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»V stem lor »in. Die „Vttendorfer Zeitung" »scheint vlenrtag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Annahme van Inseraten bi» »armittag w Uhr. Inserat« werden mit w ps. für di« Spaltztü« d«r«chn«t Lab«llartsch«r Satz nach be> sondrrem Laris. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. M Kurz nisok««' t ok»n, rarsittlt! tra^v . kkuvneo- verschiedtü-l Art weisen k-, Schlag Lebendge^ -- ' 14—60 O Lvten. darf. se esden 278 Och!'" 165 Kälber d zusam^ für je SO >—44 Kalben ik., SchlE mg: RuW' pro 1000/r e Ä ohmisch- A, rdischer, a", c4, mM ovo >er grobko»^ -150. - inländK cken, M - Leinsaat, ie 220- -220, Mal, », S49. 12,00, r zo -8 netto l> ohne s' 11,20-M^. 11,20-UF e für verstehe» sfeln (50 > -2,60- A H (30-' Nr. 108. Freitag, den 8. September 1905. 4. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Vkrilla, 7. August iqos. — Da« im Grundbuche für Großokrilla Blatt 102 auf den Namen Anna Louise verw. Göhlert geb. Winkler eingetragene Grundstück soll am Sonnabend, den 21. Oktober 1905, vormittags 10 Uhr an der GerichlSstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. — Falsche Banknoten. Es befinden sich nachgemachte Fünfzigmarkscheine im Umlauf, die anscheinend auf photographischen Wege hergestellt und teilweise mit dunkelgrüner Farbe nachgetuscht sind. Die Farbe verwischt beim Anfeuchten leicht. Die Darstellung selbst läßt kaum Abweichungen gegen echte Reichs- toffenscheine erkennen, nur sind die nicht nach getuschten Stellen matter gehalten und weniger scharf abgegrenzt, als bei den echten Scheinen. — Wieder hat der Himmel ein Rätsel auf gegeben: Am 18. August ist im Sternbild des Adlers ein neuer Stern aufgeleuchtet. Er Wurde auf einer photographischen Platte ge sunden, die an diesem Tage Frau Professor Fleming an der Harvard-Sternwarte bei Boston ausgenommen, aber erst am 31. August entwickelt und untersucht hatte. Es ist ein Stern siebenter Größe, der plötzlich inö Leuchten gekommen sein muß. Die meisten Astronomen neigen wohl der Ansicht zu, daß ein neuer Stern entsteht, wenn eine bereits stark abgekühlte Sonne des Alls auf ihrer Sternenbahn plötzlich mit einem der großen Nebel zusammenstößt, die vornehmlich in den Windungen der Milchstraße eingelagert sind. Die auf den Stern niederstürzenden Nebel- leilchcn, meist Wasserstoff, entflammen seine Oberfläche fzu neuer Glut und lassen seine uns bislang verborgene Helligkeit in wenigen Stunden um viele Größenklassen anschwellen. Er erzählt uns von einer Weltkatastrophe, die vor vielen Jahrzenten, wenn nicht Jahr hunderten in der Richtung nach dem Sternbild br» Adlers, da, wo die Milchstraße es schneidet, stattfand; denn solch lange, einstweilen un bekannte Zeiträume braucht das Licht, um von dort bis zu uns seine Botschaft zu bringen. Damals sank eine altgewordene Sonne mit ihrem ganzen Planetenheere in die tödliche Umarmung einer Nebelmasse, um im Nu in ''nem Flammenmeere aufzulodern. Gehemmte Bewegung hatte sich nach ewigen Naturgesetzen iu Wärme umgewandelt. Der neue Stern iß dem bloßen Auge unsichtbar, seine Helligkeit ist bereits wieder tm Abnehmen. Klotzsch«. Hier wurden mehrere Spitzbuben sistglnommen, welche lange Zeit hindurch die ganze Dresdner Gegend unsicher gemacht hatten vnd denen man bis jetzt ca, 70 Einbrüche, darunter einen Kircheneinbruch, nachweisen konnte. Dresden. Zu der Schließung der Fabrik bsi Seidel und Naumann ist zu berichten, daß die Verhandlungen zwischen der Direktion und d«r Arbeiterkommission am Dienstag nachmittag w der siebenten Stunde beendet wurden und M eine Verständigung erzielt worden ist. Wenn also die abzuhaltende Versammlung des Arbeiterpersonals den vorgclegten Beschlüssen iustimmt, so ist zu erwarten, daß die Fabrik Donnerstag wieder geöffnet und der Betrieb wieder ausgenommen wird. ^Cossebaude. Am Freitag Vormittag in ?Er 10. Stunde konnte leicht ein größeres Unglück von unabsehbaren Folgen auf der ^senbahnstrecke zwischen Cossebaude und Niedcr- wartha entstehen. Zur genannten Zeit fuhr der erwähnten Strecke ein Bauzug auf in der Fahrtrichtung links befindlichen Avise nach Naundorf. Als er einige hundert Astier vom Bahnhofe Cossobaude uuSgefahcen kam von der entgegengesetzten Richtung der Niederwarthaer Kurve mit vollem ampf ein Güterzug auf demselben Gleise. Zugführer hatten die Gefahr sofort er kannt und gaben ,sofort Gegendampf, sodaß glücklicherweise ungefähr 300 Meter von einander entfernt die Züge zum Halten gebracht werden konnten. Der Bauzug fuhr dann nach dem Bahnhof Cossebaude zurück und machte die Strecke für den Güterzug frei. Coschütz. Der Hauptmann der Coschützer Feuerwehr, Heppner, der mit seiner Feuer wehr zur Hilfeleistung bei einem Brande in Welschufer eilen wollte, regte sich über das Ausbleiben der zur Spritzenbespannung dienenden Pferde so sehr auf, daß ihn ein Herzschlag traf an dessen Folgen er verschied. Kamenz. Unter bedeutendem Andrange des Publikums fand Montag nachmittag ^2 5 Uhr die Beerdigung der ermordeten Ehefrau, der Schwiegermutter, sowie der vier Kinder des Glasmachermeisters Linke auf dem St. Just-Friedhof statt. In seiner Grab rede auf grund 1. Sam. 3, 11 verurteilte Pastor Rollau die überhandnehmende Sitten losigkeit in den Familien und erflehte die Barmherzigkeit Gottes für den Mörder. Linke ist noch hier in Haft und leugnet noch wie vor die Tat, doch hat er keine Kenntnis von der Auffindung seiner ihn schwer belastenden blut befleckten Kleidungsstücke und anderer gravier ender Momente. — Zu der Linkeschen sechsfachen Mordtat wird gemeldet: Linke hat eingestanden, daß er seine Angehörigen ermordet und dann das HauS angezündet hat. Linke ist bei seiner Nachhausekunft mit seiner Frau in Streit ge raten und hat dann die entsetzliche Tat be gangen. Meißen. Eine heitere Fahrraddiebesgeschichte hat sich hier zugetragen. Ein Radfahrer, der am Sonntag Nachmittag in der dortigen Gerbergasse in einem Laden eingetreten war, um etwas zu kaufen, bemerkte von dort, daß vor dem Laden sich inzwischen ein Fremder auf sein vor der Ladentür stehengelassenes Fahrrad schwang und damit von dannen fuhr. Er lief diesem mit einem zufällig in der Nähe anwesenden Schutzmanns zwar nach, konnte aber seiner nicht habhaft werden, doch nahmen zwei Radfahrer die Verfolgung des Flüchtigen auf, der nach Zehren zu gefahren war, und trieben diesen so in die Enge, daß er sich ge nötigt sah, das Fahrrad in der Gegend von Zehren im Stiche zu lassen und in die Elbe zu springen, um sie zu durchschwimmen. Ob wohl die Verfolger den Flüchtigen Steine in die Elbe nachschleuderten, entkam dieser dennoch nach dem anderen Ufer. Aber die Sache hatte schließlich doch so viel Aufsehen gemacht, daß der Flüchtige am rechten Ufer angehalten und von einer Zivilperson nach Meißen herein gebracht wurde, wo er der Polizei übergeben werden sollte. Dennoch gelang es dem Diebe infolge eines Schildbürgerstückchens seines Begleiters, noch zu entkommen, ohne daß man weiß, wer er ist. Der Transporteur brachte nämlich seinen Schützling anstatt auf die nächste Polizeiwache auf den Bahnhof, wo er ihn mit Rücksicht darauf, daß seine Kleider selbstverständlich durch und durch naß waren, gestattete, sich eine Tasse Kaffee zu leisten, während er allein nach der Polizeiwache ging und promt Meldung von der Festnahme des Diebes machte, der aber inzwischen sein Heil in der Flucht gesucht hatte und auch nicht wieder erlangt worden ist. — Ein schwerer Jagdunfall ereignete sich infolge Unvorsichtigkeit eines Jägers auf Ockrillaer Revier. Dort wurde von dem Jagdpächter, einem hiesigen Kohlenhändler, eine etwa 17 jährige Magd des Gutsbesitzers Schröder derart angeschossen, daß sie die ganze Echrollaüung ins Gesicht, in den Kopf, in beide Arme und die Brust bekam und die Gefahr besteht, daß oas Mädchen das rechte Auge einbüßt. Die Magd war in einem Krautfelde beschäftigt gewesen. Großenhain. Vom zum Kammergut Kalkreuth gehörigen Reiherhof wird geschrieben: Am Sonntag Abend wurde unterhalb des Reiherhofes am rechten Ufer der Neugrabens die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden sie wurde auf Anordnung des Gutsvorstehers vorläufig auf den Reiherhof gebracht. Alter und sonstige Merkmale lasten darauf ^schließen, das der Tote der in Großenhain vermißte Hausbesitzer Günther ist. — Gegen den unglücklichen Schützen, der kürzlich bet einer Nachtfelddienstübung des hiesigen Husarenregiments wider Willen den Unteroffizier Blümke erschoß, ist jetzt eine kriegsgerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Gröditz. Am Dienstag morgen 7 Uhr 10 Minuten entgleiste vermutlich infolge eines Weichendefekts die Lokomotive und ein Wagen des von Elsterwerda auf hiesigem Bahnhofe einpassierenden Güterzugs. Der sofort von Dresden herbeigezogene Rettungszug behob in Kürze den entstandenen Schaden, Verunglückt ist niemand. Mühlberg a. d. E. Der am Montag und in der Dienstag Nacht im Elbtale herrschende starke Sturm hat vielfach Schiffs unfälle zur Folge gehabt, So konnte der am Dienstag Abend hier fällige Personendampfer der S.-B. D.-G. infolge >-s Sturmes und der Finsternis nicht weiter fahren, mußte bei Kretmtz vor Anker gehen und traf erst am Mittwoch früh hier ein. Der große Schlepp dampfer „Wilhelmine" der österreichischen Nord west-Dampfschiffahrts-Gesellschaft ging am Montag früh kurz vor vier Uhr bei Mühlberg total auf Grund. Der Dampfer, welcher vier Schleppkähne im Anhänge hatte, war Sonntag Abend infolge des starken Sturmes im Mühlberger Durchstich vor Anker gegangen und hatte Montag früh 4 Uhr seine Fahrt fort gesetzt. Kurz oberhalb Mühlbergs fuhr der in voller Fahrt befindliche Schleppdampfer plötzlich auf einen im Fahrwasser liegenden Schiffsanker sowie auf einen Eichenstamm und erlitt hierbei schwere Havarie. Der Anker hatte in den Boden des Dampfers ein großes Loch gerissen, durch welches das Master so rapid in den Dampserraum eindrang, daß der Dampfer zu sinken begann und die Mannschaft letzteren unter Mitnahme eines Teils ihrer Habe schleunigst verlasten mußte. Der große Schlepp dampfer sank in kurzer Zeit vollständig in Grund. Glücklicherweise ist schweres Unheil, welches dadurch hätte entstehen können, daß eine Dampfkestelexplosion eintrat, verhütet worden. Gegenwärtig ist ein anderer Dampfer derselben Gesellschaft damit beschäftigt, das Master aus dem gesunkenen Schleppdampfer zu pumpen. Die Hebung des großen Dampfers wird längere Zeit in Anspruch nehmen. An die Unfallstelle war am Dienstag Abend ein Schleppkahn wegen des Sturmes gestellt worden, er hattte den Anker ausgeworfen, doch hatte dieser nicht wieder gehoben werden können. Mittweida. Eine militärische Maffen- speisung wird am Donnerstag auf dem Güter bahnhofe zu Mittweida stattfinden. Gegen wärtig wird ein größeres Gebäude errichtet, welches den umfangreichen Küchenbetrieb auf nehmen soll. Die Truppen, ca. 5000 Mann, sämtlich Angehörige sächsischer Infanterie- Regimenter, treffen mit mehreren Sonderzügen in Mittweida ein und werden nach erfolgter Abspeisung ins Manövergelände befördert. Die ganze Veranstaltung stellt sich als eine verpflegungstechnische Uebung dar. Kleinwaltersdorf. Am Sonnabend ver unglückte auf dem hiesigen Uebungsplatze Major Stark vom 2. Bataillon des hiesigen Schützenregiment. Das Pfec strauchelte c s dem Sturzacker, sank in die Knie und über schlug sich. Der Reiter kam direkt unter das Pferd zu liegen. Er hatte glücklicherweise nur eine A:wverstauchung davongetragen. Leipzig. Der Zehnpfennig-Tarif unserer Straßenbahnen wird nunmehr wiederum die Königliche Kreishauptmannschaft beschäftigen, Bekanntlich beabsichtigten die Gesellschaften den jetzigen Tarif auf eine Strecke bi» zu 5 000 Meter zu beschränken, während da» Fahrgeld für weitere Entfernungen 15 Pfg. betragen sollte. Die Angelegenheit ging durch alle Instanzen, ohne daß sie endgültig ent schieden wurde. Die Königliche Staatsregierung war für «inen Zonentarif mit Höchstpreisen bis zu 25 Pfg. doch sollten dann die Umsteig- karten für beide Straßenbahnlinien gültig sein. Demgegenüber wollten die Gesellschaften da» Straßenbahnennetz in drei Zonen einteilen, eine Gültigkeit der Umsteigekarten für beide Straßenbahnlinien aber nicht anerkennen. Der Rat aber, wie er den Stadtverordneten be richtet, ablehnend entschieden und in einer an das Finanzministerium gemachten Eingabe die Beibehaltung des gegenwärtigen Einheitstarife» als ersprießlich und notwendig bezeichnet. Eine Verteuerung der Straßenbahnfahrten müßte sogar für große Teile der Einwohner schaft erhebliche wirtschaftliche Nachteile zur Folge haben. Auf diese Darlegung haben die Ministerien des Innern und der Finanzen verordnet, daß zunächst die Königliche Kreis hauptmannschaft die grundsätzliche Berechtigung und die Angemessenheit des Anspruches ssder Sn aßenbahngesellschaften auf Erhöhung de» Fahrpreises entscheiden soll. — Die GasthofSbesitzerin Kramer in Mölbis übergab im Dezember v. I. dem aus Höfgen gebürtigen 23 jährigen Lehrer Harry Oberländer ihre Wertpapiere mir der Bitte, die ausgelosten Stücke herauszusuchen. Hinterher vermißte die Frau drei Wertpapiere von je 500 Mark samt Kupons und Talons und bezichtete den Lehrer des Diebstahls. Dieser leugnete hart näckig, allein von der Staatsanwaltschaft hier- selbst wurde nachgewiesen, daß am 2. Fehruar, 2. April und 6. Juli di« Papiere in Leipzig verkauft worden waren und daß Oberländer an diesem Tagen hier war. Das Gericht ge wann die volle Ueberzeugung von der Schuld des Angeklagten und verurteilte ihn zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Meerane. Tiner Verletzung de» Brief- geheimnistes und eines Diebstahls machte sich in Meerane ein 18 Jahre alter Expedient schuldig. Er war mit einem 3000 Mark ent haltenden Geldbriefe zur Post geschickt worden, den er unterwegs öffnete und um einen Hundertmarkschein erleichtert«. Nach der Re klamation des Empfängers de» GeldbriefeS wurde der Diebstahl entdeckt und der leicht sinnige junge Mensch verhaftet. Bei seiner Vernehmung gab er an, den Hundertmarkschein aus Furcht vor Entdeckung verbrannt zu haben. Zwickau. In den hiesigen Gußwerken fand Dienstag vormittag in Gegenwart eine» Vertreters der Staatsanwaltschaft durch das Amtsgericht eine Besichtigung des .von der Unglücksstelle nach den Gußwerken gebrachten Automobils statt, mit dem Obermedizinalrat Dr. Karg verunglückt ist. Die Besichtigung hatte den Zweck, festzustellen, ob und in welchem Umfange jemand an dem Unglücksfalle ein Verschulden durch Fahrlässigkeit trifft. Der verunglückte Geschäftsführer Menz sist noch nicht gestorben, sondern liegt immer noch hoffnungs los danieder. Vom Erzgebirgskamm. Recht zeitig kündigt sich der Winter hier an. Freitag mittag hat es bereits geschneit. Dabei steht vielfach noch der Hafer; diesem und dem Grummt, das noch auf den Wiesen liegt, so wie den Getrcidepuppen wird durch die an haltende ungünstige Witterung sehr geschadet. — Auch für die Kartoffelernte fürchtet man. Lassen schon die weißen Sorten an Quantität zu wünschen übrig, so sind die sogenannten „kleinen Roten" fast durchgängig, wenn nicht ganz abgestorben, doch recht klein.