Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 13.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190508136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-13
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.08.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
fern. !i Sprember^ Leben kosi^, idete hcffmiv/ ;te in Deniss' Die rmtV mldfragc vs über die iss Schweif r durch üd tragen M :ch seine hn^ m 64. Leben» ben. Grasen Pu^ tlassungsa^ offenen K-nN°« -t wird, A oorden. n Donners!» SngniS zn "ff nittags § M n ihn weg^ er Stra^anM! gewiß > ihrer > mg ui^ > ihrer Aj-N i dem pfe dav °al^-> -t emgetz^ mngste Ausbruch-,^ ay s. Mrrn^iN ren oder einfach^ d>< hmen. n S ru>E des Landra» in der baten, der ns ^biet ein )er ein rhaitete GZ russische 2 che beiiv-h^ rt Rubel A hat . dieser a HitzE! »er des Obisfelde, otivsührer, A af der M-E leise von.d^ heraus^ ernswerteN N ll-s hi-l- iiefterhor^ , u? . seinem^ besten setzt«^ ahrt bis istand des ! Anlak. j xrallschwe'^ rfe Marl^ i Dame« Geistliche-A g betrug lerle an " t-ich zu t würde- - und ine A aßte vor rd eS schlenA weizer rk glücklich en des 4-^ zwei "S den rere Nadias iss L ? Die E ngen Seichenfl-H ngen »er Raub!« rmutlich i^Ä ist in -H» rkommeu- , en einer !^ 'sumsti^ K? rnoch.dre^ ihrer h verindA -1 -m e-nA^ um ein rwaitet 'SS « ,»r aU°al Estre mrst««ige Wette ging in Glückstadt st« Hafenarbeiter ein. Er wollte einen an word deS Dampfers „Ruskinn" befindlichen Mgen Löwen herunterholen und in eine Wirt» Ms! bringen. Der vbermüttge mußte aber mn Vorhaben aufgebeu, nachdem er von dem Tiere arg zugerichtet worden war. «ine seltsame Pfändung hat vor einigen Tagen der Gcmeindesteuereinnehmer eines Ortes wi Kreise Merzig angeordnet. Einem Schreiner- Weister, der seine Steuern nicht bezahlt hatte, wurde ein Sarg in Auftrag gegeben. Der Ge- weindssteuereinnehmer hatte nichts Eiligeres zu tu», als den Exekutor zu beauftragen, nach Fertigstellung des Sarges diesen sofort zu Maden. Der Bürgermeister verhinderte noch M rechten Zeit die Ausführung dieses Pfän dungsbefehls. Eine« fast völlige« Ausfall der Most- Obsternte hat in diesem Jahre Württemberg zu Klagen. Dies geht hervor aus einer Bekannt machung des württembergischen Obstbauvereins, daß die geplante Obstbauausstellung auf das Wste Jahr verschoben werden müsse. Empfindliche Kälte ist, wie aus München gemeldet wird, plötzlich im bayrischen Hoch gebirge eingetreten. Von der Zugspitze werden «2 Zentimeter Neuschnee gemeldet. Ein Gutes bat wenigstens dieser Wetterumschlag dadurch, daß die drohende Hochwassergefahr in Südbaysrn »efekigt ist. Während des Gebetes vom Blitz er schlagen wurde in TupuS bei Pilsen der Grundbesitzer Franz Halik. Er kniete während stnes heftigen Gewitters mitten in der Stube nieder und betete. Ein Blitz schlug in das haus, tötete den Mann, betäubte seine Frau Nnd verlöschte das Licht. AlS die Gattin zu ach kam und Licht machte, wurve sie erst das Vorgefallene gewahr. Sie war, als sie ihren Nann, der noch in kniender Stellung mit ge lenktem Haupte regungslos verharrte, leblos Vor land, der Verzweiflung nahe. Explosion in einer Apotheke. In Brod (Ungarn) fand in der Apocheke eine Explosion statt. Der betreffende Apotheker wurde getötet, bas Laboratorium vollständig zertrümmert. wmde er Steuererheber; bei seinen Gängen beobachtete er mm, daß nur wenige Menschen auf der Straße auf daS Trottoir sehen, und daß es daher so selten bemerkt wird, wenn jemand etwas verliert. Er stellte sich mm in der Nähe der Bahnhöfe und der großen Ver waltungsgebäude, wo viel verloren wird, auf und hielt sorgfältig Umschau; sobald er nun sah, daß ein Gegenstand unbeachtet zu Boden fiel, hob er ihn auf und gab ihn dem Verlierer zurück. Natürlich erhielt er regelmäßig seine Belohnung, und dieser Fall wiederholte sich so oft, daß er bequem zu seinem guten Ver dienste kam. Ei» Riesengorilla Schon zu wiederholten Malen war berichtet worden, daß am Oberlauf deS Schneider vom 4. Westpreußischen Infanterie-Regi-1 ment Nr. 140. Kurze Zeit nach seinem Dienstantritt . im Dezember 1902 war der Angeklagte auS seiner , Garnison Jnowraflaw desertiert. In Posen gab er Uniform und Waffen preis. Von dort fuhr Sch. nach Berlin, und nachdem er hier einige Monate alle möglichen Diebstähle verübt hatte, gab er eine „Gastrolle" in Kopenhagen. Nachdem er die wohl verdiente Strafe dort verbüßt hatte, wurde er auS Dänemark nach Deutschland wieder abgeschoben. Er wandte sich nun wieder nach Berlin und bildete sich in der deutschen Reichshauptstadt zu einem der ge fährlichsten Fahrrad- und Paletotmarder heraus. Nachdem der Fahnenflüchtige zwei Jahre hmdurch sein Unwesen getrieben hatte, ereilte ihn das Schicksal. Er wurde verhaftet und eS stellte sich nun heraus, daß Sch. die Diebstähle unter dem falschen Namen Rudi Werner verübt hatte. In Tum bifenbabnunglück in LngoiftaÄt. Ein schwerer Eisenbahnunfall deS Kölner v-ZugeS in Ingolstadt ereignete sich im dortigen Nordbahnhof am Freitag abend um 11 Uhr. Der um 11 Uhr 20 Minuten in München fällige Kölner V-Zug hatte eine Stunde Verspätung, die der Lokomotiv- sthrer wieder einholen wollte, weshalb er mit ver stärkter Geschwindigkeit fuhr. Kurz bevor der Zug den Bahnhof Ingolstadt passierte, sprang ein Wagen auS dem Gleise, wodurch der ganze Zug umge worfen wurde, über die Lokomotive wurden der Tender-, Pack- und zwei Personenwagen sechs bis acht Meter weit fortgeschleudert. Laut amtlicher Meldung wurden der Lokomotivführer Knörschild und der Heizer Riebt sofort getötet, der Zugführer Möhler aber schwer verwundet. Von Bediensteten sind ferner sechs, von Passagieren 13 leicht verletzt. Sie wurden in Ingolstadt verbunden und mit den Frühzügen nach München gebracht, wo sie von einer SanitätSkolonne mit drei Ärzten in Empfang genommen wurden. Ein Sträfling als russischer Beamter. 3n Lodz ist der sensationelle Fall passiert, daß «in dortiger Beamter für besondere Aufträge beim Gouvernem von Petrikau, mit dem angeb lichen Namen Kastelew, verhaftet wurde, da er «ls ein von der Insel Sachalin entlaufener Sträfling erkannt wurde, der wegen Mordes lonhin verbannt war. Seit 18 Monaten hatte er obigen Posten inne. Er wies beim Antritt dorzügliche Legitimationen vor sowie ein Zeugnis «ber Absolvierung der Universität. Während der ganzen Dienstzeit erwies er sich als ein 'ehr gebildeter Mann von guter Erziehung und ^engster Pünktlichkeit. Als er sich dieser Tage '« Dienstangelegenheiten nach Warschau begab, dulde er dort erkannt als der Sträfling Michailow. Zweifelsohne hat er den richtigen Kastelew, der vor zwei Jahren spurlos ver» ichwand, ermordet und sich dessen Papiere an- ß°cignet. Neue sensationelle Enthüllungen über diesen Fall dürften folgen. Ein heldenhafter Lokomotivführer, der üinen Posten nicht verließ und dabei sein Eigenes Leben opferte, rettete den Expreßzug b°N Atlantic-City, der sonst ins Meer gestürzt Mre. Die Arbeiter, die einen neuen Signal- ^enst einrichteten, hatten die Weichen offen ge- Men. Der Heizer des heranbrausenden Zuges, der dies bemerkte, sprang ab und entkam un- dersebrt. Der Lokomotivführer aber zog sofort d>e Notbremse und mü der Hand am Hebel ürzle er mit der Lokomotive und dem Tender u> die Bucht. Der Zug war aber so weit zum Alten gebracht- daß nur noch der nächste ^agen, in.dem sich ein Pferd befand, über Eem Wasser hing. Die Reisenden blieben alle ^verletzt. Ein eigenartiger Berns. In Chicago «bi ein Mann, der seit zehn Jahren im Durch- Mitt etwa 20 Mk. jedenTag auf höchst eigen- ?U>ge Weise verdient. Er war ursprünglich Buchhalter, mußte aber, da er lungenleidend Ar, diesen Beruf aufgeben, sich einen andern s "Men, in dem er mehr Äewegung Halle. So I Lom und des Sanga in Kamerun riesige Affen ge sehen worden wären, die sogar Karawanen ange griffen haben sollten. Wenn diese Berichte bisher allerhand Zweifeln begegneten, so find sie jetzt durch zwei Photographien bestätigt worden, Vie Eugene Bruffaux der französischen Zeitschrift ,La Nature' übersandt hat und die in dieser veröffentlicht werden. DaS abgebildete Tier, das die Prüfung des Kopfes und besonders deS Schädels, deS Gesichtes und der Ohren als einen Gorilla erkennen läßt, unterscheidet sich jedoch von dem G'rilla, den man am Gabun trifft, durch seine riesige Größe. Es maß nicht weniger als 2,30 Meter, und der aufrecht sitzende Kadaver erreichte die Größe eines stehenden Eingeborenen. Es wurde in der Nähe von Oueffou, dem Haupt ort am mittleren Sanaa, getötet und gehörte zu einer Bande von drei Tieren, deren Fußspuren man deutlich unterscheiden konnte. DaS Tier war auf der Brust und auf dem Bauche fast nackt, während seine Schultern und seine Schenkel mit dichten und langen Haaren bedeckt waren. Die Schulterbreite betrug 1,10 Meter und die rechte Hand wog allein 2Vz Kilogramm. Man brauchte nicht weniger als acht schützen, um den halb zerlegten Kadaver des Riesen zu der Residenz zu schaffen; er wog 350 Kilogramm. DaS Tier weist auch, abgesehen von seiner Größe, noch einige bemerkenswerte Unterschiede von den Gorillas am Gabun auf. GericktskaUe. Berlin. Im MilitärgerichtSgebäude in ber Lehrlerstraße herrschte am DienStag ein ungewöhn lich reges Leben und Treiben. Wandelgänge und Zeugsnzimmer waren mit Zeugen angefüllt. Zum größten Teil waren eS die Opfer eines gefährlichen internationalen Fahrrad- und Paletotmarders, sowie Pfandleiher, Gastwirte und Kriminalbeamte. Sie alle waren erschienen, um gegen einen fahnen flüchtigen Musketier, der während einer mehrjährigen Desertion zahllose Diebstähle und Betrügereien verübt hatte, auSzusagen. Einer äußerst lang wierigen Voruntersuchung hatte es feiten» deS Kriegsgerichts der 1. Gardedivision bedurft, ehe daS Hauptverfahren über den schweren Verbrecher eröffnet werden konnte. ES handelt sich um den 23 jährigen ehemaligen Kellner und jetzigen Musketier Fritz der Verhandlung gab der Verbrecher nur zu, fahnenflüchtig geworden zu sein und einen einzigen der Fahrraddiebstähle begangen zu haben. Seine Truppe will er deshalb verlassen haben, weil er sich zu schwach zum Dienst fühlte. Trotz der stets be lastenden Zeugenaussagen — es waren 51 Zeugen aeladey — leugnete der dreiste Dieb unentwegt. Nach achtstündiger Verhandlung konnte daS Urteil über den Angeklagten gefällt werden. Es lautet auf 3 Jahr Gefängnis, 4 Jahr Ehrverlust uud Ausstoßung aus dem Heere. A Lerliner^umor vor Gericht, Die Rache des Exmittierten. Herr Schweizer wohnte als „möblierter Herr" bei der Witwe W. Eines TageS hat ihn Frau W. aber plötzlich an dis frische Luft gesetzt, wofür Schweizer sich in origi neller Weise rächte. Vors.: Angeklagter, es wird Ihnen zur Last gelegt, gegen die Witwe W. einen groben Unfug verübt zu haben. Stimmt das? — Angekl.: Nee. Ick bin mir keenen Unfug bewußt. — Vors.: Sie bestreiten also ganz entschnden die in der Anklage geschilderte strafbare Handlung? — Angekl.: Jawoll. Janz entschieden I — Vors.: Nun, wir wollen mal hören, welche Beweise Frau W. gegen Sie vorbringt (zum Gerichtsdiener): Die Zeugin W. soll cintreten. — Zeugin W. wirft dem Augeklagten einen giftigen Blick zu und breitet auf dem Zeugenfisch ein wenig appetitlich auSsehendeS großes Stück Papier auS, in das augenscheinlich etwas Fettiges eingewickelt gewesen ist. — Vors.: Was legen Sie da auf den Tisch? — Zeugin: Det iS det Papier, wodrin det bewußte Korpus konflikti injspackt war. — Vors. r Was hat Ihnen der An geklagte angetan? — Zeugin: Eene Jemeinheit: Am Dage vor de Tat habe ick jesagt, er soll innerhalb vierundzwanzig Stunden ziehen, weil er zwee Monate keene Miete nich bezahlt hatte und alle Nächte besoffen nach Hause kam. Am andern Dage hatte ick meinen jewöhnlichm Mitwochkaffee, zu den sich immer eene Anzahl Freundinnen bei mir infinden, um det Neueste auS de Nachbarschaft zu besprechen. Schweizer zaoÄ jsjen Mittag aus. Er mochte etwa eene ha«be Stunde wej sind, als et plötzlich in meine Stube anfing fürchterlich zu stinken. Ick riß det Fenster uff — aber et half nischt, der ungewöhnliche Jeruch wmde immer schlimmer. Ich dachte, det sich vielleicht eene Katze injeschlichen hätte und leuchtete die janze Wohnung ab, fand aber nischt. Als ick in meine Stube zurückkehrte, wär' ick beinahe umiefallen, so doll wm der Jeruch jeworden. Inzwischen kamen meine Jäste. Eene nach die andre entsetzte sich, wenn sie zur Düre rintrat: „Ach die Luft!" — „Nein dieser Jestank! — „Pfui der Jeruch I" — Ick war eene Ohnmacht nahe. Jemeinschaftlich durch- suchten wir die janze Wohnung, ohne det Rätsel lösen zu können. Im Jejenteil et wmde immer schrecklicher. Eene Dame wollte schon die Feuerwehr alarmieren. Ick rannte zum Hauswirt, der,mit'n Portier erschien und ebenfalls die Wohnung ab schnupperte. „Hierl" schrie der Portier uff eenmal, „hier iS et l Et kommt vom Ofen runter jestunkenl" Richtig, so war et; uff eene Leiter stiej der Portier ruff und beförderte mit die Feuerzange een Paket runter, det zwm keme Kinderleiche, wie wir fürchtete«, enthielt, aber een Dutzend alte madije Käse, die eenen schrecklichen Duft ausströmten. Schweizer bat den Käse ruff praktiziert, während ick einholen jejangen war. In seine Stube fand ick dieset Stück Papier. — Der Gerichtshof erachtete dieses Papier zur Überführung nicht für ausreichend und sprach den Angeklagten frei. Gemeinnütziges. Honig als Heilmittel. Ehe man den Zucker kannte, war der Honig das einzige Mittel, die Speisen zu versüßen, sowie geringere Weinsorten zu veredeln. In der Medizin hat er schon bei den Römern seine Verwendung, sowohl bei den inner« als bei den äußern Krankheiten gefunden und findet ste noch heute. Honig befördert die Verdauung, wirkt schmerz stillend, erweichend, verdünnt das Blut, hat eine gelinde, abführende Kraft, belebt Brust und Lungen und findet vielfache Anwendung in der Chirurgie. Um Tintenflecke ans der Wäsche z« entferne«, ohne die letztere anzugreifen, ver mengt man Benzin mit heißem Essig in einer Tasse uud legt die befleckte Stelle fünf bis zehn Minuten hinein, sodann gibt mm das Stück wie gewöhnlich zum Waschen. — Ein andres Verfahren, Flecke ms Büchern, Kleidern, Wäsche zn entfernen, ist, wenn man dieselben mit Wasserstoffsuperoxyd, das etwas Salmiakgeist enthält, wiederholt betupft und alsdann am Lichte trocknen läßt. Reinigung vo« Atlasschnhe«. Um Flecke an rosa, blauen und weißen Ballschuhen, nament lich an den Spitzen der Schuhe, zu entfernen, tauche man ein Bäuschchen Watte in warmen Spiritus und reibe damit die schmutzigen Stellen ein, worauf mit einem trockenen Wattebäuschchen nachgerieben wird. Kuntes Allerlei. Ein höherer Offizier hatte sich zum An- tritt seines Urlaubs, da das bestellte Zivilbein kleid nicht pünktlich geliefert war, die Biese seiner Uniformhose kurzerhand von seinem nadel- gewandten Burschen mit einem schwarzen Bande übernähen lassen. So konnte er ohne weiteres seine Spazierritte im bürgerlichen Gewände fortsetzen. Der Offizier beschloß indessen unter wegs, da der aufgesetzte Zivilstreifen doch nicht so ganz glatt verlief, diesen und zugleich auch die rote Biese durch einen Schneider entfernen zu lassen. Der wackere Meister führte die Arbeit ebenso schnell wie gut und billig aus, und ebenso kurz und bündig lautete seine Rechnung: „AuS ein Paar Hosen den Militaris mus entfernt — 25 Pfennige/ Menschenfreundlich. Sie: „Der Bettler, der eben da war, tat mir recht leid!" — Er: „Hast du ihm etwas gegeben d" — Sie: „Das gerade nicht; aber ich hab' die Türe gleich wieder zugemacht, damit ihm der Bratengeruch aus unsrer Küche nicht zu lange um die Nase streicht/ Ironie. Freund (zu einem großen Pantoffel helden): „Nun, haben Sie Ihre liebe Gattin nicht mitgebracht? . . . Recht so l Der Starke ist am mächtigsten allein!" (,M«ggmd.^ Gena« «ach Wunsch. Kunde: „Wenn mir nun der Wein nicht schmeckt?" — Wein- , reisender: „Dann wird er selbstverständlich — ' geändert/ oLust. sci Arülteten Finanzen ins Gleiche zu bringen, ^tblütig hatte Nina geantwortet: „Wer nicht ^gt, der nicht gewinnt, Mutter. Verbrauche Elken Teil des Kapitals. Bedenke doch, ^Ae Schönheit ist mein Vermögen, das mit '/em Jahre mehr zur Neige geht. Halte noch M paar Monate aus, es muß mir glücken, dam ist dein Alter gesichert/ Wie immer die Mutter nach; man blieb in dem teuren Meort, wenn auch in dem bescheidensten ^mbchen des Hotels erster Klaffe, und dies- U schien Fortuna der schönen Nina ihre Wunsche zu erfüllen. An demselben Tage saß sie zu Tische neben großen, breitschultrigen Herrn, mit gelb- Um Gesicht, schwarzen Augen und schwarzem ^ar, welchen die Kellner mit besonderem Re gelt bedienten. j. „Ein Jude/ war Ninas erster Gedanke, Nem sie ihrem Nachbar einen prüfenden ?Menblick zuwarf. „Und ei» reicher Jude," "folgte der zweite Gedanke schnell dem ersten, N sie die Solitäre an seinen großen, weißen Angern erblickte und daS ausgesucht höfliche Nehmen der Kellner gegen ihn bemerkte. In doppelter Hinsicht hatte sie daS Richtige hoffen. Baron Jbraim Bernheim war ein und reich, selbst nach Bemessung von /Uten, deren Maßstab ein höherer war als den Miß Nina Eigen anlegte. c Baron Bernheim zählte in seiner Art zu . u berühmten Männern; als Bankier groß in A Börse, als Geldverleiher angesehen im /ehe der Aristokratie, als Kunstkenner und Ulllttiebhaber hochgehalten unter den Künstlern. Ritt wildem Ehrgeiz erfüllte sich Ninas Herz, als ste des Barons Blicke bewundernd auf sich mhen fühlte. Warum sollte ste nicht diese Juwelen tragen, deren Glanz jeden zu blenden schien, der sich dem Besitzer nahte. Allerdings, der Mann selbst mußte mit in den Kauf genommen werden. Man konnte ihn weder schön noch angenehm nennen in seiner etwas affektiert vornehmen Manier. Dennoch war er nicht unpräsentabel; sein Auge verriet Klugheit und Welterfahmng, und — er war sehr reich. Es galt, die Eroberung zu ver- fuchen. Freilich das war keine kleine Aufgabe, ein Mann, der in seinen Verhältnissen, im Alter von vierzig Jahren, unvermählt war, mußte große Ansprüche in der Wahl seines Weibes machen. Allein Ninas Meinung von ihren eigenen Reizen war keine geringe. Zudem glaubte ste in jenem ersten Blick Baron Bern heims gelesen zu haben, daß ihre zarte Schön heit einen Eindruck auf ihn mache, und diesmal täuschte ste sich nicht. Von dem Augenblick an, wo Jbraim Bern heim seine schwarzen Augen aus Nina Eigen zum erstenmal niedersenkte, fühlte er ein Interesse für ste. Er wunderte sich über sich selbst. Wie viele schöne Mädchen hatte er in seinem Leben gesehen und gewissermaßen be wundert; aber nicht eine hatte einen so eigen tümlichen Reiz auf ihn ausgeübt, wie diese Blondine. Er wurde nicht müde, die regel mäßigen Linien ihres Profils, ihren fein- geformten Kopf, die milchweißen Wangen mü dem Hauch vom mattesten fltosa, die kühlen, klugen blauen Augen, die anmutige Gestalt au- zuschauen. Sie kleidete stch zu dieser Zeit stets in Weiß, damü ihre Toilette nicht in zu starkem Kontrast mit dem Trauerkostüm der Mutter stehe, und diese Gewandung hob in Baron Bernheims Augen die edle Schönheit des Mädchens, das er bald scherzend sein Eismädchen oder seine Schneekönigin nannte, und dessen Bild ihn binnen kurzer Zeit zu seinem eigenen Erstaunen verfolgte, wo er ging und stand. Täglich war Baron Bernheim der Tischnachbar der schlanken Engländerin, täglich wuchs seine Bewunderung sür sie. „Mein Eismädchen in schwarzem Samt und Brillanten, oder in Lasurblau mü Perlen!" So murmelle er eines Tages vor sich hin, als er nach der Tafel eine Zigarette in seinem Zimmer rauchte. „Ich werde sie heiraten müssen, sei es auch nur um den Effekt zu studieren, welchen die verschiedenen Farben auf ihre Schönheit üben." Er lächelte, indem er sich in diese Ideen vertiefte. „Ja, sie ist vollkommen, einzig in ihrer Art, wie es für meine Gemahlin ge ziemt/ Es schien, als ob alles, was andre Be wunderer Ninas zuletzt zurückgeschreckt hatte, io Baron Bernheims Äugen ihren Reiz er höhte. Nicht nur die stets gleichmäßigen, ruhigen Bewegungen ihrer Glieder, nicht nur der klare Ton ihrer Stimme, die unerschütterliche kühle Ruhe ihres Wesens entzückte ihn. Nein, auch die bittere Wellverachtung, der Zweifel au aller menschlichen Herzensgüte und Selbstlosigkeit, welchen sie unumwunden aussprach, ihre Armut, die er in ihrer stolzen Art durchschaute, alles, alles erschien ihm in verklärendem Licht. Aber, obwohl er seine Verehrung für die junge Dame bei jeder Gelegenheit zeigte, ob wohl er in Gedanken sie als seine zukünftige Gemahlin bettachtete, obwohl Nina stch seiner Neigung sicher fühlte: das entscheidende Wort war noch nicht gesprochen, als Mrs. Murray ihm eines Nachmittags mitteilte, daß sie ge denke binnen wenigen Tagen nach England abzureisen. Nina hatte der Mutter die Worte in den Mund gelegt, und beklommenen Herzens er- Watteten nun beide Frauen die Wirkung der selben auf den Baron. Dieser rieb sich vergnügt die Hände, indem er mit einem vielsagenden Blick auf Nina sagte: „Das nenne ich ein freundliches Walten Fortunas, MrS. Murray. Ich trete gleichfalls meine Heimreise nach London in nächster Woche an. Da erlaube ich mir den Damen meine Dienste als Reisemarschall anzubieten." So trat man die Reise nach England ge meinschaftlich an. Nie zuvor hatte Nina mehr Anmut und Liebenswürdigkeit entwickelt, als auf dieser Überfahrt. Aus ihren blauen Äugen leuchtete dem Baron zuweilen ein Feuer ent gegen, dessen er sie nicht für fähig gehalten hatte, und ihm war es gelungen, dies Feuer zu entzünden, das fühlte er mit stolzer Genug tuung. irch er (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)