herrscher aller Reußen" seinem General und der Armee die Gründe des Friedensschlusses auseinandersetzt. General Lenewitsch, dessen Lorbeeren von den Japanern nicht so arg zer zaust wurden wie die Kuropatlins, wird fich über Ungunst des Zaren nicht beklagen können; sagt doch Kaiser Nikolaus in seinem Telegramm, „daß die russische Mandschurei-Armee bereit ge wesen sei, dem Feinde einen wuchtigen Schlag" beizubringen! "Die beim Enmefsen Ler ^iieüens- nachricht in Tokio zum Ausbruch ge kommene Erregung hat sich zu offenen Unruhen gesteigert. Die Straßen Tokios werden von vielhundertköpfigen Banden durch zogen, die ihrem Unwillen über die Nachgiebigkeit der Friedensunterhändler in heftigster Welle Luft machen. Regierungsgebäude wurden mit Steinen bombardiert. Rufe wie: „Nieder mit Komma!" wurden laut. Die Polizei hat die größte Mühe, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Man befürchtet neue Ausschreitungen. * Nach einer Erklärung des dem Minister Witte für die Finanzfragen beigegebenen Ge heimrat Schipow find alle Gerüchte über irgend welche direkte oder maskierte Geld- entschädigung an Japan durchaus unbegründet. Japan erhalte nur das Mehr der tatsächlichen Kosten für den Unterhalt der Kriegsgefangenen Rußlands und Japans, das zwar noch nicht ermittelt sei, aber keines falls groß sein könne. Die von Rußland ab gelehnten japanischen Entschädigungssorderungen seien die Hauptursache ernster Verwickelungen gewesen und hätten beinahe den Abbruch der Friedenskonferenz herbeigeführt. "Im Gegensätze zu den bisherigen Meldungen über die mißfällige Auf nahme, die die Friedensbedingungen in Rußland gefunden hätten, kommt jetzt eine Petersburger Meldung, die berichtet, daß aus dem Innern und auch aus den entferntesten Teilen des Reiches fortgesetzt Meldungen ein laufen, die von der freudigen Aufnahme des Friedens berichten, u. a. aus Wladiwostok. Einige Städte beglückwünschten Witte tele graphisch. * Das neue japanisch-englische Bündnis findet im ,Standard' folgende Erläuterung: Der Zweck der Allianz sei nicht Krieg, sondern Frieden; fie müßte daher Deutschland inKiautschou und den Fran zosen in Indochina gleich willkommen sein. Es handele fich auch um keine Frage der Rasse oder der Nationalität. Nur eine Regierung, die den Frieden zu stören wünsche, könne etwas dagegen einwenden. Daß das neue Bündnis ein Vertrag zum Schutze fest angelegter Inter essen sei, werde durch das, was es eiuschließe und auslasse, gleicherweise bewiesen. Die Wir kung der Allianz erstrecke fich vom fernen Osten bis zu einem bestimmten Punkt am Persi - schen Golf; westlich davon habe fie keine Geltung. * * * Deutschland. * Ende dieser Woche beginnen dieKaiser- manöver zwischen dem 18. und 8. Armee korps mit der Freitag, den 8. d., bei Homburg vor der Höhe stattfindenden Kaiseiparade über das erstgenannte verstärkte Armeekorps. Ihr folgt Montag, den 11. d., die Kaiserparade über das gleichfalls verstärkte 8. Armeekorps bei Koblenz. * Reichskanzler Fürst Bülow hat am Sonntag beim Kaiser Vortrag gehalten und fich am Abend nach Baden-Baden begeben. * Angesichts der Berufung des Grafen Götzen an die Spitze der Kolonialver waltung meldet die .Köln. Ztg.': Die maß gebenden Persönlichkeiten dürften sich iür die Errichtung eines selbständigen Rs'ichs - amtes entschließen, wobei Graf Götzen sein neues Amt nicht als Direktor der Kolonialab- tetlung, sondern in höherer selbständigerer Stellung antreten werde. * Zur Volkszählung, die bekanntlich am 1. Dezember vorgenommen wird, erläßt der Preuß. Minister des Innern die näheren An weisungen an die Regierungspräsidenten. Neu Major Johannes, Kommandeur der Zchutztiuppsn in Deutsch-Ostasrika. ist diesmal, daß eine Zusammenstellung der ortsanwesenden Bevölkerung nach dem Reli gionsbekenntnisse für Gemeindezwecke gemacht wird. Der Minister ordnet an, daß die „Ansprache" des Statistischen Landesamts, auch durch eingehende Besprechung in den Schulen, möglichst verbreitet werden solle, wo bei darauf hinzuweisen sei, daß die Volks zählung nicht zu irgendwelchen Steu er zwecken erfolge. In den gemischtsprachigen Bezirken sei besonderes Gewicht auf die Ge winnung unbedingt zuverlässiger Zähler zu legen. *Der gothaische Landtag wird in den nächsten Tagen zusammentreten, um eine Kommission zu wählen, die mit der endgültigen Regelung der Domänenangelegenheit betraut werden soll. Auch der gemein- chastliche Landtag wird demnächst einbe rufen werden. "Der Auf st and in Deutsch-Ostasrika dehnt fich weiter aus. Nach einem Tele gramm des Gouverneurs Grafen Götzen vom 1. d. find dw Stationen der Benediktiner- Mission Lukuledi,. Nyangow und Massasfi im Bezirk Lindi von aufständischen Eingeborenen überfallen worden. Alle Europäer bis auf eine Schwester, die vermißt wird, find nach )er Küste gerettet. — Oberleutnant von isr Marwitz von der ostafrikanisLen Schutz truppe schlug die Rebellen im Hinter land von Kilwa gründlich. Der Feind hatte 40 Tote sowie zahlreiche Verwundete. * Im Süden von Deutsch-Ostasrika wurden drei Misfionsstationen von Aufständischen überfallen; die Europäer konnten bis aus eine vermißte Schwester gerettet werden. Am Ruaha- Flusse wurden viele Weiße ermordet. Schweden. * Gegenüber allerhand Gerüchten in der aus- ändischen Presse versichert das .Stockholmer Dagblad', daß die Stimmung in Schweden etzt ebenso bestimmt gegen die Thron- iandidatur eines Bernadotte ist wie vor einigen Monaten. Ein Berliner Blatt gab Auslassungen einer dem schwedischen Hofe nahe stehenden Persönlichkeit wieder, wonach Prinz Karl bereit sei, die Krone Norwegens anzu nehmen. Gerüchtweise wurde auch gemeldet, daß König Oskar seine der schwedischen Throu- kandidatur entgegenstehende Anschauung geändert habe. Aus bester Quelle kann das genannte Blatt melden, daß diese beiden Lesarten jeder Grundlage entbehren. Spanien. "Spanische Anarchisten haben am Freitag in Vigo in üblicher Weise „ge arbeitet". Dort explodierte am Freitag eine Bombe, wodurch zwei Personen getötet und mehrere verletzt wurden. Die Urheber des An schlages find unbekannt. Rußland. "Das Warschauer Kriegsgericht verurteilte den Sozialistensührer Jan Kasprzak, der im April 1904 in der Vorstadt Wola einen Gendarmen, den Bolizeikommissar und zwei Polizisten tötete und einen dritten schwer ver letzte, zum Tode durch den Strang. Die medizinischen Sachverständigen sollen Kasprzak für geistesgestört erklärt haben. "Uber die Gärung im Kaukasus wird aus Tiflis gemeldet: Die Lage in Schuscha bleibt bedrohlich, nach neueren Nachrichten soll die Stadt in Flammen stehen. Die um liegende Niederung ist von bewaffneten Tataren erfüllt; den dahin entsandten zwei Bataillonen soll Artillerie folgen. Die Bewohner der Um gegend flüchten in die Berge. Im Dorfe Muschranj, Kreis Duschet, ist ein Teil der Mauer des Gutshofes des Fürsten Bagration Muchranski mit Dynamit in die Luft gesprengt worden. In der Nähe von Gori ist Fürst Erisow ermordet worden. Afrika. "Die Einfuhr von chinesischen Kulis für Transvaal hat fich längst als eine verfehlte, ja direkt schädliche Maßregel erwiesen. Die Ereignisse haben den Buren recht gegeben, die gegen das Eindringen dieser wirklichen „gelben Gefahr" protestierten. Der neue Gouverneur hat jetzt allen Weißen die Erlaubnis gegeben, fich mit einläufigen Gewehren zu bewaffnen. Diese Maßnahme ist veranlaßt durch die Unruhen, die die flüchtigen Chinesen welche die Goldminen verlassen haben, hervor gerufen haben. ÖberkaU auf einen äeutfcken Marent^ansport. Von dem Kaiserlichen Bezirksamtmann a. D. Grafen Baudissin wird dem ,B. L. - A.' ge schrieben: Der Vertreter der South African Territories, welche in Warmbad (Deutsch-Süd- Westafrika) ein Warengeschäft betreibt, hat aus Steinkopf (Kapkolonie) über den Überfall eines Warentransportes, der für Warmbad bestimmt war, einen Bericht an seine Gesellschaft gesandt, den ich hier teilweise wiedergebe. Der genannte Vertreter, Herr Kaiser, berichtet unter dem 28. Juli d.: Während hierher von deutscher Seite ge meldet war, daß man mit Morenga und Morris über einen Frieden verhandle und Waffenstillstand sei, meldeten Eingeborene den Abzug der Hottentotten von den Fischflußbergen in der Richtung auf Rahmanns Drift. Am 26. wurde mir hier von zuverläsfiger Seite mit geteilt, daß die Hottentotten eine große Anzahl von Frauen und Kindern bei Violsdrift auf britisches Gebiet gebracht hätten und gegen Rahmannsdrift vorgehen wollten. Leider kam meine sofort dorthin gesandte Warnung zu spät, die am Dienstag abgefahrenen vier Wagen waren bereits am Morgen des 26, etwa 15 Kilometer von der Drift gerade da, wo der über Sandfontein führende Weg fich abzweigt, von den Hottentotten überfallen worden. An dieser Stelle hatten die Wagen nach einem an strengenden Nachttreck bei Tagesanbruch gerade ausgespannt, als fie durch Staubwolken auf herannahende Reiter aufmerksam wmden und sich bald darauf von etwa 200 Hottentotten A frsuenracke. L4s Roman von William Frank. «Sckluk.l „Stumm und bewegungslos verharrte ich in meinem Versteck, bis die Sterne am Himmel standen und der Mond sein bleiches Licht auf die Erde scheinen ließ. Nach und nach ver löschten die Lichter im Schlößchen: nur Lord Delhans Fenster blieb erhellt und offen. Nein, auch die junge Frau saß an einem geöffneten Fenster, das arme Ding, fie schlief fest, eine schwermütige Mondlichtschönheit; aber ihr Fenster war, wenn auch gegenüber, so doch weit entfeint von dem ihres Gemahls. Vorsichtig kroch ich an dem Fenster der jungen Frau vorbei, ihr einen mitleidsvollen Blick zuwerfend. Ahnungslos saß mein Opfer am Schreibtisch, mir den Rücken znkehrend. Einen Moment zögerte ich; dann, mit einem Sprunge — das Fenster reichte bis zur Erde, weil es zugleich als Tür diente — mit einem Sprunge stand ich hinter ihm, und daS gute spanische Messer vollbrachte daS Werk. Er ver suchte noch zu schreien, meinen Namen zu rufen; aber ich drückte ihm ein Tuch mit Chloroform auf den Mund, und als ich den Stahl aus seiner Brust zog, zeigte mir das strömende Blut, daß meine Rache gelungen war. Wie schwer fiel er zu Boden! — An Flucht dachte ich nicht: ich war bereit, zu sterben, nachdem er seine Schuld gebüßt hatte. Da sah er mich noch einmal an, und dieser Blick —! Grausen packte mich. Ich stürzte durch das Fenster zurück ins Freie. Niemand schien seinen Fall gehört zu haben, niemand seinen ersten Schrei. Ungehindert verließ ich Haus und Park. Wie von Furien verfolgt, floh ich zur See, warf den Dolch in die Flut, wusch die Blutspuren von meinen Händen. Erst hier überlegte ich, welche Schritte ich zu meiner Rettung zu ergreifen habe. Tief verschleiert, in einem dunklen Anzug, erreichte ich die nächste Eisenbahnstatton, wo wegen einer Regatta viele Fremde waren, so daß ich un bemerkt mit dem frühesten Zuge davoneilen und nach Irland schiffen konnte. Hier erfuhr ich, daß Lord Delhans Tod seiner Gemahlin zur Last gelegt wurde. Im Angesicht des Todes schwöre ich, hätte man Betty, Lady Delhan, lebend gefunden und vor Gericht gestellt, ich würde keinen Augen blick gezögert haben, meine Tat zu bekennen, um sie zu retten. Möge sie mir nun vergeben, möge fie mir glauben, daß ich daS Unrecht, welches ich ihr, wie ich wähnie, im Grabe antat, schon im Leben bitter gebüßt habe. So habe ich denn mit dem Leben abge schlossen; noch wenige Sekunden, und ich werde vor den ewigen Richter treten. Sei er meiner Seele gnädig!" 31. „Gute Nacht, Nina; wir dürfen nicht länger plaudern, wenn wir morgen nicht eine blaß- wangige Braut haben wollen." So sprechend, erhob sich Betty, Lady Delhan. Nie zuvor hatten die beiden Schwestern ein so trauliches Plauderstündchen miteinander ge halten wie heute, am Abend vor Nina Eigens Hochzeit. Nina folgte der Mahnung nicht. Das schöne Haupt auf die Hand gestützt, blieb fie auf dem niedrigen Stuhl am Kamin fitzen und sagte, indem fie in das glimmende Feuer schaute: „Nein, laß mich noch ein wenig bei dir sein, Betty, ich habe dir noch so viel zu sagen." Zögernd nahm Betty ihren früheren Platz wieder ein. Tränen schimmerten in Ninas Augen. „Tränen, Nina?" hob Betty sanft an, „Tränen an dem Abend vor demer Hochzeit, da du nur glücklich sein solltest?" Von einem plötzlichen Impulse getrieben, sprang Nina auf, warf fich vor Betty nieder und verbarg ihr Angeficht in Bettys Schoß. „O Schwester, wie darf ich auf Glück hoffen?" sagte Nina in schmerzbewegtem Tone. Strafend sah Betty fie an: „Wie sprichst du so undankbare Worte, Kind, wo du die Liebe eines braven Mannes besitzest und ihn morgen für ewig den Deinen nennen wirst." Nina schluchzte leise: „Das ist es eben, Betiy. Er ist zu gut für mich. Ich glaubte nimmermehr, daß er mir vergeben werde, und nun hat er es getan und mir versichert, daß er die Liebe und das Vertrauen zu mir nicht ver loren hat." Warm fiel Betty ein: „Weil er gesehen hat, daß du alles Umecht so von Herzen bereut hast und bereit warst, es durch Entsagung auf alles irdische Glück zu büßen; aber jetzt ver bitte ich mir alle diese traurigen Reminiszenzen.
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