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Ottendorfer Zeitung. „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dien5tag, Donners- und Sonnabend abends. Lezugsxreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme van Inseraten bt» vormittag 10 Ahr. Inserate werden mit 10 Pf. für dl« Spaltzetl« berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 95. Mittwoch, den 9. August 1905. 4. Jahrgang. Leseholzzeichen bis 14. August 1905 iu Melden. um den Witbois Ist es stehenden zahlreiche umgebracht zu haben, wurde der Schieferdecker Strobel aus Rodewisch verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis zu Plauen eingeliefert. Strobel ist mit seiner Frau in einen ScheidungS- »rozeß verwickelt. An jenem Sonntag, 25. Juni oll Strobel bei den Simonschen Eheleuten ge wesen sein, 'um sich Geld zu verschaffen, seine Bitte wurde ihm jedoch abgeschlagen. Die Fest nahme erfolgte auf Veranlassung der Staats anwaltschaft. Plauen i. V. Am Geschäftshaus der Firma M. Schneider in Plauen stürzte vom vierten Stockwerk ein 25 Pfund schweres Zementstück herab. Dieses traf ein Kinder mädchen und verletzte es schwer. . . Zwecks Ausstellung des Verzeichnisses über Personen die ein Leseholzzeichen für 1905/6 dürfen, wird den Interessenten anheim gegeben sich im hiesigen Gemeindeamte sarken Haufen der Hottentotten zu entwaffnen und zu internieren, ja selbst der auf dem Kriegsfuß deutschen Macht, die an der Grenze Posten und Beobachtungsstationen hatte, zu verhindern nicht gelungen, die Witboileute durch ihre Stationen Bahnhofstraße, den Neumarkt, die Schulstraße, Dresdnerstraße, Töpferstraße u. a. Hausgerät Möbel, Tiere kamen überall angeschwommen. Die Feuerwehr leistete überall Hilfe. Das Wasser kam so schnell, daß an ein Auöräumen uud das trägt wesentlich dazu bei, daß etwa im Publikum auftretende Befürchtungen bald wieder gedämpft werden. So war eS auch der Fall bezüglich der beiden vorher angeführten Affären. Und jetzt hört man sogar, das auch das deutsche Uebungsgeschwader zu derselben Zeit in der Ostsee manövrieren wird wie das englische, wobei eine Begegnung beider Flotten und zwar in freundschaftlichen Sinne im hohen Grade wahrscheinlich ist. So dürfte was ursprünglich wie eine Bedrohung Deutsch lands aussah, in eine Gasterei und Anbrüderung ausgehen uud man braucht bei solchen Gelegen heiten nicht immer gleich an die Seeschlacht bei Navarin zu denken, wo, wie man sagt, die Kanonen von selber losgingen. Den gleichen befriedigenden Ausgang wird der Kameruner Grenzzwischenfall finden, denn Rouvier ist kein Delcastö und gewandt genug, um sich mit Deutschland zu verständigen, ohne die französische Nationaleitelkeit zu verletzen. — Die über raschend gekommene Nückkhr Witbois in das Felögebirge von Gibeon gibt zu denken, be sonders da man aus den früheren Erfahrungen weiß, daß der Genannte ein besonnener und tapferer Krieger ist, auf besten Kopf General v. Trotha eine hohe Prämie gesetzt hat. Mit seiner Rückkunft sind die Früchte eines langen Feldzuges voller Blutopfer Strapazen und Entbehrungen vernichtet. Man war vor einem Vierteljahr schon drauf und dran, Witboi mit seiner ganzen Hottentotten- gefolgschaft gefangen zu nehmen, als es diesen noch in letzter Stunde gelang, über die Kap- grenze zu entwischen. Man wird nun leicht geneigt sein, die Engländer der Vorschubleistung der Hottentotten zu beschuldigen, was aber eine Ungerechtigkeit wäre. Die Handvoll Polizeitruppen, die die englische Regierung an der Grenze unterhält, reicht bei weitem nicht, Später eingehende Bewerbungen bleiben unberücksichtigt. Ottenckork-NorltLÜork, den 1. August 1905. Der Gemeindevorftand. — Am Sonnabend früh versuchte der hier auf der Hohenzollernstraße 4 wohnhafte Kutscher Bergmann seine 34 Jahre alte Gattin mit dem Beile zu erschlagen; er versetzte ihr ungefähr zehn Hiebe auf den Kopf, sodaß die i Frau blutüberströmt zusammenbrach. Die 1 gehörde veranlaßte deren Ueberführung nach >em Krankenhause. Die schreckliche Tat soll Bergmann aus Eifersucht begangen haben, lm Aufkommen der Schwerverletzten wird gezweifelt, Seit drei Tagen lebte Frau Zergmann von ihrem Manne getrennt und sielt sich bei Nachbarsleutan auf, da ihr Mann re wiederholt bedroht hatte. Durch drei Gendarmen wurde Bergmann, der den Mord anschlag gegen seine Frau auf dem Korridor der zweiten Etage des obenbezeichnetem Hauses ausgeführt hatte, unmittelbar nach der Tat verhaftet. Das kinderlose Ehepaar ist seit eichlich vier Jahren verheiratet. Seit drei Wochen war Bergmann arbeitslos, während >ie Frau in der SiemenSschen Glasfabrik beschäftigt war. — In Briesnitz bei Dresden ist am Freitag »er Gemeindevorstand Heber durch die Amts- zauptmannschaft von seinem Amte suspendiert worden. Eisenberg-Moritzburg. Der hier am Mittwoch abgehaltene Vieh- und Krammarkt war nicht so stark wie der Maimarkt besucht. Es fehlten die Landleute aus der Umgebung, die noch mit Erntearbeiten beschäftigt sind. Das Vorgeschäft war ein lebhaftes. Bereits am Sonntag trafen die ersten Koppeln Pferde ein. Kleine Händler hatten schon am Diens tag und Mittwoch ihre Geschäfte mit den Großhändlern abgeschlossen. 443 Pferde, 77 Rinder und 492 Schweine waren zum Markt gebracht worden. Kühe und Schweine wurden zu hohen Preisen verkauft, kostete doch ein Ferkel 15—22 Mark, während vor einem Jahre der 5. Teil bezahlt wurde, was wohl eine Folge des Reichtums an Futter in diesem Jahre ist. Die Krämer machten kein besonderes Geschäft. Meißen. In Herzogswalde wurde in der Nacht zum Montag, wie dem „Meißner Tageblatt" berichtet wird, die Tochter des Bäckermeisters Neumeier aus Mohorn durch einen Stallschweizer von einer Brücke in die Triebisch geworfen. Das Mädchen ertrank. Der Vater des Mädchens wurde von dem Verbrecher durch Schläge verletzt. — Von einer Wasterkatastrophe sind in der Nacht zu Montag infolge wolkenbruchartigen Regens das obere Triebischtal und das Saubachtal heimgesucht worden. Stellenweise wurde im Triebischtal die Höhe der Wasterflu von 1897 die so bedeutende Verheerungen an richtete, überschritten. In Munzig stieg das Master innerhalb 5 Minuten um 1 Meter. Die stärksten Regenmengen fielen am Grillen- burger Walde um Herzogswalde und Helbigs dorf. In Wilsdruff war am Montag vor mittag der ^Bahnhof durch die Wassermasten unzugänglich. Große Wastermafsen über- ' schwemmten das Schiebhaus, den Festplatz, die Grimma. Seit Donnerstag früh hat sich n Grimma der Gattersburgwirt, namens liefe, unter Zurücklassung seiner Familie ent- ernt. Laut eines Briefes, in dem er sich von einer Frau verabschiedet, hat er die Absicht ich nach der Schweiz zu begeben. Zurück kommen werde er nicht wieder. Man nimmt an, daß Riefe etwa 1900 Mark mit sich ge nommen hat. Zittau Große Unterschlagungen hat der n den der Stadt Zittau gehörigen Jonsdorfer Nühlsteinbrüchen angestellte Buchhalter Max Neustadt verübt. Er soll bet eingehenden Geldsendungen die Beträge an sich genommen und die dazu gehörigen Briefe vernichtet haben. Nachdem die Unterschlagungen nicht mehr zu verheimlichen waren, ist Neustadt Freitag nach Bautzen gefahren und hat sich elbst der Staatsanwaltschaft gestellt. Die unterschlagene Summe beläuft sich auf 26000 M. Wechselburg. Durch den um 5 Uhr 0 Min. nachmittags von Wechselburg ab- ahrenden und 6 Uhr 30 Minuten nachmittags n Chemnitz-Hauptbahnhof fälligen Personenzug ist am Donnerstag auf dem Wirtschaftswege von Köthensdorf nach Gornsdorf zwischen den Stationen Markersdorf-Taura und Auers- walde-Köthensdorf ein Geschirr überfahren worden. Der Geschirrführer Welker hat dabei Verletzungen am Hinterkopfe erlitten, während das Pferd one Schaden davongekommen ist. Heidelberg. In einem Anfalle geistiger Umnachtung tötete sich zur Zeit bei seinen Eltern auf Urlaub befindliche Leutnant Süß vom 133. Infanterie-Regiment durch einen Schuß in den Kopf. Der Vater, der ihn von der unseligen Tat abzuhalten versuchte, erhielt mit Aus der Woche. Nervöse oder abergläubische Leute hätten in den letzten acht Tagen leicht zu der Befürchtung gelangen können, daß es hier oder da in den politischen Quergängen zu einem plötzlichen Kurzschluß kommen könnte; die Vorgänge an der Grenze zwischen Kamerun und Franzöfisch- Hongo einerseits — die Ankündigung des englischen Flottenbesuchs in der Ostsee und die daran geknüpften Preßerörterungen anderseits waren sehr wohl geeignet, ängstliche Gemüter zu beunruhigen. Aber auch in der Politik wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und die Diplomatie verbraucht eher ein ganzes Meer von Tinte als einen Tropfen Menschenblut. Dieser Satz ist allerdings nur insofern wahr, als die Ausnahmen die Regeln bestätigen; denn manchmal geht die Sache doch ganz anders,! wie erst von anderthalb Jahren der Ausbruch des japanisch-russischen Krieges gezeigt hat. Es läßt sich nicht verkennen, daß die Reichsregierung die Dinge mit nüchternem Verstände und nicht mit Leidenschaft auffaßt, »en Revolver einen heftigen Schlag gegen den Kopf, sodaß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Rodewisch. Unter dringendstem Verdacht, nicht zu denken war. Viele Wohnungen stehen unter Master. Der Schaden ist beträchtlich, »ürfte aber infolge der nach 1897 getroffenen Maßnahmen hinter dem dieses Jahres zurück bleiben. jindurchschlängelten und ihre alten Wohnsitze m Felsgebirge wieder einnahmen. Nun kann der blutige Tanz mit ihnen von neuem »eginnen. Das Reich hat bisher so ziemlich )as Doppelte von dem für die Strafexpedition nach Deutsch-Südwestafrika verbraucht, was die ganze Kolonie im günstigsten Falle wert ist. Aber von solchen Krämergesichtspunkten darf sich eine Großmacht nicht leiten lasten, wenn sie eben nicht darauf verzichten will, eine Großmacht zu sein. — In New Jork sind jetzt die Friedensbevollmächtigten Rußlands und Japans eingetroffen. Der japanische Herr Sato hat dabei einen neuen wunderbaren Beweis von der Anpassungsfähigkeit seiner Nation an die europäische Kultur gegeben Herr Witte hat sich nämlich in der allzu bekannten russisch-großm — ännischen Weise über die Lage Rußlands ausgesprochen. Herr Sato bezeichnete diese Aeußerung als einen „bluff". Was heißt das? Rasch das Wörter buch zur Hand! Da finden wir: „KIM: derb, plump, barsch, steil." Das paßt aber doch alles nicht so recht. Was mag es also be deuten? Richtig, da fällt uns ein Hasardspiel mit Reizen ein, bei dem derjenige einen „bluff" macht, der eine nichtssagende Kartenzusammen stellung hat, beim Reiz seine Mitspieler glauben macht, er habe wunder was in der Hand, sie dadurch zum Pasten veranlaßt und somit auf schelmische Weise das Spiel gewinnt. Die sinngemäße Uebersetzung von „bluff" würde also bedeuten: „Viel Geschrei und wenig Wolle". Das Spiel aber, in dem mit dem „bluff" manipuliert wird, heißt „Pokern" und hat in Oldenburg das merkwürdige Glück, nicht als Hasardspiel betrachtet zu werden. Der kluge Herr Sato! Vrrttiches und Sächsisches. Vttendorf.Vkrilla, 8. August ?ao5. -- Am gestrigen Nachmittag geriet der Gutsbesitzer L- in eine im Betrieb befindliche , Dreschmaschine und zog sich eine derartige > Quetschung zu, daß derselbe sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — In der Nacht zum Sonntag entluden A über die hiesige Gegend verschiedene Gewitter von großer Heftigkeit. Das Toben "er Elemente erreichte um */,8 Uhr seinen Höhepunkt; Blitz folgte auf Blitz, so daß lange Mt die Gegend fast ununterbrochen wie in Feuermeer getaucht schien. Gleichzeitig mit ör» elektrischen Entladungen ging ein wolken- fruchartiger Regen nieder. Gewitter von Wer Gewalt wie in der vorvergangcnsm ^ucht zählen bei uns glücklicherweise zu den faßten Seltenheiten. Nach 3 Uhr hatten die Zemente hier auögetobt. Schon am Sonn end Nachmittag von 6 Uhr an machten sich in die 10. Stunde hier Gewitter mit Mengüsten bemerkbar. Am Freitag und Sonnabend war es furchtbar heiß gewesen, Schien stieg das Thermometer bis über uv Grad Celsius, sodaß man die Abkühlung Wohltuend empfand. Im allgemeinen hatte Sonntag einen regnerischen Charakter; in "Er 9. Stunde setzte sogar ein ergiebiger Land- EE8en ein, der die ganze Nacht imit kurzen Msen angehalten hat und auch noch am Montag mit Unterbrechungen fortdauerte. Die sächsische Negierung erwägt neuer- die Frage der Feuerbestattung endlich. Mich in mehr wohlwollender Weise. Obwohl ^e Erste Kammer eine Petition um Ein- Mung der Feuerbestattung im Gegensatz zur Weiten Kammer auf sich hatte beruhen lasten, M jetzt eine zweite Petition bei einer großen Mahl Stadtgemeinden Anklang gefunden; M da auch in der letzten Landessynode Kimmen laut geworden sind, die sich nicht Mz schroff zu dieser Frage stellten, so ist an- Mhmen, das die Petenten wenigstens einiges Zeichen werden. Die rasch anwachsende Möllerung, das Steigen des Grund- und ^odenwertes, die geläuterten hygienischen griffe — alles drängt dazu, die langsame ^rwesung in der Erde durch die schnellere Mr Zuhilfenahme des Feuers zu ersetzen, Dresden. Einen unerwarteten Ausgang Mm am Mittwoch eine vor der Strafkammer A hiesigen Kgl. Landgerichts anstehende ^gesache des Reiseschriftstellers Karl May in Mebeul gegen den Herausgeber und verant- Artlichen Redakteur der hier erscheinenden Wochenschrift „Sachsenstimme" Rudolf Lebiuö " Dresden wegen Beleidigung, Der An- ^lagte war in dieser Sache vom Kgl. Amts- ö'kichl bereits zu 30 Mk. Geldstrafe oder l Tagen Gefängnis verurteilt worden. May ^8>e jedoch gegen dieses Urteil Berufung ein. ? die Strafe zu mild sei. May hatte aber Glück, Lebius wurde kostenlos frei- Mrochen, da er in Wahrnehmung berechtigter Merestkn gehandelt und die Absicht der Mdigung gefehlt habe. Der im Vorort Operplanitz auf Besuc i Edlich gewesene Schutzmann des Dresdner /MlsahrtSpolizeiamiss Rohleder hat sich daselbst Erschießen entleibt. angelegt das Simonsche Kind aus Reichenbach i. V.I daß sich